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Cross the Line – Auf der Rennstrecke kämpft er um den Sieg, im Leben um ihr Herz (Racing Hearts 1) Cross the Line – Auf der Rennstrecke kämpft er um den Sieg, im Leben um ihr Herz (Racing Hearts 1) - eBook-Ausgabe

Simone Soltani
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Roman

— Mit limitiertem Farbschnitt | Wunderschöne Formel-1 Romance mit Sunshine Charakteren (Willow & Dev)
Paperback (16,00 €) E-Book (4,99 €)
€ 16,00 inkl. MwSt. Erscheint am: 27.02.2025 In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
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Cross the Line – Auf der Rennstrecke kämpft er um den Sieg, im Leben um ihr Herz (Racing Hearts 1) — Inhalt

Platz 1 für die Liebe

Devs Karriere als Formel-1-Fahrer steht auf dem Spiel. Nach einem Skandal ist sein Image ruiniert, und nur eine kann es retten: Willow. Doch sie ist die Schwester seines besten Freundes, und seit er sie geküsst hat, denkt er ständig an sie. Als Dev Willow bittet, seine Social Media-Managerin zu werden, kann sie nur zusagen, sucht sie doch ihren Traumjob im Sportmarketing. Dafür muss sie aber die Gefühle für ihn ignorieren. Willow und Dev wollen professionell sein, ungeachtet der glühenden Chemie zwischen ihnen. Doch in der rasanten Welt der Formel 1 muss man manchmal Grenzen überschreiten ...

€ 16,00 [D], € 16,50 [A]
Erscheint am 27.02.2025
Übersetzt von: Bettina Hengesbach
544 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06651-8
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€ 4,99 [D], € 4,99 [A]
Erscheint am 27.02.2025
Übersetzt von: Bettina Hengesbach
544 Seiten
EAN 978-3-492-61101-5
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Leseprobe zu „Cross the Line – Auf der Rennstrecke kämpft er um den Sieg, im Leben um ihr Herz (Racing Hearts 1)“

Prolog

Dev

Oktober – Austin, Texas

Ich hab’s vermasselt. Oje, und wie ich es vermasselt habe.

Mein Renningenieur ertönt in meinem Ohr und stellt mir Fragen wie „Was ist passiert?“ und „Alles okay?“ und – am wichtigsten: „Wie groß ist der Schaden am Wagen?“. Ich muss ihm antworten, muss ihm und dem Team versichern, dass ich bei Bewusstsein bin, nachdem ich über den Schotter geschlittert bin und mit fast hundertsechzig Stundenkilometern eine Absperrung gerammt habe.

Für den Moment müssen sie sich auf die Computerbildschirme an der Boxenmauer verlassen, die [...]

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Prolog

Dev

Oktober – Austin, Texas

Ich hab’s vermasselt. Oje, und wie ich es vermasselt habe.

Mein Renningenieur ertönt in meinem Ohr und stellt mir Fragen wie „Was ist passiert?“ und „Alles okay?“ und – am wichtigsten: „Wie groß ist der Schaden am Wagen?“. Ich muss ihm antworten, muss ihm und dem Team versichern, dass ich bei Bewusstsein bin, nachdem ich über den Schotter geschlittert bin und mit fast hundertsechzig Stundenkilometern eine Absperrung gerammt habe.

Für den Moment müssen sie sich auf die Computerbildschirme an der Boxenmauer verlassen, die meinen Pulsschlag anzeigen, denn ich kann keine Worte formen, um es ihnen mitzuteilen. Nicht weil körperlich irgendetwas mit mir nicht stimmt. Mein Gehirn ist einfach … nicht präsent. Es nimmt sich einen Tag frei. Ist gerade beim Lunch. Und das liegt nicht am Unfall.

„Dev?“, durchbricht Brannys Stimme, die selbst über den Funk ernsthaft besorgt klingt, den Nebel. „Kannst du mich hören? Bist du okay? Ich wiederhole: Bist du okay?“

„Mir geht’s gut“, presse ich hervor, wobei ich noch immer das Lenkrad umklammere. Wahrscheinlich sind meine Fingerknöchel unter den Handschuhen weiß. „Aber der Wagen ist hinüber. Tut mir leid, Leute. Das geht auf meine Kappe.“

Wie jeder gute Ingenieur wird er wissen wollen, wo das Problem lag, aber ihm ist klar, dass es besser ist, mich nicht über den Boxenfunk zu fragen, wo es alle Welt hören kann. Die Unterhaltung muss bis zum Debriefing warten, bei dem ich von unserem Geschäftsführer, unserem Teamchef und meinem leitenden Mechaniker einen Einlauf bekommen werde. Den habe ich auch verdient, denn es war tatsächlich meine Schuld.

Es lag nicht am Wagen, am Belag der Rennstrecke, an einem anderen Fahrer oder an den Wetterverhältnissen. Nein, ich habe hinter dem Steuer eine Todsünde begangen.

Ich war abgelenkt.

Es hätte nicht passieren dürfen. Das ist in all meinen Jahren als Rennfahrer bisher nicht einmal vorgekommen, und ganz bestimmt nicht in meinen letzten fünf Jahren als Formel-1-Fahrer. Noch nie bin ich mit den Gedanken derart abgeschweift, dass der hintere Teil des Wagens unkontrolliert ausgeschert ist. Ich hatte kaum Zeit, zu reagieren, ehe ich mit voller Wucht gegen die Absperrung geprallt bin.

„Stell den Motor ab und komm zurück in die Box“, weist mich Branny an.

Bevor ich noch mehr Fehler mache, gehorche ich. Schon jetzt kann ich mir vorstellen, was die TV-Kommentatoren über die möglichen Gründe meines Unfalls zu sagen haben. Ich kann sie förmlich hören: Es ist zwar wahnsinnig enttäuschend, aber das Wichtigste ist, dass es ihm gut geht.

