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Die Legenden der Albae  (Die Legenden der Albae 3)

Die Legenden der Albae (Die Legenden der Albae 3) - eBook-Ausgabe

Markus Heitz
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Dunkle Pfade (Die Legenden der Albae 3)

„"Dunkle Pfade" ist Pflichtlektüre für alle Leser deutscher Fantasy. Der vorliegende Roman dürfte das Abo von Markus Heitz auf den Deutschen Phantastik Preis wieder einmal um ein weiteres Jahr verlängern.“ - Nautilus

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Die Legenden der Albae (Die Legenden der Albae 3) — Inhalt

Die Albae treffen auf ihren größten Feind.

 

 

 

Tungdil, der berühmte Held der „Zwerge“-Reihe, kehrt zurück und stürzt die Albae in ein gefährliches Abenteuer: Außerhalb des Geborgenen Landes liegt ein vergessenes Reich. Hierher haben sich die Überlebenden der mysteriösen Seuche unter der Führung von Caphalors Freund Aïsolon zurückgezogen. Abgeschnitten durch einen dreihundert Schritt hohen Schutzwall, warten sie darauf, zu ihrem Volk ins Geborgene Land gerufen zu werden. Derweil werden die Drillinge Sisaroth, Tirîgon und Firûsha des Mordes bezichtigt und an einen unterirdischen Ort voller Schrecken verbannt. Dort trifft Sisaroth auf einen Zwerg: Tungdil, der in der Schwarzen Schlucht eingeschlossen wurde! Diese Begegnung verändert das Schicksal der Albae und der Zwerge für immer ...

€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 20.08.2012
672 Seiten
EAN 978-3-492-95858-5
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Leseprobe zu „Die Legenden der Albae (Die Legenden der Albae 3)“

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Dsôn Sòmran, Dsôn, im nördlichen Ausläufer des Grauen Gebirges, 5427. Teil der Unendlichkeit
(6241. Sonnenzyklus), Frühling
Firûsha vernahm die Töne der Beinflöten, der Pauken, Fideln und zahlreichen anderen Instrumente, die leise hinauf bis zu ihr ans offene Fenster drangen.
Sie hielt die Augen geschlossen, lauschte den nächtlichen Melodien, die sich mischten und trotzdem zueinander passten. Ein Wettstreit tobte unter den Musikern, bei dem die Harmonie des Ganzen an erster Stelle stand. Es schien sich um Sehnsüchte zu [...]

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Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Dsôn Sòmran, Dsôn, im nördlichen Ausläufer des Grauen Gebirges, 5427. Teil der Unendlichkeit
(6241. Sonnenzyklus), Frühling
Firûsha vernahm die Töne der Beinflöten, der Pauken, Fideln und zahlreichen anderen Instrumente, die leise hinauf bis zu ihr ans offene Fenster drangen.
Sie hielt die Augen geschlossen, lauschte den nächtlichen Melodien, die sich mischten und trotzdem zueinander passten. Ein Wettstreit tobte unter den Musikern, bei dem die Harmonie des Ganzen an erster Stelle stand. Es schien sich um Sehnsüchte zu drehen; die Stücke rührten das Herz und die Seele, weckten Erinnerungen und den Wunsch, lange vermisste Albae wiederzusehen.
Heute geben sie sich besondere Mühe. Als wüssten sie es. Firûsha spürte, wie sich ihre Vorfreude steigerte. Bald waren sie vereint, die dreifachen Geschwister, die Drillinge und gleichzeitig einmalige Besonderheit der Stadt !
Sie hatte erlesene Garderobe ausgesucht. Das perfekt sitzende weiße Kleid mit den schwarzen Stickereien betonte ihren schlanken Leib. Die langen Ärmel und die Schleppe raschelten leise, sobald sie sich bewegte.
Jeden Atemzug wollte sie im Beisein ihrer Brüder genießen, denn lange würde das Zusammentreffen nicht währen. Sie erklommen nach einer kurzen Unterbrechung, um Körper und Geist die nötige Erholung zu gönnen, die nächste Stufe ihrer Ausbildungen: die Lehre bei Meistern. Sie wollte Sängerin werden, ihr Bruder Sisaroth ein Priester der Infamen und Tirîgon ein stattlicher Krieger.
Es kann nicht mehr lange dauern. Firûsha musste die Lider nicht heben, um sich Dsôn vorzustellen. Sie kannte den Anblick auswendig wie das Innere des Hauses, in dem sie zusammen mit ihrer Mutter lebte und das sie demnächst verließ. Um in der Kunst des Gesangs zu wachsen und Dsôn Sòmran zu begeistern.
