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Das kleine Kräutercafé – Pralinenküsse (Alles grün 3)Das kleine Kräutercafé – Pralinenküsse (Alles grün 3)

Das kleine Kräutercafé – Pralinenküsse (Alles grün 3) Das kleine Kräutercafé – Pralinenküsse (Alles grün 3) - eBook-Ausgabe

Lilli Meinhardis
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Roman

— Liebestrubel in einem Frankfurter Café

„Die Romanreihe [...] bietet nicht nur Frankfurtern, sondern auch Neuankömmlingen und Besuchern eine neue Perspektive auf die Stadt.“ - Der Frankfurter - Heimatzeitung mit Herz

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Das kleine Kräutercafé – Pralinenküsse (Alles grün 3) — Inhalt

Charmanter Millionär oder tiefgründiger Pâtissier? Wer ist Mr. Right und wer ist Mr. Wrong? Genussvoller Wohlfühlroman für alle Leser:innen von Jenny Colgan und Katharina Herzog 

„Isa blickte in seine schimmernden Augen und dann strich ihr Blick über sein Gesicht wie ein Federstrich und landete auf seinen vollen Lippen, die leicht geöffnet waren – und auf einmal auf sie zukamen.“ 

Neustart für das abgebrannte Frankfurter Café „Alles grün“: Köchin Natália und Konditorin Isa verlegen sich auf das Catering in der High Society. So servieren sie nun ihre Köstlichkeiten auf exklusiven Partys. Hier lernt Isa den charmanten Millionär Douglas kennen, der sie im großen Stil umwirbt. Eigentlich hat sie ihr Herz an Pâtissier Rúrik verloren, der aber nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht auf Distanz zu ihr geht und sie an seiner Liebe zweifeln lässt. Wer ist der wahre Mr. Right für Isa: Rúrik oder Douglas?
Gleichzeitig gerät das junge Familienglück von Natália mit ihrem Baby in Gefahr, als Robert an der Goethe-Business-School als Dozent einspringt und dabei das Begehren einer attraktiven Studentin entfacht, die sich zwischen das Paar zu drängen versucht. 

€ 18,00 [D], € 18,50 [A]
Erschienen am 28.03.2024
400 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-50721-9
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€ 4,99 [D], € 4,99 [A]
Erschienen am 28.03.2024
400 Seiten
EAN 978-3-377-90051-7
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Leseprobe zu „Das kleine Kräutercafé – Pralinenküsse (Alles grün 3)“

Kapitel 1
Alles rennet, rettet, flüchtet Natália

Mittwoch, 13. Mai

Ihr Baby hatte sich satt getrunken und war an ihrer Brust eingeschlafen. Es war mitten in der Nacht und Natália hatte Mühe, ihre Augen aufzuhalten. Alle zwei bis drei Stunden schrie Leander mit seinem kräftigen Stimmchen, wenn sein Bäuchlein nach Muttermilch verlangte. Er war heute genau drei Wochen alt, hatte schon üppig an Gewicht zugelegt und war zwei Zentimeter gewachsen. Natália hingegen war in den letzten drei Wochen um mindestens drei Jahre gealtert – zumindest, wenn man ihre [...]

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Kapitel 1
Alles rennet, rettet, flüchtet Natália

Mittwoch, 13. Mai

Ihr Baby hatte sich satt getrunken und war an ihrer Brust eingeschlafen. Es war mitten in der Nacht und Natália hatte Mühe, ihre Augen aufzuhalten. Alle zwei bis drei Stunden schrie Leander mit seinem kräftigen Stimmchen, wenn sein Bäuchlein nach Muttermilch verlangte. Er war heute genau drei Wochen alt, hatte schon üppig an Gewicht zugelegt und war zwei Zentimeter gewachsen. Natália hingegen war in den letzten drei Wochen um mindestens drei Jahre gealtert – zumindest, wenn man ihre Augenringe wie Jahresringe zählte.

Sie gähnte herzhaft und musste sich befehlen, ihre Beine über die Bettkante zu schieben und sich aufzusetzen, um ihren Säugling zum Schlafen in seine Wiege zu legen, die direkt neben dem Elternbett stand. Sie erhob sich ächzend und taumelte ein wenig nach vorn, als sie den kleinen Körper im Schlafsack in sein Bettchen hinabsenkte wie einen Maikäfer im Sturzflug. Sofort breitete ihr Baby seine Ärmchen ruckartig zur Seite aus und spreizte seine Fingerchen, als würde es fliegen wollen. Das war ein Reflex, wie sie von der Hebamme wusste. Von dieser schreckhaften Bewegung erwachte der Kleine aus seinem Schlaf und beschwerte sich quäkend und schmatzte und schnaufte.

Natália legte ihre Hand sanft auf sein Köpfchen mit dem zarten Haarflaum, bis er wieder ganz ruhig atmete und im Schlaf versank. Sein Kopf legte sich zur Seite, denn sein Hals war noch zu schwach, um ihn in Rückenlage gerade zu halten. Seine niedlichen speckigen Ärmchen lagen angewinkelt mit den geballten Fäusten neben seinen Ohren und auch seine Knie im Schlafsack waren hochgezogen in der typischen Haltung von Säuglingen, die sich am liebsten zusammenkugelten wie als Embryo im Mutterleib.

Mit einem Seufzer ließ sie sich auf ihre Matratze sinken und bettete die Wange ins Daunenkopfkissen. Sie spürte, wie der Schlaf sie übermannte. Ihre Gedanken verschwammen und tauchten ab unter die Oberfläche des Bewusstseins. Sie fühlte sich wie eine Schwimmerin in vollgesogener Kleidung, die vom Eigengewicht in die Tiefe gezogen wurde in blaue Dunkelheit und wohlige Stille. Sie wollte bis auf den Meeresgrund sinken und sich wiegen lassen von guten Wassergeistern.

Ein ohrenbetäubendes Schrillen riss sie hoch. Kerzengerade und mit hämmerndem Herzen saß sie im Bett und schaute sich panisch um. Robert neben ihr war auch wach und sie starrten sich einen Moment wie hypnotisiert in die Augen.

„Scheiße, was ist das für ein Lärm?“, krächzte Robert und sprang aus dem Bett. In die Sirene mischte sich das Brüllen ihres Babys.

„Ist das ein Autoalarm?“, lallte Natália, deren Zunge sich noch im Halbschlaf befand. Sie beugte sich über die Wiege und nahm ihren Schreihals auf den Arm.

Robert schob das Dachfenster auf und horchte in die Nacht hinaus. „Es kommt vielleicht von der Straße“, rief er und seine Stimme hatte Mühe, die gellende Sirene und das Babygeschrei zu übertönen.

Plötzlich nahm Natália einem beißenden Geruch in ihrer Nase wahr. Rauch!

„Feuer! Es brennt“, schrie sie und starrte Robert voller Entsetzen an. Der rannte zur Schlafzimmertür hinaus und sie tapste ihm barfuß hinterher, suchte mit einer Hand den Lichtschalter, während sie mit der anderen beruhigend auf den Rücken des Babys klopfte. Das Licht im Wohnzimmer ging an und sie musste blinzeln. Robert kam aus dem Flur zurück und sie trafen sich im zugestellten Wohnzimmer vor der Wickelkommode. Er fasste sie fest an beiden Ellbogen.

„Es ist Rauch in unserem Treppenhaus“, formte sein Mund die Worte, die sie mehr erriet, als hörte. „Wir müssen raus. Über die Terrasse und Außentreppe“, entschied Robert. Er war nun hellwach und seine blauen Augen blitzten geistesgegenwärtig. Er stürmte wieder in den Flur und kam wenige Sekunden später mit Schuhen in der Hand und ihren Jacken über dem Arm zurück. Dann öffnete er die Terrassentür und führte sie hinaus.

