Das Blut der Könige (Die Lytar-Chronik 3) Das Blut der Könige (Die Lytar-Chronik 3) - eBook-Ausgabe
Die Lytar-Chronik 3
Das Blut der Könige (Die Lytar-Chronik 3) — Inhalt
Der dritte und abschließende Band der Lytar-Saga
Das große Finale der „Lytar-Chronik“ - Bestsellerautor Richard Schwartz schließt sein Epos um das mächtige Artefakt, die legendäre Krone von Lytar, ab. Nachdem die ersten beiden Bände ursprünglich unter dem Pseudonym Carl A. deWitt erschienen waren und nun komplett überarbeitet vorliegen, warten alle Fans sehnsüchtig auf den dritten Band. Endlich werden die Geheimnisse von Lytar gelüftet - und das Blut der Könige wird fließen ... Ein Muss für alle „Askir“- und „Götterkriege“-Fans.
Leseprobe zu „Das Blut der Könige (Die Lytar-Chronik 3)“
Vorwort
Das Blut der Könige ist eines dieser Bücher, die beinahe nie geschrieben worden wären.
Die Idee zu dem Buch kam mir unter dem Eindruck von Tschernobyl und dem Kalten Krieg. Noch war das Schreiben nur ein Hobby für mich. Es ist also ein Weilchen her.
In den frühen Neunzigern nutzte ich diese Buchidee dann als Weltentwurf für eine Rollenspielkampagne; anders als beim Askir-Zyklus, bei dem man mir das immer wieder unterstellt hat, war dies hier also tatsächlich der Fall.
Kein Rollenspielabend lässt sich einfach so abschreiben, doch die Figuren dieser [...]
Vorwort
Das Blut der Könige ist eines dieser Bücher, die beinahe nie geschrieben worden wären.
Die Idee zu dem Buch kam mir unter dem Eindruck von Tschernobyl und dem Kalten Krieg. Noch war das Schreiben nur ein Hobby für mich. Es ist also ein Weilchen her.
In den frühen Neunzigern nutzte ich diese Buchidee dann als Weltentwurf für eine Rollenspielkampagne; anders als beim Askir-Zyklus, bei dem man mir das immer wieder unterstellt hat, war dies hier also tatsächlich der Fall.
Kein Rollenspielabend lässt sich einfach so abschreiben, doch die Figuren dieser Geschichte wurden durch die Spieler meiner Kampagne erst richtig lebendig.
Ich möchte an dieser Stelle Kai Rottenbacher, Ingo Lehman und anderen danken, vor allem aber Ingo Totzke, Volker Spatz und Christian Schaub, die Argor, Garret und Tarlon so lebendig für mich machten.
Ihnen widme ich dieses Buch.
Die Krone von Lytar schrieb ich, damals noch als Hobby, im Anschluss an die Kampagne, und es ist das erste Buch, das über einen Entwurf hinausging und beendet wurde.
Das erste fertiggestellte Buch ist ein Meilenstein für jeden Autor. Schade, dass es dieses Buch nicht mehr gibt …
Ich hatte das Glück, mit einem anderen Buch die Aufmerksamkeit von Herrn Michael Meller zu erwecken, der mein Agent wurde und dem ich dafür danke, dass er mir bei passender Gelegenheit die Ohren lang zieht, wenn ich es brauche.
Das Erste Horn war das erste Buch, das von mir veröffentlicht wurde. Es erweckte Interesse, Herr Meller fragte mich, ob ich andere Texte hätte, und ich schickte ihm das erste Kapitel der Krone von Lytar zu.
Er fand einen Verlag für mich, der Vertrag wurde unterschrieben. Ich war gerade dabei gewesen, die Firma, mit der ich zuvor meinen Lebensunterhalt verdient hatte, zu schließen, um mich ganz der Schriftstellerei zu widmen, und für fünf Tage besaß ich keine Daten-Back-ups außerhalb meiner eigenen vier Wände. Was sich rächte, als es bei mir einen Zimmerbrand gab, der bewies, dass bei einem lang andauernden Schwelbrand feuerresistent nicht feuersicher ist.
Damit war, neben Dutzenden anderen Manuskripten, Ideen und Entwürfen, auch das Originalmanuskript der Krone von Lytar verloren.
Der Vertrag war bereits unterzeichnet und ich musste das Buch neu schreiben.
Kein leichtes Unterfangen, und das Buch, das neu entstand, war naturgemäß nicht das gleiche, das verbrannt war.
