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Das magische Haus auf dem Hügel (Das Haus auf Hoarder Hill 1)

Das magische Haus auf dem Hügel (Das Haus auf Hoarder Hill 1) - eBook-Ausgabe

Mikki Lish
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Das magische Haus auf dem Hügel (Das Haus auf Hoarder Hill 1) — Inhalt

Hedy und Spencer verbringen zum ersten Mal die Ferien bei ihrem Großvater, in dessen Haus sich allerlei kuriose Dinge verbergen. Ohne Wlan und mit Opa Johns „Nichts-Anfassen-Motto“ hat es den Anschein, als sollten es ruhige Ferien für die beiden Geschwister werden. Doch schon am ersten Abend wird klar, dass das kuriose Haus auf Hoarder Hill einige Geheimnisse birgt: Hedys und Spencers Großmutter Rose ist vor Jahrzehnten bei einer Zaubershow verschwunden und Opa John möchte nicht darüber sprechen. Als Hedy und Spencer mysteriöse Nachrichten bekommen, machen sie sich daran, das Rätsel um Oma Roses Verschwinden zu lösen.

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 02.11.2020
Übersetzt von: Oliver Latsch
304 Seiten
EAN 978-3-492-99770-6
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Leseprobe zu „Das magische Haus auf dem Hügel (Das Haus auf Hoarder Hill 1)“

Kapitel 1
ALLES NUR TRICKS

In Hedy van Beers Brust wuchs ein Knäuel aus Trübsal, während sie aus dem Autofenster auf die schneebedeckten Felder starrte. Jeder Kilometer brachte sie den langweiligsten zwei Wochen ihres Lebens näher.

Es war so unfair von ihren Eltern, ohne sie zur archäologischen Ausgrabung in Spanien zu reisen. Na ja, vielleicht war es vernünftig, Spencer zurückzulassen. Der war ja erst acht. Aber Hedy war elf Jahre alt, eine Pfadfinderin, und sie hatte schon ein paar spanische Redewendungen mit ihrer Sprach-App gelernt.

»Kommt ihr in einem [...]

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Kapitel 1
ALLES NUR TRICKS

In Hedy van Beers Brust wuchs ein Knäuel aus Trübsal, während sie aus dem Autofenster auf die schneebedeckten Felder starrte. Jeder Kilometer brachte sie den langweiligsten zwei Wochen ihres Lebens näher.

Es war so unfair von ihren Eltern, ohne sie zur archäologischen Ausgrabung in Spanien zu reisen. Na ja, vielleicht war es vernünftig, Spencer zurückzulassen. Der war ja erst acht. Aber Hedy war elf Jahre alt, eine Pfadfinderin, und sie hatte schon ein paar spanische Redewendungen mit ihrer Sprach-App gelernt.

„Kommt ihr in einem Notfall früher zurück?“, fragte sie.

„Was für ein Notfall?“, fragte Papa. Er war gerade dabei, einen anderes Lied auszuwählen, während Mama fuhr.

„Sagen wir, zum Beispiel wenn Spencer sich den Finger abschneidet?“

Spencer schaute aus seinem Buch der Zaubertricks auf. „Opa John ist ein Zauberer. Er könnte ihn mit Magie wieder ankleben.“

Hedy schüttelte den Kopf. „Du bist total leichtgläubig.“

„Was ist ›leichtgläubig‹?“

„Es bedeutet, dass du alles glaubst. Jedenfalls ist er kein Zauberer mehr, also erwarte bloß nicht, dass irgendwas Interessantes passiert.“ Hedy lehnte sich nach vorne, bis ihr Gesicht zwischen den Vordersitzen lag. „Also würdet ihr früher zurückkommen, wenn Spencer sich den Finger abschneidet? Wo Opa doch kein echter Magier ist?“

„Kommt drauf an. Welchen Finger?“, fragte Papa.

