

Crimson Sky – Die Seelenjägerin (Crimson Sky 1) Crimson Sky – Die Seelenjägerin (Crimson Sky 1) - eBook-Ausgabe
Roman
— Mit limitiertem Farbschnitt | Enemies-to-Lovers in der Welt der FaeCrimson Sky – Die Seelenjägerin (Crimson Sky 1) — Inhalt
Der Wilden Jagd gehört der Nachthimmel
*** Mit limitiertem Farbschnitt in der 1. Auflage! ***
Triathletin Remy droht an ihrem abrupten Karriereende zu zerbrechen. Als sie in der Halloweennacht von zwei Reitern der Wilden Jagd in die Anderswelt entführt wird, ändert sich aber plötzlich alles. Sie soll Teil der Wilden Jagd werden und muss sich in einer gefährlichen Prüfung beweisen. Ihre Aufgabe: zu Ungeheuern gewordene menschliche Seelen auf der Erde jagen. Dabei lernt sie den attraktiven Kronprinzen Keon kennen. Remy ist die Einzige, die sich traut, ihm zu widersprechen. Dabei riskiert sie allerdings nicht nur ihren Kopf, sondern auch ihr Herz ...
Eine spicy Enemies to Lovers-Geschichte zwischen unserer Welt und der geheimnisvollen Welt der Fae von Bestseller-Autorin Kira Licht! Für alle Fans von Sarah J. Maas und Carina Schnell.
Band 1: Crimson Sky − Die Seelenjägerin
Band 2: Crimson Sky − Der Schattenprinz
Leseprobe zu „Crimson Sky – Die Seelenjägerin (Crimson Sky 1)“
Kapitel 1
USA, Atlanta, Campus der Georgia State University
Das YouTube-Video hatte 2,8 Millionen Klicks.
2,8 Millionen Menschen hatten mit angesehen, wie sich Nancy Spencers Trinkflasche aus der Halterung an ihrem Rennrad löste und vor mir auf dem Asphalt landete. Es waren nur Sekunden, in denen ich weder bremsen noch ausweichen konnte. Sekunden, in denen ich über den Lenker geschleudert wurde und durch die Luft flog. Bei meinem Aufprall auf der Straße verlor ich das Bewusstsein.
2,8 Millionen Menschen hatten sich angesehen, wie sich mein Schienbein durch [...]
Kapitel 1
USA, Atlanta, Campus der Georgia State University
Das YouTube-Video hatte 2,8 Millionen Klicks.
2,8 Millionen Menschen hatten mit angesehen, wie sich Nancy Spencers Trinkflasche aus der Halterung an ihrem Rennrad löste und vor mir auf dem Asphalt landete. Es waren nur Sekunden, in denen ich weder bremsen noch ausweichen konnte. Sekunden, in denen ich über den Lenker geschleudert wurde und durch die Luft flog. Bei meinem Aufprall auf der Straße verlor ich das Bewusstsein.
2,8 Millionen Menschen hatten sich angesehen, wie sich mein Schienbein durch die Haut bohrte, während ich die Kontrolle über meine Körperfunktionen verlor. Ich lag auf dem Asphalt wie eine kaputte Puppe, in meinem eigenen Blut und umringt von Fremden.
Ich war an diesem Tag nicht gestorben, aber ich war seitdem nicht mehr dieselbe. Mein Leben hatte sich einmal um sich selbst gedreht, genau wie ich mich bei meinem unfreiwilligen Salto über den Lenker meines Rennrads.
Nicht nur die bittere Diagnose, eine Schrägfraktur des Schienbeins, riss mir den Boden unter den Füßen weg, sondern auch ihre Bedeutung für mein Leben. Meine Karriere war damit beendet.
Vor dem Unfall war ich eine Triathletin auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn gewesen, und noch heute hörte ich die begeisterten Worte meines Agenten Harry in meinem Kopf: „Dein strahlendes Lächeln wird Millionen Packungen Cornflakes verkaufen. Nike lädt dich zu einer Party mit anderen Testimonials ein, es wird alles bezahlt. Na klar bekommst du ein Stipendium fürs College. Du hast eine großartige Zukunft vor dir.“
Fehlanzeige.
Das alles war von dem einen auf den anderen Tag vorbei gewesen. Ein Missgeschick, ein Unfall, der Bruchteil einer Sekunde hatte über mein Schicksal entschieden.
Als sich die grüne Radlerhose zwischen meinen Beinen dunkel verfärbte, stoppte ich das Video schnell. Es war der Gipfel der Schmach, und die ekelhaften Kommentare toppten das noch. Ich wusste es, denn ich hatte sie alle gelesen.
Ich schnaubte leise, schloss die App und warf das Handy neben mich auf die Decke. Die Menschen bewunderten einen, wenn man ganz oben war. Doch sobald man fiel, stürzten sie sich auf einen wie ein Rudel tollwütiger Hunde.