Ich erhielt bald darauf den Auftrag, den zweiten Band zu schreiben, was ich auch tat, um dann eine wichtige Lektion zu lernen. Nämlich darauf zu achten, was der Lektor daraus macht.
Diese ersten beiden Bücher wurden so sehr umgeschrieben, dass ich mein eigenes Wort nicht mehr erkannte, und wir kämpften darum, die Rechte an den beiden Büchern zurückzuerlangen.
Als es so weit war, dachte ich nicht mehr daran, die Trilogie fertig zu schreiben. Die Bücher waren bereits zweimal (in der falschen Version) veröffentlicht worden und es galt als unwahrscheinlich, dass ein Verlag sie noch einmal aufgreifen würde.
Piper tat es.
Zum ersten Mal erschien die Krone von Lytar nun so, wie ich sie geschrieben hatte.
Ich war dankbar für die Gelegenheit, die Geschichte zu Ende zu schreiben, ich finde, sie hat es verdient.
Doch so einfach war das nicht. Ich hatte ein Konzept, eine Idee für den dritten Band gehabt. Aber nach all den Jahren, den anderen Projekten, den Veränderungen in meinem Leben und der Ungewissheit darüber, ob und wann wir die Rechte zurückerhalten würden, trat dieses Projekt mehr und mehr in den Hintergrund.
Und als es so weit war, den dritten Band zu schreiben, stellte ich fest, dass ich nicht mehr die geringste Idee hatte, wie ich mir damals den Fortgang der Geschichte vorgestellt hatte.
Kurz zuvor hatte ich den Wanderer fertiggestellt und damit den Askir-Zyklus zu Ende gebracht und es fiel mir schwer, mich wieder in die Lytar-Chronik einzufinden.
Als dritter Band sollte Das Blut der Könige sich harmonisch an die Vorgänger anfügen, die Veränderungen in meinem Schreibstil nicht auffallen und, vor allem, ein zufriedenstellendes Ende darstellen, um die Leser, die die ersten beiden Bände in der Hoffnung gekauft hatten, auch das Ende der Geschichte lesen zu können, nicht zu enttäuschen.
Es brauchte länger, als ich es für möglich gehalten habe, doch ich hoffe, dass euch der abschließende Band der Lytar-Trilogie gefällt.
R. Schwartz
Prolog
Als Lamar di Aggio, Gesandter des Reiches und Mitglied des Ordens von Seral, an diesem Morgen sein Zimmer verließ, blieb er auf der Schwelle stehen und rieb sich erstaunt und verschlafen die Augen. Er war der Ansicht gewesen, früh aufgestanden zu sein, gleich beim ersten Hahnenschrei, doch nun sah er, dass er nicht der Einzige gewesen war.
Der alte Gasthof war das größte Gebäude im Dorf, doch an diesem Morgen schien er aus seinen Nähten bersten zu wollen. Bis auf den Tisch in der Mitte des Gasthofs, an dem nur zwei Stühle standen, war jeder Sitzplatz belegt, quetschten sich die Menschen auf den langen Bänken und wer keinen Platz gefunden hatte, der stand eng gedrängt an den Wänden oder zwischen den Tischen. Selbst auf dem Kaminsims hatte man es sich bequem gemacht und die umlaufende Galerie war derart voll von Menschen, dass man befürchten könnte, die alten Balken würden unter der Last brechen. Oder auch nicht, dachte Lamar indessen, als er die massiven Balken in Augenschein nahm.
Lytara war ein kleines Dorf und es schien ihm, dass sich hier eindeutig mehr Menschen versammelt hatten, als man ob der Größe des Dorfes hätte vermuten können.
Die Leute hatten sich überraschend leise unterhalten, nur ein stetiges Gemurmel war vom Gastraum aus zu ihm vorgedrungen, doch als man ihn am oberen Ende der Treppe wahrnahm, erstarb auch dieses und man schaute ihn still und schweigend an. Wahrhaftig jeder hier in diesem Gasthof.
Und doch waren es keine feindlichen Blicke, eher freundlich, neugierig und irgendwie auch erwartungsvoll.
Fast hätte Lamar über seine eigene Schulter geschaut, um nachzusehen, ob dort nicht jemand anderes stand, er selbst war solche Aufmerksamkeit nicht gewohnt.
Tatsächlich verlangte es Lamar einige Überwindung ab, um einen Fuß vor den anderen zu setzen und langsam die Treppe hinunterzugehen.
