One more Chance – Befreit (Rosemary Beach 8) One more Chance – Befreit (Rosemary Beach 8) - eBook-Ausgabe
Roman
„Mit ›One more Chance – Befreit‹ beweist Abbi Glines einmal mehr, wie hoch emotional sie zu schreiben versteht.“ - LoveLetter Magazin
One more Chance – Befreit (Rosemary Beach 8) — Inhalt
Wirst du der Liebe eine Chance geben, auch wenn sie dich zerstört?
Grant hat um Harlows Herz gekämpft, und er hat ihr bewiesen, dass sie ihm vertrauen kann. Da er längst nicht mehr der Playboy ist, für den alle ihn halten, hat Harlow sich schließlich auf ihn eingelassen. Sie hat all die neuen Gefühle und Wünschen zugelassen, die er ihn ihr weckt. Beinahe scheint es so, als könnten sie zusammen glücklich werden. Doch obwohl sie Grant vertraut, hat Harlow ein Geheimnis für sich behalten. Ein Geheimnis, das alles für immer verändern könnte und eines Tages alles zerstören wird ...
Leseprobe zu „One more Chance – Befreit (Rosemary Beach 8)“
Grant
Ich bin’s, aber das dürfte dir klar sein. Das hier ist meine achtundvierzigste Nachricht … Das heißt, ich habe dich seit achtundvierzig Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dich nicht mehr in den Armen gehalten. Dein Lächeln nicht mehr gesehen. Harlow, ich weiß nicht, wo du steckst. Ich habe überall nach dir gesucht, Babe. Wo bist du bloß? Hörst du dir meine Nachrichten überhaupt an? Deine Mailbox ist alles, was mir von dir geblieben ist. Ich hab’s versaut. Total. Ich muss deine Stimme hören. Ich muss dich … ich muss dich einfach sehen, Harlow. [...]
Grant
Ich bin’s, aber das dürfte dir klar sein. Das hier ist meine achtundvierzigste Nachricht … Das heißt, ich habe dich seit achtundvierzig Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dich nicht mehr in den Armen gehalten. Dein Lächeln nicht mehr gesehen. Harlow, ich weiß nicht, wo du steckst. Ich habe überall nach dir gesucht, Babe. Wo bist du bloß? Hörst du dir meine Nachrichten überhaupt an? Deine Mailbox ist alles, was mir von dir geblieben ist. Ich hab’s versaut. Total. Ich muss deine Stimme hören. Ich muss dich … ich muss dich einfach sehen, Harlow. Wenn ich dich nicht in den Armen halten kann, kriege ich das alles nicht …«
Piep!
Eine weitere Nachricht, die mittendrin abgeschnitten wurde. Diese verfluchte Mailbox ließ mich nie ausreden. Dabei wusste ich ja nicht mal mit Sicherheit, ob sich Harlow ihre Mailbox-Nachrichten überhaupt anhörte. Seitdem sie mich an jenem unheilvollen Abend in meiner Wohnung verlassen hatte, rief ich täglich bei ihr an, doch bislang hatte sie nie darauf reagiert. Ich war sogar zum Haus ihres Dads nach Los Angeles gereist, doch keiner schien zu Hause zu sein, wovon ich mich allerdings nicht persönlich überzeugen konnte, da man mich nicht einmal am Tor vorbeiließ und die Security mir damit drohte, die Polizei zu rufen.
Rush zufolge hielt sich Harlow aber auch nicht in Beverly Hills auf. Sie hatte ihm zwar kurz nach unserer Trennung erzählt, wo sie unterkommen wollte. Bei meinen Versuchen, ihn darüber auszuhorchen, hatte ich jedoch auf Granit gebissen. Er rückte mit keinerlei Informationen heraus. Sie brauche Zeit, argumentierte er, und die solle ich ihr geben. Daraufhin hatte mich so eine Wut gepackt, dass ich ihm zum ersten Mal in meinem Leben einen Kinnhaken verpasst hatte. Er hatte nur gegrinst und die Ruhe bewahrt, mich aber gewarnt, dass er sich das kein zweites Mal gefallen lassen werde. Bei allem Verständnis für meine Lage, beim nächsten Mal werde er zurückschlagen.
