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PIPER Autorinnen für den DeLiA Literaturpreis nominiert

Freitag, 28. Februar 2025 von Piper Verlag


Wir freuen uns mit! Vier PIPER Autorinnen wurden für den DeLiA Literaturpreis 2025 nominiert!

Gleich vier unserer Autorinnen haben es auf die Shortlist des DeLiA-Literaturpreises 2025 geschafft. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Leipziger Buchmesse am 29.März 2025 statt.

Mit dabei sind 

  • Kathinka Engel: Pages unwritten
  • Charlotte Inden: Im Warten sind wir wundervoll
  • Anna Augustin: Stronger than the Sea

Wir drücken unseren Autorinnen die Daumen!
 

Blick ins Buch
Pages unwrittenPages unwritten

Roman

You are the writer of your own stories | Tauche ein in die Welt von „Badger Books“!

Bestsellerautor Cy Bellamy steckt nach dem Erfolg seines Debütromans in einer tiefen Schreibkrise. Seine beste Freundin Louise will ihm bei einem Kreativ-Wochenende helfen, und so ziehen sie sich gemeinsam in Cys Ferienhaus auf einer kleinen Insel zurück. Doch er weigert sich, Louise zu erzählen, wovon sein neues Buch handeln soll. Denn in seinem Schreiben hat Cy endlich ein Ventil gefunden – für seine seit Jahren unterdrückten Gefühle für die alleinerziehende Louise. Und als Louise der Wahrheit näherkommt, merkt sie, dass Cys Gefühle längst nicht das Einzige sind, das ihr verborgen geblieben ist.

Band 2 der Badger-Books-Reihe von SPIEGEL-Bestsellerautorin Kathinka Engel – die drei Geschichten aus dem Universum des Indie-Verlags versprechen jede Menge Funkensprühen!

Hotness-Skala: 2 von 5 heißen Chilis

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Blick ins Buch
Stronger than the SeaStronger than the Sea

Roman

Kämpfe gegen die Angst in dir – eine dramatische New Adult-Romance um einen Neuanfang im wilden Alaska für Fans von Carina Schnell und Marie Niebler 

„›Patrick‹, sagte sie erneut, atemlos, mit zitternder Stimme und legte mir beide Hände auf die Brust. Sanft, aber bestimmt, schob sie mich von sich. ›Das geht so nicht. Wir überschreiten damit eine Grenze, die wir als Patient und Therapeutin nicht überschreiten sollten.‹“ 

Um die Vormundschaft für ihren Bruder zurückzubekommen, muss die angehende Psychologin Louisa für ihr Praxisjahr in den kleinen Ort Kodiak in Alaska ziehen. Dort soll sie dem verschlossenen Coast Guard Patrick helfen, die Folgen eines Traumas zu bewältigen. Doch je mehr sie über seine dunkle Vergangenheit erfährt, desto tiefer geht ihr Patricks Geschichte unter die Haut. Zarte Gefühle entspinnen sich zwischen den beiden, die nicht nur Louisas berufliche Existenz in Gefahr bringen, sondern auch ihr Herz. 

Prolog

Lass los, Louisa. Nur für heute Abend. Nur für ein paar Stunden. Vergiss einmal Elliot und mich und konzentrier dich nur auf die Musik. Lass dich mitreißen. Spür die Gitarren und den Bass in deinem Bauch und sing verdammt noch mal, bis du heiser bist.

Dads Worte kreisten in meinem Kopf, als endlich alle Lichter ausgingen und die Menschenmassen um mich herum in Ekstase gerieten.

Es geht mir gut. Vertrau mir. Du kannst loslassen!

Und ich hatte losgelassen.

Als die Scheinwerfer angingen und James Hetfield die ersten Töne von Enter Sandman anstimmte, gab es kein Halten mehr. Ich jubelte, tanzte, sprang und grölte die Songtexte mit, bis mein Hals schmerzte, meine Füße brannten und mein Metallica-Shirt an meinem Körper klebte wie eine zweite Haut.

Pure Glückseligkeit. Anders konnte ich das Gefühl nicht beschreiben, das wie flüssiges Gold durch meine Adern strömte.

Ich dachte nicht mehr an die Anspannung in Dads Schultern, als wir uns zum Abschied umarmt hatten, schob die Gedanken an seinen glasigen Blick weg und ignorierte das Rumoren in meinem Bauch. Heute Abend war ich einfach nur ich. Eine junge Frau auf dem Konzert ihrer Lieblingsband. Eine junge Frau, die ihr Leben genoss. Die frei war. Sorglos. Schwerelos. Das erste Mal seit Ewigkeiten.

Ich rockte zu den Gitarrenriffs, genoss die Hitze der Feuershow auf meinem Gesicht und die Gänsehaut auf meinen Armen, als Nothing Else Matters seinen Höhepunkt erreichte.

Perfekter hätte es nur mit Dad neben mir sein können. Wir beide bei einem Metallica-Konzert. Hand in Hand, mit verschwitzten Gesichtern und übervollen Herzen. Wir beide, die aus jeder Note, jeder vertrauten Melodie neue Kraft schöpften, um die Dämonen zurückzudrängen und Platz für neue Erinnerungen zu schaffen, die heller strahlten als die Schatten auf Dads Seele.

Doch seine Angst war größer gewesen. Die Menschenmassen, das Feuerwerk und die blitzende Lightshow hatten ihn abgeschreckt. Dabei hatte er genau das einmal so sehr geliebt. Noch etwas, was der Krieg ihm genommen hatte – und diese verfluchte Krankheit. Aber ich hatte ihm versprochen, das Konzert trotzdem zu genießen, und das tat ich. Ich sog jede Sekunde auf, fühlte sie, zelebrierte sie. Und ließ los.

Für uns beide.

 

Mein Körper vibrierte immer noch vor Euphorie, als ich nach dem Konzert mit dem Fahrrad von der U-Bahn-Station nach Hause fuhr. Der Fahrtwind prickelte auf meinen erhitzten Wangen, zerzauste meine feuchten Locken und verwehte die Songs, die ich in die Nacht hinaussang. In meinem Rucksack steckten drei Bandshirts – eines für Dad, eines für meinen kleinen Bruder Elliot und eines für mich. Gleich morgen früh würden wir sie einweihen und zur laut aufgedrehten Musikanlage um den Küchentisch rocken, bis die Nachbarn klingelten und sich über den unsäglichen Krach beschwerten.

Ein überdrehtes Lachen perlte mir über die Lippen, als das Glücksgefühl in meiner Brust überschwappte. Ich lachte, bis ich in unsere Straße einbog und mein Leben mit einem Schlag vorbei war.

Blaulicht durchzuckte die Dunkelheit und brach sich in den Fensterscheiben der Häuser. Da waren Polizeiautos. Ein Krankenwagen. Und ein …

Nein!

Ein Schrei zerriss die Nacht. Grell. Verzweifelt. Hysterisch.

Ich sprang vom Fahrrad, sprintete los, schrie. Immer und immer wieder.

Doch es war zu spät.

Ich war zu spät.

Warum hatte ich geglaubt, dass es ihm gut ging?

Warum hatte ich losgelassen?


1. Louisa

Mir blieben noch drei Minuten, um einen Caramel Latte, einen großen Cappuccino mit Hafermilch und einen Matcha Tea Latte zuzubereiten. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – selbst für erfahrene Baristas, zu denen ich nach gerade einmal sechs Wochen im Friendly Bean sicher nicht zählte. Versuchen musste ich es trotzdem, auch wenn das mit der uralten Siebträgermaschine und der langsamsten Kaffeemühle der Welt ein hoffnungsloses Unterfangen war. Aber ich hatte Elliot versprochen, mir seine Einstandsprobe als erste Geige anzuhören, und dafür musste ich pünktlich Feierabend machen. Allen Gesetzen der Physik zum Trotz!

„Louisa, wenn es Ihre überaus wertvolle Zeit erlaubt, seien Sie doch so gut und helfen Sie Tracy beim Abräumen der Tische, ja?“ Mr. Jones, Inhaber des Friendly Bean und Meister der Schikane, war wieder einmal pünktlich zu meinem Feierabend aus seinem Büro gekrochen, um mir das Leben zur Hölle zu machen.

„Ich schaff das schon allein, Boss“, flötete Tracy aus der hinteren Ecke des Cafés, doch auf dem Ohr war Mr. Jones taub.

Stattdessen sah er mich lauernd an, wie eine Raubkatze, die nur darauf wartete, dass ihr Opfer den letzten, entscheidenden Fehler machte.

„Ich habe meinen Bruder schon die letzten Tage viel zu spät von der Schule abgeholt“, begann ich, doch da stemmte er auch schon die Hände in seine massigen Hüften und schüttelte missbilligend den Kopf.

„Wir müssen alle unsere Opfer bringen. Die Arbeit macht sich nicht von allein. Was glauben Sie, wofür ich Sie bezahle?“, zischte er, damit die wartenden Gäste vor der Theke nicht mitbekamen, was für ein Arschloch er war.

„Sie bezahlen mich für eine Acht-Stunden-Schicht, die in dieser Minute vorbei ist.“ Ich reckte das Kinn vor und ignorierte das trommelnde Herz in meiner Brust. Normalerweise lehnte ich mich nicht so weit aus dem Fenster, denn ich konnte es mir nicht leisten, diesen Job zu verlieren. Aber heute ging es um Elliots Einstand. Den konnte und durfte ich nicht verpassen. Ich hatte es ihm versprochen.