Das Gebäude, in dem Firûsha ihre frühsten Momente verbracht hatte, beschränkte sich auf bescheidene elf Zimmer für ihre Familie. Dazu kamen die Räumlichkeiten der Sklaven, Küchen- und Badetrakt und fünf weitere Räume für Kampfübungen, Gastübernachtungen oder Feste.
Ihr Haus lag an einer der höchsten Stellen des Steinkessels von Dsôn, thronte über den meisten anderen Behausungen und verdeutlichte den gesellschaftlichen Rang derer, die daraus entstammten. Es gab höchstens zwei Dutzend weitere Albaenamen, die mehr galten.
Mutter mochte es noch nie, mit ihrem Namen und ihrem Ansehen zu prahlen. Firûsha dachte an die Neider in der Stadt, die keinerlei Ansatz fanden, um Ranôria zu stürzen und in der Gnade des Statthalters Aïsolon sinken zu lassen. Seit der Geburt der Drillinge galt sie beinahe als göttlich und den Unauslöschlichen nahe. Die Seltenheit von Nachwuchs und dazu die hohe Sterblichkeit der Neugeborenen unterstrich die Außerordentlichkeit ihrer Mutter.
Ihr zu schaden wird allein deswegen nicht gelingen, weil Aïsolon noch immer starke Empfindungen für sie hegt. Sie ist die Mutter seiner Kinder. Firûsha musste lachen. Mein Vater wird sie ewig lieben Sicherlich denkt er an sie, wenn er die Lieder der Barden hört.
Firûsha vernahm an dem leisen Geräusch, dass die Klinke behutsam nach unten gedrückt wurde. Jemand versuchte, sie zu überraschen.
Dafür war Firûshas Gehör zu fein. Sie wandte den Kopf zum Eingang des Raumes, dessen Wände die schönsten Motivteppiche zierten. Handgeknüpft, von den Meistern ihrer Zunft. Geschenke an ihre Mutter, als Zeichen der Ehrerbietung an eine unerreichte Sängerin.
Die Tür schwang auf.
Herein trat ein hochgewachsener Alb mit ernstem Gesicht, das die Freude zu verbergen suchte, aber die stahlblauen Augen sprühten verräterisch vor Glück. Für das Wiedersehen mit seinen Geschwistern hatte er sein tiefdunkelrotes Gewand angelegt, das beinahe schwarz erschien und schimmerte, weiles mit Silberfäden durchwirkt war. An seinem Gürtel hing ein aufwendig gearbeiteter Zeremoniendolch.
„Bei den Infamen! Sisaroth, du siehst so … anders aus!“
Firûsha eilte weg vom Fenster und auf ihren Bruder zu, warf sich lächelnd in seine Arme. Ihre baren Füße erzeugten keinerlei Geräusch auf dem Steinmosaikboden aus grau schattierten Plättchen. „Endlich habe ich dich wieder!“
Er lachte und gab ihr einen langen Kuss auf den schwarzen Schopf, neben dem Diamantendiadem. „Ich weiß, was du meinst. Meine Muskeln wurden durch die Übungseinheiten straff wie gespannte Taue. Aber ich jammere sicherlich nicht.“ Er drückte sie an sich. „Geliebte Schwester!“
Firûsha seufzte erleichtert und berührte sein Gesicht, das ihrem sehr ähnelte, wenn es auch männlich und markant daherkam. „Es erscheint mir so lange, und doch waren es höchstens hundert Momente der Unendlichkeit.“
Sisaroth entließ sie aus seiner Umarmung, fasste ihre Hände und betrachtete sie anerkennend. „Du wirst mehr und mehr zu einer erwachsenen Albin. Wie viele Herzen verfielen dir bereits?“ Er tat, als müsste er nachdenken. „Ah, ich weiß es: Sämtliche Herzen in Dsôn Sòmran, die für eine Frau entbrennen können, entflammten lichterloh.“
Sie grinste verschmitzt. „Nein. Nicht alle. Aber doch einige.“ Firûsha wandte sich zum offenen Fenster. „Komm und sieh, was Dsôn in dieser Nacht für uns vorbereitete!“ Hand in Hand schlenderten sie durch das große Zimmer, in das der frische, blütenduftgeschwängerte Südwind wehte.
Sisaroth war gespannt, welcher Anblick ihn erwartete. Es kann zumindest nichts Anmutigeres sein als sie.
Der Dolch schlug leicht gegen die Hüfte. Er hatte ihn vor zwei Momenten der Unendlichkeit verliehen bekommen, für seine Tapferkeit und seine Kampfkraft. Trotz seiner jungen Jahre durfte sich der heranwachsende Alb zu den Besten zählen. Das erfüllte ihn mit unbändigem Stolz. Es kann nicht schaden, wenn ich eine sichere, schnelle Klinge führe, obwohl ich Priester werden will.