Anfangs hatte Harry noch dafür gesorgt, dass diese Videos durch YouTube offline genommen wurden. Doch sie tauchten immer wieder auf, und irgendwann hatte er es wohl aufgegeben. Die Suchbegriffe „Remy Davis“ und „Unfall“ lieferten immer mehrere Treffer, die meinen Sturz aus den unterschiedlichsten Perspektiven zeigten. Die meisten Klicks, Likes und Kommentare bekamen die Versionen des Videos, die nichts verpixelten.
Mein Magen knurrte laut und fordernd. Wann hatte ich zuletzt etwas gegessen? Ich wusste es nicht mehr. Mein Blick glitt zum Fenster, dessen heruntergelassene Jalousien die Welt da draußen ausblendeten.
Heute müsste Montag sein, oder? Freitagmittag war die Übergabe. Ich hatte also noch etwas mehr als drei Tage, bis ich aus diesem Zimmer raus sein musste. Vielleicht sollte ich mir langsam überlegen, wie ich mein Zeug in einen Lagerraum bekam. Vielleicht sollte ich überlegen, wo ich unterkommen konnte. Vielleicht …
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und das nicht nur vor Hunger. Verdammt! Ich drückte mich von meinem Bett hoch und ächzte, als ich ausatmete. Mein Körper fühlte sich an, als wäre ich einen Marathon gelaufen, dabei hatte ich mich kaum bewegt in den letzten Tagen. Mühsam stand ich auf und streckte mich.
Die Luft in meinem Zimmer roch schal und abgestanden. Kein Wunder, ich hatte es seit Tagen kaum verlassen, und ans Lüften hatte ich ebenfalls nicht gedacht. Ein bitterer Geschmack machte sich in meinem Mund breit, als ich den Blick schweifen ließ. Gepackte Umzugskisten standen überall im Raum verteilt. Ich hätte sie an einer Wand stapeln können, aber in letzter Zeit war mir sowieso das meiste egal. Ich stand auf, wenn die Welt schlafen ging. Ich aß das, was sich in maximal zwei Minuten in meiner Mikrowelle zubereiten ließ. Ich wusste schon nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen Hörsaal betreten hatte.
Bevor ich das Gewicht auf mein verletztes Bein verlagerte, erwartete ich den Schmerz, und er kam prompt. Ein Stich schoss mir siedend heiß hinauf bis in den Brustkorb, wie ein brennender Stachel, der all meine Nervenenden lichterloh entflammte. So war es immer, wenn ich das Bein nach längerem Liegen belastete. Laut meines Psychotherapeuten war es zum größten Teil Phantomschmerz und ein deutliches Zeichen dafür, dass wir noch einen langen Weg vor uns hatten. Ich erinnerte mich auch nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen Termin bei ihm wahrgenommen hatte. Ich nahm zwar keine Drogen oder Medikamente, die mein Erinnerungsvermögen beeinträchtigten, aber ich hatte das Gefühl, dass mir mein Leben völlig entglitten war. Dass die Tage so gleich waren, dass sie zu einem einzigen verschwammen, und mein Verstand langsam, aber sicher völlig abschaltete.
Hunger! Mein Magen, mein Gehirn, mein ganzer Körper schrie mir wütend diese Forderung entgegen.
Auf der Mikrowelle fand ich nur zwei leere Packungen Pop-Tarts. Im Kühlschrank darunter herrschte gähnende Leere. Ob ich etwas bestellen sollte?
Ich griff nach meinem Portemonnaie, das direkt neben der Mikrowelle lag. Ein Dollar und fünfundsiebzig Cents. Das wäre noch nicht mal ein angemessenes Trinkgeld für den Lieferboten, geschweige denn, dass ich dafür etwas zwischen die Zähne bekam.
Ich fluchte leise und überlegte gerade, ob ich alle meine Taschen nach etwas Kleingeld durchsuchen sollte, als mein Handy einen Ton von sich gab. Ich ging zurück zum Bett und drückte auf „Lesen“, während ich es aufhob.
Hey. Sorry, das mit dem Zimmer klappt nicht. Hoffe, du bist okay, Steph.
Stephenie war eine ehemalige Teamkollegin von mir, die in einer WG nur ein paar Blocks entfernt wohnte. Nach dem Unfall hatte sie jeden Kontakt zu mir gemieden, fast so, als würde ich Unglück bringen. Ich hatte all meinen Stolz hinuntergeschluckt, als ich sie wegen des Zimmers kontaktiert hatte. Es war kaum mehr als eine Abstellkammer, aber günstig. Das Geld würde ich irgendwie aufbringen. Mit Steph hätte ich mich arrangieren können, sie sah das wohl anders.
Egal.
