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Ask Me Why Ask Me Why - eBook-Ausgabe
Roman
— New Adult mit Kopenhagen-SettingAsk Me Why — Inhalt
Zehn Fragen, ein Deal und die große Liebe
Gegen den Willen ihrer Eltern zieht Linn für ein Volontariat nach Kopenhagen. Statt im Unternehmen der Familie zu arbeiten, will sie ihren Traum verfolgen und Journalistin werden. Schon bald bekommt sie die Chance sich zu beweisen: ein großes Interview für ein Porträt mit Dänemarks jüngstem Millionär. Doch Frederik ist abweisend und schroff. Er lässt sich nur auf das Gespräch ein, wenn Linn ihm zehn Gegenfragen beantwortet. Ein Deal, da ist er sicher, den sie ablehnen wird. Doch Linn stimmt zu. Schnell merken die beiden, dass ihnen zehn Fragen bei Weitem nicht reichen.
Eine gefühlvolle Romance im wunderschönen Kopenhagen
Leseprobe zu „Ask Me Why“
Kapitel 1
Linn
Ein warmer Windhauch streift durch meine Haare, während ich am Gleis dem einfahrenden Zug entgegensehe. Heute geht es heimwärts. Richtung Westküste. Für mindestens vier Tage. Ich könnte mir wahrlich Schöneres vorstellen.
Familie kann etwas Wunderbares sein. Etwas Herrliches. Etwas Liebevolles. Etwas, das uns beschützt und uns den Rücken stärkt, wann immer wir Unterstützung nötig haben. Das behaupten die Leute zumindest immer wieder. Aber wenn ich ehrlich bin, gilt das nicht für alle. Besonders nicht für mich. Denn ich weiß nicht einmal, ob [...]
Kapitel 1
Linn
Ein warmer Windhauch streift durch meine Haare, während ich am Gleis dem einfahrenden Zug entgegensehe. Heute geht es heimwärts. Richtung Westküste. Für mindestens vier Tage. Ich könnte mir wahrlich Schöneres vorstellen.
Familie kann etwas Wunderbares sein. Etwas Herrliches. Etwas Liebevolles. Etwas, das uns beschützt und uns den Rücken stärkt, wann immer wir Unterstützung nötig haben. Das behaupten die Leute zumindest immer wieder. Aber wenn ich ehrlich bin, gilt das nicht für alle. Besonders nicht für mich. Denn ich weiß nicht einmal, ob Familie etwas prinzipiell Gutes ist. Für mich birgt dieser Begriff vielmehr Enttäuschung, Schmerz und Druck. Es mag voreilig klingen, aber mir ist schon jetzt klar – und ich bin vor wenigen Tagen gerade einmal fünfundzwanzig geworden –, dass es einfacher ist, für sich zu bleiben. Sich auf andere zu verlassen und immer wieder den Versuch zu wagen, den Erwartungen dieser Menschen zu entsprechen, macht das Leben so viel schwerer, als es sein müsste. Es ist ein Hamsterrad, in dem man sich abrackert und doch nie belohnt wird.
Meinen Eltern gehört die weltweit drittgrößte Containerschiff-Reederei, die Reederei Mikkelsen. Dänemark mag mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern ein recht kleines Land sein, doch die Meere sind groß, die Häfen zahlreich, und der Warenstrom, der quer über die ganze Welt verschifft wird, reißt nicht ab. Man könnte sagen, meine Familie hat sich ein Imperium aufgebaut, es über Generationen hinweg vergrößert und dafür gesorgt, dass ohne den Namen Mikkelsen beinahe nichts mehr auf den Wasserstraßen dieser Erde vonstattengeht.
Vermutlich sollte ich stolz sein auf so viel Geschäftsgeschick und Größenwahn. Aber das bin ich nur, wenn ich mich dazu zwinge. Natürlich ist es eine enorme Leistung, was mein Vater und die Generationen zuvor erreicht haben. Mein Unmut liegt wahrscheinlich an der Kehrseite des geschäftlichen Erfolgs. Denn wer sich mit ganzem Herzen und tiefster Seele einem Unternehmen widmet, hat nicht mehr viel Kapazität, sich um das echte Leben abseits dieser Arbeit zu kümmern. Die Menschen, die einem nahestehen, die Familie – all das wird zweitrangig.
So wie bei uns. Mein Vater hat sich später auch mit der Unterstützung meiner Mutter ausschließlich um die Firma gekümmert, sodass in seinem Leben kein Platz mehr für meine beiden Geschwister und mich gewesen ist. In anderen Familien hätten Mütter diese Leere gefüllt, doch meine tut sich schwer mit herzlichen Liebesbekundungen und Umarmungen. Der Erfolg unserer Familie wurde am Erfolg des Unternehmens gemessen. Insofern müsste es sich bei uns also um etwas Herausragendes handeln. Glaubt man meiner älteren Schwester, dann ist das auch so. Zu hundert Prozent. Ohne Zweifel.
Schmerzlich erinnere ich mich an meinen Bruder, den wir heute nicht mehr nach seiner Meinung fragen können.
