Fruchtfliegendompteur Fruchtfliegendompteur - eBook-Ausgabe
Geschichten aus dem Leben und andere Irritationen
„Herr der Kurznachrichten“ - Tagesspiegel
Fruchtfliegendompteur — Inhalt
„Dieses Buch wird die Welt verändern. Oder Sie einfach nur zum Lachen bringen.“ Jan Böhmermann über Fruchfliegendompteur
Christians Welt dreht sich ein ganzes Stück zu schnell. Ihm ist schwindelig. Wenn er bei Google „andauerndes Schwindelgefühl Grund“ eingibt, ist „Hirntumor, nur noch drei Wochen zu leben“ noch eine der optimistischsten Diagnosen. Der Rat seines Arztes beschränkt sich allerdings darauf, weniger zu arbeiten, seltener vorm Bildschirm zu sitzen und nicht dauernd auf das Smartphone zu starren. Als Teil der Generation „Ich darf jetzt nicht krank werden“ und „Ich melde mich später noch mal“ kommt das aber für ihn nicht infrage ... Christian Huber berichtet über unsere Zeit und ihre Menschen so amüsant wie treffsicher.
Leseprobe zu „Fruchtfliegendompteur“
Google Besserung
Ich habe ein Problem. Das glaube ich zumindest. Vielleicht ist „Problem“ aber auch der falsche Ausdruck. Ich bin kein Mediziner. Aber „Leiden“ klingt schon wieder so weinerlich, und es „eine Qual“ zu nennen, ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Und ich übertreibe nicht, wenn es um meine Gesundheit beziehungsweise um eine vermeintliche, eventuell schwere Krankheit geht. Ich bin ein Mann und kann einiges ab.
Doch seit etwa einem Monat habe ich ein mal etwas stärkeres, mal etwas schwächeres Schwindelgefühl. Ein bisschen so, als würde [...]
Google Besserung
Ich habe ein Problem. Das glaube ich zumindest. Vielleicht ist „Problem“ aber auch der falsche Ausdruck. Ich bin kein Mediziner. Aber „Leiden“ klingt schon wieder so weinerlich, und es „eine Qual“ zu nennen, ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Und ich übertreibe nicht, wenn es um meine Gesundheit beziehungsweise um eine vermeintliche, eventuell schwere Krankheit geht. Ich bin ein Mann und kann einiges ab.
Doch seit etwa einem Monat habe ich ein mal etwas stärkeres, mal etwas schwächeres Schwindelgefühl. Ein bisschen so, als würde sich das Sichtfeld zu einem schwammigen Tunnel verengen und langsam nach hinten kippen, während man in einem abstürzenden Fahrstuhl in atemberaubender Geschwindigkeit einen stickigen Schacht hinunterrast.
Nur nicht ganz so schlimm.
„Das Wetter! Sicher bist du wetterfühlig“, habe ich am Anfang gedacht. Das liest und hört man ja ständig. Alte Menschen spüren in den morschen Knochen, wenn das Wetter umschlägt und der Körper auf jede noch so marginale Klimaveränderung reagiert. Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme. Wenn die wulstige Kriegsnarbe im Bein zieht, wird es morgen wieder drückend schwül von der Westfront her. Nun war ich nie im Krieg, und im eigentlichen Sinne alt bin ich mit dreißig auch noch nicht. Schwül war es die letzten Wochen ebenso wenig gewesen. Eher heiß. Sehr heiß. Keine Wolke am Himmel. Jahrhundertsommer!
Mein Unwohlsein musste also eine andere Ursache haben.
Das für den Menschen lebenswichtige Vitamin D erhält der Körper zum größten Teil durch Sonneneinstrahlung direkt über die Augen. Etwa 45 Minuten soll man sich draußen aufhalten, um den täglichen Bedarf an Vitamin D zu decken. Möglichst ohne Sonnenbrille. Generell kein Problem in einem Jahrhundertsommer, aber um hier auch wirklich nichts dem Zufall zu überlassen, lag ich jeden Tag etwa drei Stunden in der prallen Sonne und starrte in den Himmel. Das Wetter konnte also ebenso wenig der Grund für meinen Schwindel sein.
