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Because of Low – Marcus und Willow (Sea Breeze 2)

Because of Low – Marcus und Willow (Sea Breeze 2) - eBook-Ausgabe

Abbi Glines
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Because of Low – Marcus und Willow (Sea Breeze 2) — Inhalt

Als Marcus Hardy nach Sea Breeze zurückkehrt, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern, zieht er bei Cage York ein, dem der Ruf eines gnadenlosen Womanizers vorauseilt. Gleich am ersten Tag steht dann auch eine weinende Rothaarige vor seiner Tür, während sich Cage in fremden Betten wälzt, und Marcus ahnt, dass er in seinem neuen Zuhause nicht die Ruhe finden wird, die er gerne hätte – vor allem, da ihm die kleine Rothaarige nicht mehr aus dem Kopf geht ...

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 11.05.2015
Übersetzt von: Lene Kubis
288 Seiten
EAN 978-3-492-96952-9
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Leseprobe zu „Because of Low – Marcus und Willow (Sea Breeze 2)“

1. Kapitel


Marcus


Ich hatte überhaupt keinen Bock gehabt, nach Sea Breeze zurückzukehren. Schließlich wusste ich sehr genau, weshalb ich die Stadt hinter mir gelassen hatte … Ich hatte jetzt ein Leben in Tuscaloosa und brauchte das auch dringend, um meiner alten Rolle zu entkommen. Hier in Sea Breeze kannte man mich, Marcus Hardy, wohin ich auch ging. Kannte meine Familie. Und … sprach über sie.
In solch einer Situation konnte ich meine Mutter und meine Schwester nicht im Stich lassen, und des-wegen war ich schweren Herzens nach Hause ge-kommen. Der große [...]

