Das einzig wahre Schwangerschafts-Handbuch Das einzig wahre Schwangerschafts-Handbuch - eBook-Ausgabe
Was an den meisten gut gemeinten Ratschlägen falsch ist und was Sie wirklich wissen müssen
„Ich kann das Buch allen Schwangeren ans Herz legen, egal ob sie auf ihr erstes Wunder warten, oder erneut schwanger sind.“ - miriprobiertdiewelt
Das einzig wahre Schwangerschafts-Handbuch — Inhalt
Antworten auf alle Fragen rund um die Themen Schwangerschaft und Geburt
Während ihrer ersten Schwangerschaft erhielt Emily Oster immer wieder Ratschläge, die einander zwar widersprachen, aber alle mit beeindruckender Vehemenz vorgebracht wurden. Also ging sie das Problem systematisch an. Sie sammelte Daten, sie analysierte und wog ab.
So ist dieses Buch entstanden: der erste große Schwangerschafts-Ratgeber aus der Feder einer Ökonomin. Emily Oster räumt auf mit zahlreichen weit verbreitete Mythen zu Ernährung während der Schwangerschaft, Alkohol und Bettruhe.
Auf Basis aktuellster Studien erhalten werdende Mütter so das Wissen, das sie wirklich brauchen.
Leseprobe zu „Das einzig wahre Schwangerschafts-Handbuch“
TEIL 1: Das Wichtigste zuerst: die Empfängnis
1. Die Vorbereitung
Manche Schwangerschaften kommen überraschend. Sollten Sie zu denen gehören, die morgens aufwachen und sich mau fühlen, aus Jux einen Schwangerschaftstest machen und dann schockiert beobachten, wie die zweite rosa Linie auftaucht: Glückwunsch! Bitte blättern Sie weiter.
Viele Frauen denken jedoch schon lange, bevor sie tatsächlich schwanger werden, darüber nach. Ich habe meinen Mann 2001 im College kennengelernt. 2006 haben wir geheiratet. 2011 ist unsere Tochter geboren. Ich kann nicht [...]
TEIL 1: Das Wichtigste zuerst: die Empfängnis
1. Die Vorbereitung
Manche Schwangerschaften kommen überraschend. Sollten Sie zu denen gehören, die morgens aufwachen und sich mau fühlen, aus Jux einen Schwangerschaftstest machen und dann schockiert beobachten, wie die zweite rosa Linie auftaucht: Glückwunsch! Bitte blättern Sie weiter.
Viele Frauen denken jedoch schon lange, bevor sie tatsächlich schwanger werden, darüber nach. Ich habe meinen Mann 2001 im College kennengelernt. 2006 haben wir geheiratet. 2011 ist unsere Tochter geboren. Ich kann nicht behaupten, dass ich volle zehn Jahre damit verbracht habe, über ein Kind nachzudenken, aber viele Entscheidungen habe ich (und später wir) zumindest mit dem langfristigen Plan getroffen, eine Familie zu gründen.
Und als ich mich den Dreißig näherte und um mich herum die eine oder andere schwangere Freundin auftauchte, begann ich ernsthafter darüber nachzudenken. Ich fragte mich, ob ich vorab, also schon vor dem Versuch schwanger zu werden, etwas beachten sollte. Sollte ich mich anders ernähren? Irgendwann hatte meine Ärztin mir geraten, meinen Kaffeekonsum zu reduzieren, damit die Umstellung später während der Schwangerschaft nicht allzu hart ausfiel. Aber war das wirklich nötig?
Am meisten beunruhigte mich, dass ich älter wurde.
Nun ist dreißig hinsichtlich Schwangerschaft nicht wirklich alt. Von „fortgeschrittenem Mutterschaftsalter“ spricht man bei Frauen ab fünfunddreißig und in der Tat stellt diese Zahl einen echten Einschnitt dar. In einem Aufsatz las ich von einer Mindesthaltbarkeit der Eizellen bis zum fünfunddreißigsten Lebensjahr. Besten Dank, wie gut, das eigene Verfallsdatum zu kennen. Doch natürlich ist auch die Fünfunddreißig keine magische Zahl, denn so funktionieren biologische Prozesse nicht. Ihre Eizellen wachen nicht am Morgen Ihres fünfunddreißigsten Geburtstags auf und planen eine Ruhestandsparty.
Schon ab der ersten Menstruation lässt die Fruchtbarkeit wieder nach. Am fruchtbarsten ist man in den Teenagerjahren, von da an geht es bergab. Dreißig ist schlechter als zwanzig und vierzig schlechter als dreißig. Aber selbstverständlich spielen auch weitere Faktoren eine Rolle, die in die entgegengesetzte Richtung wirken. Ganz sicher waren bei mir mit dreiundzwanzig, zu Beginn meines Graduiertenstudiums, die Umstände für eine Schwangerschaft nicht besonders gut und ehrlich gesagt wären sie mit fünfunddreißig noch besser gewesen als mit dreißig.
Das war zwar nicht meine einzige Überlegung, aber ich wollte schon wissen, wie schnell die Fruchtbarkeit nachlässt. Meine Ärztin schien sich weniger Sorgen zu machen. „Sie sind ja noch keine fünfunddreißig“, meinte sie – nicht ganz das, was ich zu meiner Beruhigung gebraucht hätte.
Also begann ich in der Welt der Daten und Fakten, der medizinischen Fachliteratur, selbst nach dieser Beruhigung (oder zumindest nach Informationen) zu suchen. Wie erwartet gab es dort eine Antwort. Aber sie entsprach nicht dem, was man nach der Geschichte, über fünfunddreißigjährige Eizellen seien im Ruhestand, erwartet hätte.
Die wichtigsten Untersuchungen zu diesem Thema nutzen Daten aus dem 19. Jahrhundert (die sind zwar alt, aber der Vorgang hat sich seither ja nicht so stark verändert). Die These ist folgende: In vormodernen Zeiten haben sich Paare mehr oder weniger direkt nach der Eheschließung an die Arbeit gemacht, Verhütungsmöglichkeiten gab ja es kaum. So kann man den Zusammenhang zwischen Fruchtbarkeit und Alter an der Wahrscheinlichkeit ablesen, mit der Frauen, die in einem bestimmten Alter heirateten, Kinder bekamen.
Die Forschenden stellten fest, dass Frauen, die zwischen zwanzig und fünfunddreißig heirateten, mehr oder weniger gleich häufig auch Kinder bekamen. Danach gingen die Zahlen zurück: Bei Frauen, die zwischen fünfunddreißig und neununddreißig heirateten, lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 90 Prozent im Vergleich zu den jüngeren; bei denen zwischen vierzig und vierundvierzig noch bei 62 Prozent. Frauen, die zwischen fünfundvierzig und neunundvierzig die Ehe schlossen, hatten noch eine Chance von 14 Prozent im Vergleich zu den unter Fünfunddreißigjährigen. Anders ausgedrückt: Theoretisch bekamen alle, die zwischen zwanzig und fünfunddreißig heirateten, mindestens ein Kind, verglichen mit nur 14 Prozent der Frauen, die erst nach fünfundvierzig heirateten.
Ob man aus so alten Daten Schlüsse ziehen will, sei dahingestellt. Die Menschen leben heute länger und bleiben länger gesund. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass mit zunehmender Lebenserwartung und Gesundheit Frauen auch länger fruchtbar sind. Doch selbst wenn man die Daten in dieser Form für bare Münze nimmt, ist der Rückgang der Fruchtbarkeit nicht so dramatisch, wie man befürchten könnte. Bei der Gruppe zwischen fünfunddreißig und neununddreißig ist die Wahrscheinlichkeit, Kinder zu bekommen, nur wenig niedriger. Der größte Rückgang ist erst ab vierzig zu verzeichnen, aber selbst einige Frauen über fünfundvierzig wurden diesen Daten zufolge noch schwanger – und das lange vor Erfindung der In-vitro-Fertilisation (IVF).