„Wo wäre unser Land, wenn wir alle diese Einstellung hätten?“ Mr. Jones schüttelte den Kopf und sprach dann den Satz aus, der mich jedes Mal einknicken ließ. „Ich bin nicht die Wohlfahrt, Louisa. Ich muss nur mit dem Finger schnippen und habe eine neue Aushilfe an der Hand.“

Was völlig übertrieben war. Trotzdem zog die Drohung jedes Mal, weil ich auf seine Lohnzahlung angewiesen war und mir die Alternativen fehlten. Der Job hinter der Theke brachte zwar nicht viel ein, aber zusammen mit dem Trinkgeld verdiente ich immer noch mehr als im Minimarkt die Straße runter oder in dem kleinen Lohnbüro in der Washington Road. Also musste ich die Zähne zusammenbeißen und den Kopf einziehen, damit mir meine wichtigste Einnahmequelle nicht wegbrach.

„Ist so gut wie erledigt, Boss“, erwiderte ich und betätigte den Knopf der Kaffeemühle. Ihr ohrenbetäubendes Kreischen schluckte seine selbstgefällige Antwort, die bei mir mit Sicherheit das Fass zum Überlaufen gebracht hätte.

Mr. Jones blieb noch so lange im Verkaufsraum, bis ich die drei Bestellungen abgearbeitet, das Geschirr eingesammelt und auch noch das Milchsystem der Siebträgermaschine gereinigt hatte. Als er schließlich mit einem zufriedenen Grunzen in seinem Büro verschwand, war ich schon über zwanzig Minuten zu spät dran. Wieder einmal.

Verdammt!

Ich rief Tracy nur noch einen schnellen Abschiedsgruß zu, griff mir die zwei Thermobecher, die sie für mich vorbereitet hatte, und sprintete zu meinem in die Jahre gekommenen Minivan. Wenn ich mich beeilte und der Verkehrsgott mir hold war, schaffte ich es vielleicht, mir die letzte Viertelstunde der Probe anzuhören.

Mit rasendem Puls trat ich das Gaspedal durch, fuhr jegliche Schleichwege, die ich kannte, und handelte mir mehr als ein empörtes Hupen ein. Doch gegen den Nachmittagsverkehr von Seattle war ich machtlos.

Als ich auf dem Schulparkplatz aus meinem Wagen sprang, waren kaum noch fünf Minuten von der Probenzeit übrig.

Verdammt, verdammt, verdammt!

Ich hetzte los. Schon von Weitem hörte ich die Musik, die in sanften Wellen durch das gekippte Fenster des Probenraums schwappte. Die erste Geige war ganz deutlich zu hören. Hell und klar stach sie zwischen all den anderen Instrumenten heraus und sang ihr bittersüßes Lied, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. Gänsehaut überzog meine Unterarme und schoss bis zu meinen Schultern, als sich die Töne immer und immer höher schwangen. Was für ein begnadeter Geiger mein kleiner Bruder doch war.

Als ich völlig außer Atem vor dem Proberaum ankam, verklang gerade das letzte Crescendo, und das leise Klatschen des Orchesterleiters erklärte die Probe für beendet.

Zu spät. Ich bin zu spät.

Meine Kehle brannte. Weil ich gerannt war wie eine Irre. Weil ich wütend war, auf mich, auf Mr. Jones, auf dieses ganze unfaire Leben. Meine Kehle brannte, weil ich weinen wollte. Um die verpasste Probe. Um unsere Unbeschwertheit. Um die ganzen letzten Monate, die uns alles abverlangt hatten. Aber ich riss mich zusammen und schluckte die Tränen hinunter. Elliot sollte mich nicht schon wieder weinen sehen müssen.

Es dauerte keine fünf Minuten, bis die Tür des Proberaums aufschwang und die Schüler munter plappernd in den freien Nachmittag strömten. Elliot folgte als Letzter. Mit dem Geigenkasten in der Hand schlurfte er aus dem Raum. Er versank förmlich in dem Metallica-Hoodie unseres Dads und hatte sich noch dazu die Kapuze über den Kopf gezogen. Nichts an seiner Körperhaltung erinnerte an die Euphorie, die noch vor wenigen Minuten sein Geigenspiel bestimmt hatte.

„Du hast großartig gespielt“, sagte ich mit heiserer Stimme und erntete als Antwort gerade mal ein Schulterzucken.

„Das war ein Anfängerstück. Nichts Besonderes.“ Elliot wich meinem Blick aus und ging seinen Mitschülern hinterher nach draußen.

Ich beeilte mich, ihm zu folgen. Am liebsten hätte ich nach seiner Hand gegriffen, doch seit er vor ein paar Wochen elf geworden war, wollte er das nicht mehr. „Es tut mir leid, Ell. Ich weiß, es ist keine Entschuldigung, aber ich habe alles versucht, um pünktlich zu kommen.“

„Nicht schlimm. Wirklich. War doch nur ’ne Probe.“

Das Verständnis in seiner Stimme brachte das Brennen in meiner Kehle mit aller Macht zurück. Wann war dieser kleine Junge mit dem rotzfrechen Grinsen und den verrückten Streichen im Kopf nur so erwachsen geworden? „Es war deine Einstandsprobe als erste Geige.“ Jetzt griff ich doch nach seiner Hand.

Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich hab sie alle an die Wand gespielt, Lou. Du hättest den Blick von Justin sehen sollen. Dem sind fast die Augen rausgefallen.“

Mitten auf dem Schulhof zog ich ihn in meine Arme. „Ich bin so stolz auf dich!“ Und Dad wäre es auch gewesen.

„Du weißt schon, dass du gerade meinen hart erkämpften Ruf als Teufelsgeiger zerstörst?“ Elliots Lachen klang so hell wie die Melodie, die er gerade noch seinem Instrument entlockt hatte. „Dafür schuldest du mir heute Abend mindestens eine große Pizza und einen Serienmarathon.“

„Ist gebongt.“ Zwar musste ich für meinen zweiten Nebenjob noch eine Abschlussarbeit Korrekturlesen und für den dritten mit der Buchhaltung des kleinen Gemüseladens weiterkommen, aber dafür konnte ich auch eine Nachtschicht einlegen. Das war ich Elliot schuldig.

„Hast du heute genug gegessen?“, fragte ich meine obligatorische Frage, als wir bei unserem Wagen angekommen waren.

Elliot seufzte und rollte mit den Augen, bevor er die Tür aufzog und sich auf den Beifahrersitz fallen ließ. „Ich habe gegessen. Und bevor du fragst, gespritzt hab ich mich auch. Nach Mathe und vor der Probe. Alles nach Plan.“

Genervter konnte seine Stimme kaum klingen, und trotzdem fühlte ich mich besser, wenn ich gefragt hatte. Elliot hatte seit seinem fünften Lebensjahr Diabetes Typ 1. Mit einer ausgewogenen Ernährung und seinem Insulin-Pen hatten wir die Krankheit gut im Griff, aber ich machte mir trotzdem ständig Sorgen um ihn. Zu oft vergaß er, rechtzeitig zu essen – vor allem, wenn er in sein Geigenspiel vertieft war.

„Können wir dann jetzt los? Mein Magen verlangt nach Pizza!“

„Noch nicht.“ Ich zog die Fahrertür hinter mir zu und griff nach den beiden Thermobechern, die ich aus dem Friendly Bean mitgebracht hatte. „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Einstand als erster Geiger!“

Elliot lachte erneut sein glockenhelles Lachen. „Du schenkst mir zwei Thermobecher? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

Ich stimmte in sein Lachen ein. „Ich will mit dir anstoßen, du Spinner. Und zwar ganz nach alter Familientradition.“

Elliot zog sich die Kapuze seines Hoodies vom Kopf und nahm mir einen der Becher aus der Hand. „Ist das Kakao?“ Seine Stimme bebte, und ein feuchter Schimmer trat in seine Augen.

„Ist das eine ernst gemeinte Frage?“ Ich grinste und schluckte gegen die Tränen an, die schon wieder in meiner Kehle brannten. „Mit Sahne und einer ordentlichen Portion Zimt. Ganz so, wie es sich gehört.“

Elliot stieß mit seinem Becher gegen meinen und dann nahmen wir jeder einen tiefen Schluck, genossen die Wärme des Kakaos und die Erinnerung an eine unbeschwerte Kindheit.

 

Erste Schneeflocken fielen auf die Windschutzscheibe, als ich mit dem Minivan in unsere Straße einbog. Schon von Weitem erkannte ich den kleinen roten Fiat, der in der Auffahrt zu unserem Haus parkte. Mein Herz rutschte mir in den Bauch.

„Was will die Hillard bei uns?“ Elliots Hände schlossen sich unwillkürlich fester um seinen Thermobecher. „Heute ist doch erst Dienstag.“

„Sicher nichts Wichtiges. Sonst hätte sie mich vorher angerufen“, sagte ich schnell und war froh, dass meine Stimme zuversichtlicher klang, als ich mich fühlte.

Ms. Hillard war unsere Betreuerin beim Jugendamt. Sie kam jede Woche bei uns vorbei, seit ich die Vormundschaft für Elliot zugesprochen bekommen hatte. Normalerweise freute ich mich auf die Besuche der kleinen Frau mit den aufgetürmten blonden Locken und dem etwas zu knalligen Lippenstift. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich und half mir regelmäßig dabei, mich durch den Dokumenten-Dschungel für das Vormundschaftsgericht zu kämpfen. Doch ihre Besuche fanden immer am Donnerstag statt. Nie am Dienstag.