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1. Kapitel


Marcus


Ich hatte überhaupt keinen Bock gehabt, nach Sea Breeze zurückzukehren. Schließlich wusste ich sehr genau, weshalb ich die Stadt hinter mir gelassen hatte … Ich hatte jetzt ein Leben in Tuscaloosa und brauchte das auch dringend, um meiner alten Rolle zu entkommen. Hier in Sea Breeze kannte man mich, Marcus Hardy, wohin ich auch ging. Kannte meine Familie. Und … sprach über sie.
In solch einer Situation konnte ich meine Mutter und meine Schwester nicht im Stich lassen, und des-wegen war ich schweren Herzens nach Hause ge-kommen. Der große Skandal schwebte wie eine dunkle Wolke über uns und stellte all meine Entschei-dungen infrage – und, was am schlimmsten war, auch meine Freiheit. Bis jetzt hatten nur wenige Personen davon erfahren, aber es war alles nur eine Frage der Zeit. Bald würde ganz Sea Breeze wissen, was mein Dad tat – oder besser gesagt: mit wem.
König des Mercedes-Handels an der Golfküste – dieser Titel hatte genügt, um eine kleine geldgeile Schlampe dazu zu bringen, mit meinem lieben Vater in die Kiste zu hüpfen.
Schon als ich die Ehezerstörerin zum ersten Mal hinter dem Schreibtisch vor dem Büro meines Vaters sitzen sehen hatte, hatte ich gespürt, dass etwas nicht stimmte. Sie war blutjung, verflucht heiß und ganz offensichtlich scharf auf Geld.
Dad war seiner Hormone nicht Herr geworden, und jetzt mussten meine Mom und meine Schwester mit dem Stempel leben, den sie deswegen aufgedrückt bekommen hatten. Bestimmt würde Mom den Leuten leidtun. Ach, die Sache setzte ihr jetzt schon wahn-sinnig zu – und sie wusste noch nicht einmal, dass Dads Geliebte fast noch ein Teenie war. Meine jünge-re Schwester hatte die beiden spätabends in flagranti erwischt, als Mom sie ins Büro geschickt hatte, um Dad sein Abendessen vorbeizubringen. An diesem Abend hatte sie mich hysterisch weinend angerufen, und ich hatte mich sofort vom College abgemeldet, meine Sachen gepackt und war nach Hause gefah-ren. Eine andere Option bestand nicht. Meine Familie brauchte mich.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinem Ge-dankenstrudel. Ich stand auf, um nachzusehen, wel-che Schnitte dieses Mal auf der Suche nach Cage war. Mein Mitbewohner war eben nicht nur, was sein Baseballteam anging, ein echter Player und hatte wirklich einen beeindruckenden Verschleiß an Frauen. Er ließ selbst meinen besten Freund Preston alt aussehen. Ohne durch den Türspion zu sehen, drehte ich am Knauf und öffnete die Tür.
Uff. Was für eine Überraschung! Innerlich hatte ich mich darauf eingestellt, einer großen, gertenschlanken und halb nackten Frau mit riesigen künstlichen Brüsten sagen zu müssen, dass Cage gerade mit einer anderen zugange war, die ungefähr genauso aussah wie sie. Stattdessen stand eine rothaarige, ziemlich kurvige Frau vor mir. Ihre Augen waren blut-unterlaufen und ihr Gesicht tränenüberströmt. Den-noch konnte ich keine Mascaraspuren auf ihren Wan-gen entdecken. Das Haar hatte sie nicht gestylt, son-dern zu einem schlichten Pferdeschwanz zurückge-bunden. Außerdem trug sie Jeans und ein original „Back in Black“-T-Shirt von AC/DC. Nein, hier lenkte kein Bauchnabel den Blick auf einen flachen, ge-bräunten Bauch. Und hauteng waren die Klamotten auch nicht. Na ja, die Hose saß schon relativ knapp, umspielte ihre Hüften aber sehr vorteilhaft. Als ich den kleinen zerbeulten Koffer entdeckte, den sie fest um-krampft hielt, brach ich meine Inspektion abrupt ab.