„Mistral zum Gruße und möge sie diesen schönen Morgen segnen!“, rief der Wirt und eilte herbei, um einige der Umstehenden vom Fuße der Treppe fortzuscheuchen. „Macht doch dem Manne Platz“, rief er mit seiner dröhnenden Stimme. „Und hört auf, ihn so anzugaffen! Er ist kein Kaninchen mit drei Ohren! Was soll er von uns halten?“
Gestern hätte der Gesandte noch nicht gewusst, was er auf eine solche Begrüßung hätte erwidern sollen. Eher hinter Wänden aus Büchern zu Hause, war der Gesandte etwas scheu, doch seit gestern hatte er viel gelernt.
„Der Segen der Göttin für euch alle“, ließ er sich also vernehmen und begrüßte damit nicht nur den Wirt, der mit einem ausgestreckten Arm zu dem Tisch in der Mitte wies, der sich unter der Last eines reichlichen Frühstücks fast zu biegen schien, sondern auch die anderen Gäste des Gasthofs.
Es war, als hätte man nur darauf gewartet, dass er solches oder Ähnliches sagte, denn überall nickten die Menschen oder lächelten, fast als ob sie erleichtert wären. Was nicht bedeutete, dass man ihn nicht weiterhin neugierig und irgendwie erwartungsvoll ansah.
„Was ist mit dem alten Mann, Wirt?“, fragte Lamar höflich, als der Wirt ihm den Stuhl zurechtrückte.
„Er wird gleich kommen, Ser“, antwortete der Wirt geflissentlich. „Er ließ Euch ausrichten, dass Ihr schon ohne ihn anfangen sollt zu speisen, er hätte nur noch kurz etwas zu erledigen, doch lange würde es nicht dauern.“ Er sah fragend zu dem Gesandten hin. „Kann ich noch etwas für Euch tun? Begehrt Ihr vielleicht nach anderem?“
Lamar musterte den reich gedeckten Tisch. Falls überhaupt etwas fehlen konnte, fiel es ihm nicht auf. „Danke, nein, Wirt“, meinte der Gesandte höflich. „Zumal ich ja inzwischen weiß, dass mir alles aus Eurer Küche vorzüglich munden wird.“
„So sollte es auch sein“, strahlte der Wirt. „Ja, so sollte es auch sein. Wie soll ein Tag gut werden, wenn man ihn nicht mit gutem Essen anfängt?“
„In der Tat“, lächelte Lamar.
„Wie wäre es, wenn du uns den Tag gut anfangen lässt?“, rief einer der anderen Gäste, ein stattlicher Mann, dem das Wams spannte. „Jetzt, wo der Gesandte da ist, werden wir hoffentlich ebenfalls bedient?“
„Mach dir keine Sorgen, Timor“, lachte der Wirt. „Wir bekommen dich schon satt!“
„Das sagt mein Weib auch immer!“, grinste Timor und klopfte sich auf seinen Bauch. „Und schaut mich an, dünn wie eine Bohnenstange!“
Freundliches Gelächter ertönte, zugleich öffnete sich die Tür zur Küche und die Schankmädchen kamen heraus, jede mit mehreren Holztellern beladen, auf denen sich das Essen türmte, ein Wunder, dachte Lamar bewundernd, dass ihnen dabei kein Missgeschick geschah. Seit gestern hatte der Wirt seine Bediensteten verstärkt, drei Lamar bislang unbekannte junge Frauen und zwei junge Männer halfen zusätzlich dabei, die hungrigen Gäste zu bedienen, und auch sie warfen dem Gesandten neugierige Blicke zu, wobei sie versuchten, es sich nicht anmerken zu lassen.
Eine von den neu hinzugekommenen jungen Frauen schenkte dem Gesandten Kaffee ein, so sorgfältig, als ob ihr Leben davon abhängen würde, und atmete erleichtert aus, als es ihr gelungen war, seine Tasse zu füllen, ohne dass auch nur ein Tropfen danebenging. Mit einem tiefen Knicks eilte sie daraufhin wieder davon. Als der Gesandte nach der Tasse griff, schien es, als ob jeder hier im Gasthof den Atem anhalten würde.
Göttin, dachte Lamar verzweifelt und zwang sich, einen Schluck zu nehmen. Hat denn niemand etwas Besseres zu tun, als mich anzugaffen?