Nicht weniger erfüllte ihn der Anblick seiner Schwester, die während seiner Abwesenheit in Dsôn verblieben war und in die vorbereitende Ausbildung ihrer Mutter gegangen war, um ihre betörende Stimme zu schulen. Bereits nun vermochte sie die Zuhörer in ihren Bann zu schlagen.
Was wird geschehen, wenn sie von einer weiteren Meisterin unterrichtet wird? „Würdest du für mich singen?“, bat er leise. „Weise mir, was du von Mutter erlerntest.“
„Nicht jetzt“, gab sie zögerlich zurück. „Warten wir auf Tirîgon. Bis dahin schulde ich dir ein Lied.“ Firûsha führte ihn zum gepolsterten Sims.
Gemeinsam setzten sie sich und sahen auf die majestätische Stadt hinab, die sich in einem steinernen Talkessel befand, umschlossen von mächtigen grauen Felswänden: Dsôn, der Mittelpunkt des Albareichs Dsôn Sòmran, breitete sich unter den Geschwistern leuchtend und funkelnd aus.
Kleine und große Lichter schimmerten in der Dunkelheit, erzeugt von unzähligen Kerzen, Fackeln und Flämmchen in den Fenstern und auf den Plätzen. Feurige, wallende Wolken wälzten sich hier und da in die schwarzen Himmel, erzeugt von brennbarem Pulver, das von Schleudern zusammen mit glimmenden Dochten in die Höhe katapultiert und entzündet wurde.
Die Bewohner begingen das Fest des Westwindes und opferten ihm Feuer und Licht. Je greller und länger die Gabe, desto mehr Gnade erhofften sie sich vom Wind und dem Gott Samusin. Zwischen den Verpuffungen wirbelten und trudelten verschiedenfarbige lütenblätter sowie Federn; sie vergingen in den Lohen oder schwebten umher, um nach oben zu steigen oder auf die Dächer und Felswände niederzusinken. Ein faszinierender, fesselnder Anblick voller Poesie.
Wie schön es ist ! Firûsha drückte sanft Sisaroths Finger. „Hättest du jemals daran geglaubt, dass wir nach dem Untergang Dsôn Faïmons in solcher Freiheit und voller Eintracht leben?“
Sie lehnte sich nach vorn, Begeisterung blitzte in ihren blauen Augen. Eine Windböe erfasste ihre langen schwarzen Haare und spielte mit einzelnen Strähnen.
„Wir sind zwar zu jung, um das alte Albaereich zu kennen“, gab er ergriffen zurück, „doch es kann niemals schöner als unsere Heimat gewesen sein.“ Sisaroth richtete den Blick nach Norden, nach Tark Draan, wo sich ein weiteres Albae-Reich befand. Zusammen mit den Unauslöschlichen.
Wie jedes Mal, wenn er an das weit entfernte Herrscherpaar jenseits des Grauen Gebirges dachte, fühlte er Groll in sich aufsteigen. Seit ihrem Auszug und der Flucht vor der Krankheit, die über das Volk der Albae gekommen war, zeigten sie sich den Überlebenden nicht mehr.
Sisaroth stellte sich vor, wie sie sich feiern ließen und wie groß dieses andere Reich sein musste, während er und seine Geschwister in dem Talkessel hockten. Wie in einem Verlies mit wundervoll verzierten Wänden – und doch ist und bleibt es ein Verlies.
Aïsolon hatte ihm in den seltenen gemeinsamen Stunden von Sinthoras und Caphalor berichtet, den einst hohen Nostaroi und Befehlshabern des ersten erfolgreichen Feldzugs gegen Tark Draan. Caphalor musste einst ein sehr enger Freund seines Vaters gewesen sein, doch plötzlich gab es keinerlei Nachrichten mehr von der anderen Seite des Gebirgsgürtels. Dutzende Teile der Unendlichkeit vergingen ohne eine einzige Botschaft.
Die Truppen, die zum Steinernen Torweg und Durchgang zu Tark Draan gesandt wurden, kehrten entweder wegen massiver Angriffe durch Scheusale um oder blieben verschollen.
Dabei konnte die Stadt kein Schwert zu ihrer Verteidigung entbehren. Dsôn war umzingelt von geifernden Óarcohorden, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die kleine Ansammlung der Albae auszurotten. Sie machten das harte Leben durch ihre beständigen Attacken zusätzlich schwer.
Sisaroth sah hinaus und haderte mit sich, wie stets.
Er wollte die Unauslöschlichen und alle Albae, die in Tark Draan sichere Zuflucht gesucht hatten, nicht hassen – doch warum kamen sie nicht? Was hinderte sie daran, zu ihren Untertanen zurückzukehren oder wenigstens Boten zu senden, um eine Nachricht zu schicken?
