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Der Fehler, der mein Leben veränderte

Der Fehler, der mein Leben veränderte - eBook-Ausgabe

Gina Bucher
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Von Bauchlandungen, Rückschlägen und zweiten Chancen

„Ein Trost spendendes Buch über die Kraft der Wut und des Rauschs, über die Suche nach Liebe und Lebenssinn (...).“ - revue, Luxemburg

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Der Fehler, der mein Leben veränderte — Inhalt

Wir sind nicht so zerbrechlich, wie wir denken

In unserer Leistungsgesellschaft ist Scheitern ein Tabu. Aber jeder Mensch macht Fehler. Und deshalb will die Journalistin Gina Bucher in ihrem neuen Buch ergründen, wie andere damit umgehen. Was passiert in einem, sobald man erkennt, dass man einen Fehler mit ernsthaften Konsequenzen begangen hat? Wie betrachtet man sich danach morgens im Spiegel? Wie denkt man später über einen solchen Fehler nach, über Schuld und vielleicht auch über Reue? Wie reagiert das Umfeld darauf? Wie begegnet man den Konsequenzen? Und natürlich: Wie hat man sich durch diesen Fehler verändert? Diese Fragen hat Gina Bucher Menschen gestellt, die in ihrem Leben kleinere oder auch größere Fehler gemacht haben. Ohne zu urteilen lässt sie sie ihre Geschichten erzählen und gibt uns einen intimen Einblick in eine Welt abseits von Erfolg und Ruhm.

€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 02.05.2018
256 Seiten
EAN 978-3-492-97966-5
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Leseprobe zu „Der Fehler, der mein Leben veränderte“

Prolog mit Fragen

Auf einer FuckUp Night in Berlin-Mitte 2017: Eine lange Schlange vor dem Lokal, dicht gedrängtes Publikum drinnen – alle wollen jene hören, die sich auf die Bühne stellen, um von ihren gescheiterten Geschäftsideen zu erzählen. Meistens ernten sie viel Applaus: weil sie mutig über ihr Scheitern sprechen, weil sie davon erzählen, was sie aus ihren Fehlern gelernt haben. Fehler zuzugeben hat hier nicht den Anstrich einer angestrengt optimistischen Selbsthilfegruppe, sondern ist Treibstoff für neue Ideen. Solche FuckUp Nights finden als [...]

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Prolog mit Fragen

Auf einer FuckUp Night in Berlin-Mitte 2017: Eine lange Schlange vor dem Lokal, dicht gedrängtes Publikum drinnen – alle wollen jene hören, die sich auf die Bühne stellen, um von ihren gescheiterten Geschäftsideen zu erzählen. Meistens ernten sie viel Applaus: weil sie mutig über ihr Scheitern sprechen, weil sie davon erzählen, was sie aus ihren Fehlern gelernt haben. Fehler zuzugeben hat hier nicht den Anstrich einer angestrengt optimistischen Selbsthilfegruppe, sondern ist Treibstoff für neue Ideen. Solche FuckUp Nights finden als Eventformat in immer mehr Städten statt, organisiert werden sie meist von Leuten der Gründerszene.

An diesem Abend erzählen zwei Männer im lässigen Start-up-Sprech von ihren beruflichen Niederlagen. Ein Dritter aber erzählt von seinem – wie er es selbst formuliert – „persönlichen“ Scheitern: Erfolgsverwöhnt hätte er sich nie Gedanken zu einer Karriere gemacht, er war immer der Beste, wurde stets befördert. Bis ihm diese zwar beschwingte, aber letztlich ziellose Karriere zu langweilig wurde und er ein Studium begann. Womit er jedoch kläglich gescheitert sei (zu anspruchsvoll der Stoff, zu alt er selbst), was ihm eine Depression einbrachte, die schließlich sechs Jahre andauerte. Jetzt erst baue er langsam sein Selbstbewusstsein wieder auf. Auch deswegen stehe er heute auf der Bühne einer solchen FuckUp Night. Wie es weitergehen soll? Unklar, Hauptsache langsam. Eine berührende Geschichte mit viel Lampenfieber und noch mehr Charme erzählt. Doch interessant ist die Reaktion des Publikums. Das applaudiert zwar auch bei seiner Geschichte, und auffallend viele (Frauen!) stellen ihm im Anschluss Fragen. Doch aus dem Gemurmel der Zuhörer und draußen bei den Rauchern ist bald zu hören: Diese Geschichte gilt nicht als FuckUp, „das kann doch jedem passieren“, sagt einer zu seinem Kumpel und nimmt einen Schluck Bier.