Mama unterdrückte ein Lachen. „Natürlich würden wir das.“ Sie streckte sich, um Hedy die Wange zu tätscheln. „Aber versuche bitte, keine Notfälle zu verursachen, o. k.? Dieser Auftrag ist für Papa und mich sehr wichtig. Er könnte eine Menge neuer Arbeit für uns bedeuten. Ich verspreche dir: Du, ich, Spence und Papa gehen noch auf andere Reisen.“

Andere Reisen. Während Felder, Bäume und Hügel vorbeirauschten, setzte Hedy ihre Kopfhörer auf, kuschelte sich in den Ringelschal ihrer Mutter und stellte sich vor, sie sei in Ägypten und schaue zu den großen Pyramiden und der Sphinx auf. Doch aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Papa zurückblickte, um sicherzustellen, dass sie und Spencer abgelenkt waren. Als er sich wieder umdrehte, drückte sie schnell auf „Pause“, denn sie kannte diesen Blick und wusste, dass er gerade etwas Interessantes sagen wollte.

„Es wird ihnen doch wohl gut bei ihm gehen, oder?“, fragte Papa leise.

„Natürlich“, sagte Mama. „Er ist vielleicht zerstreut und … komisch, wenn es um seine Sachen geht, aber er würde nie zulassen, dass ihnen etwas zustößt.“

„Ist dies nicht die Zeit des Jahres, in der deine Mutter …?“ Papa gab Mama seinen mitleidvollsten Blick.

Mama seufzte. „Es wird ihm guttun, etwas Gesellschaft zu haben. Er bleibt nie lange, wenn er uns besucht.“

Endlich hielt ihr kleines rotes Auto in der Mitte von Marberry’s Rest. Es war ein verschlafenes, verschlungenes, verwinkeltes Dorf, in dem es nur wenige kleine Geschäfte gab. Obwohl es eindeutig ein Ort war, der sich nie änderte, brachte die fünfarmige Kreuzung im Zentrum Hedys Familie jedes Mal durcheinander.

„Warum kann ich mich nie an die richtige Straße erinnern?“, murmelte Mama.

„Gib mir eine Sekunde“, sagte Papa, der versuchte, die Navigation auf seinem Telefon zu laden.

Spencer hatte seinen üblichen Vorrat an Gummibärchen aus seiner Tasche aufgebraucht und griff nun nach dem letzten Käsebrot. Er dachte wohl auch, es würde noch eine Weile dauern.

Hedy entdeckte einen großen weißen Vogel, der über ihnen kreiste. Nun kam er auf sie zu.

„Ist das ein weißer … Rabe?“, flüsterte sie. Der Vogel flog immer näher und näher, bis er zum Schrecken aller auf der Motorhaube des Autos landete. Er war riesig, sogar größer als die Raben, die Hedy im Tower von London gesehen hatte. Er neigte den Kopf zur Seite, als ob er sie wiedererkannte, und krächzte. Mit langsamen Flügelschlägen flog er in eine der engen Straßen. Alle starrten ihm nach. Mama schien an ihrem Sitz festgefroren, zu überrascht, um sich zu bewegen. Der Rabe kam zurück und landete wieder auf der Motorhaube. Er hüpfte dicht an die Windschutzscheibe und warf Mama einen strengen Blick zu, dann flatterte er wieder in die gleiche schmale Straße.

Hedy spürte eine seltsame Aufregung, wo eben noch ihr Trübsalsknoten gewesen war. „Ich glaube, er will, dass wir ihm folgen“, sagte sie.

„Also ich weiß nicht“, sagte Mama, „aber ich glaube, das ist die richtige Straße.“ Sie setzte das Auto in Gang und sie folgten dem Raben den ganzen Weg bis zu Opa Johns Haus.

 

Obwohl sie schon lange nicht mehr dort gewesen war, sah das Haus genau so aus, wie Hedy es in Erinnerung hatte: drei Stockwerke mit Wänden aus hellem Stein und einem dunklen, steil in den Himmel ragenden Dach. Auf dem Dach saßen alle möglichen Steinfiguren und es ragte ein kurzer Turm heraus, der laut Mama ›Belvedere‹ hieß und gebaut worden war, um die Aussicht zu genießen. Für Hedy war es immer ein Turm gewesen, von dem aus man vor feindlichen Angriffen warnen konnte. Die schwarze Haustür schmiegte sich unter eine schattige Veranda. Der Garten hinter dem schmiedeeisernen Zaun war mit Blättern und Schnee bedeckt. Hier herrschte nichts von dem Trubel ihres eigenen Hauses oder der Häuser von Hedys Freunden, aber es machte auch keinen unfreundlichen Eindruck. Es sah eher so aus, als ob das Haus von Opa John lange brauchte, um nachzudenken, bevor es etwas sagte.

