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Die Herrschaft der Orks (Orks 4)

Die Herrschaft der Orks (Orks 4) - eBook-Ausgabe

Michael Peinkofer
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Roman (Orks 4)

„Fantasy-Freunde werden dieses Buch verschlingen wie ein Ork die Blutwurst. Kein Shnorsch!“ - Sonic Seducer

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Die Herrschaft der Orks (Orks 4) — Inhalt

Die Ork-Brüder Balbok und Rammar sind in einem Inselreich gestrandet und geben sich dort nach Lust ihres dunklen Herzens dem Blutbier und Fressgelage hin - und der Langeweile. Doch sie ahnen nicht, dass in der Welt außerhalb der Inseln inzwischen Jahrhunderte vergangen sind. Die alten Gesetze sind außer Kraft, die Verbündeten der Orks längst tot. Ihre Heimat, die Modermark, ist zur Gnomenmark geworden, und Elfen und Zwerge liegen in einem erbitterten Krieg um die Reiche von Erdwelt. Zeit für zwei Orks, für die ein klauenfester Streit ebenso erstrebenswert ist wie die Weltherrschaft ...

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 12.03.2013
527 Seiten
EAN 978-3-492-96166-0
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Leseprobe zu „Die Herrschaft der Orks (Orks 4)“

Prolog

Das Gewölbe war von einem kalten grünlichen Leuchten erfüllt.

Nackter Fels bildete die Wände, in die unzählige Nischen und Vertiefungen gehauen waren. Flaschen und Phiolen reihten sich darin aneinander, Dosen und Tiegel, die seltsam aussehende und noch seltsamer riechende Substanzen enthielten; klare und trübe, farblose und bunte, dickflüssige und wässrige Flüssigkeiten, aber auch Pulver verschiedenster Körnung, Farbe und Beschaffenheit, die Behälter nicht selten mit dem Symbol des Totenkopfs versehen.

Die Mitte des Gewölbes nahm ein langer Tisch [...]

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Prolog

Das Gewölbe war von einem kalten grünlichen Leuchten erfüllt.

Nackter Fels bildete die Wände, in die unzählige Nischen und Vertiefungen gehauen waren. Flaschen und Phiolen reihten sich darin aneinander, Dosen und Tiegel, die seltsam aussehende und noch seltsamer riechende Substanzen enthielten; klare und trübe, farblose und bunte, dickflüssige und wässrige Flüssigkeiten, aber auch Pulver verschiedenster Körnung, Farbe und Beschaffenheit, die Behälter nicht selten mit dem Symbol des Totenkopfs versehen.

Die Mitte des Gewölbes nahm ein langer Tisch aus Stein ein, dessen unzählige Scharten, Flecken und Vertiefungen erahnen ließen, dass er schon mancher dieser Substanzen hatte standhalten müssen, wenn sie sich zu Säure oder giftigem Schaum verbunden oder als ätzende Dämpfe niedergeschlagen hatten.

Auf dem Tisch stand ein Athanor, ein aus Steinen gemauerter und mit glühenden Kohlen beheizter Ofen, über dem eine Anordnung bizarr geformter Behältnisse aufgebaut war. Einige davon waren aus Metall, die meisten jedoch aus Glas gefertigt – konische Destillierkörper, mit hakenförmigen Ausläufen versehene Rundkolben und vielbäuchige Aludeln, durch spiralförmige Röhren miteinander verbunden und gefüllt mit schillernden Flüssigkeiten.

Dies war Baugulfs Reich.

In den oberen Bereichen der Festung mochten andere das Sagen haben. Hier jedoch, wohin noch niemals Tageslicht gedrungen war, an diesem unheimlichen Ort, der nur von Öllampen erleuchtet wurde, die an Ketten von der rußgeschwärzten Decke hingen – hier war seine Domäne. Hier gebot er den Elementen, hier unterwarf er sich die Natur.

Vorausgesetzt, er fand den richtigen Schlüssel.

Von frühester Jugend an hatte sich Baugulf der Kunst der Verwandlung verschrieben. Mochten andere ihre Erfüllung darin finden, in Bergestiefen dunkle Gänge zu schachten; seine Vorliebe hatte von jeher der Alchemie gehört, die – zumindest in seinen Augen – nicht weniger in der Natur seines Volkes lag. Statt Stollen ins Innere der Berge zu treiben und dort nach Dingen zu suchen, die im ewigen Dunkel verborgen waren, zog er es vor, die Geheimnisse der Natur zu erforschen, das Wesen der Dinge selbst, und sich jene Reichtümer, nach denen sein Volk von jeher trachtete – all jene Metalle, jene nutzbringenden Gesteine, glitzernden Gemmen und kostbaren Essenzen, die tief im Inneren durumins schlummerten – selbst zu erschaffen.

Das Geheimnis lag in der Umwandlung, im Wechsel der Elemente von einer Ebene zur nächsten, bis hin zur Erlangung des erwünschten Endzustands.

Kohle zu Diamanten.

Phosphor zu Licht.

Eisen zu Gold.