Doch es geht mir nicht gut. Davon bin ich weit entfernt. Ich habe es gehörig vermasselt – und damit meine ich nicht den Unfall.

Selbst während ich aus dem geschrotteten Wagen klettere und mich von dem millionenschweren Schaden entferne, kann ich nicht aufhören, daran zu denken. Wenn ich ehrlich zu mir bin, kommen die Dinge vielleicht nie wieder in Ordnung.

Denn ich habe gestern Abend Willow Williams geküsst. Ich bin ein toter Mann.


Kapitel 1

Willow

Sieben Monate später, Mai – New York City

Fast hätte ich meine Wohnung in Brand gesetzt. Schon wieder.

Macarons zu machen, sollte nicht derart schwer sein. Sie sind klein und niedlich, und laut Rezept werden ausgesprochen simple Zutaten benötigt – lediglich Eiweiß, Mandelmehl und Zucker. Also warum, oh warum, kann ich nicht mal ein Blech zubereiten, ohne die Sache vollkommen in den Sand zu setzen?

„O nein, o Shit“, murmele ich, während ich nach dem Ofenhandschuh auf der Arbeitsplatte greife und das mittlerweile qualmende Gebäck heraushole. Laut Timer sollten die Macarons erst in fünf Minuten fertig sein, dennoch sind sie jetzt schon fast vollkommen verkohlt. Entweder war im Rezept die falsche Temperatur angegeben, oder mein Ofen stammt geradewegs aus der Hölle. Ich tippe auf Letzteres.

Ich will unbedingt die berühmten klassischen Macarons aus Stella Margaux’ Bakery nachbacken, da die einzige Filiale in New York City schon seit einem Monat wegen Renovierungsarbeiten geschlossen hat und ich ohne das Gebäck nicht leben kann. Die Nachricht über die Schließung hat ausgereicht, um mich erwägen zu lassen, zurück an die Westküste zu ziehen, wo es praktisch an jeder Ecke ein Stella’s gibt. Aber wenn ich in den nächsten zwei Monaten keinen Job finde, bleibt mir vielleicht ohnehin nichts anderes übrig, als nach San Diego zurückzukehren und wieder bei meiner Familie zu wohnen.

Ich kam vor vier Jahren nach New York, um ans College zu gehen, eigentlich mit dem Vorhaben, vielleicht für den Rest meines Lebens hierzubleiben. Das Studium haben mir meine wundervollen Eltern unter der Bedingung finanziert, dass ich nach dem Abschluss mein eigenes Geld verdiene. Sie hätten zwar in Wahrheit kein Problem damit, mich auch weiterhin zu unterstützen, und könnten es sich auch leisten, aber mir geht es ums Prinzip. Ich habe ein Versprechen gegeben und vor, es zu halten, nur habe ich nicht damit gerechnet, dass es so schwer sein würde.

Am College riss ich mir den Allerwertesten auf, studierte als Hauptfächer Kommunikationswesen und Sportmarketing, als Nebenfach Englisch und machte jedes Semester ein neues Praktikum. Bei all der Erfahrung, dachte ich, würde es ein Leichtes sein, einen Vollzeitjob in der Marketingabteilung eines professionellen Sportvereins zu finden – mein absoluter Traumjob. Doch nach Dutzenden Bewerbungen, auf die ich keine Antwort erhielt, nach Vorstellungsgesprächen, die mich nie in die zweite Runde brachten, und niemals enden wollenden „Wir melden uns“-Lügen bin ich immer noch arbeitslos. Es wäre weitaus schlimmer, wenn ich bereits vor Jahren meinen Uniabschluss gemacht hätte und nicht erst letzte Woche, aber ich bewerbe mich schon seit Monaten auf Stellen, in der Hoffnung, längst Arbeit zu haben, wenn mir mein Diplom überreicht wird.

Ha. Der Schuss ging nach hinten los, denn nun stehe ich ohne Job, mit einer dahinschwindenden Summe auf meinem Bankkonto und einer zweistündigen Fahrt bis zur nächsten Stella-Margaux-Filiale da. Ich führe also nicht das Leben, das ich mir erträumt hatte. Aber wenigstens habe ich bisher nicht aufgegeben.

„Was verbrennt denn hier?“, fragt Chantal, die im Türrahmen steht und angesichts des Gestanks das Gesicht verzieht.

Seufzend setze ich mich in Bewegung, um das Fenster zu öffnen, wobei ich meiner Mitbewohnerin über die Schulter einen Blick zuwerfe. „Meine Hoffnungen und Träume.“

„Hab ich mir schon gedacht. Riecht fürchterlich.“

Das kann ich nicht bestreiten.

„Ist schon der vierte Versuch, den ich heute in den Sand setze“, beklage ich mich, während ich zu ihr schlurfe. Da ich Trost brauche, lege ich meine Schläfe an ihren Oberarm – nicht an ihre Schulter, da ich nur eins zweiundfünfzig bin und sie ein ein Meter fünfundachtzig großer Engel ist. „Die erste Ladung war nicht süß genug. Die zweite war so platt wie Crêpes. Die dritte war nicht gar, und diese hier …“

„Steht in Flammen.“

„Ist angebrannt“, korrigiere ich, löse mich von ihr und bedenke sie mit einem warnenden Blick. Allerdings kann ich ihr nicht allzu böse sein, denn kurzzeitig brannten sie tatsächlich. „Ich bekomme es einfach nicht hin, aber weiß nicht, was ich falsch mache.“

„Gönn dir eine Pause“, befiehlt Chantal. Ihr Tonfall ist entschieden, doch es schwingt auch Fürsorge darin mit. „Du kannst es morgen noch mal probieren.“

Natürlich hat sie recht, also werde ich mich zusammenreißen, mich aufraffen und einen neuen Versuch wagen, genau wie ich es immer tue. Doch ihr ist klar, dass mein Frust nicht nur etwas mit den Macarons zu tun hat. Sie weiß, wie sehr ich mir ein perfektes Leben wünsche und wie schwer es mir zusetzt, dass ich Schwierigkeiten habe, dieses Ziel zu erreichen. Da sie schon seit unserem Freshman-Jahr am College meine Mitbewohnerin ist, hat sie viele Höhen und Tiefen miterlebt und weiß alles über meine Hoffnungen und Träume. Ich kann von Glück reden, dass sie ihr Traumjob als Finanzanalystin – das muss man sich mal vorstellen – in New York hält, denn ich weiß nicht, was ich ohne sie tun würde.