Hier draußen wehte ihr der Wind den beißenden Brandgeruch in die Nase, trotzdem sog sie die kühle Nachtluft gierig in ihre trockene Kehle ein. Sie setzte sich auf die nächste Liege aus Europaletten, die hier als Sitzmobiliar für ihre Café-Gäste dienten, und Robert streifte ihr Halbschuhe über die nackten Füße, während Leander sein Protestgeschrei in ihr Ohr noch um einige Dezibel steigerte. Robert zog blitzschnell seine eigenen Schuhe an und dann stieg er voran die Wendeltreppe aus Metall von der Dachterrasse hinab auf die Berger Straße. Natália wurde beinahe schwindelig, aber Robert stützte von unten ihren Arm und gab ihr Halt. Zum Glück hatte die Bauaufsicht diese Feuertreppe angeordnet. Vielleicht wären wir im Treppenhaus am Qualm erstickt, schoss es ihr durch den Kopf. Was war mit ihrer Nachbarin im ersten Stock?

Robert dicht auf den Fersen lief sie auf die verlassen daliegende Straße. Wie in einer Choreografie legten sie gleichzeitig ihre Köpfe in den Nacken, um an der Fassade ihres Wohnhauses hochzuschauen. Da! Im ersten Stock loderten orange Flammen hinter den Fenstern von Frau Käbisch. Deren Vorhänge brannten wie Fackeln und Natália hörte ein scharfes Knacken, als das Fensterglas von der Hitze Risse bekam.

„Frau Käbisch ist doch im Urlaub, oder?“, brüllte Robert ihr ins Ohr und starrte sie fragend an. Sie blinzelte mit brennenden Augenlidern. In ihrem Kopf verklebten sich die Gedanken wie Kaugummi. Hatte die Nachbarin ihr etwas von Urlaub erzählt? Ja. Griechenland. Wann war das gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern.

„Da brennt es“, tönte eine schrille Frauenstimme von irgendwoher. Natália schaute sich hektisch um. In einigen Fenstern der Wohnhäuser gegenüber waren Lichter angegangen und dunkle Umrisse von Leuten beugten sich alarmiert oder schaulustig aus ihren Fenstern.

„Ruft endlich jemand die Feuerwehr?“, dröhnte eine Männerstimme.

„Ruf doch selber an!“, brüllte jemand zurück.

„Wir müssen die Feuerwehr rufen“, rief Natália heiser und suchte Roberts Blick. Im ganzen Haus hingen Rauchmelder an der Decke, die diesen lebensrettenden Lärm verursachten. Aber soweit sie wusste, gaben diese nicht automatisch einen Notruf an die Feuerwehr ab. Roberts Hand fuhr unwillkürlich an sein Gesäß, wo er meist sein Handy in der Hosentasche trug. Aber er hatte seinen Pyjama an und der hatte keine Taschen. Er hob seine Schultern und zeigte ihr seine leeren Hände. Kein Telefon.

„Ich laufe noch mal hoch und hole mein Handy“, rief er und wollte losrennen, aber Natália hielt ihn am Arm fest.

„Geh nicht zurück in die Wohnung. Giftige Gase!“, schrie sie.

Robert zögerte. In diesem Moment kam eine Männergestalt aus dem Nachbarhaus auf sie zugelaufen. Sie erkannte Herrn Bouffier, den Besitzer des Antiquariats nebenan, der Isa und sie immer augenzwinkernd „Kräuterhexen“ nannte. Ohne die obligatorische Lesebrille sah sein Gesicht seltsam nackt aus. Er trug einen Morgenrock und Pantoffeln.

„Ich habe die Feuerwehr gerade angerufen“, sprach der Buchhändler überdeutlich, machte eine entsprechende Handgeste und nickte ihnen beruhigend zu. „Gott sei Dank sind Sie schon raus aus dem Haus! Ist noch jemand drinnen?“, fragte er mit erhobener Stimme.

„… im Urlaub“, brüllte Robert zurück. Natália hielt ihr Baby fest im Arm und schaukelte mit ihrem ganzen Körper, um den Kleinen zu beruhigen. Sie hatte ihre Lippen auf sein Köpfchen gelegt und pustete warme Luft in sein feines Haar. Leander mochte das und die vertraute Wärme schien ihn ein wenig zu beruhigen oder er wurde einfach müde, jedenfalls drosselte er sein Gebrüll zu einem leisen Jammern, das wie das Miauen eines Kätzchens klang. Er schmatzte mit seinen Lippen und suchte auf ihrer nackten Haut am Hals nach seiner Milchquelle. Verdammt, sie hatte in der Panik seinen Schnuller vergessen. Plötzlich fuhr Robert herum und fasste sich erschrocken an den Mund.

„Kassiopeia ist auf der Dachterrasse. Ich muss sie holen!“, rief er. Jetzt fiel auch ihr die Schildkröte ein, die ihr Terrarium im Freien hatte. Robert rannte los, bevor sie ihn aufhalten konnte. Ihr Blick schnellte zu den Fenstern im ersten Stock, wo das Feuer lichterloh flackerte und dicker schwarzer Qualm aus allen Öffnungen drang. Selbst die Lichtkegel um die Straßenlaternen herum waren von dieser diesigen Wolke gedimmt. Dann stockte ihr der Atem und im nächsten Moment überschlug sich der Herzschlag in ihrer Brust: Auch im Erdgeschoss in ihrem geliebten Alles grün loderten helle Flammen auf.

Hinter den bodentiefen Schaufenstern mit der Tortendekoration und dem grünen Schriftzug erkannte sie im Schein der Flammen die Vitrinen mit den grünen Kräutern, die Stehtische und die Theke. Die Flammen schienen aus der Küche zu kommen und sich nun wie gierigen Zungen durch den Gastraum zu lecken. Ihr wunderbares Café wurde zerstört!

Der Gestank von Verbranntem zog in ihre Nase und in ihren Rachen und sie spürte, wie Übelkeit in ihrem Magen aufkam. Aber am schlimmsten war die Hitze! Unwillkürlich wich sie zurück von diesen Fingern aus Hitze, die sich glühend nach ihr ausstreckten, in ihre Wangen stachen und ihr die Haare und Augenbrauen versengen wollten. Schützend legte sie die Hände über den Kopf von Leander, drehte dem Feuer den Rücken zu und floh auf zittrigen Beinen die Berger Straße hinab in Richtung Bethmannpark, wo es zu ihrem Haus ging, an dem sie noch bauten. Als die Hitze in ihrem Rücken nachließ, drehte sie sich ruckartig um und stieß mit jemandem zusammen. Herr Bouffier war ihr gefolgt und legt nun stützend die Hand unter ihren Ellbogen.

„Alles in Ordnung?“, formten seine Lippen.

Wo blieb Robert? Verdammt, er musste wahnsinnig sein, sich dieser mörderischen Hitze zu nähern. Hoffentlich brachte er sich schnell wieder in Sicherheit. Sie reckte voller Sorge ihren Hals. Auf der Straße standen an den Rändern einige Schaulustige, aber von Robert keine Spur. Sie wollte wieder zurückrennen, vorbei an der brennenden Front und zur rechten Seite des Hauses gelangen, wo zurückgesetzt von der Straße das Nebengebäude mit der Dachterrasse und Außentreppe lagen. Aber in diesem Moment übertönte ein gewaltiges Klirren das Alarmgeheul und ein Sprühregen von Glasscherben ergoss sich über die Straße. Die Fensterscheiben im ersten Stock waren geplatzt und nun loderten die Flammen aus den Fensterhöhlen wie Drachenzungen.

„Robert, wo bist du?“, schrie sie und machte einen Schritt vor, aber Herr Bouffier hielt sie mit eisernem Griff am Arm fest. Nein, sie konnte die Front des Hauses nicht mehr passieren. Sie war auf der falschen Seite, getrennt von Robert.

„Roooobeeeert?“, schrie sie aus voller Kehle, doch ihre Stimme klang heiser und kraftlos. Im selben Moment erschollen Feuerwehrsirenen von der Friedberger Anlage her, die rasend schnell näher kamen. Endlich! Am liebsten hätte sie sich selbst die Ohren zugehalten, um von diesem alles beherrschenden Lärm nicht den Verstand zu verlieren. Stattdessen platzierte sie ihre Hände schützend über die Ohren ihres Babys, das heftig strampelte und wieder zu neuem Schreckensgeschrei ansetzte.

