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Dass der Kaffee nicht mehr schmeckt, ist mein kleinstes Problem

Dass der Kaffee nicht mehr schmeckt, ist mein kleinstes Problem - eBook-Ausgabe

Ann-Marlene Henning
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Leben mit Long Covid

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Dass der Kaffee nicht mehr schmeckt, ist mein kleinstes Problem — Inhalt

Ein ehrlicher und berührender Bericht über schwere Krankheit und den Weg zurück ins Leben

Die Sexologin und erfolgreiche Autorin Ann-Marlene Henning erkrankt im November 2021 an Covid-19. Ein paar Tage nach den ersten Symptomen verschlechtert sich ihr Zustand so, dass sie ins Krankenhaus kommt. Auf der Intensivstation verschlimmert sich ihre Situation schnell, sie bekommt schwerste Atemnot und muss ins künstliche Koma versetzt und beatmet werden.

Schließlich entwickelt sie während des Komas auch noch eine Sepsis und kommt nur ganz knapp mit dem Leben davon. Von der schweren Erkrankung und dem, was sie im Krankenhaus erlebt hat, aber auch ihrem Kampf zurück ins Leben berichtet sie in diesem Buch. Ann-Marlene Henning erzählt nicht nur ihre persönliche Geschichte, sondern erläutert auch medizinische Hintergründe . Während der schweren Zeit im Krankenhaus und auch beim Erzählen hilft ihr ihre direkte Art und ihr Humor – so entsteht ein ehrliches, berührendes und erkenntnisreiches Buch über die neue Volkskrankheit.

€ 19,99 [D], € 19,99 [A]
Erschienen am 01.09.2022
208 Seiten
EAN 978-3-492-60295-2
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Leseprobe zu „Dass der Kaffee nicht mehr schmeckt, ist mein kleinstes Problem“

Corona – haben oder nicht haben, das ist hier die Frage

5. – 12. November 2021

„Frau Henning, da sind Sie ja wieder, wir nehmen Ihnen gleich den Tubus raus.“ Die weibliche Stimme drang ruhig und fest zu mir durch. Mein erster Gedanke: Ach, das war es gewesen – ein Koma! Die Einsicht war erleichternd. Hinter mir lagen, wie ich gleich erfahren würde, zwölf Tage im Koma, mit den schlimmsten Albträumen meines Lebens, wie in einer Endlosschleife, und von denen ich gedacht hatte, sie seien echtes Leben. Das störende Gefühl im Hals, das in fast allen Träumen [...]

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Corona – haben oder nicht haben, das ist hier die Frage

5. – 12. November 2021

„Frau Henning, da sind Sie ja wieder, wir nehmen Ihnen gleich den Tubus raus.“ Die weibliche Stimme drang ruhig und fest zu mir durch. Mein erster Gedanke: Ach, das war es gewesen – ein Koma! Die Einsicht war erleichternd. Hinter mir lagen, wie ich gleich erfahren würde, zwölf Tage im Koma, mit den schlimmsten Albträumen meines Lebens, wie in einer Endlosschleife, und von denen ich gedacht hatte, sie seien echtes Leben. Das störende Gefühl im Hals, das in fast allen Träumen eine Rolle gespielt hatte, war der Tubus gewesen.

Nun würden sie gleich mit dem Entfernen des Tubus loslegen. Ich bin eine nervöse Patientin, wie mir immer wieder gesagt worden war. Ich stelle mir das Heftigste vor und reagiere auf die kleinste Körperempfindung höchst aufmerksam. Eine „Entfernung“ würde eher nicht zum Angenehmen gehören und konnte auch schiefgehen. Bevor ich aber einen weiteren Gedanken fassen konnte, ging es schon los. Ich hätte eh keine Kraft gehabt, mich zu wehren. Mein Trost: Dieses blöde Ding in meinem Hals würde endlich entfernt werden.

„Husten Sie, Frau Henning, toll machen Sie das. Husten Sie noch mal!“ Die Ärztin schien über mein Mitwirken höchst begeistert. Dann war überall Schleim im Mund, sodass ich nicht atmen konnte.