„Ich bestell uns was zu essen, damit niemand dieses Katastrophengebiet betreten muss“, verkündet sie nun und zieht ihr Telefon aus der hinteren Tasche ihrer Jeansshorts, die ihre langen dunkelbraunen Beine zur Schau stellt. „Und jetzt guck endlich mal auf dein Handy, okay? Es vibriert ununterbrochen in deinem Zimmer und treibt mich in den Wahnsinn.“

Ich schenke ihr ein verlegenes Lächeln. „Sorry. Ich wollte mich nicht ablenken lassen, deshalb hab ich es nicht mit in die Küche genommen.“

Verschmitzt zieht sie eine Augenbraue hoch. „Du meinst, du wolltest nicht riskieren, es noch mal in die Teigmischung fallen zu lassen.“

Mein Gesicht brennt angesichts der Erinnerung an den erwähnten Backversuch. „Das ist nur einmal passiert!“

Sie wirft sich ihre Braids über die Schulter, während sie aus der Küche schlendert, wobei die kleinen Perlen an den Haarspitzen klickend aneinanderstoßen. Letzte Woche habe ich ihr dabei geholfen, sie auszuwählen; das Gold und das kräftige Azurblau passen perfekt zum wärmer werdenden Wetter und sind außerdem ihre letzte Chance, ein paar auffälligere Töne zu tragen, bevor sie ihren neuen Job antritt und sich eine „professionell“ wirkende Frisur zulegen muss. Es wäre toll, wenn die Welt endlich damit aufhören könnte, uns Schwarzen Frauen zu erzählen, was in Bezug auf unser Haar angemessen ist, aber dieser Tag ist noch nicht gekommen.

Seufzend löse ich meine Schürze und hänge sie an den Haken neben dem Fenster. Die pastellrosa Baumwolle flattert in der warmen Brise und verspottet mich und mein Versagen. Ich würdige die verkohlten Macarons keines weiteren Blickes, als ich die Küche verlasse und durch den schmalen Flur zu meinem Zimmer tapse.

Als ich an Grace’ offener Tür vorbeikomme, höre ich Gesprächsfetzen ihres Telefonats. Das gelegentliche Ächzen und die (sehr wenigen) Worte auf Kantonesisch, die ich dank dem, was sie mir über die Jahre beigebracht hat, verstehe, verraten mir, dass sie mit ihrer Mutter spricht. Wahrscheinlich versichert sie ihr, dass sie morgen nicht ihren Flug nach Hongkong verpassen wird, so wie es ihr bereits zweimal passiert ist.

Sie winkt mir mit den Fingern zu, als ich vorbeigehe, und ich schenke ihr einen Luftkuss, ehe ich in mein Zimmer nebenan husche. Die Sonne scheint durch meine Gardinen herein und wirft Schatten auf meinen Schreibtisch. Darauf liegt mein Handy eingekeilt zwischen ein paar Hautpflegeprodukten und einem Becher voller Glitzergelstifte. Das Display ist dunkel, aber als ich es hochhebe, sehe ich eine Reihe von Nachrichten und verpassten Anrufen, alle von meinem Bruder.

Die meisten Leute würden davon ausgehen, dass es irgendeinen Notfall gibt, aber für Oakley ist das nicht ungewöhnlich. Wenn er mich – oder irgendeine andere Person – beim ersten Versuch nicht erreicht, ruft er so lange an und schickt Nachrichten, bis ich drangehe. Diese Art von Aufdringlichkeit ist bei ihm Standard.

Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, eine der zwanzig Nachrichten zu lesen. Wahrscheinlich handelt es sich ohnehin nur um Emojis und die wiederholte Aufforderung: Geh ran!!!! Stattdessen tippe ich seinen Namen an, halte mir das Telefon ans Ohr und lasse mich auf meine zerknitterte Bettdecke fallen, wobei ich durch das Fenster zu dem Backsteingebäude auf der anderen Straßenseite schaue.

„Das hat aber lange gedauert“, murrt Oakley, als er drangeht.

„Ich war beschäftigt“, sage ich ausweichend. Wenn ich ihm mein Backdesaster gestehe, wird er mich ewig damit aufziehen. „Was gibt’s?“

„Willst du nach Monaco?“

Noch etwas, das typisch für meinen Bruder ist – er redet nicht um den heißen Brei herum.

Obwohl ich daran gewöhnt bin, bringt mich die Frage aus dem Konzept. „Monaco?“, wiederhole ich. „Das Land?“

„Ja, Willow, das Land“, antwortet er ironisch. „Sei nicht so schwer von Begriff.“

Ich verdrehe die Augen und zeige ihm innerlich den Mittelfinger. „Gott, ich hab ja nur nachgefragt.“

„Also?“ Ich kann mir ausmalen, wie er dabei ungeduldig mit der Hand eine kreisende Bewegung in der Luft vollführt. „Hast du Interesse oder nicht?“

„Ich meine, ja“, erwidere ich, obwohl ich dem Angebot nicht ganz traue. „Wer hätte das nicht? Aber warum fragst du überhaupt?“

„Weil ich nächste Woche hinfliege und dachte, dass du mich vielleicht begleiten willst. Außerdem ist es ein Rennwochenende und …“

Ich unterbreche ihn mit einem Schnauben. „Ich hätte wissen müssen, dass es um Motorsport geht.“

Als Teenager drehte sich das ganze Leben meines Bruders um Kartsport, was zu einer erfolgreichen, aber kurzen Karriere in der Formel 3 führte. Am Ende gab er das Fahren auf, um ein „normales“ Leben zu führen und ans College zu gehen. Ich persönlich hätte mir die Chance, professionelle Sportlerin zu werden, niemals entgehen lassen, aber das ist der Unterschied zwischen Oakley und mir – er hatte Optionen im Leben. Ich nicht.

