Als ich jung war
Roman
Als ich jung war — Inhalt
Was wissen wir von den anderen?
Am Anfang ist da nur ein Kuss. Aber gibt es das überhaupt, nur ein Kuss? Franz wächst im hintersten Tirol auf. Er fotografiert Paare „am schönsten Tag ihres Lebens“, bis bei einer Hochzeitsfeier die Braut ums Leben kommt. Was hat das mit ihm zu tun? Was damit, dass er nur Wochen zuvor am selben Ort ein Mädchen geküsst hat? Vor diesen Fragen flieht er bis nach Amerika. Doch dann stirbt auch dort jemand: ein Freund, in dessen Leben sich ebenfalls mögliche Gewalt und mögliche Unschuld die Waage halten.
„Ein brillant erzählter Roman über Begehren, Schuld, Verdrängung.“ Svenja Flaßpöhler, Lit. Quartett
„Ein typischer Gstrein-Roman, der Rätsel auf Rätsel schichtet. Literarische Mystery trifft Me-Too-Debatte.” Richard Kämmerlings, Literarische Welt
Leseprobe zu „Als ich jung war“
Es war Irene, die die Nachricht überbrachte. Ausgerechnet Irene. Natürlich erkannte ich zu diesem Zeitpunkt weder die Ironie dahinter noch ahnte ich, welche schicksalhafte Kette von Ereignissen durch das Erscheinen meiner Nachbarin in Gang gesetzt wurde, die meine beschauliche Welt schon bald aus den Angeln heben sollte. Und so sah ich arglos lächelnd auf, als das Glöckchen über dem Eingang der Büchertruhe erklang, der kleinen Buchhandlung am Herzbacher Marktplatz, die ich mit meinem Großvater gemeinsam führte, und Irene hereinlugte.
Es war ein sonniger [...]
Es war Irene, die die Nachricht überbrachte. Ausgerechnet Irene. Natürlich erkannte ich zu diesem Zeitpunkt weder die Ironie dahinter noch ahnte ich, welche schicksalhafte Kette von Ereignissen durch das Erscheinen meiner Nachbarin in Gang gesetzt wurde, die meine beschauliche Welt schon bald aus den Angeln heben sollte. Und so sah ich arglos lächelnd auf, als das Glöckchen über dem Eingang der Büchertruhe erklang, der kleinen Buchhandlung am Herzbacher Marktplatz, die ich mit meinem Großvater gemeinsam führte, und Irene hereinlugte.
Es war ein sonniger Donnerstagmorgen im Juli, und ich hatte gerade das Paket geöffnet, auf das ich schon sehnsüchtig gewartet hatte. Drei Jahre war es her, seit der berühmte Bestsellerautor Henry Miles seinen letzten Thriller veröffentlicht hatte, und nun hielt ich sein neues, druckfrisches Werk in den Händen. Das Cover war ganz in Schwarz gehalten. Nur der Titel leuchtete in blutroten Lettern: Dark Secrets. Dunkle Geheimnisse … wenn das nicht vielversprechend klang! Ich fühlte einen wohligen Schauer meinen Rücken hinunterlaufen. Gleich nach Ladenschluss heute Abend würde ich es mir mit dem Buch und einer extragroßen Portion Karamelleis mit Sahne auf dem Sofa gemütlich machen. Voller Vorfreude legte ich den Roman zurück zu den anderen in die Kiste und begrüßte Irene, die zögerlich näher getreten war. Trotz der sommerlichen Temperaturen draußen trug die Neunundsechzigjährige eine hochgeschlossene, langärmelige weiße Bluse und einen knöchellangen Rock aus dunkelblauer Wolle, der ihre rundlichen Formen betonte.
„Guten Morgen, Irene“, sagte ich herzlich. „Was kann ich für dich tun? Bist du wegen des neuen Romans von Henry Miles da? Ich habe eigentlich noch gar nicht geöffnet, aber für dich mache ich eine Ausnahme.“
Einen Wimpernschlag lang stand sie unbeweglich da, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Ich möchte keinen Schauerroman kaufen, Amelie“, erwiderte sie in dem leidenden Tonfall, der ihr eigen war. „Davon bekomme ich Albträume, das weißt du doch. Ich bin hier, um dir Nachricht von deinem Großvater zu bringen, von Sebastian.“ Ihre Schultern sackten herab. Mit ihren ein Meter fünfzig und den blonden Löckchen, die ihr rundes Gesicht umrahmten, sah sie aus wie ein Weihnachtsengel. Ein sehr trauriger allerdings.
Geduldig wartete ich darauf, dass Irene fortfuhr. Ich konnte mir denken, worum es ging. Mein Großvater hatte letzte Nacht stark gehustet, und es hatte mich sämtliche Überredungskünste gekostet, damit er heute zu Hause blieb, anstatt mich in die Büchertruhe zu begleiten. „Du willst doch nicht unsere Kunden anstecken“, hatte ich an ihn appelliert, als ich mit meiner Bitte, er möge sich schonen, nicht weitergekommen war. Dieses Argument hatte schließlich den Ausschlag gegeben. Sein Verantwortungsgefühl und seine Fürsorglichkeit waren nur zwei der vielen Eigenschaften, die ich an meinem Großvater liebte.
Unvermittelt begann Irenes Kinn zu zittern. Bestimmt machte sie sich furchtbare Sorgen um ihn. Irene war immer über die Maße beunruhigt, das lag in ihrer Natur, sie konnte nicht anders. Mitfühlend ergriff ich ihre Hand, die klein und rund war wie die eines Kindes.
„Es ist nur eine Erkältung“, versuchte ich ihr Mut zu machen. „Großvater ist bald wieder auf den Beinen, versprochen.“
Irene blinzelte. Ich konnte ihr ansehen, dass sie mir kein Wort glaubte. „Sebastians Stirn fühlte sich ganz heiß an, als ich vorhin bei ihm war“, widersprach sie. „Genau wie bei meinem Bruder damals!“ Sie erschauderte. Dann suchte sie erneut meinen Blick und hielt ihn fest. „Dein Großvater hat hohes Fieber, Amelie“, sagte sie beschwörend. „So hat es bei Johannes auch angefangen …“
Statt einer Antwort zog ich sie tröstend in meine Arme. Irene war ein herzensguter Mensch, doch ihr Urteilsvermögen war, gelinde gesagt, getrübt. Jeder im Ort kannte ihre Geschichte: Vor über vierzig Jahren war ihr Verlobter Hans in der Nacht vor der Hochzeit ohne ein Wort des Abschieds verschwunden. Sie hatte nie wieder von ihm gehört. Und als ob das nicht tragisch genug gewesen wäre, verletzte sich einige Jahre darauf ihr Bruder Johannes, der damals Pfarrer in Herzbach war, beim Heckenschneiden an einem Dorn und verstarb kurze Zeit später an den Folgen einer Blutvergiftung. Diese Ereignisse hatten dazu geführt, dass Irene in jeder Situation mit dem Schlimmsten rechnete und ihre unheilvollen Gedankengänge nicht etwa für sich behielt, sondern, so wie jetzt, offen kundtat. Zum Glück trafen ihre Befürchtungen nur selten ein, und wenn doch, dann weitaus weniger dramatisch.
