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Breathe – Jax und Sadie  (Sea Breeze 1)

Breathe – Jax und Sadie (Sea Breeze 1) - eBook-Ausgabe

Abbi Glines
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Breathe – Jax und Sadie (Sea Breeze 1) — Inhalt

Sadie White wird ihre Sommerferien nicht am Strand von Sea Breeze verbringen, sondern als Hausangestellte einer wohlhabenden Familie. Was sie nicht ahnt: Der Besitzer des Anwesens ist Jax Stone, einer der heißesten Rockstars der Welt. Müsste Sadie sich nicht um ihre Mutter und die Familienfinanzen kümmern, wäre sie vielleicht begeistert, einem Rockstar so nah sein zu dürfen. Ist sie aber nicht. Doch während Sadie sich von Jax und dessen Ruhm nicht allzu beeindruckt zeigt, fühlt er sich umso mehr zu ihr hingezogen …

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 13.04.2015
Übersetzt von: Heidi Lichtblau
336 Seiten
EAN 978-3-492-96951-2
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Leseprobe zu „Breathe – Jax und Sadie (Sea Breeze 1)“

Jax

Als die Limousine vor dem Haus hielt, hatte sich das Personal auf Befehl Ms Marys hin schon vor dem Haus versammelt. Ich wartete nicht ab, dass der Fahrer mir die Tür öffnete. Was ich hier für einen Eindruck hinterließ, war schließlich piepegal. Entsprechend konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Ich stieg aus, streckte mich und lächelte zu dem Haus auf, das für mich Freiheit verkörperte.

Hier bestand keine Gefahr, dass ausgetickte Mädchen meine Tür eindrückten. Ich musste auch nirgendwo hin. Musste keine Interviews geben. Nichts! Nein, hier [...]

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Jax

Als die Limousine vor dem Haus hielt, hatte sich das Personal auf Befehl Ms Marys hin schon vor dem Haus versammelt. Ich wartete nicht ab, dass der Fahrer mir die Tür öffnete. Was ich hier für einen Eindruck hinterließ, war schließlich piepegal. Entsprechend konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Ich stieg aus, streckte mich und lächelte zu dem Haus auf, das für mich Freiheit verkörperte.

Hier bestand keine Gefahr, dass ausgetickte Mädchen meine Tür eindrückten. Ich musste auch nirgendwo hin. Musste keine Interviews geben. Nichts! Nein, hier konnte ich mich den ganzen verdammten Tag lang völlig ungestört an den Strand legen. In Süd-Alabama ließ es sich gut leben. Meine Mom war noch nicht eingetrudelt, insofern hatte ich Zeit, reinzugehen und ein paar Worte mit Ms Mary zu wechseln und mir dann noch einen Eistee und ein Buttermilchbrötchen zu organisieren.

Noch bevor ich die Treppen hochgegangen war, kam Ms Mary auch schon herausgeeilt. „Master Jax, du siehst ja aus, als hättest du seit unserer letzten Begegnung bald fünf Kilo verloren! Komm rein und lass dir was Gutes zu essen geben. So dürr dürfen heranwachsende Jungs nicht aussehen!“

Eigentlich hatte ich dank meinem neuen Trainer inzwischen fünf Kilogramm zugelegt. Aber auf eine Diskussion darüber würde ich mich trotzdem nicht einlassen. Ms Mary widersprach man nicht. Selbst meine Mutter wusste das. „Hallo, Ms Mary! Sie sind seit unserem letzten Treffen ja noch hübscher geworden!“ Dieses Kompliment hatte ich ihr in den letzten fünf Jahren jedes Mal gemacht, und jedes Mal hatten sich ihre faltigen Wangen daraufhin rosig gefärbt.

„Sei still, Junge. Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Aber meine Buttermilchbrötchen, ja, von denen kannst du schwärmen!“ Ms Mary war stolz auf ihre Kochkünste, und ich war auch ziemlich hingerissen davon. Deshalb bezahlte ich sie auch gut, damit sie das ganze Jahr über blieb, selbst während meiner Abwesenheit. Ich liebte es zu wissen, dass ich herkommen konnte, wann immer ich wollte. Dadurch hatte nicht nur Ms Mary einen Ganzjahresjob, sondern ein paar andere vom Personal auch. Im Sommer musste sie dann lediglich einige zusätzliche Aushilfskräfte einstellen.