Herr Bouffier legte seine Hand auf ihr Schulterblatt und schob sie auf seine Ladentür zu. Sie verstand. Mit einigen wackligen Schritten brachte sie sich im Bücherladen in Sicherheit. Ihr Nachbar verschloss die Ladentür energisch und der Lärm von draußen wurde ein wenig gedämpft. Hier drinnen umfingen sie der vertraute Geruch von Büchern und ein sanftes Dämmerlicht. Sonst war es ein Ort der Ruhe für sie, aber jetzt pumpte das Adrenalin durch ihre Adern und sie presste ihre Nase gegen die Scheibe der Ladentür, um nach Robert Ausschau zu halten. Ihre Sicht wurde ganz vom mächtigen roten Löschzug eingenommen, der direkt vor dem Haus zum Stehen kam.

Das ohrenbetäubende Tatütata wurde ausgeschaltet und Natália atmete kurz auf. Sobald das Einsatzfahrzeug stand, sprang eine Schar von Feuerwehrleuten in dunkelblauer Uniform und mit gelben Helmen und Atemmasken vor den Gesichtern aus den Türen. Zupackende Hände in Handschuhen wickelten Schläuche aus und eine lange Leiter wurde vom Dach ausgefahren. Sie fühlte sich einen surrealen Moment lang in das Buch aus ihrer Kindheit Alles rennet, rettet, flüchtet – Hilfe in Not und Gefahr hineinversetzt, in dem allerlei Rettungen gezeigt wurden: ein Flugzeug nach einer Notlandung mit Gummirutsche für die Passagiere, die Titanic beim Sinken mit Rettungsbooten und natürlich die tüchtige Feuerwehr im Einsatz. Diese detaillierten Bilder hatte sie als Mädchen genaustens studiert. Hoffentlich waren die Feuerwehrmänner vor der Tür auch solch heldenhafte Retter wie in diesem Buch.

„Setzen Sie sich, Frau Tschur“, sagte Herr Bouffier, dessen Stimme seltsam dumpf in ihren Ohren klang. Vielleicht war sie taub geworden von den Sirenen. Er dirigierte sie zwischen den hohen Regalen und Büchertischen hindurch zu seiner Theke, hinter der ein Holzstuhl mit dickem Sitzkissen stand, auf das sie sich dankbar niederließ. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Sie senkte den Kopf über ihr Baby und schaute besorgt in sein blasses Gesichtchen. Leander wimmerte und seine Lippen suchten vergeblich nach dem tröstlichen Schnuller oder besser noch der Brust seiner Mama. Aber Natália war zu aufgeregt, um ihr Kind in dieser Situation zu stillen.

„Laufen Sie bitte raus und sehen Sie nach Robert?“, stieß sie hervor und klang genauso jämmerlich wie ihr Baby.

„Nicht weinen, es wird ihm schon nichts passiert sein“, beruhigte der Buchhändler sie und klopfte ihr auf die Schulter. Jetzt merkte sie erst, dass ihr Tränen die Wangen hinunterliefen und auf das Köpfchen ihres Kleinen tropften.

Als Herr Bouffier zur Ladentür hinausgeeilt war, gab Natália sich einem erschöpften Schluchzen hin und wiegte ihr Baby in einem rhythmischen Hin und Her. Von der Straße hörte sie gedämpfte Rufe, wahrscheinlich wurden Einsatzbefehle erteilt. Sie lauschte auf das Geräusch von Wasserfontänen, die die Flammen zischend löschen würden, aber in ihren Ohren summte es nur seltsam. Immerhin waren die tüchtig lärmenden Rauchmelder aus ihrem Haus inzwischen verstummt – wahrscheinlich von den Flammen aufgefressen.

Da ging die Ladentür auf und mit einem Schwall von rauchiger Luft kam Herr Bouffier hereingepoltert, hinter ihm ragte eine zweite Gestalt auf: Robert! Natália stieß einen krächzenden Laut aus und sprang auf. Im nächsten Moment war Robert bei ihr und umarmte sie. Sein Haar roch intensiv nach Rauch und als sie sein Gesicht mit Küssen überzog, bemerkte sie, dass seine Haut einen Grauschleier aus Ruß trug und ein bisschen bitter schmeckte.

„Gott sei Dank! Ich hatte solche Angst um dich“, flüsterte sie in sein rußiges Ohr.

„Ich habe gut auf mich aufgepasst“, versicherte Robert mit einem schiefen Lächeln und präsentierte ihr stolz seine Ausbeute: Mit seiner Linken hielt er das gelbe Schaffell in die Höhe, das in Leanders Wiege gelegen hatte, und an seinem Daumen baumelte der Schnuller, über seiner Schulter hing die Wickeltasche. Ihr schossen wieder Tränen in die Augen. Damit hatte er die wichtigsten Sachen für ihr Baby gerettet. Fürsorglich steckte er Leander den Schnuller in den Mund, der sofort energisch daran nuckelte und ein zufriedenes Grummeln von sich gab.

„Du warst in der Wohnung? War da nicht schon Feuer – oder zumindest Rauch?“, haspelte sie hervor, ihre Zunge war wie verknotet.

„Es waren noch keine Flammen da, als ich rein bin, aber viel Rauch und Hitze. Ich habe mir mein Hemd vor Mund und Nase gehalten und nicht eingeatmet. Ich habe nur ein paar Sekunden bis ins Schlafzimmer und zurück gebraucht. Dein Handy lag auf dem Nachttisch, das habe ich erwischt und im Rauslaufen habe ich mir noch die Wickeltasche gepackt. Und natürlich unsere Kassiopeia.“

Er zeigte auf die Apfelkiste zu seinen Füßen, in der die Schildkröte mit eingezogenem Hals kauerte, gleich neben dem Telefon, als würde sie einen Anruf erwarten.

„Das hast du toll gemacht! Mein Held!“, flüsterte sie und gab ihm einen stürmischen Kuss auf den Mund.

„Können Sie diese Nacht irgendwohin?“, mischte sich nun Herr Bouffier ein, „ich würde Sie gerne bei mir aufnehmen, aber ich habe leider kein Gästebett.“

„Meine Schwester wohnt in Sachsenhausen. Dort kommen wir bestimmt unter“, sagte Robert. Dann betastete er wieder seine Pyjamahose nach Taschen, die es nicht gab. „Ach, ich habe ja gar keinen Autoschlüssel. Und kein Portemonnaie.“

„Ich fahre Sie gerne nach Sachsenhausen“, bot ihr Nachbar an.

„Danke.“

„Meinst du, wir können unser Haus einfach im Stich lassen?“, wisperte Natália, während Herr Bouffier in seine Wohnung hochlief, um sich anzukleiden.

„Im Moment können wir rein gar nichts tun. Die Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun mit den Löscharbeiten. Ich habe eben kurz mit dem Einsatzleiter gesprochen. Der war natürlich erleichtert, dass keine Menschen mehr im Haus waren. Aber er meinte, das Löschen werde bis zum Tagesanbruch dauern. Lass uns zu Konstanze fahren und uns dort schlafen legen.“

„Wie soll ich schlafen, während unsere Existenz niederbrennt?“, presste sie hervor und ihre Mundwinkel zuckten.

Robert nahm sie in seine Arme. „Hauptsache, wir sind gesund. Ein Haus kann man wiederaufbauen“, versuchte er, sie zu trösten.

„Isa wird entsetzt sein, wenn ich sie morgen früh anrufe und ihr sagen muss, dass unser Café abgebrannt ist“, flüsterte sie.

„Mach dir nicht so viele Sorgen, mein Schatz. Du hast einen Schock und bist übermüdet.“

Robert bettete ihre Wange an seine Schulter und strich sanft über ihr Haar, das in einer verstrubbelten Mähne ihren Rücken hinabfiel. Seit der Geburt von Leander hingen immer jede Menge Haare im Kamm und ihr sonst so dichtes blondes Haar hatte sich sichtlich gelichtet.