„Macht Euch nichts daraus, Freund Lamar“, hörte er die erheiterte Stimme des Geschichtenerzählers hinter sich, als der alte Mann um den Tisch herumging und sich mit einem zufriedenen Seufzer setzte. „Sie haben von Euch gehört und sind aus der gesamten Umgebung hierhergekommen, um sich ein Bild von Euch zu machen.“
„Warum?“, fragte Lamar erstaunt. „Ich bin nicht wichtig.“ Er wies mit seiner Gabel auf die anderen Gäste. „Ich könnte verstehen, dass man neugierig ist, wäre ich der Prinz, bei ihm fallen die Menschen beständig über ihre eigenen Füße, um auch nur einen Blick auf ihn zu erhaschen. Doch ich bin nur ein besserer Bote.“
„Und bescheiden“, lächelte der alte Mann. „Bei uns gilt das als eine Tugend.“
Lamar war abgelenkt, er schaute sich suchend um. „Wenn wir schon bei Boten sind, was ist mit dem Herold des Königs?“
„Ich habe ihn fortgeschickt“, erklärte der alte Mann, während er nach seinem Frühstücksei griff. „Was ich heute hier zu erzählen habe, geht ihn nichts an.“
„Doch jeden, der hier ist?“, fragte Lamar.
Der alte Mann nickte. „Es ist unsere Geschichte. Doch sie ist nur für Eure Ohren bestimmt.“
„Wir hören sie immer wieder gerne“, rief eine junge Frau zu ihnen herüber. „Du erzählst sie nur so selten!“
Der alte Mann nickte. „So soll es sein. Eine besondere Geschichte für besondere Anlässe. Würde ich sie immer erzählen, wäre sie wohl nicht besonders!“
„Das bezweifle ich“, lachte ein anderer. „Diese Geschichte wird immer besonders sein!“
Der alte Mann lachte leise und hob seine Hand. Schlagartig wurde es still. „Dann lasst sie mich erzählen und stört nicht weiter!“ In dem Moment wurde sein Lächeln weiter und Lamar drehte sich in seinem Sitz um, um zu sehen, was den alten Mann so guter Laune sein ließ. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, es war Saana, die auf Lamar zueilte und ihn mit einem weiten Lächeln herzlich umarmte, bevor sie Anstalten machte, ihm auf den Schoß zu klettern. Etwas hilflos schaute der Gesandte zu dem Geschichtenerzähler hin, doch Rettung nahte in Gestalt von Saanas Mutter, die ihre Tochter geschickt einfing. Sie schaute sich um, hielt mit der einen Hand Saana, während sie die andere in ihre Hüfte stemmte.
„Ihr“, wandte sie sich in freundlichem, aber bestimmtem Ton an zwei junge Burschen, „Ihr sitzt auf unserem Platz.“
„Verzeiht“, entgegnete einer der beiden, als sie hastig aufsprangen. „Das haben wir nicht gewusst.“
„Jetzt wisst Ihr es“, gab Saanas Mutter zurück und nahm mit ihrer Tochter Platz, während die beiden jungen Burschen sich einen Platz in der Menge suchten.
„Du kannst jetzt anfangen“, sagte Saana gewichtig. „Ich bin da.“
„Das ist nicht zu übersehen“, lachte der alte Mann. „Was willst du hören?“
„Erzähle, wie es mit Großmutter weiterging!“, forderte Saana aufgeregt.
Lamar sah den Geschichtenerzähler fragend an.
„Sie meint Vanessa“, lächelte der alte Mann. Er kaute gemächlich. „Wie ihr alle wisst, gelang es der Priesterin Leonora, den dunklen Priester Darkoths, Lord Daren, zu erschlagen.“
„Und ihm die Hand Darkoths abzunehmen“, meinte Saana aufgeregt. „Wie ging es danach weiter?“
„Nun, damit war die Schlacht um Berendall noch nicht vorbei“, sagte der alte Mann mit einem Lächeln. „Tatsächlich hatte es noch keine wahre Schlacht gegeben, denn das Regiment des Kanzlers hatte das Lager vor den Toren der Stadt ja nicht verlassen. Doch es stellte noch immer eine Bedrohung dar …“
... eines der besten Bücher der letzten Jahre. Schwartz' Fähigkeit, einen Spannungsbogen und Humor zu paaren, ist unvergleichlich. "Das Blut der Könige" ist jede Minute wert, die man darin (!) verbringt. Danke dafür!
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