Im Nachhinein hatte ich mich ziemlich mies gefühlt. Schließlich wollte er Harlow nur beschützen, und so jemanden brauchte sie. Ich ertrug es nur nicht, sie nicht in den Armen halten zu können. Ihr nicht erklären zu können, warum ich mich so idiotisch benommen hatte.
Erst seit Kurzem sprach Blaire überhaupt wieder mit mir. Als sie Rushs übel zugerichtetes Gesicht gesehen hatte, war sie so wütend geworden, dass sie mich fast einen Monat lang wie Luft behandelt hatte.
Außer mit Harlows Mailbox konnte ich mit niemandem sprechen.
Morgens wachte ich auf, ging zur Arbeit und klotzte auf den Baustellen so richtig ran. Das brauchte ich, um nachts schlafen zu können. Ich fuhr erst nach Hause, wenn die Sonne unterging und ich nicht mehr arbeiten konnte. Dann aß ich etwas, nahm ein Bad, versuchte Harlow auf ihrem Handy zu erreichen und legte mich schlafen. Am nächsten Tag ging es wieder von vorn los.
Sogar Nannette hatte aufgehört, mich zu nerven. Nachdem ich weder auf ihre Anrufe reagiert noch ihr die Tür aufgemacht hatte, wenn sie vorbeigekommen war, hatte sie wohl endlich eingesehen, dass ihre Bemühungen sinnlos waren, und ließ mich seitdem in Ruhe. Ich hätte ihren Anblick nicht ertragen, der mich zudem daran erinnert hätte, wie viel Kummer ich Harlow bereitet hatte. Nein danke, ich brauchte keine weiteren Erinnerungen daran, was ich Harlow alles angetan hatte!
Kann man sich selbst hassen? Ich mochte mich jedenfalls nicht mehr im Spiegel sehen. Warum hatte ich mich bei unserer letzten Begegnung nicht besser im Griff gehabt und so viel Mist geredet? Ich hatte alles kaputt gemacht. Hatte sie verletzt. Ich wusste noch genau, wie ich sie zur Schnecke gemacht hatte, weil sie mir nichts von ihrer Krankheit erzählt hatte. Und ich erinnerte mich sehr gut daran, wie sie mich dabei angesehen hatte. Sie hatte sich gefürchtet, und ich hatte nur meine armseligen Ängste im Kopf gehabt. Wie hatte ich mich zu so einem Egoisten entwickeln können? Ich hatte einen Riesenschiss gehabt, sie zu verlieren, und genau dadurch hatte ich sie in die Flucht geschlagen.
Ich war ein herzloser Mistkerl. Ich verdiente sie nicht, aber ich wollte sie mehr als mein Leben.
Im Moment verlor ich wertvolle Zeit mit ihr. Ich wollte mich vergewissern, dass sie gut und sicher untergebracht war. Wollte bei ihr sein, mich um sie kümmern, auf ihre Gesundheit achten. Wer außer mir war dazu denn schon in der Lage? Fuck! Bei dem Gedanken, dass sie vielleicht nicht mehr am Leben war, zerriss es mich förmlich.
„Du musst mich anrufen, Schatz! So kann ich nicht weiterleben. Ich muss zu dir!“, rief ich in den leeren Raum hinein.
Harlow
Ich saß auf einem Heuballen, hatte die Knie ans Kinn gezogen, die Arme um die Beine geschlungen und sah zu, wie mein Halbbruder Mase ein junges Rassepferd dressierte, das ihn gerade in den Wahnsinn trieb. Es lenkte mich von meinen Grübeleien ab, und das tat gut. Ich ertappte mich sogar dabei, dass ich mich mehr darum sorgte, Mase könnte sich den Hals brechen, als um meine eigenen Probleme.