Und ich? Ich habe als Jüngste offensichtlich nichts zu melden, was das angeht. Was für meine Familie Normalität bedeutet, ist für mich ein Ausdruck von Unfähigkeit. Es mangelt an Zeit, Nähe und Verständnis. Wenn es die Firma nicht weiterbringt, lohnt es sich nicht, darüber zu sprechen.
Der Anlass, für den ich jetzt am Bahnhof von Kopenhagen stehe, ist nur ein weiterer Beweis dafür. Die Reederei Mikkelsen feiert ihr hundertjähriges Bestehen. Nicht in der Hauptstadt, wo inzwischen ein großer Teil des Verwaltungssitzes angesiedelt ist, sondern dort, wo alles seinen Anfang genommen hat. In dem Küstenort Esbjerg. Dort ist meine Familie zu Hause. Dort wurde die Firma gegründet. Dort wird gefeiert.
Zwei Tage lang dreht sich einmal mehr alles um das Unternehmen. Im Vergleich dazu: Meinen Geburtstag vergangenes Wochenende hat man komplett übergangen, da man ja die Hundertjahrfeier vorbereiten musste. Es gab einen riesigen Blumenstrauß von meinen Eltern samt einer gedruckten Karte mit dem Versprechen, man würde meinen Ehrentag demnächst bei einem Essen nachfeiern. Wenn Zeit dafür sei. Also nie. Meine Schwester bemühte sich wenigstens um eine handschriftliche Karte. Aber das war’s auch schon. Der fünfundzwanzigste Geburtstag ist eben nicht ansatzweise so wichtig wie dieses Jubiläum. Natürlich nicht, wie könnte ich etwas anderes erwarten wollen?
Umso schöner war es, als meine Mitbewohnerinnen und besten Freundinnen mich morgens mit einem Blaubeermuffin, einer Wunderkerze und einem ziemlich schräg gesungenen Happy Birthday to You geweckt haben. Wahrscheinlich war dieser Samstag so viel besser, als er es mit meiner Familie hätte werden können. Trotzdem verspüre ich immer noch eine gewisse Enttäuschung. Die Hoffnung, dass es eines Tages doch anders sein könnte, gibt man eben nicht so leicht auf. Dafür wurzelt sie zu tief.
Das laute Bremsen des Zuges reißt mich aus meinen trüben Gedanken, und ich greife nach den Lederriemen meiner kleinen Reisetasche. Für ein verlängertes Wochenende braucht es zum Glück nicht viel, zumal ein Teil meiner Klamotten immer noch im Kleiderschrank in meinem alten Zimmer im Haus meiner Eltern hängt. Obwohl ich vor rund fünf Jahren nach Kopenhagen gezogen bin, habe ich meine Zelte nie ganz abgebrochen. So viel zu meiner Hoffnung, dass es irgendwann doch noch was mit dem familiären Zusammenhalt wird.
Als ich nach dem Schulabschluss zum Studieren in die Stadt ziehen wollte, haben meine Eltern das zunächst begrüßt. Aber nur bis zu dem Punkt, als ich ihnen verriet, für welche Fachrichtung ich mich entschieden hatte. Journalismus. Klassischer Journalismus. Ich wollte schreiben, Geschichten erzählen und in Themen eintauchen, die die Menschen bewegen. Die Reaktion meines Vaters war mehr als ernüchternd.
„Journalismus? Das ist etwas für die, die übrig geblieben sind. Wer es in der echten Welt nicht geschafft hat, kritisiert lieber jene, die es zu etwas gebracht haben.“ Verächtlich hat er geschnauft und sich den Kragen seines maßgeschneiderten Hemds gerichtet.
Meine Mutter war zwar diplomatischer, aber so richtig gut fand sie meinen Entschluss auch nicht. „Da verdient man doch kein Geld mit, Linn. Wenn du deine Zeit schon vergeuden willst, warum ausgerechnet damit? Wenn du schreiben willst, dann geh doch in die Kommunikation. Du könntest später einmal Pressesprecherin der Reederei werden. Das ist wenigstens ein vernünftiges Ziel.“
Ich ging trotzdem nach Kopenhagen. Ich fing an zu studieren. Ich blieb beim Journalismus. Als Nebenfächer wählte ich Geschichte und Psychologie. Ich tat alles genau so, wie ich es für richtig hielt. Ich fühlte mich wie eine Rebellin und verbuchte es als minimalen Sieg über meine Eltern, dass ich das Studium durchzog. Allein und unabhängig. Denn die finanzielle Unterstützung, die beispielsweise meine Schwester zu Studienzeiten erhielt, wurde mir gestrichen. Ich hatte mich ja offensichtlich gegen den Rat meiner Eltern für die brotlose Kunst entschieden, also drehten sie mir den Geldhahn zu, und ich war ganz auf mich gestellt. Möglicherweise war das aber auch besser so.