Eine zweite Ärztin meinte: „Ich helfe Ihnen kurz, Frau Henning …“ Sie steckte irgendetwas Langes in meinen Mund und meinen Hals und bewegte es hin und her wie ein Staubsauger. Das war es, ich war befreit. Mein Hals fühlte sich aber noch rau an, sie sagten, das sei normal und würde bald verschwunden sein.

Drei Personen standen um mich herum, wie ich jetzt sah. Da war noch ein Arzt.

Heiser fragte ich: „Ich war im Koma?“ Sie nickten alle drei, und ich begann vor Erleichterung zu weinen. „Sie haben mir wohl damit mein Leben gerettet.“

Der Arzt meinte, das sei tatsächlich der Fall.

„Sie grinsen alle so“, sagte ich.

„Ja, wenn jemand wieder aus dem Koma zurückkommt, ist es immer ein besonderes Gefühl. Ein sehr gutes“, antwortete der Arzt.

„Danke!“ Ich weinte noch immer, auch weil die Albträume eben nur Träume gewesen waren und nicht die Hölle auf Erden – oder nach dem Tod. Zwischendurch hatte ich das vermutet, während ich „schlief“ …


Irgendetwas stimmt nicht

Es war Anfang November 2021, als ich von einem Dreh für einen Privatsender zum Thema sexuelle Erwachsenenbildung gegen siebzehn Uhr nach Hause in meine Praxis-Wohnung im fünften Stock kam. Ich fühlte mich „anders“ als sonst. Irgendetwas ging in meinem Körper vor, weshalb ich mich gleich nach dem Abendessen ins Bett legte; ohnehin war es eine wilde Woche gewesen. Ich war wieder mal von Dänemark zum Arbeiten nach Hamburg gekommen. In Haderslev, gut fünfzig Kilometer von Flensburg entfernt, hatten mein Lebensgefährte Louis und ich zusammen ein Haus gekauft und renoviert, seit genau zehn Monaten hatte ich also zwei Wohnsitze, Louis war komplett nach Dänemark gezogen. Ich rief ihn an, spürte aber nach wenigen Minuten schon, dass ich nicht lange telefonieren konnte, ich sagte ihm, ich müsste jetzt schlafen. Kurz schoss es mir durch den Kopf, ob ich mich vielleicht mit Corona infiziert haben könnte. Ich spürte ein Kratzen im Hals.

Schnell schlief ich ein, und am nächsten Morgen war mir sofort klar, dass ich die Fortsetzung des Drehs würde absagen müssen: Mein Hals tat spürbar weh, und ich fühlte mich merkwürdig schlaff im ganzen Körper. Als ich die Produzentin anrief, wusste ich, dass es nicht leicht werden würde. Die Produzentin informierte alle Beteiligten, die mit mir zu tun gehabt hatten, das waren an die fünfzehn Personen, die jeden Morgen vor den Dreharbeiten getestet worden waren, so wie ich auch. Wir mussten nun alle einen offiziellen PCR-Test absolvieren.

Wirklich überzeugt, dass ich mir COVID-19 eingefangen hatte, war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Dann klingelte es auch schon an meiner Praxistür, und ein Arzt im weißen Schutzanzug kam herein. Er führte den PCR-Test durch, dann ließ er mich allein zurück. Dieser Style, von Kopf bis Fuß „schutzgekleidet“, würde eine Woche später für längere Zeit in meinen Alltag einziehen. Der Arzt in meiner Praxis hatte wie ein Polarforscher ausgesehen, aber vielleicht war ich zu dem Zeitpunkt schon im Fieberwahn?

Meine Praxis, in der ich auch wohne, wenn ich in Deutschland arbeite, liegt in Hamburg, im schönen Eppendorf, umgeben von Parks und Wasser. Ich fühle mich dort, gerade als Dänin, sehr wohl. In meiner ganzen Kindheit war ich innerhalb einer Viertelstunde am Wasser oder unter Bäumen.