„Vielleicht ernähre ich mich nicht ausgewogen genug!“, war mein nächster Gedanke. Stichwort Mangelernährung. Werden dem Körper nicht alle nötigen Nahrungsbestandteile zugeführt, kommt es zu mitunter massiven Beschwerden. Das lernt man schon in der Grundschule. Leider ernähre ich mich recht gesund. Schon zum Frühstück esse ich eine große Portion Obst und Gemüse. Also, genauer gesagt: Vitaminpillen. Obst und Gemüse schmecken mir nicht sonderlich, und warum soll ich meinen Körper mit etwas quälen, was mir nicht schmeckt, wenn ich über 250 Prozent meines täglichen Bedarfs an Vitaminen auch mit fünf geschmacksneutralen Tabletten und bunten Geleekapseln decken kann?
Mittags und abends gibt es dann überwiegend helles Fleisch. Wenn ich koche, achte ich immer darauf, möglichst hochwertige Zutaten zu verwenden und gleichzeitig meinen Geldbeutel zu schonen. Denn Gutes muss nicht immer teuer sein, und wenn Hühnerbrustfilet zu zwei Euro das Kilo im Angebot ist, kaufe ich schon mal auf Vorrat. Hier stimmen der Preis und die Qualität. Da vertraue ich den Lebensmittelkontrollen in unserem Land blind, schließlich sind eine Deutschlandflagge und ein Bauernhof auf der Verpackung abgebildet.
In Deutschland hat generell alles seine Ordnung. So kann ich mir als Verbraucher auch absolut sicher sein: Wenn auf meinem Panna-Cotta-Sahne-Joghurt keine Kalorien angegeben sind, dann hat der auch keine. Dasselbe mit Wein. Stehen keine Kalorien drauf, dann sind auch keine Kalorien drin! Und ein Glas Rotwein am Tag – da sind sich Mediziner seit Hunderten von Jahren einig – soll man schließlich sogar trinken. Oder war es eine Flasche? Rotwein minimiert das Herzinfarktrisiko, und ich gehe da lieber auf Nummer sicher. Dass ich zu wenig Flüssigkeit zu mir nehme, ist auch grundsätzlich ausgeschlossen. Ich trinke täglich locker vier Liter Wasser. Schon alleine, um den Brand zu löschen, den ich vom Vorabend aus der Kneipe mit nach Hause gebracht habe.
Ausschlaggebend dafür, dass ich jetzt im muffigen Behandlungszimmer meines Hausarztes Dr. Haberkorn sitze und ihm meine Beschwerden schildere, die ich trotz meines gesundheitsbewussten Lebenswandels habe, ist Google. In einem schwachen Moment, in dem der Schwindel wieder besonders stark war und mich schon am frühen Nachmittag auf die Couch zwang, habe ich „Schwindelgefühl über Wochen Grund“ in die Google App meines Smartphones eingegeben. Die Suchergebnisse waren alarmierend: „Hirntumor, nur noch drei Wochen zu leben“ war noch eine der optimistischsten Diagnosen.
„Ist Ihnen denn jetzt im Moment auch schwindlig?“, fragt Dr. Haberkorn und tippt dabei etwas in seinen vorsintflutlichen Computer. Er tippt mit zwei Fingern. Er tippt so unfassbar langsam, dass es mich fast aggressiv macht. Er fixiert dabei jeden anzuschlagenden Buchstaben, zielt und drückt dann mit einem leichten Nachfedern so bedächtig Letter für Letter des abgenutzten Keyboards, als müsste er das Codewort zum Entschärfen einer Atombombe einloggen. Mit einem Zeitzünder ist die Bombe vermutlich nicht versehen. Generell ist Dr. Haberkorn ein eher bedächtiger, fast möchte man sagen, ein gemütlicher Typ, was sicherlich auch mit seiner enormen Körperfülle zusammenhängt.