Sadie

Am nächsten Tag lief schon alles viel glatter. Ich wurde nicht mehr durchsucht, und mir wurde sogar eine eigene Karte ausgestellt, die ich von nun an bei meiner Ankunft am Tor vorzuzeigen hatte. Und Fran lächelte mich sogar einmal an! Nach dem Mittagessen schickte Ms Mary mich in den zweiten Stock, in dem sich die meisten Schlafzimmer befanden. Es fiel mir nicht schwer zu vergessen, wessen Haus ich da putzte. Ich hatte auch keine Freundinnen, denen ich von meinem Job erzählen konnte. Eigentlich war nichts weiter dabei, in den Zimmern zu stehen, in denen sich der heißeste Teenie-Star der Welt den ganzen Sommer über aufhalten würde. Ich betrat sein Schlafzimmer und drehte mich einmal im Kreis. Der Raum sah überhaupt nicht so aus, wie man es bei einem Promi erwartet hätte. Mir kam hier alles so altmodisch vor, was ich seltsam fand. Das musste ich mir genauer anschauen.

An einer Wand hingen Baseballschläger und Bälle, von denen manche Autogramme aufwiesen, andere sahen einfach nur ziemlich abgenutzt aus. Trikots, die Jax Stone in seiner Kindheit getragen haben musste, waren ebenfalls an die Wand gehängt worden. Ich konnte mir den kleinen Jungen, den ich gestern auf den Bildern gesehen hatte, leicht vorstellen, wie er sie getragen und wie ein ganz normales Kind Baseball gespielt hatte. Ich ging hin, um mir die Fotos der Teams, die unter jedem Trikot hingen, genauer anzusehen. Auf den frühesten hatte ich so meine Probleme damit zu erkennen, welcher in der Mannschaft der kleine Junge gewesen war, der nun ein berühmter Rockstar war. Nachdem er dann so um die zehn, elf Jahre alt zu sein schien, erkannte ich ihn dagegen locker. Die Trikots und Bilder waren den Jahreszahlen nach von der Kindergartenzeit bis zum Alter von ungefähr dreizehn angeordnet worden, dann hörten sie auf. Also rund ein Jahr, bevor ich glaubte, seinen Namen zum ersten Mal im Radio gehört zu haben. Bis ein Plattenlabel ihn entdeckt hatte, schien er ein ganz normales Leben geführt zu haben.

Die Wand über seinem Bett hob das Zimmer von dem eines normalen Teenagers ab. Gitarren in den verschiedensten Formen, Größen und Farben hingen dort. Auf vielen entdeckte ich Autogramme; manche waren nigelnagelneu und glänzten. Eine schien mit echtem Gold überzogen, und es hätte mich überhaupt nicht gewundert, wenn es wirklich so gewesen wäre. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und betrachtete sie genauer. „Fender“ stand darauf. Ich machte mich daran, mir die Unterschriften auf den teureren Gitarren anzusehen. Fuhr mit dem Finger über den Namen „Jon Bon Jovi“ und lächelte. Anscheinend hatten selbst Rockstars Idole. Inmitten der ganzen Gitarren hing eine kleinere, die ziemlich abgegriffen aussah. Es handelte sich bestimmt um die erste und liebste aller Gitarren.

Ich linste zur Tür, um mich zu vergewissern, dass ich ungestört war, und stellte mich dann unter die kleine Gitarre, mit der alles angefangen haben musste. Sie war Sinnbild für einen Traum, der in Erfüllung gegangen war, und kam mir deshalb fast heilig vor, selbst wenn ich kein durchgedrehtes Groupie war.

Mein Reinigungswagen stand noch immer unbenutzt in der Türöffnung, und ich wusste, dass ich dringend loslegen musste. Außerdem wollte ich gar keine neuen persönlichen Dinge über ihn erfahren! Ich wollte weiterhin an meiner Vorstellung von ihm als einem oberflächlichen und unerreichbaren Menschen festhalten. Das Wissen, dass er einst ein hübscher kleiner Junge mit dunkelbraunen Locken und einem Lächeln gewesen war, das eines Tages Mädchen zum Austicken bringen würde, ließ ihn realer und nicht mehr so gottgleich erscheinen. Ich musste mein Interesse für ihn dringend auf ein Minimum herunterschrauben! Rasch machte ich mich daran, im Zimmer Staub zu wischen und den teuren Holzboden zu fegen. Dieses Zimmer musste schnellstmöglich fertig werden, damit ich nicht noch auf mehr Persönliches stieß. Ich konzentrierte mich gedanklich auf meine Zukunft und verdrängte alle Gedanken an Jax Stone.