Ich ahne, was geschah. Sie vergaßen uns in ihrem Glück und Überfluss, dachte er niedergeschlagen. Das ist nicht rechtens. Wir sind ein Volk. Wir sind auch Albae, die ein gutes Dasein verdienen.
Dsôn Sòmran hieß das, was die Zuversichtlichen „Reich“ und die Spötter „Ableger“ nannten, gegründet und befehligt von Aïsolon, verteidigt von tapferen Kriegern.
Errichtet wurde die Stadt nur einen halben Teil der Unendlichkeit nach der Katastrophe und dem Ende des Sternenstaats, in diesem trichterförmigen, engen Gebirgskessel. Abgeschottet, uneinnehmbar – und unbedeutend. Eine Kolonie, eine Enklave, mehr stellte es in nicht wenigen Augen der Bewohner dar.
Wir darben vor uns hin. Sisaroth legte abwesend seine Hand auf Firûshas Schulter. Die Überlebenden der Krankheit gruben sich ein, wurden beinahe zu Unterirdischen, krallten sich in Bergwände, meißelten ihre Häuser in Fels und warten wie erstarrt darauf, dass die Unauslöschlichen nahen und sie erlösen, um sie nach Tark Draan zu führen.
Dort, so glaubten es viele, gab es sogar mehrere Albaereiche.
Große Albaereiche. Glanzvolle und glorreiche, nicht wie hier, in Ishím Voróo, in den unberechenbaren, tückischen Bergen, in deren brüchigen Flanken die Wolken hingen und unentwegt Regen abluden. Das Wasser schien die Albae auswaschen und auf den Boden des Trichters schwemmen zu wollen. Zahlreiche Familien waren ausgelöscht, da die Hausfundamente abgeglitten waren und die Bewohner in den Tod gerissen hatten.
Sisaroth ballte die freie Hand zur Faust. Wir sind keine Unterirdischen und haben nichts in den Gebirgen verloren. Wo bleiben die Unauslöschlichen?
Als hätten die dunkelgrauen Dunstgespinste über ihnen seine Gedanken zum Regen vernommen, klatschten erste Tropfen gegen die Scheiben der offenen Fenster.
Sisaroth betrachtete die Flammen unter ihnen, sein Gesicht erstarrte und wurde maskenhaft. „Sie sollten endlich zu uns kommen“, murmelte er. „Wir haben es verdient.“
„Wer?“ Firûsha wandte sich zu ihm.
Verdirb ihr nicht den Augenblick. Sie ist erfüllt mit Freude. „Verzeih, ich war in Gedanken“, wiegelte er mit angestrengtem Lächeln ab. „Ich meinte, wann kommt Tirîgon endlich? Unser Bruder lässt auf sich warten.“
„Er wird einen guten Grund haben.“ Sie wies hinaus, formte eine hohle Hand und fing einige der Tropfen auf. „Der Westwind scheint das Spektakel nicht zu mögen. Er bringt Regen“, sagte Firûsha bedauernd. Sie zog den Arm zurück. „Ach, wie schade ! Ich hoffe, es ist kein schlechtes …“
Mit einem lauten Krachen wurde die Tür aufgestoßen. Die Geschwister fuhren herum, Sisaroths Hand schnellte vor Überraschung an den Griff des Prunkdolchs.
Anstelle des vermuteten Bruders marschierten Soldaten über die Schwelle, in voller Panzerung und mit gezogenen Schwertern, als müssten sie die Attacke Hunderter Óarcorotten abwehren. Ihr Anführer, ein blonder Alb mit hell leuchtenden grünen Augen, war der Einzige, der keine Waffe in der Hand hielt. Seine verzierte, aufwendig gestaltete Panzerung in schwarzem Tionium sowie die weißsilberne Kette um seinen Hals wiesen ihn als Aïsolons Stellvertreter aus, dessen Befugnisse dicht an den Statthalter von Dsôn Sòmran heranreichten.
„Gàlaidon?“, raunte Firûsha beunruhigt. Er ist der Erste Sytràp. Was kann er von uns wollen?
Die gerüsteten Soldaten formierten sich im Halbkreis um Sisaroth und Firûsha, die Klingen halb erhoben und auf Gegenwehr vorbereitet. Sie blickten entschlossen.
Was ist vorgefallen? „Ihr werdet einen triftigen Grund …“, setzte Sisaroth scharf an und schob sich vor seine Schwester, die Finger um den Dolchgriff geschlossen.