Neuere Daten ergeben mehr oder weniger das gleiche Bild, vielleicht ist es sogar noch etwas optimistischer. In Frankreich untersuchten Forschende eine Gruppe von 2000 Frauen, die sich einer Befruchtung mit Spendersperma unterzogen. Ein hübscher Aspekt dieser Studie besteht darin, dass man sich keine Gedanken darüber machen musste, dass ältere Menschen weniger häufig Sex haben, da alle Teilnehmerinnen versuchten, in kontrollierter Umgebung zum richtigen Zeitpunkt im Monat schwanger zu werden. Nach zwölf Zyklen waren etwa 75 Prozent der Frauen unter dreißig schwanger, 62 Prozent derer von dreißig bis fünfunddreißig und 54 Prozent der Frauen über fünfunddreißig. In dieser ältesten Gruppe sah es bei Frauen zwischen sechsunddreißig und vierzig und über vierzig ähnlich aus. Mehr als die Hälfte aller Frauen über vierzig wurden innerhalb eines Jahres schwanger.
Meine Ärztin hatte letztlich also recht, als sie meine Bedenken zerstreute. Doch für mich war es viel beruhigender, diese Zahlen schwarz auf weiß vor mir liegen zu haben. Ich konnte im Detail nachvollziehen, dass es keinen großen Unterschied machte, wenn ich es erst mit dreißig statt mit achtundzwanzig versuchte. Ich konnte mir Gedanken über das Timing machen, falls wir uns für mehr als ein Kind entscheiden sollten. Und vor allem konnte ich feststellen, dass die Zahlen durch die Bank ziemlich hoch waren. Für mich war die Aussage „75 Prozent der Frauen wurden innerhalb eines Jahres schwanger“ viel hilfreicher, als zu hören, dass es „bei den meisten Frauen funktioniert“. Denn ich wusste ja nicht, ob „die meisten“ hier genau das bedeutete, was ich darunter verstand.
Diese Erfahrung habe ich immer wieder gemacht. Der Vorteil von Zahlen – von Fakten – ist, dass sie nicht der Interpretation anderer unterliegen. Es sind einfach nur Zahlen und ich kann entscheiden, was sie für mich persönlich bedeuten. In diesem Fall heißt das: Es ist schwieriger, schwanger zu werden, wenn man älter ist. Aber es ist definitiv nicht unmöglich.
Als wir begannen, ernsthafter über ein Kind nachzudenken, ließen die Sorgen über mein Alter nach. (Was sollte ich auch tun? Nicht älter zu werden war nicht wirklich eine Option.) Aber ich dachte über andere Aspekte der Vorbereitung nach. Bei meinem jährlichen Besuch fragte ich meine Gynäkologin, ob ich auf irgendetwas achten sollte. Abgesehen von dem sehr allgemeinen Hinweis, ich könne mich entspannen (gehört nicht zu meinen Stärken), betonte sie die Wichtigkeit von Sport. Ich solle vor der Schwangerschaft unbedingt Sport treiben.
Bei der Unterhaltung mit anderen Frauen stellte sich heraus, dass Sport treiben Bestandteil der allgemeinen Empfehlung war. Man sollte einfach vor Beginn der Schwangerschaft für eine gute körperliche Verfassung sorgen. Unabhängig von ärztlichen Ratschlägen hatte ich schon lange den Wunsch gehegt, vor der Schwangerschaft mein „Zielgewicht“ zu erreichen. Gelungen war mir das bis dahin genau einmal im Leben, nämlich vor meiner Hochzeit. Damals hatte ich viermal pro Woche morgens um fünf Uhr 90 Minuten Ausdauertraining absolviert. Mit diesem Traumgewicht, stellte ich mir vor, wäre ich eine dieser Heidi-Klum-artigen Mütter, die während der gesamten Schwangerschaft großartig aussehen und acht Wochen nach der Geburt wieder als Bikini-Model arbeiten könnten.
Letztlich wurde ich dann gleich nach unserem Sommerurlaub schwanger, nicht gerade die beste Zeit des Jahres zum Abnehmen. Was soll’s, dachte ich mir, nach der Geburt ist das mit dem Zielgewicht bestimmt kein Problem. (Optimismus gehört zu meinen auffälligsten Eigenschaften.)
Abgesehen von meinem persönlichen Ehrgeiz war mir eigentlich nicht klar, warum ich mir über mein Gewicht während der Schwangerschaft Gedanken machen sollte. Spielte das irgendeine Rolle? Ein paar Pfund mehr oder weniger sollten doch nichts ausmachen. Insgesamt aber doch. Frauen (und ihre Ärztinnen) machen sich über Gewichtszunahme in der Schwangerschaft mächtig Sorgen, dabei ist das Gewicht vor der Schwangerschaft viel entscheidender.
Rund 70 Prozent der amerikanischen und gut 50 Prozent der deutschen Bevölkerung sind übergewichtig (haben einen BMI über 25). 35 Prozent in den USA sind sogar adipös (BMI über 30), in Deutschland sind es 16 Prozent. (Hinweis: Der BMI – Body Mass Index – wird berechnet, indem man sein Gewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern im Quadrat teilt. Beispiel: Wenn Sie 1,70 Meter groß sind und 68 Kilo wiegen, haben Sie einen BMI von 23,5.)
Adipöse Frauen haben während der Schwangerschaft erheblich öfter mit bestimmten Komplikationen zu kämpfen als normalgewichtige Frauen. Eine Studie, die dies sehr deutlich zeigt, zog etwa 5000 Geburten in einer Klinik in Mississippi heran. Der Vorteil einer einzigen Klinik besteht darin, dass sich die Frauen hinsichtlich Einkommen, Bildung und anderer Aspekte alle sehr ähnlich sind. Ein großer Teil der in der Studie untersuchten Frauen war adipös.
Die Autoren beleuchten eine ganze Reihe von Auswirkungen auf die Mütter: Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), Harnwegsinfektionen, Schwangerschaftsdiabetes, Frühgeburten, Nachgeburtsblutungen sowie die Notwendigkeit von Geburtseinleitung und Kaiserschnitt. Außerdem überprüfen sie bestimmte Aspekte bei den Kindern: wie häufig Schulterdystokie (nach der Geburt des Kopfes steckt die Schulter des Kindes im Becken der Mutter fest) auftritt, ob die Beatmung der Babys nötig ist, wie sie beim APGAR-Test abschneiden (bei dem in den ersten Minuten nach der Geburt der allgemeine Gesundheitszustand des Kindes anhand der Kriterien: Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen und Reflexe überprüft wird) und ob sie überdurchschnittlich klein oder groß sind.
Wie obige Grafik zeigt, kommen bei adipösen Frauen öfter Geburtskomplikationen vor. Ein Beispiel: 23 Prozent der normalgewichtigen Frauen entbinden mit Kaiserschnitt, dagegen sind es bei adipösen Frauen fast 40 Prozent.
Die Gefahr der Präeklampsie, einer schwerwiegenden Komplikation, ist bei adipösen Frauen dreimal so hoch. Übergewichtige Frauen (in dieser Grafik nicht erfasst) finden sich etwa in der Mitte. Das Risiko für einige Komplikationen ist leicht erhöht, aber der Unterschied zu den normalgewichtigen Frauen ist insgesamt gering.