Ich schloss den Messenger, ohne ihr zu antworten. Steph war der letzte Versuch gewesen, meine drohende Obdachlosigkeit abzuwenden. Ich lachte bitter auf. Vielleicht konnte ich in den Lagerraum ziehen, in dem ich meine Kartons parken wollte? Drei Tage …
Drei Tage, um Geld zu verdienen, um irgendwie ein Zimmer zu finden. Wobei hier die Betonung auf „irgendwie“ lag. Drei Tage …
Ich checkte meine Mails. Noch mal fünf Absagen. Hatte ich die Kraft, ein weiteres Mal im Netz nach Jobs zu suchen? Ich horchte in mich hinein, aber da war nichts. Keine Motivation, keine Energie. Irgendwie hatte ich mich bereits damit abgefunden, mit dem sozialen Abstieg, der Lethargie, der Obdachlosigkeit. Nach dem Unfall war ich mir sicher gewesen, dass ich mit dem unfreiwilligen Karriereende nicht tiefer hätte fallen können. Aber das stimmte nicht. Ich fiel noch immer. Und noch hatte ich den absoluten Tiefpunkt nicht erreicht.
Obdachlos. Das Wort hallte in meinem Kopf nach.
Mein Magen zog sich erneut zusammen, und dieses Mal gesellte sich ein leichter Schwindel dazu, der Lichtblitze vor meinen Augen tanzen ließ.
Ich wartete, bis ich wieder richtig sehen konnte, und griff nach dem Hoodie, das schief über der Lehne des Schreibtischstuhls hing. Dann streifte ich es mir über das verknitterte T-Shirt, in dem ich geschlafen hatte. Die Jogginghose tauschte ich gegen eine Röhrenjeans, die im Trockner um mindestens eine Größe eingelaufen war. Aber ich mochte das enge Gefühl an der Wade, weil es mir versicherte, dass zumindest der Stoff mein Bein zusammenhielt. Ich wachte immer noch oft nachts schreiend auf, mit der absoluten Überzeugung, dass mein Unterschenkel nichts mehr als ein gesplitterter Brei aus Muskeln und Knochen war.
Ich schlüpfte in meine Doc Martens, schnappte mir Handy, Portemonnaie und Schlüsselbund und zog mir die Kapuze des Hoodies tief in die Stirn. Früher hatte ich beim Training und bei Wettkämpfen gern aufwendige Flechtfrisuren getragen. Heute war es mir nach dem Aufstehen sogar zu viel, zu duschen und mir die Haare zu kämmen. Aber dank der Kapuze würde das niemand sehen.
Meine Hand lag schon an der Türklinke, als ich wie automatisch einen kurzen Blick in den Spiegel warf. Ich erkannte mich selbst kaum wieder. Mein helles Haar quoll strähnig unter der Kapuze hervor. Ich war unnatürlich blass und meine Augenringe so groß, dass sie eine eigene Postleitzahl verdient hätten. Vielleicht hätte Concealer geholfen, doch nicht mal den besaß ich mehr.
Ich riss mich von meinem Anblick los und trat durch die Tür auf den Gang des Wohnheims. Hier war es ruhig, und nur die kleine Notbeleuchtung über dem Zugang zum Treppenhaus brannte. Viele hier hatten ebenso wie ich ein Sportstipendium und gingen nach dem Training am Abend sofort schlafen. Ich hätte das Flurlicht anschalten können, doch stattdessen schlich ich durch die Dunkelheit wie ein verwundetes Tier.
Als ich ins Treppenhaus abbiegen wollte, stieß ich mit jemandem zusammen. Papier raschelte, als ich zurückprallte.
„Wow!“, erklang eine dunkle Stimme. „Ich habe dich nicht gesehen, das tut mir so leid.“
„Kein Problem“, sagte ich schnell.
Ich hörte, wie der Lichtschalter gedrückt wurde. Im nächsten Moment sprangen die Halogenleuchten über uns mit einem leisen Sirren an.
Dunkelbraunes Haar, das ihm in leichten Wellen in die Stirn fiel. Breite Schultern, wunderschöne türkisfarbene Augen, ein Grübchen am Kinn. Sein Haar war noch leicht feucht, aber er hatte keine Sporttasche dabei.
Ich starrte ihn einen Moment an, dann glitt mein Blick zu dem, was er da vor sich hertrug. Es war ein Karton, der über und über gefüllt war mit Lebensmitteln. Milchbrötchen, Chips, Dosenobst, Cup-Nudeln, Oreo-Kekse, Twinkies … Vermutlich war er im Gemeinschaftsraum gewesen, wo auch die Päckchen gelagert wurden, die hier für uns ankamen.
„Meine Mutter denkt offenbar, hier gibt es nichts zu essen“, sagte der Dunkelhaarige. „Jede Woche schickt sie mir so ein Paket.“ Er lachte dunkel. „Dabei verbietet mir mein Ernährungsplan das meiste davon. Aber das will Mom nicht verstehen.“
Was hätte ich für eine Mutter gegeben, die mir Pakete schickte! Und der Typ klang fast genervt. Wusste er, wie gut er es hatte?
Ich warf einen neidischen Blick in den Karton und entdeckte sogar ein paar beschriftete Tupperdosen: Cookies. Muffins. Das Lesen der kleinen, weißen Aufkleber sorgte dafür, dass mein Magen erneut vernehmlich knurrte.