Die Praxis eröffnete ich 2006, bis heute arbeite ich dort als Paar- und Sexualtherapeutin. Als Sexologin[i] hatte ich eine eigene Fernsehsendung: Make Love – Liebe machen kann man lernen. Ich schreibe Bücher, gebe Fortbildungen, halte Vorträge und entwickelte zwei Spiele über Liebe und Sexualität. Mittlerweile betreibe ich auch zwei Podcasts: „Beziehungsweise“ und „Ach, komm! – Der Sexpodcast“. Die Arbeit in meiner Praxis bleibt jedoch die Grundlage für mein Tun als Sexologin. Ich führe dort psychotherapeutische Gespräche und liebe den direkten Kontakt zu Menschen. Dadurch treffe ich aber auch in kürzester Zeit auf viele Personen, und ebendies sollte mir jetzt zum Verhängnis werden.

Ich lag krank auf dem Sofa in der Praxis-Wohnung.

Am nächsten Tag, einem Sonntag, hatte ich noch keine Antwort vom Polarforscher-Test, sondern nur meine gefühlte Gewissheit, eine Infektion zu haben. Als ich wieder Louis anrief, sagte ich: „Wenn es Corona ist, hoffe ich auf einen milden Verlauf. Mir geht es nicht gut, aber es ist erträglich. Ich muss nur viel schlafen und mich gut auskurieren.“

Der Arzt, der die Filmproduktion versicherungsbedingt betreute, sorgte dafür, dass mir einiges aus der Apotheke gebracht wurde: ein Thermometer, ein Nasenspray, Cortison und ein Sauerstoffsättigungsmessgerät – alles nur „für den Fall der Fälle“, dann wäre schon alles Nötige da. Das hatte mich beruhigt, ich dachte aber nicht, dass ich es brauchen würde. Die Sachen wurden mir auf die Matte vor der Praxis gelegt, ich sah den Menschen, der es brachte, nicht. Ein böses Omen.

Mehrfach loggte ich mich in die offizielle Corona-Test-Website ein und suchte nach meiner Testnummer. Sie war noch immer nicht aufgeführt. Ich konnte aber erkennen, wie viel Prozent der Getesteten positiv waren: Es waren viele, und die Zahl wuchs!

Inzwischen waren drei Tage vergangen, und meine Situation hatte sich nicht verschlimmert. Ich war okay, wenn auch angeschlagen. Dann klingelte am Nachmittag das Telefon.

„Sind Sie Frau Henning? Ich rufe Sie an, weil Ihr Test positiv war …“ Es war das Labor.

„Das hat aber gedauert“, lautete meine Antwort.

Der Labormitarbeiter erklärte, dass sie schnell gewesen seien, sie hätten den Test gerade erst am Morgen erhalten. Der Arzt, der mich getestet hatte, hatte offenbar das Wochenende abwarten wollen.

Das positive Ergebnis war emotional ein unangenehmes Ereignis, aber ich glaubte nach wie vor an einen milden Verlauf.

Besonders viel Wissen hatte ich über die neuartige Krankheit nicht. Dass Gefäße und Lunge, bei meiner Virusvariante Delta, beteiligt sind, klar, aber dass häufig auch das Gehirn angegriffen wird, fand ich erst später heraus.

Mittlerweile war zu dem Halskratzen eine unangenehme Übelkeit hinzugekommen. Ich musste mich nicht übergeben, aber Schlaf und Erholung waren kaum möglich. Da lag ich also: mit Übelkeit, Halskratzen und COVID-19-positiv. Es war schon Dienstag. Der Tag begann und endete wie die anderen. Ich sagte Louis am Telefon: „Mir geht es schlecht, aber es wird bald vorbei sein.“ Was ich nicht wusste: Die Delta-Infektion hatte ihre pulmonale Phase noch nicht erreicht … die Lungenphase.

Täglich maß ich meine Temperatur, sie war normal oder leicht erhöht. Meine Sauerstoffsättigung lag meist um die 99 Prozent, ich konnte gut und entspannt atmen. Das war beruhigend. Ich habe aber kaum noch gegessen und fühlte mich immer erschöpfter.