Der weiße Rabe, der sie hergeführt hatte – und Hedy war sich ganz sicher, dass er sie geführt hatte –, flog auf das Dach und ließ sich dort oben zwischen den kleinen Drachen- und Greifenstatuen nieder.

Hedy gab Spencer einen Stups und zeigte auf das Haus. An einem der Fenster im obersten Stockwerk stand Opa John. Sein weißes Haar stand unordentlich ab, aber sein Gesicht kräuselte sich zu einem Lächeln. Er trat vom Fenster zurück und war nicht mehr zu sehen. Schon im nächsten Moment, schneller als es eigentlich hätte möglich sein sollen, öffnete er die schwere Vordertür. Spencers Mund sprang auf und Hedy blinzelte überrascht.

Opa John strich mit der Hand über die Knöpfe seines Hemdes, dann machte er eine schnelle Drehung, und zu ihrem Erstaunen trug er jetzt plötzlich eine bunte Krawatte.

„Meine Damen und Herren“, rief er mit seiner tiefen, warmen Stimme, „willkommen.“

Die Kinder drängten sich zu Opa John, um ihn zu umarmen. Er roch nach Pfefferminz und Pfeifenrauch, wie immer. Hedy maß heimlich nach und freute sich, dass sie schon bis zu Opas drittem Hemdknopf reichte.

„Opa“, platzte Spencer sofort heraus, „wenn ich mir einen Finger abschneide, kannst du ihn mit Magie wieder festmachen?“

Opa John hob Spencers Hände hoch und untersuchte sie ganz genau. „Alle Finger scheinen fest angewachsen zu sein. Warum fragst du?“

„Hedy glaubt nicht an Magie“, sagte Spencer.

„Nun“, antwortete er, „vielleicht ist es ganz vernünftig, nicht an Magie zu glauben.“

Hedy war überrascht. Opa John war früher ein sehr berühmter Zauberer gewesen.

Opa John betrachtete Hedy für einen langen Augenblick, als ob er etwas sagen wollte, aber nicht die Worte finden konnte.

„Sie sieht aus wie Mama, nicht wahr?“, sagte Mama und trat zu ihnen. Es gab einen seltsamen Moment, weil sich weder sie noch Opa John sicher waren, ob sie sich auf die Wange küssen oder ob sie sich einfach nur umarmen sollten.

Opa John räusperte sich. „Ja. Mehr denn je.“

Sie sprachen selten über Hedys und Spencers Großmutter Rose. Sie war verschwunden, als Hedys Mutter noch ein kleines Kind war. Dass sie wie Oma Rose aussah, machte Hedy ein bisschen stolz, bis sie merkte, dass Opa Johns Augen vor Tränen glänzten. Er vermisst sie, dachte Hedy. Aber bevor sie sich überlegen konnte, was sie als Nächstes sagen sollte, kam Papa herein. Er hatte letzten Taschen aufeinandergestapelt und und begrüßte Opa John mit einem Händedruck. Der Moment, um Fragen zu stellen, war vergangen.

 

Der Flur erschien seit ihrem letzten Besuch vor drei Jahren unverändert. Die eine Wand war mit modellierten Köpfen und geschnitzten Statuen dekoriert. An der gegenüberliegenden Wand hingen über einem Flurtisch zwei große Gemälde in Goldrahmen. Hedy legte ihr neues altes Telefon (eine Leihgabe von Papa, für die Zeit seiner Abwesenheit) an den Rand des Tisches.

Die Gemälde waren jeweils Porträts von menschlichen Körpern mit tierischen Köpfen: Bei dem einen war es ein Stinktier, bei dem anderen eine Elster. Sie trugen sehr altmodische Kleidung und hatten seltsame Gegenstände um sich angehäuft: Schmuck, Handschuhe, Obst, ein kleines Messer. Kurioserweise gab es auch moderne Gegenstände in den Bildern: einen Zauberwürfel, einen Schlüsselbund und eine CD einer Band namens The Smiths.

„Schau, mein Team!“, sagte Spencer und zeigte auf eine West-Ham-United-Mütze, die in die Ecke gemalt war. Er machte ein Foto mit der Polaroidkamera, die er seit seinem Geburtstag fast überallhin mitnahm.