„Sorry.“ Schnell presste ich eine Hand auf meinen Bauch.
„Ähm … Möchtest du was haben?“ Er hielt das Paket mit einem Arm und reichte mir dann eine kleine Tüte Chips. Seine Stimme klang nun weicher.
„Danke.“ Barbecue-Geschmack. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, und zu gern hätte ich sie jetzt sofort aufgerissen. Gott, war mir das peinlich!
„Noch was?“ Er schnippte den Deckel der Tupperdose mit dem „Muffins“-Schild auf.
Der süße Geruch von Zimt und Pekannüssen stieg mir in die Nase. Ich schluckte.
„Hier“. Er gab mir einen Muffin.
„Danke dir.“ Ich sah zurück in sein Gesicht.
Er vertiefte das Lächeln, versuchte, meinen Blick zu halten, und ich sah nichts als Freundlichkeit und einen Hauch Neugier in seinen Augen. „Noch einen Wunsch?“
Ja. Ja! Dreh die Zeit zurück. Gib mir mein Leben zurück. Und dann treffen wir uns erneut, hier, auf diesem Flur, in dieser Nacht. Und dann … Vielleicht finde ich dann heraus, wie viel mehr hinter diesem sympathischen Lächeln steckt.
Traurigkeit umfing mich. Dann gesellten sich Wut und Verbitterung dazu. Neun Monate. Es war jetzt ein dreiviertel Jahr her.
Reiß dich zusammen. Komm endlich damit klar. Komm. Damit. Klar!
Er hielt mir eine Packung Twinkies hin. „Das hier?“
Ich schüttelte den Kopf. Er war so nett zu mir. Dabei kannten wir uns gar nicht.
„Nein, danke.“ Ich holte entschlossen Luft, schluckte all die bitteren Gefühle herunter. „Aber das ist sehr lieb von dir.“
„Wirklich nicht?“ Er tat so, als würden die Twinkies über den Rand des Pakets in meine Richtung tanzen.
Er war wirklich süß.
„Da ist es ja. Endlich.“
Ich sah neugierig zu ihm hoch.
Sein Blick war trotz der kühlen Farbe seiner Augen warm. „Ein Lächeln.“
Ich schnaubte leise, aber mein Lächeln wurde noch breiter. Er legte die Twinkies in den Karton und streckte mir die Hand hin. „Ich bin Neil, Zimmer 408, Leichtathletik. Aber ich wohne erst seit drei Wochen hier im Wohnheim“, fügte er noch hinzu.
„Remy, also eigentlich Remyra, Zimmer 414, Triathlon.“ Ich brachte es nicht fertig, ihm zu erzählen, dass ich die Uni schon in drei Tagen verlassen würde.
„Freut mich, Remy.“ Mein Vorname schien ihm nichts zu sagen, ein Glück. Sein Blick wurde ernst. „Wir kennen uns nicht, und das ist vielleicht zu persönlich, aber …“ Er zögerte wieder, dann neigte er leicht den Kopf, als wollte er unter meine Kapuze sehen. „Geht es dir gut? Ich will nicht unhöflich sein, aber …“
Zeit für einen Abgang.
„Danke für die Chips.“ Ich wollte ihn erneut anlächeln, aber ich war nicht sicher, ob es mir wirklich gelang. „Und für den Muffin.“ Ich hob ihn hoch, als wollte ich Neil damit grüßen. „Wir sehen uns.“ Ich nickte ihm knapp zu, dann schob ich mich an ihm vorbei.
„Ja, okay“, hörte ich seine Stimme hinter mir. Er klang überrumpelt und ein wenig … enttäuscht? „Wir sehen uns, Remy.“
Sicher nicht.
Ich beeilte mich extra, als ich die Stufen hinunterlief, und verschlang dabei den Muffin mit drei Bissen. Die zwei Stockwerke hatte ich trotz meines Beins schnell geschafft, und ich atmete erst auf, als ich hinaus in die winterliche Kälte trat. Vielleicht wäre ich unter anderen Umständen noch mal nach oben gegangen und hätte einen Mantel übergezogen. Ich dachte an Neils leuchtende Augen, sein sympathisches Lächeln, die Wärme in seiner Stimme.
Nein, ich wollte nicht, dass er mich noch mal sah. Mein Abgang war schon seltsam und peinlich genug gewesen.
Ich riss die Chipstüte auf und ließ meinen Blick über den Campus der Georgia State University gleiten. Grüne Wiesen, auf denen im Sommer Studenten saßen und lernten. Jetzt hing ein zarter Nebelschleier über den Halmen und ließ die Freiflächen aussehen wie den Schauplatz eines geheimnisvollen Märchens. Alte Bäume, die die Wege säumten und deren winterlich kahle Äste sich wie erstarrte Tentakel in Richtung Himmel reckten. Bänke aus Holz, auf denen Raureif glänzte wie ein Hauch Feenstaub. Mein Atem stieg in kleinen Wölkchen vor mir in der Dunkelheit auf, während ich die Chips knusperte. Das Salz belebte alle meine Sinne so wie der Zucker zuvor.