Sie schnaubte innerlich. Ihr Mutterschaftshaarausfall war nun wirklich ihr geringstes Problem.


Kapitel 2
Schutt und Asche Isa

Isa bog gut gelaunt von der Friedberger Anlage in die Berger Straße ein. Dieser Maimorgen versprach schön zu werden. Die Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nasenspitze und im dichten Blattwerk der Bäume des Bethmannparks zwitscherten die Spatzen und Lärchen. Sie ging im Kopf noch mal den Tagesplan durch. Ihr Tag in der Backstube startete immer um acht Uhr. Für den kommenden Samstag waren drei Motivtorten für Geburtstagspartys bestellt. Heute Vormittag würde sie alle Böden backen und am Nachmittag mit der Dekoration weitermachen. Für die klassische Deko waren weiße Rosenblüten beliebt, die sie in Handarbeit aus Fondant formte. Für die Marvel-Deko für den Kindergeburtstag würde sie die Masken von Spiderman und Ironman aus Schokolade in die Formen ausgießen und dann mit Lebensmittelfarbe bemalen.

Mit beschwingtem Schritt überquerte sie die Einmündung vom Mauerweg, der sich linker Hand an die Westseite des Bethmannparks schmiegte und zur Elkenbachstraße führte. Isa reckte ihren Hals und konnte auf der Ecke die Backsteinfassade von Natálias und Roberts Altbau sehen, davor ragte das Baugerüst auf, denn gerade waren die Handwerker mit dem Ausbau eines Wintergartens im Dachgeschoss zugange. Mit einem Windstoß stieg ihr plötzlich ein beißender Geruch von Verkohltem in die Nase. Ihr Blick streifte umher, um die Quelle dieses Gestanks auszumachen. Was war das?

Sie blieb wie angewurzelt stehen. Fünfzig Meter die Straße hoch flatterten rot-weiße Absperrbänder quer über den Bürgersteig. War das nicht genau vor dem Alles grün? Sie beschleunigte ihren Schritt und mit jedem Meter, den sie näher kam, stieg das Gefühl von Angst in ihrem Magen auf und schnürte ihr die Kehle zu. Die letzten Schritte rannte sie, stoppte dann mitten auf der Straße vor ihrem Café und starrte ungläubig auf den Anblick der Zerstörung, der sich ihr bot: Die Fassade des Hauses war von schwarzem Ruß überzogen, insbesondere die Fenster im ersten Stockwerk waren dunkle Höhlen ohne Glas mit verkohlten Fensterrahmen. Ein kurzer Blick ins Schaufenster des Alles grün offenbarte ihr, dass der Brand auch hier gewütet hatte. Das Fensterglas zeigte tiefe Risse wie ein Spinnennetz. Drinnen war es dunkel.

Um Himmels willen, wo waren Natália, ihr Baby und Robert?!

Ihr Blick schoss in die Höhe, aber die blinden Dachfenster gaben keinen Anhaltspunkt. Wie auf glühenden Kohlen rannte sie zur rechten Hausseite und erklommt keuchend die metallene Wendeltreppe hoch zur Dachterrasse. Ihre rechte Hand fuhr dabei über das staubige Geländer. Als sie oben ankam, war ihre Handinnenfläche schornsteinfegerschwarz. Atemlos stürzte sie zur Terrassentür und sah zu ihrem Schrecken, dass diese mit gelben Bändern zugeklebt war, auf denen in dicken schwarzen Lettern „Zutritt verboten“ stand. Auf Griffhöhe entdeckte sie einen runden Aufkleber der Frankfurter Feuerwehr, der wie eine TÜV-Plakette aussah. Die Tür war offenbar versiegelt worden, aber der Türgriff innen stand offen und sie könnte wahrscheinlich in die Wohnung hineingelangen, wenn sie die Absperrbänder durchbrechen würde.

„Natália!? Robert!?“, rief sie mit heiserer Stimme und klopfte gegen die Glasscheibe, bis ihre Fingerknöchel schmerzten. So ein Unsinn, schalt sie sich. Als wären ihre Freunde noch in der Wohnung.

Sie lehnte sich vor, schirmte mit beiden Händen das Licht ab und lugte durch das verstaubte Glas in die Wohnung. Durch das Wohnzimmer hindurch konnte sie in den Flur blicken. Die Wohnungstür stand offen und führte ins finstere Treppenhaus. Auf dem hellen Teppichboden im Wohnzimmer sah sie unzählige dunkle Stiefelabdrücke. Hier waren wohl einige Feuerwehrleute durchmarschiert. Aber offensichtliche Brandspuren konnte sie keine entdecken. Trotzdem hämmerte ihr Herz wie wild und ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Sie wusste gut, wie leicht giftige Dämpfe und Rauch schlafende Bewohner überraschen konnte. Kohlenmonoxid in der Atemluft war nach wenigen Minuten tödlich.

Sie hatten im Café im Erdgeschoss Rauchmelder an der Decke, in der Küche und im Gastraum, fiel ihr ein. Die Gewerbeaufsicht hatte es mit dem Brandschutz ganz genau genommen. Ob Natália in ihrer Dachwohnung auch Rauchmelder hatte, wusste sie nicht. Hoffentlich waren sie rechtzeitig gewarnt worden und hatten sich in Sicherheit gebracht.

Mit zitternden Händen fischte Isa ihr Handy aus der Handtasche. Keine Nachrichten. Sie wählte die eingespeicherte Nummer ihrer besten Freundin. Es klingelte fünfmal und dann ging die Mailbox dran.

„Geh bitte dran, Natália“, flüsterte sie.

Sie versuchte es gleich noch mal, aber mit demselben Ergebnis. Hektisch wischte sie über das Display und suchte Roberts Nummer in ihrem Adressbuch. Sie presste das Telefon an ihr Ohr und hörte den Klingelton mit einem irritierenden Echo. Moment mal. Es klingelte aus der Wohnung. Sie lugte wieder durch die Scheibe und sah nun das blaue Aufblinken des Displays von Roberts Handy, das auf dem Couchtisch lag. Robert hatte sein Telefon in der Wohnung zurückgelassen. Entweder er hatte es auf der Flucht vergessen oder – er lag leblos in seinem Bett oder auf einer Bahre mit einem weißen Tuch über dem Gesicht.

Ihr wurde übel vor Sorge und sie musste heftig schlucken, um die Galle niederzukämpfen, die ihr die Kehle hochsteigen wollte. Sollte sie das nächste Krankenhaus anrufen und fragen, ob in der letzten Nacht Opfer eines Brandes eingeliefert worden waren? Oder würde die Feuerwehr ihr Auskunft geben? In ihrem Kopf drehte sich alles und sie machte einige Schritte in den Terrassenbereich hinein und ließ sich auf die nächste Sitzbank aus Europaletten fallen. Hier hatten sie gestern noch wohlgemut im Sonnenschein Waffeln und Grüne Soße serviert. Sie legte die Wange in die Hand und holte tief Luft. Ihr Blick fiel auf die angrenzende Mauer mit dem vertikalen Garten. Die gestern noch so prächtigen Grünpflanzen und bunten Blumen waren von einem Grauschleier überzogen und ließen ihre Köpfe hängen, die Blätter schrumpelig in sich zusammengerollt. Da vibrierte das Handy in ihrer Hand und sie ließ es vor Schreck beinahe auf den Boden fallen.

„Natália“ stand auf dem grünen Display und Isa stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Sie nahm das Gespräch an.

„Natália, geht es euch gut? Wo seid ihr? O mein Gott, habe ich eine Angst, hier sieht es schrecklich aus“, sprudelte sie hervor.

„Uns geht es gut“, hörte sie ihre Freundin mit belegter Stimme sagen, „tut mir leid, ich wollte dich um sieben Uhr anrufen, aber ich bin wohl eingeschlafen.“

Im Hintergrund hörte sie Leander quaken. Isa schossen Tränen der Erleichterung in die Augen.