Kaum waren Elliot und ich ausgestiegen, schwang auch ihre Wagentür auf. Mit klackernden Schritten kam sie zu uns herum und streckte uns ihre Hand entgegen. „Louisa, Elliot, wie schön, euch zu sehen.“

Ihr kirschrotes Lächeln schaffte es nicht, die tiefen Sorgenfalten um ihre Augen zu übermalen, und mein Herz sackte von meinem Bauch noch eine Etage tiefer bis in meine Kniekehlen. „Wir haben heute gar nicht mit Ihnen gerechnet“, sagte ich mit viel zu schriller Stimme.

„Es haben sich kurzfristig neue Entwicklungen ergeben, die ich ungern am Telefon besprechen wollte.“

„Neue Entwicklungen, die nicht bis Donnerstag warten konnten?“

Sie warf einen Blick zum Himmel. Immer mehr Schneeflocken verfingen sich in ihren Locken. „Lassen Sie uns das lieber im Haus besprechen, ja?“

Ihr Tonfall ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. „Natürlich“, krächzte ich und beeilte mich, die Haustür aufzuschließen. Im nächsten Moment fiel mir die Unordnung wieder ein. Normalerweise nutzte ich den Mittwochabend, um das gesamte Haus wenigstens einigermaßen aufzuräumen, damit Ms. Hillard nicht das Gefühl bekam, ich hätte unser Leben nicht im Griff. Da heute aber erst Dienstag war, lag im Wohnzimmer noch ungebügelte Wäsche, und in der Küche türmte sich Geschirr in der Spüle. Noch dazu lehnten zwei Müllsäcke neben der Eingangstür, die ich eigentlich vor meiner Schicht im Friendly Bean mit nach draußen hatte nehmen wollen. Mist! „Bitte entschuldigen Sie die Unordnung. Die letzten Tage waren etwas hektisch.“

„Schon gut, Louisa. Machen Sie sich keine Gedanken“, sagte sie und schenkte mir ein mitleidiges Lächeln, das sich viel mehr nach Versagen anfühlte, als sie es wahrscheinlich beabsichtigt hatte.

„Warum sind Sie hier?“, platzte es aus Elliot heraus, kaum dass ich die Eingangstür hinter uns geschlossen hatte. „Sie kommen sonst nur donnerstags. Was ist los?“

Aus jedem Wort sprach die allgegenwärtige Angst, die auch meinen Brustkorb zusammenpresste. Die Angst davor, dass sie mir Elliot wegnehmen würden. Dass irgendein Richter in irgendeinem stickigen Büro plötzlich auf die Idee kam, dass Elliot in einer betreuten Jugendgruppe besser aufgehoben war als bei seiner eigenen Schwester. In seinem eigenen Zuhause.

„Ich verstehe, dass du neugierig bist, Elliot. Trotzdem würde ich gern erst einmal allein mit deiner Schwester sprechen. Es …“

„Auf keinen Fall!“, unterbrach Elliot sie. Er zitterte am ganzen Körper. „Hier geht es doch um mich, oder? Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich will wissen, was los ist!“

Ms. Hillard sah zu mir, ihre kirschroten Lippen zu einer Linie zusammengepresst.

„Lassen Sie uns in die Küche gehen“, sagte ich und lenkte die Sozialarbeiterin und meinen Bruder zu unserem runden Esstisch. Dann füllte ich den Teekessel mit Wasser und kramte den Waldfrüchtetee hervor, den Ms. Hillard so gern trank.

Als der Tee aufgebrüht war und wir alle am Tisch saßen, sagte sie: „Sie können sich sicher denken, worum es geht.“

„Meine Schwester kümmert sich super um mich“, rief Elliot sofort. „Und um unser Zuhause. Es soll alles so bleiben, wie es ist!“ Sein Gesicht hatte das fahle Grau der Küchenfronten angenommen. Unter dem Tisch griff ich nach seiner Hand und drückte sie fest.

„Das weiß ich, Elliot. Leider hat das keinen Einfluss auf die neusten Entwicklungen.“ Sie blickte auf ihre ineinanderverschränkten Hände, holte tief Luft und ließ dann die Bombe platzen. „Ihre Großeltern haben bei Gericht die Vormundschaft für Elliot beantragt.“

„Unsere Großeltern?“ Ihre Worte überraschten mich, weil sie überhaupt nicht zu dem passten, was ich erwartet hatte. „Das kann nicht sein. Wir hatten kaum Kontakt seit …“ Seit unsere Mutter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgehauen ist und uns mit unserem kranken Dad allein gelassen hat.

„Ihre Mutter möchte auf lange Sicht das Sorgerecht für Elliot zurück. Da sie aktuell im Haus Ihrer Großeltern lebt, sieht das Jugendamt es als einen gangbaren Zwischenschritt an, die Verantwortung zunächst bei Ihren Großeltern zu verorten und die Eignung Ihrer Mutter unter diesen Umständen zu bewerten.“

Ms. Hillard sprach weiter, doch ihre Worte wurden durch ein Piepen in meinen Ohren übertönt. Ich griff nach der Tischkante, weil der Küchenboden unter mir schwankte. Bebte. Nachgab. Wie eine Ertrinkende grub ich meine Fingernägel in das grob gemaserte Holz, während Ms. Hillards Worte wie meterhohe Wellen über mir zusammenschlugen und sämtliche Luft aus meiner Lunge pressten.

Das musste ein Missverständnis sein. Ganz sicher. Die Frau, die sich unsere Mutter nannte, interessierte sich nur für sich selbst. Für sich selbst und ihre nächste Flasche Wein. Ihre Kinder kamen – wenn überhaupt – erst ganz am Ende ihrer Prioritätenliste.

Das Krachen von Holz auf Fliesen, gefolgt von Ms. Hillards erschrockenem Aufschrei, katapultierte mich zurück an die Oberfläche der Realität.

„Auf keinen Fall! Ich geh nicht nach Kodiak!“ Mit geballten Fäusten stand Elliot vor dem Küchentisch, der Stuhl lag hinter ihm auf dem Boden. Seine Wangen leuchteten in einem dunklen Rot. „Ich gehe nicht auf diese Insel. Zu dieser Frau. Sie hat uns im Stich gelassen. Sie hat Dad im Stich gelassen!“

„Elliot, das Gericht …“ Ms. Hillard streckte beschwichtigend eine Hand nach meinem Bruder aus.

„Nein, ich gehöre hierher. Nach Seattle. Zu Louisa!“ Dann stürmte er davon und knallte Sekunden später seine Zimmertür hinter sich zu.

Eine Stille senkte sich über das Haus, die mich viel zu sehr an die Stille erinnerte, die Dad hinterlassen hatte. Eine Stille, gefüllt mit Ohnmacht, Leere und Hoffnungslosigkeit.

„Sie hat ihr Sorgerecht vor zwei Jahren abgegeben und ist zu unseren Großeltern nach Kodiak abgehauen“, presste ich schließlich hervor und griff nach meiner Teetasse. Ich umschloss sie mit beiden Händen, als wäre sie mein Rettungsanker inmitten eines tosenden Ozeans. „Das kann sie doch jetzt nicht einfach rückgängig machen.“

„Sie kann, Louisa.“ Ms. Hillard beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorn und legte mir eine Hand auf den Unterarm. „Es tut mir sehr leid.“

„Aber diese Frau hat ihr Leben nicht im Griff. Sie ist nur auf sich selbst fixiert und auf … ihren Alkohol. Elliot ist ihr völlig egal.“

„Deswegen übernehmen Ihre Großeltern vorerst die Vormundschaft, bis wir sicher sein können, dass Ihre Mutter der Aufgabe gewachsen ist. Laut den Unterlagen ist sie seit einem knappen Jahr trocken. Und sie hat eine Therapie gemacht.“

„Ich nehme mir einen Anwalt!“, sagte ich trotzig, obwohl ich nicht wusste, wie ich diesen überhaupt bezahlen sollte. „Elliot gehört hierher. Zu mir. Das wird auch das Gericht einsehen.“

„Das ist Ihr gutes Recht. Nur wissen Sie selbst, wie knapp es war, dass Sie die Vormundschaft zunächst zugesprochen bekommen haben. Ihre Großeltern haben die besseren Karten.“

Ich entzog Ms. Hillard meinen Arm. „Elliot geht es gut bei mir!“

„Das will ich auch gar nicht leugnen. Aber Ihre Großeltern haben finanzielle Sicherheiten, ein Haus mit ausreichend Platz …“

„Ein Haus habe ich auch“, warf ich ein.

„Ein Haus, das mit Hypotheken belastet ist und seit dem Tod Ihres Vaters genau genommen Ihrer Mutter gehört.“

„Aber …“

„Louisa, es geht doch nicht nur um das Haus. Sie jonglieren mit drei bis vier Aushilfsjobs, um Ihren Bruder und sich durchzukriegen. Sie haben nicht nur Geldsorgen, sondern Ihnen bleibt auch kaum Zeit, sich richtig um Elliot zu kümmern.“

Ich dachte an Ells tapferes Lächeln, wann immer ich ihn zu spät von der Schule abholte, an das scheinbar beiläufige Achselzucken nach der verpassten Probe, und bekam keine Luft mehr.

