Das Rad der Zeit 1 (Das Rad der Zeit 1) Das Rad der Zeit 1 (Das Rad der Zeit 1) - eBook-Ausgabe
Die Suche nach dem Auge der Welt
— Die Buch-Serie zur großen prime video-Serie „Wheel of Time“ (WoT)!„Legendäre Fantasy-Saga“ - Brigitte
Das Rad der Zeit 1 (Das Rad der Zeit 1) — Inhalt
Eine phantastische Reise beginnt …
Im abgeschiedenen Dorf Emondsfelde erzählt man sich noch immer die alten Geschichten um den Dunklen König und die Magierinnen der Aes Sedai, die das Rad der Zeit drehen. Niemand ahnt, wie viel Wahrheit in diesen Legenden steckt. Dann jedoch überfallen blutrünstige Trollocs, die Häscher des Dunklen Königs, das Dorf und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Die Magierin Moiraine verhilft den Freunden Egwene, Rand, Perrin und Mat in letzter Minute zur Flucht, da sie spürt, dass einer von ihnen das Schicksal der Welt verändern wird ...
„Seine groß angelegte Rad-der-Zeit-Serie hat das Genre neu definiert!“ George R. R. Martin
Leseprobe zu „Das Rad der Zeit 1 (Das Rad der Zeit 1)“
DIE VORGESCHICHTE
Raben
Ein gutes Stück von Emondsfelde entfernt, auf halbem Weg zum Wasserwald, lag das von Bäumen gesäumte Ufer der Weinquelle. Es waren hauptsächlich Weiden, deren dicht mit Blättern bewachse-ne Äste in Ufernähe Schatten spendeten. Der Sommer war nichtmehr fern, die Sonne stieg dem Zenit entgegen, doch hier in denSchatten kühlte eine leichte Brise den Schweiß auf Egwenes Haut.Sie verknotete den braunen Wollrock oberhalb der Knie und wateteein Stück in den Fluss hinein, um ihren Holzeimer zu füllen. [...]
DIE VORGESCHICHTE
Raben
Ein gutes Stück von Emondsfelde entfernt, auf halbem Weg zum Wasserwald, lag das von Bäumen gesäumte Ufer der Weinquelle. Es waren hauptsächlich Weiden, deren dicht mit Blättern bewachse-ne Äste in Ufernähe Schatten spendeten. Der Sommer war nichtmehr fern, die Sonne stieg dem Zenit entgegen, doch hier in denSchatten kühlte eine leichte Brise den Schweiß auf Egwenes Haut.Sie verknotete den braunen Wollrock oberhalb der Knie und wateteein Stück in den Fluss hinein, um ihren Holzeimer zu füllen. DieJungen gingen einfach so ins Wasser, ihnen war egal, ob ihre eng sitzenden Hosen nass wurden. Einige der Mädchen und Jungen, die Eimer füllten, lachten und spritzten einander mit den Schöpfkellenvoll, aber Egwene hatte beschlossen, das Gefühl der Strömung anihren nackten Beinen zu genießen, und ihre Zehen gruben sich inden sandigen Grund, als sie wieder herausstieg. Sie war nicht zumSpielen hier. Mit neun Jahren trug sie das erste Mal Wasser, aber sie würde die beste Wasserträgerin aller Zeiten sein. Sie blieb am Ufer stehen und stellte den Eimer ab, um den Rock zulösen und bis zu den Knöcheln fallen zu lassen. Und um das dunkel-grüne Halstuch neu zu binden, das ihr Haar im Nacken zusammenhielt. Sie wünschte sich, sie hätte es an den Schultern abschneidendürfen, oder sogar noch kürzer, so wie die Jungen. Schließlich würde sie noch viele Jahre kein langes Haar brauchen. Warum nurmusste man etwas tun, nur weil es immer schon so gemacht wurde? Aber sie kannte ihre Mutter, und sie wusste, dass ihr Haar lang bleiben würde. Etwa hundert Schritte flussabwärts standen Männer knietief im Wasser und wuschen die schwarzgesichtigen Schafe, die man späterscheren würde. Sie gaben sich große Mühe, die blökenden Tiere si-cher in den Fluss und auch wieder hinaus zu bekommen. Das Wasser der Weinquelle floss hier nicht so schnell wie in Emondsfelde, aber es war auch nicht gerade langsam. Ein Schaf, das den Halt verlor, konnte unter Umständen ertrinken, bevor es sich am Ufer inSicherheit bringen konnte.Ein großer Rabe flog über den Fluss und ließ sich nahe der Stelle, an der die Männer die Schafe wuschen, hoch oben im Geäst einer Pappel nieder. Schon im nächsten Augenblick schoss ein Rotbauchauf den Raben herab, ein blutroter Blitz, der laut schnatterte. DerRotbauch musste in der Nähe ein Nest haben. Der Rabe flog jedoch nicht davon und griff den kleineren Vogel auch nicht an; er schob sich auf dem Ast nach vorn zu einer Stelle, an der ihm ein paar kleinere Äste ein wenig Schutz boten. Er schaute auf die arbeitenden Männer herunter. Raben schreckten die Schafe manchmal auf, aber es war mehr als ungewöhnlich, dass er die Versuche des Rotbauchs, ihn zu verjagen, einfach ignorierte. Darüber hinaus hatte Egwene das seltsame Ge-fühl, dass der schwarze Vogel die Männer beobachtete und nicht die Schafe. Was natürlich albern war, es sei denn ... Manche Leute be-haupteten, Raben und Krähen seien die Augen des Dunklen Königs. Dieser Gedanke verursachte ihr auf den Armen und sogar auf dem Rücken eine Gänsehaut. Es wareine alberne Idee. Was sollte es fürden Dunklen König bei den Zwei Flüssen schon Interessantes zusehen geben? Bei den Zwei Flüssen geschah nie etwas. „Was ist los, Egwene?“, wollte Kenley Ahan wissen und blieb neben ihr stehen. „Du kannst heute nicht mit den Kindern spielen.