Von daher war ich nicht beunruhigt, was Großvaters Gesundheitszustand anging. Zumal ich mich erst vor zwei Stunden von ihm verabschiedet hatte, und da war es mir kaum gelungen, ihn zur Bettruhe zu überreden. Doch Irenes Sorgen ignorieren wollte ich auch nicht. In ihren braunen Augen spiegelte sich die Angst, dass es mit meinem Großvater zu Ende ging. Also musste ich ihr demonstrieren, dass dies mitnichten der Fall war. Ich strich sanft über ihren Rücken und erwiderte: „Wenn das so ist, wollen wir besser nach ihm schauen.“
Irene seufzte vor Erleichterung laut auf und nickte, dann löste sie sich von mir und tippelte mit schnellen Schritten zum Ausgang. Ich verkniff mir ein Lächeln, holte den Ladenschlüssel aus dem Fach hinter dem Verkaufstresen und folgte ihr nach draußen.
Als ich die Büchertruhe von außen abschloss, ertönte hinter mir eine enttäuschte Stimme: „Wo willst du denn hin, Amelie? Bei aller Liebe, aber du kannst doch jetzt nicht gehen! Es ist gleich zehn Uhr! Ich warte schon den ganzen Morgen darauf, dass euer Geschäft endlich öffnet.“
Jascha Löwenstein, der in der Geigenbau-Meisterwerkstatt schräg gegenüber am Marktplatz arbeitete und seit Kurzem mit meiner besten Freundin Nadine zusammen war, verzog in gespielter Verzweiflung das Gesicht. „Bitte sag mir, dass du dir nur schnell in der Bäckerei ein Brötchen besorgst und anschließend sofort wiederkommst, um mir Dark Secrets zu verkaufen.“ Er schaute mich so flehentlich an, dass ich lachen musste.
„Ich werde leider etwas länger weg sein. Ich muss zu meinem Großvater, und das kann ein wenig dauern. Aber wenn du kurz wartest, hole ich dir schnell ein Exemplar.“
Irenes Lippen bebten. Ihren stummen Protest weglächelnd verschwand ich in der Buchhandlung und kehrte eine halbe Minute später mit dem heiß ersehnten Thriller zurück. Ein freudiges Strahlen ging über Jaschas Gesicht.
„Du bist die Beste, Amelie.“
Er machte Anstalten, seine Brieftasche zu zücken, doch ich winkte ab. „Das erledigen wir später. Jetzt entschuldige uns bitte, wir sind in Eile.“
Irene nickte heftig, um meine Worte zu untermalen. „Es ist nämlich so, dass Sebastian im Sterben liegt“, teilte sie Jascha mit Grabesstimme mit.
Erschrocken riss der Geigenbauer die Augen auf. Sein Blick glitt hektisch von Irene zu mir. Als ich unmerklich den Kopf schüttelte, um ihm klarzumachen, dass Irene maßlos übertrieb, entspannten sich seine Züge. „Äh, dann bestellt ihm mal gute Besserung“, stotterte er und wurde im selben Moment rot, weil nur ein grausamer Mensch jemandem gute Besserung wünschen würde, der angeblich im Sterben lag, und Jascha war alles andere als das.
Mit einem Achselzucken signalisierte ich ihm, dass er sich keine Gedanken machen sollte. Ich wohnte seit achtundzwanzig Jahren, also mein gesamtes Leben, Tür an Tür mit Irene und war schon in so viele Fettnäpfchen hineingetreten, dass ich es längst aufgegeben hatte, sie zu zählen.
Nachdem wir uns von Jascha verabschiedet hatten, gingen wir los. Es war ein traumhafter Sommermorgen. Über uns spannte sich ein tiefblauer Himmel, die Sonne schien angenehm warm, und die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher und dem sanften Plätschern der Stever, die an Herzbach vorbeifloss. Unterwegs kamen uns immer wieder Grüppchen von Spaziergängern und Radfahrern entgegen. Dank der malerischen Fachwerkhäuser, des reizvollen Marktplatzes mit dem schönen alten Brunnen und der historischen Wassermühle am Flussufer war unser Dorf bei Touristen sehr beliebt. Die Attraktivität wurde noch dadurch gesteigert, dass Herzbach autofrei war. Seit nunmehr drei Jahren bat ein großes Schild vor dem Ortseingang darum, den Wagen auf dem anliegenden, kostenfreien Parkplatz abzustellen, für den Bauer Westkamp eine seiner Wiesen gestiftet hatte. Zwar war der Verzicht auf das Auto freiwillig, doch hielt sich jemand nicht daran, musste er feststellen, dass ihm die ansonsten viel gerühmte Gastfreundschaft der Herzbacher verwehrt blieb. Betrat ein solch uneinsichtiger Zeitgenosse zum Beispiel das Restaurant Kiepenkerl oder das Eiscafé am Marktplatz, dann waren leider alle Tische reserviert. Und wollte er in einem Geschäft etwas kaufen, so konnte man davon ausgehen, dass just in diesem Moment die Kasse ihren Geist aufgab. Natürlich gab es hin und wieder Leute, die sich lautstark darüber beschwerten, dass sie in ihrem Recht auf Mobilität beschnitten wurden, aber sie waren in der Minderheit. Denn es war einfach zu schön, frei und unbekümmert über das Kopfsteinpflaster zu schlendern, ohne nervigen Motorenlärm in den Ohren und den Gestank von Abgasen in der Nase. Ich hakte mich bei Irene unter, was gar nicht so einfach war, weil ich ein gutes Stück größer war als sie, und machte sie auf die prachtvollen Stockrosen aufmerksam, die in den Vorgärten ringsherum blühten. Doch Irene hatte kein Auge für die Schönheit der Natur und zog mich unablässig weiter.
Fünf Minuten später erreichten wir das schmucke Fachwerkhaus, in dem ich aufgewachsen war und bis heute wohnte. Meine Mutter Marlene hatte mit sechzehn Jahren an einem Schüleraustausch in Paris teilgenommen und war, wie sich wenige Wochen später herausstellte, schwanger zurückgekehrt. Auch wenn ich nicht geplant war, sondern das Ergebnis einer romantischen, sternenfunkelnden Sommernacht, wie meine Mutter mir später mit einem Lächeln verriet, war für sie von Anfang an klar, dass sie mich behalten wollte. Von meinem Vater, von dem ich nach ihrer Erzählung meine haselnussfarbenen Augen und meine wilden, dunkelbraunen Locken geerbt hatte, die ich kinnlang trug, weil sie anders nicht zu bändigen waren, wusste sie nur den Vornamen – Philippe – und dass er aus dem Süden Frankreichs stammte. Deswegen konnte sie ihn nicht kontaktieren und ihm von mir erzählen, doch das bereitete ihr keine schlaflosen Nächte. Meine Mutter war der unbeschwerteste und optimistischste Mensch, den es gab. Zukunftsängste waren ihr fremd.