„Und“, fährt Oakley fort, „meine Firma organisiert ein riesiges Event. Da dachte ich mir, du willst dich vielleicht ein bisschen mit den Fahrern unterhalten und dir dann das Rennen vom Fahrerlager aus ansehen. Dank SecDark hab ich Tickets.“

Unter „normal“ verstand Oakley, am College Cybersecurity zu studieren. Während des Herbstsemesters seines Senior-Jahres wurde er von einem der führenden Unternehmen der Branche, SecDark Solutions, rekrutiert und arbeitet seitdem dort. Das Unternehmen läuft so gut, dass es seit Kurzem auch diverse Sportmannschaften und Athleten sponsert, darunter ein Formel-1-Team, was auch die Party und die Fahrerlagerpässe erklärt. Wäre ich nicht so stolz auf meinen Bruder, weil er sich in einem aufsteigenden Unternehmen derart hochgearbeitet hat, wäre ich höllisch neidisch. Doch da sein Erfolg auch mir Vorteile verschafft, kann ich mich nicht darüber beschweren, dass er besser ist als ich.

„Ich weiß, dass du Probleme hast, einen Job zu finden“, sagt er, ehe ich weitere Fragen zu dem Event stellen kann, „aber es könnte eine gute Gelegenheit für dich sein, ein paar Kontakte zu knüpfen. Du hast deinen Sportmarketing-Traum doch noch nicht aufgegeben, oder?“

Ich drehe mich auf die Seite und ziehe meine Knie an die Brust. Oakleys Behutsamkeit beschämt mich mehr, als wenn er sich darüber lustig machen würde, dass ich immer noch arbeitslos bin.

Eine Karriere in der Sportbranche war schon immer mein Traum. Als Kind mochte ich Baseball und Basketball, liebte es, mit Oakley und unserem Vater zu Spielen zu gehen, liebte die elektrisierende Energie der Menge, die für ihre Mannschaft jubelte. Ich war von der Sekunde an begeistert, in der mein Dad mich an die Hand nahm und zum ersten Mal in ein Stadion führte. Danach gab es kein Zurück mehr. Ich wollte wie die Leute auf dem Spielfeld sein, wollte zu den Bases rennen und Halbfeldwürfe versenken. Ich wollte, dass die Menschen auf den Tribünen meinen Namen sangen, wollte, dass er durch das Stadion schallte und in den Herzen der Fans pochte.

Leider hielt mich mein Körper davon ab, diesen Traum Realität werden zu lassen. Obwohl es Jahre und unzählige Arztuntersuchungen dauerte, um die Diagnose Hypermobilität zu erhalten, wusste ich schon früh, dass ich anders war als die meisten Kinder. Meine Baseball-Karriere endete, nachdem ich mir bei meinem ersten Training die Schulter auskugelte, und Basketball stand sowieso vollkommen außer Frage, da meine schwachen Kniegelenke den Sprints und Stoppbewegungen nicht standhielten. Sportlerin zu werden, war für mich einfach keine Option.

Nachdem ich also jahrelang zugesehen und gelernt hatte, kam ich zu dem Schluss, dass Sportmarketing das Beste für mich wäre. Auf diese Weise könnte ich immer noch in die Welt eintauchen, die mir Freude bereitete, und diese Freude auch mit anderen teilen. Zumindest wenn ich einen Job finden würde.

„Nein, ich habe nicht aufgegeben“, antworte ich seufzend. „Ich warte noch auf Rückmeldung von ein paar Firmen.“

„Dann kannst du in der Zwischenzeit mit nach Monaco kommen“, drängt er weiter. „Wie gesagt, das Event ist perfekt für Networking. Oder meinetwegen kannst du es auch einfach als Urlaub auf meine Kosten betrachten. Eine Kombination aus Abschluss- und verfrühtem Geburtstagsgeschenk.“

„Alles in einem?“, frage ich gedehnt. „Wow, du bist zu gütig.“

„Okay, um ehrlich zu sein, biete ich es dir an, weil Mom mich beschwatzt hat.“

„Also sollte ich eigentlich ihr danken statt dir?“

„Auslegungssache“, erwidert er geringschätzig. Dann macht er weiter mit seinen Überredungsversuchen. „Denk doch mal darüber nach, welche Leute du da kennenlernen wirst. Weißt du, wie viele Fahrer mit ihren Teams auf der Party sein werden? Wenn du bis zum Ende des Abends kein Jobangebot hast, mache ich einen Kopfsprung von den Klippen ins Meer.“

Ich kichere. „Das tust du auch, wenn ich ein Jobangebot bekomme.“ Wir beide haben das Adrenalin-Junkie-Gen geerbt, doch ich bin so schlau, diese Veranlagung nicht auszuleben.

„Wahrscheinlich“, stimmt er mir zu. „Aber mal im Ernst, Wills. Es ist eine tolle Chance. Und du musst keinen Finger krumm machen. Ich regele alles.“

Ich drehe mich auf den Rücken und studiere die Zimmerdecke, wobei ich den Saum meines Sommerkleides zwischen zwei Fingern zwirbele. „Du versprichst mir, dass es sich lohnt?“, hake ich nach, obwohl längst Aufregung in meiner Brust flattert. „Ich will nicht zu lange weg sein und ein mögliches Vorstellungsgespräch verpassen.“

„Ich verspreche es. Du kannst am Mittwoch kommen und am Montagmorgen wieder zurückfliegen.“

Langsam stoße ich die Luft aus und denke darüber nach. Er hat recht – es könnte eine ausgezeichnete Gelegenheit sein, Kontakte zu knüpfen. Und wer würde nicht gern ein paar Tage an einem der coolsten Orte der Welt verbringen? Wie käme ich dazu, eine kostenlose Reise abzulehnen?