„Ein wenig schwindelig ist mir. Nicht sehr“, gebe ich zur Antwort und muss mich dabei beherrschen, ihm nicht anzubieten, eventuell für ihn weiterzutippen. Das würde Zeit sparen, und mein gemütlicher Arzt könnte endlich mit der Diagnose beginnen. Ein Wunder, dass er mit den fleischigen Fingern seiner prankenartigen Hände überhaupt einzelne Tasten erwischt. Sein dicker Bauch dient ihm beim Schreiben als Ellbogenstütze, und seine runden Blumenkohlohren wackeln bei jedem Anschlag. Es sieht ein bisschen so aus, als hätte Balu der Bär sich einen Arztkittel übergezogen. Und besonders gesund wirkt Dr. Haberkorn auch nicht. Ich glaube, ich war überhaupt noch nie bei einem Arzt, der richtig gesund aussah. Meine Skepsis wächst. Wenn Balu Haberkorn noch lange so weitertippt, frage ich ihn, ob ich in der Zwischenzeit ein Nickerchen auf seiner Untersuchungsliege machen kann. Oder hat er die Diagnose vielleicht schon längst gestellt, ohne dass ich es bemerkt habe? Eventuell schreibt er ja gerade die Überweisung zu einem Experten, weil er auf den ersten Blick erkannt hat, dass ich in die Hände eines Fachmanns gehöre?
Während Haberkorns Blick weiter wie in Zeitlupe zwischen Tastatur und Bildschirm hin- und herschleicht und er nicht auf meine Antwort reagiert, fahre ich einfach – wenn auch zunehmend irritiert – fort: »Jetzt gerade ist mir so wenig schwindlig wie seit Wochen nicht. Aber das ist ja immer so. Wenn man sich endlich aufraffen kann, zum Arzt zu gehen, und schließlich im Sprechzimmer sitzt, sind die Beschwerden wie weggeblasen. Nach dieser Logik müsste es Ihnen ja immer gut gehen, hehehehe, hehe, he.« Riesengag, Christian.
Haberkorn lacht nicht und sieht mich das erste Mal direkt an. Unangenehmes, fast greifbares Schweigen. Mein missglückter Scherz hallt in der Stille nach. Ich hüstle verlegen.
„Weil Sie als Arzt ja schließlich jeden Tag in Ihrem eigenen Sprech…“
„Sitzen Sie denn viel vorm Computer?“, unterbricht er mich.
»Ganz normal, denke ich. So neun Stunden am Tag bei der Arbeit im Tonstudio und dann noch mal so drei, vier Stunden daheim. Aber das ist Freizeit. Man soll das ja auch nicht übertreiben. Ist mir schon klar. Deshalb beantworte ich viele Mails direkt am Smartphone. Das ist recht praktisch, und man kann etliches während des Fernsehens, in der Bahn oder beim Essen erledigen.«
Balu Haberkorn tippt wieder. Tippt jemand so langsam und ruhig, der seinen Patienten gleich damit konfrontieren wird, dass dieser ziemlich sicher einen Hirntumor und nur noch maximal drei Wochen zu leben hat? Oder will er Zeit schinden? Vielleicht überlegt er, wie er mir die niederschmetternde Wahrheit am schonendsten beibringen kann. Ich halte dieses Warten nicht mehr aus.
„Machen wir ein großes Blutbild?“, schlage ich vor. „Oder lieber direkt in die Röhre?“ In die Röhre! Mediziner-Slang für Kernspintomografie. Meine Google-Recherche macht sich bezahlt. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Jetzt weiß Dr. Balu Haberkorn, dass wir uns auf Augenhöhe unterhalten.
„Ich würde Ihnen Folgendes raten: Arbeiten Sie weniger. Sitzen Sie weniger vorm Bildschirm. Starren Sie nicht dauernd auf Ihr Handy. Treiben Sie Sport. Lassen Sie den Fernseher aus, und treffen Sie sich mit Freunden. Trinken Sie weniger Alkohol. Und schlafen Sie mehr. Probieren Sie es mit etwas mehr Ruhe, und zwingen Sie sich zu ein bisschen Gemütlichkeit.“
Versucht der Herr Doktor jetzt selbst witzig zu sein? So locker hätte ich ihn gar nicht eingeschätzt. Und gebietet die Situation nicht ein wenig mehr Ernsthaftigkeit? Stichwort Lebensgefahr! Vorsichtig versuche ich zu schmunzeln, was mir aber ziemlich misslingt, als ich realisiere, dass mein Arzt das gerade völlig ernst gemeint hat. „Wenn es Ihnen in vier Wochen nicht besser gehen sollte, kommen Sie noch mal vorbei“, schließt Haberkorn seinen vorläufigen Befund ab und drückt mit Schwung die Enter-Taste seines PCs.
