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Best I’ve Ever Had – Für jetzt und immer (Sea Breeze Meets Rosemary Beach  3)

Best I’ve Ever Had – Für jetzt und immer (Sea Breeze Meets Rosemary Beach 3) - eBook-Ausgabe

Abbi Glines
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Roman

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Best I’ve Ever Had – Für jetzt und immer (Sea Breeze Meets Rosemary Beach 3) — Inhalt

Endlich! Band 3 der beliebten „Sea Breeze Meets Rosemary Beach“-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Abbi Glines ist da! Sommergefühle, Leidenschaft und Herzklopfen garantiert ...

Nachdem Eli Hardy ein ganzes Jahr wie vom Erdboden verschwunden war, kehrt er auf seinem Motorrad als neuer Mann in die Küstenstadt Sea Breeze, Alabama, zurück. Die Tattoos, die nun seine Arme, Brust und die Seite seines Halses bedecken, sind genau wie die wilden Locken ein Ausdruck der letzten Monate, in denen er sich den dunklen Schatten seiner Vergangenheit gestellt hat. Als Eli unerwartet auf Ophelia Finlay trifft, die Schwester seines besten Freunds Nate, wird er von seinen starken Gefühlen für sie völlig überrascht. Wird sie es schaffen, wieder neue Hoffnung in sein Herz zu bringen?

Abbi Glines, 1977 in Birmingham, Alabama, geboren, gelang mit ihren New-Adult-Romanen der große internationale Durchbruch. Heute lebt die erfolgreiche Bestsellerautorin mit ihrem Mann und vier Kindern in Fairhope, Alabama.

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 04.05.2020
Übersetzt von: Heidi Lichtblau
288 Seiten
EAN 978-3-492-99539-9
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Leseprobe zu „Best I’ve Ever Had – Für jetzt und immer (Sea Breeze Meets Rosemary Beach 3)“

Von zweiten Chancen
liest man nicht nur in Romanen,
hat man Glück,
bekommt man im wirklichen Leben
selbst eine.

Ich danke dir, Britt,
dass du nicht zugelassen hast,
dass ich gehe,
dass du um mich gekämpft hast,
und vor allem,
dass du mich genügend liebst.


Best I’ve Ever Had

In Alabama herrschte wieder Sommer. Und in dem Küstenstädtchen Sea Breeze blühte das Nachtleben auf, mitsamt seinen spärlich bekleideten, sonnengeküssten Menschen, Livemusik und dem Duft frisch zubereiteter Meeresfrüchte.

Er sah sich bedächtig um. War es wirklich gut gewesen, [...]

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Von zweiten Chancen
liest man nicht nur in Romanen,
hat man Glück,
bekommt man im wirklichen Leben
selbst eine.

Ich danke dir, Britt,
dass du nicht zugelassen hast,
dass ich gehe,
dass du um mich gekämpft hast,
und vor allem,
dass du mich genügend liebst.


Best I’ve Ever Had

In Alabama herrschte wieder Sommer. Und in dem Küstenstädtchen Sea Breeze blühte das Nachtleben auf, mitsamt seinen spärlich bekleideten, sonnengeküssten Menschen, Livemusik und dem Duft frisch zubereiteter Meeresfrüchte.

Er sah sich bedächtig um. War es wirklich gut gewesen, hierher zurückzukehren? Er war nicht mehr derselbe wie vor einem Jahr, als er auf einem Motorrad, das er sich nach der Hochzeit seiner besten Freundin gekauft hatte, die Stadt verlassen hatte. Von der blonden Lockenmähne, die er sich hatte wachsen lassen, bis zu den neuen Tätowierungen auf seinen Armen, seinem Oberkörper und seinem Nacken zeugte alles von seiner Reise.

Eli Hardy war zurück, doch er hatte nicht vor, lange zu bleiben.



Die Hochzeit der besten Freundin

Nach meiner Armbanduhr war es Viertel nach zwei.

Der Flachmann in meiner Anzugtasche war nicht deshalb schon halb leer, weil mir gerade das Herz brach. Ich kam längst damit klar, dass meine beste Freundin Bliss und Nate Finlay heirateten. Hätte ich mich sonst etwa in eine andere verliebt oder es mir zumindest eingebildet? Was von beidem es war, wusste ich immer noch nicht genau. Es war ja schon aus und vorbei gewesen, ehe es überhaupt begonnen hatte. Die Monate waren verstrichen, und auch darüber war ich hinweggekommen.

Irgendwie hatte ich wohl den Ruf des „lieben Kerls“ weg. Galt bei den Girls als beständig, zuverlässig und nicht nachtragend, blah motherfuckingblah. Bei dem Gedanken brauchte ich einen weiteren Schluck aus meinem Flachmann. Es überraschte mich, wie kühl sich der Flaschenrand an meinen Lippen anfühlte. Offiziell hatte der Sommer zwar noch gar nicht begonnen, aber in Südalabama kam es einem so vor. Hätten sich Bliss und Nate zu einer Hochzeitsfeier am Strand entschlossen, hätte vom Meer her zumindest eine leichte Brise geweht.

Doch seit unserer Kindheit hatte Bliss immer gesagt, hier wolle sie einmal heiraten, auf der Farm ihrer Eltern, genau wie es die beiden auch vor Jahrzehnten getan hatten. Weil sie das romantisch fand. Diesen ganzen Quatsch eben. Ich fand es viel zu heiß und ab vom Schuss, aber ich ließ mich auch gerade volllaufen und war in Liebesdingen ein wenig abgestumpft.

„Krieg ich auch einen Schluck?“ Diese sinnliche Stimme kannte ich doch! Hatte man einmal Ophelia Finlays Stimme gehört, ging sie einem nicht mehr aus dem Kopf. Kennengelernt hatten wir einander, weil sie die Mitbewohnerin Lila Kates war, der Frau, die ich fast, aber nicht ganz gedatet hatte. Klar, mithilfe von Lila war ich über meine Liebe zu meiner besten Freundin hinweggekommen. Doch auch sie hatte sich ruckzuck einen reichen Bad Boy aus Rosemary Beach geangelt.