„Ist Cage da?“ Ihre Stimme klang zugleich brüchig und melodiös. Sie war doch nicht wirklich wegen Cage hier? Auf Frauen wie sie hatte er es normaler-weise nicht abgesehen. Sie war kein bisschen aufrei-zend zurechtgemacht. Alles an ihr – von ihrem dunk-len Kupferhaar bis hin zu den Chucks an ihren Füßen – schrie: „Nicht Cages Typ!“ Und die Tatsache, dass sie einen Koffer bei sich trug, gefiel mir gar nicht.
„Ähm, nö.“
Sie ließ die Schultern hängen und schluchzte erneut auf. Rasch presste sie eine kleine zarte Hand auf den Mund, um das Geräusch zu ersticken. Ihre Nägel waren ziemlich perfekt. Nicht zu lang, oben in einer perfekten Rundung gebogen und mit einem dezenten rosafarbenen Nagellack lackiert.
„Ich habe mein Handy“ – sie seufzte tief und sprach dann weiter – „bei meiner Schwester verges-sen. Ich muss ihn unbedingt anrufen. Kann ich rein-kommen?“
Cage war gerade auf einem Date mit einem Bade-moden-Model, das ganz offensichtlich auf Baseball-spieler abfuhr. So, wie er über die Kleine gesprochen hatte, würde er heute völlig von ihr in Beschlag ge-nommen werden und garantiert keine Anrufe beant-worten. Es war schrecklich, mit anzusehen, wie sie immer verzweifelter wurde. Mir kam ein furchtbarer Gedanke: Er hatte sie doch nicht etwa geschwängert? Hatte er denn nicht gesehen, wie rasend unschuldig sie wirkte?
„Ähm, ja, aber bin mir nicht sicher, ob er erreichbar ist. Er dürfte heute Abend … ziemlich beschäftigt sein.“
Sie schenkte mir ein bitteres Lächeln, nickte und ging an mir vorbei.
„Ich kann mir schon denken, womit. Aber mit mir sprechen wird er trotzdem.“
Sie klang ziemlich selbstbewusst. Gespürt hatte ich davon bis jetzt noch wenig.
„Hast du denn ein Handy?“
Ich zog es aus der Hosentasche und reichte es ihr, weil ich keine Lust auf weitere Diskussionen hatte. Immerhin hatte sie aufgehört zu weinen – und so sollte es bitte auch bleiben.
„Danke. Ich versuche es erst mal mit einem An-ruf.“
Ich sah zu, wie sie zum Sofa ging, den Koffer mit einem lauten Knall zu Boden fallen ließ und sich dann auf die Polster warf, als ginge sie hier permanent ein und aus. Da ich hier erst vor zwei Tagen eingezogen war, hatte ich keine Ahnung, wie oft sie schon hier gewesen war. Cage war der Freund eines Freundes, der einen Mitbewohner gesucht hatte. Ich wiederum hatte dringend eine Unterkunft gebraucht, und seine Wohnung hatte mir gefallen. Preston und Cage spiel-ten beide im selben Baseballteam des örtlichen Col-leges. Sobald Preston von meiner Wohnungssuche erfahren hatte, hatte er Cage angerufen und mich mit ihm bekannt gemacht.
„Ich bin’s. Ich habe mein Telefon in der Eile liegen gelassen. Du bist nicht da, aber dein neuer Mitbe-wohner hat mich reingelassen. Ruf zurück!“ Schnie-fend legte sie auf. Interessiert sah ich zu, wie sie ihm eine SMS schrieb. Scheinbar glaubte sie wirklich, dass der Aufreißer, mit dem ich da zusammenlebte, sie sofort zurückrufen würde, wenn er ihre Nachricht bekam. Ich war fasziniert und wurde gleichzeitig von Minute zu Minute besorgter.
Als sie fertig war, gab sie mir das Telefon zurück. Ein Lächeln huschte über ihr rot geflecktes Gesicht, und auf ihren Wangen erschienen zwei Grübchen. Verdammt. Das war ziemlich süß.
„Danke. Macht es dir was aus, wenn ich noch hier-bleibe, bis er zurückruft?“
Ich schüttelte den Kopf. „Überhaupt kein Ding. Willst du was trinken?“
Sie nickte und erhob sich. „Gern, aber ich hole es mir selbst. Meine Lieblingslimonade, die von Jarritos, ist im untersten Kühlschrankfach, gleich hinter den Bud Lights.“
Stirnrunzelnd folgte ich ihr in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und beugte sich hinunter, um ihr verstecktes Getränk herauszuholen. In dieser Position war ihr knackiger Po in ihrer ausgewaschenen Jeans nur schwer zu übersehen. Ihr Hintern hatte eine per-fekte Herzform – und obwohl sie nicht sonderlich groß war, wirkten ihre Beine endlos lang.