Wie die Studie belegt, sind auch die Kinder der adipösen Frauen von bestimmten Komplikationen betroffen. Adipositas zu Beginn der Schwangerschaft erhöht bei den Kindern die Wahrscheinlichkeit von Schulterdystokie, schlechteren Werten beim APGAR-Test und anormaler Geburtsgröße. Erschreckender ist aber, dass die Kinder von adipösen Müttern auch ein höheres Sterberisiko haben, selbst wenn das (unabhängig vom Gewicht der Mütter) generell sehr gering ist.
Diese Daten stammen aus einer einzigen Studie, doch sie stimmen weitgehend mit anderen aus den USA und anderen Ländern überein. Die Folgen sind auch nicht auf Auswirkungen während der Schwangerschaft beschränkt. Adipöse Frauen haben mehr Schwierigkeiten bei der Empfängnis, auch Frühaborte kommen bei ihnen häufiger vor. Es gibt auch neuere Belege dafür, dass mit der mütterlichen Adipositas Probleme beim Milcheinschuss zusammenhängen, was den Erfolg beim Stillen beeinträchtigen kann.
Das Fazit eines Überblicksartikels von 2010 lautet schlicht: „Die Adipositas der Mütter beeinträchtigt Empfängnis sowie Verlauf und Ergebnis der Schwangerschaft. Bei ihrem Nachwuchs besteht ein größeres Risiko für unmittelbare und langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen.“ Mit anderen Worten: Es ist schwieriger, schwanger zu werden und zu bleiben, spätere Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sowie gesundheitliche Probleme des Babys sind wahrscheinlicher. Alles Dinge, die man lieber vermeiden möchte.
Nichts davon deutet allerdings darauf hin, dass es ein Problem ist, wenn Sie ein paar überflüssige Pfunde nicht mehr loswerden. Die genannten Schwierigkeiten resultieren aus sehr starkem Übergewicht. Ich war vielleicht enttäuscht, dass ich es nicht auf mein Kampfgewicht geschafft hatte, aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich das negativ bemerkbar machte. Auch wer zu schlank ist, kann Probleme bei der Empfängnis haben.
Es deutet jedoch alles darauf hin, dass es von großem Vorteil ist, das Gewicht unter Kontrolle zu bringen, bevor man schwanger wird. Und natürlich wirkt sich eine Gewichtsreduktion nicht nur im Zuge einer Schwangerschaft positiv auf die Gesundheit aus. Sie sehen, Ihr (hypothetisches) Baby hilft Ihnen bereits jetzt!
Unterm Strich
● Die Fruchtbarkeit lässt mit dem Alter nach, aber nicht so stark, wie Sie vielleicht befürchten. Die 35 ist keine magische Grenze.
● Adipositas vor Beginn der Schwangerschaft geht mit einem höheren Risiko von Komplikationen für Sie und Ihr Kind einher. Machen Sie sich keine Sorgen wegen ein paar Pfunden zu viel, aber wenn Sie deutliches Übergewicht haben, kann es vorteilhaft sein, vor der Schwangerschaft abzunehmen.
2. Schwanger werden: Zahlen und Fakten
Zwischen zwanzig und dreißig habe ich vor allem versucht, nicht schwanger zu werden. Ich habe mindestens drei verschiedene Pillensorten genommen und für kurze Zeit auch ein sogenanntes Verhütungspflaster verwendet. Im Nicht-Schwangerwerden war ich also schon mal ziemlich gut. Aber ich hatte Zweifel, ob ich das Schwangerwerden genauso hinkriegen würde.
Ich würde gerne behaupten, dass ich ganz lässig an die Sache herangegangen bin. Ich war schließlich erst dreißig, wir hatten noch viel Zeit und es gab keine Hinweise auf Probleme mit der Fruchtbarkeit. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich so entspannt war wie meine Schwägerin Rebecca, die bereits zwei Monate mit meinem Neffen schwanger war, bevor sie es überhaupt merkte. Aber das entspricht nicht wirklich meiner Persönlichkeit. Schon bevor wir uns daran machten, ahnte ich, dass ich mich völlig neurotisch verhalten würde. Und so war es dann auch. Ich bekam schon eine Panikattacke, bevor wir überhaupt anfingen, es zu versuchen. (Damit habe ich vermutlich einen Rekord aufgestellt.) Als ich zu meiner Hausärztin ging, musterte die mich gründlich und meinte, dass ich mich vielleicht besser entspannen könnte, wenn ich mehr über den Vorgang wüsste (auch wenn ich ihn nicht kontrollieren konnte).
Keine Ahnung, warum ich nicht früher darauf gekommen war, aber sie lag genau richtig. Auf ihre Empfehlung hin nahm ich Toni Weschlers Buch Familienplanung zur Hand und las es von der ersten bis zur letzten Seite durch. Die wichtigste Erkenntnis dabei war, dass eine Menge richtig laufen musste, um überhaupt schwanger zu werden. Es grenzt förmlich an ein Wunder, dass die menschliche Spezies noch immer existiert.
An die grundlegenden Fakten zur Empfängnis erinnern Sie sich vielleicht noch aus dem Biologieunterricht: ungeschützter Sex, Spermium trifft Eizelle und schwupps ist man schwanger. In der Schule wird einem der Eindruck vermittelt, dass eine Schwangerschaft etwas enorm Wahrscheinliches ist – das gehört zur Taktik der Verhütung durch Abschreckung. In Wirklichkeit ist es die meiste Zeit eben nicht möglich, schwanger zu werden. Entscheidend ist das Timing: Spermien müssen genau in dem Moment parat stehen, wenn die Eizelle bereit ist.
Wann das so ist? Bei der Durchschnittsfrau dauert ein Menstruationszyklus 28 Tage, vom ersten Tag der Blutung bis zum Beginn der folgenden. Der erste Tag der Periode ist Tag 1. Die Woche der Periode und die darauffolgende Woche dienen der Vorbereitung auf den Eisprung. Etwa 14 Tage nach Beginn der Periode verlässt die Eizelle den Eierstock (das ist der Eisprung) und wandert im Eileiter Richtung Gebärmutter. Das dauert einige Tage und in dieser Zeit ist die Eizelle befruchtungsfähig. Wenn sie währenddessen einem Spermium über den Weg läuft und es flachlegt, kommt es zur Befruchtung. Wenn zwei Eizellen den Eierstock verlassen und auf Spermien treffen, bekommt man Zwillinge; die entstehen auch, wenn die befruchtete Eizelle sich gleich zu Beginn teilt. Wenn eine befruchtete Eizelle (oder auch zwei) dann die Gebärmutter erreicht, nistet sie sich dort ein und damit beginnt die Schwangerschaft. Der Prozess vom Eisprung bis zur Einnistung dauert sechs bis zwölf Tage. Bei den meisten erfolgreichen Schwangerschaften findet die Einnistung zwischen Tag 22 und 24 nach dem ersten Tag der letzten Periode statt.
Diese gesamte zweite Hälfte des Zyklus (nach dem Eisprung) wird Lutealphase (Gelbkörperphase) genannt. Sie besteht entweder aus Befruchtung und Einnistung, oder die Eizelle wartet in der Gebärmutter darauf, mit der nächsten Periode hinausbefördert zu werden. Wenn Sie nicht schwanger geworden sind, startet an Tag 28 Ihre Periode. Wenn Sie schwanger sind, verstreicht Tag 28 ohne Blutung – dann haben Sie’s geschafft und es kann losgehen. Hier noch einmal der grundlegende Ablauf (für Frauen mit einem standardmäßigen 28-Tage-Zyklus; wenn Ihrer etwas länger oder kürzer ist, findet Ihr Eisprung ein wenig vor oder nach Tag 14 statt):
Entscheidend für das Schwangerwerden ist, dass das Sperma bereits wartet, wenn die Eizelle durch den Eileiter wandert. Das heißt, die beste Zeit für Sex ist der Tag vor dem Eisprung und der Tag des Eisprungs. Da die Spermien eine Zeit lang brauchen, um in den Eileiter zu gelangen, ist der Tag nach dem Eisprung im Allgemeinen zu spät.