Nach meiner Geburt kümmerten sich meine Großeltern um mich, damit meine Mutter die Schule abschließen konnte. Tagsüber nahmen sie mich mit in die Büchertruhe, wo ich, sobald ich krabbeln konnte, zwischen den Kunden umherflitzte. Mein Mittagsschläfchen hielt ich auf dem gemütlichen Sofa am Fenster, eingerollt wie eine Katze. Als ich zwei Jahre alt war, schloss sich meine Mutter mit dem Abitur in der Tasche einer Gruppe von Backpackern an, die auf dem Weg nach Goa waren. Eigentlich wollte sie nur „ein Stück von der Welt sehen“, bevor sie in Herzbach ihre Ausbildung zur Bürokauffrau begann, doch dann gefiel ihr das Reisen so gut, dass sie ihre Pläne kurzerhand änderte. So war meine Mutter: Sie handelte aus dem Bauch heraus, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Sie tat, was sich gut anfühlte, und das mit einer Ausschließlichkeit, die man ihr leicht als Egoismus auslegen konnte. Dabei lag es meiner Mutter fern, jemanden zu verletzen. Ihr Verhalten barg keinen Vorsatz. Sie war wie ein Schmetterling im Sommer, der von Blüte zu Blüte tanzte, fröhlich im Moment verloren.
Marlene blieb nicht lange in Goa. Eine Zeit lang kamen die Postkarten, die sie mir jede Woche schrieb, von den Philippinen, danach aus Indonesien, Vietnam, Sri Lanka, Nepal und schließlich aus Thailand. Zweimal im Jahr kam sie auch nach Hause: zu Weihnachten und zu meinem Geburtstag. Dann brachte sie exotische Geschenke mit, umarmte und küsste mich und erzählte spannende Geschichten von ihren Reisen und den Menschen, denen sie dabei begegnete.
Die Herzbacher nahmen ihr furchtbar übel, dass sie fortgegangen war, anstatt sich ihrer Verantwortung zu stellen, doch ich empfand das anders. Auch wenn es Marlene meinen Großeltern überließ, mich aufzuziehen: Ich hatte keinen Zweifel, dass sie mich liebte, und ich hatte sie ebenfalls lieb. Nicht wie eine Mutter, sondern eher wie eine um Jahre ältere Schwester, mit der einen keine gemeinsamen Kindheitserlebnisse verbinden. Und so freute ich mich jedes Mal über ihren Besuch und war nur kurze Zeit traurig, wenn sie wieder abreiste.
Dank meiner Großeltern vermisste ich nicht das Geringste in meinem Leben. Sie waren bei meiner Geburt selber kaum über vierzig gewesen und boten mir den liebevollsten Elternersatz, den ein Kind sich wünschen konnte. Sie hüllten mich in einen Kokon aus Glück und Geborgenheit, und ich erwiderte ihre Liebe, indem ich ihnen in der Büchertruhe half, die seit der Feier zum Abschluss meines Germanistikstudiums vor vier Jahren nun offiziell mir gehörte.
„Das hat steuerliche Gründe“, hatte mein Großvater verlegen geantwortet, als ich ihn mit der Urkunde in der Hand fassungslos angesehen hatte. Er wirkte so glücklich in dem Moment, dass ich ihm nichts von dem Jobangebot des Hamburger Verlags erzählte, für den ich während der Semesterferien regelmäßig gearbeitet hatte. Wie konnte ich auch nur eine Sekunde von einem Volontariat in der Hansestadt träumen, wenn meine Großeltern mir ihr Lebenswerk vermachten? Kurz darauf wurde bei meiner Großmutter Nierenkrebs festgestellt, und als sie sechs Monate später starb, rückte jeder weitere Gedanke an eine Karriere im Verlagswesen in den Hintergrund. Mein Großvater brauchte mich hier. In Herzbach.
„Großvater?“, rief ich, nachdem ich die Haustür geöffnet hatte. Mein Großvater wohnte im Erdgeschoss, ich in den Räumen darüber. Wir hatten diese Aufteilung bewusst gewählt, für den Fall, dass er im Alter keine Treppen mehr steigen konnte. Doch noch war er mit seiner schlanken Figur, den geraden Schultern und dem aufrechten Gang weit davon entfernt. Das einzige Zugeständnis ans Älterwerden war eine Lesebrille, die er sich im letzten Herbst zugelegt hatte und die ihm das Aussehen eines Gelehrten verlieh.
Mit Irene dicht hinter mir ging ich zu seiner Schlafzimmertür und klopfte. Als abermals keine Antwort ertönte, drückte ich die Klinke herunter. Halb erwartete ich, das Zimmer leer vorzufinden. Bestimmt war es meinem Großvater im Bett zu langweilig geworden, sodass er es sich mit einem dicken Schmöker auf der Terrasse gemütlich gemacht hatte. Denn fast ebenso wie seine Bücher liebte er den Garten, der sich mit seinem üppigen grünen Rasen, den Brombeer- und Johannisbeersträuchern und den Apfel- und Kirschbäumen bis zum Ufer der Stever erstreckte. Dahinter lag der Wald, der jetzt im Juli unwiderstehlich nach Sommer duftete.
Aus dem Halbdunkel des Raumes vernahm ich ein schwaches Stöhnen. Mit zwei Schritten war ich am Bett und erschrak zutiefst, als ich das schweißglänzende Gesicht meines Großvaters erblickte. Ihm schien es deutlich schlechter zu gehen als heute Morgen. Seine Augen waren geschlossen, doch die Lider zuckten, und seine Stirn war vor Anstrengung verzogen. Die Decke lag zusammengeknäult auf dem Boden. „Großvater“, flüsterte ich. Statt einer Antwort wälzte er sich herum und stöhnte abermals.
„Oje, oje“, jammerte Irene in meinem Rücken.