Ich reichte Ophelia den Flachmann. Sie war mir schon zuvor aufgefallen. Wie auch nicht? Sie war ja kaum zu übersehen. Hellblondes Haar, blaue Augen, die – wirklich wahr! – aussahen, als befände sich Silber darin, und außergewöhnlich nette Titten. Was einem durch das trägerlose Kleid, das sie anhatte, kaum entgehen konnte. Bestimmt konnten nicht viele Frauen solch ein Kleid mit ihrem Vorbau so gut an Ort und Stelle halten wie Ophelia. Wir kannten uns zwar nur oberflächlich, doch noch vor Sonnenuntergang würde sie die Schwägerin meiner besten Freundin sein.

Ich deutete auf den Flachmann. „Da ist Whisky drin.“

Ich betrachtete sie unauffällig. Echt scharf, diese Frau!

Sie sah mich an, und ich entdeckte unter ihren dichten Wimpern leichte Belustigung. „Damit komme ich klar.“

Bliss hatte mir schon ein wenig über die zwei jüngeren Schwestern von Nate erzählt. Ophelia war die ruhigere der beiden, Phoenix Finlay dagegen eine richtig wilde Hummel. Nur ihre rote Mähne warnte einen, wenn sie in der Klemme steckte. Ansonsten sah sie aus wie ein Engel. Als ich ihr zum ersten Mal begegnet war, hatte ich mich gefragt, ob die ganzen Geschichten über sie nicht an den Haaren herbeigezogen waren. Dann allerdings hatte sie sich auf einer Geburtstagsparty, die Nate für Bliss bei sich zu Hause organisiert hatte, bis auf ein winziges Höschen ausgezogen und war in den Pool gesprungen. Nate war aus dem Fluchen gar nicht mehr rausgekommen, doch der Rest der anwesenden Jungs hatte das Ganze gebannt verfolgt.

„Single Malt, hmmm. Danke, genau das habe ich gebraucht!“ Ophelias Stimme war so verdammt warm und kratzig. Ich hatte vergessen, wie gern ich sie reden hörte.

„Die Hochzeitsfreuden stressen dich?“ Ich trank noch einen Schluck, bevor ich den Verschluss zuschraubte und die Flasche zurück in meine Anzugjacke steckte.

Seufzend zuckte Ophelia mit den Achseln. „Bliss ist eine ganz Liebe. Wenn ich nicht wüsste, dass sie meinen Bruder um den kleinen Finger gewickelt hat, würde ich mir Sorgen um sie machen. Die Frauen in unserer Familie sind nicht lieb. Wäre das hier Phoenix’ Hochzeit, bräuchte ich eine ganze Flasche Whisky. Aber Bliss ist keine Brautzilla. Zum Glück. Ich mag’s bloß nicht, mich so in Schale werfen und schminken zu müssen. Und auf das Gedöns meiner Mom um meine Frisur und diese ständige Fotografiererei könnte ich auch verzichten.“

Vielleicht lag es am Whisky, aber ihre weitschweifenden Erklärungen brachten mich zum Schmunzeln. „Na ja, aber du siehst rattenscharf aus. Insofern …“

Ich glaube nicht, dass ich einer Frau schon je gesagt hatte, sie sehe rattenscharf aus. Da sprach eindeutig der Whisky aus mir.

Sie quittierte das Kompliment mit einem Grinsen und einem leisen, überraschten Lachen, das genauso berauschend war wie ihre Stimme. „Eli Hardy, ich glaube, du bist betrunken!“

Da hatte sie garantiert recht, doch kannte sie mich für diese Unterstellung nicht gut genug. „Wie kommt’s?“ Ich grinste ebenfalls belustigt. Sie drehte sich leicht zu mir. Die Bank, die ich in Beschlag genommen hatte, stand unter einer großen Lebenseiche und war wohl extra für die Hochzeit hierhergestellt worden. Sie reichte gerade für zwei Personen, und als sich Ophelia mir ganz zudrehte, streifte ihre Schulter meine, auch ihr Oberschenkel berührte meinen kurz. Nun registrierte ich auch ihren Duft. Nichts Blumiges wie so oft bei Parfums, nein, ihr Duft erinnerte an Kokosnuss und Sonnenschein. Ihre Haut verströmte die besten Gerüche des Sommers.

Was auch immer es war, am liebsten hätte ich meinen Kopf in ihrem Hals vergraben und tief eingeatmet. Aber so betrunken war ich nicht.

„Na, wir sind uns ja schon das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen. Dabei habe ich dich beobachtet. Ich beobachte nämlich gerne Leute“, erklärte sie mir mit einem kleinen Heben ihrer bloßen und perfekt gebräunten linken Schulter. „Du bist der Good Guy. Von dem jeder weiß, dass er das Richtige tut oder sagt.“

Gerade hatte ich mich in meinem betrunkenen Zustand noch zu ihr hingezogen gefühlt, doch damit war es schlagartig vorbei. Ich hatte mir zwar genau dasselbe gedacht, aber deshalb brauchte noch lange keine Frau daherzukommen und es mir aufs Brot zu schmieren, verflucht noch mal! Warum war ich der Good Guy? Warum benahm ich mich grundsätzlich so kreuzbrav? Ich musste an das letzte Mal denken, als ich mir die Kante gegeben und etwas Dummes getan hatte.

„Ich hatte einen One-Night-Stand mit einer Frau. Wir waren beide bezecht, und ich konnte mich danach an nichts mehr erinnern“, erzählte ich, als würde das reichen, um einen echten Rambo aus mir zu machen. Von wegen, es machte einen Trottel aus mir.

Wieder lachte sie auf diese sexy Art, und obwohl ich diesen Klang nicht genießen und ihr schönes Gesicht nicht bewundern wollte … tat ich es doch. Hach, und diese vollen Lippen, verdammt, konnten die überhaupt echt sein?