„Ah, da ist es ja. Cage sollte wirklich mal wieder Nachschub holen. Scheinbar lässt er seine One-Night-Stands meine Jarritos trinken!“
Das Rätselraten ging mir langsam auf die Nüsse. Ich musste wissen, wer sie war! Ganz bestimmt hatte sie mit ihm nichts am Laufen. War sie vielleicht die Schwester, die Preston erwähnt hatte und mit der er mal ein Date gehabt hatte? Hoffentlich nicht! Die Frau interessierte mich, und es war wirklich lange her, dass es mir so gegangen war. Nicht, seit mir das letzte Mal das Herz gebrochen worden war.
Ich wollte eben den Mund öffnen, um zu fragen, woher sie Cage eigentlich kannte, als das Telefon in meiner Hosentasche losdudelte. Sofort kam Low auf mich zu und streckte die Hand aus. Das Mädchen dachte tatsächlich, es wäre Cage! Ups. Er war es wirklich.
Low nahm mir das Telefon ab.
„Hey.“
„Sie ist so eine egoistische Kuh.“
„Ich kann nicht dableiben, Cage.“
„Ich habe mein Handy doch nicht absichtlich liegen lassen! Ich war nur so in Rage.“
„Dein neuer Mitbewohner ist echt nett und sehr hilfsbereit.“
„Nein, brich dein Date nicht ab! Hab viel Spaß, ich warte einfach.“
„Nein, ich gehe nicht zurück, versprochen.“
„Sie ist nun mal so, Cage.“
„Ich hasse sie einfach.“ Ihre Stimme klang, als würde sie jeden Moment losweinen.
„Nein, mir geht es gut, ehrlich. Ich wollte dich nur gern sehen.“
„Nein. Dann gehe ich.“
„Cage …“
„Okay, gut.“
Sie hielt mir das Handy hin. „Er will mit dir spre-chen.“
Diese Art von Unterhaltung hatte ich nicht erwartet. Diese Frau musste seine Schwester sein!
„Hey.“
„Hör mal, sorg bitte dafür, dass Low bei dir bleibt, bis ich heimkomme. Sie ist so aufgewühlt, dass ich auf keinen Fall will, dass sie abzischt! Gib ihr eine von diesen mexikanischen Limos aus dem Kühlschrank, die sind in der Schublade hinter den Bud Lights. Ich muss sie da verstecken, damit die anderen Schnitten, die mich besuchen, sie nicht austrinken. Irgendwie stehen die Weiber auf dieses süße Gesöff! Mach den Fernseher an, lenk sie irgendwie ab, wie auch immer. Ich bin nur zehn Minuten entfernt von euch und schlüpfe jetzt noch in meine Jeans, ehe ich mich auf den Heimweg mache! Also, muntere sie irgendwie auf, aber fass sie nicht an, klar?!“
„Ah, okay, klar. Ist sie deine Schwester?“
Cage gluckste in sein Telefon. „Um Himmels wil-len, nein! Für meine Schwester würde ich doch nie-mals Limonade kaufen oder sie zurückrufen, wenn ich mich mitten in einem herrlichen Dreier befinde. Low ist die Frau, die ich heiraten werde!“
Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Mein Blick wanderte zu Low, die mit dem Rücken zu mir am Fenster stand. Die vollen, langen Kupferlocken krin-gelten sich an ihren Enden und fielen bis auf ihren Rücken hinab. Sie wirkte wirklich nicht wie die Frau-en, die Cage normalerweise abschleppte. Was meinte er bloß, wenn er sagte, dass er sie heiraten wollte?! Das machte doch überhaupt keinen Sinn!
„Halt sie irgendwie in der Wohnung! Bin gleich da!“
Dann legte er auf.
Ich ließ das Telefon auf den Tisch fallen, und Low drehte sich um, musterte mich kurz und lächelte mich dann an.
„Er hat dir erzählt, dass er mich heiraten wird, stimmt’s?“, sagte sie leise lachend und nahm einen Schluck aus der Flasche mit der orangefarbenen Li-mo.
„Spinner. Ich hätte ihn nicht stören sollen, aber er ist nun mal alles, was ich habe.“
Low ließ sich auf das zerschlissene grüne Sofa fal-len und zog die Beine an.