“ Er war zwei Jahre älter als sie und hielt sich sehr aufrecht, um größerzu erscheinen, als er tatsächlich war. Für ihn war es das letzte Jahr,in dem er bei der Schafschur Wasser tragen musste, und er benahmsich, als würde ihm das irgendeine Art von Autorität verleihen. Sie warf ihm einen energischen Blick zu, aber er hatte nicht die erhoffte Wirkung. Er runzelte die Stirn. „Wenn dir schlecht wird, geh zur Dorfheilerin. Wenn nicht ... nun, dann kümmere dich um deine Arbeit.“ Als hätte er ein Problem gelöst, eilte er nach einem schnellen Nicken los und gab sich große Mühe, dass auch alle sehen konnten, wie er den Eimer mit einer Hand ein Stück weit von seinem Körper hielt. Das wird er nicht lange durchhalten, wenn er erst einmal außerhalb meiner Sicht ist, dachte Egwene mürrisch. Was diesen Blick betraf, da würde sie noch dran arbeiten müssen. Sie hatte gesehen, wie er bei älteren Mädchen funktionierte. Der Schöpflöffel verrutschte auf dem Eimerrand, als sie ihn mit beiden Händen anhob. Der Eimer war schwer, und sie war nicht besonders groß für ihr Alter, aber sie folgte Kenley so schnell, wie sie konnte. Nicht wegen seinen Worten, das bestimmt nicht. Sie hatte ihre Arbeit zu erledigen, und sie würde die beste Wasserträgerin aller Zeiten sein. Auf ihrer Miene zeigte sich Entschlossenheit. Die vermoderten Reste der Blätter des Vorjahres raschelten unter ihrenFüßen, als sie durch den Schatten der Uferbäume hinaus ins Sonnenlicht trat. Die Hitze war nicht besonders schlimm, aber ein paar kleine weiße Wolken hoch am Himmel schienen die Helle des Morgens zu unterstreichen. Witwe Aynals Wiese – sie hieß seit Menschengedenken so, obwohl niemand zu sagen vermochte, nach welcher Witwe der Aynals sie benannt worden war –, eine von Bäumen umringte Wiese, warden größten Teil des Jahres ein beschauliches Plätzchen, aber jetzt drängten sich hier Menschen und Schafe, und zwar viel mehr Schafe als Menschen. An einigen Stellen ragten große Steine aus dem Boden, ein paar erreichten fast Mannshöhe, aber sie behinderten die Aktivitäten auf der Wiese keineswegs. Bauern aus der ganzen Umgebung von Emondsfelde kamen aus diesem Anlass zusammen, und Leute aus dem Dorf waren da, um ihren Verwandten zu helfen. Im Dorf hatte jeder Verwandte auf den Bauernhöfen. Überall bei den Zwei Flüssen würde jetzt die Schafschur stattfinden, von Devenritt bis hinauf nach Wachhügel. Nicht in Taren-Fähre, da natürlich nicht. Viele der Frauen trugen lose über die Arme drapierte Schultertücher und Blumen im Haar; einige der älteren Mädchen folgten ihrem Bei-spiel, auch wenn sie das Haar im Gegensatz zu den Frauen nicht zueinem langen Zopf geflochten trugen. Ein paar von ihnen trugen sogar Kleider mit Stickereien am Hals, als würde es sich tatsächlich umeinen Festtag handeln. Die meisten Männer und Jungen hingegen gingen ohne Mantel, einige trugen die Hemden sogar unverschnürt. Egwene konnte nicht verstehen, warum man ihnen das erlaubte. Die Arbeit der Frauen war keinesfalls weniger schweißtreibend als dieder Männer. Die geschorenen Schafe waren in großen Holzpferchen am anderen Ende der Wiese untergebracht, in anderen warteten jene, dienoch gewaschen werden mussten. Sie wurden von Jungen bewacht, die zwölf Jahre und älter waren. Die Schafhunde, die um die Pfercheherum am Boden lagen, waren für diese Arbeit nicht zu gebrauchen. Die älteren Jungen trieben die Schafe mit Holzstäben zum Fluss, danach hielten sie die Tiere davon ab, sich auf den Boden zu legen undwieder schmutzig zu machen, bis sie trocken genug waren, zu den Männern an diesem Ende der Wiese gebracht zu werden, die das Scheren besorgten. Danach trieben die Jungen die Schafe zurück zuden Pferchen, während die Männer das Vlies zu den langen Tischentrugen, an denen die Frauen die Wolle sortierten und zu Ballen zusammenpackten. Sie führten Buch und mussten sorgfältig daraufachten, die Wolle verschiedener Besitzer nicht durcheinander zubringen. Vor den Bäumen zu Egwenes Linken bereiteten andere Frauen auf langen aufgebockten Tischplatten das Mittagessen vor. Wenn sie beim Wasserreichen gut genug war, würden sie ihr vielleicht schon im nächsten Jahr erlauben, beim Essen oder bei der Wolle zu helfen, statt erst in zwei Jahren. Wenn sie die beste Leistung erbrachte, würde sie niemand je wieder als Kind bezeichnen. Sie suchte sich einen Weg durch die Menge, trug den Eimermanchmal mit beiden Händen, wechselte ihn auch von der einen in die andere und blieb stehen, wenn jemand nach einer Kelle Wasserverlangte. Bald fing sie wieder an zu schwitzen, und dunkle Fleckenzeichneten sich auf ihrem Wollkleid ab. Vielleicht waren die Jungen mit ihren offenen Hemden doch nicht so dumm. Sie ignorierte die kleineren Kinder, die umherliefen und Reifen drehten oder Bällewarfen oder Fangen spielten. Jedes Jahr gab es nur fünf Anlässe, an denen so viele zusammen-kamen: zu Bel Tine, das bereits hinter ihnen lag; zur Schafschur; wenn die Kaufleute kamen, um Wolle einzukaufen, was erst in einem Monat bevorstand; nach dem Sonnentag, wenn die Kaufleutefür den getrockneten Tabak kamen; und im Herbst beim Narrenfest. Natürlich gab es noch andere Festtage, aber keinen, an denen allezusammenkamen. Ihre Blicke schweiften umher und musterten