In vier Wochen?! Vielleicht sollte der Gute mal googeln. „Wenn ich dann noch lebe“, murmle ich. Jetzt lacht Dr. Haberkorn. Schön. Freut mich für ihn. Lachen ist gesund. Grußlos verlasse ich die Praxis. Noch im Treppenhaus tippe ich „Neuer Hausarzt Berlin“ in mein Smartphone.
Der Schwindel ist wieder da.
Werbepause
„Bitte keine Werbung“ – dieser Zettel klebt jetzt seit etwa zwei Wochen an meinem Briefkasten. Nicht zu übersehen, direkt unter der zerkratzten Briefkastenklappe platziert. Gut leserlich und von Hand geschrieben. Handmade. Mit Edding. In blutroten, fetten Druckbuchstaben. Kurz hatte ich überlegt, ob ich noch einen Totenkopf dazu zeichnen soll. Mit Blitzen! Leider kann ich nicht besonders gut zeichnen, und ein Totenkopf wäre vielleicht auch ein bisschen übertrieben gewesen. Andererseits meinte ich diesen Zettel todernst. Ich war wirklich genervt von der Flyerflut, die sich jeden Nachmittag aus meinem Briefkasten ergoss. Speisekarten von neu eröffneten Restaurants wollten mir mit Slogans wie „Ich will ein Rind von dir – Beef, das Steakhouse mit Biss“ oder „Paolo der Pizza Pimp hat ein Mittagsangebot, das du nicht ablehnen kannst“ Appetit machen. Clubs und Discos versprachen mir die Party meines Lebens mit 28 DJs auf 29 Floors, so viel Wodka-Energy, wie ich trinken könne, und freien Eintritt bis Mitternacht, wenn ich eine
„Lady“ sei. Ich bekam so viele Broschüren und Wurfzettel
von Umzugsunternehmen und Entrümpelungsfirmen, dass ich langsam den Verdacht hegte, jemand wolle mich aus dem Haus ekeln.
Für nur 70 Euro bekommt man 10 000 Flyer gedruckt und gefühlt alle werden wöchentlich in meinem Haus verteilt. Oft sind die Briefkästen hier so voll mit Werbung, Wochenblättern und kostenlosen Zeitungsexemplaren, dass der Postbote Briefe und Päckchen gar nicht mehr durch den Schlitz bekommt. Ist ein Briefkasten voll, legt er die Sendung einfach offen und für jedermann sichtbar in den Hausgang. Offenbar glaubt der Postbote noch an das Gute im Menschen. Im Gegensatz zu mir. Vielleicht sollte ich einfach selbst 10 000 Flyer drucken lassen und an die mich mit Werbung bombardierenden Firmen verteilen?
Textvorschlag (um das Niveau zu halten):
Machen Sie die Fliege mit Ihren vielen Flyern.
Ich bleib hier wohnen, bin schon satt und gehe auch nicht feiern!
Das hätte zweifellos Wirkung gezeigt, war mir aber in der Umsetzung etwas zu aufwendig. Was ich brauchte, war ein Stoppschild. Ein analoger Spamfilter. Eine Flyerwall! Oder gleich ein Türsteher. Unmissverständlich, höflich und mit klarer Ansage: „Du kommst hier nicht rein. Leider nur Gästeliste.“ Extra eine Securityfirma mit der Bewachung meines Briefkastens zu beauftragen schien mir auf lange Sicht dann aber doch zu kostspielig.
Mein nächster Plan, einen lebensgroßen Pappaufsteller von Gandalf aus Herr der Ringe zu basteln, der jedes Mal »Du kooooommst hier nicht vorbei!!!« von einem Ghettoblaster abspielt, wenn jemand – außer dem Postboten – etwas in meinen Briefkasten werfen will, scheiterte knapp an allem, was man an Fähigkeiten und Material zur Umsetzung dieser Idee gebraucht hätte. Schade, aber da musste ich auch realistisch bleiben.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit, eine kleine Kamera an der Innenseite des Briefkastenschlitzes zu montieren? Dieser würde sich dann nur noch öffnen, wenn der Postzusteller seine Iris von einem Infrarotstrahl der Kamera scannen lassen und als autorisiert eingestuft werden würde. Das stellte ich mir ziemlich cool vor. Vielleicht schaue ich aber auch zu viele Agentenfilme.