Der Zug, der nur wenige Meter von mir entfernt endlich zum Stillstand gekommen ist, öffnet mit einem leisen Seufzen seine Türen. Eine Reihe Passagiere steigt aus, und ich begebe mich langsam an die Schwelle des Bahnsteigs, um meinen ungeliebten Wochenendtrip anzutreten.
Nur die Musik, die ich über meine Airpods höre, verschafft mir ein wenig Auftrieb. So ist es immer. Ständig und überall höre ich irgendwelche Songs. Eigentlich gibt es in meinem Leben nie wirklich Stille. Es geht einfach nicht. Ich brauche die Musik wie andere die Luft zum Atmen.
Bestimmt würden meine Eltern die wenige Zeit, die wir zusammen verbringen, damit füllen, auf mich einzureden, nach meinem Volontariat in Kopenhagen zur Vernunft zu kommen. Sicherlich haben sie schon eine Stelle in der PR-Abteilung von Mikkelsen für mich in Planung. Vielleicht sollte ich ihnen lieber aus dem Weg gehen, dann muss ich mich nicht allzu häufig dafür rechtfertigen, dass ich keinesfalls vorhabe, zurückzukommen.
Während ich auf die verspiegelten Fenster des Zuges starre und darauf warte, einsteigen zu können, formt sich in meinem Kopf ein zentraler Gedanke, der immer lauter wird. Ich will nicht. Ich will nicht nach Hause. Ich will nicht zurück an den Ort, der so viele schmerzliche Erinnerungen bereithält und mit falschem Zusammenhalt gepflastert ist.
Unwillkürlich seufze ich auf. Meine Eltern mögen nicht viel von mir und meiner Berufswahl halten, doch der äußere Schein will gewahrt werden. Besonders zu diesem Anlass. Das Familienunternehmen wird hundert Jahre alt. Da gilt es, die Fassade im strahlenden Glanz auf die Menschen wirken zu lassen. Wehe, es bröckelt auch nur ein Kieselstein aus den Mauern, die das Imperium Mikkelsen umgeben.
Ich könnte mich natürlich weigern, bei der Farce einer herzlichen, liebenden und sich gegenseitig unterstützenden Familie mitzuspielen. Aber das wäre wesentlich anstrengender, als für ein langes Wochenende so zu tun, als ob alles im Lot wäre. Und solange ich Sonntag wieder nach Kopenhagen fliehen kann, werde ich es schon irgendwie hinter mich bringen. Augen zu und durch. In meinem Fall jedoch eher: Herz zu und durch.
Der Strom an aussteigenden Passagieren ebbt ab, und ich prüfe auf meinem Handy noch einmal meine Sitzplatzreservierung. Gerade als ich einem anderen Fahrgast den Vortritt lasse, höre ich statt Alex Warrens Carry You Home plötzlich den nervigen Klingelton meines Smartphones über meine Airpods.
Ein Anruf aus dem Büro. Feierabend ist in diesem Beruf ein dehnbarer Begriff, und sogar am Wochenende hat man oft keine Ruhe. Aber daran habe ich mich längst gewöhnt. Ich habe im ersten Jahr meines Volontariats bei einem der größten Medienhäuser Dänemarks gelernt, dass ich manchmal bis spät in die Nacht über einem Artikel oder einer Recherche sitze, dafür aber an anderer Stelle den Luxus genieße, auch mal wesentlich später anzufangen und auszuschlafen, statt morgens um sieben in der Redaktion zu sitzen.
Die Riemen meiner Tasche auf den Unterarm schiebend, nehme ich den Anruf an.
„Hej, Caro! Was gibt’s?“
Die fröhliche Stimme meiner Chefredakteurin ertönt. „Linn, gut, dass ich dich erwische. Ich hätte ein spontanes Anliegen.“
Ich lasse weiteren Fahrgästen den Vortritt beim Einsteigen und konzentriere mich auf Caros Stimme. „Worum geht es?“
„Wir brauchen jemanden mit Talent. Für ein Porträt. Bei der Person, um die es geht, muss es jemand sein, der zwar einfühlsam, aber ebenso professionell und hartnäckig ist. Karl oder auch Sanne sind zwar hervorragende Journalisten, aber ich fürchte, unser Protagonist wird sich ihnen kaum öffnen.“ Sie seufzt. „Eigentlich sollte Jeremy sich darum kümmern, aber der liegt seit heute mit einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus. Deshalb würde ich den Auftrag gerne dir übergeben. Wir haben bereits die Zusage für die Geschichte. Sie soll in der Augustausgabe Titelstory werden, daher sollten wir frühzeitig alles fertig bekommen. Das erste Interview ist deshalb bereits für Freitagnachmittag angesetzt. Das gibt dir natürlich nicht viel Zeit, dich vorzubereiten. Aber du schaffst das schon. Also, was sagst du?“
Mit klopfendem Herzen schaue ich auf die Anzeigetafel. In drei Minuten wird mein Zug das Gleis wieder frei machen.
„Freitag, also morgen Nachmittag?“, hake ich unsicher nach.
