Berthold Beitz Berthold Beitz - eBook-Ausgabe
Die Biographie
„Dem Journalisten Joachim Käppner ist eine hochgelobte Biografie gelungen, die zugleich ein Panorama des 20. Jahrhunderts in Deutschland entwirft.“ - Spiegel Geschichte
Berthold Beitz — Inhalt
Berthold Beitz war an der Spitze des Krupp-Konzerns über Jahrzehnte einer der einflussreichsten Männer der deutschen Wirtschaft. Dabei betonte er stets seine soziale Verantwortung und setzte sich für Zwangsarbeiter-Entschädigungen und die neue Ostpolitik ein. Erst spät wurde bekannt, dass er während des Krieges Hunderten polnischen Juden das Leben gerettet hat – eine Tat, für die er in Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde. Beitz´ mutiges Leben dient zum Verständnis eines vergangenen Jahrhunderts und als Vorbild für kommende Generationen.
Leseprobe zu „Berthold Beitz“
Vorwort von Helmut Schmidt
Bundeskanzler a. D.
Wenn ich das Leben von Berthold Beitz richtig überblicke, dann sehe ich drei Jahre in Polen als ersten bedeutenden Abschnitt. Berthold Beitz hat nicht erst im Alter, sondern schon in jungen Jahren eine moralisch vorbildliche Leistung vollbracht. Er rettete in der Nähe von Lemberg Hunderte todgeweihte jüdische Nachbarn und riskierte dabei seinen eigenen Kopf. Seine Frau hat mitgeholfen und das gleiche Risiko getragen. Durch seine Erlebnisse im damaligen Generalgouvernement ist Berthold Beitz für sein ganzes [...]
Vorwort von Helmut Schmidt
Bundeskanzler a. D.
Wenn ich das Leben von Berthold Beitz richtig überblicke, dann sehe ich drei Jahre in Polen als ersten bedeutenden Abschnitt. Berthold Beitz hat nicht erst im Alter, sondern schon in jungen Jahren eine moralisch vorbildliche Leistung vollbracht. Er rettete in der Nähe von Lemberg Hunderte todgeweihte jüdische Nachbarn und riskierte dabei seinen eigenen Kopf. Seine Frau hat mitgeholfen und das gleiche Risiko getragen. Durch seine Erlebnisse im damaligen Generalgouvernement ist Berthold Beitz für sein ganzes Leben geprägt worden. Aber was für ein Leben! Und was für eine Lebensleistung!
Anschließend kamen acht erfolgreiche Jahre in Hamburg und dann – unglaublich! – über ein halbes Jahrhundert in Essen, im Dienste von Krupp und Krupp-Stiftung – eine sich über lange Jahrzehnte erstreckende Sequenz von Leistungen als Industrieller und Kaufmann, als Hüter und Bewahrer eines unternehmerischen Erbes, das zugleich ein moralisches Erbe war – und ist und bleibt. Das Phänomen Beitz, bei all seiner Lebensfreude, seiner Beweglichkeit und Impulsivität, ist nur zu verstehen, wenn man seine prinzipielle Treue und Beharrlichkeit begriffen hat.
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, damals Alleininhaber, hat den vierzigjährigen Beitz zu seinem Generalbevollmächtigten berufen. Er wollte einen Mann, der mit den Stahlmanagern, den Bergassessoren, mit der ganzen Ruhr nicht verbandelt war. Den hat Alfried Krupp tatsächlich auch bekommen. Allerdings ließ gerade Beitz’ Freiheit von jeglicher Bindung an die Familien, die Konzerne und Cliquen, an die personelle Landschaft der Ruhr, vielleicht darüber hinaus auch seine Freiheit von jeglicher Nazi-Belastung, seinen Start in Essen ein Wagnis sein. Ein Wagnis für Alfried Krupp und ebenso für Berthold Beitz. Immerhin war Beitz nicht nur revierfremd, sondern auch branchenfremd.
1967 starb Alfried Krupp. Berthold Beitz war Testamentsvollstrecker. Kurz vor seinem Tode hat Alfried Krupp von der „dem Gemeinwohl verpflichteten Tradition des Hauses“ gesprochen. Sie mache es zur Pflicht, wörtlich: „… erwerbswirtschaftliche Überlegungen – so wichtig sie auch sind – nie isoliert zu sehen vom Gebot der Sozialverpflichtung des persönlichen Eigentums“. Alfried Krupp hat sich mit Recht ganz und gar auf Berthold Beitz verlassen.
1968 ging die „Friedrich Krupp GmbH“ in den Besitz der gemeinnützigen Stiftung über. Ihrem Kuratorium saß gemäß Alfried Krupps Verfügung Beitz vor. Später kamen dann die Umwandlung in eine AG, die Verschmelzungen mit Hoesch (1992) und mit Thyssen (1999). Insgesamt ein weiter Weg mit manchen Höhen und Tiefen.