Ich warf ihr einen Blick über meine Schulter zu. „Er träumt nur“, erklärte ich betont zuversichtlich. „Wärst du dennoch so lieb, ins Wohnzimmer zu gehen und Dr. Kreutzer anzurufen? Seine Nummer findest du in dem Büchlein neben dem Telefon. Es kann sicher nicht schaden, wenn er nach Großvater schaut.“ Dankbar, dass sie etwas tun konnte, nickte sie und verließ den Raum. Natürlich hätte ich unseren Hausarzt auch schnell mit meinem Handy erreichen können, doch so war Irene ein paar Minuten beschäftigt, und ich gewann Zeit, um mir in Ruhe ein Bild von Großvaters Gesundheitszustand zu machen. Als Erstes hob ich die Decke vom Fußboden auf, breitete sie über ihm aus und strich sie glatt. Dann setzte ich mich auf den Rand des Bettes und befühlte vorsichtig seine glühende Stirn. Bei der Berührung öffnete mein Großvater die Augen. Eine Welle der Erleichterung durchströmte mich, doch sie verpuffte, als er den Mund öffnete und mich Irene nannte.
„Ich bin es, Amelie“, erinnerte ich ihn und streichelte seine von der Gartenarbeit schwielige Hand. „Irene war vorhin bei dir und ist anschließend in die Büchertruhe geeilt, um mich zu holen. Es konnte ihr gar nicht schnell genug gehen. Sie hat ständig von ihrem Bruder gesprochen“, erklärte ich. „Ich fürchte, du hast ihr einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, fügte ich liebevoll hinzu.
Nichts in seinem Gesicht deutete darauf hin, dass er mich gehört hatte, doch dann murmelte er: „Es tut mir so leid. So furchtbar leid.“ Seine Augen füllten sich mit Tränen. Sprachlos und bestürzt starrte ich ihn an. Ich hatte meinen Großvater erst zweimal weinen sehen: an dem Tag vor dreieinhalb Jahren, als meine Großmutter starb und in der Woche darauf, als wir sie zu Grabe trugen. „Es … so schnell“, stammelte er und starrte mit glasigen Augen durch mich hindurch. Die Tränen rannen nun unaufhaltsam über seine Wangen. „Ich wollte nicht … Es war … sie hätte nie … Unfall …“
Ein Unfall? Meine Kehle wurde eng, und ich spürte, wie sich ein unbestimmtes Gefühl der Angst in mir regte. Wovon um alles in der Welt sprach mein Großvater da? Mechanisch fuhr ich fort, seine Hand zu streicheln. Er schluckte schwer, schloss erneut die Augen und warf seinen Kopf auf dem Kissen hin und her. „Wald … weiter … zur Lichtung …“, presste er hervor. Sein Atmen kam jetzt stoßweise. „Beeil dich … nie erfahren … Marlene … so klein.“
Verwirrt versuchte ich das Gehörte zu verarbeiten. Marlene war der Name meiner Mutter. „So klein“, hatte er gesagt, was wohl bedeutete, dass die Szene, die er gerade durchlebte, vor vielen Jahren stattgefunden hatte. Wenn sie denn tatsächlich passiert war und nicht nur einer Fieberfantasie entsprang. Vorsichtig strich ich meinem Großvater das feuchte Haar aus der Stirn. Seine Lippen, die ganz trocken waren, bewegten sich.
„Ich habe dich nicht verstanden“, entschuldigte ich mich und brachte mein Ohr ganz nah an seinen Mund. „Was hast du gesagt?“ Zuerst begriff ich nicht, was er murmelte, aber dann fügten sich die geflüsterten Laute zu einem Namen zusammen: Hansi … Hans? Verständnislos blickte ich ihn an, aber er sagte nichts mehr, und ein paar Sekunden später verrieten mir seine gleichmäßigen Atemzüge, dass er in einen tiefen Schlaf geglitten war.
In diesem Moment kehrte Irene zurück. Als ich den Kopf drehte und sie im Türrahmen stehen sah, umrahmt vom hellen Licht aus dem Flur, traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz: Die Entschuldigung meines Großvaters hatte ihr gegolten.
2
Amelie
„Amelie? Amelie, ist alles in Ordnung?“
Irenes sorgenvolle Stimme drang wie aus weiter Ferne zu mir. In meinen Ohren rauschte das Blut, und mir war eiskalt. Mein Puls raste, und die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Vor über vierzig Jahren war Irenes Verlobter verschwunden. Keiner hatte je wieder von ihm gehört. Sein Name war Hans gewesen. Derselbe Name, den mein Großvater soeben erwähnt hatte, zusammen mit den Worten „Unfall“ und „nie erfahren“! Ein grauenvoller Verdacht stieg in mir auf. War es das, was er gemeint hatte? Dass er für Hans’ Verschwinden verantwortlich war? Dass er Irenes Verlobten auf dem Gewissen hatte? Ich spürte einen unangenehmen Geschmack im Mund. Nein!, schalt ich mich selbst. Das war ausgeschlossen. Vollkommen unmöglich. Oder etwa doch nicht? Benommen schüttelte ich den Kopf.
„Amelie? Der Doktor ist unterwegs. Er wird gleich hier sein.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass Irene mit mir sprach. Ich öffnete die Lippen, um etwas zu erwidern, doch es kam kein Ton aus meiner Kehle. Irene schaute mich ängstlich an. Wie in Trance erhob ich mich vom Rand des Bettes. Dabei schwankte ich so stark, dass ich mich an der Wand abstützen musste. Irene wurde bleich. Sie schlug sich eine Hand vor den Mund. „O Gott. Du hast dich angesteckt! So schnell …“
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und versuchte, mich auf die Atemtechniken zu besinnen, die mir Sara, meine Yogalehrerin, beigebracht hatte. Ich sog die Luft tief durch die Nase ein und ließ sie langsam wieder entweichen. Nachdem ich die Übung zweimal wiederholt hatte, spürte ich, wie mein Sichtfeld klarer wurde und meine Panik allmählich nachließ. „Es geht schon wieder“, murmelte ich. „Mir war nur … schwindelig.“
Um Irene nicht weiter zu beunruhigen, zwang ich mich zu einem Lächeln, das reichlich schief geriet. In dieser Sekunde klingelte es an der Haustür. Meine Nachbarin zuckte zusammen. Doch schon in der nächsten Sekunde entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. „Das wird der Doktor sein“, bemerkte sie erleichtert und fügte hinzu: „Ich gehe schon. Ruh du dich nur aus, mein Kind.“
Ohne meine Antwort abzuwarten, wandte sie sich um und eilte davon. Dankbar, dass ich einen Moment für mich gewonnen hatte, drehte ich mich erneut zu meinem Großvater um. Sein Gesicht sah jetzt im Schlaf ganz friedlich aus, und ein überwältigendes Gefühl von Liebe durchströmte mich. Hier lag der Mann, der mich großgezogen hatte. Der dabei war, als ich meine ersten wackeligen Schritte unternommen und mein erstes Wort gesprochen hatte. Er hatte mir Radfahren und Schwimmen beigebracht und mich Lesen gelehrt, lange bevor ich in die Schule kam. Mach dir keine Sorgen, sagte ich in Gedanken zu ihm. Ich bin für dich da, egal, was passiert. Stimmen aus dem Flur kündigten Irene in Begleitung des Doktors an. Wild entschlossen, mir nichts anmerken zu lassen, hob ich das Kinn und sah ihnen entgegen.