Aber Gàlaidon hob die Hand und gebot Schweigen. „Ich erscheine im Namen Aïsolons, Statthalter von Dsôn Sòmran, und trete vor euch, um Recht zu sprechen und zu vollstrecken, wie es die Gesetze bestimmen“, sprach er getragen und doch voller Eindringlichkeit.
Sisaroths Stirn legte sich in Falten. „Du musst dich irren. Wir sind nicht angeklagt.“ Er sah an dem Sytràp vorbei zu Tür, wo er seine Mutter ausmachte.
Firûsha war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, lediglich das Alter machte sie unterscheidbar. Besorgt sah Ranôria zu ihren Kindern. Sie trug ein schwarzes Kleid mit weißen Stickereien, dazu feinsten Knochenschmuck um Hals und Handgelenke. Die elf hellen Strähnen im schwarzen Schopf verrieten, wie vielen Kindern sie das Leben geschenkt hatte. Zwei verhüllte Sklavinnen flankierten sie. „Was geht hier vor?“
Die Soldaten hinderten sie unverzüglich daran, in den Raum vorzudringen. Eine der Leibeigenen wurde von einem Krieger mit einem Schlag seines Schwertknaufs zu Boden geschickt.
„Ranôria, ich muss dich bitten, dich nicht einzumischen“, sagte Gàlaidon entschieden über die Schulter. „Aïsolon selbst sandte mich. Nur sein Wort wird mich aufhalten können.“
Ich muss etwas gegen die Respektlosigkeit tun. Sisaroth machte einen Schritt nach vorn. „Benehmt euch!“, herrschte er die Krieger an. „Zeigt den Respekt, den meine Mutter verdient, oder …“
„Du, Sisaroth, schweige!“, rief Gàlaidon und schleuderte den Geschwistern zwei weiße Steinchen vor die Füße. Beim Aufprall auf dem grau-schwarzen Mosaikboden zerplatzten und zerstäubten sie. „Nehmt eure Strafe!“ Feine helle Wölkchen umspielten Sisaroths kostbare Schuhe und die bloßen Füße seiner Schwester. Eine dünne mehlige Schicht setzte sich auf gefärbtem Leder und makelloser Haut ab.
„Nein“, wisperte Firûsha entsetzt und hielt sich eine Hand vor den Mund, um den Schrei zu unterdrücken. „Das … nein!NEIN!“ Ich verstehe es nicht! Verbannung? Sie sah angsterfüllt zu ihrem Bruder.
Sisaroth gab Ranôria mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich nicht sorgen sollte. „Sytràp, ich will verstehen, was in diesem Raum vorgeht“, sprach er mühsam beherrscht. „Erkläre mir, meiner Mutter und meiner Schwester das Schauspiel, das du abhältst.“ Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung. Es ergibt keinerlei Sinn. Warum müssen wir nach Phondrasôn?
Gàlaidon blickte ihn kühl an. „In dieser Nacht wurden der ehrenwerte Tênnegor, seine Gefährtin Sémaina und die Tochter Liphelis ermordet. Es gibt Zeugen“, sprach er klingenkühl, „die euch bei eurer Tat gesehen haben.“
„Was?“ Sisaroth riss seinen Dolch aus der Scheide und zielte auf den Ersten Sytràp. Die Schwertspitzen der Krieger fuhren gleichzeitig in die Höhe, richteten sich auf die Kehle des jungen Albs.
„Sie schworen es Aïsolon bei ihrem Leben. Und es fanden sich Spuren, die auf euch verwiesen.“
„Nimmer geht das mit rechten Dingen zu!“ Eine Intrige, um Mutter zu schaden, durchfuhr es ihn. Unsere Verbannung trifft sie härter als alles andere.
Gàlaidon blieb ruhig, sein Blick ohne Mitleid. „Es ist Aïsolons Entscheidung, nicht meine“, gab er zurück. „Ihm fiel das Urteil sehr schwer, wir sahen es ihm deutlich an. Doch er befragte die Zeugen ausführlich. Anscheinend ließen deren Worte keinerlei Zweifel zu.“
„Das glaube ich nicht!“ Ranôria richtete sich auf. „Ich gehe zu Aïsolon und stelle ihn zur Rede. Er muss einsehen, dass er sich täuscht. Er und die Zeugen! In der Zwischenzeit unternimmst du nichts, Sytràp. Ich bitte dich!“ Hastig wandte sie sich um und eilte mit ihren Sklavinnen davon.
