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Black Blade (Black Blade 3)Black Blade (Black Blade 3)

Black Blade (Black Blade 3) Black Blade (Black Blade 3) - eBook-Ausgabe

Jennifer Estep
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Die helle Flamme der Magie

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Black Blade (Black Blade 3) — Inhalt

Als Diebin hat Lila Merriweather eine Begabung für drei Dinge: Erstens, sich in den Schatten zu verbergen. Zweitens, überall unbemerkt einzubrechen. Und drittens, Geheimnisse zu lüften. Diese Talente kommen ihr auch bei ihrer Arbeit als Bodyguard der Sinclair-Familie zugute – immerhin eine der mächtigsten magischen Mafiafamilien in Cloudburst Falls. Jeder weiß, dass Victor Draconi vorhat, jeden einzelnen Sinclair umzubringen. Doch was niemand weiß, ist, dass Lila ihm auf den Fersen ist. Auf keinen Fall wird sie zulassen, dass der Mann, der ihre Mutter getötet hat, weiteren Menschen Schaden zufügt. Nicht so lange es noch Häuser gibt, in die sie einbrechen kann, nicht so lange es noch Dinge gibt, die sie stehlen muss und besonders nicht so lange Devon Sinclair an ihrer Seite kämpft ...

€ 10,00 [D], € 10,30 [A]
Erschienen am 01.03.2019
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
336 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-28180-5
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 04.10.2016
Übersetzt von: Vanessa Lamatsch
336 Seiten
EAN 978-3-492-97482-0
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Leseprobe zu „Black Blade (Black Blade 3)“

Kapitel 1


„Du bist der schlechteste Dieb, den ich je gesehen habe.“

Felix Morales sah mich böse an, stoppte und ließ die große, schwarze Sporttasche, die er trug, auf den Boden fallen. Ich verzog das Gesicht, als die Gegenstände darin aneinanderstießen und dabei lautstark klimperten.

„Wieso sagst du so was?“, fragte er.

„Och, keine Ahnung“, meinte ich. »Vielleicht, weil du durch den Wald stampfst, als würdest du versuchen, jeden Grashalm unter deinen Füßen zu zermalmen. Ganz abgesehen davon, dass du mit deinem Schwert auf Büsche einhackst, als wärst du auf [...]

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Kapitel 1


„Du bist der schlechteste Dieb, den ich je gesehen habe.“

Felix Morales sah mich böse an, stoppte und ließ die große, schwarze Sporttasche, die er trug, auf den Boden fallen. Ich verzog das Gesicht, als die Gegenstände darin aneinanderstießen und dabei lautstark klimperten.

„Wieso sagst du so was?“, fragte er.

„Och, keine Ahnung“, meinte ich. „Vielleicht, weil du durch den Wald stampfst, als würdest du versuchen, jeden Grashalm unter deinen Füßen zu zermalmen. Ganz abgesehen davon, dass du mit deinem Schwert auf Büsche einhackst, als wärst du auf einer Dschungelsafari. Und dann wäre da noch dein Gelaber. Also die Tatsache, dass du ununterbrochen redest. Ein Wunder, dass du nicht wegen Sauerstoffmangel einfach umkippst.“

Felix kniff die Augen zusammen. „Und was ist falsch an ein wenig gepflegter Konversation, während wir durch den Wald gehen?“

„Gepflegte Konversation? Du redest nonstop, seit wir das Herrenhaus verlassen haben.“

„Und?“

Ich riss die Hände in die Luft. „Eigentlich muss man den Mund halten und ruhig sein, wenn man als Dieb arbeitet! Ganz einfach!“

Felix warf mir einen störrischen Blick zu und wollte die Arme über der Brust verschränken – bis ihm auffiel, dass er immer noch sein Schwert in der Hand hielt. Dasselbe Schwert, das er während der letzten zwanzig Minuten geschwungen hatte wie eine Machete. Er sah mich böse an, aber schließlich schob er die Waffe in die Scheide an seinem Gürtel. Nun, das sollte zumindest dafür sorgen, dass ein Teil des Lärms endlich aufhörte. Wenn ich jetzt noch ein wenig Klebeband für seinen Mund auftreiben konnte …

Felix zeigte anklagend mit dem Finger auf den Kerl, der neben uns stand und gerade damit beschäftigt war, seine Sporttasche ebenfalls abzulegen, wenn auch um einiges leiser als Felix. „Und wieso hältst du ihm keinen Vortrag, dass er still sein soll?“

„Weil Devon sich durch den Wald bewegen kann, ohne jeden einzelnen Ast zu zerbrechen, auf den er tritt.“

Felix schnaubte abfällig. „Das sagst du doch nur, weil ihr beide in den letzten Wochen überall im Herrenhaus rumgeknutscht habt.“

Ich verspannte mich, weil ich mich immer noch nicht daran gewöhnt hatte, dass ich jetzt mit jemandem zusammen war. Und noch weniger war ich daran gewöhnt, mit dem besten Freund dieses Jemands darüber zu reden. Aber Devon Sinclair trat vor, legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich.