Der Abend würde noch früh genug hereinbrechen. Mein Handy würde klingeln, und dann würde meine Mailbox mit einem Signalton das Eintreffen einer weiteren Nachricht von Grant verkünden. Die Stunden darauf würde ich mit gemischten Gefühlen an die Wand starren. Ich hätte mir seine Nachrichten so gern angehört. Ich vermisste ihn. Ich vermisste seine Stimme. Vermisste sein Lächeln mit den hübschen Grübchen in den Wangen. Aber es ging nicht, selbst wenn es ihm leidtat – und daran zweifelte ich nach den vielen Telefonanrufen und den Versuchen, an der Security vorbei in Dads Haus zu gelangen, nicht mehr.
Er litt unter Verlustängsten, ganz klar. Wenn ich ihm erzählen würde, dass ich unser gemeinsames Kind unter dem Herzen trug und die Geburt möglicherweise nicht überstehen würde, dann würde er, so fürchtete ich, denselben Schritt vorschlagen wie Mase. Einen Schritt, den mir übrigens auch die Ärzte nahelegten.
Ich liebte Grant Carter über alles. Aber genauso innig liebte ich jemanden anders. Ich legte mir die Hand auf den Bauch. Noch war er flach, aber ich hatte bei der Ultraschallaufnahme schon das kleine Leben darin gesehen. Wie konnte man von mir erwarten, es abzutreiben? Ich liebte es doch schon! Genauso wie seinen oder ihren Vater. Ich hatte nie damit gerechnet, so etwas jemals erleben zu dürfen. Das war ein Traum, den ich eigentlich schon vor Langem begraben hatte.
Ich wollte dieses Kind. Ich wollte Grants Kind das Leben schenken. Ein wunderbares, ausgefülltes Leben. Ein Leben voller Liebe und Geborgenheit. Meine Großmutter war strikte Abtreibungsgegnerin gewesen, und ich hatte mich immer gefragt, ob sie in meinem Fall anderer Meinung gewesen wäre. Aber es war mir nie in den Sinn gekommen, ich könnte mit einem Mann, den ich liebte, ein Kind zeugen. Mit einem Mann, der in mir Wünsche weckte, die ich nicht haben durfte.
Natürlich hatte ich manchmal Angst, die Ärzte könnten recht behalten und ich würde die Geburt nicht überleben. Ich aber glaubte an dieses Kind. Ich wollte es lieben, in den Armen halten und ihm die Gewissheit geben, dass ich für sie oder ihn alles tun würde. Ich wollte ein eigenes Kind, und zwar so sehr, dass ich fest davon überzeugt war, es zu bekommen und zu überleben. Ich würde das schaffen!
Ich hätte mir nur so gewünscht, dass Mase Verständnis gehabt hätte. Ich hasste es, wenn die Furcht in seinen Augen aufflackerte, wann immer sein Blick auf meinen Bauch fiel. Natürlich liebte er mich und hatte eine Heidenangst, mich zu verlieren. Aber er hätte Vertrauen haben müssen, dass ich es hinbekam – dass ich mit schierer Willenskraft Schwangerschaft und Geburt überstehen würde. Als hätte Mase meine Gedanken gehört, sprang er vom Pferd und sah zu mir herüber. Mit besorgtem Blick, wie immer. Ich beobachtete, wie er das Pferd zurück in den Stall führte. Wir waren den ganzen Vormittag hier draußen gewesen, und nun war es Zeit für das Mittagessen.