Gàlaidon sah sich im Raum um. „Weißt du, wo dein Bruder steckt?“
„Ist er ebenso angeklagt?“, erwiderte Sisaroth lachend. Das ist Wahnsinn! Er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte die Morde nicht begangen, er traute Firûsha eine solche Tat nicht zu, und Tirîgon schon gar nicht. Sein Bruder war der besonnenste Alb, den er kannte, der sich durch nichts und niemanden herausfordern ließ. „Das ist …“
„Ich verstehe nicht, warum du es leugnest.“ Gàlaidon senkte die Stimme. „Mir ist klar, dass die Geschwister ihre Mutter rächten und die Lästermäuler für immer verstopften. Aber mein heimlicher Beifall für die Tat rettet euch nicht vor Phondrasôn.“ Er ließ sich durch Ranôrias Fürsprache nicht erweichen. „Ich habe den Auftrag, euch umgehend zu den Tunneln zu führen“, sprach er wieder lauter. „In dieser Nacht beginnt die Verbannung. Getrennt voneinander.“
Nein! Das überstehe ich nicht. „Meine Mutter bat dich, zu warten, bis sie …“, hob Firûsha flehend an.
„Wie ich bereits erwähnte: Aïsolon vermag mich aufzuhalten. Sonst niemand“, fiel Gàlaidon ihr ins Wort und gab ein Zeichen.
Seine Krieger rückten vor, um die Verurteilten in die Mitte zu nehmen.
Wie konnte Aïsolon sein eigen Fleisch und Blut verbannen? Was sind das für Beweise? „Wir sind unschuldig!“ Sisaroths Antlitz wurde von einem Lidschlag auf den nächsten von dunklen Wutlinien überzogen wie Sprünge in reinstem Porzellan, die stahlblauen Augen färbten sich schwarz.
Zu groß wurde die Macht der Gefühle: Er sprang nach vorn und attackierte den nächstbesten Gegner.
Der Krieger wehrte den unentwegt zustoßenden Ehrendolch jedoch mit seinem Schwert ab, ein zweiter Soldat trat Sisaroth blitzschnell von der Seite in die Knie, sodass er einknickte – genau vor die bereite Klinge eines dritten.
„Halt!“, kreischte Firûsha unter Tränen und musste mitansehen, wie ihr ungestümer Bruder einen tiefen Schnitt in die rechte Wade erlitt. Blut quoll unter dem Stiefelleder hervor und sickerte auf den Mosaikboden; die grau schattierten und schwarzen Plättchen wurden vom Rot gesprenkelt. Sie dürfen ihn nicht töten!
„Mein Auftrag lautete nicht, dich umzubringen“, kommentierte Gàlaidon teilnahmslos und versetzte Sisaroth einen harten Faustschlag mit seinem Panzerhandschuh, der die Wangenhaut aufriss. „Aber ich vermag dir viele Wunden zuzufügen, wenn du es darauf anlegst. Das war für den Angriff auf meine Untergebenen. Füge dich nun, oder du wirst noch mehr Verletzungen erleiden, bevor wir dich nach Phondrasôn bringen. Willst du geschwächt an diesen Ort, junger Alb? Es gibt Wesen, die dein Blut auf Hunderte Meilen in der Luft vernehmen und danach lechzen!“
Wenn ich aufgebe, schaffen sie mich und Firûsha weg, bevor Mutter mit unserem Vater sprechen konnte. Wir brauchen Zeit. „Niemals!“, schrie Sisaroth und wollte sich erneut auf die Krieger stürzen.
Aber seine Schwester fiel ihm in den Arm und hielt ihn zurück. Dieses Mal stellte sie sich vor ihn, um ein Unglück zu verhindern. Gegen die zahlreichen Schwerter der Wachen bestand er nicht. Nicht mit der kleinen Klinge. Er darf nicht durch seine Unbeherrschtheit sterben. „Wie lange?“, krächzte Firûsha fassungslos. „Wie viele Teile der Unendlichkeit sollen wir Dsôn Sòmran für eine Tat fernbleiben, die wir nicht begingen?“
„Ein halbes Leben“, erwiderte Gàlaidon. „In zwanzig Teilen ist es euch erlaubt, nach Dsôn zurückzukehren. So lautet das Urteil.“
Zwanzig? Sie stöhnte auf. „Bei den Infamen! So lange werden wir da unten niemals überleben. Dazu noch getrennt voneinander“, wisperte sie. „Wir sind doch …“
Die grausamen Geschichten um Phondrasôn waren Firûsha in unguter Erinnerung. Durchdringendste Angst ergriff von ihr Besitz. Dass die Bestien und Kreaturen sie töteten, erschien ihr die harmloseste Untat, die ihr zustoßen konnte.