Allerdings sind Spermien etwas robuster als die Eizelle. Sie überleben in der Regel fünf Tage Wartezeit im Eileiter. Was bedeutet, dass das Zeitfenster tatsächlich ein wenig größer ist und Sex auch vier oder fünf Tage vor dem Eisprung zu einem Kind führen kann, auch wenn das weniger wahrscheinlich ist. Ich wollte wissen, um wie viel weniger wahrscheinlich. Dieses ganze Gerede vom „fertilen Fenster“ – war da überhaupt was dran? Wie klein ist dieses Fenster wirklich?
Um das herauszufinden, muss man schon einiges über das Sexleben der Testpersonen wissen. Glücklicherweise stellen sich dennoch ein paar Forschende dieser Herausforderung. Ich fand eine Studie, in der über ein Jahr lang mehr als zweihundert Paare begleitet wurden, die versuchten, ein Kind zu kommen. Die Forschungsgruppe sammelte detaillierte Informationen über den Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs und nahm täglich(!) Urinproben, um sowohl Eisprung als auch Schwangerschaft feststellen zu können. Mit diesen Daten fanden sie den besten Sex-Zeitpunkt für ein Baby heraus (das war nicht das Ziel der Studie, aber ein lehrreiches Zusatzergebnis).
Ganz leicht lässt sich das allerdings nicht feststellen, da die meisten Paare, die sich ein Kind wünschen, sehr häufig Sex haben, weswegen schwer zu sagen ist, welcher Sex nun zur Schwangerschaft führte: War es der am Tag vor dem Eisprung? Oder der drei Tage davor? Die Forschenden umgingen dieses Problem, indem sie sich auf die Frauen konzentrierten, die in ihrer wahrscheinlich fruchtbaren Phase nur ein einziges Mal Sex hatten. Anhand dieser Fälle lässt sich die Empfängniswahrscheinlichkeit je nach Tag darstellen:
An den meisten Zyklustagen ist eine Schwangerschaft unmöglich (jedenfalls laut diesen Daten). Keine der Frauen wurde durch Sex nach dem Eisprung schwanger – bis die Spermien in den Eileiter gewandert sind, ist die Eizelle längst weg. Auch durch Sex länger als fünf Tage vor dem Eisprung wurde niemand schwanger.
Das Fenster für eine mögliche Empfängnis ist also tatsächlich klein: von fünf Tagen vor dem Eisprung bis zum Tag des Eisprungs. Doch mit dem richtigen Timing ist die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft hoch: über 30 Prozent am Tag des Eisprungs und am Tag davor. Das sind doch wirklich gute Chancen!
Wenn Sie sich also nur einen Tag pro Monat für Sex raussuchen müssten, dann sollten Sie den Tag des Eisprungs nehmen (oder den Tag davor, da stehen die Chancen ähnlich). Auch im Fall künstlicher Befruchtung sollte man den Tag des Eisprungs oder den davor auswählen, wo eine Befruchtung am wahrscheinlichsten ist. Bei den meisten Frauen mit einem normalen 28-tägigen Zyklus ist das Tag 14 nach Beginn der Periode.
Eine Möglichkeit sicherzustellen, dass man auf jeden Fall am Tag des Eisprungs Sex hat, besteht darin, an allen Tagen rund um den möglichen Termin (oder einfach überhaupt jeden Tag) Sex zu haben. Bei Männern ist diese Strategie recht beliebt, zumindest in den ersten ein, zwei Monaten. Doch einige Frauenärztinnen werden Sie davor warnen. Mir wurde gesagt, jeden zweiten Tag Sex sei die beste Strategie. Dadurch würde man auf jeden Fall einen der zwei besten Tage erwischen. Begründet wird das so: Wenn Sie (bzw. Ihr Partner) das Sperma „aufsparen“, steigen die Chancen auf eine Schwangerschaft. Umgekehrt führe zu viel Sparen (also vielleicht zehn Tage mit dem Sex auszusetzen) zu einer Verminderung der Effektivität der Spermien.
Ich war in dieser Hinsicht immer etwas skeptisch. Es klingt für mich glaubwürdig, dass die Menge des Spermas höher ist, wenn man einen Tag wartet. Aber ist sie dann wirklich mehr als doppelt so hoch? Denn so müsste es ja sein, sollte die „Alle-zwei-Tage-Methode“ wirklich den täglichen Sex an Wirksamkeit übertreffen.
Es stellte sich heraus, dass meine Zweifel durchaus angebracht waren. Der gleiche Artikel, aus dem ich die Informationen für den richtigen Tag entnommen hatte, gibt auch Auskunft darüber, ob die Sexhäufigkeit eine Rolle spielt. Die Forschenden errechneten jeweils die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft für die Paare, die in den sechs Tagen bis zum Eisprung einmal, zweimal, dreimal und so weiter Sex hatten. Die Unterschiede waren zu vernachlässigen. Mit anderen Worten: Sex jeden zweiten Tag oder häufiger oder weniger häufig schien keinen Vorteil zu bieten, entscheidend war, dass der Tag des Eisprungs oder der davor auf jeden Fall dabei war.
Damit schien die Sache ziemlich einfach: Ich musste nur herausfinden, wann mein Eisprung stattfand, und an dem Tag oder am Tag davor Sex haben. Das konnte ja nicht so schwer sein, dachte ich, auch wenn ich mir ein paar Gedanken wegen Dienstreisen machte. Zugleich klopfte ich mir selbst auf die Schulter, weil ich das, was der Schwangerschaftsratgeber als größtes Hindernis dargestellt hatte, schon mal umgehen konnte: nämlich am richtigen Tag keinen Sex zu haben.
Es blieb nur ein Problem: Ich hatte offenbar überhaupt keinen Eisprung. Oder jedenfalls lief es bei mir nicht ab wie üblich. Meine Ärztin erklärte mir, dass sich mein Zyklus mit dem Absetzen der Pille normalisieren würde (oder jedenfalls wieder so werden wie vor der Pille – als ob ich mich daran erinnern könnte), und zwar innerhalb von drei Monaten. So war es aber nicht. Mal lagen zwei Monate zwischen einer Periode, dann wieder kam sie zweimal innerhalb weniger Wochen.
Nach drei Monaten und einem Tag kontaktierte ich meine Ärztin. „Was ist denn da los?“, fragte ich die Sprechstundenhilfe, als sie zurückrief. „Muss ich mir Sorgen machen? Was soll ich tun?“
Was ich brauchte, war eine präzise Antwort, etwa: Bei 70 Prozent der Frauen normalisiert sich der Zyklus innerhalb von drei Monaten, bei 90 Prozent innerhalb von sechs Monaten. Ich wollte wissen, ob es eine Rolle spielte, dass ich die Pille zwölf Jahre lang genommen hatte. Würde es deswegen länger dauern? Aber so eine Antwort bekam ich nicht, stattdessen etwas, was man als vage Beruhigung bezeichnen könnte (und wieder mal das wahnsinnig hilfreiche „Entspannen Sie sich!“).