„Genau.“
„Aber ich habe eigentlich Urlaub eingereicht. Ich muss … nach Hause.“
Aber du willst doch gar nicht nach Esbjerg, flüstert eine leise Stimme in meinem Kopf, und der Gedanke, den Zug sausen zu lassen, erscheint mir auf einmal sehr verlockend.
„Ich weiß, deshalb rufe ich an. Die Gelegenheit werden wir so schnell nicht wieder bekommen, und ich bin mir sicher, dass du genau die Richtige bist, um dieses Porträt anstelle von Jeremy zu schreiben. Es könnte deine erste Titelgeschichte werden.“
„Um wen geht es denn?“ Mit klammen Fingern fahre ich mir durch die offenen Haare.
Eine Titelgeschichte. Ich durfte schon viel schreiben, aber noch nie eine Titelgeschichte. War das vielleicht die Chance, mich auf ganz neue Art zu beweisen? Würde das die Meinung meiner Eltern über meine Berufswahl am Ende womöglich doch noch ändern? Obwohl ich wegen des Auftrags der Feier fernbleiben müsste?
Im Hintergrund höre ich den blechernen Hinweis aus den Lautsprechern des Bahnhofs, dass mein Zug in Kürze abfährt. Nervös schaue ich mich um. Am Bahnsteig ist niemand mehr außer mir. Die Türen stehen noch immer offen, als Caro die Bombe schließlich platzen lässt.
„Es geht um Frederik Jensen.“
„Der Frederik Jensen? Das Genie?“
„Exakt.“
Ich schnappe kaum hörbar nach Luft und fasse mir mit der freien Hand an die Kehle. Mein Puls schnellt aufgeregt in die Höhe, und mir wird schwindlig, wenn ich nur daran denke, welche Bedeutung dieses Porträt für meine journalistische Laufbahn haben könnte. Ich muss diese Gelegenheit nutzen. Ich darf sie nicht ablehnen. Auf gar keinen Fall.
„Worum soll es in dem Artikel gehen?“, frage ich, um mein nervöses Herz zu beruhigen, das unbedingt nach dieser Chance greifen will. Ungeachtet der Konsequenzen, die mein Fernbleiben von der Jubiläumsfeier zur Folge haben würde.
„Frederik Jensen sagt dir also etwas?“
„Ja, natürlich“, meine Stimme klingt erstickt. Ich traue mich seinen Namen kaum in den Mund zu nehmen.
„Sehr gut. Wie du dann vielleicht weißt, besitzt er ein halbes Dutzend Patente, die ihn vor wenigen Jahren bereits zum Millionär gemacht haben. Derzeit ist er maßgeblich mit seinem Beratungsunternehmen an der angestrebten Klimaneutralität Dänemarks beteiligt. Wenn man sich so umhört, gibt es gar Stimmen, die besagen, ohne ihn würde es die Hälfte der angedachten Pläne gar nicht geben.“ Caro ließ ihre Stimme verschwörerisch tief klingen. „Während man über seinen Werdegang und seine Arbeit allerhand nachlesen kann, ist über seine Person kaum etwas bekannt. Man weiß gerade mal, dass er in Kopenhagen geboren ist und sehr zurückgezogen lebt. Wenn er sich äußert, dann nur zu fachlichen Themen. Aber wir wollen wissen: Wer ist Frederik Jensen wirklich? Wer ist das Genie, das unsere Zukunft gestaltet?“
„Und du glaubst, das zeigt er ausgerechnet mir?“ Ich will meine Position nicht schwächen und schon gar keine Zweifel an meinen Fähigkeiten aufkommen lassen. Trotzdem macht sich Unsicherheit in mir breit. Frederik Jensen ist nicht nur verschlossen. Er gilt als eine eigenwillige Auster, die sich mitnichten dazu bereit erklären wird, mir einen Blick in ihr Inneres zu gewähren. So viel ist über ihn immerhin bekannt. Ich erinnere mich gut an die Reportagen über ihn – oder vielmehr über seinen Job. Denn wie Caro sagt, gab es im Gegensatz zu seiner Arbeit über den privaten Frederik Jensen nicht viel zu lesen.
„Du findest einen Weg“, erklärt Caro überzeugt. Freundlich, aber energisch setzt sie hinzu: „In dir steckt mehr als eine Volontärin. Du hast dieses Gespür, das dir einen Zugang zu Menschen verschafft, die sonst niemanden an sich heranlassen.“
Überrascht klappe ich den Mund auf und will etwas darauf erwidern, als just in diesem Augenblick die Türen des Zuges mit leisem Piepen schließen. Schockiert starre ich auf die Anzeigetafel des Bahnhofs, und erneut schießt mein Puls in die Höhe. Panisch registriere ich, wie der Waggon sich vor mir in Bewegung setzt. Hitze steigt in mir auf, und binnen Sekunden wird mir bewusst: Meine Wahl wurde soeben für mich getroffen.