„Ich habe Ihnen schon einmal ein Bewerbungstraining empfohlen.“ Ms. Hillard sah mich an, als säßen wir heute nicht hier, hätte ich ihren Tipp nur früher beherzigt. „Immerhin haben Sie ein abgeschlossenes Psychologiestudium. Daraus hätte sich doch längst etwas machen lassen müssen. Wenn sich ein Profi Ihre Unterlagen einmal ansehen würde …“

„Es liegt nicht an meinem Bewerbungsschreiben, sondern an meinen Noten, okay?“, rief ich so laut, dass Ms. Hillard zusammenzuckte. „Die sind nicht gut genug. Nicht einmal annähernd. Weil es mir in den letzten Jahren wichtiger war, mich um meinen Bruder und meinen kranken Vater zu kümmern. Dafür soll ich jetzt bestraft werden … Und Sie glauben, meine Mutter könnte besser für Elliot sorgen? Ausgerechnet die Frau, die uns alle im Stich gelassen hat? Wegen der ich kaum Zeit für mein Studium hatte?“

„Ich verstehe Ihren Unmut, Louisa. Doch Ihr Bruder ist erst elf Jahre alt. Auch wenn er schon recht erwachsen wirkt, so braucht er doch eine Bezugsperson, die für ihn da ist, die ihm zuhört und Zeit hat, sich um ihn zu kümmern. Das können Sie mit Ihrer Arbeitsauslastung gerade nicht leisten.“

„Aber ich bin doch für ihn da. Ich …“

„Sie brauchen eine Pause, Liebes. Sie sind nach den dramatischen Ereignissen der letzten Monate ausgebrannt und brauchen Zeit, um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Ihr Bruder braucht jetzt Nähe, Verständnis und vor allem Zeit und Aufmerksamkeit. Sehen Sie die Unterstützung Ihrer Großeltern doch als willkommene Entlastung an.“

Ich presste mir eine Faust gegen die Lippen, um ein Schluchzen zu unterdrücken, scheiterte jedoch kläglich. „Und wie soll diese Entlastung aussehen? Kodiak ist über dreitausend Meilen von Seattle entfernt.“

„Sie könnten die ersten Wochen Urlaub auf der Insel machen und nach all den schweren Monaten ein bisschen ausspannen. Danach können Sie Ihren Bruder regelmäßig besuchen. Ihre Großeltern haben angeboten, dass sie einen Teil der Flugkosten übernehmen.“ Ms. Hillard lächelte, um ihre aufmunternden Worte zu unterstreichen. „Kodiak soll sehr schön sein. Elliot wird sich bestimmt freuen, die Insel mit Ihnen zu erkunden.“

Mein Blick huschte unwillkürlich zu der weißen Wand neben dem Kühlschrank. Dort hatte einmal eine Karte der Insel gehangen – ein Abschiedsgeschenk unserer Großeltern, als sie der Großstadt den Rücken gekehrt hatten, um ihren Lebensabend in Alaska zu verbringen. Mit der Landkarte hatten wir unseren ersten Urlaub bei ihnen planen sollen, und das hatten wir getan. Zu viert hatten wir Fähnchen um Fähnchen in die grobe Leinwand gepinnt, um all die Orte zu markieren, die wir zusammen besuchen wollten. Doch dann war Dad nach Afghanistan einberufen worden, und als er zwölf Monate später zurückgekehrt war, hatte der Krieg ihm die Vorfreude auf Kodiak genommen. Und uns die Unbeschwertheit. Dunkle Flecken hatten sich auf unser Glück gelegt und es erstickt. Langsam und qualvoll. Die Karte war im Laufe der Zeit verblasst, bis ich ihren Anblick nicht länger ertragen hatte.

Ich blinzelte die Tränen fort, die die Erinnerungen in meine Augen trieben. „Wollen Sie Elliot das wirklich zumuten?“, fragte ich. „Wollen Sie ihm nach allem, was er die letzten Monate verloren hat, auch noch das Zuhause nehmen? Und seine letzte Bezugsperson?“

„Ihr Bruder wird dort nicht allein sein. Er hat seine Großeltern und seine Mutter. Außerdem wird ein Sachbearbeiter vor Ort intensiv in die Betreuung involviert sein. Bis sich alle Parteien aneinander gewöhnt haben.“ Ms. Hillard strich mir noch einmal über den Rücken, bevor sie sich erhob. „Lassen Sie die Neuigkeiten erst einmal sacken, und nehmen Sie sich alle Zeit der Welt, um mit Ihrem Bruder zu sprechen. Der Umzug ist in den Schulferien in drei Wochen geplant. Rufen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen.“

Wie betäubt verabschiedete ich Ms. Hillard. Ich stand noch lange im Türrahmen und sah die Straße hinunter – auch als ihr roter Fiat längst nicht mehr zu sehen war. Schneeflocken wehten in den Flur, und Kälte kroch über meine Beine bis in meine Schulterblätter, legte sich betäubend auf den brennenden Schmerz in meiner Brust. Doch die rasenden Gedanken blieben. Wie Pingpong-Bälle schossen sie durch meinen Kopf. Chaotisch. Unkontrolliert. Schwer zu fassen. Nur ein einziger stach glasklar zwischen all den anderen heraus: Auf keinen Fall würde ich meinen Bruder im Stich lassen. Nach allem, was wir zusammen durchgemacht hatten, hatten wir uns geschworen zusammenzuhalten. Niemand riss uns auseinander – schon gar nicht June, diese Frau, die sich als unsere Mutter bezeichnete. Wenn sie Elliot zwang, nach Kodiak zu ziehen, musste sie auch mit mir vorliebnehmen. Denn kampflos gab ich meinen kleinen Bruder nicht her.


2. Patrick

Das Rauschen der Wellen war Musik in meinen Ohren. Ihr klarer und beständiger Rhythmus passte zum Takt meines Atems und zu den ausgreifenden Schwimmzügen, mit denen ich durch das Wasser pflügte. Eiskalte Wassertropfen stachen auf meinen Wangen, doch in diesem Moment gab es für mich keinen besseren Ort. Ich liebte den Ozean. Seine Rauheit. Die unnachgiebigen Wellen und den schneidenden Wind. Das Salz auf meinen Lippen und das Brennen in meinen Armen, wenn die Wellen sich höher und höher türmten und mir weismachen wollten, dass ich keine Chance gegen sie hatte. Aber davon ließ ich mich nicht beeindrucken, denn ich hatte ein Ziel. Ein Ziel, das mir noch so viel mehr am Herzen lag als der Ozean. Und das war, Menschenleben zu retten.

„Nur noch ein paar Meter. An der Steuerbordseite gibt es eine Leiter. Da kommst du aufs Boot.“

Die Stimme meines besten Freundes und Teamkollegen Scott drang aus den eingebauten Lautsprechern in meinem Helm. Er befand sich mindestens dreißig Meter über mir in dem knallroten Rettungshubschrauber der U. S. Coast Guard, der uns für diese Übungsmission zugewiesen worden war. Wie immer beobachtete er das Geschehen aus der geöffneten Seitentür und hielt mich auf dem Laufenden.

Die Rotorblätter des Hubschraubers wirbelten das Wasser um mich herum auf, und feine Wassertropfen trübten mein Sichtfeld. Trotzdem konnte ich das Fischerboot mit den zwei montierten Kränen und den Schleppnetzen daran genau erkennen.

„Alles klar“, antwortete ich zwischen zwei Atemzügen. Der Name Wavedancer prangte in großen, aber schon recht verwaschenen Lettern auf dem Rumpf des Bootes. Direkt daneben erkannte ich die Leiter, von der Scott gesprochen hatte. Die Wellen wiegten das Schiff behutsam wie eine Mutter ihr Kind, sodass ich die Metallstreben greifen konnte, ohne Gefahr zu laufen, gegen die Bordwand geschleudert zu werden. Unter realen Bedingungen hätte die Situation höchstwahrscheinlich anders ausgesehen, denn wenn wir unsere richtigen Rettungsmissionen flogen, waren die Wellen um einiges rauer, unberechenbarer, grausamer. Doch das heute war nur eine Übung. Ein Training, das Coast-Guard-Teams aus ganz Alaska zweimal im Jahr gemeinsam absolvierten, um die Teamarbeit zu schulen und den Zusammenhalt zu stärken.

„Gib ein bisschen mehr Gas, Pat! Kyle ist direkt hinter dir!“, feuerte Scott mich an, und im selben Moment bemerkte ich die Person in meinem Rücken. Kyle war Rettungsschwimmer – genau wie ich – und noch dazu mein jüngerer Bruder. Er gehörte zu dem zweiten Team, das für den Coast-Guard-Standort Kodiak an dieser Übung teilnahm. Wir hatten seit jeher so ein Wettbewerbs-Ding zwischen uns laufen, das vor allem unser Vater immer wieder neu befeuerte.

Ich umschloss die Streben der Leiter mit beiden Händen und wuchtete mich nach oben. Sobald ich mich aus dem Wasser gezogen hatte, spürte ich das Gewicht des Lifesuits deutlich an meinem Körper. Der orange Ganzkörperanzug schützte mich vor der Eiseskälte des Wassers, doch er machte die Arbeit außerhalb auch um einiges mühseliger.