Fran erschien in der Tür. „Sadie, bist du noch immer nicht fertig? Die Familie Stone ist eingetroffen, und wir müssen uns in den Personalbereich zurückziehen.“ Sie machte einen sehr nervösen Eindruck.

Ich verstaute meine Reinigungsutensilien wieder in dem Wägelchen und kam zu ihr. „Doch, klar, bin gerade fertig geworden.“

Fran nickte und steuerte auf den hinteren Aufzug zu, in dem sich das Hauspersonal unbemerkt von der Familie auf und ab bewegte. Sobald die Tür aufglitt, eilte Fran hinein, und ich wollte ihr gerade folgen, als eine Flasche Glasreiniger vom Wagen fiel und etwas davon auslief. Ich griff nach einem kleinen Lappen, hob die Flasche vom Boden auf und wischte das ausgelaufene Reinigungsmittel so gut es ging auf.

„Beeil dich, bitte“, rief Fran mir nervös aus dem Aufzug zu. Anscheinend war die Familie bereits im Anmarsch.

Gerade wollte ich meinen Putzwagen in Richtung Aufzug schieben, als es mich plötzlich heiß und kalt überlief. Erschrocken drehte ich mich um und entdeckte Jax Stone, der mich beobachtete. Allerdings nicht in Gestalt des hübschen kleinen Lockenschopfs, sondern in der des berühmten Rockstars. Ich erstarrte, denn ich wusste nicht, was ich tun sollte. Schließlich wollte Ms Mary nicht, dass meine Anwesenheit im Haus schon so früh bekannt wurde. Auf seinem unglaublich sexy Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, woraufhin meine Wangen zu glühen anfingen. Ich wandte den Blick ab und schob den Wagen eilig in den Aufzug.

Es schien ihn gar nicht zu ärgern, dass ein Teenager in seinem Haus arbeitete. Nein, es schien ihn eher zu amüsieren. Fran sah mich finster an, schwieg aber. Im Erdgeschoss angekommen, brachte ich meinen Putzwagen weg und machte mich auf den Weg in die Küche, um Bescheid zu geben, dass ich oben fertig sei. Dort stand Ms Mary schon mit in die Hüften gestemmten Händen da und wartete auf uns. Zwischen ihr und Fran schien eine stumme Unterhaltung stattzufinden. Dann nickte Ms Mary, griff nach etwas auf dem Tisch und reichte mir ein paar zusammengefaltete schwarze Kleidungsstücke.

„In Anwesenheit der Familie trägt jeder eine Uniform. Du wirst ab jetzt auch nicht mehr im Haus sauber machen, sondern mir in der Küche und Mr Greg im Garten zur Hand gehen. Heute Abend musst du mir allerdings dabei helfen, das Abendessen aufzutragen. Ms Stone hat angewiesen, dass alle Bediensteten, die die Familie oder die Gäste zu Gesicht bekommen, gut aussehen müssen. William, der junge Mann, den ich eingestellt habe, um Marcus beim Bedienen zu unterstützen, hat vor zehn Minuten angerufen und sich krankgemeldet. Du bist meine einzige Rettung, denn du hast bewiesen, dass du hart arbeiten kannst. Außerdem scheint dir ernsthaft etwas an diesem Job zu liegen. Dein Alter macht mir Sorgen, da der Hausherr ungefähr im selben Alter ist und ihn die meisten Mädchen anhimmeln. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass du damit keine Probleme hast. Ich hoffe, du zeigst auch weiterhin so eine Reife!“

Ich wusste nicht recht, was ich darauf erwidern sollte, also nickte ich nur.