„Okay, na schön“, platze ich heraus, ehe ich es mir anders überlegen kann. „Ich komme mit nach Monaco.“


Kapitel 2

Dev

Monaco

Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle auf der Party denken, ich hätte eine Geschlechtskrankheit.

Um das klarzustellen: Die habe ich nicht, und ich habe auch noch nie eine gehabt, ungeachtet meiner Ausschweifungen, über die die Presse so gern berichtet. Das Gerücht habe ich meiner Social-Media-Managerin – mittlerweile Ex-Social-Media-Managerin – zu verdanken, die ihren Job gekündigt hat, indem sie der Welt auf all meinen Online-Plattformen verkündete, dass ich das neue Gesicht des Schnelltest-Kits für Geschlechtskrankheiten der Marke IYK Quick Results sei. Dazu schrieb sie in meinem Namen, dass ich ohne den Test niemals so schnell herausgefunden hätte, dass ich Chlamydien habe, dass sich aber niemand Sorgen machen müsse, da ich nun in Behandlung sei, auch wenn ich leider eine Variante erwischt hätte, die resistent gegen Antibiotika ist. Manche Menschen hätten nun mal einfach Pech.

Die Posts haben der Firma geholfen, aber was mich betrifft … Ich hatte seit sechs Wochen keinen Sex mehr, und die meisten hier anwesenden Frauen schauen mich nicht mal an. Es ist ein gottverdammtes Desaster.

Ich weiß, dass ich sie wegen Rufmord verklagen könnte, aber der Schaden lässt sich ohnehin nicht rückgängig machen, und ich habe kein Interesse daran, Jani aus Rache zu verletzen. Nach vorn zu blicken, scheint mir momentan das Beste zu sein. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, könnte es durchaus sein, dass ich ihre Aktion verdient hatte, nach allem, was sie durchmachen musste, während sie für mich arbeitete. Ich war nicht der einfachste Kunde, aber wer zur Hölle will schon, dass die ganze Welt jedes Detail seines Lebens mitansieht? Dennoch bestand Jani jeden Tag aufs Neue darauf, bis ich schließlich ausgetickt bin. Leider brachte dies im Gegenzug sie zum Austicken. Nun ist mein Ruf ruiniert, mein Team zeigt mir die kalte Schulter, und es wird gemunkelt, dass meine Sponsoren der Ansicht sind, ich sei nicht mehr die richtige Person, um sie zu repräsentieren. Aber ich darf sie – und das Geld – nicht verlieren, denn sonst verliere ich meinen Job bei Argonaut Racing.

„Gott, nun guck doch nicht so. Du vergraulst ja alle Frauen.“ Mark nippt neben mir unschuldig an seinem Champagner.

Sein Smoking passt ihm kaum noch, obwohl ich versucht habe, ihn zu überreden, sich einen neuen zu kaufen. Die Nähte seines Jacketts spannen an den Schultern, und die Knöpfe dehnen sich über seinen Brustmuskeln. Sie könnten jeden Moment abspringen und Menschen innerhalb der Gefahrenzone erblinden lassen. Man erkennt auf den ersten Blick, dass der Typ in der Fitnessbranche arbeitet, und er genießt es eindeutig, seinen Körper zur Schau zu stellen. Wäre er nicht mein Perfomance Coach und bester Freund seit dem Kindergarten, würde ich ihn für einen Arsch halten.

„Wie gucke ich denn?“, frage ich herausfordernd und hebe mein eigenes Champagnerglas, um es in einem Zug zu leeren. Ich wische mir mit dem Handrücken über den Mund, ehe ich fortfahre. „So als ob meine Karriere auf dem Spiel steht und mich niemand flachlegen will?“ Denn danach fühlt es sich an.

Ich habe zu hart dafür gearbeitet, an den Punkt zu gelangen, an dem ich mich aktuell befinde, und ich will die Formel 1 nicht verlassen, ehe ich selbst dazu bereit bin. Ist Argonaut Racing der beste Rennstall? Wohl kaum. Aber wenn ich es aus dem Mittelfeld hinausschaffen und Teil eines der besten Teams werden will, bleibt mir für den Moment nichts anderes übrig.

Jeder Fahrer wünscht sich, eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, und meine Chance, dies jemals zu erreichen, hängt von der Leistung ab, die ich jetzt erbringe. Ich war schon in jungen Jahren im Jugendförderprogramm von Argonaut, und da ich noch nie für einen anderen Rennstall gefahren bin, bin ich ihnen weitgehend treu; doch ich kann nicht für immer bei ihnen bleiben, wenn ich jemals gewinnen will. Und ja, es ist optimistisch, an einen Titel zu denken, obwohl ich noch kein einziges Formel-1-Rennen gewonnen habe, aber ich bin nun mal ein Dummkopf mit großen Träumen.

Das Problem ist, dass diese Träume scheinbar mit jedem Tag mehr außer Reichweite rücken. Wenn nicht gerade die NASA beginnt, die Boliden für Argonaut zu entwerfen, werde ich niemals einen Titel holen – und ganz gewiss nicht, solange Zaid Yousef und Axel Bergmüller weiter um den Sieg kämpfen, ganz egal, welchen Wagen ich fahre. Ehrlich gesagt wäre ich bei meinem aktuellen Team sogar schon froh darüber, Dritter oder Vierter zu werden, aber das ist vermutlich ebenso wahrscheinlich, wie dass morgen die Sonne explodiert.