Sein Stiefvater hatte ihm im rückwärtigen Teil seines Anwesens ein Stück Land geschenkt, auf dem Mase sich ein kleines Blockhaus gebaut hatte. Ich konnte von Glück reden, dass es in seinem hundertzwanzig Quadratmeter großen Haus zwei Schlafzimmer gab. Niemand wusste von diesem Haus, denn es lag ziemlich abgelegen und vor neugierigen Blicken geschützt. Und das war gut so, denn die Medien wussten inzwischen, dass ich Kiros Tochter war, und daher konnte ich nicht mehr so leicht abtauchen. Als eines Tages die Pressegeier an der Haustür von Mase’ Mutter klopften, erklärte sie ihnen einfach, sie seien hier verkehrt, und wenn sie sich nicht auf der Stelle wieder verzögen, werde sie die Polizei rufen.
Seitdem herrschte Ruhe. In die Stadt gingen wir nicht, und ich versteckte mich weiterhin in Mase’ Blockhaus. Abgesehen von den Besuchen beim Frauenarzt, zu denen Mase’ Mutter mich fuhr, lebte ich völlig abgeschieden. Dad hatte ein paarmal angerufen, doch ich hatte ihm nichts von der Schwangerschaft erzählt. Ich selbst wusste ja auch erst seit Kurzem davon.
Mase wollte es Kiro erzählen, da er davon überzeugt war, dass Dad mich zu einer Abtreibung würde überreden können. Doch da lag er falsch, an meinem Entschluss war nicht zu rütteln. Mein Herz hatte sich längst entschieden. Und wenn mein Überlebenswille doch nicht reichte, würde mein Kind immerhin geliebt werden. Die einzige Person, die mich bei meinem Entschluss unterstützte, hatte mir versichert, sie werde dieses Kind großziehen und es lieben, als wäre es ihr eigenes.
Maryann Colt war eine Mutter, wie jedes Kind sie verdiente. Wenn ich als kleines Mädchen meinen Halbbruder Mase besuchte, backte seine Mutter uns Plätzchen und machte Picknicks mit uns. Wenn sie uns abends ins Bett steckte, küsste sie Mase auf die Wange und sagte, dass sie ihn liebe, und machte dann mit mir dasselbe. Als gehörte ich auch zu ihnen.
Und Maryann wusste, was es bedeutete, Mutter zu sein. Sie verstand mein Bedürfnis, dieses Kind zu beschützen. Als mir die Ärzte die Schwangerschaft bestätigten, hatte sie mir die Hand gehalten. Ihre Tränen rührten von Freude, nicht von Trauer. Sie hatte meine Freude geteilt. An diesem Abend hatte ich zum ersten Mal erlebt, wie Mase und seine Mutter sich stritten. Maryann hatte sich auf meine Seite gestellt, als ich erklärte, für mich komme eine Abtreibung nicht infrage. Mase war außer sich gewesen und hatte mich gebeten, mir das Ganze doch noch mal gründlich zu überlegen.
Ich wusste, mit Grant gäbe es noch viel heftigere Diskussionen. Es brachte nichts, mir einzureden, er habe mich vergessen oder ich sei ihm inzwischen egal. Ich wusste es besser, schließlich rief er noch täglich an und hinterließ eine Nachricht. Er schien das Risiko eingehen zu wollen, jemanden wie mich zu lieben, trotz meines Gesundheitszustands. Durch die Schwangerschaft würde das Risiko einer Verschlechterung bedeutend steigen. Letzten Endes glaubte ich nicht, dass er diesem Druck gewachsen wäre. Dafür hatte ich seine Worte bei unserer letzten Begegnung noch zu gut im Ohr. Wir hatten unsere Chance vertan.