Ich dachte, wenn ich nachhakte, bekäme ich detaillierte Zahlen, aber das war nicht der Fall. „Jede ist anders“, wurde mir beschieden. „Und genau darum habe ich nach dem Durchschnitt gefragt“, beschwerte ich mich bei Jesse. Diese Erfahrung machte ich immer wieder. Wie aussagekräftig war denn die Ultraschalluntersuchung, zu der man mir riet? „Schon ziemlich.“ Wann müsste ich denn mit dem Einsetzen der Wehen rechnen? „Das ist bei jeder Frau anders.“
Ich brauchte Zahlen. Ich wollte Belege. Selbst wenn die Antwort lautete, dass die nur ungenau und unvollständig vorhanden waren, wollte ich das wissen. Schon gut, ich hatte begriffen, dass jeder Mensch anders ist. Aber das bedeutete doch nicht, dass es überhaupt keine Informationen gab! Also machte ich mich wieder auf eigene Faust auf die Suche nach Zahlen.
Gängige und beliebte temporäre Methoden zur Empfängnisverhütung sind Pille, Kondom, Spirale und Coitus interruptus. Kondome und Coitus interruptus haben selbstverständlich keine Auswirkungen auf den weiblichen Zyklus. Nach dem Weglassen der Kondome wird der Zyklus, wie auch immer er individuell verläuft, der gleiche bleiben und das gilt genauso für den Coitus interruptus (und sämtliche Barrieremethoden wie Diaphragma, Verhütungsschwamm und Ähnliches).
Bei der Pille ist die Sache komplizierter. Wie meine Ärztin meinte, normalisiert sich der Zyklus teilweise sofort wieder, doch manchmal kann das auch länger dauern. Ein Blick in die entsprechenden Untersuchungen gibt darüber sehr viel präziser Auskunft. In einer deutschen Studie wurde der Menstruationszyklus von Frauen untersucht, die die Pille gerade erst abgesetzt hatten. Demnach dauerte es bei manchen Frauen bis zu neun Monate, bis sie wieder einen „normalen“ Zyklus hatten. Diese Frauen hatten in den ersten Monaten nach dem Absetzen der Pille längere Menstruationszyklen, häufiger Zyklen ohne Eisprung und Zyklen, bei denen die zweite Hälfte (die Lutealphase) so kurz war, dass eine Schwangerschaft unwahrscheinlich war. Diese Studie ist mit anderen vergleichbar. So untersuchten Forschende in den USA Frauen, die die Pille in den letzten drei Monaten abgesetzt hatten, und fanden heraus, dass ihre Zyklen (ein paar Tage) länger dauerten, die Zyklusdauer stärker variierte und der Eisprung später stattfand als bei Frauen, die schon länger keine Pille mehr nahmen. Außerdem stellten sie bei der Untersuchung des Zervixschleims fest, dass er bei Frauen, die die Pille schon vor längerer Zeit abgesetzt hatten, „spermienfreundlicher“ war.
Die gute Nachricht lautet, dass all diese Nachwirkungen relativ kurzlebig sind. In der deutschen Studie hatten fast alle Frauen nach neun Monaten wieder einen normalen Zyklus. Bei vielen ging es auch deutlich schneller: Fast 60 Prozent der Probandinnen hatten bereits im ersten Monat nach Absetzen der Pille einen normalen Zyklus. Was mich ebenfalls beruhigte: Sobald wieder ein Eisprung stattfand, beeinträchtigte die frühere Einnahme der Pille die Chancen auf Schwangerschaft nicht.
In einer weiteren deutschen Studie ging es um Frauen, die versuchten, schwanger zu werden. Man fand heraus, dass diejenigen, die gerade erst die Pille abgesetzt hatten, zwar in den ersten drei Monaten danach weniger häufig schwanger wurden, nicht jedoch innerhalb eines Jahres. Dabei wurde auch die Dauer der Pilleneinnahme berücksichtigt, ohne dass Auswirkungen festgestellt werden konnten. Auch bei Frauen wie mir, die die Pille seit ihrer Teenagerzeit genommen hatten, normalisierte sich alles im Lauf eines Jahres.
Es war also völlig unnötig, sich nach drei Monaten und einem Tag bereits Sorgen zu machen. Wenn es nach neun Monaten noch nicht normal lief, konnte ich ja immer noch anfangen, gestresst zu sein.
Auch wenn insgesamt weniger Frauen Spiralen benutzen, sind die Anwendungszahlen in den letzten Jahren gestiegen. Wie bei der Pille dauert es auch danach ein wenig, bis die Fruchtbarkeit wieder in Gang kommt. In einem relativ aktuellen Überblicksartikel wird gezeigt, dass Frauen kurz nach Entfernung der Spirale (im Durchschnitt) einen Monat länger brauchen, um schwanger zu werden, als nach Einnahme oraler Kontrazeptiva. Doch auch dann sind 80 bis 90 Prozent der Betroffenen (je nach Studie) nach einem Jahr schwanger.
Also wartete ich ab und siehe da, nach einigen Monaten lief alles schon ein bisschen normaler, genau wie die Daten es prognostiziert hatten. Doch nach wie vor musste ich herausfinden, wann mein Eisprung stattfand. An Tag 14, 16 oder 12? Auch nach sechs Monaten war mein Zyklus noch nicht ganz regelmäßig, weswegen ich nicht einfach von Tag 14 ausgehen konnte. Für mich war das natürlich wieder eine gute Gelegenheit zum Datensammeln – ich konnte einfach nicht widerstehen!
Es gibt drei gängige Methoden zur Feststellung des Eisprungs: die Temperaturmethode, die Untersuchung des Zervixschleims und Urinteststreifen. Während die ersten beiden Methoden schon lange angewandt werden, ist die dritte relativ neu.
Die Temperaturmethode (Ermittlung der Basaltemperatur) basiert auf der nicht uninteressanten Tatsache, dass die Körpertemperatur in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung, ansteigt. Somit lässt sich der Eisprung durch tägliche Temperaturmessung feststellen. Die Technik selbst ist unkompliziert: Sie messen jeden Morgen vor dem Aufstehen Ihre Temperatur mit einem genauen Digitalthermometer (da körperliche Aktivität die Körpertemperatur beeinflusst, sollte man möglichst direkt nach dem Aufwachen messen, bevor man irgendetwas anderes tut). In der ersten Zyklushälfte ist sie niedrig, etwa 36,66 Grad Celsius. Am Tag nach dem Eisprung steigt sie an, üblicherweise mindestens um 0,5 Grad, manchmal auch mehr. Dies ist das Zeichen, dass der Eisprung stattgefunden hat. Bis zum Ende des Zyklus bleibt die Körpertemperatur erhöht und sinkt mit Beginn der Blutung, manchmal auch am Tag davor. Ist man schwanger, bleibt die Temperatur erhöht.
Es gibt ein paar sehr gute Argumente für die Temperaturmethode. In dem Monat, in dem Sie sie anwenden, finden Sie mit großer Sicherheit heraus, ob Sie tatsächlich einen Eisprung hatten. Wenn Ihr Monatszyklus regelmäßig ist, hilft Ihnen das bei der Planung des nächsten Zyklus. Sie können so bestimmen, wann im Allgemeinen Ihr Eisprung stattfindet. Außerdem erfahren Sie dadurch, ob Sie schwanger sind. Erhöhte Temperatur an mehr als vierzehn Tagen ist ein sehr gutes Indiz.
Perfekt ist die Methode allerdings nicht. Der größte Haken besteht darin, dass Sie von Ihrem Eisprung erst hinterher erfahren. Auch wenn das Temperaturmessen Anhaltspunkte für den kommenden Zyklus liefert, hilft es nicht im gegenwärtigen. Darüber hinaus ist die Temperaturmethode auch nicht ganz so einfach, wie sie scheint. Damit sie wirklich funktioniert, sollte man die Temperatur täglich zur gleichen Zeit messen, idealerweise als Erstes morgens nach vier bis fünf durchgeschlafenen Stunden. Die Ergebnisse können durch Jetlag, Fieber oder Schlafstörungen verfälscht werden.