Ich bin nicht sonderlich gut im Kämpfen, und … Firûsha drehte sich zu Sisaroth um, der sich auf die Beine kämpfte. Das Blut rann weniger stark aus dem Schnitt. „Du musst mich finden und beschützen, Bruder!“ Sie wollte nicht bettelnd klingen und vermochte es dennoch nicht zu verhindern. „Bitte! Ohne dich überlebe ich nicht. Ich habe nichts, außer meiner Stimme und meinen Liedern. Was taugen sie gegen Schwerter, Zähne und niedere Geister?“
Sisaroth setzte zu einer Antwort an, die gezackten Wutlinien schwanden nicht. Sie spricht Wahres, ich …
Eine Böe fegte durchs Zimmer, brachte die langen Vorhänge zum Wehen.
„Hatte Mutter Gäste eingeladen, oder wie erkläre ich mir die Anzahl von Leuten, die versammelt sind?“, erklang Tirîgons schneidende Stimme vom Eingang aus. „Ein Schaukampf zur Erbauung und Feier des Moments?“
Firûsha wirbelte herum. Ihr Bruder trug eine leichte, geschwärzte Lederrüstung, die bis zu den Knien reichte und mit Tionium verstärkt war. Der Helm klemmte unter dem rechten Arm, die linke Hand lag locker am Griff des Schwerts, das an der Seite baumelte. „Lauf!“, rief sie. „Sie wollen uns nach Phondrasôn schaffen!“
„So? Wollen sie das?“ Fragend blickte er zu Gàlaidon und blieb gelöst. „Ich bin neugierig. Sag, wessen machten mein Bruder und ich uns schuldi ? Bei unserem letzten Walldienst zu wenig Óarcos getötet zu haben?“
Der Sytràp grüßte ihn mit einem knappen Nicken. „Nein.“ Knapp wiederholte er die Anschuldigung. „Allerdings liegt nichts gegen dich vor, Tirîgon“, fügte er betont hinzu. „Die
Zeugen sprachen sich ausschließlich gegen deine Geschwister aus. Du hingegen bist frei. Vielleicht möchtest du zu deiner Mutter, um ihr beizustehen? Sie ist auf dem Weg zum Statthalter.“
Tirîgon verharrte unschlüssig. Seine Blicken huschten zwischen den zahlreichen gerüsteten Albae hin und her, als versuchte er herauszufinden, wie er seinen Angriff startete, um die Geschwister zu befreien. Was tue ich? „Demnach ist es kein Scherz, den ihr mit mir treibt?“, vergewisserte er sich und betrachtete das fahle Gesicht seiner Schwester.
„Versuche es nicht, junger Alb. Es stehen Veteranen um dich herum, die nur von Veteranen besiegt werden können, nicht von halben Kindern“, warnte ihn Gàlaidon leise. „Dein Bruder scheiterte bereits. Nutze deine Freiheit nicht für Torheiten.“
Den Infamen sei Dank! Wenigstens Tirîgon wird nichts geschehen. „Er hat recht.“ Sisaroth steckte den Dolch mit einem Schnauben zurück in die Hülle. „Geh und finde heraus, wer uns das antat und den Mord unterschieben möchte. Es geht gegen unsere Mutter. Sie ist das eigentliche Ziel der Verschwörung. Du weißt, wie sie darunter leiden wird, wenn man uns ihr entreißt.“ Er strafte seine Verletzung mit Missachtung.
Es ist schon längst entschieden. Tirîgon sah in die Runde und setzte langsam den Helm auf. Vier Soldaten wandten sich daraufhin ihm zu, nahmen Kampfposition ein. Leder knarrte, Metall rieb schabend aneinander.
Dann war es totenstill im Raum. Von draußen erklang das Prasseln des heftigen Regens, der auf das Sims traf und durch das offene Fenster auf den Boden klatschte. Die Instrumente schwiegen nun, die Barden flüchteten vor den Sturzbächen.
Er macht sich bereit! Aber das wird er nicht gewinnen. „Nein, Bruder!“, stieß Firûsha schließlich ängstlich und besorgt aus, da sie die Spannung nicht mehr ertrug. „Du kannst uns nicht …“
Tirîgon schritt herausfordernd an den Kriegern vorbei, rempelte drei von ihnen an, schob die Schwerter mit seiner gepanzerten Rechten zur Seite und begab sich an die Seite seiner Geschwister. „Ich habe nicht vor, gegen Gàlaidon und seine Leute zu kämpfen“, sagte er unter seinem Kopfschutz heraus. „Ich lasse euch nicht allein an den Hort des Schreckens und der Grausamkeiten gehen. Ich folge euch nach Phondrasôn.“
Aber … Sisaroth wusste vor Überraschung nichts zu sagen.
Firûsha schluchzte auf. Ich wünsche mir so sehr, dass dies alles ein böser Traum ist! Samusin, bitte lass mich erwachen und in meinem Bett liegen.