Der Krupp-Stiftung ist durch ihre Satzung geboten, die Einheit des Unternehmens zu wahren und dessen Erträge gemeinnützigen Zwecken zuzuführen. Um diese doppelte Verpflichtung hat Berthold Beitz immer wieder ringen müssen. Letztlich ist ihm – trotz der unaufhaltsamen Fusionen der deutschen Stahlindustrie – dieser Spagat bis heute gelungen. Ohne ihn würde es sonst den Namen Krupp wohl nicht mehr geben. Die Erfüllung moralischer Pflicht hat Vorrang vor der Mehrung des eigenen Wohlstandes. Moral ergibt sich nicht aus dem Wettbewerb. Die Krupp-Stiftung ist heute Großaktionär von Thyssen-Krupp. Sie hat im Laufe von 43 Jahren unter Berthold Beitz’ Leitung 600 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke ausgeschüttet. Inzwischen hat die Stiftung vielfältige Leistungen zugunsten unserer Gesamtgesellschaft und Kultur vollbracht.
Während dieses halben Jahrhunderts hat Beitz gleichzeitig Deutschlands Verbindung mit vielen unserer östlichen Nachbarn gepflegt. Lange vor Willy Brandt war er bei Rapacki und Gomulka, bei Chruschtschow, bei Mikojan und Honecker. Er ließ sich auch nicht von dem Mistrauen, welches ihm Konrad Adenauer entgegengebracht hat, von seinem ostpolitischen Engagement und seinem Osthandels-Engagement abhalten. Beitz war dabei, als Willy Brandt im Warschauer Ghetto niedergekniet ist. Und auch mir wurde seine Hilfe zuteil, als die damalige Opposition einen Vertrag mit Polen zu Fall zu bringen versucht hat.
Als ein Diplomat ohne staatlichen Auftrag hat er der deutschen Nation als Vorreiter der Verständigung mit Polen und mit Russland gedient und zugleich die Treue zum getrennten Teil unseres Volkes hochgehalten. Er ist ein zielstrebiger Förderer von Wissenschaft und Forschung und last not least ein Sportsmann, der in internationalistischer Gesinnung der großen Idee weltweiter olympischer Spiele seine Tatkraft zugewandt hat.
Auch sonst habe ich seit den 60er Jahren vielerlei Anlass zu Dank gegenüber Berthold Beitz. So hat er der Nationalstiftung geholfen. Und er hat mir mehrfach Ratschläge gegeben. Mir ist aber auch bewusst, dass ich ihn als einen den Olympischen Spielen verpflichteten, international gesonnenen Mann enttäuscht habe, als ich mich 1980 gezwungen sah, dem amerikanischen Präsidenten zu folgen, der über Nacht seine Meinung geändert hatte und nunmehr die europäischen Verbündeten aufforderte, seinem Beispiel zu folgen und, wegen Afghanistan, die Moskauer Olympischen Spiele zu boykottieren.
Bei alledem hat sein eigener Lebenslauf ihn befähigt zu wissen, was den einfachen Mann beschwert – und was ihn bewegt. Es waren keine Universitätsseminare, sondern vielmehr sein innerer Kompass, welcher ihm soziale Verantwortung auferlegt hat. Berthold Beitz’ unverwechselbar eigener Stil, seine Ablehnung von Angebern, von bürokratischen Bedenkenträgern und von intellektuellen Schönrednern, und sein Stolz haben ihm geholfen, sich durchzusetzen. Vielleicht hatte Hermann Josef Abs recht, als er Beitz anlässlich seines 80. Geburtstags einen Liebling der Götter genannt hat.
Ich verbeuge mich vor seiner Lebensleistung und freue mich sehr, dass Joachim Käppner dieses mit der vorliegenden Biographie eines großen Mannes für die breite Öffentlichkeit ebenso tut.
Helmut Schmidt, 8. September 2010
„Dem Journalisten Joachim Käppner ist eine hochgelobte Biografie gelungen, die zugleich ein Panorama des 20. Jahrhunderts in Deutschland entwirft.“
„Glänzende Biografie.“
„Man saugt regelrecht in sich hinein, was der Joachim Käppner da berichtet. (...) Der Autor setzt einen neuen Standard in Gestaltung und Abfassung von Lebensbeschreibungen Großindustrieller.“
Die hervorragende Leistung in seinen beruflichen Aufgaben ist wohl einmalig, darum aber auch die Leistung eines Menschen, der damals wie heute ein Vorbild ist. Nicht vergleichbar mit den Politikern unserer unmittelbaren Zeit. A. Merkel erklärt alle 4 Wochen eine neue Wahrheit und keiner merkt es, was alles gelogen ist. Steinbrück wollte Kanzler werden und trat in alle Fettnäpfchen rein, die denkbar sind. Denke ich an Vorbilder, so ist Albert Schweitzer und Helmut Schmidt zu nennen. Zusätzlich aber auch Alfred Herrhausen, von dem die Feststellung "Alle Entscheidungen die zu Veränderungen führen sind zu Ende zu denken" heute mehr denn je angebracht werden. Wir haben zuviel Stückwerk und kein klares Erfassen von Problemen.
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