Wieder glitten meine Gedanken zu Neil. Ich war zwar pleite, hatte mein Stipendium verloren und war vom College geflogen, aber vielleicht könnten wir trotzdem mal einen Kaffee …
Bullshit. Als Nächstes glaubte ich wohl wieder an den Weihnachtsmann.
Vor meinem inneren Auge wischte ich Neils Lächeln entschieden fort.
Game over, Remy. Get over it.
Ich steckte die leere Tüte in meine Hosentasche, zog mein Handy hervor und warf einen schnellen Blick darauf. 21 Uhr, und es war schon komplett dunkel. Gelobt sei der Winter.
Ich schob die Hände in die Taschen meines Hoodies, als ich mit gesenktem Kopf loslief. Es war Zeit, mir mal wieder zu beweisen, wie tief ich tatsächlich gesunken war.
Kapitel 2
Ich legte im Gehen eine Hand an meine Stirn, als ich den Campus verließ. Mir war plötzlich so warm. Ob ich krank wurde? Ich zupfte am Kragen des Hoodies. Ich brauchte Luft, sonst würde ich als Nächstes schmelzen.
Eine gefrorene Pfütze knirschte, als meine Docs das Eis zerbrachen. Was war bloß los? Ich war mal an einer Grippe erkrankt. Da hatte ich wie eine Irre geschwitzt, und mir hatte alles wehgetan, aber jetzt war es ein anderes Gefühl von Wärme. Fast so, als hätte ich einen Hochofen verschluckt, als produzierte mein Körper so viel Energie, dass ich die wärmenden Lagen Stoff nicht brauchte.
Eigentlich wollte ich nicht mal die Kapuze abstreifen, weil ich aussah wie ein Geist. Und dann erst meine Haare …
Eine Hitzewelle durchflutete mich.
Okay, ich brauchte jetzt eine Lösung. Ich zog ein Zopfgummi von meinem Handgelenk. Es war schon ziemlich ausgeleiert, aber es reichte noch, um meine Haare in einem Knödel zu bändigen. Erleichtert riss ich mir das Hoodie über den Kopf, und kaum dass ich ihn mir um die Hüfte gebunden hatte, fühlte ich, wie ich zum ersten Mal seit Minuten wieder richtig Luft bekam.
Ich lief die Courtland Street hinab, passierte die Sports Arena, die zur Uni gehörte, ebenso wie die Volleyball-Courts. Bei Willys Mexican Grill war deprimierend wenig los, ebenso wie im Waffle House. Also nahm ich die Bahn Richtung Hotel District und stieg an der Station Peachtree aus. Rund um den Centennial Olympic Park gab es verschiedene angesagte Bars und Pubs, in denen Geschäftsleute gern den Feierabend einläuteten.
Wieder betastete ich prüfend meine Stirn. Nicht feucht. Auch meine Hände waren warm und trocken. Ein wohliges Feuer brannte in meinem Inneren, und der kalte Wind an meinen nackten Armen war nichts als eine sanfte Brise.
Seltsam. Sehr seltsam, aber definitiv nichts, das jetzt Priorität hatte. Und da ich keine Krankenversicherung mehr besaß, würde mir auch niemand helfen, bis ich auf offener Straße zusammenbrach.
Darauf würde ich es jetzt einfach ankommen lassen. Außerdem lenkten mich die beeindruckenden Hochhäuser, das viele Chrom und die teuren Limousinen am Straßenrand ab.
Ka-Ching. Hier saß das Geld locker, und ich war fest entschlossen, mir meinen Anteil davon zu sichern.
Ich hatte mit dem Klauen angefangen, als die Bank mir mein Konto sperrte. Als ich weder meinen Agenten oder sonst wen mehr um Geld bitten konnte. Als ich den Job als Küchenhilfe nach einem Tag verlor, weil ich nach drei Stunden nicht mehr stehen konnte. Als ich Hunger hatte und vor mir ein Kerl in Maßanzug und Designer-Lackschuhen seine Brieftasche nur locker in das vordere Fach seiner prolligen Aktentasche geschoben hatte.
Scham musste man sich leisten können. Wenn die Verzweiflung die Oberhand gewann, dann rechtfertigte man sein Handeln, um nicht daran zu zerbrechen.
Trotzdem überfielen mich vorher immer wieder Skrupel. Immer wieder entschloss ich mich dagegen, gerade dann, wenn das Geld für etwas war, das nichts mit reinem Überleben zu tun hatte. In den sechs Wochen, seit ich regelmäßig nachts durch die Straßen schlich, hatte ich immer wieder den Rückzug angetreten. Außerdem hatte ich Prinzipien. Keine Rentner und keine Familien mit Kindern. Und keine Studenten – auch wenn die manchmal schwer auszumachen waren, wenn sie mit Daddys Geld großkotzig in den Bars herumwedelten.