Nervös nicke ich, obwohl Caro es nicht sehen kann. „Also gut, ich mache es.“
„Großartig!“ Caro fährt bereits fort und weiht mich in weitere Details zu dem Interview ein, doch ich sehe nur, wie der Zug das Gleis verlässt. Mühsam konzentriere ich mich auf meine Atmung. Ein und aus. Ein und aus. Ich mag mich vielleicht in der Wahl meines Studiums gegen den Willen meiner Eltern durchgesetzt haben, aber nun nicht zu der wohl wichtigsten Feier des Jahrzehnts zu erscheinen … O Gott, sie werden mich lynchen!
Gedanklich führe ich bereits das Gespräch mit meinen Eltern. Ich höre ihre empörten Stimmen und spüre ihre Enttäuschung über meinen Egoismus. Sie werden es nicht verstehen. Sie werden es nicht nachvollziehen können. Sie werden es nicht tolerieren.
Während mir bewusst wird, dass ich mich mit dieser Entscheidung einen weiteren Schritt von meiner Familie entferne, verabschiedet sich Caro mit dem Hinweis, mir heute noch eine Mail mit allen wichtigen Infos weiterzuleiten.
„Linn, das könnte dein Durchbruch werden“, sagt sie mit nachdrücklicher Stimme. „Vermassle das nicht und nutze diese einmalige Gelegenheit.“
Gebannt schaue ich den Rücklichtern des Zuges hinterher, wie sie ohne mich Richtung Westen aufbrechen.
„Ich gebe mein Bestes“, murmele ich, und gleich darauf ertönt der lang gezogene Ton, der deutlich macht, dass Caro aufgelegt hat. Ich kann kaum glauben, was ich hier tue. Meine Eltern werden im Dreieck springen. Und ich muss einen der verschlossensten Typen Dänemarks zum Reden bringen, wenn ich will, dass sich dieses Familiendrama auszahlt.
Kapitel 2
Frederik
Gänsehaut überzieht meine Unterarme, obwohl die Nachmittagssonne warm vom Himmel scheint. Trotzdem kremple ich die aufgerollten Ärmel meines hellblauen Hemdes herunter und schließe die kleinen Knöpfe an den Handgelenken. Weil meine Finger so zittern, dauert es länger als gewöhnlich. Für einen Moment frage ich mich, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen bin. Es ist eine ganze Weile her. Normalerweise bringt mich nichts mehr so schnell aus der Ruhe. Doch heute ist es anders. Das muss ich mir gegen meinen Willen eingestehen.
Ärgerlich atme ich die frische Meeresluft ein und schließe für einen kurzen Moment die Augen. Eigentlich bin ich zum Strand gegangen, um runterzukommen. Um Kraft zu sammeln. Bevor … bevor ich mich jemandem, den ich nicht kenne, stellen muss, weil jemand, den ich ziemlich gut kenne, denkt, dass das eine gute Idee sei.
Entnervt seufze ich auf, während ich meine Füße langsam über den unebenen Sand bewege. Das Meeting, das mir bevorsteht, fühlt sich an wie ein Blind Date. Gewissermaßen ist es das wohl auch. Nur dass es dabei nicht um das Perfect Match für eine Beziehung geht. (Als würde ich mich dafür eignen!) Nein, es geht um ein Interview. Eines, wie ich es bislang immer abgelehnt habe, weil ich es hasse, über mich zu sprechen.
Mir ist unverständlich, warum es in der heutigen Zeit so oft um die Person hinter der Leistung geht. Am Ende des Tages ist es doch vollkommen egal, wie mein Beziehungsstatus ist, wo ich aufgewachsen bin und was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin. Was zählt, ist das Ergebnis. Das allein spricht für sich. Alles andere ist nebensächlich. Wenn ich einen Baum pflanze, frage ich doch auch nicht, ob der Samen mit der rechten oder der linken Hand in die Erde gesetzt werden soll. Wichtig ist, dass das Korn tief genug im Erdreich liegt und genügend Wasser bekommt, um auszutreiben.
Langsam hebe ich den Blick und konzentriere mich auf die Insel, die nicht weit entfernt vom Ufer des Amager Strandes liegt, an den ich mich für meine Pause zurückgezogen habe. Unbedarft grabe ich währenddessen die Schuhspitze meines rechten Sneakers in den weißen Sand. Saltholm, wie sich das kleine Fleckchen Erde nennt, das ich beobachte, liegt zwischen der dänischen und der schwedischen Küste. Wie ein flacher Felsen, der nur dafür da ist, um von einem Ufer zum anderen hüpfen zu können. Eine Hilfestellung, um den Fuß für wenige Sekunden abzustellen und den nächsten Schritt auf die andere Seite eines Baches zu setzen. Eine winzige Insel zwischen Kopenhagen und Malmö. Flach, unauffällig und still. So verbringt sie ihre Tage zwischen den Wellen des Öresunds, wie die umliegende Meerenge heißt.