Meist sind die einfachsten Lösungen auch die effektivsten. Der handgeschriebene Zettel funktionierte. Seit zwei Wochen keine Werbung mehr im Briefkasten.
Bis heute.
Ungläubig halte ich ein beidseitig bedrucktes DIN-A5-großes Blatt aus billigem Glanzpapier in der Hand. Ein glücklich grinsender Buddha, der die rechte Hand zu einer Art „Mister-Spock-Gruß“ in die Kamera erhoben hat, sitzt inmitten von Clipart-Lotusblüten auf einem schlecht freigestellten Yin-und-Yang-Zeichen und sieht übermenschlich erleuchtet aus. In fünf verschiedenen Goldtönen steht in ebenso vielen verschiedenen Schriftarten „Sofack – Traditionelle Thai-Massage. Seriös und zertifiziert. Absolut keine Erotik!“ auf der Vorderseite des Flyers. „Sofack“ und „keine Erotik“. Ich muss ein bisschen kichern, bin aber sofort wieder wütend, dass meine manuell installierte Flyerwall bereits nach läppischen zwei Wochen einfach dreist ignoriert und umgangen, ja fast könnte man sagen, gehackt worden ist. Auf der Rückseite des Flugblattes sind die Adresse und Telefonnummer des Massagestudios angegeben. Das Sofack befindet sich ein paar Tramstationen von meiner Wohnung entfernt, hier in Prenzlauer Berg, und es ist keine Frage, dass ich die Verantwortlichen umgehend telefonisch zur Rede stellen werde. Ich werde meinem Ärger Luft machen. Mich beschweren. Seriös und traditionell deutsch.
Es klingelt. Eine Frau mit asiatischem Akzent meldet sich viel zu laut.
„Soooo faaaaack Thai-Massage. Splechen mit Benji.“
„Guten Tag, ich würde gerne mit Ihrem Geschäftsführer sprechen.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Das scheint gleich mal gesessen zu haben.
„Hören Sie?“, hake ich nach.
„Ja. Splechen mit Benji. Wollen Sie Telmin?“
„Ich müsste dringend Ihren Geschäftsführer sprechen. Es geht um eine Beschwerde aufgrund eines unrechtmäßig in meinen Briefkasten eingeworfenen Flyers.“ Das klang gut. Imposanter Satzbau, Christian! Ich hatte damals, nach dem Abitur, überlegt, Jura zu studieren, und wäre sicher ein super Anwalt geworden. Knallhart und wortgewandt. Einspruch, Euer Ehren. Einspruch stattgegeben. Treffer versenkt. Das volle Programm.
„Was haben Sie denn Beschwelde? Haben Nackenbeschwelde? Lücken?“, versucht die viel zu laute Frauenstimme von der Konfrontation abzulenken.
„Nicht Beschwerden. Beschwerde!“ Langsam kann ich nachvollziehen, wie mein früherer Lateinlehrer sich gefühlt haben muss, wenn er eine Übersetzung von mir korrigiert hat.
»Sie haben einen Flyer in meinen Briefkasten geworfen, ohne Einverständnis von meiner Seite. Das ist nicht rechtens.«
„Aaah!“ Sie scheint langsam zu verstehen, worum es hier geht. Gut.
„Aaah! Okay. Ihle Seitah lechtens.“
„Genau.“
„Nul auf lechtah Seitah? Oder linkah Seitah auch Beschwelde?“ Anscheinend hat mich Frau Benji doch noch nicht hundertprozentig verstanden.
„Nein. Also, noch mal von vorne“, und bevor sie fragen kann, ob ich vielleicht „volne“ Beschwerden hätte, schiebe ich schnell hinterher: »Sollte ich Ihre Werbung nochmals in meinem Briefkasten finden, lasse ich Sie abmahnen!« Meine Stimme überschlägt sich leicht. Übertreibe ich eventuell gerade ein bisschen? So drastisch sollte das jetzt eigentlich gar nicht rüberkommen. Und ich habe auch keinen blassen Schimmer, ob es irgendeine juristische Grundlage dafür gibt, was ich hier gerade verzapfe. Aber das Ganze ist ja eh nur ein Bluff. Und überhaupt, wir leben hier immer noch in einem Rechtsstaat. Und im Recht bin ich definitiv.