dieMenge. Bei all diesen Menschen war es schnell passiert, dass sie einer ihrer vier Schwestern über den Weg lief. Nach Möglichkeit gingsie ihnen aus dem Weg. Berowyn, die Älteste, war die Schlimmste. Knochenbruchfieber hatte sie vergangenen Herbst zur Witwe gemacht und im Frühling nach Hause zurückkehren lassen. Es fiel schwer, für Berowyn kein Mitleid zu empfinden, aber sie machte um alles so viel Aufhebens und wollte Egwene anziehen und ihr das Haar kämen. Manchmal weinte sie und erklärte ihr, wie froh siedoch war, dass das Fieber nicht auch ihre kleine Schwester dahingerafft hatte. Es wäre Egwene viel leichter gefallen, Verständnis für Berowyn aufzubringen, hätte sie den Gedanken verdrängen können, dass ihre Schwester sie manchmal als das Baby betrachtete, das sie zusammen mit ihrem Mann verloren hatte. Vielleicht sogar immer. Und so hielt sie Ausschau nach Berowyn. Oder einer der anderen drei. Das war alles. In der Nähe der Schafpferche blieb sie stehen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Der Eimer war jetzt leichter, undes bereitete keine Mühe mehr, ihn mit einer Hand zu halten. Verstohlen betrachtete sie einen Hund, der auf sie zutrottete, ein großes Tier mit kurzhaarigem, lockigem, grauem Fell und intelligenten Augen, die zu wissen schienen, dass sie keine Bedrohung für die Schafe darstellte. Aber er war sehr groß und reichte einem erwachsenen Mann fast bis zur Hüfte. In der Hauptsache halfen die Hunde, die weidenden Herden zu bewachen; sie beschützten sie vor Wölfen und Bären und den großen Bergkatzen. Egwene wich langsam vor dem Hund zurück. Drei Jungen gingen an ihr vorbei und trieben ein paar Dutzend Schafe dem Fluss entgegen. Sie waren alle fünf oder sechs Jahre älter und hatten kaum einen Blick für sie übrig; ihre Auf-merksamkeit war ganz auf die Schafe gerichtet. Das Treiben war nicht schwer – das hätte sie auch gekonnt, davon war sie überzeugt –, aber sie mussten darauf achten, dass keines der Schafe Gelegenheitzum Grasen erhielt. Ein Schaf, das vor dem Scheren fraß, konnte Luftnot bekommen und sterben. Ein schneller Blick in die Rundeverriet ihr, dass sie mit keinem der Jungen in der Nähe sprechen wollte. Nicht, dass sie nach einem bestimmten Jungen Ausschau gehalten hätte. Sie sah sich lediglich um. Davon abgesehen würde sie den Eimer bald wieder auffüllen müssen. Es war Zeit, den Rückweg zur Weinquelle anzutreten. Diesmal entschied sie sich, an den aufgebockten Tischen vorbeizugehen. Die Gerüche waren verführerisch, so gut wie an jedem Feiertag, von gebratener Gans bis zu Honigkuchen war alles vorhanden. Das würzige Aroma der Honigkuchen stieg ihr noch verlockender in die Nase als alles andere. Jede Frau, die gekocht hatte, würde ihr Bestes für die Schafschur gegeben haben. Während Egwene anden Tischen vorbeiging, bot sie jeder der Frauen, die das Essen vorbereiteten, Wasser an, aber die lächelten sie nur an und schüttelten den Kopf. Sie machte jedoch weiter, und das nicht nur wegen der Gerüche. Zwar brodelte hinter den Tischen Teewasser über Kochfeuern, trotzdem hatten einige der Frauen ja vielleicht Lust auf einen Schluck kühles Flusswasser. Nun ja, mittlerweile war es vielleicht nicht mehr ganz so kühl, aber ... Ein Stück voraus schlich Kenley an den Tischen vorbei und versuchte dabei nicht länger, sich größer zu machen, als er war. Er schien sich höchstens noch kleiner zu machen. Er trug den Eimer noch immer mit einer Hand, aber der Art und Weise nach zu urteilen, wie er herumbaumelte, musste er leer sein, also konnte Kenley unmöglich noch Trinkwasser anbieten. Egwene runzelte die Stirn. Es gab nur ein Wort, das auf ihn passte: Verstohlen. Was hatte erbloß ...? Plötzlich schoss seine Hand vor und schnappte sich vom Tisch einen Honigkuchen. Egwene blieb der Mund offen stehen. Und er hatte den Nerv, sie als Kind zu bezeichnen? Er war genauso schlimm wie Ewin Finngar! Bevor Kenley einen Schritt machen konnte, war Frau Ayellin überihm wie ein zuschlagen der Jagdfalke; mit der einen Hand ergriff sie sein Ohr und mit der anderen den Honigkuchen. Es waren ihre Honigkuchen. Corin Ayellin, eine schlanke Frau mit einem dicken grauen Zopf, buk die besten Kuchen von ganz Emondsfelde. Mit Ausnahme von Mutter, fügte Egwene in Gedanken hinzu. Aber sogar ihre Mutter behauptete, dass Frau Ayellin besser war. Jedenfalls, was Kuchen anging. Frau Ayellin verteilte knusprige Plätzchen und Kuchenstücke mit freigebiger Hand, vorausgesetzt, es war nicht gleich Essenszeit oder eine Mutter hatte sie gebeten, es nicht zu tun, aber sie konnte fuchsteufelswild werden, wenn Jungen versuchten, hinter ihrem Rücken etwas zu stibitzen. Sie nannte es Stehlen, und Stehlen konnte Frau Ayellin nicht ertragen. Sie hielt Kenley noch immer am Ohr gepackt, fuchtelte mit dem Finger vor seiner Nase herum und sprach leise und eindringlich auf ihn ein. Kenleys Gesicht war ganz verzerrt, so als würde er gleich losheulen, und er schrumpfte in sich zusammen, bis er noch kleiner als Egwene erschien. Sie nickte zufrieden. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er so bald wieder versuchen würde, jemandem Befehle erteilen zu wollen. Sie rückte ein Stück von den Tischen ab, während sie an Frau Ayellin und Kenley vorbeiging, damit niemand auf die Idee kam, sie würde versuchen, Kuchen zu stehlen. Der Gedanke war ihr nie gekommen. Jedenfalls nicht so richtig, also zählte das nicht. Plötzlich beugte sie sich vor und blickte an den Leuten vorbei, die sie passierten. Ja. Da war Perrin Aybara, ein stämmiger Junge, derfür sein Alter sehr groß war. Und er war ein Freund von Rand. Sie schoss durch die Menge, ohne darauf zu achten, ob jemand Wasser haben wollte oder nicht, und blieb nicht eher stehen, bis sie ein paar Schritte von Perrin entfernt war. Er stand bei seinen Eltern, und seine Mutter hielt Paetram auf dem Arm, das Baby, und die kleine Deselle klammerte sich mit einer Hand an ihren Rockschößen fest. Allerdings schaute sich Perrins kleine Schwester dabei interessiert die vielen Leute und sogar die Schafe an. Adora, seine andere Schwester, stand mit über der Brust verschränkten Armen und einem mürrischen Gesichtsausdruck da, den sie allerdings vor ihrer Mutter zu verbergen versuchte. Adora würde erst nächstes Jahr Wasser tragen müssen, und vermutlich hatte sie es eilig, mit ihren Freundinnen zu spielen. Die letzte Person in der Gruppe war Meister Luhhan. Als der größte Mann von Emondsfelde hatte er Arme wie Baumstämme und eine Brust, die das weiße Hemd spannte, und er ließ Meister Aybara hager statt nur schlank aussehen. Er unterhielt sich mit Meister Aybara und seiner Frau. Das überraschte Egwene. Meister Luhhan war der Schmied von Emondsfelde, aber weder Meister Aybara noch seine Frau würden die ganze Familie mitbringen, um sich nach einer Schmiedearbeit zu erkundigen. Er war auch Mitglied des Dorfrats, aber da galt das Gleiche. Davon abgesehen würde Frau Aybara genauso wenig etwas zu Dorfratsangelegenheiten sagen wie Meister Aybara zu Dingen des Frauenkreises. Egwene mochte erst neun Jahre alt sein, aberso viel wusste sie schon. Worüber auch immer sie sprachen, sie waren damit fast fertig, und das war gut. Es interessierte Egwene nicht, worüber sie sich unterhalten hatten. „Er ist ein guter Junge, Joslyn“, sagte Meister Luhhan. „Ein guterJunge, Con. Er wird das gut machen.“ Frau Aybara lächelte zufrieden. Joslyn Aybara war eine hübsche Frau, und wenn sie lächelte, wollte man glauben, die Sonne würde besiegt den Kopf hängen lassen. Perrins Vater lachte leise und strich ihm über die lockigen Haare. Perrins Wangen färbten sich blutrot, und er sagte nichts. Aber er war auch schüchtern und sagte sowieso nur selten etwas. „Lass mich fliegen, Perrin“, sagte Deselle und streckte ihm die Arme entgegen. „Lass mich fliegen.“ Perrin brachte so gerade eben eine höfliche Verbeugung für die Erwachsenen zustande, bevor er die Hände seiner Schwester ergriff. Sie gingen ein paar Schritte von den anderen fort, und Perrin fing an sich zu drehen, und zwar immer schneller, bis Deselles Füße sichschließlich vom Boden hoben. Er wirbelte sie im Kreis umher, immer höher, während sie vor Freude kreischte. Nach ein paar Minuten sagte Frau Aybara: „Das reicht, Perrin. Lass sie runter, bevor ihr schlecht wird.“ Aber sie sagte es auf eine nette Weise und mit einem Lächeln. Sobald Deselles Füße wieder auf festem Boden standen, klammerte sie sich mit beiden Händen an Perrins Hand fest und schwankte etwas, vielleicht war ihr tatsächlich schon etwas übel. Aber sie lachte noch immer und verlangte von ihm, sie noch länger fliegen zu lassen. Er schüttelte den Kopf und ging in die Hocke, um mit ihr zusprechen. Er war immer so ernst. Er lachte nicht oft. Plötzlich wurde sich Egwene bewusst, dass da noch jemand war,der Perrin beobachtete. Cilia Cole, ein Mädchen mit rosigen Wangen, das ein paar Jahre älter als sie war. Sie stand mit einem däm-lichen Grinsen im Gesicht nur ein paar Schritte weit entfernt undhimmelte ihn an. Und er musste bloß den Kopf wenden, um siezusehen! Egwene verzog angeekelt das Gesicht. Sie würde niemals sodumm sein und wie ein Wollkopf mit großen Augen einen Jungenanstarren. Davon abgesehen war Perrin nicht mal ein Jahr älter als Cilia. Drei oder vier Jahre älter, das war am besten. Egwenes Schwestern mochten keine Zeit haben, sich mit ihr zu unterhalten, aber sie hörte anderen Mädchen zu, die alt genug waren, um Bescheid zuwissen. Perrin warf Egwene und Cilia einen Blick zu und fuhr dannfort, leise mit Deselle zu sprechen. Egwene schüttelte den Kopf. Cilia mochte vielleicht blöd sein, aber sie hätte er zumindest zur Kenntnis nehmen können. Eine Bewegung auf den Ästen der großen Wassereiche hinter Cilia erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie zuckte zusammen. Dort oben saß der Rabe, und er schien noch immer alles zu beobachten. Undauf der hohen Kiefer saß noch ein Rabe, und auf dem Nebenbaum auch, und auf dem Walnussbaum und ... Sie konnte neun oder zehn Raben sehen, und sie alle schienen etwas zu beobachten. Aber das konnte nur ihre Einbildung sein. Nur ihre ...„Warum starrst du ihn an?