„Und das waren die besten zwei Wochen meines Lebens“, sagte er, bevor er mich breit angrinste.

Mit seinem schwarzen Haar, der bronzefarbenen Haut und seinen dunklen, seelenvollen Augen war Felix ohne Frage ziemlich süß, aber Devon war derjenige, der mein Herz zum Rasen brachte wie einen Baumtroll im Zuckerrausch. Die Strahlen der untergehenden Sonne, die durch das Blätterdach fielen, brachten die honigfarbenen Strähnen in Devons schokoladenbraunen Haaren zum Leuchten, während sein attraktives Gesicht im Schatten lag. Doch es waren seine Augen, die mich jedes Mal fesselten – Augen, die dasselbe tiefe, dunkle Grün aufwiesen wie der Wald um uns herum.

Ich legte meinen Kopf an seine muskulöse Schulter und lehnte mich gegen ihn, um die Wärme seines Körpers an meinem zu spüren und seinen würzigen, frischen Kiefernduft in mich aufzunehmen. Bisher war das Zusammensein mit Devon wie ein wunderbarer Traum und manchmal musste ich mich daran erinnern, dass wir wirklich – endlich – ein Paar waren.

Wer hätte das gedacht? Sicher nicht ich, Lila Merriweather, das Mädchen, das vier Jahre lang auf der Straße gelebt hatte, bevor es Anfang des Sommers begonnen hatte, für die Sinclair-Familie zu arbeiten. Und ich hatte nie damit gerechnet, dass ich mich ausgerechnet in Devon Sinclair verlieben würde, den Wächter der Familie und Sohn von Claudia Sinclair, deren Oberhaupt.

Ich mochte eine tolle Diebin sein, aber in Bezug auf Menschen war ich nicht so toll. Ich räumte ihnen lieber die Taschen aus, als mich mit ihnen anzufreunden. Aber Devon hatte all meine Abwehrmechanismen ignoriert und unterlaufen, indem er einfach der nette, aufmerksame, ehrliche, loyale Kerl war, der er eben war. Ich hatte nicht das Geringste getan, um ihn zu verdienen. Doch jetzt, da er mir gehörte, würde ich ihn so gut beschützen, wie ich nur konnte. Tatsächlich war das als Devons Leibwächterin eine meiner Hauptaufgaben in der Familie, aber er passte genauso gut auf mich auf wie ich auf ihn.

Versteht mich nicht falsch. Es war nicht so, als wäre ich plötzlich weich geworden oder irgendwas in der Art. Ich arbeitete immer noch regelmäßig auf den Straßen von Cloudburst Falls, West Virginia, als Taschendiebin und ich war durchaus nicht zu fein dazu, den Leuten, die es sich leisten konnten, Handys, Fotoapparate und andere glänzende Dinge abzunehmen. Schließlich musste ich in Übung bleiben. Aber inzwischen dienten fast all meine Diebeszüge dem höheren Wohl und wurden von der Mafia unterstützt. Wie mein Job heute Abend. Der Job, dessen Erfolg Felix mit seinem ständigen Gelaber und Getrampel gefährdete.

Felix verdrehte genervt die Augen. „Genug geturtelt“, moserte er, schnappte sich seine Tasche und schwang sie sich über die Schulter, wobei erneut lautes Klirren erklang. „Ich dachte, es gäbe da ein Haus, in das wir einbrechen, und Dinge, die wir stehlen müssen.“

Statt mich loszulassen, schlang Devon beide Arme um mich und zog mich noch näher an sich. „Du bist doch nur eifersüchtig, weil Deah nicht hier ist. Sonst würdest du dasselbe mit ihr tun.“

Felix brummelte leise. „Bitte. Ich wäre bereits damit beschäftigt, mein Mädchen zu küssen und ihr zu versichern, wie wunderbar sie ist – und zwar bevor ich sie auf einen Spaziergang im Mondschein entführe. Im romantischen Spiel gebe ich immer von Anfang bis Ende mein Bestes. Und genau das habe ich auch vor, sobald wir uns aufs Anwesen geschlichen und uns mit ihr getroffen haben. Also, wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, meine Dame erwartet mich.“

Er hob die Hand zu einem frechen Salut, dann wirbelte er herum und stampfte weiter durch den Wald, wobei er fast genauso viel Lärm machte wie bisher. Er mochte ja sein Schwert weggesteckt haben, sodass er nicht mehr auf die Büsche einschlagen konnte, doch stattdessen murmelte er leise vor sich hin. Felix war einfach nicht glücklich, wenn er nicht redete wie ein Wasserfall – selbst wenn er dabei nur mit sich selbst sprach.