„Wo seid ihr?“

„Wir sind bei Roberts Schwester in Sachsenhausen.“

„Gott sei Dank!“

„Der Feueralarm hat uns um kurz vor vier aus dem Schlaf gerissen, es war schon Rauch im Treppenhaus, wir sind über die Terrasse und die Außentreppe geflüchtet.“

Ihre Freundin erzählte ihr ein wenig abgehackt, was sie in der letzten Nacht durchlebt hatten. Isa hörte die Angst und Erregung in ihrer Stimme.

„Diese Hitze und dieser Geruch – ein Vorgeschmack auf die Hölle“, wisperte Natália.

„Aber das Wichtigste ist, dass ihr drei am Leben und unverletzt seid!“, stieß Isa aus.

„Ja, zum Glück war auch die Nachbarin nicht da, in ihrer Wohnung hat das Feuer am schlimmsten gewütet. Ich habe nur meinen Pyjama am Leib und für Leander haben wir wenigstens ein paar Windeln, sein Schaffell und seinen Schnuller. Konstanze hat uns in der Nacht herzlich aufgenommen und wir haben im Gästezimmer unser Lager aufgeschlagen. Gleich frühstücken wir erst mal und dann will Robert in die Wohnung fahren, sich den Schaden ansehen und wichtige Sachen für uns rausholen.“

„Die Feuerwehr hat eure Wohnung versiegelt“, berichtete Isa.

„Okay. Hm. Robert wird das schon regeln.“ Natália klang erschöpft.

„Ich rufe gleich unsere Vermieterin an und versuche herauszufinden, wie es nun weitergeht. Es muss doch eine Gebäudeversicherung geben. Wie schlimm das Feuer unten im Café gewütet hat, konnte ich noch nicht sehen.“

„Das ist alles so schrecklich“, flüsterte Natália, „gerade ist unser Alles grün so gut in Schwung gekommen und nun solch eine Katastrophe.“

„Ja“, seufzte Isa. Einige Atemzüge lang schwiegen sie beide völlig niedergeschlagen.

„Die Torten für Samstag kann ich jedenfalls nicht liefern. Ich muss nachher meine Kundinnen anrufen und ihnen absagen“, murmelte sie. Zum Glück hatte sie ihr Notebook mit den ganzen Geschäftsdaten gestern Abend mit nach Hause genommen, um an der Buchhaltung zu arbeiten. Jetzt tastete sie in ihrer Schultertasche danach und spürte die kühle metallische Oberfläche. Sie atmete auf. Wenigstens ihr Büro war noch funktionsfähig, wohingegen ihre Backstube höchstwahrscheinlich in Flammen aufgegangen war.

„Wir sprechen uns bald wieder, okay? Bestimmt springt die Versicherung ein und bald können wir das Alles grün wiedereröffnen“, versprach Isa mit mehr Optimismus, als sie fühlte. „Nun erhole dich erst mal von dem Schrecken dieser Nacht und kümmere dich um deinen Säugling.“

„Ja. Danke“, hauchte Natália matt.

 

Isa drehte einige Runden auf der Terrasse und schlängelte sich wie eine Slalomläuferin geschmeidig zwischen den Hochbeeten und Sitzmöbeln hindurch. Die Bewegung half ihr, den eigenen Schrecken abzuschütteln und einen klaren Kopf zu bekommen. Sie verdrängte die furchtbaren Visionen von ihren engsten Freunden als Brandopfer und fühlte die Erleichterung wie eine Welle von Euphorie, die sie hochtrug. Natália, Robert und Leander ging es gut und das war das Wichtigste! Und was die Räumlichkeiten anging, müssten sie erst mal eine Bestandsaufnahme machen, wie groß der Schaden wirklich war. Kein Grund, jetzt zu verzweifeln. Alles halb so schlimm, sagte sie sich wie ein Mantra.

Mit neuer Energie setzte sie sich an einen der Tische, holte ihr Notebook mit ihren Kundenkontakten aus der Tasche und machte die notwendigen Anrufe mit den Absagen. Die drei Torten für das Wochenende waren schon bezahlt worden. Das Geld würde sie umgehend zurückerstatten, versprach sie ihren Kundinnen, die über die Nachricht vom Brand einigermaßen schockiert waren und Verständnis zeigten. Die Rückzahlungen von mehreren Hundert Euro rissen ein Loch in die Bilanz. Wer weiß, wann sie wieder Geld einnehmen würden. Eine kleine Rücklage hatten sie, aber lange würde die nicht reichen. Sie seufzte. Sie würden ihre Aushilfe Ivana entlassen müssen. Diese rief sie auch gleich an und sagte ihr, was passiert war und dass sie bis auf Weiteres nicht mehr kommen sollte.

Zwei Stunden später hörte Isa Schritte auf der Metalltreppe und Robert tauchte auf. Er kam mit langen Schritten auf sie zu und sie umarmten sich.

„Geht es dir gut?“, fragte sie.

„Ja. Wir haben Glück gehabt“, meinte er mit einem Lächeln. Er trug Bluejeans und ein Baumfällerhemd, das ihm zwei Nummern zu groß war. Sein Haar war lockig und ein bisschen verstrubbelt und auf seinen Wangen zeigten sich helle Bartstoppeln im Sonnenlicht.

„Mein Schwager hat mir mit ein paar Klamotten ausgeholfen. Im Pyjama wollte ich hier nicht aufkreuzen.“ Er grinste ein wenig schief.

„Gleich kommt ein Brandmeister, der mit uns die Räume begehen wird. Die Feuerwehr erstellt ein Protokoll und gibt die Räume für die Bewohner frei, falls keine akute Einsturzgefahr besteht“, erklärte er dann wieder ernst. „Ich hoffe, ich kann einige wichtige Sachen aus unserer Wohnung holen.“

„Dein Handy ist noch drinnen“, sagte Isa, „habe es vorhin angeklingelt und aus dem Wohnzimmer gehört.“

„Ja, auch meine Brille liegt noch auf dem Nachttisch. Zum Glück bin ich ohne die nicht blind wie ein Maulwurf.“

Isa war erleichtert, dass Robert trotz der ernsten Lage seinen Humor nicht verloren hatte.

„Ich habe eben mit der Vermieterin telefoniert“, berichtete Isa. „Sie wirkte recht gefasst und meinte, sie habe eine Gebäudeversicherung und wolle sich heute noch mit denen in Verbindung setzen.“

Als sie unten auf der Berger Straße ein Auto vor dem Haus halten hörte, schauten sie über das Geländer der Dachterrasse hinunter.

„Ah, das ist der Brandmeister“, sagte Robert und sie stiegen gemeinsam die Wendeltreppe hinunter.

„Ei guude, wie?“ begrüßte der Uniformierte sie mit Bassstimme. Auf seinen Schultern blitzte je ein silberner Streifen in der Sonne, der seinen Dienstgrad zeigte. Seine Gesichtshaut wirkte ledrig, als wäre sie von der Hitze Tausender Feuer getrocknet worden. Sein Mund war von einem beeindruckenden Schnauzbart überschattet, der wie bei einem traurigen Smiley an den Enden nach unten zeigte. Zusammen mit seinem Metallhelm, der einer Pickelhaube ähnelte, kam er Isa wie ein preußischer Gesandter aus der Zeit von Bismarck vor.

„Sie sind der Mieter aus der Dachwohnung, gell?“, sagte der Mann dröhnend zu Robert, der bejahte.

„Das ist Frau Sokolowa“, stellte er sie dem Brandmeister Braun vor, „sie betreibt zusammen mit meiner Partnerin das Café im Erdgeschoss.“

Der Brandmeister nickte ihr zu. Auf eine Art Mitleidsbekundung über ihr tragisches Schicksal wartete sie vergeblich. Der Mann erlebte schließlich Tag für Tag, wie ein Feuer Heime und berufliche Existenzen zerstörte.