„Gut. Also, diese Sachen hier trägst du von nun an täglich. Ich werde zwei weitere Garnituren in deiner Größe anfertigen lassen. Du lässt sie abends hier, wo sie gewaschen und gebügelt werden. Schau, dass du das Haus immer durch den Personaleingang betrittst und dich im Wäschezimmer dann sofort umziehst. Wenn du draußen arbeitest, wechsele in die passenden Shorts. Die findest du ebenfalls im Wäschezimmer. Doch zuerst brauche ich deine Hilfe noch, um das Abendessen zuzubereiten. Beim Bedienen musst du dann wieder picobello aussehen.“

Die nächsten beiden Stunden über hackte, schnetzelte und rührte ich und befüllte alle möglichen Arten von Fleisch- und Gemüsesorten. Als Ms Mary mir schließlich befahl, mich umzuziehen und frisch zu frisieren, war ich schon ganz schön fertig. Ich schlüpfte in den schwarzen Rock, der knapp oberhalb der Knie endete, und in die weiße Bluse mit dem runden Ausschnitt. Über Rock und Bluse zog ich eine schwarze Schürze an. Ich löste meinen Pferdeschwanz und kämmte mir die Locken zu einer Hochsteckfrisur. Dann wusch ich mir Gesicht und Hände und betrachtete mich seufzend im Spiegel. Durch das Gesicht meiner Mutter hatte ich mir heute Abend einen Bedienungsjob ergattert, doch durch meine reservierte Art hatte ich Ms Marys Vertrauen gewonnen. Wo die Augen meiner Mutter vor Übermut funkelten, blieb mein Blick ernst und vorsichtig.

Jax Stones leibhaftiges Lächeln hatte mich genauso überwältigt, wie es das auf den Millionen von Bildern getan hatte, die ich in Zeitschriften und auf Postern gesehen hatte. Allerdings hieß das noch lange nicht, dass ich so dumm gewesen wäre, mich wie der Rest der Welt zu ihm hingezogen zu fühlen. Nach einem tiefen Atemzug öffnete ich die Tür und ging in die Küche zurück, wo Ms Mary schon wartete.

„Okay, und jetzt denk bitte daran, dass du das hier Master Jax genau in dem Moment servierst, in dem Marcus Ms Stone das Essen serviert.“ Sie deutete auf einen hochgewachsenen jungen Typen, dem ich zuvor noch nicht begegnet war. „Heute Abend werden nur die beiden am Tisch sitzen. Mr Stone und Jason treffen erst morgen ein. Entsprechend bedient heute Abend auch nur ihr beiden. Pass auf, dass du dich still hinter Master Jax stellst, während er isst, und Marcus’ Hinweise befolgst. Er wird dir bei allem helfen, wo du unsicher bist.“

Ich richtete meinen Blick nun ganz auf Marcus, der nur ein paar Jahre älter als ich zu sein schien, also vermutlich im Collegealter war. Angesichts seiner freundlichen grünen Augen entspannte ich mich sofort.

Er streckte seine gebräunte Hand aus und grinste. „Marcus Hardy.“

Ich ergriff sie. „Sadie White.“

Noch immer grinsend nickte er und griff nach seinem Tablett. „Übrigens, Hut ab für die Art, wie du dir den Job hier gestern gesichert hast. Ich fand’s verblüffend, wie sich der Ausdruck in deinen Augen in nicht mal einer Sekunde von nervös in entschlossen verwandelt hat.“ Er hob das Tablett vor sich hoch, und ich nahm lächelnd jenes, das man mir hingestellt hatte.

„Folge mir.“ Er zwinkerte mir noch einmal zu, dann wandte er sich um und nahm Kurs auf das Esszimmer.

Den großen Raum kannte ich schon, denn ich hatte dort am Morgen bereits den Boden geschrubbt. Marcus nahm hinter Ms Stone, die mit dem Rücken zur Tür saß, seinen Platz ein. Ich ging um den Tisch herum und stellte mich hinter Jax, der sich ans Kopfende des Tisches gesetzt hatte. Ich sah zu Marcus hinüber, er nickte, und wir stellten die Salate im exakt selben Moment auf den Tisch. Ich trat zurück. Marcus bedeutete mir, mich neben ihn zu stellen, also tat ich es.

„Ich kapiere immer noch nicht, warum Dad Jason dazu zwingt, zu dem Auswahlgespräch in Yale zu gehen, obwohl er da doch gar nicht hinwill!“ Jax’ Stimme klang schon fast unwirklich samtig.

Es kam mir vor, als wäre ich in einen Kinofilm geraten und würde mir gerade diese Szene anschauen.