“Erschrocken zuckte Egwene zusammen und drehte sich soschnell um, dass sie sich den Eimer gegen das Knie schlug. Gut, dasser fast leer war, sonst hätte sie sich eine Beule geholt. Sie suchte sich einen festen Stand und wünschte, sie hätte sich das Knie reiben können. Adora stand vor ihr und schaute mit verblüffter Miene zu ihr hoch, aber sie konnte unmöglich überraschter sein als Egwene. „Wen meinst du, Adora?“ „Perrin, natürlich. Warum hast du ihn angestarrt? Alle sagen, dass du Rand al’Thor heiraten wirst. Wenn du älter bist, meine ich, unddein Haar als Zopf trägst.“ „Was soll das heißen, allesagen das?“ Egwene bemühte sich um einen drohenden Tonfall, aber Adora kicherte bloß. Es war zum Verzweifeln. Heute klappte nichts, wie es sollte. „Perrin sieht natürlich gut aus. Das sagen viele Mädchen, dashabe ich gehört. Und viele Mädchen sehen ihn an, so wie du und Cilia gerade.“ Egwene blinzelte und schaffte es, die letzten Worte in Gedanken von sich zu weisen. Sie hatte ihn nichtso wie Cilia angesehen! Aber Perrin, ein gut aussehender Junge? Perrin? Sie blickte über die Schulter, um zu sehen, ob sie an ihm etwas Gutaussehendes entdecken konnte. Er war weg! Sein Vater stand noch da, seine Mutter und Paetram und Deselle auch, aber Perrin war nirgendwo in Sicht. Verflixt! Sie hatte ihm folgen wollen. „Fühlst du dich ohne deine Puppen nicht einsam, Adora?“, sagte sie zuckersüß. „Ich glaube nicht, dass du das Haus jemals ohne mindestens zwei Stück im Arm verlässt.“ Adoras wütender Blick war ziemlich befriedigend. „Entschuldigung“, sagte Egwene und schob sich an ihr vorbei. „Einige von uns sind alt genug, um Pflichten zu haben.“ Sie schaffte es, auf dem Weg zum Fluss nicht zu humpeln. Diesmal blieb sie nicht stehen, um den Männern bei der Schafwäsche zuzusehen, und sie bemühte sich, nicht nach einem Raben Ausschau zu halten. Sie untersuchte ihr Knie, aber es war nicht malein blauer Fleck da. Als sie den gefüllten Eimer zurück zur Wieseschleppte, weigerte sie sich zu humpeln. Es war nur ein kleiner Zusammenstoß gewesen. Sie hielt vorsichtshalber nach ihren Schwestern Ausschau undblieb nur dann mit ihrem Eimer stehen, wenn jemand eine Kelle volltrinken wollte. Und sie sah sich nach Perrin um. Mat wäre genauso gut wie Perrin gewesen, aber ihn konnte sie ebenfalls nicht entdecken. Verflixte Adora! Sie hatte kein Recht, solche Dinge zu behaupten! Als Egwene zwischen den Tischen vorbeiging, auf denen die Frauen die Wolle sortierten, blieb sie wie angewurzelt stehen. Da war ihre jüngste Schwester. Sie hoffte, dass Loise in die andere Richtung sah, nur einen Augenblick lang. Das hatte sie nun davon, dass sie außer nach ihren Schwestern auch nach Perrin und Mat Ausschau hielt. Loise war erst fünfzehn, aber sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und trug eine wütende Miene zur Schau, während sie sich mit Dag Coplin stritt. Egwene konnte sich nie dazu überwinden, ihn auch im Geiste Meister Coplin zu nennen; das tat sie nur, wenn sie ihn erwähnte, um höflich zu sein; ihre Mutter hatte gesagt, dass man selbst zu jemandem wie Dag Coplin höflich sein musste. Dag war ein faltiger alter Mann mit grauem Haar, das er nicht oft wusch. Vielleicht auch gar nicht. Der Anhänger, der an einem Faden vom Tisch hing, trug ein Zeichen, das mit den Ohrmarkierungen seiner Schafe übereinstimmte. „Das ist gute Wolle, die du da zur Seitelegst“, knurrte er Loise an. „Ich lasse mich nicht betrügen, Mädchen. Tritt zur Seite, und ich zeige dir, was wohin gehört.“Loise rührte sich keinen Finger breit. „Wolle vom Bauch, den Hinterbeinen und den Schwänzen muss noch einmal gewaschen werden, Meister Coplin.“ Sie betonte das ›Meister‹. Sie war in schnippischer Stimmung. „Ihr wisst so gut wie ich, sollten die Händler zweimal gewaschene Wolle in einem Ballen finden, jeder weniger für seine Schur bekommt. Vielleicht kann Euch das mein Vater ja besser erklären, als ich es kann.“ Dag zog das Kinn ein und murmelte etwas Unhörbares. Er wusste es besser, als es bei Egwenes Vater versuchen zu wollen. „Ich bin sicher, meine Mutter könnte es so erklären, dass Ihr es versteht“, fuhr Loise gnadenlos fort. Dags Wangen zuckten, und er setzte ein kriecherisches Grinsen auf. Er murmelte etwas in der Art, dass er Loise vertraute, wich zurück und eilte dann los, fing beinahe schon an zu laufen. Er war nicht so dumm, die Aufmerksamkeit des Frauenkreises zu erregen, wenn er es vermeiden konnte. Loise sah ihm mit einem zufriedenen Blick hinterher. Egwene nutzte die Gelegenheit, um zu verschwinden, und atmete erleichtert auf, als Loise nicht hinter ihr herrief. Loise sortierte lieber Wolle, statt beim Kochen zu helfen, aber viel lieber wäre sie auf Bäume geklettert oder im Wasserwald geschwommen, und es war ihr egal, dass die meisten Mädchen ihres Alters derartige Aktivitäten bereits aufgegeben hatten. Und sie hätte ihre Arbeit an Egwene abgewälzt, falls sich dazu eine Gelegenheit geboten hätte. Egwene wäregern mit ihr schwimmen gegangen, aber Loise betrachtete ihre Gesellschaft als Ärgernis, und sie war zu stolz zum