„Wir haben eine bewusstlose Person an Deck“, meldete ich Scott, kaum dass ich mich auf das Boot gezogen hatte. Der als Fischer verkleidete Coast Guard lag scheinbar ohne Bewusstsein genau zwischen den beiden Kränen, an denen noch die Schleppnetze hingen. An der Schläfe des vermeintlichen Fischers klebte künstliches Blut, das das Wasser auf dem Deck hellrot verfärbt hatte.

„Ich brauche die Trage hier unten!“

„Trage kommt!“, antwortete Scott sofort.

Ich beugte mich zu dem verletzten Mann und überprüfte seine Vitalfunktionen mit routinierten Handgriffen. So weit, so einfach. Diese Übung war bei Weitem keine Herausforderung für mich und meine Crew.

„Laut Auftragsmeldung haben wir mindestens drei Personen an Bord.“ Kyles schneidende Stimme drang aus den Lautsprechern in meinem Helm. „Ich kümmere mich um die restlichen beiden.“ Der Triumph in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er rettete zwei, ich einen. Für ihn ein klares Zeichen dafür, wer hier der bessere Rettungsschwimmer war. Ich biss die Zähne zusammen und sah hinauf zum wolkenlosen Himmel.

„Wo bleibt die Trage, Scott? Uns läuft die Zeit davon!“

Das Wummern der Rotoren wurde lauter, als sich der Helikopter über das Fischerboot schob und langsam immer tiefer sank.

„Ist schon auf dem Weg. Die beiden Schleppnetzkräne sind nicht gerade ideal. Kannst du den Verletzten bewegen? Ich will nicht riskieren, dass sich die Trage in den Schleppnetzen verfängt.“

„Negativ. Der Mann hat eine Kopfverletzung. Ich kann nicht ausschließen, dass seine Wirbelsäule ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde.“

Scott schnaubte frustriert. Natürlich hatten wir solche Rettungen schon x-mal durchgeführt und das unter deutlich widrigeren Bedingungen. Aber auch ihn fuchste es, dass Kyle so die größere Chance auf zwei Rettungen hatte und wir nur auf eine. Ich schüttelte den Kopf, um diesen bescheuerten Gedanken loszuwerden. Bei unseren Missionen ging es darum, Menschenleben zu retten. Konkurrenzkampf hatte in unserem Job nichts zu suchen.

„Beeilt euch mal!“, hörte ich nun wieder Kyle. Er kam mit zwei Männern, die schon Lifesuits trugen, in unsere Richtung. Einer von beiden war noch sehr jung und schien unverletzt. Dafür waren seine Augen vor Panik weit aufgerissen, und er zitterte am ganzen Körper. Der zweite musste von Kyle gestützt werden und zog sein rechtes Bein nach. „Ich brauche den Korb hier unten.“

„Es geht nach dem Schweregrad der Verletzung“, erinnerte ich ihn. „Die beiden müssen warten, bis wir meinen Verletzten sicher in unserem Heli haben! Dann ist immer noch genug Zeit, die beiden mit dem Korb in euren Hubschrauber zu ziehen.“

„Es geht darum, eine Rettung so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Die Bedingungen können sich hier unten jederzeit ändern. Das solltest du eigentlich wissen, Bruderherz!“ Er spie den eigentlich liebevollen Kosenamen aus, als wäre er Säure auf seiner Zunge.

„Wir haben ruhige See, und Sicherheit geht vor! Das solltest du eigentlich wissen, Bruderherz!“, rief ich zurück, darum bemüht, den aufsteigenden Zorn in meiner Stimme in Zaum zu halten.

„Hey, ich unterbreche eure kleine Ehekrise ja nur ungern, aber ihr solltet euch beeilen da unten!“ Scotts aufgebrachte Stimme versetzte mich sofort in Alarmbereitschaft.

„Was ist los? Was siehst du?“

„Am Bug steigt Rauch auf, aber ich kann nicht genau erkennen, was da los ist. Ihr müsst …“

Scotts Worte wurden von dem Bersten zersplitternden Glases abgeschnitten, und erst da bemerkte ich, was mir niemals hätte entgehen dürfen. Rauch stieg in dichten Schwaden hinter dem Führerhaus auf. Flammen züngelten in hellem Rot und Orange an den Wänden empor und leckten durch das geborstene Fenster in das Innere des kleinen Führerhauses.

Ich hätte es wissen müssen, schoss es mir durch den Kopf. Die Übung ist viel zu einfach gewesen.

Der Helikopter über uns fachte die Flammen nur noch weiter an und blies uns die Hitze mitten ins Gesicht. Ich hörte, wie jemand etwas durch die Helm-Lautsprecher direkt in mein Ohr brüllte, doch ich konnte nicht einmal sagen, ob es Kyles oder Scotts Stimme war. Ich war erfüllt von der sengenden Hitze der Flammen. Flammen auf meiner Haut, in meiner Lunge. Überall Flammen.

Von einer Sekunde auf die andere brach mir kalter Schweiß aus. Mein Herz, das bei weitaus komplizierteren Rettungen stets ruhig und beständig in meiner Brust schlug, donnerte wie eine Gewehrsalve. Ein unkontrolliertes Zittern jagte durch meinen Körper und machte jede weitere Bewegung unmöglich.

„Verdammte Scheiße! Was ist los mit dir?“, hörte ich Kyle neben mir fluchen. Ein Rütteln an meiner Schulter schlug für einen Moment eine Schneise durch die lodernden Flammen in meinem Kopf. „Jetzt pack endlich mit an, Patrick! Uns läuft die Zeit davon!“

Ich blinzelte wegen des Rauchs, der meine Augen tränen ließ, und sah meinen Bruder an. Er hatte längst die Trage gepackt, die Scott heruntergelassen hatte, und versuchte, den verletzten Fischer draufzuwuchten. Ich streckte meine Hände nach der Trage aus, um ihm zu helfen, doch das Zittern machte es mir unmöglich, richtig zuzupacken.

Verdammt, konzentrier dich!

Ich blinzelte erneut, zwang mich, trotz des Rauchs tief einzuatmen, doch ich fand einfach nicht zurück in meinen Fokus.

„Zur Seite, Patrick!“, herrschte Kyle mich an. „Ich mach das hier. Kümmere du dich wenigstens um die anderen beiden!“

„Alles klar“, presste ich hervor, während mir mein Herzschlag nach wie vor in den Ohren dröhnte. Die beiden Männer, deren Gesichter vor wenigen Augenblicken noch voller Angst gewesen waren, sahen mich nun irritiert an. Ich konnte die gleiche Frage in ihren Gesichtern ablesen, die auch überlaut in meinem Kopf widerhallte: Was, verdammt noch mal, ist los mit dir?

„Wir müssen ins Wasser. Auf dem Boot ist es nicht mehr sicher!“ Ich deutete auf die Leiter, über die ich an Bord geklettert war. Mein ganzer Arm bebte, als würde Starkstrom hindurchfließen.

„Pat? Wie sieht es bei euch da unten aus?“ Scotts Stimme war ruhig und professionell, und doch schwang ein Hauch von Sorge darin mit. „Ich kann durch den Rauch kaum etwas sehen.“

„Trage ist bereit zum Hochziehen!“, antwortete Kyle an meiner Stelle. „Der Heli muss unbedingt an Ort und Stelle bleiben, damit sich die Trage nicht in den Kränen verfängt.“

„Verstanden“, antwortete Scott mit deutlicher Verwirrung in der Stimme.

„Und jetzt endlich runter vom Schiff!“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen schob Kyle mich und die beiden verbliebenen Fischer zur Leiter. „Kriegst du es gebacken, einen der Männer zu übernehmen?“

Ich nickte, obwohl mein Körper immer noch von dem Zittern geschüttelt wurde, das mit jedem weiteren Blick auf die Flammen nur noch unerbittlicher wurde.

„Dann los jetzt!“

Im nächsten Moment fanden wir uns in den eiskalten Wellen wieder, und mein Blick schärfte sich, als hätte eine gewaltige Windböe endlich den Nebel fortgeblasen. Das Zittern ließ nach, sobald ich das Salz auf meinen Lippen schmeckte und die Kühle der Wassertropfen meine brennenden Wangen benetzte. Ich griff mir einen der Fischer, hielt ihn in Rückenlage und mit jedem Schwimmzug, mit dem ich uns weiter von dem Boot fortbrachte, strömte neue Kraft durch meine Muskeln.

„Mann, Patrick! Was war da gerade los? Du hast dich benommen wie ein Anfänger!“ Die Wut in Kyles Stimme spiegelte sich in seinen zusammengezogenen Augenbrauen wider.

„Wir müssen den Job zu Ende bringen“, erwiderte ich ausweichend und sah zum Himmel, während Tausende Gedanken durch meinen Kopf rasten.

Was zum Teufel ist da gerade passiert? Woher ist dieses Zittern gekommen? Diese Panik?

Das Donnern von Rotoren ertönte, als der Helikopter von Kyles Crew über uns auftauchte. Kyles Bordmechaniker ließ einen Rettungskorb herunter, in dem beide Fischer zusammen nach oben gezogen werden konnten.

Die Übung war vorbei – und ich hatte versagt.