Unser Hausarzt Dr. Georg Kreutzer hatte seine Praxis am Ortseingang von Herzbach. Er war ein kleiner Mann mit einem freundlichen Gesicht, der mit seiner Halbbrille, dem schütteren weißen Haar und dem runden Bäuchlein an den liebenswerten Erfinder Doctor Snuggles, den Helden aus einer alten Kinderserie, die ich früher gern gesehen hatte, erinnerte. Schon als kleines Mädchen war mir Dr. Kreutzer steinalt vorgekommen, und obwohl er mittlerweile um die siebzig sein musste, machte er keine Anstalten, in den Ruhestand zu gehen. Nicht, weil er nicht loslassen konnte, darin waren sich alle im Dorf einig, sondern weil er keinen Nachfolger für seine Praxis fand und Herzbach und die umliegenden Ortschaften nicht ohne ärztliche Versorgung zurücklassen wollte.
Nachdem wir uns begrüßt hatten, stellte Dr. Kreutzer seine ausgebeulte Arzttasche auf Großvaters Schreibtisch, die er schon hatte, als ich ein Kind war, und ließ mit einer routinierten Bewegung die Verschlüsse aufspringen.
„Was fehlt ihm denn?“, erkundigte er sich.
Irene öffnete den Mund zu einer Antwort. Eilig kam ich ihr zuvor und berichtete in möglichst sachlichem Tonfall von den Hustenanfällen, die meinen Großvater letzte Nacht wach gehalten hatten. „Fieber hat er auch, denke ich“, ergänzte ich meine Ausführungen.
Irene warf mir einen ungläubigen Blick zu. „Natürlich hat er Fieber.“ Ihre Stimme klang entrüstet. „Genau wie mein Bruder damals. Genau wie Johannes, nachdem er sich an diesem unheilvollen Dorn verletzt hat.“
Der Doktor bedachte Irene mit einem verständnisvollen Blick. In seinen Zügen meinte ich Bedauern zu erkennen. Bestimmt betrübte es ihn noch heute, dass er den Pfarrer nicht hatte retten können. Aber Johannes hatte partout nicht zum Arzt gehen wollen. Und als Irene es irgendwann nicht mehr aushielt und nach Dr. Kreutzer rief, war es bereits zu spät. Es ist, wie es ist, hörte ich die Stimme meines Großvaters in meinem Kopf.
Entschieden legte ich Irene eine Hand auf den Arm. „Komm, wir lassen den Doktor in Ruhe seine Arbeit machen und kochen ihm einen Kaffee. Trinken Sie ihn immer noch schwarz mit drei Stückchen Zucker?“, wandte ich mich an den Arzt und erhielt ein dankbares Nicken. Eine widerstrebende Irene hinter mir herziehend, machte ich mich auf den Weg in Großvaters Küche. Dort angekommen, drückte ich sie sanft auf die gepolsterte Bank am Esstisch nieder. „Möchtest du auch eine Tasse?“, erkundigte ich mich.
„Mhm“, murmelte sie, was ich als Zustimmung deutete. Froh über die Beschäftigung, griff ich nach der Dose mit den Kaffeebohnen, die mein Großvater im Regal neben dem Kühlschrank aufbewahrte. Er liebte guten Kaffee und war stolz auf seine chromblitzende Siebträgermaschine, die er vor Jahren aus einem Urlaub in Mailand mitgebracht hatte. Routiniert mahlte ich die Bohnen, stampfte das Pulver im Sieb fest und hakte den Einsatz in die Maschine. Ich stellte zwei Tassen unter und legte den Schalter für das heiße Wasser um. Während der dampfende Kaffee in die Tassen floss und dabei sein köstliches Aroma verbreitete, dachte ich an das, was mein Großvater im Fieber gesagt hatte. Seinen Worten zufolge hatte es vor langer Zeit einen Unfall gegeben, für den er sich die Schuld gab, und den er offenbar verschleiert hatte. Um meine Mutter zu schützen, die damals noch sehr klein war? Hatte er befürchtet, man könne sie ihm wegnehmen? Oder war es die Angst, dass das Ereignis ihr Leben für immer überschatten könnte? Wenn dem so war, musste es ein dramatischer Unfall gewesen sein. Und das zu einer Zeit, in der Irenes Verlobter Hans wie vom Erdboden verschwunden war.
Ich biss mir auf die Lippen und atmete tief durch. Jetzt mal ganz langsam, sagte ich zu mir selbst. Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass es diesen Unfall tatsächlich gegeben hat. Nüchtern betrachtet war es sogar eher unwahrscheinlich. Hätte ich es nicht bemerken müssen, wenn mein Großvater eine solche Schuld mit sich herumschleppte? Er war der anständigste Mensch, den ich kannte. Ein Geheimnis dieses Ausmaßes hätte ihn zwangsläufig verändert. Ich versuchte mich zu erinnern, ob es in der Vergangenheit irgendwelche Anzeichen gegeben hatte. Eine Stimmung, die wie aus dem Nichts umschlug, eine Stirn, auf der plötzlich Sorgenfalten erschienen, ein Blick, der von einem Moment auf den nächsten ins Leere ging. Nein, nichts dergleichen. Da war nur Liebe und Freude und Lachen.
Dr. Kreutzer betrat die Küche und riss mich aus meinen Gedanken. Hastig gab ich drei Stückchen Zucker in seinen Kaffee, rührte um und reichte ihm die Tasse. Die andere stellte ich vor Irene auf den Tisch, die mit trübseliger Miene zu unserem Hausarzt hochsah. Ich selbst fühlte mich auch ohne Koffein schon aufgewühlt genug. Der Doktor trank einen Schluck, dann ergriff er das Wort: „Sebastian ist jetzt wach. Ihr müsst euch keine Sorgen um ihn machen. Es ist nur ein harmloser Infekt. Ich habe ihm etwas gegen das Fieber gegeben. Alles, was er nun braucht, ist ein bisschen Ruhe und Schlaf, dann ist er bald wieder der Alte.“
Immer noch besorgt runzelte Irene die Stirn. „Und du verheimlichst uns auch nichts, Georg?“, verlangte sie zu wissen.
Er schüttelte den Kopf. Genau wie ich wusste er um Irenes Angewohnheit, die Dinge aus der schlechtmöglichsten Perspektive zu betrachten, und nahm ihr das Misstrauen nicht übel. „Keinesfalls. Ihr werdet sehen, spätestens am Montag schleppt Sebastian schon wieder Bücherkisten herum. Apropos Bücher … sollte nicht heute der neue Henry Miles erscheinen?“ Er sah mich über den Rand seiner Tasse hoffnungsvoll an.