Betteln. Sie runzelte die Stirn. Alle ihre Schwestern behandelten sie wie ein kleines Kind. Selbst Alene, wenn sie sie überhaupt zur Kenntnis nahm. Alene hatte die meiste Zeit ihre Nase in einem Buch stecken und lass ich durch die Bibliothek ihres Vaters, um dann wieder von vorn anzufangen. Er besaß fast vierzig Bücher! Egwenes Lieblingsbuch war Die Reisen von Jain Weitläufer. Sie träumte davon, all die seltsamen Länder zu sehen, von denen er geschrieben hatte. Aber wenn sie ein Buch las und Alene es haben wollte, behauptete sie immer, es sei zu ›kompliziert‹ für Egwene, und nahm es ihr einfach weg! Alle vier waren einfach furchtbar! Einige der Wasserträger machten Pause im Schatten oder erzählten sich Witze, aber sie ging weiter, obwohl ihre Arme schmerzten. Egwene al’Vere würde nicht schlapp machen. Und sie hielt weiterhin Ausschau nach ihren Schwestern. Und nach Perrin. Und Mat. Verflixte Adora! Ach was, sie alle waren furchtbar! Sie ging langsamer, als sie sich der Dorfheilerin näherte. Doral Barranwar die älteste Frau von Emondsfelde, vielleicht sogar von den Zwei Flüssen, mit weißem Haar und gebrechlich, aber ihr Blick war noch immer scharf, und sie ging kein bisschen gebückt. Die Schülerin der Dorfheilerin, Nynaeve, kehrte Egwene auf den Knien den Rücken zu und kümmerte sich um Bili Congar; sie legte an seinem Bein einen Verband an. Seine Hosenbeine waren abgeschnitten. Bili, der auf einem Baumstumpf saß, war noch ein Erwachsener, bei dem es Egwene schwer fiel, ihm den nötigen Respekt zu erweisen. Er tat ständig dumme Sachen und verletzte sich dabei. Er war im gleichen Alter wie Meister Luhhan, sah aber mindestens zehn Jahre älter aus; seine Wangen waren eingefallen, die Augen lagen tief in ihren Höhlen. „Ihr habt in der Vergangenheit oft genug den Narren gespielt, BiliCongar“, sagte Frau Barran streng, „aber bei der Arbeit mit einer Wollschere zu trinken ist schlimmer, als den Narren zu spielen.“ Merkwürdigerweise blickte sie nicht auf ihn herunter, sondern auf Nynaeve. „Ich hatte doch bloß einen Schluck Ale, Dorfheilerin“, winselte er. „Wegen der Hitze. Nur einen Schluck.“ Die Dorfheilerin schnaubte ungläubig, schaute Nynaeve aber weiterhin wie ein Falke zu. Das war überraschend. Frau Barran lobte Nynaeveoft öffentlich dafür, dass sie so gelehrig war. Sie hatte Nynaeve drei Jahre zuvor in die Lehre genommen, nachdem ihre damalige Schülerin an einer Krankheit gestorben war, die nicht einmal sie hatte heilen können. Nynaeve war kurz zuvor zur Waise geworden, und viele Leute waren der Meinung, die Dorfheilerin hätte sie nach dem Tod ihrer Mutter zu ihren Verwandten im Landesinneren schicken und eine Ältere zur Schülerin machen sollen. Egwenes Mutter sagte das nicht, aber Egwene wusste, dass sie genauso dachte. Als Nynaeve mit dem Verband fertig war, richtete sie sich auf und nickte zufrieden. Und zu Egwenes Überraschung kniete Frau Barran nieder und wickelte ihn wieder ab, hob sogar den Brotumschlag, um sich den Riss in Bilis Oberschenkel anzusehen, bevor sie den Lappen erneut um sein Bein band. Sie sah tatsächlich ... enttäuscht aus. Aber warum? Nynaeve fing an, mit ihrem Zopf herumzuspielen, an ihm zu ziehen, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war oder Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken wollte, dass sie jetzt eine erwachsene Frau war. Wann wird sie damit wohl endlich aufhören?, dachte Egwene. Der Frauenkreis hatte Nynaeve vor fast einem Jahr erlaubt, ihr Haar zuflechten. Eine flatternde Bewegung in der Luft erregte Egwenes Aufmerksamkeit, und sie starrte hin. In den Bäumen um die Wiese hockten jetzt noch mehr Raben. Dutzende von ihnen, und sie alle beobachteten. Sie wusste, dass sie das taten. Nicht einer von ihnen unternahm den Versuch, etwas von den Tischen mit den Speisen zu stehlen. Das war einfach unnatürlich. Wenn man es genau betrachtete, würdigten die Vögel die Tische mit keinem Blick. Auch nicht die Tische, an denen die Frauen mit der Wolle arbeiteten. Sie beobachteten die Jungen, die die Schafe trieben. Und die Männer, die die Schafe schoren und die Wolle wegbrachten. Und auch die Jungen, die Wasser trugen. Keines der Mädchen und auch keine der Frauen, nur die Männer und Jungen. Darauf wäre Egwene jede Wette eingegangen, auch wenn ihre Mutter sagte, dass sie nicht wetten sollte. Sie öffnete den Mund, um die Dorfheilerin zu fragen, was das zu bedeuten hatte. „Hast du nichts zu tun, Egwene?