„Alles okay mit dir?“, riss Mase mich aus meinen Gedanken. Mit der Hand schirmte ich meine Augen vor der Sonne ab und blinzelte zu ihm auf. Er trug seine ausgeblichenen Jeans und ein blau kariertes Hemd. Eine feine Staubschicht bedeckte ihn, und nun schob er seinen Cowboyhut zurück und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
„Ja, alles okay. Ich war mit den Gedanken nur gerade ganz woanders.“
Er streckte mir die Hand entgegen. „Komm, lass uns zu Mom gehen. Das Essen steht bestimmt schon auf dem Tisch.“
Maryann kochte jeden Mittag eine warme Mahlzeit. Sie war der Meinung, ihre Jungs bräuchten das, um draußen ganze Arbeit leisten zu können. Nach einem folgenreichen Sturz von seinem Traktor musste Mase’ Stiefvater noch immer einen Gehstock benutzen, auch wenn er keinen Gips mehr trug. Mase hatte nun schon eine ganze Weile seine Arbeit mit übernommen und schien erleichtert darüber, dass er allmählich wieder einsatzfähig war. Sein Stiefvater züchtete Mastrinder – eine echte Knochenarbeit. Und Mase hatte bislang nur Pferde dressiert.
Ich ergriff die Hand meines Bruders und ließ mich von ihm hochziehen. Ich würde ihm nicht gestehen, dass ich mich wegen meiner Appetitlosigkeit ziemlich schwach fühlte. Mir war zwar nicht übel von der Schwangerschaft, aber ich vermisste Grant und bekam daher kaum etwas runter. Zu gern hätte ich diese Zeit mit ihm gemeinsam erlebt. Ich wollte ihn lächeln sehen, lachen hören. Ich wollte mehr, als er mir geben konnte.
„Du hast schon seit Tagen nicht mehr gelächelt!“ Mase ließ meine Hand los.
Ich brachte ein Achselzucken zustande. „Ich brauche dir ja wohl nichts vorzumachen. Ich vermisse Grant. Ich liebe ihn, Mase! Aber da sage ich dir ja nichts Neues.“
Nebeneinander gingen wir zu dem großen weißen Haus seiner Eltern. Es war rundherum von einer Veranda umgeben, und vor den Fenstern hingen Blumenkästen. Mase hatte eine Bilderbuchkindheit hinter sich. Er hatte die Art von Leben führen dürfen, die Leute wie ich nicht für möglich gehalten hätten, bevor sie es nicht selbst erlebt hatten. Solch ein Leben wünschte ich mir für mein Kind.
„Dann geh heute Abend doch einfach mal selbst ran, statt immer nur die Mailbox anspringen zu lassen. Er will deine Stimme hören. Wenigstens das kannst du ihm doch mal gönnen. Vielleicht geht’s dir dann auch besser“, meinte Mase.
Nicht zum ersten Mal drängte er mich, Grants Anruf anzunehmen. Ich hatte Mase nicht erzählt, warum ich Grant verlassen hatte, da ich befürchtete, dass er ihn dann hassen würde. Er würde Grants Reaktion nicht verstehen und sie ihm nie verzeihen. Dabei würden sie durch das Kind eines Tages derselben Familie angehören.
Und wenn ich nicht mehr da wäre …
„Harlow Manning, du bist so ein Sturschädel! Das ist dir doch wohl klar?“ Er versetzte mir einen sanften Rippenstoß.
„Ich gehe ans Handy, wenn die richtige Zeit dafür gekommen ist. So weit ist es aber noch nicht.“
Mase seufzte frustriert auf. „Du erwartest ein Kind von ihm. Herrgott noch mal, das muss er doch wissen! Ich finde nicht richtig, was du machst.“
Ein paar Haare hatten sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst, und ich schob sie aus dem Gesicht. Mase würde nicht kapieren, warum ich es Grant nicht erzählen konnte. Allmählich hatte ich die Unterhaltungen darüber satt.
„Niemand bringt mich dazu, mein Baby aufzugeben. Und ich gebe meinem Leben keinen Vorrang gegenüber dem des Kindes. Schluss, aus! Weißt du, am besten reden wir gar nicht mehr darüber … Ich muss es einfach auf meine Art durchziehen.“
Mase wirkte angespannt. Jede Erinnerung daran, dass ich mein Leben aufs Spiel setzte, regte ihn auf. Aber schließlich ging es um mein Leben. Ich drängte Mase nicht weiter, mir zuzustimmen. Schweigend setzten wir unseren Weg fort.