„Ich hoffe, es macht euch Kindern nichts aus zu teilen“, sagte Opa John. „Ich fürchte, ich hatte keine Zeit mehr, ein zweites Schlafzimmer zu räumen.“

Hedy hatte das Gefühl, dass dieser Urlaub sich allmählich von ›einfach nur langweilig‹ zu ›regelrecht nervtötend‹ entwickelte. „Aber ich habe zu Hause mein eigenes Zimmer“, sagte sie hoffnungsvoll.

„Was ist denn so schlimm daran, ein Zimmer mit mir zu teilen?“, ärgerte sich Spencer.

Hedy rollte mit den Augen. „Du riechst wie ein Affenpopo.“

„Das heißt, dass du herumläufst und an Affenpopos riechst!“, gackerte Spencer.

„Hey!“ Mama drohte mit dem Finger. „Kein Streit. Ihr teilt. Und wenn ihr beim Teilen nicht nett zueinander seid, werdet ihr auch zu Hause weiter teilen. Jetzt lass uns die Taschen auf euer Zimmer bringen.“

Mit einem Seufzer griff Hedy nach ihrem Telefon – und runzelte die Stirn. Es lag nun weiter hinten auf dem Tisch, gegen das Bild des Stinktiers gelehnt, und die Kopfhörer klebten irgendwie am Bild fest. Hatte Spencer es gerade bewegt?

„Komm schon, Hedy“, rief Dad von der Treppe aus. „Vergiss nicht, dein Kissen mitzubringen.“

Hedy untersuchte ihre Kopfhörer auf Farbe und fand nichts. Sie zuckte mit den Schultern, schnappte sich ihre Sachen und lief den anderen hinterher.

 

„Warum haben die Türen alle verschiedene Farben?“, fragte Spencer Opa John, als er sie die Treppe hinaufführte.

„Das hier war einmal eine Pension“, sagte Großvater John. „Vielleicht half es das Gästen, sich daran zu erinnern, in welchem Zimmer sie wohnten.“

Ihr Schlafzimmer hatte eine blasslila Tür. Zwei Betten waren bereits bezogen, und obwohl sich das Zimmer sehr alt anfühlte, lag ein frischer Lavendelduft in der Luft.

An den Wänden hingen Karten von allen Kontinenten sowie Tafeln, die mit berühmten antiken Bauwerken aus aller Welt, wie den Pyramiden von Gizeh und der Großen Mauer von China, bemalt waren. Am Fuße jedes Bettes stand eine große Truhe, die jeweils groß genug war, dass sich die Kinder bequem darin hätten verstecken können.

Spencer rannte zu dem Bett, das am nächsten am Fenster stand. „Das hier ist meins!“

„Ich gehe in die Küche und mache mit Opa Tee“, sagte Mama. „Ihr kommt runter, wenn ihr eure Sachen weggepackt habt, in Ordnung?“

„Aber fasst auf dem Weg nach unten nichts an und macht keine Türen auf“, mahnte Opa. „Es gibt hier Dinge, die aus gutem Grund weggesperrt sind. Habt ihr mich verstanden?“

Obwohl sie es auf dem Weg hierher schon zigmal gehört hatten, lag in Opa Johns Stimme ein Ton der Warnung, der die Kinder verstummen ließ. Sie nickten. „Ja, Opa.“

Zum Auspacken stellte sich Spencer in seine Truhe, kippte seine offene Tasche aus und ließ alle seine Sachen um sich herum rausplumpsten. Seine Tasche war jedoch nicht ganz leer, und als er sie zum Schütteln weiter hochhob, fiel ihm eine Socke voller Murmeln auf den Kopf. Hedy schüttelte den Kopf über die Unordentlichkeit ihres Bruders. „Hat Opa hier nicht sechs Schlafzimmer?“, fragte sie. „Warum kann ich nicht mein eigenes Zimmer haben?“

„Opa hat über die Jahre eine Menge Dinge gesammelt“, sagte Papa. Er studierte ein Schlachtschiff in einer Flasche. „Die anderen Zimmer sind wahrscheinlich voll damit.“

Spencers Augen leuchteten auf. „Sammelt er Sachen für seine Magie?“

„Das sind nur Tricks, Spence“, sagte Hedy, „keine echte Magie.“

„Er macht nicht mehr so viel Zauberkram, Spencer“, sagte Dad.