Auch wenn das Scheitern in den letzten Jahren zu einem feuilletonistischen Modethema geworden ist – als Small Talk eignet es sich noch lange nicht. Richard Sennett bezeichnete es Ende der Neunzigerjahre als „das große moderne Tabu“. Groß verändert hat sich daran nichts, im Gegenteil: In unserer Kultur wird nach wie vor ungern über Fehler, Fehlentscheidungen, Naivität oder zu große Risiken gesprochen – besonders, wenn sie das eigene Privatleben nachhaltig erschüttern. Es sei denn, es sind kleinere Fehler, mit denen sich gut kokettieren lässt (die hohe Buße für viel zu schnelles Autofahren etwa). Oder Fehler, die konstruktiv genutzt oder kapitalisiert werden können, weil sie zu einer Erfindung, einer positiven Überraschung oder einem anderen glücklichen Zufall führen.

Es gibt Bereiche – weniger Lebensbereiche als vielmehr Berufsgebiete –, die essenziell vom Fehler leben: etwa die Wissenschaft, die durch Irrtümer Unwissen verkleinert und Wissen festigt; das Design, das durch Fehler patentierbare Zufälle entdeckt; überhaupt die Kunst, die vom Fehlermachen und Scheitern zehrt, um sich an der Wirklichkeit zu reiben. Bis zu einem gewissen Grad die Wirtschaft, die Fehler als Motor für Innovation erkannt hat und durch Risiken Niederschläge bewusst in Kauf nimmt, um Märkte effizienter zu erschließen. Ein Stück weit vielleicht auch der Sport, wenn Niederlagen zum Sieg anspornen – Stanislas Wawrinkas linker Unterarm mit dem tätowierten Beckett-Zitat erzählt bei jedem Tennismatch davon: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ (Immer versucht. Immer gescheitert. Egal. Versuche es wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser.)

Was aber ist mit den Fehlern und gescheiterten Lebensträumen, die einfach nur wehtun? Die zuerst einmal keinen – und womöglich auch später nicht – direkten Nutzen mit sich gebracht haben, außer dass man „fürs Leben“ gelernt hat? Die ganz grundsätzlich hinterfragen, wer man denn eigentlich ist und warum? Wie geht es Menschen, die eine ganz persönliche Niederlage erlitten haben? Deren Leben seither einen Riss bekommen hat, weil das Leben seine Leichtigkeit verloren hat?

 

Die Suche nach Fehlergeschichten: Es ist nicht ganz einfach, Menschen zu finden, die über Risiken und ihre Nebenwirkungen sprechen. Fehler, Schuld, Sühne, Scham sind schließlich Begriffe, die in unserer europäischen Kultur moralisch stark aufgeladen sind. Auch deswegen hatte ich bei jedem Gespräch selbst das Gefühl zu scheitern: weil ich als Gegenüber immer Gefahr lief, moralisch angehauchte Fragen zu stellen. Durch mein Fragen repräsentiere ich bis zu einem gewissen Grad immer auch die Gesellschaft, die hören möchte, ob und wie jemand bereut, ob und wie sich jemand bestraft fühlt, ja, wie es überhaupt so weit hat kommen können? Oft verbunden mit dem Anspruch, ob man denn wenigstens etwas gelernt hätte?

Gut möglich aber, dass man aus Fehlern gar nicht so sehr lernt, wie der Volksmund behauptet. Und nur weil die Wirtschaft ein flottes Narrativ gefunden hat, über Fehler öffentlich zu reden, und eine möglichst offene Kultur des Scheiterns pflegen will, heißt das noch lange nicht, dass die Gesellschaft bereit ist, entspannt übers Fehlermachen zu sprechen. Aus Fehlern lernt man nicht unbedingt, aber Irren ist menschlich. Wie würden wir über Fehler sprechen, wenn nicht ständig nach deren Sinn und Zweck gefragt würde?