Ich war gerade auf das John Portland Boulevard abgebogen, als mir drei Typen aus der Hotelbar des Hyatt Regency vor die Füße taumelten. Sie schlugen sich immer wieder gegenseitig auf die Schulter, und als ich ihnen folgte, entnahm ich ihrer Unterhaltung, dass sie heute einen großen Deal abgeschlossen hatten. Sie sprachen über Häuser, aber ich hielt sie für Anwälte. Absolventen einer Eliteuni, die in einer der besten Kanzleien von Atlanta mit Immobilien-Spekulationen das große Geld machten. Und die alle schon ziemlich angeschickert wirkten.
Mein Glück.
Fast wäre ich in sie hineingelaufen, als sie vor einem Pub stehen blieben und lautstark diskutierten, ob sie sich dort noch einen Absacker gönnen sollten.
Ich machte einen halben Schritt zurück und zog alibimäßig mein Handy hervor. Mein Blick glitt über die fahrenden Autos zur anderen Straßenseite. Von dort grinsten mich zwei Typen an.
Ich sah schnell weg und direkt wieder hin. Nein, ich hatte mich nicht geirrt. Sie grinsten immer noch.
Ich brauchte einen Moment, um darauf zu kommen, was hier nicht ins Bild passte.
Beide in mittleren Jahren, beide mit Bart, und beide trugen … Reitstiefel? In den Hochhausschluchten von Atlanta?
Ich kniff die Augen zusammen, um ganz sicherzugehen.
Reitstiefel, weit geschnittene Stoffhosen und Westen.
Alles klar …
Ich sah weg. Jeder wie er mochte. Ich hatte kein Problem damit. Furries, Trekkies oder Hipster, jeder sollte sich kleiden, wie es ihm gefiel, und lieben, wen er oder sie wollte, dachte ich, während ich kurz vor der mit Halloween-Deko erschlagenen Auslage eines Elektronikgeschäfts stehen blieb. Auf den Flatscreens lief überall dasselbe Programm. Eine Doku eines Nachrichtensenders. Es schien um den heutigen Tag, den 31. Oktober, zu gehen.
Wahnsinn! Denen fiel auch echt nichts mehr ein.
„Samhain – eine Nacht voller Wunder“ jagte gerade in verschnörkelter Schrift über die Bildschirme.
Ich schnaubte. Samhain, eine Nacht wie jede andere. Und war heute nicht Halloween?
Ich drehte mich weg und sah erneut kurz zur gegenüberliegenden Straßenseite. Als Paar sahen die beiden ganz niedlich aus. Und statt der Windjacke in gleichen Farben trugen sie eben Reitstiefel und Westen. Sei’s drum.
Aber selbst als die Anwälte weitergingen, wollte das Bild der zwei Typen mit den irgendwie altertümlich wirkenden Klamotten nicht aus meinem Kopf verschwinden. Sie hatten mich angegrinst, als würden wir uns kennen.
Doch jeder Gedanke an sie war vergessen, als ich sah, wie nachlässig der eine Anwalt seine Geldbörse in die Tasche seines Jacketts gestopft hatte. Ich steckte mein Handy weg und sprach mir selbst noch mal Mut zu.
Das hier war nicht einfach.
Es war nicht nur eine Straftat. Es war fremdes Eigentum, es war Geld, für das der Mann gearbeitet hatte. Es war hinterhältig und gemein.
Wieder fühlte ich mich wie im freien Fall. Haltlos, orientierungslos und ohne Boden in Sicht.
Reiß dich zusammen. Jetzt oder nie.
Ich schob mich an ihnen vorbei, murmelte eine Entschuldigung und griff gleichzeitig zu.
Das Leder schmiegte sich weich an meine Handfläche.
Geschafft.
Die Männer hatten mich nicht mal beachtet. Dennoch beschleunigte ich meine Schritte, bis ich in eine kleine Nebenstraße abbiegen konnte. Ich schob das Portemonnaie in die hintere Tasche meiner Hose, damit es unter dem umgebundenen Hoodie versteckt war.
Kein Geschrei, kein Rufen nach der Polizei. Auch das hatte ich schon erlebt und war nur knapp davongekommen.
War es erledigt, fand ich es klug, in der Dunkelheit zu verschwinden. Im Hinterhof eines Ladens zählte ich schnell meine Beute. Sechsundsiebzig Dollar und ein Portemonnaie von Burberry, das ich verkaufen könnte. Auf den Straßen Atlantas gab es genug Händler, die sich für „auf Umwegen“ beschaffte Waren interessierten. Vierzig Mäuse waren da bestimmt drin, es sah aus wie neu.