„Nicht mehr, seit Oma verschwunden ist“, fügte Hedy hinzu.

Papa sah sie erschrocken an. „Woher wusstest du das?“

„Ich habe dich und Mama mal darüber reden hören.“ Über ihre Großmutter wurde so selten gesprochen, dass Hedy bei jeder Erwähnung ihres Namens aufmerksam wurde, auch wenn sie es nicht hören sollte.

„Was hat Magie mit Oma zu tun?“, fragte Spencer.

Papa seufzte. „Ich weiß es nicht, Spence“, sagte er, obwohl Hedy vermutete, dass er mehr wusste, als er zugab. „Auf geht’s. Du hast jetzt ein paar Wochen Zeit, um ihm all diese Fragen zu stellen. Ich wette, es gibt einige interessante Geschichten, die er euch erzählen kann.“

 

Im Gegensatz zum Chaos des restlichen Hauses vermittelte die Küche ein Gefühl von Ordnung, als ob hier jemand anders das Sagen hatte. Sie war gut geschrubbt und luftig, die Fenster blickten auf den frostigen Garten und eine weitere Tür führte in die Waschküche. Opa John saß mit seiner Tasse Tee am Eichentisch und rollte ein paar kleine Stahlkugeln durch seine Finger. Hoch, herüber und herum bewegten sie sich, als ob sie tanzten. Spencer eilte ehrfürchtig an Opas Seite, die Augen auf die Stahlkugeln geheftet. Sie blitzten im Licht auf, jagten sich gegenseitig um Opa Johns Handgelenke und Handflächen, und dann waren sie plötzlich weg. Mama und Papa klatschten. Opa John lächelte Spencer über seine Teetasse an.

„Du hast gesagt, er zaubert nicht mehr!“, sagte Spencer triumphierend zu Hedy.

„Das war keine Magie“, sagte Hedy, „das war Coole-Sachen-mit-den-Händen-Machen. Nicht wahr, Opa?“

„In der Tat“, sagte Opa John. „In diesem Haus wird keine Magie praktiziert. Nur Tricks.“ Er klang, als würde er sich selbst an eine Regel erinnern, die nicht gebrochen werden durfte.

Während sie dicke Scheiben Zitronenkuchen aßen, ging Mama mit Opa John eine Seite mit Anweisungen zu Spencers Asthma durch. Sie drängte die Kinder, sich immer dick einzupacken, und erinnerte sie zum hundertsten Mal daran, Opa Johns Sachen nicht anzufassen.

Und dann war es Zeit für ihre Eltern zu gehen. Plötzlich schlang sich der düstere Knoten wieder direkt um Hedys Herz. Sie umarmten sich zum Abschied auf der Veranda, und als Spencer und Mama zu schniefen begannen, wurde auch Hedy weinerlich. Sogar Papa sah ein wenig rot um die Augen herum aus. „Kümmere dich um Spence“, flüsterte er in Hedys Haar, „wir sehen uns an Heiligabend.“

„Das mach ich.“ Hedy sah, wie ihre Mutter Spencer etwas zuflüsterte, das ihn dazu brachte, Hedy anzuschauen und mit einem tapferen Lächeln zu nicken.

Das kleine rote Auto hustete und startete widerwillig. Die Arme ihrer Eltern winkten aus den Fenstern, bis sie um die Ecke und außer Sichtweite waren.

„Was hat Mama zu dir gesagt?“, fragte Hedy Spencer.

„Dass ich mich um dich kümmern soll“, sagte Spencer. Er zog die pelzige Fliegermütze an, die ihm Papa vor der Abreise geschenkt hatte. Er griff nach Opa Johns Hand. „Und wir sollen beide auf Opa aufpassen.“

Mikki Lish

Über Mikki Lish

Biografie

Mikki Lish, wohnhaft in den USA, und Kelly Ngai, wohnhaft in Australien, sind ein außergewöhnliches, junges Autorenduo. Obwohl sie auf unterschiedlichen Kontinenten leben, erschaffen sie gemeinsam spannende und magische Welten – auch wenn es dabei nicht ungewöhnlich ist, dass eine der beiden im...

Kelly Ngai

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