Mir gefiel die Methode sehr, vielleicht auch nur, weil sie mir den Eindruck vermittelte, täglich proaktiv zu handeln (und weil sie Daten produzierte, die ich zu hübschen Grafiken verarbeiten konnte). Der Nachteil: Ich war nicht sonderlich gut darin.
Hier kommt meine Temperaturtabelle aus dem Monat, als ich mit Penelope schwanger wurde. Einerseits deutete ich die Tatsache, dass meine Temperatur irgendwann anstieg und erhöht blieb, zumindest als (vagen) Hinweis, dass ich schwanger war. Andererseits sorgten diverse Jetlags und wenig Schlaf dafür, dass die Kurve kaum zu interpretieren war.
Anfangs dachte ich, mein Eisprung hätte am 9. Juli stattgefunden, weil meine Temperatur am 10. Juli anstieg. Dann stellte ich fest, dass es an der Zeitverschiebung nach der Rückkehr aus Europa lag. Die dauerhafte Temperaturerhöhung fand erst statt, nachdem ich aus Ghana zurückgekehrt war. Dass mein Eisprung bereits vor dieser Reise stattgefunden haben musste, konnte ich im Nachhinein nur daraus schließen, dass Jesse nicht dabei war.
Ob die Methode für Durchschnittsfrauen praktikabel ist, lässt sich aber auch ein bisschen wissenschaftlicher untersuchen. In einer Studie aus den späten 1990er-Jahren bewerteten die Forschenden bei einer Gruppe Frauen, die nicht schwanger werden wollten, wie gut unterschiedliche Methoden zur Bestimmung des Eisprungs waren. Dabei wurde der tatsächliche Termin des Eisprungs mittels Ultraschall ermittelt. Die Forschenden kannten also die Fakten. Sie stellten fest, dass die Frauen ihren Eisprung durch die sorgfältig angewandte Temperaturmethode in 30 Prozent der Fälle richtig bestimmten, weitere 30 Prozent kamen auf den Tag vor dem tatsächlichen Eisprung. Aber auch dieser Zeitpunkt ist ja für eine Empfängnis günstig.
Fassen wir also zusammen: Wenn Sie an dem Tag Sex haben, den die Temperaturmethode vorgibt, erwischen Sie in 60 Prozent der Fälle einen der zwei fruchtbarsten Tage Ihres Zyklus.
Zervixschleim: Wenn Sie es mit den natürlichen Methoden ernst meinen, sollten Sie parallel zur Temperaturmessung auch Ihren Zervixschleim untersuchen. Das gestaltet sich ein wenig schwieriger als die Temperaturmessung, außerdem finden einige Frauen (sprich: ich) diese Methode auch ein bisschen igitt. So soll es gehen: Kurz vor dem Eisprung produziert der Körper einen Schleim, der für die Fortbewegung der Spermien ideal ist, und diesen Schleim kann man im Gebärmutterhals tasten. Dazu schiebt man einen Finger in die Vagina und bewegt ihn rund um den Muttermund. So bleibt etwas Schleim hängen, den man begutachten kann. Kurz vor dem Eisprung ist er sehr dehnbar, fast wie Eiweiß. Die Tage, an denen der Schleim sich so anfühlt, sind ideal für eine Empfängnis. Am Tag des Eisprungs ist er am dehnbarsten.
Die Methode hat einige Vorteile. Der Zervixschleim kann Ihnen signalisieren, dass Sie es genau jetzt versuchen sollten. Mittels Körpertemperatur würden Sie es vielleicht erst herausbekommen, wenn der ideale Zeitpunkt zwei Tage verstrichen ist. Man kann den Zervixschleim zu jeder Tageszeit untersuchen. Die Methode funktioniert auch, wenn man schlecht geschlafen oder Fieber hat oder Ähnliches. Viele Frauen kombinieren dies mit der Temperaturmethode. Wenn beide Indizien zusammentreffen (man also den „guten“ Schleim produziert und einen oder zwei Tage später die Temperatur ansteigt), bekommt man ein recht genaues Bild vom eigenen Zyklus.
Das Ganze hat aber auch seine Nachteile. Vor allem könnte es Ihnen unangenehm sein, in Ihrer Vagina herumzufingern. Ein zweiter Nachteil ist, dass Sperma dem guten Schleim sehr ähnlich sein kann, sodass es wichtig ist, nach dem Sex eine Weile (möglichst etwa einen Tag) zu warten, bis man den Schleim begutachtet. Und auch wenn man keinen Sex hatte, ist es möglicherweise nicht ganz leicht, die „Schleimqualität“ zu beurteilen. Die meisten Frauen müssen ein paar Monate üben, bis sie es raushaben.
Wenn man es richtig macht, ist die Begutachtung des Zervixschleims ähnlich verlässlich wie das Messen der Körpertemperatur. In der bereits genannten Studie zur Temperaturmethode sollten Frauen ihren Eisprung auch auf Basis des Zervixschleims bestimmen und sie lagen dabei in fast 50 Prozent der Fälle richtig. In einer vergleichbaren Studie mit ähnlichem Design, die sich aber nur auf den Zervixschleim konzentrierte, konnte der Tag des Eisprungs mit dieser Methode in 34 Prozent der Fälle richtig bestimmt werden, in weiteren 25 Prozent der Fälle der Tag davor.
Urinteststreifen (Ovulationstests): Die natürlichen Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage praktiziert man schon seit Jahrzehnten. Meine Mutter erinnert sich, dass sie es mit der Temperaturmethode versuchte, als sie mit meinem jüngsten Bruder schwanger werden wollte (sie behauptet, dass sie darin auch nicht erfolgreicher war als ich). Beide Methoden sind billig (ein paar Euro für ein hochwertiges Digitalthermometer und vielleicht ein paar Blatt Karopapier) und relativ genau, vor allem, wenn man den Dreh erst mal raus hat.
Wenn Sie allerdings extrem scharf darauf sind, den Tag des Eisprungs ganz exakt zu bestimmen, sollten Sie vielleicht besser auf Hightech zurückgreifen: Urinteststreifen. Mit ihnen kann man hohe Level des Luteinisierungshormons (LH) feststellen, welches den Eisprung anzeigt. Die Anwendung ist einfach. Wenn Sie glauben, dass Sie sich dem Zeitpunkt nähern, pinkeln Sie jeden Morgen auf einen Teststreifen. Er zeigt eine Linie, die dunkler wird, je höher der LH-Spiegel ist (es gibt auch Tests mit Digitalanzeige) – am höchsten ist er am Tag vor dem Eisprung. Bei einem positiven Ergebnis sollte man folglich im Lauf der nächsten achtundvierzig Stunden Sex haben, um die Chance auf Empfängnis zu maximieren.
Der signifikanteste Vorteil dieser Tests ist ihre Exaktheit. Die Studie, die auch Temperaturmessung und Untersuchung des Zervixschleims auswertet, belegt, dass die LH-Teststreifen die natürlichen Methoden um Längen schlagen: Damit wurde der Tag des Eisprungs zu 100 Prozent richtig bestimmt. Die Untersuchung zu einem Ovulationstest der Marke Clearblue zeigt, dass 23 Prozent der Frauen, denen man den Test zur Verfügung stellte, innerhalb der zwei Studienmonate schwanger wurden. Im Vergleich dazu: von denen, die den Stick nicht nutzten, waren es nur 15 Prozent. Außerdem ist die Anwendung ausgesprochen einfach: Man uriniert auf den Teststreifen und das war’s.
Ein Nachteil sind allerdings die Kosten. Die Ovulationstests kosten zwischen 10 und 20 Euro pro Monat, multipliziert mit der Zahl der Monate, die man sie benutzt.