„Mach dir keine Sorgen, ich haue nicht ab. Wenn ich das machen würde, würde er ja doch nur das Haus meiner Schwester auseinandernehmen, um mich zu finden, und ihr die Hölle heißmachen. Mit ihr habe ich schon genug Ärger, da muss ich nicht auch noch Cage auf sie loslassen.“
Langsam ging ich zu dem einzigen Stuhl in dem Zimmer und setzte mich.
„Ihr seid also verlobt?“, fragte ich und starrte auf ihren ringlosen Ringfinger.
Traurig lächelnd schüttelte sie den Kopf.
„Nie im Leben. Cage hat manchmal ziemlich ver-rückte Ideen, das heißt aber noch lange nicht, dass er sie auch in die Tat umsetzt.“
Sie hob die Augenbrauen und nahm noch einen Schluck.
„Du wirst Cage also nicht heiraten?“ Irgendwie musste ich das dringend klarstellen. Ich war nämlich unglaublich verwirrt und obendrein ziemlich interes-siert an dieser Frau. Sie biss sich auf die Unterlippe, und ich bemerkte zum ersten Mal, wie voll sie war.
„Cage war in meiner Kindheit und Jugend mein Nachbar und ist immer noch mein bester Freund. Ich liebe ihn sehr, und er ist tatsächlich alles, was ich habe, der einzige Mensch, auf den ich immer zählen kann. Eine Beziehung hatten wir aber nie, weil er ge-nau weiß, dass ich nicht mit ihm schlafen würde, und er Sex nun einmal braucht. Außerdem ist er fest da-von überzeugt, dass eine voreheliche Beziehung zwi-schen uns total schiefgehen und er mich dann für immer verlieren würde. Davor hat er generell eine riesige Angst.“
Ob sie wohl wusste, dass der Kerl mit mehr als drei verschiedenen Frauen pro Woche schlief und offen-bar gerade einen flotten Dreier hatte, als sie anrief? Sie war so viel besser als Cage … „Schau nicht so bedröppelt, ich brauche kein Mitleid. Komm schon, ich weiß doch, wie Cage ist. Dir sind bestimmt schon die Frauen begegnet, auf die er steht, und ich sehe nun wirklich nicht so aus. Dessen bin ich mir absolut be-wusst, glaub mir.“ Sie legte den Kopf schief und lä-chelte. „Ich weiß ja nicht einmal, wie du heißt.“
„Marcus Hardy.“
„Okay, Marcus Hardy, ich bin Willow Foster, aber alle nennen mich Low. Freut mich, dich kennenzuler-nen.“
„Gleichfalls!“
„Du bist also ein Freund von Preston, ja?“
Ich nickte. „Ja, aber verwende das bitte nicht ge-gen mich!“
Zum ersten Mal lachte sie laut auf, und ich erschrak beinahe darüber, wie gut mir dieser Klang gefiel.
„Werde ich nicht! So schlimm ist Preston nun auch wieder nicht. Er weiß seinen Charme und sein gutes Aussehen zwar ziemlich geschickt einzusetzen, aber ich bin in Sicherheit. Cage würden ihn killen, wenn Preston sich an mich ranmachen würde.“
Beschützte Cage Willow vor Preston, weil er ein kleiner Aufreißer war, oder passte es ihm einfach nicht, wenn ein Mann mit ihr flirtete? Erwartete er denn wirklich, dass sie untätig Däumchen drehte, bis er sich eines Tages dazu herabließ, sie zu heiraten?
„LOW!“ Cages Stimme dröhnte durch die Woh-nung, als er durch die Tür kam. Wie ein Wilder sah er sich um, bis er Willow entdeckt hatte.
„Gott, Baby, ich hatte solche Angst, dass du ab-haust. Komm her.“ So hatte ich Cage noch nie erlebt. Scheinbar brachte dieser Rotschopf eine Saite in ihm zum Klingen, die sonst niemand berührte. Er legte einen Arm um sie, griff nach ihrem Koffer und führte sie flüsternd in sein Schlafzimmer. Wenn sie mir vor-hin nicht erzählt hätte, dass sie sich weigerte, mit ihm zu schlafen, hätte mich der Gedanke daran, dass er etwas so Süßes, Unschuldiges berührte, nachdem er eben noch einen Dreier gehabt hatte, wahnsinnig wütend gemacht. Stattdessen war ich jetzt einfach nur neidisch, dass sie in seinen Armen liegen und ihm mit ihrer melodischen Stimme von all ihren Problemen erzählen würde. Er würde alles in Ordnung bringen, nicht ich. Mensch, ich hatte sie doch gerade erst ken-nengelernt! Wieso störte mich das so?