Ich seufzte. „Ich weiß nicht, ob ich ihn erwürgen oder sein Selbstbewusstsein bewundern soll.“

„Entspann dich, Lila.“ Devon drehte sich um, sodass wir uns gegenüberstanden, seine Hände immer noch an meinen Hüften. „Felix wird schon den Mund halten, sobald wir uns dem Schloss wirklich nähern. Ihm ist bewusst, wie wichtig unsere Aufgabe ist. Das ist uns allen bewusst.“

Ich nickte. „Du weißt immer genau, was du sagen musst, damit ich mich besser fühle.“

Er grinste. „Das gehört zu meiner Aufgabe als Freund, richtig?“

Ich schlang die Arme um seinen Hals. „Als der wunderbarste Freund.“

Devon sah auf mich herunter und seine grünen Augen funkelten wie dunkle Smaragde. Unsere Blicke trafen sich und meine Seelensicht – meine Magie – schaltete sich ein und ließ mich in die Tiefen seines Herzens sehen. Sofort wärmte reines Glück mein Herz, als würde ich es selbst fühlen. In gewisser Weise war es auch so, da ich exakt dasselbe empfand, wann immer ich Devon ansah – wann immer ich seine Stimme hörte, wann immer ich ihn zum Lachen oder Lächeln brachte oder ihm irgendwie anders den Tag versüßte.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und presste meine Lippen auf seine. Devon zog mich enger an sich und erwiderte den Kuss. Wieder und wieder trafen sich unsere Lippen, bis ich mich fühlte, als würden wir uns in schwindelerregenden Kreisen drehen, obwohl wir vollkommen stillstanden.

„Sobald ihr Turteltäubchen bereit seid!“, rief Felix laut genug, dass die Steinhörnchen auf dem Waldboden sich in ihre Höhlen flüchteten.

Devon und ich lösten uns schwer atmend voneinander, doch ohne den anderen wirklich loszulassen.

„Unglücklicherweise ruft die Pflicht“, murmelte er heiser. „Fortsetzung folgt später?“

Ich grinste. „Aber absolut!“


Devon und ich holten Felix ein und zu dritt drangen wir tiefer in den Wald vor. Die Sommersonne war untergegangen, während Devon und ich geknutscht hatten, und schnell ergriff die Dunkelheit Besitz vom Wald. Wir wagten es nicht, Taschenlampen zu verwenden, daher ließen sich Devon und Felix hinter mich zurückfallen, da ich immer noch alles um mich so klar erkennen konnte, als sei heller Mittag. Nicht nur konnte ich mein seltenes Talent für Seelensicht einsetzen, um in Leute hineinzuspähen und zu fühlen, was sie fühlten, sondern ich besaß zusätzlich noch ein normales Talent für Sicht, das es mir erlaubte, alles um mich herum kristallklar zu erkennen, egal wie dunkel es auch sein mochte.

Und der Ort, zu dem wir gerade gingen, war definitiv ein finsterer Ort – das Anwesen der Draconi-Familie, Heim von Victor Draconi, dem mächtigsten Mann von Cloudburst Falls und Erzfeind der Sinclair-Familie.

Dem Monster, das meine Mom ermordet hatte.

Je länger wir gingen, desto dunkler wurde es und desto stiller wurden wir. Selbst Felix hörte auf zu reden und senkte die Hand auf sein Schwert, wobei er ständig die Bäume um uns herum im Blick behielt, obwohl er durch den dichten Nebel, der langsam von der Spitze des Cloudburst Mountain in die Wälder herabsank, kaum etwas sehen konnte. Ab und zu hörte ich in der Ferne das leise Rauschen eines der vielen Wasserfälle, die sich über die Bergflanken ins Tal ergossen. Die daraus entstehenden Nebelschwaden umhüllte selbst am heißesten Mittag die Bergspitze. Nachts, wenn die Sonne untergegangen war, wurde der Nebel dichter und dichter und sank immer tiefer ins Tal.