Es gibt einige noch elaboriertere Methoden. Kurzzeitig habe ich beispielsweise mit einem sogenannten Zyklus-Tracker herumexperimentiert. Meiner sah aus wie eine hässliche Sportuhr. Wenn man ihn ein paar Stunden täglich trägt, ermittelt er über die Haut den Hormonspiegel. Er soll theoretisch mehr Hormone als der Urintest messen, sodass er nicht nur Auskunft darüber geben kann, wann der Eisprung stattfindet, sondern auch, wann man sich ihm nähert. Bei mir hat das jedenfalls nicht funktioniert. Offensichtlich schwitze ich zu viel oder zu wenig oder zur falschen Zeit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Frauen, die ich kenne, mindestens eine dieser Methoden angewandt haben. Meist fangen sie mit der Temperaturmethode an und landen bei den Urinteststreifen, wenn ein paar Monate lang kein Fortschritt erkennbar ist.
Ist das hilfreich? Die Fakten legen es nahe, für mich jedoch war vermutlich das Wichtigste, dass ich das Gefühl hatte, die Kontrolle zu haben. Viele behaupten (zu Recht), dass Schwangerschaft und Elternschaft auch darin bestehen, Kontrolle abzugeben. Dazu war ich noch nicht wirklich bereit.
Unterm Strich
● Das Timing ist entscheidend! Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist hoch, wenn der Sex am Tag des Eisprungs oder am Tag davor stattfindet, danach sinkt sie rapide. Es ist möglich, durch Sex bis zu fünf Tage vor dem Eisprung schwanger zu werden, allerdings weniger wahrscheinlich. Nach dem Eisprung können Sie es bis zum nächsten Monatszyklus vergessen (natürlich können Sie weiter Sex haben – Sie wissen schon, einfach nur zum Spaß).
● Nach dem Absetzen der Pille kann es bis zu neun Monate dauern, bis sich der Zyklus normalisiert, aber es gibt keine Hinweise auf eine dauerhafte Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit.
● Natürliche Methoden zur Ermittlung des Eisprungs (Temperaturmethode und Untersuchung des Zervixschleims) sind informativ, aber nicht hundertprozentig exakt.
● High-Tech-Methoden wie Urinteststreifen sind teuer, aber ganz exakt.
3. Zwei Wochen Ungewissheit
Wenn man versucht, schwanger zu werden, ist es ja so: Die erste Zyklushälfte verbringt man damit, den Zeitpunkt des Eisprungs zu bestimmen, sorgfältig Temperatur zu messen, vielleicht auch jeden Morgen auf einen Teststreifen zu pinkeln. Und die zweite Hälfte … wartet man. Nach dem Eisprung kann man ja nichts mehr tun, um schwanger zu werden, und man kann auch noch nicht herausfinden, ob man es bereits ist. Man hängt also in der Luft.
Und doch … könnte man ja schwanger sein. Viele meiner Bekannten befolgten die „Zwei-Wochen-Regel“: Sie verhielten sich in dieser Zeit, als ob sie schwanger wären, das heißt, kein Koffein, kein Alkohol, keine Wurst. Das lässt sich natürlich ein paar Monate durchhalten, aber zumindest eine meiner Freundinnen versuchte es, Jahre bevor es durch künstliche Befruchtung mit ihrem Sohn klappte, und sie hielt sich in der gesamten Zeit an die Zwei-Wochen-Regel.
Auch ich gab dem Druck nach und achtete innerhalb der zwei Wochen auf mein Verhalten, was mich ziemlich nervte. Meine beste Freundin und College-Mitbewohnerin Tricia veranstaltete in diesem Zeitraum in Las Vegas ihren Junggesellinnenabschied und ich trank während des gesamten Wochenendes zwei mickrige Gläser Wein. Eines kann ich Ihnen verraten: „Thunder from Down Under“ und andere Männer-Stripshows sind ohne ein paar schöne, bunte Cocktails entschieden weniger spaßig. Klar, dass ich, kaum dass wir zurück waren, meine Tage bekam.
Nach diesem Wochenende fragte ich mich natürlich, ob meine Zurückhaltung wirklich nötig war. Was, wenn man gerade gar nicht versucht, schwanger zu werden, es versehentlich passiert und man ordentlich mitgetrunken hat? Muss man sich dann Sorgen machen?
Die kurze Antwort lautet: Selbst wenn man schwanger geworden ist, schadet das Verhalten in den folgenden zwei Wochen dem Baby nicht (unfassbar, dass ich das nicht vor Las Vegas recherchiert habe!). Einschränkend sei hinzugefügt, dass man die Chancen auf Empfängnis beeinträchtigt, wenn man es zu wild treibt.
Für die etwas längere Antwort muss man verstehen, wie ein Baby sich in der allerersten Zeit entwickelt. In der Phase zwischen der Befruchtung (um den Eisprung herum oder ein, zwei Tage später) und der nicht eintretenden Menstruationsblutung besteht das Ungeborene nur aus einer Ansammlung identischer Zellen. Aus jeder dieser Zellen kann jeder beliebige Körperteil des Kindes entstehen. Wenn Sie etwas tun, was eine dieser Zellen absterben lässt (zum Beispiel sich heftig betrinken oder problematische verschreibungspflichtige Medikamente nehmen), kann eine andere Zelle für die gleiche Aufgabe einspringen. Das spätere Baby wird dadurch nicht geschädigt. Sterben allerdings zu viele dieser Zellen, wird sich kein Embryo entwickeln und Sie werden kein Kind bekommen. Das ist das Alles-oder-Nichts-Prinzip.
Als mir das klar war, wurde ich in den Monaten nach dem Junggesellinnenabschied etwas unvorsichtiger. Und als sich dann herausstellte, dass ich tatsächlich schwanger war, machte ich mir auch keine Sorgen wegen des einen Abends in der Woche davor, an dem ich drei Gläser Wein getrunken hatte. Manche Freundinnen fanden das weniger beruhigend. Okay, wenn man wirklich alles tun will, um die Chancen auf Empfängnis zu erhöhen, dann hält man sich natürlich auch an diese Verhaltensregeln in den besagten zwei Wochen. Eine Freundin gestand mir, dass sie diese Zurückhaltung dadurch kompensierte, dass sie sich jeweils an dem Tag, an dem sie ihre Periode bekam, abends betrank. Jede, wie sie mag.
Nach Ablauf dieser zwei Wochen stellt sich natürlich die Frage, wann man einen Test machen soll. Manche in Drogerien angebotenen Tests werben damit, schon fünf Tage vor der mutmaßlichen Periode Ergebnisse zu liefern. Wenn man nachrechnet, ist das auch nur eine gute Woche vor Ablauf der besagten zwei Wochen.
So war es nicht immer: Auch historische Schwangerschaftstests setzten wie die heutigen auf den Urin. Im alten Ägypten urinierten Frauen auf verschiedene Getreidekörner und beobachteten dann, wie schnell diese keimten. Schnelleres Wachstum bedeutete Schwangerschaft. Im Mittelalter wurde dann die Farbe des Urins begutachtet, um auf eine Schwangerschaft zu schließen. Diese Tests hatten interessanterweise eine gewisse Aussagekraft, aber vermutlich nicht genug, um wirklich nützlich zu sein.
In den 1920er-Jahren entdeckten die Ärzte das Hormon hCG (humanes Choriongonadotropin), das im Urin von Schwangeren ausgeschieden wird. Auf dieser Basis wurde ein Test entwickelt, der allerdings nicht sonderlich anwendungsfreundlich war: Der Urin wurde jungen Mäusen oder Kaninchen injiziert, deren Eierstöcke bei Vorhandensein des Hormons mit Follikelwachstum beziehungsweise Eisprung reagierten. Um das festzustellen, musste man die Tiere hinterher töten und sezieren. Erst in den 1960er-Jahren fanden Ärzte heraus, wie sich das Hormon ohne Tiere nachweisen ließ.