„Ich glaube nicht, dass deine Sexkapade mit Lila Kate an ihrem ersten Abend in Sea Breeze an deinem Image des lieben Kerls kratzen kann. Wir wissen doch alle, dass Lila Kate fast schon engelsgleich ist, und sie war auch nicht betrunken, höchstens beschwipst von den Jello Shots, die du ihr eingeflößt hast.“ Bei der Erwähnung der Shots, an die ich mich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr erinnerte, klang sie amüsiert.

Ich stutzte schockiert. „Sie hat dir davon erzählt?“

„Wir teilen uns eine Wohnung. Schon vergessen? Auch wenn sie nur selten zu Hause ist, kenne ich sie eigentlich schon mein ganzes Leben. Unsere Mütter sind beste Freundinnen.“ Sie seufzte. „Ihre Hochzeit ist die nächste, auf die ich gehen muss“, meinte sie ein wenig säuerlich.

„Hab schon gehört, dass sie und Cruz sich verlobt haben.“ Es hatte mir nichts ausgemacht. Ich freute mich für sie und ging irgendwie davon aus, dass es eigentlich von Anfang darauf hatte hinauslaufen müssen.

Ophelia nickte. „Jep, ich wusste, dass es so kommen würde. Sie haben es gerade bekannt gegeben. Insofern werde ich diese große Wohnung bald ganz für mich haben. Cruz hat ihnen nämlich auf dem Land des Country-Clubs ein Haus gekauft. Aber: wieder so ein Event, für das man sich aufdonnern muss.“ Sie wedelte mit der Hand, als sei das das Schlimmste, wozu man sie zwingen konnte.

„Es gibt Schlimmeres. Du könntest Brautführer sein“, scherzte ich. Meine Rolle bei dieser Hochzeit entsprach weiß Gott nicht der Tradition.

Wieder lachte Ophelia, und es gefiel mir, dass ich sie zum Lachen bringen konnte. Diese Augen – der Hammer! „Die Tatsache, dass bei der Feier nur du und Dad irgendwelche Pflichten übernehmt, ist noch das Beste daran. Dann muss ich mich nicht von allen anstarren lassen. Bei Lila Kates Hochzeit hab ich nicht so viel Glück.“ Sie verdrehte die Augen. „Da bin ich Trauzeugin.“

Dass Ophelia nicht angestarrt werden wollte, verdutzte mich. So irre, wie sie aussah, passierte das doch ständig, selbst wenn sie in Jogginghosen und mit Pferdeschwanz herumlief.

„Du solltest daran gewöhnt sein, alle Blicke auf dich zu ziehen.“

Sie kräuselte die Stirn und rümpfte leicht die Nase, was, verdammt noch mal, einfach zum Niederknien aussah. „Wieso?“

Sie war nicht auf Komplimente aus. Selbst leicht beschwipst, sah ich ihren ausdrucksvollen Augen an, dass sie die Frage ernst meinte. Hallo? Frauen mit diesem Aussehen wussten einfach, dass sie einen umhauten. Na, und sie war nicht nur einfach schön wie Lila. Ophelias atemberaubendes Äußeres spielte in einer anderen Liga. Lila war innerlich so schön wie äußerlich, und das hatte sie so verdammt anziehend gemacht.

Ophelia hingegen verkörperte etwas, das die Männer verrücktspielen und sich wieder und wieder ihren Fantasien hingeben ließ, sobald sie sie einmal in ihren Bann gezogen hatte. Sie brauchte dafür nicht mal was zu sagen. Ein einziger Blick auf sie, und man prägte sich dieses Bild für später ein.

„Weil es jedem unmöglich ist, die Augen von dir zu lösen, sobald man mal einen Blick von dir erhascht hat“, erwiderte ich, holte den Flachmann wieder hervor und trank noch einen Schluck, auch wenn das vermutlich keine gute Idee war.

„Halt dich mal lieber etwas zurück.“ Ophelia nahm ihn mir weg. „Bald musst du neben der Braut stehen, und das möglichst, ohne umzukippen. Wie gesagt, Bliss ist eine ganz Liebe, trotzdem verzeiht sie es dir wahrscheinlich nicht so leicht, wenn du bei der Hochzeitszeremonie hackedicht aus den Latschen kippst.“

Ich widersprach nicht. Ophelia hatte recht. Außerdem würde ich dadurch später noch einmal die Gelegenheit haben, mit ihr zu reden. Schließlich wollte ich meinen Flachmann zurück. Vielleicht konnte ich das mit der Frage verbinden, ob sie mit mir tanzen wolle. Gerade, als ich den Gedanken weiterspinnen wollte, wurden wir unterbrochen.

„Wie lange ist er schon blau?“, fragte Cruz Kerrington. Selbst in meinem angeschickerten Zustand hörte ich die Belustigung aus seiner Stimme heraus. Arschloch.

„Bin mir nicht sicher. Als ich zu ihm stieß, war er schon schwer mit seinem Flachmann zugange“, erwiderte Ophelia. Ich blinzelte zu Kerrington auf, da mich die Sonne hinter ihm blendete. Er schmunzelte.

Dann fing er kopfschüttelnd an zu lachen. „Wenn das mal nicht zum Schießen ist!“ Er streckte mir die Hand entgegen, und einen Augenblick dachte ich, er wolle meine schütteln. Ich starrte sie an, als wäre er derjenige, der betrunken war. Warum zum Teufel sollte ich seine Hand schütteln? Ich mochte den Blödmann doch gar nicht. Konnte mich nicht mehr erinnern, warum, aber es war so. So viel war mir klar.