„Dann wollen wir mal mit der Tour starten. Von unten nach oben. Udli, kommste?“, rief er und aus dem Einsatzauto sprang ein zweiter Uniformierter, allerdings ein junges Bürschlein, das dem Brandmeister nur bis zur Brust reichte.

„Der Feuerwehrmann Udli führt Protokoll“, erklärte sein Vorgesetzter. Der Bursche hielt ein Klemmbrett mit Formularen in der Hand und nickte diensteifrig. Der Brandmeister stiefelte mit schweren Schritten auf die Ladentür des Alles grün zu, als eine Frauenstimme quer über die Straße gellte. Die Ruferin kam hektisch angerannt und drängte sich in ihre kleine Gruppe.

„Wer bezahlt mir den Schaden an meinen Fenstern? Ich wohne gegenüber und alle meine Glasscheiben haben Risse bekommen“, rief die Nachbarin und stierte aufgebracht in alle Gesichter auf der Suche nach einem Schuldigen. Die Frau trug ein geblümtes Hauskleid und braune Oma-Strümpfe in Sandalen und hatte Lockenwickler im rot gefärbten dünnen Haar. Isa erkannte die Nachbarin aus dem Haus gegenüber wieder, die sich schon mehrfach über angebliche Ruhestörung seitens ihrer Café-Gäste auf der Dachterrasse beschwert und ihnen das Ordnungsamt auf den Hals gehetzt hatte. Natália hatte sie als „hessischen Habicht“ betitelt. Was überaus treffend war, denn man konnte die Frau zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit an ihrem Fenster halb hinter der Gardine versteckt stehen sehen, wie sie mit ihrem Habichtblick voller Missgunst die Nachbarschaft beobachtete und auf Verfehlungen lauerte, die sie umgehend den Behörden meldete.

„Gute Frau, da müssen Sie sich an den Hauseigentümer wenden“, brummte der Brandmeister und drehte sich weg. Er hatte offenbar keine Lust, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen.

„Haben Sie nachts Ihre Backöfen brennen lassen, wie?“, geiferte die Habicht-Frau nun in Richtung von Isa. „Ich hab’s ja gewusst, dass Sie der Nachbarschaft nichts als Ärger bringen!“

Isa öffnete den Mund und schnappte nach Luft, aber sie war erst mal sprachlos angesichts dieser Gehässigkeit.

„Halten Sie sich besser mit Ihren Anschuldigungen zurück“, sagte Robert mit eisiger Stimme, „die Brandursache wird noch ermittelt, aber ich bin mir sicher, dass die Inhaberinnen vom Alles grün keine Schuld trifft.“

„Wer sind Sie denn? Einer der Liebhaber von der großen Blondine?“, spie sie in Roberts Richtung und meinte offensichtlich Natália. Jetzt hatte die Frau mit ihren unverschämten Worten den Bogen überspannt und in Isa kochte Wut hoch.

„Halten Sie Ihr böses Mundwerk!“, fuhr sie die Querulantin an.

„Ich bin der Lebenspartner und Kindsvater – und außerdem auch ihr einziger Liebhaber!“, bezeugte Robert beherrscht und hob stolz sein Kinn. „Vielleicht kümmern Sie sich besser um Ihre eigenen Angelegenheiten, als ständig bei Ihren Nachbarn in die Fenster zu stieren.“

„Aus dem Weg, aber zaggisch. Wir haben zu tun“, bellte nun der Brandmeister dazwischen, schob die lästige Nachbarin unsanft von der Ladentür weg und machte sich daran, die Klebestreifen der Versiegelung zu durchtrennen.

„Ich werde Sie alle verklagen!“, zischte die Habicht-Frau ihnen hinterher, als sie ins schummrige Ladenlokal eintraten.

„Sie müssen Atemschutzmasken gegen den Feinstaub aufsetzen“, gebot der Brandmeister und sein kleiner Kollege mit dem Klemmbrett reichte ihnen zwei FFP2-Masken, die sie anlegten. Auch die beiden Feuerwehrleute setzten ihren Mund-Nasen-Schutz auf.

„Wir mussten die Tür gestern Nacht aufbrechen“, erklärte der Brandmeister. Aber die beschädigte Ladentür war das geringste Problem. Isa bot sich ein Anblick der Verwüstung.

Die Decken waren mit Ruß überzogen und durchnässt vom Löschwasser. Auch die Wände und der Fußboden waren von einem grauen fleckigen Schleier überzogen und es roch stechend nach Brand. Die Tische und Stühle waren umgeworfen. Die Glasvitrinen, in denen sie unter Rosalicht ihren Kräutergarten wachsen ließen, lagen im Zwielicht und die Grünpflanzen darin waren matt und gelb in sich zusammengesunken. Die Hitze hatte ihnen offenbar das Wasser entzogen und sie sterben lassen.

„Wir haben natürlich den Strom im ganzen Haus abgestellt und auch das Gas und Wasser“, vermeldete der Brandmeister.

„Sie dürfen elektrische Geräte wie Ofen, Kühlschrank und Kaffeemaschine erst nach Prüfung vom Fachmann wieder in Betrieb nehmen. Wenn sich im Gehäuse Ruß abgelagert hat, kann das zu einem Kurzschluss führen, denn Ruß leitet Strom, und dann brennt das Gerät im Nu lichterloh und wir müssen wieder anrücken.“

Isa nickte niedergeschlagen.

„Aber so schlimm ist es hier drinnen gar nicht. Man muss nur die Wände trockenlegen und neu verputzen“, meinte Robert und klopfte ihr aufmunternd auf den Rücken.

„Die Küche hat es am schlimmsten erwischt“, offenbarte der Brandmeister. „Da hatten wir einen zweiten Brandherd und es gab eine Explosion beim Gasherd.“

Isa wappnete sich innerlich, als sie hinter dem breiten Rücken des Brandmeisters in die Küche schritt. Aber der Anblick, der sich ihr bot, war so surreal, dass sie mit offenem Mund stehen blieb. Ihr Blick nahm zuerst die völlig verformte Arbeitsplatte aus Edelstahl wahr, die früher mal den Gasherd umgeben hatte. Nun bog sich das Metall wie eine verbeulte Röhre in die Höhe, war zerborsten und sah aus wie ein Drachenhals mit drei Köpfen. Auch der Kühlschrank war total verformt, als wäre er von einem Auto gerammt worden. Die ganze Küche sah aus, als wäre sie in eine Massenkarambolage geraten.

Allmählich nahm Isa Details war: Die Fliesen an den Wänden waren zersplittert und bröckelten ab. Die Metalltöpfe auf dem Herd, die völlig eingeschmolzen waren. Das Regal mit all ihren Zutaten, das sie so praktisch eingerichtet hatte. Eigentlich standen hier Plastikkisten in Reih und Glied gefüllt mit den einzelnen Zutaten wie gehackte Nüsse und Gewürze, dann die Konservendosen mit Früchten, Kokosmilch im Tetra Pak, Kanister mit Öl, 25-Kilo-Säcke mit Mehl und Zucker und vieles mehr. Jetzt waren von den Plastikkisten nur noch unförmige Gebilde übrig, einige der Dosen waren aufgeplatzt und ihr Inhalt war vom Feuer verschlungen worden wie von einem gierigen Monster. Zwischen dem verbogenen Metall der Regale sah sie die Reste dieses Feuermahls als eine undefinierbare verkohlte Masse.

„Der Mehlstaub ist auch hochgradig entflammbar. Hier hat es nach der Gasexplosion noch eine gewaltige Stichflamme gegeben“, berichtete der Brandmeister und deutete auf die Decke. Dort klaffte ein schwarzes Loch. Isa schaute in diese unheimliche Schwärze und fühlte – nichts. In ihrem Innern war alles taub. Sie kam sich vor wie in einem Film. Dieses Inferno war sehr real inszeniert. Aber es konnte nicht echt sein. Gleich würde sie aufwachen und merken, dass alles nur ein Albtraum war.

„Die Küche hat es wirklich schwer erwischt“, hörte sie Robert neben sich sagen.