Baugulf war überzeugt davon, dass sich das Prinzip auf jedwedes Material und Element übertragen ließ, es war lediglich eine Frage des Willens und des dafür erforderlichen Wissens – uralten Wissens, das in seinen Grundzügen auf die Weisen Shakaras und ihre Jahrtausende alten Einsichten in das Wesen der Welt zurückging. Auf verschlungenen und teils verbotenen Pfaden hatte Baugulf gewisse Kenntnis von diesen Dingen erlangt – genug, um in seinem Laboratorium damit zu experimentieren und erste kleine Erfolge zu erzielen. Der große Durchbruch, das mayura gwaith, wie die Zauberer von Shakara es einst genannt hatten, war ihm bislang jedoch versagt geblieben.

Noch hatte er das Geheimnis, wie die Schätze des Berges einander angeglichen und aus wertlosem Eisen Gold wurde, nicht entschlüsselt, aber er war überzeugt davon, dass der Moment unmittelbar bevorstand – und wenn es so weit war, würde ihn niemand mehr verlachen. Dann würden all die Zweifler und selbst der König anerkennen müssen, dass Baugulf Steinherz der größte aller Alchemisten war, der Meister unter den Gelehrten!

Alles, was er dazu brauchte, war die Stimme.

Jene Worte in seinem Kopf, die sich immer dann vernehmen ließen, wenn er ratlos war und in seinem Bemühen nicht weiterwusste, geradeso, als spräche sie aus tiefstem Inneren zu ihm. Woher sie kam, wusste er nicht, und es war ihm auch gleichgültig, denn sie war es gewesen, der er seine ersten bescheidenen Erfolge zu verdanken hatte.

Die Stimme, so sagte er sich, war das ordnende Prinzip. Sie verkörperte all das, wofür die Alchemie stand, denn sie bewies, dass der Natur eine Ordnung innewohnte, die sich demjenigen, der sie aufrechten Herzens suchte und bereit war, sich auf die Wahrheit einzulassen, von selbst erschloss und so das Prinzip der Umwandlung auf den Geist übertrug.

Kohle zu Diamanten.

Phosphor zu Licht.

Eisen zu Gold.

Inspiration zu Genie.

Auch jetzt lauschte Baugulf wieder in sich hinein, wartete darauf, dass die Stimme zu ihm sprechen, ihn erneut aus der Ratlosigkeit reißen würde, in die er trotz all des verbotenen Wissens, das er sich bereits angeeignet hatte, wieder verfallen war. Wie viel auch immer er wusste – die Stimme wusste ungleich mehr. Und sie schien sich keinerlei Beschränkungen aufzuerlegen, welches Wissen sie nutzen durfte und welches nicht. Wissen war wertfrei. Es unterlag keiner Beurteilung und keiner moralischen Instanz; erst die falsche Nutzung oder der bewusste Missbrauch konnten es gefährlich werden lassen – eine Einsicht, die Baugulf ebenfalls aus den Gesetzen der Verwandlung gewonnen hatte.

So wie es möglich war, Eisen zu Gold zu veredeln, konnten auch Gedanken und Ideen einer höheren Bestimmung zugeführt werden und auf diese Weise dem Wohlstand und dem Fortschritt des Volkes dienen – und Baugulf war überzeugt, dass er diesem hohen Ideal genügte. Die Stimme, die aus seinem Inneren zu ihm sprach, war der beste Beweis dafür …

„Nun?“

Baugulf zuckte zusammen. Anfangs hatte er an seinem Verstand gezweifelt und geglaubt, zu viele beißende Dämpfe eingeatmet zu haben. Doch wenn die Stimme nur eingebildet war, wie kam es dann, dass sie ihm über Jahrtausende verborgenes Wissen enthüllte?

„Hast du getan, was ich dir aufgetragen habe?“

„Jawohl“, bestätigte Baugulf beflissen, wobei seine Worte von der niederen Decke widerhallten. Anfangs war es ihm seltsam vorgekommen, sich selbst laut sprechen zu hören, inzwischen dachte er sich nichts mehr dabei. „Ich habe alles getan, was Ihr mir aufgetragen habt. Ich habe die Substanzen getrocknet, gemahlen und im von Euch befohlenen Verhältnis vermischt.“

Baugulf deutete auf den Mörser, der auf dem Tisch stand – ein schweres steinernes Gebilde mit einem ebenso aus Stein gefertigten Stempel. Ein Pulver befand sich darin, das seine dunkle Färbung hauptsächlich den fünf Teilen Holzkohle verdankte, die Baugulf nach Anweisung der Stimme darin vermahlen hatte. Die sieben Teile Salpeter, nach denen die Stimme außerdem verlangt hatte, waren nicht einfach zu beschaffen gewesen – Baugulf hatte sie in einem aufgelassenen Stollen in einem entlegenen Teil der Festung eigenhändig von der Felswand gekratzt.