„In einer Stunde findet die Trauung statt. Du brauchst was in den Magen und eine eiskalte Dusche“, erklärte Cruz nachdrücklicher. Als ich mich noch immer nicht rührte, seufzte er. „Möchtest du, dass dich Bliss hasst? Wenn du ihr das vermasselst, wird sie stinksauer sein, und Nate wird dich krankenhausreif schlagen.“

Ich wollte protestieren, dass Nate nicht Manns genug war, mich krankenhausreif zu schlagen, bremste mich aber. Vielleicht ging es ja gerade gar nicht darum. Cruz war ein Arsch, aber er hatte recht, dass Bliss mich hassen würde, wenn ich ihr diesen Tag verpatzte. Ich ergriff Cruz’ ausgestreckte Hand zwar nicht, stand aber auf. Taumelte ein bisschen nach links und wäre voll auf die Schnauze gefallen, hätte mich Cruz nicht noch schnell festgehalten.

„Meinst du, du kriegst ihn rechtzeitig nüchtern?“, fragte Ophelia von irgendwo hinter mir. Ich wollte mich umdrehen und sie wieder ansehen, musste mich leider aber voll darauf konzentrieren, aufrecht stehen zu bleiben.

„Ich mag eine Menge verkacken, aber darin bin ich Meister“, sagte Cruz mit stolzer Stimme. Ich verdrehte die Augen. Was Lila in diesem arroganten Volltrottel bloß sah? Moment mal … er war ein Bad Boy! Alle Frauen wollten einen Bad Boy. Jede verdammte einzelne von ihnen. Baute man keinen Bad-Boy-Scheiß, waren sie nicht interessiert. Gib einem Mädchen einen Kerl, der grundsätzlich die falschen Entscheidungen trifft, und sie ist Feuer und Flamme.

„Das glaube ich dir gern“, erwiderte Ophelia. Nachdem ich gerade standfest war, wagte ich doch noch einen Blick in ihre Richtung.

„Das nächste Mal kauf ich dir einen Whisky“, erklärte ich ihr. Keine Ahnung, ob es das jetzt so brachte.

Sie lächelte und biss sich auf die Lippen, auch wenn sie mich mit ihren Augen auszulachen schien. „Notiert!“

„Fuck, er braucht was zu essen. Na komm, Loverboy. Mit einer Finlay brauchst du nicht zu flirten.“ Cruz zog mich am Arm in Richtung des Hauses.

„Warum?“ Ich versuchte, mich von ihm loszureißen, stolperte stattdessen aber neben ihm her.

„Die fressen dich auf. Dafür bist zu viel zu soft.“

Ich wurde nicht gern soft genannt. „Fuck, ich bin kein Weichei!“ Diesmal konnte ich mich wirklich losreißen und schaffte es sogar, danach nicht auf den Hintern zu fallen.

Cruz stöhnte frustriert auf. „Na schön, du bist ein echt harter Hund. Aber komm jetzt. Wir verschwenden Zeit.“

Ehe ich ihm sagen konnte, dass ich seine Hilfe nicht brauchte, erschien Bliss auf der Veranda, ganz in Weiß gekleidet und mit dem Aussehen eines Engels, der sie, wie ich schon immer gewusst hatte, auch war. Ich hielt inne und beobachtete, wie sie ihre Mutter anstrahlte, die sich zu ihr gesellte. Das war ihr großer Tag. Der, von dem sie einmal befürchtet hatte, sie würde ihn nie erleben.

„Was, wenn ich nicht erwachsen werde … was, wenn ich mich nicht verliebe und nie heirate?“ Von der Chemotherapie war ihre Stimme geschwächt, ihr Kopf nun völlig kahl. Und doch hatte ich nie jemanden so Schönes gesehen wie Bliss.

„Das wirst du. Du kriegst deine Hochzeit. Mit dem Prinzessinnenkleid, dem Sonnenschein, deiner Familie und deinen Freunden. Und einem Mann, den du auf ewig liebst.“ Ich sagte die Worte beschwörend, denn sie mussten stimmen. Ein Leben ohne Bliss war unmöglich.

Ihr Lächeln war sanft, ihre Haut so blass, dass ich es mit der Angst zu tun bekam. „Versprichst du mir das, Eli?“

„Ich schwöre es“, erwiderte ich.

Diese Erinnerung machte mich wieder nüchterner, als es Cruz Kerringtons Maßnahmen je hätten tun können. Ich nahm die Szene in mir auf und dankte stumm einem Gott, dessen Existenz ich eigentlich anzweifelte. Aber während Bliss’ jahrelangem Kampf gegen die Leukämie hatte ich ihn so viele Male angefleht, dass man ihm für das Zuhören danken musste, sofern es ihn gab.

„Ich brauch einen Kaffee“, erklärte ich Cruz schließlich.

„Fuck, ja, allerdings“, erwiderte er.

Ich lief im Gleichschritt neben ihm her zur Seitentür des Hauses, die in die Küche führte. Dort waren die Vorbereitungen für den Empfang in vollem Gang. Cruz ignorierte die Lady, die ihn aufforderte zu verschwinden, und grapschte sich von dem Tablett, das sie gerade herrichtete, ein paar Sandwiches.

„Das hier ist der Trauzeuge der Braut. Zum Ausnüchtern braucht er was in den Magen und einen starken Kaffee“, erklärte Cruz der jüngeren Frau, die seinetwegen nicht etwa wütend wurde, sondern eher in Verzückung geriet.

Sie machte sich an die Zubereitung des Kaffees, und Cruz bugsierte mich Richtung Hausflur.

In diesem Augenblick trat meine Schwester Crimson aus Bliss’ altem Schlafzimmer. Kaum hatte sie mich entdeckt, weiteten sich ihre Augen. Hätte sie nicht meine jüngste Schwester Cleo sein können? Verflixt, warum musste ich genau in diesem Augenblick Crimson über den Weg laufen?

„Sag mal, Eli, geht’s noch?“, zischte sie. „Du siehst so was von beschissen aus. Das ist Bliss’ Hochzeitstag, und du bist schon am Nachmittag betrunken. Wie konntest du? Sieht dir doch gar nicht ähnlich, so was? Geht es hier um …“ Sie stutzte und sah zu Cruz, der schweigend neben mir stand. Anstatt mir ein Sandwich zu reichen, stopfte er mir eins in den Mund.