Doch auch die weißen Schwaden konnten die Augen nicht verstecken, die uns anstarrten.

Saphirblau, Rubinrot, Smaragdgrün. Die Farben waren dieselben wie bei all den Juwelen, die ich über die Jahre gestohlen hatte. Doch diese leuchtenden Augen gehörten den Monstern, die den Berg als ihr Zuhause betrachteten – Baumtrolle, Steinhörnchen, Kupferquetschen und Ähnliches. Einige waren gefährlicher als andere, doch zwischen den Bäumen lauerten reichlich Monster mit genug Zähnen und Klauen, um uns alle drei in eine Mahlzeit zu verwandeln.

Trotzdem störten mich die kühlen Nebelschwaden und die lauernden Monster genauso wenig wie der Tau, der alles um uns herum überzog. Für uns bedeutete das einfach nur bessere Deckung.

Denn wenn man uns erwischte, würden wir auf der Stelle hingerichtet werden.

Zwanzig Minuten später erreichten wir den Waldrand, kauerten uns nieder und spähten zu dem Gebäude, das sich vor uns erhob. Streng genommen war es ein Herrenhaus, auch wenn der glänzende weiße Stein und seine Architektur es eher aussehen ließen wie ein Schloss. Hohe Buntglasfenster. Weiße Spaliere mit roten Rosen daran. Hoch aufragende Türme mit roten Flaggen, auf denen das Familienwappen der Draconis abgebildet war, ein fauchender goldener Drache. Alles am Schloss wirkte, als sei es direkt aus einem Märchen hierher versetzt worden. Aber hier gab es kein Happy End – nur Gefahren, Verzweiflung und Leid.

Devon, Felix und ich waren in den letzten zwei Wochen jede Nacht hierhergeschlichen. Jetzt folgten wir unserer üblichen Routine, indem wir erst einmal die Wachen auf ihren Patrouillengängen beobachteten. Inzwischen war es fast vollkommen dunkel. Devon und Felix trugen beide schwarze Mäntel, um besser mit den Schatten zu verschmelzen. Ich dagegen hatte den langen, saphirblauen Trenchcoat meiner Mom übergeworfen, der aus Spinnenseide bestand, die es mir ebenfalls ermöglichte, mich perfekt in den aufsteigenden Schatten zu verbergen.

Die Draconi-Wachen trugen schwarze Stiefel, Hosen und Hemden, gepaart mit blutroten Umhängen und Musketierhüten, sodass sie aussahen wie Statisten aus einem Mantel-und-Degen-Film. Allerdings waren sie um einiges gefährlicher. Alle Wachen hatten eine Hand am Heft ihres Schwertes und hielten nach Eindringlingen Ausschau, während sie gleichzeitig die Umgebung nach Monstern absuchten, die sich vielleicht an sie heranschlichen. Mehr als eine unaufmerksame Wache war von Kupferquetschen erwischt und in den Wald geschleppt worden, um dort als Abendessen der riesigen, giftigen Würgeschlangen zu enden.

„Alles okay?“, fragte Felix nach einem Blick auf sein Handy. „Es ist fast schon Zeit, uns mit Deah zu treffen. Ihr wisst doch, welche Sorgen sie sich macht, wenn wir auch nur eine Minute zu spät kommen.“

Aus gutem Grund. Wenn sie dabei erwischt wurde, wie sie dem Feind half, würde Deah gleich mit uns zusammen hingerichtet werden trotz der Tatsache, dass sie Victors Tochter war.

Statt ihm zu antworten, zählte ich die Wachen, die ich sehen konnte. Eine, zwei, drei … Es kostete mich nicht lange, um zu verstehen, dass heute irgendetwas anders war. Mein Magen verkrampfte sich.

„Wartet“, flüsterte ich. „Heute Abend patrouillieren mehr Wachen.“

Devon spähte stirnrunzelnd über die Rasenfläche. „Woher weißt du das?“

„Ich kann sie sehen. Vertrau mir. Es sind mehr Wachen als sonst.“

„Können wir trotzdem unseren üblichen Weg zum Herrenhaus nehmen?“, fragte er angespannt, wobei er mit einer Hand den Griff der schwarzen Tasche zu seinen Füßen umklammerte. „Das ist unser letzter Ausflug. Wenn wir es auch heute ins Haus schaffen, sind wir endlich fertig.“

„Gebt mir eine Sekunde, um das abzuchecken“, meinte ich.