Maryann stand in einer gepunkteten Schürze am Herd, die ich ihr geschenkt hatte, als ich siebzehn war. Maryann wandte sich lächelnd zu uns um. „Ich bin fast fertig. Deckt doch bitte schon mal den Tisch, ja?“ Damit drehte sie sich wieder zum Herd.
Mase ging zur Besteckschublade, und ich holte Geschirr. Inzwischen hatte sich das fast schon zu einem Ritual entwickelt. Nachdem ich für vier Personen gedeckt hatte, holte ich Gläser und füllte sie mit Eiswürfeln und süßem Tee.
„Heute brauchen wir fünf Gedecke. Major kommt zum Mittagessen. Er hat heute Morgen angerufen und gesagt, er sei auf dem Weg hierher. Dad hat sich einverstanden erklärt, ihn für das nächste halbe Jahr einzustellen. Bei ihm zu Hause herrscht gerade … nun ja … dicke Luft, und wir können hier ein weiteres Paar zupackender Hände dringend gebrauchen.“
Ich persönlich hatte Major als ausgesprochenen Fiesling in Erinnerung. Allerdings war ich Mase’ Cousin zuletzt mit zehn begegnet, insofern konnte sich seitdem einiges verändert haben. Hoffentlich hatte der kleine Wicht von damals noch etwas an Größe gewonnen und trug keine Spange mehr.
„Hat Onkel Chap immer noch vor, sich von seiner jetzigen Frau scheiden zu lassen?“ Mase zog besorgt die Brauen zusammen. Major spielte in unserem Leben keine besonders große Rolle, was vor allem daran lag, dass er ständig woanders wohnte. Onkel Chap war Marineinfanterist, und zwar mit Leib und Seele. Außerdem schien er sich einen Sport daraus zu machen, so viele junge, schöne Frauen zu heiraten wie nur irgend möglich. Daher hatte Major immer wieder eine neue Mom.
Maryann stellte seufzend Brötchen auf den Tisch. „Na ja, diesmal geht es nicht darum, dass sich irgend so ein hübsches Ding einen Sugardaddy angeln wollte. Nein, Hillary hatte es auch auf Major abgesehen, und zwar mit Erfolg. Major hat sich dummerweise darauf eingelassen. Natürlich ist Chap weder auf seine Frau noch auf seinen Sohn sonderlich gut zu sprechen. Major hält sich lieber von zu Hause fern. Und zurück aufs College will er auch nicht. Der arme Junge ist völlig fertig!“
Mase stellte den Teekrug auf den Tisch und warf mir einen überraschten Blick zu. Das Ganze war ihm offensichtlich völlig neu. „Du meinst … Major hat seine Stiefmutter flachgelegt?“
„Sag nicht flachgelegt!“ Maryann funkelte ihren Sohn böse an. „Ja, das hat er, aber Hillary ist ja auch gerade mal vier Jahre älter als er. Was hat Chap denn erwartet? Wenn er in seinem Alter eine so junge Frau heiratet und dann noch mit seinem attraktiven Sohn allein zu Hause lässt, während er selbst ständig unterwegs ist und arbeitet, braucht er sich doch nicht zu wundern, oder?“
Mase stieß einen anerkennenden Pfiff aus und lachte in sich hinein. „Ich fass es nicht. Major hat seine Stiefmutter flachgelegt!“, wiederholte er grinsend.
„Jetzt reicht’s! Er kann jeden Augenblick hier sein, und ich weiß, dass ihm das alles furchtbar peinlich ist. Seid bitte nett zu ihm. Stellt ihm meinetwegen Fragen übers College oder seine anderweitigen Pläne. Aber kein Wort über Hillary oder seinen Dad!“
Ich bemühte mich sehr, kein allzu verdattertes Gesicht zu machen. Auch mit noch so viel Phantasie konnte ich Major nicht mit dem Begriff „attraktiv“ in Verbindung bringen. Doch ich kannte ja auch nur den zehnjährigen und nicht den zwanzigjährigen Major, der offenbar einer Frau den Kopf verdrehen konnte, die von ihm nichts wollen durfte.