„Der nüchtert gerade aus. Hab’s im Griff. Geh und such dir jemand anderen zum Anzicken“, blaffte er. Sie funkelte ihn an und wurde knallrot dabei. Ich versuchte, das Sandwich möglichst schnell aufzuessen, denn ich musste unbedingt verhindern, dass meine Schwester Kontra gab. Sie war Cruz nicht gewachsen, und wenn er ihr etwas Fieses sagte, würde ich ihm einen Tritt in den Arsch verpassen müssen. Was mir in meinem gegenwärtigen Zustand nicht unbedingt gelingen würde.

Bevor ich noch alles hinuntergeschluckt hatte, machte Crimson auf dem Absatz kehrt und stürmte davon. Und zwar wortlos. Ich konnte mich nicht erinnern, so etwas schon je erlebt zu haben.

„Wie hast du das geschafft?“

Cruz runzelte die Stirn. „Was denn?“

Ich deutete auf meine davonrennende Schwester.

Er zuckte die Achseln. „Ich hab ihr bloß gesagt, ich hab alles im Griff.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. So reagiert Crimson normalerweise nicht. Zumindest nicht, wenn ich ihr was sage.“

„Sie ist jünger als du, richtig?“

Ich nickte. Höllisch herrisch war sie trotzdem.

Seufzend fuhr sich Cruz durchs Haar. „Verdammt. Ich glaube nicht, dass ich je einen Typen kennengelernt habe, der so verfickt nett ist wie du. Das musst du dringend ablegen, Alter. Du brauchst Rückgrat. Sei tough. Triff deine eigenen Entscheidungen. Zieh los und lebe. Und zwar richtig. Genieß es, du selbst zu sein. Tu, was auch immer zur Hölle du tun willst. Aber hör endlich auf, so verdammt nett zu sein!“

So, wie er das sagte, fühlte ich mich wie ein Loser. So, als hätte ich aus Angst vor der Welt in einer Blase gelebt. „Nur weil ich kein Arschloch bin, muss ich doch noch lange kein Schwächling sein“, entgegnete ich. „Was ist mit Lila? Sie verdient mehr von dir als diesen Scheiß. Sie braucht einen Mann, der für sie da ist, der sie liebt, unterstützt. Und keinen Typen, der den Ton angeben und ein wildes Leben führen will.“ Und doch hatte sie diese Witzfigur mir vorgezogen.

Cruz nickte. „Es geht ja nicht um mich. Ich weiß, wie das läuft. Hab mich ausgelebt. Dann hab ich akzeptiert, dass ich Lila schon seit Ewigkeiten liebe und sie das ist, was mich vervollständigt.“ Er hielt inne und deutete auf mich. „Du aber, du kennst das Leben doch gar nicht. Hast keine Ahnung, was du willst. Und keine Frau wird dich je glücklich machen, bis du sie wertschätzen kannst. Sich auszuleben und auch mal Mist zu bauen hilft einem dabei, das Richtige zu finden.“

Ich wollte etwas erwidern, doch er schob mir ein weiteres Sandwich in den Mund, sodass ich ihn nur finster angucken konnte. Nachdem er mich einen Augenblick gemustert hatte, nickte er, als wäre er zu einem Entschluss gekommen.

„Du bist verratzt, Eli Hardy. So was von verratzt. Vor sechs Monaten wäre mir das scheißegal gewesen. Aber jetzt bin ich ein anderer Mensch. Also hör zu: Sobald die Hochzeit vorbei ist, nimmst du dir die Schlüssel für meine Harley und bretterst los. Nur weg. Hältst nicht eher an, bis du rausgefunden hast, was du dir vom Leben erhoffst oder wo dein Platz ist. Düs immer weiter auf dem verdammten Ding. Triff schlechte Entscheidungen. Lass dich tätowieren, date eine Stripperin, arbeite in einer Bar.“

Ich hätte eine Menge Dinge erwidern können. Doch am Ende nickte ich einfach nur.

Gut möglich, dass das der größte Fehler meines Lebens war, aber immerhin machte ich ihn.


1. KAPITEL

Ophelia Finlay

20. Mai/7:03 Uhr

Mit den kühlen Frühlingsmorgen war es vorbei. Leider! Es war so friedlich, mit einem Kaffee draußen zu sitzen und den Klängen des frühen Tages zu lauschen. Nun war die Hitze samt hoher Luftfeuchtigkeit und Mücken zurück, und draußen zu sitzen machte keinen Spaß mehr. Mit finsterer Miene stand ich an dem großen Fenster meiner Wohnung, die über dem Tanzstudio meiner besten Freundin Lila Kate Kerrington lag. Noch war der Parkplatz davor leer, doch in ein paar Stunden würde hier ganz schön was los sein – wie immer montags. Eigentlich hätte die Stille in der Wohnung ungewohnt sein müssen, nachdem Lila Kate vor einem halben Jahr geheiratet hatte und ausgezogen war, aber sie hatte davor eh schon die meiste Zeit in dem Haus verbracht, das Cruz Kerrington für sie beide gekauft hatte.

Mich störte die Einsamkeit nicht. Ich war froh, dass Lila Kate sich bereit erklärt hatte, mir die Wohnung im Ganzen zu vermieten. Ich liebte die Location und hatte noch immer keine Ahnung, was ich mit meinem Leben eigentlich anfangen wollte. Mein Studium hatte ich unterbrochen und noch immer nicht wieder aufgenommen. Ich fand es stressig, zu viel darüber nachzudenken, denn immerhin wurde ich ein paar Monaten zweiundzwanzig. Da gab ich lieber vor, dass die Arbeit im Tanzstudio genau mein Ding war. Der Job war so weit ja auch okay. Ich arbeitete für Lila Kate, was immer Spaß machte. Vielleicht wollte ich nicht mein ganzes Leben lang Anrufe entgegennehmen, die Website updaten, den Tanzschulladen bestücken und den Stundenplan ausarbeiten, aber für den Moment passte es.