„Ja, hier muss alles raus“, bestätigte der Brandmeister und diktierte dem Protokollführer, dass die Decke instabil sei und alle Leitungen und Rohre erneuert werden müssten. „Jetzt gehen wir eine Etage höher. Zum Glück ist die Treppe aus Stein. Eine Holztreppe wäre nicht mehr begehbar“, erklärte der Brandmeister und stampfte voraus.

Wie in Trance ging Isa hinter ihm her. Im Treppenhaus roch es noch schlimmer. Nicht nur verkohlt, sondern irgendwie süßlich nach Plastik. Hier waren die Steinstufen nass vom Löschwasser, sodass Isa mit ihren hellgrünen Leinenschuhen auf den eingetretenen Stufen in schwarze Lachen patschte und die Schuhe bald genauso verdreckt wie ihre Umgebung waren. Auf dem ersten Absatz konnte sie durch die aus dem Rahmen gebrochene Wohnungstür sehen, die nur noch in der oberen Angel hing wie ein schiefer Zahn: eine verkohlte Höhle, in der nichts mehr übrig war außer Asche und Schutt.

„Hier ist alles ausgebrannt. Der Fußboden ist durch die Hitze instabil geworden und auch vom Wasser durchzogen. Ebenso sind die Wände mit giftigem Rauch kontaminiert. Diese Etage muss komplett entkernt werden“, stellte der Brandmeister fest und Feuerwehrmann Udli notierte alles im Protokoll.

„Gilt das auch für die Dachwohnung?“, wollte Robert wissen.

„Die Decke beziehungsweise der Fußboden sind auch verformt, wie wir gleich sehen werden.“

Sie stiegen ins Dachgeschoss. Hier stand der Kinderwagen von Leander vom Chaos unberührt neben der Wohnungstür, als würde er nur darauf warten, mit seinem neugeborenen Passagier auf Spazierfahrt zu gehen. Auch Robert schien vom Anblick des Kinderwagens berührt zu sein. Er legte die Hand auf den Griff und schob das Gefährt ein Stückchen vor.

„Unser Baby braucht seinen Kinderwagen“, murmelte er.

„Da kaufen Sie besser einen neuen, der Rauch hängt in den Stoffelementen. Da können auch Giftstoffe drinnen sein“, warnte der Brandmeister.

Robert nickte und seufzte. Dann gingen sie in die Dachwohnung.

Hier sah alles noch ziemlich in Ordnung aus, mal abgesehen von den schwarzen Schuhabdrücken auf dem Teppich, die Isa schon durch das Fenster gesehen hatte. Aber als sie einige Schritte in der Wohnung gemacht hatte, spürte sie die Unebenheiten unter ihren Füßen. Mit dem Auge kaum sichtbar, jedoch deutlich zu ertasten, war der Boden unregelmäßig gewölbt wie eine blubbernde Oberfläche. Robert hatte als Erstes sein Handy beim Sofa entdeckt und machte dann damit weiter, wichtige Gegenstände wie Schlüssel, Geldbeutel, Ausweispapiere und ihre beiden Notebooks in einen Rucksack zu stecken.

„Wir brauchen unbedingt einige Kleidungsstücke. Wir haben im Moment nur das, was wir gestern Nacht am Leib getragen haben“, sagte Robert.

„Ja, Sie können ein paar notwendige Sachen zusammenpacken. Aber die Kleidung müssen Sie unbedingt als Kochwäsche waschen, bevor sie sie wieder anziehen. Ansonsten sollten Sie so wenig wie möglich verändern, weil die Leute von der Versicherung als Nächstes kommen und Fotos machen und Beweise sichern wollen, damit es später keinen Streit über die Versicherungsleistung gibt“, empfahl der Brandmeister.

„Wie lange wird es wohl dauern, bis das Haus wieder bewohnbar ist?“, wollte Robert wissen.

Der Brandmeister strich sich bedächtig über seinen imposanten Schnauzbart. „Im jetzigen Zustand ist das Haus unbewohnbar, auch die Dachwohnung, selbst wenn die auf den ersten Blick ganz unbeleckt ausschaut. Aber der Ruß steckt in allen Ritzen und der Fußboden ist instabil. Also das ganze Haus muss entkernt und von Grund auf saniert werden. Mit dem ganzen Papierkram von Versicherung und Bauamt kann da gut und gerne ein Jahr ins Land ziehen. Da müssen Sie sich druff einstellen, das ist keine klaa Sache.“

Robert nickte und seine Augen streiften blitzschnell umher für eine Bestandsaufnahme. Isa meinte zu erkennen, wie die Gedanken in seinem Kopf ratterten und er emsig Pläne schmiedete. Sie selbst fühlte sich immer noch wie betäubt und konnte in diesem Moment keine Zukunftsvision für das Alles grün vor ihrem inneren Auge erstehen lassen. Der Brandmeister besprach sich mit seinem Assistenten und sie füllten das restliche Protokoll aus. Währenddessen machte sich Robert im Schlafzimmer entschlossen ans Werk, Kleidung in zwei große Rollkoffer zu packen und im Badezimmer das Nötigste in Kulturbeutel zu stecken. Isa wollte ihm gerne helfen, stand aber meist nur mit hängenden Armen daneben.

„Du kannst mal in der Küche nachsehen. Wir müssen die Lebensmittel und Vorräte wahrscheinlich alle wegwerfen. Nimm dir am besten einen Müllsack und sortiere alles aus, was nicht luftdicht verschlossen ist.“

Sie machte sich sofort an die Arbeit. Endlich konnte sie etwas Produktives tun. Auch wenn es ihr irgendwie wehtat, den Kühlschrank auszuräumen, in dem die selbst gemachten Marmeladen und Brotaufstriche von Natália standen. Diese sorgsam gefüllten Gläser waren stumme Zeugen von einem unbeschwerten Alltag, der nun jäh vorbei war.

„So, hammers bald?“, tönte die Stimme vom Brandmeister durch die Wohnung.

„Ich brauche noch ein Weilchen, bis ich alles beisammenhabe“, entgegnete Robert und zeigte auf die überquellenden Koffer und Taschen.

„In Ordnung. Wir machen weida. Wenn Sie gehen, schließen Sie die Türen so gut es geht ab und kleben die Bänder wieder drüber. Sollen sich schließlich keine Unbefugten hier rumtreiben.“

Schließlich half Isa Robert, die Koffer und Taschen über die Außentreppe runterzuschleppen und im Auto seiner Schwester zu verstauen, das er ausgeliehen hatte. Die drei prall gefüllten Müllsäcke aus der Küche steckte sie in den Metallcontainer im Innenhof, der den Brand unbeschadet überstanden hatte, was ihr beinahe wie ein Hohn vorkam.

„So, das hätten wir“, schnaufte Robert, nachdem er den Kofferraum mit Mühe zugedrückt hatte. Er klopfte sich die Hände ab. „Dieser Feinstaub dringt echt in alle Ritzen“, sagte er angesichts seiner rußig-schwarz umrandeten Fingernägel.

Auch Isa schaute an sich hinunter und sah, dass sie fast so eingestaubt war wie eine Schornsteinfegerin. „Für heute ist hier nichts mehr zu retten“, stellte sie niedergeschlagen fest.

„Ja, geh nach Hause, zieh was Frisches an und erhole dich erst mal von diesem Schrecken“, empfahl Robert und drückte sie kurz, aber herzlich an sich.

„Yul weiß noch gar nichts von diesem Desaster“, murmelte sie. Ihr Sohn war heute Vormittag in der Berufsschule.

„Yul hat bestimmt gute Ideen, wie ihr das Café wie einen Phönix aus der Asche auferstehen lassen könnt“, meinte Robert und zwinkerte ihr aus rußig umschatteten Augen zu.

Isa seufzte und lächelte. Ja, auf den Optimismus und Tatendrang ihres Sohnes konnte sie sich verlassen.