 

„Lass dir wegen Kylie Minogue bloß keine grauen Haare wachsen! Keiner ist perfekt. Er genauso wenig wie du.“

Scott drehte sich vom Beifahrersitz des Mietwagens aus zu mir und brachte mich mit seinem typischen Grinsen genauso zielsicher zum Lachen wie mit seinen zahlreichen Spitznamen für meinen Bruder. Dabei hatte ich nach der verpatzten Übung alles andere als gute Laune.

„Kylie Minogue?“ Mein kleinster Bruder Joey kicherte und sah von seinem Handybildschirm auf, an dem er klebte, seit wir uns vom Trainingsgelände aus auf den Weg zum Flughafen gemacht hatten.

Er hatte Kyle und mich dieses Mal zu der Übung nach Anchorage begleitet – auf Wunsch unseres Vaters. Damit er frühzeitig miterlebte, wie die Arbeit eines Rettungsschwimmers auszusehen hatte. Unser Vater hatte sogar drei Tage Sonderurlaub von der Schule erwirkt, damit Joey Kyle und mich in Aktion erleben konnte. Nur war ich bei Weitem nicht das Vorbild gewesen, das mein Vater sich für meinen jüngsten Bruder vorgestellt haben dürfte.

„Kann ich mir den Spitznamen mal ausleihen?“

„Aber nur, wenn du mir versprichst, Kyle zu sagen, dass er allein meine Idee war. Ich bestehe auf mein Urheberrecht.“

Joey stimmte in Scotts Lachen ein. Er klang gelöster, jetzt, wo die drei Tage in Anchorage vorbei waren und er in nächster Zeit nicht wieder in einen Helikopter steigen musste.

„Wie haben dir die Übungen gefallen, Joey?“, fragte Taya, die den Mietwagen fuhr. Im Gegensatz zu Scott und mir hatte sie ihre dunkelblaue Coast-Guard-Uniform gegen eine lässige Jeans und eine Lederjacke getauscht. Sie war die Copilotin in unserer Crew und besaß zu unserem Glück eine kleine Propellermaschine, mit der wir uns den überfüllten Linienflieger zurück nach Kodiak sparen konnten. Und die blöden Sprüche von Kyle und seiner Crew.

Joey zog die Nase kraus. „Ehrlich gesagt ist mir immer noch ziemlich flau im Magen. Keine Ahnung, wie ihr das jeden Tag aushaltet.“

„Du wirst dich dran gewöhnen, wenn du erst mal jeden Tag losziehst, um Leben zu retten“, erwiderte Scott, und das Lächeln auf Joeys Lippen erstarrte.

„Bestimmt.“ Seine Hand schloss sich fester um sein Smartphone, während sein Blick zum Fenster huschte. Zwischen den vorbeifliegenden Gebäuden von Anchorage konnte man die schneebedeckten Gipfel des Bergmassivs erkennen, das Alaskas größte Stadt umschloss.

Ich boxte ihn liebevoll gegen den Oberarm. „Hey, alles okay?“, fragte ich mit leiser Stimme, damit nur Joey mich hören konnte.

Er nickte und lächelte mit den Lippen. Aber nicht mit den Augen.

„Das war nicht gerade überzeugend.“ Ich boxte ihn ein zweites Mal, doch auch dieses Mal war sein Lächeln gezwungen.

Er schluckte, sah auf das dunkle Display seines Handys und dann zu mir. „Wann wusstest du, dass du Rettungsschwimmer werden willst?“

Die Frage traf mich unvorbereitet, sodass ich beinahe mit einem flapsigen Schon immer! geantwortet hätte. Dabei wäre das eine Lüge gewesen. Und eine ziemlich große noch dazu.

„Spät.“

„Was heißt spät?“

„Irgendwann, nachdem ich die Ausbildung an der A-School abgeschlossen hatte und meine ersten Einsätze für die Kodiak Coast Guard geflogen bin“, antwortete ich vage, obwohl ich den Zeitpunkt genau hätte benennen können. Doch die Erinnerungen an diesen Moment hatte ich tief in mir vergraben, und das war auch gut so.

„Und ich habe gedacht, Rettungsschwimmer zu sein, das wäre schon immer dein großer Traum gewesen.“

Ich lachte und zerzauste ihm das blonde Haar. „Als ich so alt war wie du und wir nach Kodiak gezogen sind, wollte ich Wildhüter werden, mir ein Baumhaus im Wald bauen und den ganzen Tag Bären beobachten.“

„Ernsthaft?“ Joeys Lachen löste den Knoten, den seine vorherige Frage in meinem Magen hinterlassen hatte. „Das fand Dad sicherlich nicht so cool.“

„Allerdings nicht“, erwiderte ich. „Er hat alles darangesetzt, mich von diesem Hirngespinst abzubringen.“

Mein Vater und ich hatten lange Diskussionen über meine Karriere als Rettungsschwimmer geführt, weil er der Meinung war, dass seine Söhne in die Coast Guard gehörten – genauso wie er. Alles andere wäre für ihn Talentverschwendung gewesen. Ich hatte mich seinen Vorstellungen irgendwann gefügt, weil mir das Schwimmen lag und mir der lange Atem für weiteren Protest gefehlt hatte. Und weil ich Leben retten wollte. Mehr als alles andere.

„Am Ende hatte Dad das richtige Gespür“, sagte ich.

„Ich möchte lieber Musik machen.“

Schon seit dem Kindergarten war Joey quasi mit seiner Gitarre zusammengewachsen und verbrachte jede freie Minute mit dem Instrument. Sehr zum Missfallen unseres Vaters. Er seufzte. „Dad will, dass ich an dem Summer Swimming Camp in San Francisco teilnehme. Als Vorbereitung für das Coast Guard Bootcamp in ein paar Jahren.“

„Das hab ich mir schon gedacht.“ Kyle und ich waren in einem ähnlichen Alter zu den Swimming Camps gefahren. Schwimmtrainings rund um die Uhr, Wettkämpfe, aber auch Abende am Lagerfeuer, gemeinsame Ausflüge, Spaß mit Freunden. Ich hatte die Camps geliebt. Drei Monate Freiheit. Ohne Diskussionen mit meinem Vater. Und ohne Streitereien mit Kyle.

„Ich will nicht hinfahren.“

„Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du denkst.“

„Aber ich will Musik machen, Pat. Singen und Gitarre spielen. Vielleicht eine Band gründen und eigene Songs schreiben.“

„Ich weiß.“

„Diesen Sommer gibt es ein Music Camp auf dem Festland. Es ist nicht weit weg von Anchorage, und ich hab genug gespart, damit ich alles selbst bezahlen kann.“

„Dad wird damit nicht einverstanden sein.“

Joey beugte sich zu mir rüber und griff nach meiner Hand. Überrascht von dieser intimen Geste zuckte ich zusammen.

„Vielleicht erlaubt er es ja, wenn du ihn fragst?“

Die Hoffnung in Joeys Stimme schnürte mir die Kehle zu. „Du weißt, dass Dad nicht viel von Musik hält.“

„Aber ich halte viel davon. Und es ist mein Leben, oder? Ich sollte bestimmen, was ich machen möchte und was nicht.“

„Natürlich.“ Es war trotzdem leichter gesagt als getan. Unser Vater hatte Vorstellungen, in die Kyle und ich uns nahtlos eingefügt hatten. Wie er reagieren würde, wenn Joey dagegen rebellierte, wollte ich mir lieber nicht allzu bildhaft vorstellen.

„Also redest du mit ihm?“ Joey drückte meine Hand fester. „Bitte, Pat. Auf dich wird er hören.“

Da war ich mir nicht so sicher. Schon gar nicht nach der verpatzten Übung. Trotzdem nickte ich und genoss die Erleichterung, die über Joeys Gesicht flackerte.

„Du bist der Beste!“ Hätten wir nicht im Auto gesessen, wäre er mir wahrscheinlich um den Hals gefallen. Ich wollte noch etwas erwidern, um seine Hoffnungen zu relativieren, als mein Smartphone klingelte.

Wenn man vom Teufel sprach. Mit einem ordentlichen Knoten im Bauch hob ich das Handy an mein Ohr.

„Sobald du in Kodiak gelandet bist, erwarte ich dich in meinem Büro. Bis spätestens achtzehn Uhr. Wir haben zu reden“, diktierte mein Vater, ohne auch nur eine Begrüßung abzuwarten.

Die Worte fügten dem Knoten eine Portion Übelkeit hinzu. „Ich weiß, die Übung ist nicht optimal gelaufen. Es wird nicht wieder vorkommen. Ich …“

„Darum geht es nicht. Dieses Übungsdesaster wird Dr. Ortega mit dir aufarbeiten. Der Captain hat bereits eine Supervision für dich angeordnet.“

Ein Beben ging durch meinen Körper, das dem Zittern auf der Wavedancer viel zu nah kam.

Supervision?

Diese Gespräche mit Psychotherapeuten gehörten bei Rettungsschwimmern quasi zum Arbeitsalltag. Wann immer etwas nicht nach Plan lief, eine Rettungsaktion missglückte, Fehler passierten, mussten wir uns von einem dieser Seelenklempner ausquetschen lassen. Sie wühlten sich durch unsere Akten und meinten, sich eine Meinung über uns bilden zu können. Dabei hatten sie nicht die geringste Ahnung, was es bedeutete, raus auf den Ozean zu fliegen, alles zu geben, das eigene Leben zu riskieren und doch nicht alle retten zu können.