“, sagte Nynaeve, ohne sich umzudrehen. Ohne es zu wollen, zuckte Egwene zusammen. Das tat Nynaeve schon seit dem vergangenen Herbst; sie wusste, dass Egwene da war, ohne hinsehen zu müssen. Egwene wünschte, sie würde damit aufhören. Nynaeve wandte jetzt den Kopf und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Es war ein energischer Blick von der Art, die Egwene bei Kenley ausprobiert hatte. Sie musste für Nynaeve nicht springen, nicht, wie sie es für die Dorfheilerin getan hätte. Nynaeve wollte sich bloß dafür schadlos halten, dass Frau Barran ihre Arbeit angezweifelt hatte. Egwene zog kurz in Erwägung, ihr zu sagen, dass Frau Ayellin sie wegen eines Kuchens sprechen wollte. Aber ein Blick in Nynaeves Gesicht ließ sie zu dem Schluss kommen, dass das vermutlich keine gute Idee war. Davon abgesehen hatte sie sowieso genau das getan, was sie unbedingt hatte vermeiden wollen, sie hatte faul herumgestanden und Nynaeve und der Dorfheilerin zugesehen. Sie machte einen Knicks, so gut das mit dem Eimer in der Hand ging –in die Richtung der Dorfheilerin, nicht Nynaeves – und wandte sich ab. Dabei humpelte sie nicht, und das nicht, weil Nynaeve sie ansah. Mit Sicherheit nicht. Und sie beeilte sich auch nicht. Sie ging bloß wieder an die Arbeit. Aber sie ging immerhin so schnell, dass sie, bevor es ihr bewusst wurde, wieder zu den Tischen kam, an denen die Frauen die Wolle bearbeiteten. Und zwar Angesicht zu Angesicht mit ihrer Schwester Elisa. Sie faltete das Vlies für die Ballen zusammen, und sie machte es schlecht. Elisa schien abgelenkt, nahm ihre Schwester nicht mal richtig wahr, und Egwene kannte den Grund dafür. Elisa war achtzehn, aber ihr taillenlanges Haar war noch immer mit einem blauen Tuch zusammengebunden. Nicht, dass sie ans Heiraten gedacht hätte – die meisten Mädchen warteten mindestens ein paar Jahre –, aber sie war ein Jahr älter als Nynaeve. Elisa sorgte sich oft laut, warum der Frauenkreis sie noch immer für zu jung hielt. Es fiel schwer, kein Mitleid für sie zu haben. Vor allem, weil Egwene jetzt schon seit Wochen über Elisas schwierige Situation nachdachte. Nun, nicht genau über ihr Problem, aber die Sache hatte sie nachdenklich gemacht. Neben der Tischreihe unterhielt sich Calle Coplin mit ein paar jungen Männern von den Bauernhöfen, kicherte und fummelte an ihren Röcken herum. Sie war immer damit beschäftigt, mit irgendeinem Mann zu sprechen, dabei sollte sie eigentlich Vlies falten. Aber das war nicht der Grund, weswegen sie Egwenes Aufmerksamkeit erregte. „Elisa, du solltest dir nicht so viele Sorgen machen“, sagte sie leise. „Gut, dann haben Berowyn und Alene eben mit sechzehn den Zopf geflochten bekommen ...“ So wie die meisten Mädchen, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie verspürte nicht nur Mitgefühl. Elisa hatte die Angewohnheit, mit Sprichwörtern um sich zu werfen. „Eine verschwendete Stunde kommt nicht wieder“ oder „Ein Lächeln macht die Arbeit leichter“. Und zwar so lange, bis einem die Zähne schmerzten. Egwene wusste genau, dass ein Lächeln ihren Eimer nicht mal eine Schöpfkelle leichter machen würde. „... aber Calle ist zwanzig, und ihr Namenstag ist in wenigen Monaten. Ihre Haare sind nicht geflochten, und sieht sie etwa mürrisch aus?“ Elisa arbeitete noch immer an dem Vlies, das auf dem Tisch vor ihr lag. Aus irgendeinem Grund hielten sich die anderen Frauen die Hände vor den Mund und versuchten, ihre Heiterkeit zu verbergen.
„Eine Reminiszenz an das Werk Tolkiens.“
„Die ehrgeizigste amerikanische Fantasy-Saga und vielleicht auch die schönste. Reich an Details und abwechslungsreicher Handlung. Ein beeindruckendes Werk und absolut empfehlenswert.“
„Jordan beherrscht eine Welt, die Tolkien zu enthüllen begann.“
„Eine Saga von Weltrang!“
„Robert Jordan war ein Gigant in der Belletristik. Seine Worte haben einer ganzen Generation von Fantasy-Autoren, darunter auch mir, geholfen, unseren eigenen Stil zu finden. Ich bin ihm unendlich dankbar.“
„Robert Jordans Einfluss auf den Stellenwert der Fantasy in der Kultur ist kolossal ... Er brachte unzählige Leser zur Phantastik. Er wurde zum Gesicht der Fantasy auf der Bestsellerliste der New York Times.“
„Robert Jordans Werk war prägender Einfluss und Inspiration für eine ganze Generation von Fantasy-Autoren.“
„Robert Jordans Das Rad der Zeit war ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich las es, ich liebte es. Und es hat mich dazu bewogen, epische High Fantasy zu schreiben.“
„Jeder, der epische High Fantasy schreibt, weiß, dass Robert Jordan nicht nur Teil dieser Landschaft ist. Er ist ein Monolith.“
„Seine groß angelegte Rad-der-Zeit-Serie hat das Genre neu definiert!“
„Legendäre Fantasy-Saga“
„Robert Jordans Stil ist großartig, besonders sein Figurenensemble und die Liebe zum Detail!“
„Niemand hat mich als Schriftsteller so geprägt wie Robert Jordan, und dafür werde ich ewig dankbar sein.“
„Ich habe mich nie für ein bestimmtes Fandom interessiert. Die einzige Ausnahme ist und bleibt Das Rad der Zeit.“
„Wer diese Reihe noch nicht sein Eigen nennt, dem wird nun eine erstklassige Chance geboten, einen Fantasy-Klassiker neu zu entdecken. Zugreifen lohnt sich!“
„Lass dich ein auf diese spektakuläre Fantasy-Saga, die einen von der ersten Seite an in ihren Bann zieht. Man kommt gar nicht mehr los von diesen Romanen und kann es kaum erwarten, sich in dieser fantastischen Geschichte zu verlieren. Wenn du dich also mal wieder an etwas Episches heranwagen, ist jetzt die perfekte Gelegenheit dazu. Bis zu unserer nächsten Leserunde.“
„Eine atemberaubende Geschichte, die ich natürlich weiter verfolgen werde.“
„Dieses detailreiche Fantasy-Werk ist ein voll ausgearbeitetes, komplexes Abenteuer. Empfehlenswert!“