2. Kapitel


Willow


Ich sah hinunter auf Cage, der neben dem Bett auf dem Boden lag. Irgendwo hatte er vergangene Nacht noch ein paar Decken und ein Kissen als Unterlage aufgetrieben, nachdem er von seinem One-Night-Stand zurückgekommen war, zu dem er noch um zwei Uhr morgens losgezogen war.
Er roch streng, und ich hatte keine Lust gehabt, neben diesem verrückten Kerl zu schlafen, der sich wieder einmal mit irgendeiner namenlosen Schnitte vergnügt hatte. Ich unterdrückte den Drang, ihm das lange schwarze Haar aus den Augen zu streichen – schließlich wollte ich dringend aufbrechen, und davon würde er mich garantiert abhalten, wenn ich ihn jetzt weckte. Ich hatte meiner Schwester versprochen, heute auf meine Nichte Larissa aufzupassen. Okay, ich war immer noch stinksauer auf sie, aber Larissa war nun mal ein Baby und brauchte mich. Was konnte sie dafür, dass ihre Mutter eine selbstsüchtige Göre war?
Ich zog die Patchworkdecke vom Bett und bedeck-te Cages halb nackten Körper damit. Letzte Nacht hatte er sich bis auf seine Boxershorts ausgezogen, um so den Geruch von Rauch, Whiskey und irgendei-ner billigen Frau loszuwerden, der seiner Kleidung anhaftete. Es machte nichts, dass er immer noch da-nach stank. Sein nahezu lächerlich perfekt gemeißel-ter Körper hatte stets eine leicht goldene Bräunung. Seine Mutter war Inderin, und das konnte man seinem Äußeren deutlich ansehen. Die strahlend blauen Augen waren das Einzige, was sein Vater ihm in ge-netischer oder sonst irgendeiner Hinsicht mitgegeben hatte. Das war eines der vielen Dinge, die Cage und mich verbanden: abwesende Väter.
In meinem Koffer befanden sich die drei einzigen sauberen Outfits, die ich momentan hatte. Meine dre-ckigen Klamotten stapelten sich in der Zimmerecke in einem Wäschekorb aus Plastik. Ich musste wirklich dringend die Zeit finden, mich um meine Wäsche zu kümmern! Ich schnappte mir eine Jeans und ein „Hurricanes Baseball“-T-Shirt, mit dem mir Cage aus meiner Klamotten-Misere hatte helfen wollen, und zog mich eilig und so leise wie möglich an. Nachdem ich mein Haar gebürstet hatte, schloss ich meinen Koffer und warf meine benutzte Kleidung ebenfalls in den Wäschekorb.
Ich zog die Zimmertür sanft hinter mir ins Schloss und steuerte dann auf den Kühlschrank zu. Es war höchste Zeit für Kaffee – und ich wollte auch für Cage welchen vorbereiten. Koffein würde er weiß Gott nötig haben!
„Ich dachte, du wärst letzte Nacht schon gegan-gen.“
Ich wirbelte herum und entdeckte Marcus Hardy am Küchentisch, der es sich mit der Zeitung und einer Tasse Kaffee bequem gemacht hatte.
Wieso nur musste der so verdammt gut aussehen? Leider war Marcus Hardy absolut nicht meine Liga. Ich vermutete sogar, dass wir uns nicht einmal in der-selben Atmosphäre befanden … Wie Cage an einen solchen Mitbewohner gekommen war, war mir ein Rätsel. Preston musste wirklich ziemlich dicke mit Marcus sein – und auch das erschien mir seltsam, da Preston schließlich einen ähnlichen Hintergrund hatte wie Cage und ich.
„Ähm, nee, das war Cage.“
Wieder runzelte Marcus auf dieselbe missbilligende Art die Stirn wie in der vergangenen Nacht. Er schien wirklich keine Ahnung zu haben, in welchem Verhält-nis Cage und ich zueinander standen, und auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er uns in irgendeiner Wei-se verurteilte, ging es mir doch auf die Nerven. Ob-wohl er die schönsten grünen Augen hatte, die ich bei einem Kerl je gesehen hatte.
„Ist Cage gar nicht da?“
„Doch, er ist zurück. Er hat letzte Nacht einen An-ruf bekommen und ist noch mal los. Vor ein paar Stunden ist er heimgekommen.“
„Also hat er dich einfach allein gelassen, während er … ausgegangen ist.“
Ich seufzte und griff nach einer Kaffeetasse.
„Jepp.“
„Ich wollte mir eben Eier und Toast machen. Hun-ger?“
Diese Antwort hatte ich am allerwenigsten erwartet. Eigentlich hätte ich gedacht, dass er noch eine Weile auf dem Thema Cage und Low herumreiten würde.
„Nein, danke. Ich muss heute auf meine kleine Nichte aufpassen.“ Ich hob die Kaffeetasse in die Höhe. „Übrigens nehme ich mir immer eine Tasse Kaffee mit, wenn ich die Wohnung verlasse. Aber ich bringe sie jedes Mal zurück!“
Marcus zuckte mit den Schultern. „Kein Ding. Die gehören eh nicht mir.“
„Ich weiß. Ich habe sie Cage geschenkt, als er hier eingezogen ist.“
Marcus stand auf und holte Eier und Butter aus dem Kühlschrank. Insgeheim musste ich mir einge-stehen, dass ich ihm liebend gern beim Kochen zuge-sehen hätte. Um anschließend mit ihm zu frühstücken und herauszufinden, ob ich nicht ein Lächeln auf seine Lippen zaubern könnte. Bestimmt hatte er ein tolles Lächeln. Und bestimmt würden seine grünen Augen dabei funkeln.