Es war ja auch nicht so, dass ich einen bestimmten Traum verfolgte. Allein bei dem Gedanken zogen sich meine Mundwinkel schon nach unten. Warum machte es mir so viel aus, keinen Traum zu haben? Ich sollte froh darüber sein, dass es so war und ich nicht jeden Tag irgendwelchen Hirngespinsten nachjagte. Ich war zufrieden.

Ich trank meinen Kaffee mit einem letzten großen Schluck aus und ignorierte die leise innere Stimme, die anderer Meinung war. Nervensäge! Meldete sich immer, wenn ich es am wenigsten brauchte. Das Leben hier war gut. Kein Grund zur Panik also.

Mein Telefon klingelte, und ausnahmsweise mal freute ich mich darüber. Normalerweise starrte ich darauf, bis es wieder verstummte. Eine Mailbox-Nachricht würde den Anrufer darum bitten, mir zu texten. So kommunizierte ich nämlich am liebsten. Nachdem ich im Studio schon den ganzen Tag Telefonate führte, brauchte ich das in meinem Privatleben nicht auch noch.

Der Name meiner Schwägerin erschien auf dem Display. Komisch, eigentlich hielt sich Bliss mit Anrufen sehr zurück, denn sie wusste, ich simste lieber. Und dann noch so früh! Besorgt schnappte ich mir das Handy. „Bliss, hey, alles okay?“

„Ja.“ Sie klang belustigt. Sofort entspannte ich mich. „Ich wollte dir keine Angst einjagen, sorry. Ich bin nur gerade mit dem Auto unterwegs und konnte nicht texten. Ich wusste, du würdest schon wach sein und dich für die Arbeit fertig machen, insofern dachte ich, das passt.“

„Natürlich. Was gibt’s?“

„Ich wollte fragen, ob du am Wochenende schon was vorhast? Mit den Renovierungen sind wir endlich durch, und der neue Pool ist auch fertig. Na, jedenfalls wollten wir das ursprünglich mit einer Party feiern, doch bei den Hardys gab es letzte Woche schlechte Nachrichten. Elis Grandma muss sich dieses Wochenende einer Operation unterziehen, und wir haben uns entschlossen, am Freitagabend alle einzuladen, sozusagen als Unterstützung für sie. Wir würden uns freuen, wenn du kommen könntest, um das Haus zu sehen, na, und natürlich uns.“

Sea Breeze lag nur eine zweistündige Autofahrt entfernt, doch nachdem die beiden des Öfteren hergekommen waren, hatte ich sie seit ihrer Hochzeit nur ein einziges Mal besucht. Insofern wurde es mal wieder Zeit. Außerdem kam ich auf die Art mal aus meinem Trott raus, auch nicht schlecht. Vielleicht wäre ich die Ruhelosigkeit, die mich in letzter Zeit erfasst hatte, nach einem kleinen Trip dorthin ja auch wieder los.

„Ich komme gern“, erwiderte ich also.

„Ja, super! Ich kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen. Komm, wann immer du dich loseisen kannst. Ich halte das Gästezimmer mit dem Meerblick für dich bereit.“

„Ich red mal mit Lila Kate. Normalerweise finden am späteren Freitag keine Tanzstunden mehr statt. Sie gibt noch ein paar Privatstunden, doch am Nachmittag werde ich nicht lang gebraucht. Spätestens um drei müsste ich eigentlich aufbrechen können.“

„Ich freu mich! Wenn du von Phoenix hörst, sag ihr, dass ich versucht habe, sie zu erwischen. Aber wenn man sie anruft, bekommt man nur die Nachricht, dass die Nummer vorübergehend nicht erreichbar sei …“ Bliss verstummte, als sei sie sich nicht sicher, ob sie mir das erzählen durfte. Meine jüngere Schwester war ein absolutes Biest, und es wurde jedes Jahr schlimmer. Seitdem sie hier vor drei Wochen betrunken auf der Matte gestanden hatte und ihren Rausch hatte ausschlafen müssen, ehe sie am Tag darauf unsere Eltern besuchen wollte, hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Mich wunderte es, dass sie noch nicht vom College geflogen war. Dass man sie nicht erreichen konnte, war dennoch seltsam.

„Wie lange ist das schon so?“ Ich wusste, dass Mom täglich einen Kontrollanruf bei Phoenix machte, um sich abzusichern, dass ihr Baby noch am Leben war. Meine arme Mom.

„Ich hab’s dreimal bei ihr versucht, bevor ich dich angerufen habe. Wollte sie möglichst noch vor dem Unterricht erwischen.“

Ich verkniff mir ein Lachen. Phoenix früh im Unterricht? Die kam doch erst am späteren Vormittag aus den Federn! „Ich richt’s ihr aus. Dann bis Freitag.“ Ich beendete das Gespräch, suchte hastig den Namen meiner Schwester und rief an. Wartete … und dann kam sie auch schon, die Ansage. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich mein Handy und ließ mir dabei alle möglichen Szenarien durch den Kopf gehen. Meine Eltern bezahlten Phoenix’ Handyrechnung. Sie studierte am College. Während unserer Ausbildung kamen sie dafür auf. Als ich mich entschlossen hatte, eine „Pause“ vom College einzulegen, waren sie damit einverstanden und hätten trotzdem weiter meine Rechnungen bezahlt, doch das wollte ich nicht.

Ich wusste, es musste eine vernünftige Erklärung geben, und wollte schon meine Mutter anrufen, überlegte es mir dann aber anders. Falls tatsächlich etwas nicht in Ordnung war, war Dad der bessere Ansprechpartner. Mom war tough, aber wenn es um ihre Kleine ging, steigerte sie sich schnell in etwas rein. Nicht, dass sie Phoenix mehr liebte, sie hatte einfach nur mehr Angst um sie. Meine Schwester war komplett durchgeknallt. Und hatte noch dazu eine ausgesprochen fiese Ader.