 

Dieses Buch versammelt in drei Kapiteln Begegnungen, die vom Fehlermachen als Alltagserfahrung erzählen. Sie beschreiben exemplarisch, wie das Leben spielen kann, wie man auf die Schattenseite des Lebens geraten – und durchaus auch wieder in die Sonne zurückfinden kann. Dabei ging es nie darum, wer genau wie Schuld am Fehler trägt. Vielmehr stand am Anfang jedes Gesprächs die Frage: Was ist passiert? Gefolgt von der in meinen Augen weitaus wichtigeren Frage: Wie kommt man da wieder raus? Denn Fehlermachen bedeutet immer auch, Verantwortung zu übernehmen.

Wer wie über Fehler spricht, entscheidet oft der Kontext. Mit Fehlern umgehen kann man immer nur so offen und spontan, wie es die Rahmenbedingungen erlauben („Balanciert und ausgerutscht: Über die Krux von Berufsrisiken“). Selbst wenn Ärzte ihren Chefärztinnen oder dem Krankenhaus gegenüber Fehler melden können, ist es noch einmal eine ganz andere Sache, wie sie den Patienten und ihren Angehörigen gegenübertreten – und damit auch sich selbst in die Augen sehen können. Da ist zum Beispiel die Ärztin, der ein Behandlungsfehler passiert ist. Sie wurde verurteilt und bestraft. Wie aber lebt sie viele Jahre später mit den Schuldgefühlen?

Gerade Fehler im zwischenmenschlichen Bereich können oftmals erst im Nachhinein verstanden werden, weil sich die Protagonisten in ihrem Kampf zwischen Vernunft und Emotion verloren haben („Gewütet und bereut: Über die Kraft der Wut und des Rauschs“): Wie hat das alles passieren können? Da ist der junge Mann, der sich von seiner Gefängnisstrafe nicht beeindrucken ließ, aber plötzlich im Angesicht der Opfer realisierte, welches Leid er ihnen bei seinen Raubüberfällen zugefügt hatte.

Auch wer Freiheit auskostet, riskiert Fehler („Verliebt, vertraut, verdrängt: Über die Neugier auf der Suche nach Liebe und Lebenssinn“): Manche/r handelt, als ob er oder sie komplett in seinem/ihrem Handeln frei wäre. Doch natürlich ist man nie ganz frei, sondern riskiert immer auch einiges mit seiner Freiheit. Da ist der Vater mit den zwei Söhnen, die aber nichts voneinander wissen, weil der eine als Kuckuckskind in einer anderen Familie bei einem anderen Vater aufwächst. Und da ist der Mann, der zwanzig Jahre lang einer Sekte angehörte und plötzlich erkennt, dass er mit den Grundsätzen dieser Ideologie eigentlich gar nichts anfangen kann.

Natürlich sind die Geschichten jener, die bereit sind zu reden, am Ende meistens positive, weil sie sich mit den Konsequenzen ihres Tuns auseinandergesetzt und sich selbst stark hinterfragt haben. Viele von ihnen erzählen hier ihre Geschichte nicht unter ihrem richtigen Namen und mit verfremdeten Details. Besonders wenn ihr Tun Angehörige oder andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen hat.

Die Abgrenzung zu „tragischen“ Schicksalen oder Pech ist zuweilen schwer auszumachen. Überhaupt, was sind Fehler, und was ist Scheitern? Ich habe nach Menschen gesucht, die übers Fehlermachen sprechen. Gefunden habe ich oftmals Menschen, die auch vom Scheitern sprachen. Und jede Geschichte hätte auch anders erzählt werden können: Wer in einer Hauptsache scheitert, muss nicht automatisch auch in Nebengeschichten verlieren und umgekehrt.

Gina Bucher

Über Gina Bucher

Biografie

Gina Bucher studierte Publizistik und arbeitet als Redakteurin und freie Journalistin. Sie ist Herausgeberin verschiedener Bücher im Kunstbereich. Gina Bucher lebt in Zürich.

Pressestimmen
revue, Luxemburg

„Ein Trost spendendes Buch über die Kraft der Wut und des Rauschs, über die Suche nach Liebe und Lebenssinn (...).“

leselaunen.net

„Scheitern ist menschlich und manchmal sogar nützlich. Insgesamt ein sehr gelungenes Werk von Bucher, welches nicht so schnell aus dem Kopf geht.“

etc-magazin.com

„Viele der Geschichten aus diesem Buch schmerzen, und das ist ungewohnt in einer Welt der wahnhaften Ego-Optimierung und Selbstvermarktung. Gerade deshalb räsoniert das simple Fazit der Lektüre: Menschen fallen hin. Aber sie stehen auch wieder auf.“

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