Lilli Meinhardis

Über Lilli Meinhardis

Biografie

Lilli Meinhardis ist in Köln geboren und zwischen Dom und Kuhfladen aufgewachsen. Sie war 10 Jahre lang als Anwältin am Rhein und Main tätig, hat jedoch 2016 ihre Robe an den Nagel gehängt und einen Masterabschluss im „Biografischen und Kreativen Schreiben“ erworben. Inzwischen lebt sie in Berlin,...

Pressestimmen
Der Frankfurter - Heimatzeitung mit Herz

„Die Romanreihe [...] bietet nicht nur Frankfurtern, sondern auch Neuankömmlingen und Besuchern eine neue Perspektive auf die Stadt.“

Rhein-Zeitung (dpa)

„Wer Entspannung vom Alltag sucht und wem Kräuter ein Begriff sind, liegt mit dieser Romanreihe richtig.“

Kommentare zum Buch
Feuer, Familienglück und komplizierte Liebe
claudi-1963 am 29.04.2024

"Es ist nicht schwer, charmant und liebenswürdig zu sein, wenn man weder Gewissen noch Pflichtgefühl hat." (Ernst Hohenemser) Es ist mitten in der Nacht, als Robert und Natalia entdecken, dass es im Haus brennt. Doch nicht nur dort, sondern auch das alles geliebte Café "Alles grün" steht in Flammen. Robert versucht zu retten, was zu retten ist, allerdings ihre Wohnung ist danach unbewohnbar. Isa und Natalia müssen zurück auf Anfang, als sie noch mit Catering ihr Geld verdient haben. Hilfe bekommen sie dabei von Millionärsgattin Gabriele von Auerstedt, die bei ihnen Aufträge bucht wie zum Beispiel ein großes Büfett für einen Charity-Lunch. Isa, die nach der Liebesnacht mit Rurik ein wenig enttäuscht ist, lernt dort Douglas Carter, einen charmanten Millionär und Inhaber einer Immobilienfirma kennen. Gleichzeitig ist Natalia eifersüchtig, als sie Robert in der Universität plaudernd mit einer Studentin sieht, die sich anscheinend zwischen sie drängen möchte.   Meine Meinung: Bei dem schönen Cover läuft mir sofort das Wasser im Munde zusammen, besonders nachdem ich weiß, was für tolle Pralinenkreationen Patissière Isa herstellt. Auch der dritte Band über das Kräutercafé "Alles grün" verspricht wieder mit viel Abwechslung und jede Menge Einfälle aufzuwarten. Dabei schockiert vor allem ein verheerendes Feuer Natalia, Robert und Freundin Isa. Schließlich stehen sie nun ohne Arbeitsstelle da und Robert und Natalia außerdem ohne Wohnung. Zum Glück können letztere in ihr teils inzwischen renoviertes Haus umziehen. Doch eine Lösung für das Café haben sie noch nicht. Sie werden wohl wieder wie zur Anfangszeit als Caterer zurückkehren, bis sie das Café wieder eröffnen können. Und auch in Sachen Liebe gibt es wieder jede Menge Frust und Redebedarf. Robert ist sich inzwischen nach seinem Sabbat-Halbjahr gar nicht mehr so sicher, ob er bei der EZB wieder anfängt. Stattdessen springt er vor seiner Elternzeit als Dozent an der Universität ein, ohne zu ahnen, dass eine Studentin es faustdick hinter den Ohren hat. Romantisch wird es für Isa in ihrem neu erworbenen Schrebergarten, mit Häuschen und mit einer neuen Liebe. Nachdem sie der kühle Isländer Rurik nach der Liebesnacht enttäuscht hat. Yul allerdings ist mit der neuen Liebschaft seiner Mutter überhaupt nicht einverstanden. Auch Baby Leander wächst und gedeiht und gibt Robert die nötige Zeit, um über seine Zukunft nachzudenken. Wer die anderen beiden Bücher kennt, der wird sich auch dieses Mal rundum wohlfühlen. Denn es gibt wieder einige Erlebnisse und Abenteuer, aber auch jede Menge an Liebe, Eifersucht und Familienglück. Besonders wohlfühle ich mich mit dem besonderen Schrebergarten. Die Beschreibung von diesem und dem Häuschen lässt der Fantasie keine Grenzen und ich hatte sofort das Gefühl, mitten dabei zu sein. Wieder spürte man, mit wie viel Liebe zum Detail die Autorin ihre Bücher schreibt. Da wird nichts dem Zufall überlassen, sondern kräftig recherchiert. Vor allem was das Thema Patisserie anbelangt. Außerdem gibt es wieder jede Menge zu erleben bei jedem einzelnen, sodass einem beim Lesen niemals langweilig wird. Ganz besonders hat mich wieder Isa mit ihren Einfällen und Kreationen überrascht, man würde es am liebsten in der Realität sehen und schmecken. Von mir gibt es wieder 5 von 5 Sterne.

Die romantische Sprache von Schokolade und Blumen
Leserin Seeblick am 28.03.2024

In diesem genussvollen und turbulenten Finale der Kräutercafé-Reihe geht es für Isa und Natália heiß her. Zunächst zerstört ein Feuer ihr geliebtes Café mit der idyllischen Dachterrasse. Doch die beiden Freundinnen lassen sich nicht unterkriegen und finden für die Dauer der Renovierung eine Ersatzküche am Mainufer und Isa zieht sogar in ein putziges Gartenhäuschen in einer Kleingartenanlage, wo sie mit Hilfe von Natália allerlei Kräuter und Gemüse für ihre leckeren Speisen zum Sprießen bringt.   Die Szenen im Garten (mit der ganzen „Alles-grün“-Familie) haben mir super gut gefallen, ich konnte bestens in diese grüne Welt eintauchen und musste sehr über die skurrilen Nachbarn und den Kampf gegen die tierischen Salat-Knabberer schmunzeln. Richtig romantisch wird es, wenn ein heimlicher Gärtner Isa des Nachts Blumen in ihren Garten einpflanzt. Wer da wohl dahinter steckt?   In diesen Zeiten des Neustarts steht ihnen der charismatische Pâtissier Rúrik hilfreich zur Seite, dessen Herz endlich auftaut: Die romantischen Schwingungen zwischen ihm und Isa nehmen bei der gemeinsamen Pralinenherstellung eine zartschmelzende und überaus sinnliche Form an...   Doch bei einem Catering-Auftrag im Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne taucht der charmante Amerikaner Douglas auf. Der Immobilienentwickler umwirbt Isa mit großem Einsatz. Für wen der beiden attraktiven Männer wird sich Isa wohl entscheiden?   Bei der Männerwahl hat auch Isas 18-jähriger Sohn Yul ein Wörtchen mitzureden, der in witziger und überraschender Weise die Handlung aufmischt. Yul ist meine heimliche Lieblingsfigur, er ist ein frecher Wirbelwind und bringt viel Komik ein.   Auch das junge Familienglück von Natália und Robert mit ihrem neugeborenen Söhnchen Leander sorgt für viele schöne Momente. Für Robert stellt sich die Frage, ob er in seinen stressigen Banker-Job zurückkehren will. Eine neue Perspektive tut sich auf, als er als Dozent an der Uni einspringt. Blöd nur, dass er hier das begehrliche Interesse einer schönen Studentin weckt, die versucht, sich zwischen Robert und seine Natália zu drängen. Hier entspinnt sich ein spannender Konflikt aus Eifersucht und Täuschung. Ich war sehr gefesselt davon und habe voll mitgezittert.   Insgesamt habe ich wunderbar mitgefühlt mit diesen lebensechten und liebenswerten Figuren. Die verschiedenen Handlungsstränge sind bestens miteinander verwoben und sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen.   Bereits „Herzkirschen“ (Band 1) und „Waffelherzen“ (Band 2) haben mich in ihren Bann gezogen und dieser dritte Band „Pralinenküsse“ bildet für mich den krönenden Abschluss der Kräutercafé-Reihe und hat mich mit einem zufriedenen Lächeln und einem warmen Gefühl im Herzen entlassen. Große Leseempfehlung von mir!

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