„Sind Sie noch dran? Könnte ich jetzt bitte mit Ihrer Chefin oder Ihrem Chef sprechen?“
„Sie wollen Massagetelmin bei Chefin?“
„Nein.“ Ich muss ein bisschen lachen, fange mich aber gleich wieder, räuspere mich und werde etwas entspannter: „Reden möchte ich mit Ihrer Chefin, bitte.“
Ich höre, wie sie den Hörer zuhält und sich mit jemandem in einer mir fremden Sprache – vermutlich Thai – unterhält. Warum hält sie denn extra den Hörer zu? Als ob ich sie verstehen oder simultan mit einem Wörterbuch übersetzen würde. Mein Thai beschränkt sich darauf, dass ich mein Lieblingsgericht bei meinem asiatischen Lieblingslieferservice richtig aussprechen kann. Oder war das Koreanisch? Chinesisch? Eigentlich auch völlig egal, denn nachdem schon ein paarmal das falsche Essen geliefert worden ist, lese ich da eh nur noch – sehr laut – die Menünummer von der Speisekarte ab.
„Chefin ist leidah nicht da. Hat leidah auch kein Telmin. Wollen Sie Telmin bei Benji?“
„Sie haben sich also nicht gerade mit ihrer Chefin unterhalten? Bitte seien Sie ehrlich, und schwindeln Sie mich nicht an.“
„Sie haben Schwindel? Nacken- und Lücken-Thai-Massage sehl, sehl gut bei Schwindel.“
Mein Termin ist nächsten Donnerstag um 18 Uhr. Und ich solle doch „bittah pünktlich“ sein.
„In seinem Buch ›Fruchtfliegendompteur‹ beschreibt Huber mit viel absurder Komik Alltagserlebnisse seines Protagonisten, der nicht zufällig den Vornamen Christian trägt“
„Christian schafft es, in seinem eigenen Buch sehr unterhaltsam die beste Nebenrolle zu spielen – und das nicht, weil er bescheiden wäre.“
„Christian @Pokerbeats rettet regelmäßig meinen Twitter-Tag.“
„Christian Pokerbeats ist der Deutsche Twitter-König“
„Liest man seine Tweets, wundert man sich, warum ausgerechnet ihm immer die schrägsten Dinge passieren. Dabei schaut Christian ›Pokerbeats‹ Huber einfach nur genauer hin. Das hat ihn zu einem beliebten Twitterer in Deutschland gemacht.“
„Einfach unfassbar witzig.“
„Man lernt nicht, wie man Fruchtfliegen dressiert, dafür vielleicht ein bisschen was über's Leben. Aber vor allen Dingen unterhält dieses Buch!“
„Wahnsinnig lustig! (...) Das Buch ist pickepackevoll mit Situationskomik!“
„Kopfkino und Lachanfälle – garantiert!“
„Christian Hubers Erfolgsgeheimnis für über 26.000 Follower sind allein seine pointierten Alltagsbetrachtungen.“
„Hubers Buch ist voller Situationskomik, die sich aus dem Leben des jungen Künstlers und seinen Begegnungen in Berlin ergibt.“
„ausnehmend amüsant“
„unglaublich amüsant“
„Für Fans von ›Der Fänger im Roggen 3.0‹, wenn es das geben würde.“
„Herr der Kurznachrichten“
„Dieses Buch wird die Welt verändern. Oder Sie einfach nur zum Lachen bringen.“
Wenn man ausnahmlos auf jeder Seite lachen will, so ist "Fruchtfliegendompteur" perfekt! Wunderbar pointierte Situationsbeschreibungen und witzige Eigenreflexion - oder wer kollabiert beim Joggen fast und laesst sich vom Pizzadienst abholen und versucht nach durchzechter Nacht einen (!) Schuh zu ersteigern, weil der andere verschwunden ist?! Mein Lieblingskapitel: Tierdokumentation mit den schnöseligen Schwänen!
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