„Sehr gut“, anerkannte die Stimme. „So füge jetzt die nächste Ingredienz hinzu. Aber sei vorsichtig.“

„Vorsichtig?“, fragte Baugulf und fügte hoffnungsvoll hinzu: „Könnte sich das Große Werk so schnell vollenden? Befürchtet Ihr, der Mörser könnte sich augenblicklich in Gold verwandeln?“

„Sei vorsichtig“, beschied ihm die Stimme noch einmal eindringlich, und dies machte Baugulf klar, dass es besser war, die Warnung zu befolgen.

Er trat an eine der in den Fels gehauenen Nischen und ging im grünen Schein der Lichtsteine die säuberlich aufgereihten Behälter durch. Sein Finger verharrte vor einer Flasche, die ein gelbes Pulver enthielt.

Schwefel.

Zu Beginn seiner Tätigkeit als Alchemist hatte Baugulf viel damit experimentiert, da er sich gut verarbeiten ließ und in Farbe wie Geruch deutliche (wenn auch wenig erbauliche) Reaktionen zeigte. Mit der Zeit hatte er ihn jedoch als unnütz verworfen – dass ausgerechnet Schwefel nun den Schlüssel zum Großen Werk bergen sollte, war eines jener unfassbaren Rätsel, mit denen die Natur sich umgab und so ihr geheimes Wissen vor jenen verbarg, die ihrer nicht würdig waren.

Mit vor Aufregung bebender Hand nahm Baugulf die Flasche aus der Nische, trug sie zum Tisch und entkorkte sie. Sodann griff er zum Löffel, den er nach dem vorgegebenen Ritual säuberte und von magnetischer Kraft befreite, ehe er ihn in die Öffnung steckte.

Fünfmal griff er damit hinein und gab das Pulver in den Mörser, vorsichtig, wie die Stimme es ihm aufgegeben hatte. Dann, nachdem er die Flasche wieder verschlossen und in die Nische zurückgestellt hatte, griff er zum Stempel und begann, die drei Substanzen miteinander zu vermischen.

Salpeter.

Holzkohle.

Schwefel.

„Vorsichtig“, hörte er dabei die Stimme immer wieder sagen. „Vorsichtig …“

Es dauerte nicht lange, bis der Schwefel die Farbe der Kohle angenommen hatte und in dem schwarzen Pulver aufgegangen war. Ein wenig argwöhnisch blickte Baugulf auf die eigenwillige Mixtur, die zusammenzustellen ihm so nie in den Sinn gekommen wäre. Weder fühlte sie sich außergewöhnlich an, noch roch sie besonders, was nicht weiter verwunderlich war, da keine edlen, den Prozess der Verwandlung begünstigenden Substanzen in ihr enthalten waren. Doch die Anweisungen waren eindeutig gewesen, und weder hatte Baugulf Anlass noch das Recht, diese infrage zu stellen.

„Und nun?“, war alles, was er nach einer Weile sagte.

„Hast du alle Anteile gut vermischt?“

„Das habe ich.“

„Dann wisse: Dieses Pulver, Steinherz, wird die Geschichte deines Volkes verändern, so wie es die Geschichte deiner ganzen Welt verändern wird. Behüte die Rezeptur sorgfältig und verrate sie niemandem – niemandem außer …“

In diesem Moment geschah es.

Es war nur ein Zufall, ein winziges Staubkorn im Mahlwerk des Großen Werkes – die Auswirkung jedoch war vernichtend.

Eine der Ratten, die sich zu Baugulfs Verdruss hin und wieder in seinem Laboratorium herumtrieben und die, in immerwährender Dunkelheit lebend, bleich und ohne Fell waren, sodass sie wie vierbeinige Engerlinge aussahen, hatte sich unbemerkt genähert und war auf der Suche nach Nahrung auf den Experimentiertisch geklettert.

Dort entdeckte Baugulf sie – und seine Reflexe sprachen schneller an, als sein Verstand oder die Stimme in seinem Kopf ihn zurückhalten konnte.

„Verdammtes Biest!“, rief er aus.

Die Hand mit dem schweren steinernen Stempel zuckte empor, bereit, den verhassten Besucher zu erschlagen – und fiel wie das Beil des Henkers herab.

„Nein!“, schrie die Stimme.

Doch es war zu spät.

Baugulf hatte nur Augen für das Tier, das die Zeichen der Zeit erkannte und quiekend die Flucht ergriff. Der Stempel jedoch, mit vernichtender Wucht geführt, ging nieder und zerschlug einen Glaskolben, was Baugulf in seinem Zorn nicht weiter kümmerte. Einen Lidschlag später jedoch traf der Stempel auf die Tischplatte. Funken schlugen und sprangen auf den Mörser über, der in unmittelbarer Nähe stand.

Baugulf vernahm ein hässliches Zischen.

Dann sah er die Stichflamme, die aus dem Mörser emporschoss.

Und im nächsten Moment wurde er bei lebendigem Leib zerrissen.

Michael Peinkofer

Über Michael Peinkofer

Biografie

Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift „Moviestar“. Mit seiner Serie um die „Orks“ avancierte er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands. Seine Romane um „Die Zauberer“...

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