„Dein Bruder weiß eben nicht, was das Beste für ihn ist. Er hat nun mal den Grips dazu, mehr als nur Jax Stones jüngerer Bruder zu sein. Er kann sich selbst einen Namen machen, wenn er sich darauf konzentriert, anstatt so viel Zeit mit diesem Aktiengezocke zu verplempern. Sein Sinn für Zahlen ist doch da völlig für die Katz! Er muss sich entscheiden, was er künftig tun möchte, und es dann anpacken, anstatt alles Mögliche auszuprobieren und herumzutrödeln. Wenn er seinen Erfolg im Aktienmarkt sucht, meinetwegen! Aber er soll nicht so tun, als sei es ein Spiel.“

Jax’ Augen wanderten zu mir hinauf und schienen zu lächeln, bevor er sie wieder auf seine Mutter richtete. „Auf die Art verprellt ihr ihn doch nur. Du hast recht, er ist clever und deshalb braucht er euch nicht, um für ihn zu denken.“

Ms Stone lachte kurz und hart auf. „Das sagst ausgerechnet du! Dabei wärst du nicht da, wo du heute bist, wenn ich keinen Druck auf dich ausgeübt hätte. Du wolltest doch nur mit deinen Kumpeln Baseball spielen und einer albernen Garagenband angehören, deren einziges Talent du selbst warst!“

Jax seufzte und trank einen Schluck von seinem Eiswasser. „Genug, Mom, fang bloß nicht an, dich über die einzigen wahren Freunde lustig zu machen, die ich je hatte!“

Ms Stone lehnte sich zurück, und Marcus berührte mich an der Hand, um meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und den Grund unseres Hierseins zu lenken. Wir traten vor und entfernten – gleichzeitig! – die Salatteller.

„Dürfen wir Ihnen zum zweiten Gang als Getränk etwas anderes als Wasser besorgen?“, erkundigte sich Marcus.

Wieder fiel mir auf, dass ich beobachtet wurde. Ich kämpfte gegen den Drang an, mir noch einmal zu erlauben, meinen Blick in Jax’ Richtung und zu seinen wahnsinnig blauen Augen zu lenken.

Ms Stone seufzte. „Ein Glas Wein könnte nicht schaden.“ Sie warf einen Blick zu ihrem Sohn und strich die Serviette auf ihrem Schoß glatt, als wolle sie einen Entschluss fassen. „Bringen Sie mir ein Glas des besten Merlot, den wir im Keller haben.“

Jax lehnte sich zurück. Er beobachtete mich noch immer, das merkte ich. Also holte ich tief Luft und sah ihn an.

„Wenn ich bitte ein Glas von Ms Marys süßem Eistee haben könnte?“

Ich nickte und widerstand dem Drang, sein Lächeln zu erwidern.

„Ja, Sir“, erwiderte Marcus. Er trat zurück und bedeutete mir mit einer schwungvollen Geste, ich solle – ihm voran – zurück in die Küche gehen.

Ich verließ das große Esszimmer und atmete tief durch. Wer hätte gedacht, dass das Ganze so nervenaufreibend sein würde? Sobald wir in der Küche waren, lächelte Marcus mich an.

„Was ist? Hab ich’s vermasselt?“

Marcus schüttelte den Kopf, und eine blonde Locke fiel ihm in die Augen. „Unsinn, du warst toll. Und jetzt lass uns die Krabbencremesuppe rausbringen, bevor Ms Mary noch einen Anfall kriegt.“ Er drehte sich zu ihr. „Ms Mary, wir brauchen einen Merlot aus dem Keller.“

Ms Mary reichte ihm eine bereits geöffnete Flasche und dazu ein Glas. „Das habe ich mir schon gedacht. Und hier ist der Eistee für Jax.“

„Das mit den Getränken übernehme ich“, erklärte Marcus.

Ich war ihm zu dankbar, um nach dem Grund dafür zu fragen, nickte nur und folgte ihm zum Esszimmer. Kurz bevor wir wieder eintraten, warf Marcus mir einen Blick zu. „Kümmere dich einfach gar nicht drum, dass er dich beobachtet. Du bist nun mal ein echter Hingucker, da kann man das nur zu gut verstehen. Aber wenn du diesen Job behalten willst, musst du dich möglichst unsichtbar machen.“ Er zwinkerte mir zu und öffnete die Tür.

Unsichtbar zu werden – das war mein größtes Ziel im Leben. Deshalb hatte ich auch gedacht, ich hätte genau das schon versucht. Anscheinend musste ich mich stärker ins Zeug legen.