„Guten Morgen, Schönheit“, erklang die Stimme meines Dads nach einmaligem Läuten.

„Morgen, Daddy!“

„Du rufst mich doch nur selten an. Ist heute einfach mein Glückstag?“, neckte er mich. Ich besuchte meine Eltern regelmäßig, simste beiden auch. Allerdings rief ich meine Mom öfter an. Je älter ich wurde, umso lieber tauschte ich mich mit ihr aus.

„Ich habe mich gefragt, ob du was von Phoenix gehört hast?“ Bevor meine Fantasie mit mir durchging, kam ich lieber gleich auf den Punkt.

„Ja, gestern. Warum? Hat sie dich angerufen?“

Gestern? Komisch. „Dann hat ihre Telefonnummer gestern also noch funktioniert?“

Er zögerte kurz. „Gestern schon noch, ja. Heute … nicht mehr.“ Aha, er wusste Bescheid, was hieß, dass alles okay mit ihr war.

„Ich hab versucht, sie anzurufen.“

Ein tiefes Seufzen war zu hören, dann räusperte er sich. „Phoenix ist zu dem Schluss gekommen, dass sie in einen Typen verliebt ist, den sie letztens bei ihrem Trip nach London kennengelernt hat. Sie beendet dieses Semester nicht und lässt das Examen sausen, obwohl die Prüfungen diese Woche stattfinden. Wirft einfach alles hin, weil sie ihn nicht verlassen will. Es ist ihre Entscheidung, doch eure Mutter und ich haben beschlossen, die Zügel etwas zu straffen, nachdem sie das Geld, das wir für ihre Collegeausbildung ausgegeben haben, einfach so aus dem Fenster wirft. Sie möchte erwachsen sein und ihre eigenen Entscheidungen treffen? Gerne. Dann kann sie aber auch anfangen, ihre Rechnungen selber zu bezahlen.“

Oh.

Shit!

Ich saß da, das Handy in der Hand, und fand keine Worte. Phoenix war mit irgendeinem Kerl in London, und meine Eltern hatten ihr den Geldhahn zugedreht. Ich war hin- und hergerissen, ob ich wütend sein sollte, weil sie so bescheuert war, oder Angst um sie haben sollte. Sie kam dort garantiert nicht zurecht. Schon an guten Tagen baute meine Schwester eine Menge Mist. Klar, vor nicht allzu langer Zeit war ich auch so drauf gewesen. Hatte falsche Entscheidungen getroffen. War ein wenig rebellisch gewesen, aber das war nichts weiter als eine Phase. Auch ich hatte vom College eine „Pause“ eingelegt und mich nicht wieder eingeschrieben, ansonsten lief es jedoch gut bei mir. So oder so, nach London wäre ich jedenfalls nie abgehauen.

„Wie geht’s Mom?“, erkundigte ich mich schließlich.

„Sie macht sich Sorgen, ist aber, wie ich, der Meinung, dass wir Phoenix’ Eskapaden finanziell nicht weiter unterstützen können. Sie muss erwachsen werden. Oder zumindest einen Zacken zulegen und lernen, ihr Leben selbst in den Griff zu kriegen.“

Sie hatten recht, doch so weit war Phoenix noch nicht. Der Gedanke, in einen Flieger zu steigen, sie zu finden und sie zur Vernunft zu bringen, war verlockend.

Genauso aber auch der, sie einfach festzuhalten, damit sie keine Dummheit begehen konnte, die ihr später leidtun würde.

„Nate hast du nichts davon erzählt?“ Ich kannte die Antwort, da es Bliss war, die mich wegen der Nummer angerufen hatte.

„Nein. Damit warte ich lieber noch. Endlich sind die Renovierungen am Haus fertig, und sie können die neue Umgebung genießen. Nicht nötig, ihm da einen Dämpfer zu geben.“

Dämpfer war ein sehr zahmer Begriff dafür, wie Nate reagieren würde, wenn er von Phoenix’ neustem Coup hörte. Er würde komplett ausrasten, und das wusste Dad auch. „Bliss hat versucht, Phoenix heute Morgen anzurufen. Sie war es, die mir Bescheid gegeben hat.“

Ein weiteres Seufzen. „Eigentlich haben wir ausgemacht, dass sie sich bis Mittag unter ihrer neuen Londoner Nummer meldet. Ich sorge dafür, dass du sie bekommst, danach befasse ich mich mit deinem Bruder.“

„Okay.“ Eigentlich hätte ich ja noch andere Fragen auf dem Herzen gehabt. Wie etwa, ob Dad ihre neue Adresse kannte, den Hintergrund dieses Typen gecheckt oder irgendeine Londoner Kontaktperson angerufen hatte, um mehr herauszufinden. Doch ich ließ es bleiben.

Stattdessen beendete ich unser Gespräch mit dem üblichen „Bye, lieb dich“ und legte auf.

Ich sank auf den Küchenstuhl und starrte aus dem Fenster, konnte den Ausblick jedoch nicht länger genießen.

Abbi Glines

Über Abbi Glines

Biografie

„Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich immer schon Geschichten geschrieben. In meinem Kopf entsteht eine Idee, und ich schreibe sie auf.“ Bevor Abbi Glines mit ihren „New Adult“-Romanen der internationale Durchbruch gelang, schrieb sie bereits zahlreiche Fantasy- und Jugendbücher. Viele ihrer...