Für den Moment ist meine Priorität, in der Formel 1 zu bleiben, bis ich beweisen kann, dass ich in die oberen, oberen Ränge dieses Elitesports gehöre. Ich muss nur Ruhe bewahren und so gute Leistungen erbringen, dass die Bosse der besten Rennställe auf mich aufmerksam werden. Zaid sollte innerhalb der nächsten zwei Jahre seine Karriere beenden, also muss sich Mascort Gedanken um einen Ersatz machen. Oder vielleicht entscheiden auch Specter Energy, dass sie einen zweiten Fahrer brauchen, der Axel unterstützt, und wenn dem so ist, will ich ihr Mann sein. Das wird mir zwar nicht den Titel einbringen, hinter dem ich her bin, aber ich werde meinem Ziel einen Schritt näher kommen.

Nichts von alledem wird jedoch geschehen, wenn ich meine Sponsoren verliere und Argonaut meinen Vertrag verkürzt – was ich Janis Abschiedsgeschenk zu verdanken hätte. Mein Team mag sich vielleicht nicht hauptsächlich auf das Geld verlassen, das ich einbringe, aber niemand will einen Fahrer, der nicht mehr als Talent mitbringt. Das ist zwar eindeutig scheiße, aber so funktioniert unsere kleine Welt nun mal.

Nach dieser Saison stehe ich noch ein weiteres Jahr unter Vertrag, und wenn ich ihre Erwartungen nicht erfülle – oder sogar übertreffe … Verdammt, wenn ich zu lange darüber nachdenke, verkrieche ich mich vielleicht noch im nächstbesten Loch und komme nie wieder heraus.

„Du wirst schon wieder flachgelegt werden, Dev, das verspreche ich dir“, versichert mir Mark. „Aber nur, wenn du endlich aufhörst rumzuheulen.“

Mir entgeht nicht, dass er den ersten Teil meiner Aussage unkommentiert lässt. Ich bin nicht der Einzige, der sich Sorgen um meine Zukunft in der Formel 1 macht.

„Ich heule nicht rum“, murmele ich. Doch er hat natürlich recht. Ich heule sehr wohl rum. Eigentlich bin ich – und war schon immer – der Typ mit dem Dauerlächeln, nicht der Mürrische. Es sieht mir nicht ähnlich. „Ich bin einfach gestresst, okay? Es ist ein wichtiger Abend.“

Oder besser gesagt eine wichtige Woche. Heute Abend muss ich unter Beweis stellen, dass ich eine Bereicherung für die Welt der Autorennen darstelle, kein Risiko. Morgen muss ich den ganzen Tag für die Presse grinsen und so tun, als würde ich meinen Teamkollegen nicht hassen. Dann muss ich beim Freitagstraining eine gute Zeit machen, am Samstag besser als P 10 abschließen – sonst hole ich auf einer Strecke wie in Monaco, auf der es fast unmöglich ist, zu überholen, auf keinen Fall Punkte – und so fahren, als würde mein Leben davon abhängen.

Und das tut es in gewisser Weise auch.

„Du wirst die Sache schon durchstehen.“ Mark klingt zwar überzeugt, doch ich weiß, dass auch er seine Zweifel hat. „Und wenn du mir nicht glaubst“, er deutet mit dem Kopf zum anderen Ende des Raumes, „frag Oakley. Du weißt ja, dass er immer Klartext spricht.“

Ich folge Marks Blick und entdecke unseren Freund am Eingang des Ballsaals, wo er Hände schüttelt und auf Schultern klopft.

Dem Himmel sei Dank. Es kommt mir vor, als hätte ich Jahre darauf gewartet, dass dieser Spinner endlich auftaucht, um mich davor zu bewahren, mich auf diesem steifen Sponsoren-Event zu Tode zu langweilen.

Oakley kenne ich bereits mein ganzes Leben. Unsere Familien waren schon Nachbarn, bevor ich auf die Welt kam, und wir beide haben früher zusammen Kartsport betrieben. Wir sind die Gründungsmitglieder des Awkward White Dads Club, denn seine Mutter ist Schwarz, meine ist Inderin, und unsere Weißen Väter haben sich deshalb so gut verstanden, weil ihre Söhne aufgrund ihrer Hautfarbe nie richtig in die Welt des Motorsports passten. Außerdem sind unsere Väter die unbeholfensten Menschen der Welt. Beide sind Nerds, aber wenn man bedenkt, welchen Job Oakley mittlerweile ausübt, rangiert er selbst ziemlich weit oben auf der Nerd-Skala.

Ich muss also nicht erwähnen, dass wir schon seit Ewigkeiten befreundet sind. Und das alles habe ich letztes Jahr beinahe von jetzt auf gleich zunichtegemacht, indem ich seine Schwester geküsst habe.

Eilig verdränge ich die Erinnerung aus meinem Kopf, damit sie sich nicht erneut dort einnisten und Wurzeln schlagen kann. Ich weiß, dass ich ihr nicht wieder nachhängen darf – denn das habe ich bereits getan und teuer dafür bezahlt. Auf keinen Fall will ich zulassen, dass meine Freundschaft mit Oakley darunter leidet; es war ein einmaliger Fehler, der sich niemals wiederholen darf. Mittlerweile bin ich schlauer.

Ehe ich mich in Oakleys Richtung in Bewegung setzen kann, stellt sich mir mein Agent in den Weg. Grandios.

Mark, dieser Idiot, schafft es, an dem finster dreinblickenden Mann vorbeizutreten, grinst mich schadenfroh an und hebt in einer ironischen Geste sein leeres Champagnerglas. „Bis später, Kumpel“, ruft er mir zu, bevor er davonschlendert.

Ein paar Schritte hinter meinem Agenten steht ein genervter Chava, die Hände an beiden Seiten zu einer „Ich hab’s versucht“-Geste erhoben. Gewiss hat mein Assistent sein Bestes gegeben, aber Howard Featherstone ist nicht aufzuhalten, wenn seine Mission darin besteht, mir das Leben zur Hölle zu machen.