„Ich lege Ihnen ein Exemplar zur Seite“, versprach ich ihm.
Ein Lächeln erhellte das Gesicht des Arztes. „Du bist ein Schatz, Amelie, danke schön. Ich hole das Buch dann nachher bei dir im Laden ab.“ Er trank seinen Kaffee aus und stellte die leere Tasse auf die Arbeitsplatte neben der Spüle. „Jetzt muss ich mich leider verabschieden. Ich habe noch einen Hausbesuch im Seniorenstift in Mondstein.“
Irene schloss sich ihm an. Sie würde am Abend noch einmal nach meinem Großvater schauen, stellte sie in Aussicht.
Nachdem beide gegangen waren, klopfte ich erneut an Großvaters Tür. „Herein“, hörte ich ihn mit schwacher Stimme rufen. Er saß nun aufrecht im Bett und lächelte mir entgegen. Seine Augen wirkten glasig, aber nicht mehr ganz so fiebrig wie vorhin.
„Wie fühlst du dich?“, erkundigte ich mich, nachdem ich mich zu ihm auf die Matratze gesetzt hatte.
„Wie ein junger Gott“, erwiderte er, und wir mussten beide grinsen, weil es eine so offensichtliche Lüge war. Er griff nach dem Wasserglas auf seinem Nachttisch und nahm einen Schluck. Dabei verzog er das Gesicht. Offenbar bereitete ihm das Trinken Schmerzen. „Seit wann bist du schon hier?“, fragte er, nachdem er das Glas zurückgestellt hatte, und ich erzählte ihm, wie Irene mich im Buchladen aufgesucht und zu ihm geführt hatte. Mein Großvater lachte heiser, wobei sein Lachen nach ein paar Sekunden in einen Hustenanfall überging. Alarmiert betrachtete ich sein gerötetes Gesicht.
„Bitte, schau mich nicht so an, meine Kleine“, meinte er, als er wieder sprechen konnte. „Egal, was Irene behauptet hat, ich werde heute nicht sterben. Das verspreche ich dir hoch und heilig.“
Ich drückte seine Hand. „Als ich vorhin zu dir ins Zimmer kam“, tastete ich mich behutsam vor, „hast du etwas zu mir gesagt.“
„Ach ja?“, erwiderte mein Großvater überrascht. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Was denn?“
Mein Mund wurde trocken, und ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. „Du hast von einem Unfall gesprochen.“
Ein ratloser Ausdruck legte sich auf seine Züge. „Ein Unfall?“
Ich nickte, und mein Herz klopfte schneller. „Ein Unfall zu einem Zeitpunkt, als meine Mutter noch ein Kind war. Das Ganze hörte sich ziemlich dramatisch an.“ In einer Mischung aus Aufmerksamkeit und Angst beobachtete ich sein Gesicht. Mein Großvater kniff nachdenklich die Augen zusammen. Auf einmal meinte ich eine Veränderung in seinem Blick zu sehen. Ein kurzes Flackern nur, das so schnell wieder verschwand, dass ich mich fragte, ob mir meine Einbildung einen Streich gespielt hatte.
Schließlich schüttelte er entschieden den Kopf. „Es tut mir leid, Amelie, aber ich erinnere mich nicht. Das war vermutlich das Fieber, das aus mir gesprochen hat.“ Er hustete erneut, und als der Anfall vorüber war, wirkte er so erschöpft, dass ich beschloss, ihn nicht länger zu quälen. „Ich lass dich jetzt ein wenig schlafen.“ Langsam stand ich auf und wies mit dem Kinn auf sein Handy, das neben dem Wasserglas auf dem Nachttisch lag. „Ruf mich an, wenn du etwas brauchst.“
Mein Großvater blickte zu mir hoch. „Du hast nicht zufällig Henrys neuen Thriller dabei?“, fragte er.
Gegen meinen Willen musste ich lächeln. „Du sollst dich doch ausruhen.“
Ein verschmitztes Grinsen erschien um seinen Mund. „Was könnte mich mehr entspannen als das Buch eines alten Freundes?“
Vor vielen Jahren war mein Großvater auf der Frankfurter Buchmesse mit einem jungen Autor namens Henry Miles ins Gespräch gekommen. Aus einem spontanen Impuls heraus lud er den damals noch unbekannten Schriftsteller nach Herzbach ein, um in der Büchertruhe eine Lesung zu halten. Mein Großvater war der erste Buchhändler, der Henry Miles diese Chance gab, und das vergaß der Mann ihm nie. Und er hatte eine außergewöhnliche Art, meinem Großvater seine Dankbarkeit zu zeigen. Nachdem Henry Miles zu dem internationalen Bestsellerautor geworden war, als den man ihn heute kannte und bewunderte, beschränkte er den Vertrieb seiner Werke in Deutschland auf ausgewählte Buchhandlungen. Eine davon war unsere.
Plötzlich musste ich daran denken, welche Schlange sich bereits vor dem Laden gebildet haben musste, und sah auf meine Armbanduhr. Es war Viertel vor elf. Mein Großvater, der mir meine innere Unruhe anzumerken schien, wedelte auffordernd mit der Hand. „Na, geh schon“, meinte er. „Unsere Kunden warten auf dich. Ich komme ausgezeichnet allein zurecht.“
Draußen war es inzwischen noch wärmer geworden. Ich zog die dünne Strickjacke aus, die ich über meinem knöchellangen Sommerkleid trug, und hängte sie mir über den Arm. Auf dem kurzen Fußweg zurück zum Marktplatz ließ ich unser Gespräch Revue passieren. Großvaters Überraschung war echt gewesen. Das Wort Unfall hatte keine unheilvollen Erinnerungen in ihm hinaufbeschworen. Was auch immer Großvater im Schlaf vor sich hingemurmelt hatte – er hatte lediglich schlecht geträumt. Hans’ Verschwinden war niemals aufgeklärt worden. Die Herzbacher rätselten noch heute, vierzig Jahre später, was in jener Nacht passiert war. Als Irenes Nachbar hatte mein Großvater die Geschichte hautnah miterlebt. Sie war ihm nahegegangen. Bestimmt hatte er sich schrecklich gefühlt, weil er nicht hatte helfen können und stattdessen tatenlos zusehen musste, wie Irene danach mehr und mehr in Melancholie versank. Da war es doch eigentlich kein Wunder, dass er von jener Zeit träumte und ihm seine Fantasie dabei Dinge vorgaukelte, die niemals passiert waren. Tiefe Erleichterung erfüllte mich, und ich schüttelte den Kopf, verwundert über mich selbst, dass ich für einen Moment etwas anderes hatte annehmen können.