Nur wenige Häuser, hauptsächlich landwirtschaftliche Höfe, gibt es auf der sechzehn Quadratkilometer großen Insel. Von meiner Position aus kann ich sie kaum sehen, aber das ist auch besser so. Sie würden mich nur an das erinnern, was ich schon so lange versuche zu vergessen. Wann immer der Moment von vor so vielen Jahren vor meinem inneren Auge auftaucht, spüre ich den gleichen kalten Schmerz durch meinen Körper ziehen. Ich war ein Teenager. Ein Kind. Und obwohl zwischen heute und damals bald fünfzehn Jahre liegen, habe ich an manchen Tagen das Gefühl, als wäre es erst gestern gewesen.
Zeit ist etwas Trügerisches. Rein rechnerisch ist sie immer gleich. Eine Sekunde ist eine Sekunde. Eine Minute ist eine Minute. Eine Stunde ist eine Stunde. Trotzdem schafft die Zeit etwas Widersprüchliches, das sonst niemand kann. In einem Moment zieht sie sich ins Unendliche und gibt uns das Gefühl, als würde sie nie vorbeigehen. Gleichzeitig ist es nur der Zeit möglich, so schnell voranzuschreiten, dass wir nicht merken, wie sich ein Tag, eine Woche oder ein Monat plötzlich bereits dem Ende zuneigt. Und so ist es kaum verwunderlich, dass der Augenblick, der mein Leben nachhaltig prägt, einerseits erschreckend nah erscheint und gleichzeitig schon viele Jahre her ist.
Ich presse die Lippen zusammen und schiebe, den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände in die Hosentaschen meiner dunklen Jeans. Während die Erinnerungen auf mich einprasseln, verknotet sich mein Magen, und meine Lunge denkt wohl, sie könnte sich dem anschließen und mir die Luft abdrehen. Verzweifelt hebe ich den Kopf und ringe nach Atem. Dabei fällt mein Blick erneut auf die flache Insel.
Erinnerungen wühlen sich durch mein Inneres und treten ohne Erbarmen die Tür zu meinem Bewusstsein ein. Bilder tauchen vor meinem Auge auf. Mein jüngeres Ich. Mein bester Freund. Eine Handvoll Mädchen und Jungs, die am Steg stehen und entsetzt ins Wasser starren. Allesamt heben sie gleichzeitig den Blick und drehen ihre schockierten Gesichter zu mir, während ich mich am anderen Ende des Stegs befinde und verzweifelt auf dem Boden knie …
Energisch schüttele ich den Kopf, um den Augenblick zu verdrängen. Ein Sonnenstrahl blinzelt hinter der schmalen Wolke hervor und holt mich zurück ins Hier und Jetzt. Mühsam schlucke ich, um meinen trockenen Mund zu reaktivieren. Unwillkürlich ziehe ich die Stirn in Falten.
Ich sollte langsam zurück ins Büro, das gleich hier am Amager Strandvej liegt. Wir hätten gewiss eine zentralere Lage in der Kopenhagener Innenstadt für unsere Firma wählen können. Aber – auch wenn es in diesem Moment nicht so wirkt – das Meer hilft mir beim Denken. Deshalb habe ich Ragnar, meinen besten Freund und Geschäftspartner, überredet, sich hierauf einzulassen.
Vor jedem großen Meeting, vor jeder wichtigen Präsentation zieht es mich hier raus. Der Blick auf die sanften Wellen erdet mich, während ich mich auf das vor mir liegende Projekt fokussiere. Für gewöhnlich komme ich gestärkt und mit frischem Geist zurück. Aber heute ist es anders.
Denn heute geht es nicht um meine fachliche Expertise. Es geht nicht um ein zukunftsfähiges Projekt oder um einen Kunden. Nein, es geht um mich. Um meine Person. Um meinen Charakter. Und wenn ich eines vermeide, dann über mich zu sprechen.
Wieder spüre ich das Zittern in meinen Händen. Nervös. Ich bin immer noch nervös.
In einer halben Stunde wird es an meiner Bürotür klopfen, und ich muss mich der Welt öffnen. So hat Ragnar versucht, es mir schmackhaft zu machen. Als wäre das etwas Erstrebenswertes.
„Öffne dich, Frederik. Die Leute müssen den Menschen hinter dem Genie kennenlernen.“ Das war seine Formulierung gewesen. Ich kann sie immer noch nicht nachvollziehen. Ich bin froh, dass es diesen smarten Typen in meinem Leben gibt, aber was er sich hierbei gedacht hat? Keine Ahnung. Als ich vor ein paar Jahren eine Handvoll Patente angemeldet und auf deren Grundlage eine Firma gegründet habe, war es gut, ihn an Bord zu haben. Wir sind klassische Sandkastenfreunde. Keiner kennt mich länger als Ragnar. Und keiner kennt mich besser.