Mittlerweile hatte ich meinen Hausarzt angerufen, der auch Internist ist. Er legte mir eine Thromboseprophylaxe nahe und telefonierte mit meiner Apotheke. Eine Freundin deponierte mir die Spritzen vor der Tür. Meine erste Reaktion war eine wohl ganz normale: Nein, ich spritze mich nicht selber! Am Abend jagte ich mir aber, zu meiner großen Verwunderung, die erste – zugegeben ausgesprochen dünne – Kanüle ins Bauchfett, so wie es Diabetiker mit Insulin machen. Meine Angst, eine Thrombose zu bekommen, war größer als jede andere Alternative. Das Ganze konnte allerdings auch als Vorgeschmack dienen auf das, was noch kommen sollte.

Am Mittwochmorgen ging es mir merklich schlechter, ich war ziemlich ermattet, und als mir meine Mutter am Telefon sagte, ich solle gegen die Übelkeit Haferschleim kochen, war meine Antwort ernüchternd: „Ich kann nicht.“ Sie wollte mich überzeugen, ich blieb bei meiner Aussage, wurde fast wütend, weil das Gespräch so anstrengend war: „Hörst du, was ich sage, ich kann nicht.“ Warum nicht? Es war ein merkwürdiges Gefühl. Ich war zu schwach und unkonzentriert für den kurzen Weg in die Küche, und ich begann mich zu fragen, ob diese Infektion einen anderen Verlauf als erhofft nehmen würde.

Der Mittwoch verging, ich aß nichts, da war kein Hunger, sondern nur Übelkeit. Meine Sauerstoffsättigung pendelte zwischen 92 und 94 Prozent. Das beunruhigte mich, aber das Atmen ging noch gut.

Als ich am Donnerstagmorgen aufwachte, spürte ich sofort, dass etwas anders war. Es war, als würde auf meinem Brustkorb etwas Schweres lasten. Ich nahm das Sauerstoffmessgerät und klemmte das kleine Ding um einen Finger. Es piepte: nur noch 88 Prozent Sauerstoff. Zu Louis, den ich anrief, sagte ich: „Ich traue mich nicht mehr, hier allein zu liegen, ich brauche ärztliche Hilfe.“ Nach unserem Gespräch wählte ich die 112.


Ab ins Krankenhaus – ein wortwörtlich intensives Erlebnis

12. – 25. November 2021

Als der Krankenwagen am 12. November zwanzig Minuten später eintraf, musste ich liegend gefahren werden, denn sobald ich auch nur kurz versuchte, mich aufzusetzen, bekam ich Luftnot. Man brachte mich in ein Klinikum im benachbarten Stadtteil.

Nun lag ich abwartend in der Notaufnahme des Krankenhauses. Ein junger Pfleger kam herein, von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung und mit Maske. Ich sah nur Augen. Er stellte sich kurz vor und entnahm mir eine Blutprobe. Besser gesagt: Er wollte mir eine entnehmen. Er tat sein Bestes, aber es wollte nicht klappen. Wahrscheinlich lag das Problem darin, dass ich in den letzten Tagen sehr wenig getrunken hatte. Während der Versuche, eine zusammenarbeitswillige Ader zu finden, stieß ich immer wieder ein verkniffenes „Autsch“ aus. Eine kurze Pause trat ein, als eine Ärztin vorbeischaute und mich fragte, wie es mir ginge.

„Nicht besonders“, sagte ich. „Ich kann nur schwer atmen.“

„Sind Sie geimpft?“, wollte sie wissen.

Ihre Antwort, als ich verneinte: „Selber schuld, Sie hätten sich ja impfen lassen können.“

Ja, da war was dran. Sie schien aber kein Interesse daran zu haben, herauszufinden, ob ich gute Gründe für meine Entscheidung gehabt hatte. Ich hatte. Und zwar gesundheitliche Gründe, denn ich hatte Aneurysmen im Gehirn gehabt, dabei geht es um eine Gefäßwandschwäche, und ich war deshalb noch sehr verunsichert bezüglich der Impfung.

Die deutlich unfreundliche Person machte sich einige Notizen und verschwand wieder. Daraufhin ging die Pikserei von vorne los, bis der Pfleger aufgab, er fand keine tauglichen Adern.