„Für viele eine der besten Fantasy-Serien aller Zeiten!“
„Jeder Roman dieses Zyklus ist wie der Satz einer Sinfonie!“
„Ein wunderbares Epos.“
„Man kann nicht über epische Fantasy sprechen, ohne den gigantischen Einfluss anzuerkennen, den Robert Jordan auf das Genre ausgeübt hat.“
„Ich verdanke Robert Jordan so viel. Ohne ihn wäre die moderne Phantastik ihres expansiven Weltenaufbaus und der groß angelegten Figurenensembles beraubt, die ich so sehr liebe. Es kommt nicht oft vor, dass ich einen anderen Autor anschauen und sagen kann: Diese Person hat mir den Weg geebnet. Aber genau das ist bei Jordan der Fall.“
Den Einstieg fand ich sehr gelungen, denn zum einen stimmt er hervorragend auf die bedächtige Erzählweise ein und zum anderen bekommt man einen ersten Eindruck von den Charakteren, die wir auf ihrer langen Reise begleiten werden. Wenn man sich auf den Rhythmus einlässt, der mit viel Liebe zum Detail die Welt und die Figuren beschreibt, kann man hier in eine grandiose Geschichte eintauchen, die einen kaum wieder los lässt! Das abgelegene Dorf Egmonsfelde bereitet sich auf das große Fest Bel Tine vor (natürlich eine Anspielung auf Beltaine) und sie alle sind von Hoffnung getragen, dass der Winter endlich weicht und die warme Jahreszeit ihre Felder erblühen lässt. Unerwartete Besucher geben den Festlichkeiten aber eine überraschende Wendung und so treten unsere Protagonisten eine Reise an, deren Ausgang völlig ungewiss ist. Robert Jordan hat hier ein großartige Welt erschaffen, von der wir schon einige Hintergründe erfahren. Die Magie ist den Frauen vorbehalten, den Aes Sedai, die durch die Legenden einen schlechten Ruf haben. Während der Reise lernt man schon ein wenig über ihre Macht und ihre Beweggründe, obwohl vieles auch noch im Dunkeln bleibt. Der Krieg, der begonnen hat, wird plötzlich zur realen Bedrohung für unsere Protagonisten, die bisher in dem entlegenen Dorf noch nichts davon mitbekommen haben. Der dunkle König, vor langer Zeit gefangen, regt sich und sendet seine Boten aus: furchterregende Trollocs und "Blasse", die auf der Suche sind und ein "falscher Drache", der die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Auf ihrer Reise in den Norden lernt man Rand, Mat und Perrin, deren Schicksal stark mit den Veränderungen verwoben ist, sehr gut kennen und auch ihre Entwicklung, während sie mit vielen Schrecken konfrontiert werden. Auch die Nebenfiguren sind starke Charaktere, die oftmals eine große Hilfe sind, wo man sie nicht erwartet, oder auch argwöhnische Bekanntschaften, deren Gefahr man nicht sofort erkennt. Wir treffen auf unheimliche Verfolger, religiöse Fanatiker, geheimnisvolle Gaukler und ein fahrendes Volk, dessen Lebensweise es mir besonders angetan hat. Ihr Verhalten und ihre Sicht auf das Miteinander hat mich sehr berührt und überhaupt gibt es viele Botschaften in diesem Kampf gegen das "Dunkle", die man auf jede menschliche Gesellschaft übertragen kann. Der Schreibstil ist mit vielen Details ausgeschmückt und mag für manche langatmig wirken - für mich war es ein faszinierendes Bild dieser Welt, das sich nach und nach immer mehr erweitert hat, je länger diese Reise andauert. Während man verschiedene Orte kennenlernt und Zusammenhänge zu begreifen versteht, taucht man immer tiefer ein und ich hatte bald das Gefühl, dass da eine wirklich großartige Reihe auf mich zukommen wird! Wie oben kurz angedeutet zwecks Beltaine gibt es hier einige Verbindungen zu Mythen oder Figuren die man kennt, aber hier in abgewandelter Form einen neuen Anstrich und Bedeutung bekommen. Die Trollocs (Trolle), die Ogier (Oger), oder die Tuatha´an (Túatha Dé Danann), um nur einige Beispiele zu nennen. Eine Fülle an originellen Assoziationen und neuen Inspirationen, die in den nächsten Bänden sicher noch vertieft werden und ich mir gut vorstellen kann, dass mich hier noch eine Menge Überraschungen erwarten werden. Trotz der Komplexität die man hier schon erahnt kann man durch die ruhige Erzählweise gut zurechtfinden ohne überfordert zu werden. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die vielen weiteren Bände und bin gespannt, wie sich das alles weiterentwickeln wird. Ich weiß nicht, ob meine Begeisterung hier so gut durchklingt, denn es ist mir echt schwer gefallen, hier die richtigen Worte zu finden, vor allem auch ohne zu spoilern. Die Charaktere haben alle ihre ganz eigene Persönlichkeit und sind faszinierend, ebenso wie die magische Komponente, der Aufbau der Welt, die Landschaften und Städte und die düsteren Hintergründe, deren Bedrohung man ständig im Nacken sitzen spürt. Beim Lesen bremst der Autor die Eile, die mich sonst in Geschichten vorwärts drängt, sondern lässt mich in den Momenten verweilen, die man mit den Figuren erlebt und lässt mich mitfühlen, was sie bewegt und antreibt. Ich kann mich nur den vielen Fans dieser Reihe anschließen und bin mir sicher, dass die Begeisterung im Verlauf der nächsten Bände anhalten wird :)
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