„Howard!“, rufe ich, wobei ich mein Markenzeichen-Lächeln aufsetze und Begeisterung vortäusche. Ich wusste, dass er heute Abend kommen würde, hatte allerdings gehofft, dass ich ihn noch ein wenig länger meiden könnte. „Wie geht’s dir, verdammt?“

„Mir ging es schon besser, Dev“, erwidert er tonlos und mustert mich aus seinen kalten grauen Augen. „Aber ich glaube, das weißt du.“

Am liebsten würde ich mir die Finger in die Ohren stecken, um ihn zu ärgern, aber ich muss mir in Erinnerung rufen, dass ich ein fünfundzwanzigjähriger Mann bin – die angemessene Reaktion in meinem Alter wäre, ihm zu sagen, dass er zur Hölle fahren soll.

Zum Glück habe ich genügend Übung im Umgang mit der Presse, dass ich in der Öffentlichkeit von beiden Möglichkeiten absehe, mich stattdessen um eine verständnisvolle Miene bemühe und ernst nicke.

„Verständlich“, sage ich. „Die letzte Zeit war hart.“

Er beäugt mich misstrauisch, wahrscheinlich, weil er merkt, dass ich ihm etwas vorspiele. Doch er wird es mir nicht vorhalten, denn das könnte uns vom Thema abbringen. „In der Tat. Und es wird höchste Zeit, die Sache wieder geradezubiegen. Damit hätten wir längst beginnen können, wenn du meine Anrufe nicht ignoriert hättest.“

Ich lache und fahre mir in einer gespielt verlegenen Geste durch das Haar, obwohl ich nicht widerstehen kann, meinen Mittelfinger ein wenig zu heben, als ich die Hand wieder an meine Seite fallen lasse. Ich wollte nicht mit ihm reden, weil ich wusste, was er sagen würde. Du musst die Sache geradebiegen, Dev. Engagier jemanden, der dein Image wiederherstellt. Beauftrage ein ganzes PR-Team. Lass dich von ihnen in einen Roboter verwandeln. Lass dir von ihnen das Leben aussaugen.

„Tut mir leid“, erwidere ich unaufrichtig. „Die letzten Wochen waren verrückt, weißt du? Hey, warst du eigentlich beim Rennen in Aserbaidschan? Da hab ich es doch tatsächlich bis Q3 geschafft …“

„Spar dir das.“

Angesichts seines barschen Tonfalls zucke ich ein wenig zusammen. Wow, ich stecke echt in Schwierigkeiten.

„Niemand ist gerade zufrieden mit dir“, fährt Howard fort. „Weder dein Team noch deine Sponsoren. Ich ganz bestimmt auch nicht. Und alle anderen lachen über dich.“

„Ich meine, ich bin es gewohnt, dass die Leute über mich lachen.“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin eben ein witziger Kerl.“

Offenbar ist dies nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze, denn ehe ich es mich versehe, ist er mir so nahe, dass sich unsere Nasen fast berühren und ich nur noch seine Altersflecken und seine pulsierende Ader auf der Stirn sehe.

„Wenn du so weitermachst, bist du geliefert“, warnt er. „Selbst bei der NASCAR wird dich niemand wollen.“

Wut steigt angesichts dieser Beleidigung in mir auf, und erst recht widerstrebt mir, wie nahe er mir ist. „Ich würde dir raten, einen Schritt zurückzutreten, Howard“, murmele ich. „Du kannst hier keine Szene machen.“ Und ich habe wirklich keine Lust, mich mit einem sechzigjährigen Mann zu prügeln, der glaubt, seine größer werdende Glatze kaschieren zu können, indem er sein Haar darüber kämmt.

Als würde ihm mit einem Mal wieder einfallen, wo er ist, blinzelt Howard seine Wut weg und macht taumelnd einen Schritt nach hinten, ehe er sich schnaubend das Jackett seines Smokings glatt streicht. Dann schaut er sich prüfend um, ob sein Ausbruch Aufmerksamkeit erregt hat, doch wie es scheint, ist Chava der Einzige, der uns mit gequälter Miene beobachtet.

„Du musst es endlich in deinen Kopf bekommen“, sagt er, nachdem er sich gesammelt hat, und achtet darauf, mit leiser Stimme zu sprechen. „Deine Karriere steht auf dem Spiel, und ich kann sie nicht retten, wenn du es mich nicht versuchen lässt.“

Ich stoße die Luft aus. An seiner logischen Schlussfolgerung – die er mir schon viele Male präsentiert hat – bin ich nicht interessiert. „Pass auf, wenn Axel sich davon erholen kann, dabei gefilmt worden zu sein, wie er mehrmals das N-Wort brüllt, während er zu einem Song mitrappt, sollte meine erfundene Geschlechtskrankheit kein Problem darstellen.“

Howard schüttelt den Kopf, als könne er nicht glauben, wie dumm ich bin. „Du solltest besser wissen als jeder andere, dass die Leute Rassismus schneller verzeihen als einen Sexskandal.“

Ich klappe meinen Mund zu, denn sosehr es mir auch widerstrebt, es zuzugeben, hat er recht. So funktioniert die Welt, in der wir leben, nun mal leider.

Er nutzt mein Schweigen aus, indem er meine Schulter drückt und meinen Blick festhält. „Lass mich die Sache regeln, Dev.“

Das Schlimmste ist, zu wissen, dass er das tatsächlich kann. Er kann Leute engagieren, die alles unter den Teppich kehren und mich wie den absoluten Vorzeigesportler im Fahrerlager darstellen. Es wäre so einfach.