Die Leute sehen in mir vielleicht ein Genie, aber sobald es um betriebswirtschaftliche Entscheidungen geht, langweile ich mich. Mir ist bewusst, dass es ohne nicht geht. Aber ich mache mir lieber um die wirklich wichtigen Dinge Gedanken. Deshalb kümmert sich Ragnar in unserem gemeinsamen Unternehmen hej.fremtid als Geschäftsführer um alles, was mir zuwider ist. Zeitgleich widme ich mich der Weiterentwicklung unserer Produkte sowie deren Einbringung in zukunftsweisende Projekte. Dazu gehört auch, Unternehmen dabei zu helfen, diesen internen Wandel möglichst gewinnbringend umzusetzen. Unsere Ambitionen sind klar definiert: Dänemark so schnell wie möglich klimaneutral machen.
Ein ehrgeiziges Ziel, aber ich kämpfe dafür. Aus Überzeugung. Und weil es eines Tages realistisch ist. Genie und Wunderkind. So bezeichnen sie mich in ganz Dänemark und sogar darüber hinaus. Dabei mache ich nichts anderes, als mein Wissen anzuwenden. Nur will das niemand so recht verstehen. Ich denke manchmal, wenn sich die Leute auch nur ein bisschen mehr Mühe geben würden und ihren Verstand für das nutzen, wofür er gemacht ist, würde es viel mehr von meiner Sorte geben.
Meiner Sorte. Das klingt seltsam und überheblich. So ist es gar nicht gemeint. Trotzdem trifft es irgendwie zu. Ich bin anders als die meisten Menschen. Manchmal hat das Vorteile. Manchmal hat es ziemlich viele Nachteile. Aber ich bin es gewohnt, mit beidem zu leben.
In einem Seminar an der Uni, das Ragnar und ich trotz unterschiedlicher Studiengänge gemeinsam besucht haben, sollte mein eigentlich bester Freund mich in wenigen Sätzen beschreiben. Ich erinnere mich leider nur zu gut an seine Worte. Sie haben mich nicht verletzt, aber doch getroffen. Wenngleich mir klar ist, dass hinter ihnen keine böse Absicht steckte.
Trotzdem, wie soll man sich fühlen, wenn man als „in sich gekehrt“, „unbewusst überheblich“ und „stur nach vorne denkend“ betitelt wird? Wenn es heißt, man sei ein Kontrollfreak, der sich in der Gesellschaft von Fachbüchern wohler fühlt als unter Menschen? Wenn man hört, man sei zu ernst für sein Alter und zu verkopft?
Ragnar hatte seinen kurzen Vortrag mit einem schelmischen Lächeln beendet. Er machte nur Spaß. Doch mir ist in jenem Augenblick bewusst geworden, dass selbst der Mensch, der mich mit am besten kannte – und mich dennoch mochte –, mir Eigenschaften zuschrieb, die allgemein eher negativ behaftet waren.
Mit einem tiefen Atemzug lausche ich den brandenden Wellen, rieche den unverkennbaren Duft der See, beobachte die kleinen weißen Schaumkronen, die sich auf dem Öresund bilden, und frage mich, warum ich mir überhaupt gestatte, in die Vergangenheit zu blicken. Das hat noch nie geholfen. Ich schaue stur nach vorne. So hat Ragnar es damals in der Uni genannt. Und er hat recht.
Ruckartig wende ich mich von der Küste ab und beeile mich, die rund achthundert Meter zurück zum Büro am Amager Strandvej zu laufen. Zügig begebe ich mich schließlich in den modernen dreistöckigen Bau aus dunklen Backsteinen und gläsernen Fassaden. Das Gebäude ist erst vor wenigen Jahren gebaut worden und bietet vor allem jungen Start-ups Platz, sich zu etablieren.
Ragnar und ich haben den neuen Komplex durch Zufall entdeckt, als wir auf dem Weg zu mir gewesen sind. Das Haus, in dem ich lebe, befindet sich nämlich nur wenige Hundert Meter weiter südlich. Neben offenen Räumen und einem modernen Bürokonzept sagte uns nicht nur die Lage, sondern auch der ständig besetzte Barista-Stand im Erdgeschoss zu. Von morgens früh bis abends spät rattern dort die Espressomaschinen und Milchschäumer, um selbst jene mit Koffein zu versorgen, die ihren ganz eigenen Arbeitszeiten folgen.
Jetzt allerdings lasse ich den verführerischen Duft gerösteter Bohnen hinter mir und begebe mich rauf in den ersten Stock. Dort im linken Teil des Gebäudes haben wir uns mit knapp fünfundzwanzig Mitarbeitenden eingemietet. Unsere Firma ist streng genommen gar nicht mehr so start-up-mäßig unterwegs.
Ich stoße die Glastür mit dem Logo, das Ragnar eines Abends auf die Überreste einer Asia-Lieferbox gemalt hat – welch modernes Start-up-Klischee! –, auf und mache mich auf den Weg in eines der abgetrennten Büros mit Blick auf das Meer. Kaum habe ich meinen Stuhl zurückgezogen, steckt Ragnar auch schon seinen Kopf zur Tür rein und lässt sich ungefragt in einem der Sessel vor der bodenlangen Fensterscheibe nieder.
„Was gibt’s?“, frage ich ihn in dem Wissen, warum er so ernst dreinschaut.