„Tja, da entgeht dir was. Meine Kochkünste sind weltberühmt!“
Marcus griff an mir vorbei, um die Schublade neben mir aufzuziehen, sodass mir der Geruch von Seife, Kaffee und etwas, das mich vage an warme Sommertage erinnerte, in die Nase stieg. Nur mit Mühe konnte ich den Impuls unterdrücken, einfach nach seinem Hemd zu greifen und seinen Duft tief einzuatmen. Er würde mich ja für vollkommen verrückt halten! Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass niemand je so gut riechen könnte wie Cage, wenn er nach einem gewonnenen Spiel nach Hause kam. Aber ein nach Schweiß, Bier und Zigaretten muffelnder Cage konnte mit einem frisch geduschten Marcus Hardy nicht mithalten.
Okay. Ich musste dringend los.
„Ähm, alles klar, ich sollte mich besser beeilen. Danke noch mal – und was das Frühstück angeht, komme ich gern irgendwann auf dein Angebot zurück! Jetzt muss ich schnell zu meiner Schwester, ehe sie hier noch mit meiner Nichte im Schlepptau antanzt!“
Marcus sah auf, und zwischen seinen Augenbrauen erschien eine kleine Falte. Irgendwie wirkte er besorgt. Wenn er wüsste, dass das noch mein kleinstes Problem war! Was er wohl sagen würde, wenn er erfuhr, dass ich quasi obdachlos war? Tatsächlich waren Cages Bett und das Sofa meiner Schwester derzeit meine einzigen Optionen. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass er sofort versuchen würde, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Von dieser Vorstellung wurde es mir ganz warm ums Herz. Ich schüttelte den Kopf, um ihn von irgendwelchen Hirn-gespinsten in Bezug auf Marcus Hardy freizubekom-men, und ging an diesem gutherzigen und obendrein ziemlich appetitlichen Typen vorbei zur Tür.
„Kommst du zurecht?“, rief er mir zu, als meine Hand schon auf der Türklinke lag. Ein leises Lächeln erschien auf meinen Lippen: Ich hatte mich nicht ge-täuscht. Er sorgte sich um mich. Andererseits wollten Typen wie Marcus wahrscheinlich ständig die Welt retten.
„Jepp“, erwiderte ich und strahlte ihn über meine Schulter hinweg an, ehe ich mich auf den Weg in meine Realität machte.
„Wo zum Teufel hast du gesteckt? Nee, warte, sag nichts. Du hast es dir wieder einmal in Cage Yorks Bett bequem gemacht. Du weißt hoffentlich, dass du kein Recht hast, mich zu verurteilen, wenn du es schon wieder mit diesem Aufreißer treibst!“
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, um nicht laut loszuschreien. Meine Schwester kannte sich in meinem Leben dermaßen schlecht aus, dass sie nicht einmal ahnte, wie sehr sie sich auf dem Holzweg befand. Okay, Cage mochte als absoluter Weiberheld gelten, aber er suchte sich dafür immer richtig heiße, sexy Frauen aus. Seine Standards waren ziemlich hoch. Ich fand es nach wie vor urkomisch, dass mich die Leute teilweise wirklich für eine seiner Er-oberungen hielten. Schließlich passte ich überhaupt nicht in sein Beuteschema! Ungewöhnlich war zum Beispiel, dass er Zeit mit mir verbrachte. Das machte er nie mit den Frauen, mit denen er schlief. Zweitens war ich nicht einmal ansatzweise groß genug, ich hatte rotes Haar, meine Hüften waren zu breit und meine Brüste zu echt. Cage stand auf künstliche Brüste. Seltsam, aber wahr. Meine Schwester hinge-gen war ein wandelndes Beispiel für den Typ Frau, auf den Cage abfuhr. Gut, auch sie hatte rotes Haar, aber ihre Locken machten viel mehr her, und sie war groß und schlank. Rotes Haar stand ihr einfach bes-ser als mir. Ihr verhalf diese Haarfarbe zu mehr Sexappeal. Das konnte man von mir nicht gerade behaupten.
„Ich bin doch jetzt da. Nun hau schon ab und hör auf, vor Larissa so herumzufluchen und zu kreischen. Es hat eine Woche gedauert, ihr abzugewöhnen, jedes Mal ›Shit‹ zu sagen, wenn ihr was auf den Boden fiel.“
Wenn ich mir nicht solche Sorgen gemacht hätte, dass sie das Wort dauerhaft in ihr Vokabular aufneh-men könnte, hätte ich die Sache eigentlich ganz witzig gefunden. Sie hatte in ihrem Hochstuhl gesessen und immer wieder einen dieser kleinen Getreidekringel aus ihrer Müslischale hinunterfallen lassen. Jedes Mal, wenn einer davon auf dem rissigen Linoleumboden landete, kreischte sie begeistert „Shit!“, klatschte in die Hände und begann von vorn. Diese Angewohnheit hatte sie meiner Schwester zu verdanken, die ebenfalls jedes Mal denselben Ausdruck benutzte, wenn Larissa etwas auf den Boden fallen ließ. Meine Nichte hatte einfach beschlossen, daraus ein Spiel zu machen.
„Wie auch immer, es war lustig. Ich muss los! Ruf Janet Hall mal an, die Lady mit dem goldgelben Haar und den Lockenwicklern, die drei Häuser weiter wohnt, und frag sie, ob sie morgen auf Larissa auf-passen kann. Da hast du doch Unterricht, oder?“
Ich nickte.