Aber das habe ich schon mal getan – ich habe anderen die Kontrolle über mein Image gegeben und zugelassen, dass die Welt glaubt, ich hätte das Wesen eines Pappkartons. Ich durfte über nichts reden, was auch nur annähernd etwas mit Politik zu tun hatte oder „kontrovers“ war; selbst wenn es ein Problem gab, das ich ansprechen wollte, weil ich oder Leute, die mir wichtig waren, darunter litten. Meine Meinungen und ehrlichen Gedanken durfte ich nicht teilen. Ich musste der Posterboy sein, mit dem sich alle identifizieren konnten. Und das habe ich gehasst. Mitgespielt habe ich trotzdem, weil alle behaupteten, es sei das Beste für mich.

Ist klar.

Jani sollte der Kompromiss sein. Statt eines ganzen Teams wurde sie eingestellt, um sich um meine gesponserten Social-Media-Posts und alles, was mit Argonaut zu tun hatte, zu kümmern. Die Facetten meiner Persönlichkeit sollten nur oberflächlich dargestellt werden, um die Fans bei Laune zu halten. Aber sie ging einen Schritt zu weit, indem sie versuchte, sich in mein Privatleben einzumischen und es im Internet zu posten. Und nachdem sie mich einmal zu oft dazu gedrängt hatte, etwas Persönliches über mich zu teilen, hatte ich genug.

Deshalb bin ich nicht daran interessiert, mein Image Menschen zu überlassen, denen ich nicht einmal annähernd vertraue.

„Ich kann es selbst wieder geradebiegen“, erkläre ich, obwohl meine Stimme fremd klingt. „Gib mir einfach Zeit.“

„Dir bleibt aber nicht viel Zeit, ehe die Leute dich aufgeben.“ Er atmet durch und strafft die Schultern. „Ich hole mir ein Glas Champagner. Wenn ich zurückkomme, drehen wir eine Runde zusammen und rufen allen in Erinnerung, warum es so toll ist, dich im Fahrerlager und auf Werbeplakaten zu haben. Verstanden?“

„Yes, Sir.“ Ich kann mich gerade noch davon abhalten, zu salutieren.

Als würde er es spüren, funkelt mich Howard an und marschiert dann davon.

Ich bleibe zurück und begegne Chavas Blick.

„Nun …“ Mein Assistent schnaubt, als er sich mir nähert. Seine Haut hat fast den gleichen hellbraunen Ton wie meine, dennoch ist die Röte zu sehen, die an seinem Hals heraufgekrochen ist. Er hasst Howard ebenso sehr wie ich. „Was für ein Schlamassel.“

„Was du nicht sagst“, murre ich und wünsche mir, ich hätte einen ganzen Eimer Champagner, den ich herunterstürzen könnte. „Ich muss es wieder in Ordnung bringen.“

„Hast du eine Idee, wie? Abgesehen davon, ein PR-Team zu engagieren?“

Ich schüttele den Kopf. „Noch nicht.“ Ich stoße die Luft aus und lege meinen Ellbogen auf seiner Schulter ab, denn mit einem Mal bin ich erschöpft. „Ich habe momentan zu viele Probleme, die ich lösen muss.“

„Unter anderem, dass alle hier anwesenden Frauen dich anschauen, als wärst du ansteckend“, erwidert Chava trocken, als drei Damen in teuren Kleidern vorbeikommen und mir misstrauische Seitenblicke zuwerfen, während sie einen großen Bogen um uns machen. „Und mich auch, weil ich mit dir zusammen hier bin. Verdammt, Dev.“

„Es ist nicht meine Schuld“, ächze ich und lege meinen Kopf in den Nacken. „Aber ich brauche Sex. Wenigstens dieses Problem muss ich heute Abend lösen.“

Die Chancen, hier eine Frau zu finden, die nicht glaubt, ich hätte eine Geschlechtskrankheit, und die bereit ist, mit mir nach Hause zu gehen, sind gering, aber ich muss es wenigstens versuchen. Es müsste mir nur eine Frau lange genug zuhören, damit ich ihr alles erklären kann. Ich muss es abtun und darüber lachen, denn es ist schließlich tatsächlich ein Witz. Ein äußerst grausamer Witz.

Es sollte einfach sein. Beim Rennen muss ich mir jeden Tag komplexere Strategien ausdenken. Das hier ist nichts dagegen.

Ich straffe die Schultern, gebe Chava mein Champagnerglas und streiche mir die Haare aus der Stirn. Ich bin ein gut aussehender Typ und noch dazu verdammt charmant, also sollte es ein Leichtes werden. In den letzten sechs Wochen habe ich mich einfach nur nicht ausreichend angestrengt. Jetzt werde ich mir das holen, was ich will.

Doch meine Pläne sind mit einem Mal vergessen, als Willow Williams den Saal betritt.

Über Simone Soltani

Biografie

Simone Soltani ist Liebesromanautorin und ehemalige Ghostwriterin für Serienromane. Geboren und aufgewachsen in Washington, D.C., hat sie ihren Abschluss an George Washington University gemacht. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die meiste Zeit damit, Urlaube zu planen, die sie...

Glam Release Party

Feier mit uns den Release von Simone Soltanis „Cross the Line“, einer packenden Liebesgeschichte zwischen Formel-1-Adrenalin und Herzklopfen!

Darauf könnt ihr euch freuen: Lesung mit den Hörbuchsprecher:innen, Aktivitäten passend zum Buch, exklusive Signiersticker, Köstlichkeiten, Goodie Bag

Wann: 28.02.2025, 20:15 Uhr
Wo: Buchhandlung Graff (Braunschweig)
Dresscode: Glitzer, Glamour und ein Hauch von Rennsport-Eleganz
Tickets: 20€ (18€ mit GraffCard nur vor Ort!)

Tickets gibt's hier >>

Veranstaltung
Premiere
Freitag, 28. Februar 2025 in Braunschweig
Zeit:
20:15 Uhr
Ort:
Graff GmbH,
Sack 15
38100 Braunschweig
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