Als ich den Marktplatz erreichte, hatte sich bereits eine Schar von ungefähr zwanzig Menschen vor der Büchertruhe eingefunden. „Das wurde aber auch Zeit“, begrüßte mich Johanna Schulze-Zumkley, die ganz hinten stand, spitz. „Ich habe wahrlich Besseres zu tun, als hier in der Sonne auf dich zu warten.“
Mit ihren zwei Schwestern bewirtschaftete die Einundachtzigjährige einen Bauernhof. Trotz ihres Alters legte sie dabei ein Arbeitspensum an den Tag, das viele der jüngeren Landwirte wie Müßiggänger aussehen ließ. Johanna beobachtete mich unter schweren Lidern. Ihre Mundwinkel waren kaum merklich nach unten gezogen, was jedoch ausreichte, um mich das ganze Ausmaß ihrer Missbilligung spüren zu lassen. Ich wollte gerade zu meiner Verteidigung ansetzen, als Stella, deren Mutter das Blumengeschäft neben der Metzgerei gehörte, mir zur Hilfe eilte. „Sebastian ist krank“, informierte sie Johanna. „Amelie war nur kurz zu Hause, um nach ihm zu sehen.“
Überrascht und auch belustigt schaute ich das Mädchen an. Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell sich Neuigkeiten in unserem Dorf verbreiteten. Ich erwartete, dass Johanna das Mädchen mit einem ihrer gefürchteten, messerscharfen Blicke bedachte, und ihm sagte, es solle sich um seine eigenen Angelegenheiten scheren. Doch stattdessen wurden die Züge der alten Frau weich, und das, was um ihren Mund erschien, hatte Ähnlichkeit mit einem nachsichtigen Lächeln, was natürlich unmöglich war, da Johanna niemals lächelte und schon gar nicht nachsichtig. Staunend rief ich mir ins Gedächtnis, dass die beiden gemeinsam in dem Chor sangen, den es seit letztem Sommer in Herzbach gab. Offenbar war etwas dran an dem, was immer behauptet wurde: Musik verband die Menschen.
Inzwischen waren auch die übrigen Wartenden auf mich aufmerksam geworden. Ich entdeckte ein paar vertraute Gesichter, doch die meisten waren mir unbekannt. Es waren Fremde, die gekommen waren, weil die Büchertruhe die einzige Buchhandlung in der näheren Umgebung war, die Henry Miles’ Romane verkaufen durfte.
Wie immer, wenn ich an diesen wundersamen Umstand dachte, überkam mich tiefe Dankbarkeit. Während so viele andere Buchläden ihre Pforten schließen mussten, weil sie der Konkurrenz der großen Ketten und des Internethandels nichts entgegenzusetzen hatten, sicherte die Büchertruhe meinem Großvater und mir ein gutes Auskommen. Das lag nicht allein an Henry Miles, er war nur der prominenteste in einer Reihe von erfolgreichen Autoren, die meinem Großvater freundschaftlich verbunden waren. Viele von ihnen schauten regelmäßig vorbei, um Signierstunden abzuhalten, weil er sie unterstützt hatte, bevor sie bekannt wurden.
Es war in der Literaturbranche kein Geheimnis, dass mein Großvater ein Herz für unbekannte Schriftsteller hatte. Wenn ihm die Werke gefielen, mit denen sie ihn überhäuften, lud er sie ein, in der Büchertruhe zu lesen. Und weil Großvater ein untrügliches Gespür für gute Geschichten besaß, waren diese Lesungen nicht nur jedes Mal innerhalb weniger Stunden ausgebucht, sie brachten die Karrieren der Autoren auch oft entscheidend voran. Denn unter den Besuchern waren stets Literaturagenten und Verlagsvertreter, die weite Anfahrtswege in Kauf nahmen, um Großvaters Schützlinge kennenzulernen. Ja, in den vierundvierzig Jahren, in denen es die kleine Buchhandlung am Herzbacher Marktplatz nun gab, war mein Großvater auf seine bescheidene Art zu einer Berühmtheit in der Welt der Bücher geworden, und ich war sehr stolz auf ihn.
Grüßend ging ich an den Wartenden vorbei, und als ich an der Ladentür angekommen war, hob ich beide Hände, um mir Gehör zu verschaffen. „Liebe Gäste“, sagte ich freundlich. „Ich entschuldige mich dafür, dass Sie warten mussten. Normalerweise öffnen wir pünktlich um zehn, doch heute ist mein Großvater krank, deswegen ist es leider später geworden. Nichts Ernstes“, fügte ich schnell hinzu, als ich in dem ein oder anderen Gesicht einen Ausdruck von Besorgnis erkannte. „Wie auch immer: Ich vermute, Sie alle sind genauso gespannt auf Dark Secrets wie ich.“ Ein zustimmendes Gemurmel erklang, in dem Aufregung und Vorfreude lag. „Heute Morgen sind die Romane eingetroffen“, fuhr ich fort. „Ich bin noch nicht dazugekommen, sie auszupacken, aber ich denke, das sollte kein Problem darstellen.“
Während ich sprach, eilten ein paar Herzbacher über den Marktplatz herbei, die meine Ankunft beobachtet hatten, und ich winkte ihnen zu. „Jetzt möchte ich Sie und euch nicht länger auf die Folter spannen. Kommt herein, und fühlt euch wie zu Hause.“ Ich öffnete die Tür und ließ sie einrasten, damit die Menschen, die so geduldig ausgeharrt hatten, eintreten konnten.
In den folgenden drei Stunden verließ ich nicht ein einziges Mal meinen Platz hinter der Kasse. Ich tippte Zahlen ein, bis mir die Fingerspitzen wehtaten, und erst als die Kirchturmuhr von St. Andreas vierzehn Uhr schlug, ließ der erste Andrang ein wenig nach, sodass ich schnell die beiden Brote mit Frischkäse und Tomaten essen konnte, die ich mir von zu Hause mitgebracht hatte.
Kurz vor Ladenschluss wurde der Druck auf meine Blase unerträglich. Ich wollte gerade die Toilette im ersten Stock aufsuchen, als Jaschas Schwester Sophie, die Journalistin war und außerdem den hiesigen Chor leitete, mit einem Exemplar von Dark Secrets auf mich zukam. „Ich bin sofort wieder da“, versprach ich ihr und flitzte über die Holztreppe nach oben.
Bei meiner Rückkehr war Sophie bereits so in den Thriller vertieft, dass sie mich zuerst gar nicht bemerkte. Erst als ich mich räusperte, sah sie auf. Ihre Augen glänzten. „Der Prolog ist so spannend, Amelie“, rief sie begeistert. Sie hielt mir einen Fünfzigeuroschein hin. „Hier, schnell, ich muss sofort nach Hause und weiterlesen.“
Marvin Westkamp, Sophies Freund, der soeben hereingekommen war und ihre Worte gehört hatte, trat zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Das heißt dann wohl, dass ich für die nächsten Tage abgemeldet bin“, scherzte er.