„Dann müssen sie das eben auf der Station machen“, sagte er erschöpft.

Ich hätte gern vor Erleichterung tief durchgeatmet, wenn es denn gegangen wäre.

Bald darauf wurde ich von einem Mann mit einem riesigen dunklen Bart abgeholt. Der junge Pfleger und der hünenhafte Neuzugang manövrierten das sperrige Bett aus dem kleinen Zimmer, dann übernahm der Bärtige. Er rollte mich durch das halbe Haus, rein und raus aus Fahrstühlen, ohne ein einziges Wort, obwohl ich die ganze Zeit versuchte, in Kontakt mit ihm zu treten. Irgendwann las ich auf einer Tür „Intensivstation“ – meine Endstation. Nahezu buchstäblich. Fast wäre ich dort nicht herausgekommen, jedenfalls nicht lebend.

Mein Zimmer hatte einen Ausblick durch mehrere Fenster und sollte für den nächsten Monat mein Zuhause sein, um für weitere elf Tage auf die Normalstation verlegt zu werden. Diesen Zeitraum kann ich im Nachhinein nennen, aber als ich da frisch lag, dachte ich keinesfalls, dass es so lange dauern würde.

Wie es mir ging? Im Liegen konnte ich ganz gut atmen, und auf der Station fühlte ich mich um einiges sicherer als zu Hause. Vor allem aber hatte ich in jedem Nasenloch einen Schlauch, der mich mit angereichertem Sauerstoff versorgte. Ich war sicher, mit der richtigen Hilfe würde es mir bald gut gehen. Ich hatte Vertrauen in Krankenhäuser, und auf der Intensivstation konnte es nur besser werden. Keinen Moment hatte ich mich gefragt, warum ich nicht auf einer Normalstation lag. In Zeiten der Pandemie schien es mir nicht ungewöhnlich zu sein.


Stechen mit Ultraschall

Auf der Station sollten, wie man mir erklärte, als Erstes Zugänge gelegt werden, danach wäre auch die Blutentnahme ein Leichtes. Ich nickte, kannte ich das doch alles von früheren Klinikaufenthalten. Es gab vor Jahren eine Notentfernung meiner Mandeln, kurz danach eine Kiefer- und sogar eine Gehirnoperation.

Die Ärztin und die Krankenschwester holten erst einmal alles, was sie brauchten, dann sagten sie, sie würden jetzt mit dem Legen der Kanülen beginnen. Da keine halbe Stunde vorher an mir herumgestochen worden war, wagte ich noch zaghaft einzuwenden, um das Unvermeidliche zu vermeiden: „Es ging unten in der Aufnahme gar nicht … gibt es keine andere Möglichkeit?“

„Es wird schon gehen“, meinte die Ärztin freundlich. „Wir machen es sonst mit dem Ultraschallgerät.“

O ja, dachte ich. Das hörte sich weniger brutal an. Tatsächlich wurde, nach einigen erfolglosen Stechversuchen, das Ultraschallgerät geholt, mit dem die Ärztin den Eintritt der Nadel in meinen Arm und in den Hals wunderbar verfolgen konnte. So war die Prozedur kurz und fast schmerzlos. Währenddessen klingelte nonstop das Mobiltelefon im Kittel der Ärztin, sie trug es offenbar bei sich, unter ihrer Schutzhülle. Sie witzelte darüber, ließ sich aber nicht in ihrer Konzentration stören. Für mich war das Klingeln irritierend, ich war definitiv davon gestört. In Angstsituationen muss ich mich immer konzentrieren, um so gut wie möglich durch die Angst zu kommen. Kennen Sie das?

Ann-Marlene Henning

Über Ann-Marlene Henning

Biografie

Ann-Marlene Henning studierte an der Universität Hamburg Neuropsychologie, bevor sie in ihrer alten Heimat Dänemark als Psychologin zu arbeiten begann. Später absolvierte sie dort und in der Schweiz das Studium der Sexologie und Paartherapie. 2019 machte sie ihren Master in Sexologie an der...

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