Es gefiel mir überhaupt nicht, meine Nichte der Katzenlady zu überlassen. Als sie das letzte Mal bei ihr gewesen war, hatte sie von den tausend Katzen dort diverse Kratzer verpasst bekommen. Noch dazu müffelte das ganze Haus nach Katzendreck. Aber ich durfte auf keinen Fall den Unterricht versäumen oder eine schlechtere Note als eine Zwei in einem der Kur-se haben – denn dann verlor ich den Anspruch auf mein Stipendium. Und ohne ging’s nicht. Das Faulk-ner-College war ein Junior-College, und mehr würde ich an Collegebildung wohl auch nicht abbekommen. Sobald das Stipendium abgelaufen war, würde ich meine Ausbildung auch nicht mehr fortsetzen können. Es sei denn, ich könnte einen Studienkredit ergattern, doch das war ohne festen Wohnsitz leider mehr als unwahrscheinlich.
„Okay, ich mache dann mal die Biege. Ruf mich bloß nicht auf dem Handy an, während ich arbeite. Wenn’s Probleme gibt, musst du die eben selbst lö-sen.“
Und weg war sie. Ohne Larissa einen Kuss zum Abschied zu geben. Allein dafür hasste ich sie.
Unsere Mutter war an Krebs gestorben, als ich zwölf Jahre alt war, und sie hatte mich und meine Schwester allein zurückgelassen. Tawny war damals schon achtzehn Jahre alt und hatte für mich das Sor-gerecht übernommen. Zum Glück war das Haus dank Moms sparsamer Haushaltsplanung bereits abbezahlt. Diese Immobilie hatte sie Tawny zusammen mit einem bescheidenen Betrag auf dem Konto hinterlas-sen. Tawny hatte einen „General Education Develo-pment“-Test abgeschlossen, der ihre Hochschulreife bestätigte, und hatte auf das letzte Collegejahr ver-zichtet. Dank eines Jobs war es ihr gelungen, alle Rechnungen, die anfielen, zu begleichen. Sobald ich alt genug war, hatte ich mir ebenfalls einen Nebenjob gesucht, um ihr unter die Arme zu greifen. Als Larissa vor einem Jahr auf die Welt gekommen war, ver-schärfte sich die Situation. Tawny hatte mir mitgeteilt, dass sie mich nicht mehr länger unterstützen konnte und ich mir meine eigene Bleibe suchen sollte. Das allerdings gestaltete sich mit einem Kellnerinnengehalt äußerst schwierig … Also hatte Tawny beschlossen, dass ich jedes Mal kostenlos bei ihr übernachten durfte, wenn ich auf Larissa aufgepasst hatte. Das Problem dabei war nur, dass sie mich nicht jeden Tag brauchte und ich deswegen nicht jede Nacht einen Schlafplatz hatte.
Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich sicher, dass in den Nächten, in denen ich nicht da war, Larissas Va-ter vorbeikam. Und dass sie vermeiden wollte, dass ich erfuhr, wer er war. Wenn sie darum nicht so ein Geheimnis gemacht hätte, hätte ich bestimmt jede Nacht bei ihr bleiben dürfen. Schön, dann wurde ich eben wegen irgendeines Kerls ausquartiert. Zuerst war ich zu der Methodistenkirche gegangen, weil es dort eine Notunterkunft für Obdachlose gab. Als Cage davon erfahren hatte, hatte er vollkommen die Nerven verloren.
Jetzt schlief ich stattdessen bei ihm. Er bildete sich ein, dass wir irgendwann heiraten würden, deswegen war es vielleicht keine so gute Idee … Aber ich brauchte ihn. Auch wenn er manchmal ziemlich durchgeknallt und besitzergreifend war, kümmerte er sich doch um mich. Das hatte vor ihm noch nie je-mand getan. Er wiederum freute sich, dass ihm das tatsächlich gelang.
Als Cages Grandma gestorben war, hatte sie ihm alles Geld vererbt, das sie gespart und in ihre Matratze gestopft hatte. Cage hatte diese Frau noch nicht einmal gekannt, weil seine Mom mit sechzehn Jahren von zu Hause abgehauen und nie zurückgekommen war. Es war also eine ziemliche Überraschung gewe-sen, als er einen Check über zweihunderttausend Dollar erhalten hatte. Als Erstes hatte er sich eine eigene Wohnung gekauft, weil er das für eine gute Investition hielt und sich Sicherheit davon versprach. Den Rest des Geldes hatte er zur Bank gebracht, um ordentlich Zinsen zu kassieren. Er versuchte schon seit Ewigkeiten, mich zum Einziehen zu bewegen.
„Lowlow raus“, verlangte Larissa und hämmerte mit ihrer kleinen rundlichen Faust auf das Tablett ihres Hochstuhls ein. In letzter Zeit hatte sie sich ange-wöhnt, mich nicht mehr Mom, sondern Lowlow zu nennen. Tawny hatte es überhaupt nicht gepasst, als sie gehört hatte, dass Larissa Mom zu mir sagte. Es war gar nicht so leicht gewesen, es der Kleinen abzu-gewöhnen.
»Ja, ich nehm dich gleich raus. Aber lass uns erst mal die Banane von deinen Händen waschen.

Abbi Glines

Über Abbi Glines

Biografie

Abbi Glines, 1977 in Birmingham (Alabama) geboren, steht für die ganz großen Gefühle. Mit ihren „New Adult“-Romanen gelang ihr der internationale Durchbruch, und auf die Frage, wie viele Bücher sie insgesamt geschrieben hat, hält die Bestsellerautorin meist kurz inne und beginnt, an ihren Fingern...

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