Ich vermied einen Blick auf den Personalausweis. Den Namen wollte ich nie wissen, denn das machte es plötzlich persönlich. Ich warf ihn hinter mich in die Dunkelheit, genau wie die Kreditkarten. Die Nummer war mir einfach zu heiß. An allen Bankautomaten gab es Kameras, ebenso wie in den meisten Geschäften. Dort mit einer gestohlenen Karte aufgenommen zu werden, war mir zu riskant. Außerdem wollte ich gar nicht das große Geld. Ich brauchte nicht viel, und bald würde ich bestimmt einen neuen Job haben. Bald. Sehr bald. Meinen Hintern hochkriegen, die fünfte Runde Bewerbungen schreiben, sich vorstellen gehen, bald, ja, sehr, sehr bald …
Diebin und Heuchlerin, Glückwunsch, du Loser.
Ich wühlte noch weiter in dem Portemonnaie. Keine Fotos, ein Glück. Aber ein flacher Taschenspiegel.
Ernsthaft? So schön war der Typ nun wirklich nicht gewesen.
Ich betrachtete meine Reflexion in dem kleinen eckigen Plastikrahmen.
In diesem Moment brach der helle Wintermond durch die Wolkendecke. Ein leichter Wind kam auf. Ich konnte die Nacht schmecken. Ihre flirrende Kälte, die winzigen Eiskristalle in der Luft.
Mein Blick in dem Taschenspiegel sah aus, als hätte ich einen Geist gesehen.
Ich konnte den Wind hören, sein leises Flüstern, sein Versprechen von Freiheit.
Meine Augen wirkten riesig in dem leicht schmierigen Glas.
Schatten begannen zu flüstern, jedes Geräusch wurde messerscharf, jede Bewegung sichtbar. Die halb erfrorene Ratte vor der Mülltonne, das Rascheln einer Katze auf der Feuertreppe, der schiefe Gesang einer Frau aus einem der Fenster.
Dann schien das Blau in meinem linken Auge zu verschwimmen. Das Schwarz der Pupille dehnte sich aus, streckte sich, und ein scharfer Stich jagte mir bis ins Hirn. Ich stieß einen schmerzerfüllten Laut aus. O Gott, was passierte gerade? Ob ich auf diesem Auge spontan blind wurde?
Ich blinzelte, und dennoch konnte ich den Blick nicht abwenden. Was zur Hölle ging hier vor? War ich krank? Würde ich sterben? Jetzt, hier, sofort?
Der Schmerz verschwand, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Zurück blieb eine Träne, die mir aus dem Augenwinkel rann, und eine komplett schwarze Iris.
Was. Zur. Hölle …?
Ich starrte immer noch ungläubig in den Spiegel. Meine Sehkraft war unverändert gut, aber … Ich keuchte auf vor Schock. Eine Iris war blau, die andere schwarz! Das Weiß drum herum schien zum Glück unversehrt.
„Was …“
Eine Stimme ließ mich meinen gemurmelten Satz nicht beenden. „Hey, Süße!“
Ich hob den Kopf, überrascht und ertappt zugleich. Ein Typ kam lässig auf mich zu. Er war vielleicht fünf oder sechs Jahre älter als ich. Seine Klamotten wirkten okay, aber er könnte dringend mal einen Haarschnitt vertragen. Und seine Schuhe schienen buchstäblich auseinanderzufallen.
„Rück die Kohle raus. Ich weiß, du hast den Schnösel beklaut.“ Er streckte mir auffordernd die Hand hin. „Los, mach schon, oder das hier wird hässlich.“
Ich, die immer noch Portemonnaie und Taschenspiegel hielt, konnte das schlecht leugnen. Hinzu kam, dass ich durch die Sache mit meinem Auge noch irgendwie leicht neben mir stand. Verständlicherweise. Ich rechnete immer noch damit, dass ich gleich nichts mehr sah.
„Hau ab“, sagte ich halbherzig. „Das geht dich nichts an.“
„’ne große Klappe hat sie auch noch.“ Der Typ strich sich das dunkle Haar zurück und verzog verächtlich einen Mundwinkel, als er sich vor mir aufbaute. Seine Nägel waren ungepflegt, der Kinnbart zu lang, um hip zu sein.
Schwer zu sagen, ob er tatsächlich obdachlos war.
Sag Hallo zu deinen neuen Freunden, Remy, wisperte eine böse kleine Stimme in meinem Kopf.
„Ich gehe jetzt.“ Ich wollte mich abwenden.
„Erst das Geld, Baby, und dann überlege ich mir, ob du gehen darfst.“ Er griff nach mir. Brutal, ohne zu zögern und so unwirsch, wie man nach einem davonfliegenden Blatt greifen würde.
„Lass mich los.“ Mein Herz überschlug sich vor Angst. Bisher hatte ich auf den Straßen Atlantas immer Glück gehabt. Doch ich wusste, wie gefährlich es war, sich als Frau allein im Dunkeln herumzutreiben. Und jetzt bekam ich die Quittung dafür.
Der Typ lachte, doch als sich unsere Blicke trafen, wich er überrascht zurück.