„Ich brauche keine Supervision.“

„Darüber diskutiere ich nicht. Eine Anordnung des Captains ist eine Anordnung des Captains.“

Ich schloss die Augen und zwang mich, durch die Nase zu atmen, um meinen rasenden Puls in den Griff zu bekommen.

„Dann will ich einen anderen Therapeuten!“ Für Dr. Ortega käme das Zittern während der Übung einem gefundenen Fressen gleich. Sie hatte schon in der Vergangenheit immer wieder versucht, längst vergessene Geschichten aufzuwärmen und tiefer in alten Wunden zu graben, als es erträglich gewesen wäre.

„Die Klinik ist unterbesetzt. Du sprichst mit Dr. Ortega und machst keine große Sache draus. Wir sehen uns um achtzehn Uhr. In meinem Büro!“

Mein Vater legte auf, ohne sich zu verabschieden. Er verstand nicht, dass nicht ich eine große Sache aus der Supervision machen würde, sondern Dr. Ortega.

Im Warten sind wir wundervollIm Warten sind wir wundervoll

Roman

Eine junge Deutsche, die 1948 am New Yorker Flughafen strandet und als sitzen gelassene War Bride  zum Star der Presse wird.

Ein US-Soldat, der ein Versprechen gegeben hat und es nicht einhalten kann.

Und eine Frau, die sieben Jahrzehnte später hofft, dass sich der Weg zum Glück wiederholen lässt.

Dies ist die Geschichte eines Endes, zweier Anfänge und der vielleicht größten Liebe aller Zeiten.

„Ein außergewöhnlicher Roman – klug gestrickt, mitreißend geschrieben und in jeder Hinsicht wunderschön!“ KATHINKA ENGEL

„Luise Adler ist verliebt in das Leben und das Leben in sie, darum schafft sie es auch sofort auf die Titelseiten der großen New Yorker Zeitungen. Liebevoll-frech, raffiniert und mit Witz und Tempo erzählt Charlotte Inden von den grandiosen Umwegen der Liebe.“ ELISABETH SANDMANN

So charismatisch wie Bonnie Garmus' „Eine Frage der Chemie“, so mitreißend wie Susanne Abels „Stay away from Gretchen“

I

Sie hatte noch nie zuvor versucht, ihr ganzes Leben in einen Koffer zu packen.

Sie hatte auch noch nie zuvor einen Reisepass besessen.

Doch hier stand sie nun. Mit dem Koffer in der einen Hand und dem Reisepass in der anderen.

„Are you really coming?“, hatte er in seiner letzten Nachricht an sie geschrieben. „To stay?“

Yes.


II

„Are you alright?“

„Yes“, lügt sie. „I’m only panicking.“

Und sie denkt, während sie versucht, sich unauffällig ein, zwei Tränen von der Wange zu wischen: Kann man das so sagen? Und denkt dann: Warum sagst du das überhaupt? Jetzt wird er nachfragen.

Genau das tut er.

„Flugangst?“, fragt er. Er fragt es in fast akzentfreiem Deutsch.

Beeindruckend, findet sie. Sie selbst sagt mit hörbarem Akzent: „No. It’s much more complicated.“

Das Flugzeug rollt langsam, aber unerbittlich weiter. Das Terminal verschwindet Stück für Stück aus ihrem Blickfeld. Warten sie noch dort? Winken sie?

Sie hebt die Hand und presst sie kurz gegen das dicke Fensterglas.

Sofort nach der Landung, noch auf dem Rollfeld, wird sie ihr Handy einschalten und ihnen allen texten: Bin da! Schöner Flughafen. Alles ist gut.

Und das wird hoffentlich nicht gelogen sein.

Da beschleunigt das Flugzeug plötzlich. Und sie sieht das Terminal nicht mehr.

„Meine Großmutter ist mit dem Fahrrad quer durch Deutschland geradelt“, stößt sie hervor und greift abrupt quer über den leeren Platz zwischen ihnen nach seiner Hand. „Da war der Krieg gerade erst vorbei. Denken Sie nur. Das hat sie getan.“

„Did she really?“, sagt er und schaut auf ihre verschlungenen Hände hinab.

„O ja“, sagt sie. Dann muss sie kurz die Luft anhalten und kann nicht mehr weitersprechen, denn das Flugzeug hebt vom Boden ab. Presst sie in die Sitze. „Da werde ich ja wohl noch ein Flugzeug nehmen können, um mich über den Atlantik fliegen zu lassen“, flüstert sie und umklammert seine Hand wie eine Rettungsleine. „Dachte ich jedenfalls.“

„And so you do“, sagt er sanft. „Open your eyes.“

Sie öffnet die Augen.

„Look“, sagt er.

Und sie blinzelt und sieht dann nicht etwa zum Fenster hinaus und ein letztes Mal auf ihre Heimat hinab, sondern zum ersten Mal in sein Gesicht.

„Oh“, sagt sie.

„Was hat Ihre Großmutter getan, als sie angekommen war?“, fragt er und streicht einmal wie beiläufig mit dem Zeigefinger über ihre Knöchel.

„Sie verlobte sich.“

„Ah“, sagt er. „Big love. Und was werden Sie tun, wenn Sie aus diesem Flugzeug gestiegen sind?“

„Heiraten“, sagt sie und lässt seine Hand voll Bedauern wieder los.


III 1

Ihr Foto schaffte es nicht auf die Titelseite.

Aber ihr Foto schaffte es in die New York Times. In die Post. Und in die Daily News. Und in all die anderen Zeitungen, die im Dezember 1948 in New York so gelesen wurden.

„Jetzt sieh dir das an“, sagte Mr Solomon Newton zu seinem Sohn Benjamin, der gerade sein hastiges Frühstück beendete. „Dieses reizende Mädchen hier. Mit dem Koffer. Steht einsam und verlassen am Flughafen. Armes Ding. Gestrandet. Was soll sie jetzt machen? ›Lovely War Bride‹, schreiben sie. Und sie haben recht. Dieses goldene Haar. Wie die Loreley.“

„Dad“, sagte Benjamin, ohne hinzuschauen. „Wie willst du erkennen, dass sie goldenes Haar hat? Es ist ein Zeitungsfoto. Schwarz-weiß.“

Mr Newton ignorierte das. „Du solltest ihr schreiben“, sagte er. „Deine Dienste anbieten. Die kann sie brauchen. Sonst werden sie das arme Kind zurückschicken.“

„Bitte?“, sagte sein Sohn. „Nein. Ganz sicher nicht.“

„Aber sie ist reizend!“

„Du wiederholst dich.“

„Und braucht Hilfe.“

„Die brauche ich auch. Wie konnte ich nur denken, es sei eine gute Idee, Jura zu studieren? Ich hätte mich wie du für deutsche Lyrik entscheiden sollen. Nichts als Heinrich Heine und goldenes Haar den ganzen Tag.“

Mr Newton kannte dieses regelmäßig wiederkehrende Lamento und ignorierte auch das. „Du wirst ihr nicht schreiben?“

„Nein, sorry, Dad“, sagte sein Sohn, schob seinen Stuhl zurück, klemmte sich die abgegriffene Ledermappe unter den Arm und klopfte seinem Vater im Vorbeigehen freundlich auf die Schulter.

„Dann tu ich’s“, rief Mr Newton ihm nach. „Ich werde schreiben: Mein Sohn, der Anwalt, kann helfen. O ja, ich schreibe.“

Und er tat es.

Er sollte nicht der Einzige bleiben.


2

Idlewild Airport war 1948 noch recht überschaubar.

Kein Jahr alt.

Mit nur einem Terminal.

Aber der verdammt noch mal beste Flughafen der Welt, sagte Bürgermeister La Guardia.

Mit sechs Landebahnen. Lang genug, dass Jumbojets und Militärmaschinen sie anfliegen konnten.

Mit zwölf Fluglinien, die Flüge in alle Welt anboten. Peru? Paris? In Reichweite.

Der Duft der weiten Welt umwehte Idlewild Airport.

Er lag nur fünfundzwanzig Kilometer von Manhattan entfernt und war im Sumpfgebiet der Jamaica Bay errichtet worden. Wer zu Fuß über das Rollfeld lief, konnte das Meer riechen. Und mit salzigen Lippen die Gangway erklimmen.

Wer kein Ticket hatte, stand auf dem Aussichtsdeck und sah den Maschinen beim Starten und Landen zu. Während ein Sternenbanner über dem Tower im Wind schlug.

Früher hatte es hier einen Golfplatz gegeben. Idlewild hatte er geheißen. Ein guter Name. Er hielt sich hartnäckig, auch wenn nun Douglas DC-3s statt Golfbällen über das Marschland flogen.

Offiziell hieß der Flughafen International Airport.

Und wirklich: Er war in diesen Tagen das Tor zu einer anderen Welt.

Vor allem für die War Brides.

Jene junge Frauen aus Europa und dem Pazifikraum, die sich mit in der Fremde stationierten Soldaten verlobt oder verheiratet hatten. Und ihnen jetzt, da die Männer heimwärts zogen, nachreisten. Die Damen wollten in den Vereinigten Staaten von Amerika ein neues Leben beginnen, weit weg von den Nachkriegswirren ihrer Heimat.

Eigentlich war das Einwanderungsgesetz bedauerlich unnachgiebig. Liebe war darin nicht vorgesehen. Aber besondere Zeiten erforderten besondere Maßnahmen. Und waren die Mitglieder der US-Streitkräfte nicht sämtlich Helden? Musste man ihnen da nicht entgegenkommen?