Sophie lächelte ihn verliebt an. „Sobald ich das Buch ausgelesen habe, gehöre ich wieder ganz dir, mein Schatz. Es dauert auch nicht lange, versprochen.“ Sie wandte sich mir zu. „Kann dein Großvater Henry Miles nicht fragen, ob er hier im Laden eine Signierstunde gibt? Die beiden kennen sich doch ewig, und ich würde den Autor so gerne mal persönlich treffen.“
Bedauernd schüttelte ich den Kopf. „Die Idee hatte ich auch schon, aber Großvater meint, da sei nichts zu machen. Seit Henry so berühmt ist, legt er großen Wert auf seine Privatsphäre. Er meidet die Öffentlichkeit, gibt keine Interviews und geht auch nicht zu Veranstaltungen. Nicht einmal zu den Premierenfeiern der Filme, die auf Basis seiner Romane entstanden sind. Wie es ausschaut, müssen wir leider ohne ihn auskommen.“
„Wie schade!“, seufzte Sophie. „Das wäre doch mal was gewesen. Seit Ava von ihrer geheimnisvollen Reise zurückgekehrt ist, hat sich hier nichts Aufregendes mehr ereignet.“
Ava war eine gute Freundin meines Großvaters, weshalb ich sie von Kindesbeinen an kannte. Mit der ihr eigenen Mischung aus Charme, Einfallsreichtum und Beharrlichkeit löste sie alle Probleme, selbst jene, vor denen jeder andere kapituliert hätte. Dass Herzbach autofrei war, hatten wir ihr zu verdanken.
Letztes Jahr im Mai war Ava überraschend verreist, was nicht weiter erwähnenswert gewesen wäre, wenn sich ihre Abwesenheit nicht über mehrere Monate hingezogen hätte. Und das, obwohl sie ihre Großnichte Ellie aus Düsseldorf eingeladen hatte, ihr Sabbatical bei ihr in Herzbach zu verbringen. Ellie war sehr erstaunt, als sie bei ihrer Ankunft statt ihrer Großtante nur eine Postkarte vorfand, auf der stand, sie solle sich keine Sorgen machen.
Inzwischen war Ava wieder da. Ihre Ankunft im letzten Jahr war einer Sensation gleichgekommen, wochenlang hatte es in Herzbach kein anderes Gesprächsthema gegeben. Natürlich wollte jeder wissen, wo sie gesteckt hatte, doch Ava hüllte sich in Schweigen. Bis heute waren keine Informationen über ihre Reise zu mir durchgedrungen, was in unserem Dorf einem Wunder gleichkam.
Ich drückte Sophie das Wechselgeld in die Hand. „Du könntest ein Konzert geben“, schlug ich vor. „Das wäre aufregend. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: Sophie Löwenstein – das Comeback des Musikwunderkindes.“
Grinsend winkte Sophie ab. „Das ehemalige Musikwunderkind Sophie Löwenstein hat schon genug mit dem Chor zu tun. Am liebsten würde Pfarrer Bertelsbeck uns einsperren, damit wir jede Woche in seiner Kirche singen. Der Gottesdienst war noch nie so gut besucht. Am Sonntag ist es übrigens wieder so weit. Nur falls du noch nichts vorhast.“
Nun schaltete sich Marvin in unser Gespräch ein. „Es könnte sein, dass doch noch etwas Aufregendes passiert. Im Hofladen habe ich eben gehört, dass die Kinder der Steverdings heute beim Spielen im Wald eine goldene Münze gefunden haben. Sie soll von den Römern stammen.“
Sophie sah ihren Freund neugierig an. „Ach, wirklich? Wie interessant! Römer in Herzbach … vielleicht ist das eine neue Story für unseren Münsterlandspiegel.“
„Vielleicht könnt ihr zwei auch einfach mal Platz machen. Hier sind noch andere Menschen, die bezahlen möchten“, beschwerte sich eine rundliche Frau um die sechzig mit pechschwarzem, nach außen geföhntem Bob. Es war Elisabeth Große Brummel, die wegen ihres Nachnamens von allen im Dorf nur Biene genannt wurde. Vielsagend hielt die Friseurin ihre Ausgabe von Dark Secrets in die Höhe.
„Aber sicher doch, wenn du mich so nett bittest“, antwortete Sophie mit einem Schmunzeln. „Nur vergiss nicht, liebste Biene, dass wir am Sonntagmorgen in der Kirche singen müssen. Am besten liest du das Buch vorher aus, sonst kann du dich nachher nicht losreißen.“
Biene kicherte, was ihre strengen Worte von eben Lügen strafte. „Keine Sorge, Frau Chorleiterin. Ich bin am Sonntagmorgen pünktlich zur Stelle. Den Gottesdienst zu schwänzen, würde ich mich niemals trauen. Pfarrer Bertelsbeck würde es mir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag vorhalten und danach persönlich dafür sorgen, dass ich in die Hölle komme.“
Wir lachten herzlich, dann verabschiedeten sich Sophie und Marvin und schlenderten Hand in Hand Richtung Ausgang. Versonnen schaute ich den beiden hinterher, während sich ein leises Gefühl der Sehnsucht in mir regte. Meine letzte Beziehung lag bereits zwei Jahre zurück. Dennis, den ich während meines Studiums in Münster kennengelernt hatte, wollte, dass ich mit ihm nach Berlin ging, wo er einen Job bei einem angesagten Medien-Start-up ergattert hatte. Doch dazu war ich nicht bereit gewesen. „Ich kann meinen Großvater nicht alleinlassen“, hatte ich zu ihm gesagt, und das war der Anfang vom Ende unserer Beziehung gewesen. Es war auch nicht so, dass ich Dennis vermisste. Ich vermisste vielmehr das Gefühl, verliebt zu sein. Besonders jetzt, wo der Sommer in Herzbach Einzug gehalten hatte und die warmen Abende Lust auf romantische Spaziergänge an der Stever machten.
„Die beiden sind so süß zusammen“, unterbrach Bienes Stimme meine Gedanken. Sie sah mich unverwandt an. „Was ist eigentlich mit dir, Amelie? Du bist so hübsch. Die jungen Männer müssen doch Schlange stehen, um mit dir auszugehen.“ In ihre dunklen Augen trat ein sensationslüsternes Funkeln, das ich nur zu gut kannte. Biene war Dreh- und Angelpunkt des Dorfklatsches, und dabei schneller und zuverlässiger als jeder Enthüllungsreporter. Wenn jemand wollte, dass sich eine Nachricht in Windeseile in Herzbach verbreitete, dann musste er nur zu Biene gehen und um absolute Diskretion bitten.
Ich lächelte schelmisch. „Wenn ich irgendwann mal wieder einen Freund haben sollte, bist du die Erste, die es erfährt.“
Biene lachte spitzbübisch. „Natürlich bin ich das. Und wenn nicht von dir, dann von jemand anderem.“
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