Devon und Felix verfielen in Schweigen, doch sie sahen immer wieder von mir zu den Wachen und zurück. Ich konzentrierte mich und musterte erst eine Wache, dann die nächste. Es kostete mich weniger als eine Minute, um herauszufinden, dass Victor einfach nur die Anzahl der Wachen verdoppelt hatte und sie dafür in Zweierteams patrouillieren ließ. Allerdings hatte er die eigentlichen Routen der Teams nicht verändert, was bedeutete, dass wir auf demselben Weg ins Schloss eindringen konnten wie immer.

„Alles okay“, sagte ich. „Schreib Deah und sag ihr, dass wir unterwegs sind.“

Felix nickte, während sein Daumen bereits über das Display flog. Kurze Zeit später leuchtete sein Bildschirm auf. „Deah sagt, an ihrem Ende ist die Luft rein.“

„Gut“, meinte ich. „Bleibt hinter mir.“

Tief geduckt verließ ich den Wald und eilte über den Rasen, wobei ich mich immer wieder hinter verschiedenen Bäumen und Büschen versteckte und mich nur vorwärtsbewegte, wenn die Wachen mir gerade den Rücken zuwandten. Devon und Felix folgten mir. Beide bewegten sich so leise wie möglich und drückten die schwarzen Taschen gegen die Brust, um das verräterische Klirren zu dämpfen.

Weniger als drei Minuten später erreichten wir eine der seitlichen Terrassentüren. Ich hob die Hand und drehte vorsichtig den Knauf. Nicht verschlossen. Ein Teil von mir war enttäuscht, weil es einfach keinen Spaß machte, in ein Haus einzubrechen, wenn die Verbündete im Inneren den Zugang offen ließ.

Aber ich schob die Glastür auf und winkte Devon und Felix hinein. Dann glitt ich hinter ihnen ins Schloss und verriegelte die Tür, nur für den Fall, dass die Wachen beschlossen, sie zu kontrollieren. Sofort übernahm ich wieder die Führung der Gruppe, während wir von einem Flur in den nächsten schlichen und eine Treppe nach der anderen nach oben stiegen.

Von außen mochte das Herrenhaus der Draconis ja einem Schloss ähneln, doch der wahre Reichtum fand sich im Inneren. Fast alles um uns herum glänzte golden, von den Kristalllüstern über unseren Köpfen über die vergoldeten Rahmen der Spiegel an den Wänden bis hin zu den Zierleisten an Tischen und Stühlen. Und Victors Wappen mit dem fauchenden Drachen fand sich überall: gemalt, gemeißelt, gestickt oder eingestanzt. In dem Stuckprofil an der Decke genauso wie in den Buntglasfenstern oder den weißen Fliesen auf dem Boden.

All diese Drachen waren schon unheimlich genug, aber mir kam es immer vor, als würde jedes einzelne Monster den Kopf drehen, die Augen zusammenkneifen und Devon, Felix und mich böse anstarren, während wir vorbeischlichen. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Manchmal wäre es mir ganz lieb gewesen, trotz meiner Sichtmagie nicht ganz so gut zu sehen.

Schnell stiegen wir mehrere Treppen hinauf, bis wir das Grünlabor der Draconis erreichten. Auch hier waren die Glastüren unverschlossen. Wir glitten hinein und durchquerten den weitläufigen Bereich, der zum Teil Chemielabor, zum Teil Gewächshaus war, in dem eine Vielzahl von magischen und nicht magischen Pflanzen gezogen und geerntet wurden. Die langen, scharfen Nadeln der Stechstachelbüsche zitterten, als wir an ihnen vorbeieilten, doch wir kamen ihnen nicht nah genug, als dass die Pflanzen mit ihren Ästen hätten ausholen und uns hätten kratzen können, weil wir sie gestört hatten.

Wir erreichten das andere Ende des Grünlabors. Ich schlich mich an die Glastür heran und spähte in den Flur hinaus. In diesem Teil des Hauses herrschte dämmriges Licht, das mehr Schatten schuf als verbannte. Genau, wie ich es mochte.

Da die Luft rein war, trat ich durch die Tür in den Flur …

Und ein Schwert schoss aus dem Zwielicht und sauste direkt auf mich zu.

Jennifer Estep

Über Jennifer Estep

Biografie

Jennifer Estep ist SPIEGEL- und internationale Bestsellerautorin und immer auf der Suche nach ihrer nächsten Fantasy-Romanidee. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden und Familie, macht Yoga und liest Fantasy- und Liebesromane. Außerdem sieht sie viel zu viel fern und liebt alles, was...

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