In den 1970er-Jahren wurden die ersten Schwangerschaftstests für Zuhause entwickelt. Sie sahen vor, dass man den Urin mit anderen Flüssigkeiten mischte, einige Tage stehen ließ und so weiter. Diese Tests waren nicht sehr verlässlich und den meisten Anwenderinnen zu kompliziert und unappetitlich. In dieser Anfangszeit stellten Frauen üblicherweise fest, dass sie schwanger waren, wenn ihre Periode ausblieb, und ließen das dann von ihrem Arzt bestätigen. Sie waren also, wenn sie endgültige Sicherheit hatten, bereits mindestens in der fünften Woche. In den 1980er-Jahren kamen dann bessere Tests für Zuhause auf den Markt (ich erinnere mich dunkel, dass meine Mutter einen benutzte, als sie mit meinem jüngsten Bruder schwanger war, der 1985 auf die Welt kam), doch auch die lieferten erst eine Woche oder zehn Tage nach Ausbleiben der Menstruation ein sicheres Ergebnis, auch damit wurde die Schwangerschaft erst in der fünften Woche festgestellt.
Die neuesten Tests sind da natürlich viel weiter: Sie weisen bereits viel geringere hCG-Konzentrationen nach und können eine Schwangerschaft deutlich schneller bestätigen als die früheren Tests. Sobald die Eizelle befruchtet ist, wird hCG produziert und je empfindlicher der Test ist, desto schneller nach der Einnistung zeigt er ein positives Ergebnis. Allerdings ist auch dabei ein fälschlicherweise negatives Ergebnis (dass der Test trotz vorhandener Schwangerschaft keine anzeigt) möglich, vor allem, wenn man den Test sehr früh durchführt. Selbst in den Werbetexten für die empfindlichsten Tests wird vorsichtshalber darauf hingewiesen, dass nur etwa die Hälfte der Schwangerschaften vier Tage vor Nichteintreten der Periode nachgewiesen werden können. Falsche Positivergebnisse dagegen sind sehr selten. Wenn Sie zwei Striche sehen, selbst wenn der zweite sehr blass ist, sind Sie schwanger. Bei einem normalen Verlauf ist der zweite Strich in den Tagen nach der Einnistung dunkler, da der hCG-Spiegel dann ansteigt.
Ein Nachteil: Diese sehr empfindlichen Schwangerschaftsfrühtests, die schon fünf Tage vor Ausbleiben der Blutung funktionieren, sind in der Regel viel teurer als die, die man nach Ausbleiben der Blutung macht. Ich persönlich habe locker hundert Dollar ausgegeben, bevor ein Test endlich positiv war.
Was Sie ebenfalls bedenken sollten: Vielleicht wollen Sie es gar nicht wissen. Aborte sind in diesem frühen Stadium ausgesprochen häufig. Je früher Frauen herausfinden können, dass sie schwanger sind, desto höher die Zahl derer, die kurze Zeit später erleben müssen, dass sie das Baby wieder verloren haben. Und diese Zahl könnte sogar beträchtlich steigen, denn Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass 50 Prozent oder mehr der Befruchtungen gar nicht in eine Schwangerschaft münden. Doch selbstverständlich werden selbst mit den empfindlichsten Tests nicht alle dieser Befruchtungen festgestellt.
Eine Studie aus den 1980er-Jahren macht deutlich, wie viele Schwangerschaften in einem frühen Stadium enden. Darin wurden Frauen mit Kinderwunsch begleitet, deren Urin man täglich testete. Es stellte sich heraus, dass fast ein Viertel (22 Prozent) der Schwangerschaften mit einem Abort endeten, bevor sie mit den damals gängigen Methoden hätten festgestellt werden können. Die Forschenden selbst hatten aber mit empfindlicheren Tests gearbeitet. Aufgrund der Tatsache, dass ein Abort in diesem frühen Stadium einer stärkeren Menstruationsblutung ähnelt, hatte keine der Frauen bemerkt, dass sie überhaupt schwanger gewesen war.
Die wissenschaftlichen Tests, die hier verwendet worden waren, sind mit den heute verkäuflichen empfindlichsten Frühschwangerschaftstests für Zuhause vergleichbar. Das bedeutet, viele der mit einem Abort endenden Schwangerschaften, die in den 1980er-Jahren gar nicht bemerkt wurden, würden heute vermutlich festgestellt (zumindest wäre es möglich). Wenn wir die Zahlen ernst nehmen und jede Frau inzwischen den empfindlichsten Test benutzen würde, müsste die Zahl der Frühaborte um 22 Prozent im Vergleich zu den 1980er-Jahren angestiegen sein – wohlgemerkt nur aufgrund besserer Tests, nicht aufgrund eines tatsächlichen Anstiegs der Aborte.
Außerdem sind diese Frühaborte alles andere als ein Vorbote künftiger Fruchtbarkeitsschwierigkeiten, sondern vielmehr ein Indiz für Fruchtbarkeit. In der genannten Studie wurden 95 Prozent der Frauen nach einem Frühabort schwanger. Das waren mehr als bei denen, die keinen Frühabort hatten.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich wirklich darüber nachzudenken, ob die teuren Frühschwangerschaftstests ihr Geld wert sind. Möglicherweise gehören Sie ja zu den Menschen, die immer genau wissen wollen, was los ist. Vielleicht sollten Sie aber auch einfach mal abwarten.
Unterm Strich
● Der Konsum problematischer Lebens- oder Genussmittel während der zwei Wochen nach dem vermuteten Eisprung kann zwar die Chance auf eine Empfängnis schmälern, nicht aber Ihr Ungeborenes schädigen, falls Sie in dieser Zeit bereits schwanger sind.
● Mit Frühtests können Sie eine Schwangerschaft bereits vier oder fünf Tage vor Ausbleiben der Periode feststellen. Doch in diesem Stadium kommen Aborte sehr häufig vor.
„Ich kann das Buch allen Schwangeren ans Herz legen, egal ob sie auf ihr erstes Wunder warten, oder erneut schwanger sind.“
„Die zwei wirklich besten Ratgeber für Schwangerschaft und die Babyjahre.“
„Eine Offenbarung für alle neugierigen werdenden Mütter“
„Emily Oster ist die Freundin, die uns nicht verurteilt, unsere Hand hält und uns durch Schwangerschaft und Mutterschaft führt.“
Als Ärztin kann ich vor diesem Buch leider nur warnen! Es wird Alkohol in der Schwangerschaft massiv verharmlost, wobei sich die (medizinisch unkundige!) Autorin auf nicht aussagekräftige Studien stützt. Man vermutet, dass in D etwa 1 Million (!) durch Alkohol geschädigte Menschen leben. Die häufigste Behinderung überhaupt und zu 100% vermeidbar! Die meisten davon werden nie offiziell diagnostiziert, weil die Störung nicht mit eindeutigen körperlichen Veränderungen, sondern eher mit (teils massiven) emotionalen Problemen und Unfähigkeiten in der Alltagsbewältigung einhergeht, mit teils gravierenden Folgen im Leben: Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Beziehungsunfähigkeit, Alltagsbewältigung kann unmöglich werden. Die Neugeborenen sehen dabei zumeist normal aus, der IQ ist es oftmals auch. Die Autorin hat offenbar keinerlei Ahnung. Es ist aber brandgefährlich, dass sie mit dieser Ahnungslosigkeit andere schädigt!
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