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und alle drehten sich um. Die Erwachsenenversion von Major Colt betrat den Raum. Sofort fielen mir seine grünen Augen auf, die fast schon smaragdfarben waren. Wie hatte ich die nur vergessen können? Mit einem unsicheren Lächeln blickte er zu seiner Tante und dann zu Mase, sodass ich ihn unauffällig weiter begutachten konnte. Inzwischen war er mindestens einen Meter fünfundneunzig groß und ausgesprochen gut gebaut, wenn man von den muskulösen Armen, die aus seinem kurzärmeligen T-Shirt herausschauten und mich sehr an die von Mase erinnerten, auf den Rest schließen durfte.
„Du warst also mit deiner Stiefmutter im Bett!“ Das waren die ersten Worte, die die Stille durchbrachen. Natürlich stammten sie von Mase.
„Mase Colt Manning, du bekommst gleich einen Satz heiße Ohren!“ Maryann wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und ging auf Major zu. Der warf Mase einen Blick zu, der besagte, dass er ihm die Bemerkung keineswegs so krummnahm, wie Maryann befürchtete. Schließlich war er kein Kind mehr, das man durch so etwas in Verlegenheit bringen konnte. Im Gegenteil, er war in jeder Hinsicht ein Mann.
Major drehte sich zu Maryann um. Als sein Blick auf mich fiel, stutzte er. Dann lächelte er, diesmal ganz breit. Er schien mich erkannt zu haben. Eigentlich kein Wunder, da mein Gesicht in den letzten beiden Monaten ständig durch die Medien gegangen war.
„Na, wenn das mal nicht Miss-über-alle-Berge ist!“, rief er. „Und noch dazu viel hübscher als auf den Fotos, die im Fernsehen zu sehen waren!“
„Momentchen mal“, sagte Mase und stellte sich zwischen Major und mich. „Mag sein, dass du gern den Casanova spielst, aber Harlow steht für deine Annäherungsversuche nicht zur Verfügung. Onkel Chap hat garantiert bald eine neue Frau, der du an die Wäsche gehen kannst. Vielleicht stellst du dabei ja eine neue Rekordzeit auf …?“
„Jetzt reicht’s aber!“ Maryann versetzte Mase einen Klaps auf den Arm und zog Major dann an sich. „Wir freuen uns ja so, dass du hier bist! Ignoriere bitte die Witzchen deines Cousins. Der Bursche hat kein Benehmen, tut mir leid.“
Major erwiderte Maryanns Umarmung und zwinkerte Mase über ihren Kopf hinweg zu. „Danke, Tante Maryann. Von dem lass ich mich nicht ärgern. Damit komm ich klar, ehrlich.“
„Unglaublich! Er schläft mit der Frau seines Alten, und du ergreifst auch noch Partei für ihn und stellst ihn als armes Opfer dar!“, versetzte Mase, doch er lächelte dabei.
Wieder ging die Tür auf. Dieses Mal kam Mase’ Stiefvater herein, der trotz seines Humpelns eine imposante Erscheinung abgab. Sämtliche Colts schienen sich durch eine stattliche Körpergröße auszuzeichnen.
„Schön, dich zu sehen, Junge“, begrüßte er Major. „Aber ich habe Hunger, und du wirst meine Frau loslassen müssen, damit sie mir was zu essen geben kann.“
Diesmal lachte Major, ein lautes, volles Lachen, das uns alle zum Grinsen brachte.