„Ich habe vor, viel Zeit am Strand zu verbringen und mich einfach nur zu entspannen. Ich find’s toll, dass wir hier Zugang zu einem Privatstrand haben, und sehne mich schon das ganze Jahr danach, dort zu chillen, ohne dass jemand mit mir sprechen, mich kennenlernen oder ein Autogramm von mir haben will. Ich brauche dringend eine Verschnaufpause. Ich weiß, Marco kriegt bei dem Gedanken, dass ich drei Monate nicht verfügbar bin, die Krise, aber ohne diese Zeit hier würde ich durchdrehen.“ Als ich die Krabbencremesuppe vor ihn hinstellte, sah Jax zu mir auf. „Danke!“, flüsterte er.

„Ich gönne dir die Verschnaufpause ja! Gregory meinte nur, es sei gut, wenn du dich in dieser Zeit auch ein bisschen deinen Fans widmen würdest. Vielleicht könntest du ja ein Strandkonzert veranstalten oder einfach nur auf ein paar Filmpremieren gehen.“

Jax schüttelte den Kopf. „Keine Chance, Mom. Ich weigere mich, hier aufzutreten. Alabama habe ich mir extra deshalb ausgesucht, weil hier alles noch so schön verschlafen wirkt. Und besser noch, diese kleine Insel hier ist privat. Ein paar Kinopremieren lasse ich mir ja noch eingehen, aber damit hat es sich dann auch. Konzerte kommen nicht infrage.“

Ms Stone zuckte die Achseln. „Nun, ich habe Gregory versprochen, dass ich es versuche, und das habe ich getan. Soll der sich mit dir befassen. Du bist erwachsen. Ich habe nicht vor, weiter Dampf zu machen.“

Jax aß weiter, und ich stand neben Marcus, starrte aus dem Fenster und warf hin und wieder einen Blick auf Jax’ Suppenteller, um ihn im richtigen Augenblick abzutragen. Ich suchte Marcus’ Blick, und er lächelte mir zu. Er war ganz Profi, und ich merkte ihm seinen Wunsch an, dass ich meine Sache gut machte. Ich hatte einen Freund gefunden. Marcus berührte mich leicht am Arm und trat vor. Ich folgte ihm unverzüglich, und wir entfernten die Suppenteller.

„Noch etwas Eistee, Sir?“

Jax sah erst zu mir und dann zu Marcus. „Ja, bitte!“

In Ms Stones Weinglas fehlte maximal ein Schluck. Einmal mehr trat Marcus zurück und gab mir den Vortritt beim Hinausgehen. Alles wie gehabt, wobei Marcus das gebrauchte Geschirr trug.

In der Küche nahm Marcus ein bereits vorbereitetes Tablett mit den üppigsten exotischen Früchten, die ich je gesehen hatte.

„Wow, die essen vielleicht einen Haufen!“

„Na, bislang hat Ms Stone ihr Essen doch kaum angerührt, und ich schätze, mit dem Obst hält sie es genauso.“

„Er isst seins aber schon ganz auf, oder?“

„Japp, der Bursche wächst ja auch noch!“

Ich lachte über seine Imitation von Ms Mary und folgte ihm wieder durch den inzwischen vertrauten Gang. Zurück im Esszimmer servierte ich Jax sein Obst, und Marcus übernahm für mich den Eistee.

Diesmal aßen Mutter und Sohn schweigend. Gelegentlich spürte ich, wie Jax mich beobachtete, und dann, dass Marcus mich sanft berührte, zweifellos um mich daran zu erinnern, dass ich unsichtbar bleiben sollte. Kein einziges Mal erwiderte ich die Blicke, die Jax mir mit seinen neugierigen stahlblauen Augen zuwarf. Die beiden Stones wechselten noch ein paar Belanglosigkeiten, mehr nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute ich zu Jax hinüber, um zu sehen, ob er fertig war, und unsere Blicke trafen sich.

Ich versuchte, meine Augen von ihm loszureißen, doch in seinen entdeckte ich einen Anflug von Belustigung. Ich starrte auf meine Füße, und Marcus drückte meinen Arm, woraufhin ich zusammenzuckte. Ich sah zu ihm auf, und er deutete mir durch ein Nicken an, dass es an der Zeit war, die Teller abzuräumen. Wir taten es gleichzeitig, dann marschierte ich – inzwischen schon routiniert – zur Tür.