Kommentare zum Buch
Abbi Glines weiß, wie sie ihre Leser begeistert
Blonderschatten am 01.09.2015

Cover:   Mimik und Gestik der Charaktere lassen sich hier nur schwer deuten. Dennoch ist es der Gesamteindruck, der mir so gut gefällt. Der Mann strahlt eine Stärke aus, die gleichzeitig beschützend wirkt. Das Holzfällerhemd harmoniert farblich sehr gut mit dem roten Schriftzug "Sometimes it lasts" auf dem schwarzen Hintergrund. Ebenso passt dieses Cover gut zum ersten Band von Cage und Eva "While it lasts", sodass man diesen Band optisch als Fortsetzung erkennt.     Meinung:   Nach Joshs Tod hat Eva lange Zeit kaum noch am Leben teil genommen, erst Cage hat es geschafft wieder Licht in ihr Leben zu bringen und zugleich wird im Prolog zum zweiten Band von Cage und Eva klar, dass sie mehreren Hürden gegenüber steht, die sie wieder in alte Verhaltensmuster zu ziehen droht.   Er konnte alles schlagen. Nichts war größer als er. Das hier schon.   Evas Vater Wilson ist ein toller Mann, an dem ich damals in "While it lasts" nur eine negative Eigenschaft entdecken konnte und selbst diese beruhte darauf, seine Tochter schützen zu wollen. Als Mann für seine Tochter wirkt Cage aufgrund der Fehler seiner Vergangenheit vielleicht nicht als Kandidat der ersten Wahl, dennoch hat Cage sich bewiesen und zeigt mit all seinen Handlungen, dass Eva für ihn die Eine ist, für die er alles tun würde.   Cages Stipendium ist etwas, was mir ebenso viel Kopfschmerzen bereitet hat, wie ihm selbst. Es ist eine Chance für ihn, die es ihm ermöglicht, seinen Traum zu verfolgen. Dennoch möchte er Eva nicht, in der ihr bevorstehenden schweren Zeit, alleine lassen. Das Eva ihn dennoch ziehen lässt finde ich bewundernswert, denn eine Person an ihrer Seite, die ihr so viel Halt gibt wie nur Cage es kann, hat sie nach der Offenbarung ihres Vaters dringend nötig. Jer steht ihr zwar immer zur Seite, doch auch seine Bemühungen, Eva damals ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und aus ihrer Lethargie zu befreien, nachdem ihre erste große Liebe und sein Zwillingsbruder Josh gestorben ist, war ihm nicht gelungen. Eva liebt Cage so sehr, dass sie seinem Traum nicht im Wege stehen möchte und so sehr Cage auch beteuert hat, dass er ohne das Stipendium leben kann aber nicht ohne sie an seiner Seite, kann ich Evas Argumentation, dass Cage sich irgendwann die Frage stellen wird "Was wäre gewesen, wenn ..." sehr gut nachvollziehen.   >>Sie hat nicht um mich gekämpft<<   Eine Trennung auf Zeit ist für ein liebendes Paar, was sich bedingungslos vertraut kein Hindernis, doch Cage Erfolg zieht Neider mit sich, die seine Schwachstelle ausloten, die er deutlich nach außen kehrt. Sowohl Eva, als auch Cage argumentieren mit dem Satz, dass der andere nicht um ihn gekämpft hat, doch sehe ich hier den Fehler größtenteils bei Cage. Lässt man die Frage der Schuld außen vor, hätte er Evas momentane Lage bei ihrer Reaktion bedenken müssen. Es kann noch so viel vertrauen in einer Beziehung vorhanden sein, wenn ich das gesehen hätte, was Eva gesehen hat, hätte ich auch vollkommen blockiert.   Um Verzeihung würde ich nicht bitten - das waren bloß Worte. Käme auch nicht mir Ausreden daher - das wäre genauso schwach. Nein, es war an der Zeit, Taten sprechen zu lassen.   Die Liebe zu einem Menschen lässt uns manchmal Dinge tun, die uns selbst unglücklich machen. Wirklich bewusst wird Eva die Konsequenz ihres Handelns erst, als Cage erfährt, was Eva monatelang vor ihm verborgen gehalten hat. Cage mag in Wilsons Augen nicht der perfekte Mann für seine Tochter sein, doch weiß ihr Vater ebenso, dass sie ihr Herz nicht leichtfertig jemanden schenkt. Schafft es Eva sich selbst und ihrem Gefühl soweit zu vertrauen, wie Wilson es ihr gegenüber stets getan hat?     Charaktere:   Evas größte Angst seit dem Tod von Josh ist es, wieder einen Menschen zu verlieren den sie liebt. Doch egal wie groß die Hürden sind, die sich ihr in den Weg stellen, bleibt sie die starke junge Frau, die wir in "While it lasts" kennen gelernt haben.   Cage erhält durch ein Stipendium die Chance, seinen Traum zu verwirklichen. Eva möchte ihm dabei nicht im Wege stehen und weiß, dass ihre Liebe nicht an der räumlichen Trennung scheitern wird. Erst durch Eva hat er seinen Lebensinhalt gefunden und würde diese Liebe für nichts auf der Welt riskieren, doch gerade ihr Drängen das Stipendium anzunehmen, bringt ihn in eine Lage, die alles zu kippen droht.     Schreibstil:   Abbi Glines Bücher haben mich jedes Mal zum mitfiebern, mitleiden, schwärmen und träumen gebracht. Der Autorin gehen niemals die Ideen aus und eben so sehr weiß sie, wie man den Charakteren einen einzigartigen Schliff verleiht. "While it lasts" und "Sometimes it lasts" zeigen uns Perspektiven, die wir niemals herbei sehen möchten. Josh wurde Eva entrissen und auf den Tod eines weiteren Menschen muss sie sich vorbereiten. Diese Vorbereitung hilft einerseits, den Verlust schneller zu überwinden, dennoch muss sie auch zusehen, wie jemand leidet und immer weiter zu einem Schatten seiner Selbst wird.   Wie jedes ihrer bisherigen Bücher, ist auch dieses wieder eine wertvolle Reise, aus der ich viel mitgenommen habe. Die Liebe macht uns stärker, auch wenn sie das ist, was uns am meisten verletzen kann.

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