„Freak.“ Er stieß das Wort hervor wie ein Schimpfwort.
Ich antwortete nicht, stattdessen versuchte ich, mich aus seinem Griff zu lösen. Das Portemonnaie fiel mir aus der Hand, der kleine Spiegel zerbrach auf dem Asphalt.
„Hilfe!“ Ich schrie das Wort aus Leibeskräften. „Hilfe, bitte!“
Keine Reaktion.
Irgendwo wurde scheppernd ein Fenster zugeknallt.
Dann lagen seine Finger plötzlich um meinen Hals. Er würgte mich. Er schnürte mir die Luft ab!
Ich sollte vor Angst und Panik durchdrehen, doch ich fühlte nichts dergleichen mehr.
Nichts.
Da war eine seltsame Ruhe in mir, tief und endlos. Dunkel und voller Kraft. Die berühmte Ruhe vor dem Sturm.
Ich schaffte es irgendwie, nach Luft zu schnappen, und sie prickelte, als würden winzige Kristalle aus gefrorenem Sauerstoff auf meiner Zunge schmelzen.
Dort, tief in meinem Bauch, wo das kleine Feuer mich wärmte, entzündete sich ein Funke. Tief in mir brannte eine Sicherung durch. Ich schlug zu.
Das Brechen seiner Nase verursachte ein hässliches Knirschen.
Der Typ schrie auf, ließ mich los und wollte zurückweichen. Doch wie in Trance griff ich nach ihm.
Es fühlte sich an, als machte mein Körper sich selbstständig. Als wüsste er instinktiv, wie und wo er zuschlagen musste. Ich war nie eins dieser zerbrechlichen Püppchen gewesen, die unter dem schützenden Arm des Freundes verschwinden wollten. Ich maß knapp 1,75 Meter, und jeder Muskel meines Körpers war durch das jahrelange Training gefordert und geformt worden. Ich hatte zwar eine Menge abgenommen in den letzten Monaten, aber ich war immer noch rank und sehnig wie ein grüner Ast.
Noch ein Schlag. Und noch einer.
Als mein Verstand wieder die Oberhand gewann, sah ich entsetzt auf meine blutigen Fingerknöchel. Es war nicht mein Blut, was mich noch mehr entsetzte.
Der Typ war ohnmächtig in sich zusammengesunken, ein Arm lag schlaff über meinen Docs. Blutstropfen glitzerten auf dem Asphalt.
Ich hatte einen Menschen geschlagen. Der Typ war bewusstlos! Ich atmete schwer, immer noch unfähig, mich zu bewegen. Innerlich jedoch fühlte es sich an, als wäre jede Zelle meines Körpers zu neuem Leben erwacht. Es war wie ein Rausch, wie ein Cocktail nie gekannter Emotionen. Ich wollte es herausschreien. Lachen, kichern, ausflippen.
Ich schämte mich dafür, und schnell presste ich eine Hand über meinen Mund. Doch ich kam nicht dagegen an. Ein irres Lachen kämpfte sich den Weg aus meiner Lunge. Es brannte in meiner Kehle, fordernd und so übermächtig, dass ich mich krümmte.
Dann kapitulierte ich.
Ich bog den Rücken durch, reckte den Kopf gen Himmel, hinauf zum Mond, den Wolken, den Sternen und lachte.
Ein wilder Schrei erklang. Triumphierend, high vor Blutlust. Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es mein eigener Laut gewesen war. Ich atmete keuchend aus, und mein Blick fiel auf den Mann, den ich bewusstlos geschlagen hatte.
Passierte das hier wirklich? Oder hatte ich endgültig den Verstand verloren?
„So viel Wut“, erklang eine tiefe Stimme unweit hinter mir.
„So viel Wahnsinn“, diese andere Stimme klang sogar noch dunkler.
Ich schwang herum.
Da waren sie wieder. Die zwei Typen mit den Reitstiefeln und der seltsam aus der Mode gekommenen Kleidung.
„Sie gehört zu uns.“ Der Grauhaarige sprach, als wäre ich gar nicht da.
Der Dunkelhaarige nickte beifällig. „Sie gehört definitiv zu uns.“
„Wie bitte?“, stieß ich hervor. Als eine Wolke den Mond wieder freigab, badete ein milchiges Licht den Hinterhof. Ein eisiger Schauer jagte mein Rückgrat entlang. Ich starrte die beiden an. Sie hatten meine Augen. Blau und Schwarz.
O. Mein. Gott!
„Hallo, Jägerin.“ Die Stimme des Dunkelhaarigen klang nun wie ein Schnurren. Er war nur knapp so groß wie ich, doch seine Hände wirkten so kräftig, dass sie mich vermutlich mühelos in der Mitte durchbrechen konnten. „Es wird höchste Zeit, dass du deine Kohorte kennenlernst.“
Talk mit unseren Autor:innen zu Romantasy und High Fantasy, Pen-&-Paper-Rollenspiel und danach[...]
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