„Ich brauche kein Dessert“, ließ Ms Stone Marcus wissen und wandte sich dann wieder Jax zu. „Ich lasse dich ja wirklich nur ungern allein essen, aber ich bin erschöpft. Ich bin in meinem Zimmer, wenn du mich brauchst.“

Als seine Mutter den Tisch verließ, stand Jax auf. Sobald sie verschwunden war, setzte er sich wieder. „Ich hätte wahnsinnig gern ein Dessert“, versicherte er uns … oder besser gesagt: mir.

Marcus nickte. „Ja, Sir“, erwiderte er in seinem geschäftsmäßigen Ton, und wir gingen.

Zurück in der Küche stellte Marcus sein Tablett ab. „Okay, jetzt wird’s knifflig. Du bist es, der ihm seinen Nachtisch bringen soll, und da Jax’ Mutter gegangen ist, gibt es für mich keinen Grund, noch mal ins Esszimmer zurückzukehren. Ich könnte für dich gehen, was eigentlich das Beste wäre, aber ich befürchte, dann würde Jax sauer werden. Er hat ein Auge auf dich geworfen, das war ja unvermeidlich. Allerdings hatte ich gehofft, dass eine Berühmtheit wie ihn ein weiteres hübsches Gesicht kaltlassen würde.“

Seufzend lehnte Marcus sich mit der Hüfte an den Tisch und überkreuzte seine langen Beine. „Ich überlasse die Entscheidung dir.“

„Mir?“

„Was möchtest du machen, Sadie? Es geht nicht um deinen Job, sondern um meinen. Wenn du nicht zurückgehst, könnte ich meinen dafür verlieren, weil ich an deiner Stelle gegangen bin. Ich glaube, er hat schon spitzgekriegt, dass ich dich beschütze. Ob du gehst oder nicht, dein Job ist dir sicher … zumindest vorerst.“

Seufzend griff ich nach dem Tablett, auf dem das Dessert stand. Ich würde nie den Job eines anderen gefährden, um meinen zu retten. „Ich mach’s selbst.“

Ohne ein weiteres Wort machte ich mich allein auf den Weg.

Als ich eintrat, lächelte mich Jax mit seinen stahlblauen Augen an. „Aha, hat er dich also tatsächlich allein herkommen lassen. Ich hatte mich schon gefragt, was er machen würde.“

Eigentlich wollte ich über seine Bemerkung ja nicht grinsen, konnte es mir aber nicht verkneifen. Ich stellte sein Dessert vor ihn hin und nahm dann meinen Platz ein.

„Sprichst du auch?“, fragte er.

„Ja.“ Bislang hatte Marcus das Sprechen für mich übernommen.

„Normalerweise haben wir hier keine so jungen weiblichen Hausangestellten. Wie hast du Ms Mary rumgekriegt?“

„Ich bin reif für mein Alter.“

Er nickte nur und aß einen Bissen von dem Schokoladenkuchen, aus dessen Innerem noch mehr Schokolade hervorquoll. Nachdem er gekaut und geschluckt hatte, sah er mich wieder an. Ich drehte mich zum Fenster und schaute auf die Wellen hinaus, die ans Ufer brandeten.

„Wie alt bist du?“

„Siebzehn.“ Ich hoffte, meine kurz angebundene Antwort würde seinem Verhör ein Ende machen.

„Und wie hast du rausgekriegt, dass ich hier wohne?“

Seine Frage überraschte mich, und ich sah ihn an. „Beim Staub- und Bodenwischen sind die Fotos von Ihnen ja wohl kaum zu übersehen.“

Er runzelte die Stirn. „Du hast dich für den Job hier beworben, ohne zu wissen, dass ich hier wohne?“

Ich begriff, dass er davon ausging, dass sich ein Fan hereingeschmuggelt hatte, und nun wissen wollte, wie ich das geschafft hatte.

„Meine Mutter arbeitet hier schon seit zwei Monaten. Doch inzwischen ist sie hochschwanger, sodass sie mich an ihrer Stelle hergeschickt hat. Ich habe gezeigt, dass ich den Job genauso gut mache, und Ms Mary hat mich behalten. Meine Anwesenheit hier hat nichts mit Ihnen zu tun, Sir, umso mehr aber damit, dass ich Geld für Essen und Miete brauche.“ Ich klang sauer, das wusste ich, aber das war ich auch, und daran ließ sich nichts ändern.