Also machte der Kongress es möglich und entwarf eine Ausnahmeregelung. Den War Brides Act. Er erlaubte für einen kurzen Zeitraum die Einreise der Angetrauten und Verlobten.

Sie kamen in Scharen.

Die meisten per Schiff. Aber einige per Flugzeug. Vor allem jetzt, kurz bevor sich das Jahr dem Ende zuneigte und die Ausnahmeregelung auslief.

Die Zeit drängte.

Noch zehn Tage bis Neujahr.

Noch drei Tage bis Weihnachten.


3

„I’ll be home for Christmas“, sang Rosie, die frisch wie der frühe Wintermorgen über der Jamaica Bay an ihrem Schalter von American Airlines in Terminal eins stand.

Die Stirn weiß wie Schnee.

Die Lippen rot wie Christbaumkugeln.

Und lächelte.

Ernest kannte sie nicht anders als lächelnd.

Vielleicht ist es der Job, dachte er. Aber vielleicht ist es auch einfach nur Rosie.

Ihr Halstuch war lässiger geknüpft als bei den Mädchen der anderen Airlines links und rechts. Die gekonnt aufgedrehten Locken wippten munterer, und ein oder zwei hatten trotz aller Haarspangen so eine Art, ihr frech in die Stirn zu fallen.

„Ich liebe Bing Crosby einfach“, rief Rosie quer über den Gang hinweg. „Sie nicht auch, Ernest?“

Nein, Ernest nicht. Ernest hätte Mr Crosby jederzeit für Charlie Bird Parker im Regen stehen lassen. Der schrieb seine Musik immerhin selbst, Mr Crosby nicht mal seine Texte. Und mit Texten nahm Ernest es sehr genau. Immerhin hatte Ernest von Earnest Books and Papers, der eher Papers denn Books führte, sein Leben lang von einer eigenen Buchhandlung geträumt. Immer gedacht, wie viel friedvoller so ein Laden sein musste im Vergleich zu einer Zeitungsredaktion. Jetzt hatte Ernest einen Flughafen-Zeitungsstand. In einer eingeschossigen Betonschachtel von Terminal, die zwar im Winter kaum beheizt und im Sommer nicht klimatisiert wurde, aber bei Eröffnung mit Salutschüssen und einer Flugschau gefeiert worden war.

War Ernest nicht stolz? War er zufrieden? Schrieb er Briefe nach Hause, in denen stand: Ich bin angekommen?

Ernest McIntry hatte drei Brüder. Alle verheiratet. Alle mit Kindern. Alle angestellt im Familienunternehmen McIntry and Sons. Drillich aus dem Mittleren Westen. Drillich für die Streitkräfte. Im Krieg hatte man gut verdient. Wenn sie etwas lasen, dann kein Buch, sondern die Zeitung. Und wenn sie die Zeitung lasen, dann vor allem den Sportteil.

Ernest las auch den Sportteil. Aber Ernest las zuerst die Titelseite. Dann die Leitartikel. Dann das Feuilleton. Und nach dem Wetter endlich den Sport.

Und er schrieb nach Hause: Habt ihr das Spiel gesehen? Die Cubs könnten es wieder in die World Series schaffen.

Er schrieb nicht: Hört auf mit dem Quatsch, es gibt keinen Fluch. Das ist reine Selbstsuggestion.

Er schrieb auch niemals: Ich bin Pazifist.

Und niemals: Seid Ihr sicher, dass Ihr Geld mit dem Krieg machen wollt?

Er schrieb: Danke für den Kaffee, wie geht es den Kindern, was macht Dads schlimmer Fuß? An Weihnachten muss ich arbeiten, leider.

Ernest konnte sehr diplomatisch sein.

Seine Ex-Frau nannte ihn feige, bevor sie ihn verließ.

„Wenn du meinst“, hatte er geantwortet.

„Ist das alles?“, fragte sie eisig.

„Jawohl“, sagte er.

Sie hatten keine sehr leidenschaftliche Beziehung gehabt.

„Mr Crosby hat eine schöne Stimme“, antwortete Ernest jetzt, diplomatisch. „Kaffee, Miss Rosie?“

Rosie nickte, dass die Locken tanzten.

Ernest wandte den Blick ab, denn immerhin war er Mitte vierzig und Rosie sicher erst kürzlich von der Schulbank gerutscht.

Er holte seine Thermoskanne aus dem Regal, angelte die zwei Becher von dem Bord mit den broschierten Kriminalromanen, goss Kaffee hinein und fügte Zucker hinzu. Viel Zucker.

Manche mögen’s süß, dachte Ernest, während er sorgfältig umrührte. Das wäre ein schöner Filmtitel. Als sie gleichzeitig nach dem Zucker griffen, trafen sich ihre Blicke. Das wäre ein guter Satz für ein Drehbuch. Wie viele Paare wohl bei Kaffee mit Zucker zusammenfanden? Darüber müsste mal jemand eine Geschichte schreiben. Eine Reportage. Sich einen Tag lang beobachtend in ein Diner setzen. Roger hätte eine ganze Seite dafür hergegeben. Nicht für Ernest allerdings, denn Ernest hätte nie über die Liebe geschrieben. Und nicht die Seite eins, die niemals. Aber auf die Eins hatte es ja bis 1945 nicht mal der Holocaust geschafft. Dabei war es die Times, verdammt noch mal.

Doch halt, nicht aufregen.

Ernest hatte schließlich seinen Hut genommen. Und dazu seinen Kaffeebecher gepackt und sein Adressbuch eingesteckt. Damit war er dann aus den Redaktionsräumen spaziert, die Lesebrille noch auf der Nase, ein bisschen resigniert, ein bisschen erleichtert.

Er hatte höflich gegrüßt, das schon.

Er war nicht nachtragend. Er hatte Prinzipien.

Also würde er nicht zurückkehren.

O nein, nie mehr, sagte sich Ernest, während er mit den Bechern die fünf Meter quietschenden Linoleums überquerte, die seine Seite des Terminals von Rosies Seite des Terminals trennten. Nur das ständige Formulieren im Kopf hatte er nicht abstellen können. Das kam so selbstverständlich zu ihm wie das Atmen.

Ernest wich einem Paar mit Reisekoffern aus, sie nervös, er schwitzend. Ein Koffer traf Ernests Schienbein. Heißer Kaffee schwappte über Ernests Handrücken.

„Sorry“, sagte Ernest.

Dachte: Das Terminal wird täglich voller.

Es kamen immer mehr Fluglinien, die immer mehr Schalter brauchten. Und es kamen immer mehr Menschen, die mit diesen Fluglinien fliegen wollten. Und sich bei Ernest Reiselektüre besorgten.

Ein Grund zur Freude, dachte Ernest. Ich sollte es feiern. Mit wem?

Dann stand er vor Rosie.

„Für Sie“, sagte er und überreichte der jungen Frau mit einem kleinen Diener das Heißgetränk.

„Sie sind ein Schatz“, sagte Rosie. Sie sagte das beinah täglich, es ging ihr so leicht über die sorgfältig angemalten Lippen wie ein Guten Morgen, das wusste er wohl, konnte aber nicht verhindern, sich trotzdem daran zu erfreuen.

„Wie läuft Ihr Tag so weit?“, fragte er, während er einen Schluck seines restlichen Kaffees nahm.

„Bestens, danke der Nachfrage“, antwortete sie. „Boston ist durch. Chicago checkt bald ein. Zeit für eine kleine Pause.“

Normalerweise würde sie sich jetzt auf ihren ungepolsterten Hocker sinken lassen, um die Füße zu entlasten und den Rücken zu entspannen. Das war nämlich erlaubt, wenn gerade keine Airline-Kunden vor ihr standen.

Aber heute setzte sie sich nicht. Wie sollte sie auch still sitzen, da es ihr doch ganz offensichtlich nicht einmal gelang still zu stehen? Sie wippte auf den Spitzen ihre kleinen, blanken Absatzschuhe, tat plötzlich gar einen Ausfallschritt. Es wirkte fast, als tanzte sie hinter ihrem Schalter. Bing Crosbys wegen?

Rosie beugte sich über den Tresen näher zu ihm. Ernest sah, dass ihre dunklen Wimpern sich fast so schön bogen wie ihre Locken. Dann hauchte sie, als verrate sie ihm ein Geheimnis: „Es landen gleich welche. Ein ganzer Flieger voll!“

O Gott, dachte Ernest in plötzlichem Begreifen. Sagte aber tapfer: „Großartig!“ Nur, um ihr nicht den Spaß zu verderben.

„Nicht wahr?“, jubelte Rosie. „War Brides direkt aus Europa.“ In dem Tonfall hätte sie auch sagen könnte: „Orangen, frisch aus Kalifornien!“ Es fehlte nicht viel, und sie hätte vor Begeisterung in die Hände geklatscht.

Ernest würgte ein bisschen an seinem Kaffee, während er um eine diplomatische Antwort rang. „Es ist ein schöner Tag, um das erste Mal New York zu sehen“, brachte er schließlich heraus. „Nur drei Grad über null. Aber spektakulär sonnig.“

Da strahlte Rosie, als wolle sie der Sonne Konkurrenz machen.

Ernest hätte jederzeit auf Miss Rosie gewettet.

DeLiA steht für „Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und –autoren“. Der Kreis wurde bereits 2003 gegründet. 

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