Cover: Auch dieses Cover ist wieder wunderschön. Die leicht lächelnden Lippen des Mannes und die Art wie er die Schultern der Frau hält zeigen strahlen etwas schützendes aus. Das äußere Erscheinungsbild passt sehr gut zum Inhalt der Geschichte. Meinung: Harlow muss eine große Entscheidung treffen und obwohl man diese nicht gerade leichtfertig treffen sollte, hätte ich wie sie nicht eine Sekunde lang eine andere Option in betracht gezogen. An ihrer Entscheidung lässt sie nicht rütteln doch es wird ihr auch nicht gerade leicht gemacht mit ihrer Wahl zu leben, denn all die Menschen die Harlow lieben bemühen sich sie vom Gegenteil zu überzeugen. Die Freunde kann ich gut verstehen und auch Harlow hat mich sehr beeindruckt indem sie die Meinung ihrer Freunde akzeptiert hat und nicht wütend darüber war. Grant ist ein Freund wie man ihn sich nur wünschen kann. Er bemüht sich alles richtig zu machen und packt Harlow in eine schützende Hülle. Leider interpretiert sie manchmal mehr in Dinge hinein, als wirklich vorgefallen ist und anstatt enttäuscht zu sein verstärkt Grant seine Bemühungen und beweist so jedem seine tiefe Liebe zu ihr. >>Was ist denn das in der Schüssel?<< fragte ich, als Rush seinem Sohn einen Löffel davon hinielt. Nate drehte den Kopf weg. Cleveres Bürschchen! Das Zeug sieht ekelig aus. >>Haferbrei. Er hasst ihn.<< [...] >>Wenn er ihn hasst, und das leuchtet mir ein, wieso fütterst du ihn dann damit?<< [...] >>Na, weil Blaire das so will. Stell grundsätzlich keine Entscheidungen der Mama infrage. Niemals nie, verstehst du?<< Grant und Harlow lernen mit der ständigen Angst zu leben und die Vorkehrungen die sie trifft zeugen von großen Mut und Liebe. Diese Gefühle kann man nur richtig nachvollziehen, wenn man dieses kleine Wunder selber erlebt hat. Nan hat mich gerade zum Ende des Buches sehr überrascht. Die gesamt Zeit über habe ich erwartet, dass sich Nan irgendeine Gemeinheit ausdenkt und sie vielleicht sogar Harlows Gesundheit absichtlich gefährden könnte doch zum Ende rettet sie ihr sogar das Leben. Die negative Verhaltensweise, die sie nach außen kehrt ist für sie eine Art Selbstschutz, so wie ich es schon im ersten Teil vermutet habe. Sie möchte nicht erkennen lassen, wie verletzlich sie ist und wie sehr sie verletzt wurde um so zu werden. Harlows Halbbruder ist echt ein toller Mensch und trägt das Herz auf der Zunge. Er hat mich mit seiner offenen Art oft zum lachen gebracht und war ebenfalls ein wichtiger halt für seine Schwester. Charaktere: Harlow stark, selbstlos und ein Mensch, den man einfach nur lieben kann. Sie stellt das Wohl der anderen vor ihr eigenes. Auch Grant versucht sie zu beschützen obwohl sie sich dadurch selber Leid zufügt. Grant würde alles nur erdenklich mögliche tun um seine Harlow zu beschützen. Doch was nur wenn er etwas liebt,was sie in ungewisse Gefahr bringt? Schreibstil: Abbi Glines hat mich mit dem ersten Teil "Take a Chance" schon sehr begeistert. Doch mit dem zweiten Teil hat sie nochmal eins drauf gesetzt. Die Geschichte enthält Liebe auf so viel unterschiedlichen Ebenen. Das Buch zeigt das es sich lohnt für etwas zu kämpfen, auch wenn alle andere Erwartungen haben. Man muss selber an sich glauben und dabei ist es auch nicht schlimm Angst zu empfinden. Eine wundervolle Geschichten, mit einzigartigen Charakteren und jeder Menge Spannung. Ich kann euch diese Bücher nur empfehlen und hoffe sehr, dass sie euch ebenso gefallen wie mir =)
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