Er nickte und erhob sich. „Es tut mir leid. Als ich dich gesehen habe, jung und … na ja, attraktiv, wie du bist, dachte ich, der einzige Grund, dass du hier arbeitest, müsste der sein, dass du in meine Nähe kommen wolltest. Das war nicht fair. Bitte verzeih mir das.“

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Ich spürte, wie mir der Job durch die Hände glitt, aber ich würde nicht weinen! „Verstehe“, brachte ich heraus.

Ein jungenhaftes Lächeln umspielte seine Lippen, und er nickte mit dem Kopf zur Tür. „Schätzungsweise hätte mir aufgrund der besitzergreifenden Art des jungen Herrn hier heute Abend klar sein müssen, dass du in festen Händen bist. Ich habe dich öfter angeschaut, als ich es hätte tun sollen, aber ich habe immerzu darauf gewartet, dass du mich um ein Autogramm bitten oder mir deine Telefonnummer unauffällig unter die Serviette schieben würdest.“

Ich hob überrascht die Augenbrauen.

Er zuckte die Achseln. „Diese Dinge gehören zu meinem Alltag. Deshalb rechne ich immer damit.“

Diesmal erwiderte ich Jax’ Lächeln. Er war gar nicht so schlimm, wie ich es mir eingebildet hatte. Und er würde mich nicht feuern.

„Ich bin hier, um meinen Job zu machen, Sir, das ist alles.“

„Tu mir bitte den Gefallen und rede mich nicht mit ›Sir‹ an. Duze mich, ja? Ich bin gerade mal zwei Jahre älter als du.“

Ich nahm seinen Teller, wobei ich höllisch aufpasste, ihn dabei nicht zu berühren, und trat zurück. „Okay“, sagte ich und hoffte, nun gehen zu können.

„Dann ist er also dein Freund?“

Wieder eine Frage, mit der er mich überrumpelte, und ich stutzte.

„Wer? Marcus?“

Auf Jax’ Gesicht erschien ein schiefes Grinsen. Es fiel mir nicht leicht, den Blick von ihm loszureißen. „Wenn Marcus der Typ ist, der wild entschlossen schien, zu verhindern, dass du einen Fehler machst, dann ja.“

„Nein, er ist … er ist einfach ein Freund.“ Wie seltsam, diese Worte auszusprechen. Noch nie in meinem Leben hatte ich jemanden als einen Freund bezeichnet.

Jax lächelte und beugte sich zu mir herunter, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. „Ich hoffe, dass du mich eines Tages auch als Freund betrachtest. Davon habe ich nicht viele.“

Mein Gesicht erglühte, und seine Nähe brachte meine Haut zum Kribbeln. Ich spürte seinen warmen Atem und suchte nach Worten. Ich schluckte und versuchte, mich auf seine Bemerkung zu konzentrieren, anstatt in Ohnmacht zu fallen. „Ich habe nur einen“, platzte ich heraus.

Jax zog die Brauen zusammen. „Das kann ich kaum glauben.“

Ich zuckte die Achseln. „Mir bleibt keine Zeit für Freunde.“

Jax trat vor und öffnete lächelnd die Tür für mich. „Nun, ich hoffe, wir können etwas Zeit in deinem vollgestopften Terminkalender finden, da ich zufällig gerade selbst ein Bedürfnis nach Freunden habe … Nach jemandem, der darauf pfeift, wer ich bin … Nach jemandem, der nicht über meine Witze lacht, wenn sie nicht witzig sind. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es dir völlig wurscht, dass ich diesen Monat auf dem Titelbild der Rolling Stone-Zeitschrift erscheine und ein Poster von mir über dem Bett jedes amerikanischen Mädchens im Teenageralter hängt.“

Seine Bemerkung schien meine zeitweilige geistige Umnachtung durch seine Nähe weitgehend zu beheben, und ich schüttelte den Kopf. „Nicht bei jedem Mädchen in Amerika. Du hast meine Zimmerwände noch nie gesehen. Ich schätze also, du hast recht, ich pfeife drauf.“ Ich ging weg und ließ ihn einfach stehen.

Abbi Glines

Über Abbi Glines

Biografie

„Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich immer schon Geschichten geschrieben. In meinem Kopf entsteht eine Idee, und ich schreibe sie auf.“ Bevor Abbi Glines mit ihren „New Adult“-Romanen der internationale Durchbruch gelang, schrieb sie bereits zahlreiche Fantasy- und Jugendbücher. Viele ihrer...

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