„Ich wollte nur sichergehen, dass du ihr eine Chance gibst.“ Ragnar fährt sich durch die etwas längeren blonden Haare, bevor er sie zu einem Man-Bun hochbindet. Er sieht mit den kantigen Gesichtszügen und dem Drei-Tage-Bart ein bisschen aus wie Ragnar Lodbrok aus Vikings. Ich weiß nur, dass es diesen Schauspieler gibt, weil eine Ex-Freundin von Ragnar diese Ähnlichkeit als Hauptargument für die kurzfristige Beziehung mit ihm angeführt hat. Sie wollte schon immer mal, ich zitiere, „mit einem echten Wikinger unter demselben Fell liegen“. Die Affäre scheiterte vor etwa einem Monat. Zu Recht, wenn man mich fragt.
Mein Blick gleitet über Ragnars anthrazitfarbenes Hemd und die dazu passende Anzughose sowie die schicken schwarzen Anzugschuhe, von denen einer ein gutes Stück über dem Boden hin und her wackelt, weil er mit verschränkten Beinen dasitzt.
Seufzend nehme ich ebenfalls Platz, allerdings hinter meinem Schreibtisch. Während ich mich zurücklehne, mustere ich ihn kritisch. Ohne einen Namen genannt zu haben, weiß ich, auf wen Ragnars Aussage abzielt. Wenngleich mir klar ist, warum er das sagt, habe ich auf das, was in der nächsten Stunde folgen soll, keine Lust. Aber ich habe es Ragnar versprochen. Und Versprechen bricht man nicht. Ich zumindest nicht. Darauf habe ich immer Wert gelegt, also werde ich mich an meinen eigenen Maßstäben messen lassen müssen.
„Wozu? Sie soll ihren Job machen. Schlimm genug, dass sie dafür mit mir reden will.“
„Ihr Job ist es, mit dir zu reden. Mach es ihr nicht so schwer, okay? Sei nett. Und zuvorkommend. Und freundlich. Vielleicht sogar ein bisschen charmant, wenn du heute deinen großzügigen Tag haben solltest.“
„Ich bin nie charmant.“
„Ich gebe die Hoffnung nicht auf!“ Ragnar lacht. „Im Ernst, Frederik. Dieses Porträt erscheint auf einer Titelseite. Wirf ein gutes Licht auf dich und unsere Firma.“
„Wozu? Wir sind nicht darauf angewiesen.“
„Trotzdem ist es eine gute Publicity“, erklärt Ragnar nun mit einem Anflug von Ungeduld. „Betrachte es wie eine unlösbare Ingenieursaufgabe. Entwickle den Ehrgeiz, der Welt zu zeigen, dass du als Einziger auf die Lösung kommst.“
„Und wie soll die bitte aussehen?“
Ragnars Mundwinkel ziert wieder dieses eingängige Grinsen, für das er so bekannt und besonders bei Frauen beliebt ist. „Charmant und mit einem Lächeln auf den Lippen. Weltoffen, reflektiert und umgänglich.“
„Wir wissen beide, dass das deine Lösung wäre, nicht meine“, halte ich ihm sachlich entgegen.
Einen Moment lang schweigt Ragnar. Dann meint er leise: „Vielleicht sollte sie aber so aussehen. Womöglich ist es endlich an der Zeit dafür.“
Ein undefinierbarer Druck lastet auf einmal auf mir. Mit festem Griff umklammere ich einen Kugelschreiber, der neben meinem Laptop gelegen hat.
„Was erwartest du von mir, Ragnar? Dieses Porträt ist total unnötig. Wir machen einen guten Job. Unsere Zahlen und Erfolge sprechen für sich. Wozu dieses Theater für die Öffentlichkeit?“
Ragnar hebt seine Brauen in die Höhe und taxiert mich mit strengem Blick. „Weil du mehr bist als ein Genie und Überflieger.“
Höhnisch werfe ich ein: „Vergiss bei deiner Aufzählung nicht das Wunderkind.“
Seufzend erhebt sich Ragnar aus dem modernen Sessel und baut sich selbstbewusst vor meinem Schreibtisch auf.
„Ich habe dich in den zwanzig Jahren unserer Freundschaft nie um einen Gefallen gebeten“, führt er mit bedächtiger Stimme an. „Diesen einen wirst du mir doch tun können, ohne dass ich ständig ein Auge auf dich haben muss.“ Er zieht seine rechte Braue streng nach oben. „Oder?“
„Sicher.“
Zufrieden lässt Ragnar von mir ab und lächelt amüsiert. „Mach es ihr nicht so schwer, okay?“, wiederholt er nachdrücklich.
Genervt stöhne ich und schaue hinaus auf die hellblauen Wellen vor dem Amager Strand. „Wer sich diesen Job aussucht, muss damit klarkommen, wenn nicht jeder dazu bereit ist, sich wie ein offenes Buch zu präsentieren.“
Ragnar holt bereits Luft, um etwas zu erwidern, als plötzlich eine selbstbewusste Frauenstimme ertönt.
„Alles andere wäre ja auch langweilig.“
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