„Wir standen bis heute zusammen, und daran wird sich nichts ändern. Mutter wird herausfinden, was wirklich vor sich ging, und euch von der falschen Schuld rein waschen, die man an euch heftete. Wir“, er beschrieb mit der Hand einen Kreis, „haben die Aufgabe zu überleben und zurückzukehren, um uns an denen zu rächen, die uns Übles wollten.“ Er streckte die Finger aus. „Schwört, dass wir uns in Phondrasôn finden!“
Sisaroth legte die Hand zuerst auf die seines Bruders, dann folgte Firûsha. Gemeinsam wiederholten sie die Worte. „Und schwört, dass wir niemanden bei unserer gemeinsamen Rückkehr schonen, ganz gleich, wer der Schuldige an eurer Verbannung sein möge!“
„Wir schwören“, riefen sein Bruder und seine Schwester inbrünstig.
Nun bin ich beruhigt, auch wenn das Herz in meiner Brust rast. Tirîgon war noch kein guter Krieger, jedenfalls nicht nach albischen Maßstäben. Die Vorstellung, in den Labyrinthen gegen turmhohe Bestien anzutreten, brachte seinen Mut keine Haaresbreite ins Wanken. Er verließ sich auf seinen Einfallsreichtum, seinen Verstand und seinen Willen. Ich werde sie nicht allein lassen. Firûsha ist noch weniger eine Kämpferin, und Sisaroth braucht meine Unterstützung. Es wird eine lange Zeit in den Irrgängen und Höhlen werden. Er drehte sich zu Gàlaidon. „Du hast vernommen, dass ich aus eigenem Entschluss nach Phondrasôn reise. Mir steht es frei, jederzeit zurückzukehren und nachzuhorchen, wie es um die falschen Beschuldigungen steht.“
„Jederzeit“, bestätigte der Sytràp und zeigte Hochachtung in seiner Miene. Er ließ seine Soldaten in eine Formation wechseln, welche die Drillinge umschloss und in ein Gefängnis aus lebendig gewordenem Schwarzstahl sperrte. „Gehen wir.“
„Kein … Gepäck?“, sagte Firûsha ungläubig. Oh, ihr Götter! Wir haben nicht mal Proviant.
„Nein, tut mir leid. Mein Befehl verlangt, dass ich euch unverzüglich zu den Eingängen bringe.“ Gàlaidon schritt voran.
Die kleine Prozession verließ das Haus, marschierte den ausgebauten Steilpfad entlang und bog nach Norden ab in Richtung des Walls, der das überschaubare Dsôn Sòmran vor den Attacken und Angriffen der Bestien schützte.
Fünfhundert Schritt erhob sich das Bollwerk vor den Drillingen und ihren Wächtern, entstanden aus gemauerten Blöcken und natürlichem Fels, versehen mit Wachgängen und Aufzügen und Runen, um den Schutz der Infamen, Tion und den Unauslöschlichen heraufzubeschwören.
Kein Katapultgeschoss der Scheusale reichte über die Mauer. Es gab kein Tor, das aus dem Albaereich hinausführte oder das von den Feinden eingenommen werden konnte. Kundschafter und Truppen mussten über einen Lastkran nach Ishím Voróo herabgelassen werden.
Das gleiche Schicksal erwartete die drei Verbannten.
Sisaroth, Firûsha und Tirîgon waren bei der Ankunft an der Spitze des Walls durchnässt bis auf die Haut. Sie hielten sich an den Händen gefasst, die Albin zitterte vor Kälte und Furcht.
Ich werde die Verleumder töten, samt den falschen Zeugen, schwor Sisaroth und biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen zeigte er nach außen nicht, aber bei jedem Schritt jagte ein glühender Stich sein Bein hinauf. Der Regen kühlte seine brennendste Wut, die schwarzen Linien hatten sich aufgelöst.
Gàlaidon führte seine Leute und die Verurteilten nach Westen, wo sich der turmähnliche Aufbau eines Lastkrans abzeichnete. Die Konstruktion aus dicken Balken, Eisenstreben und -platten vermochte die schwersten Gewichte zu hieven, eine Anordnung aus Gegengewichten machte das Kurbeln für die Mannschaft leicht.
Als sich die Neuankömmlinge im Fackelschein näherten, hallten von dort Rufe durch die Nacht und kämpften sich durch den rauen Wind.
Das metallische Klackern von Zahnrädern und Kettenklirren erklang, der Turm schwenkte herum. Man war vorbereitet: Anstelle der Plattform senkten sich drei Rundkäfige auf den Wehrgang, jeder einzeln am Tragehaken befestigt und groß genug für einen Alb.
Gàlaidon ließ die Geschwister in die Verschläge steigen, verriegelte die schmalen Türen und gab das Handsignal.
Die Käfige erhoben sich daraufhin in die eisigen Böen, die an den nassen Kleidern der Geschwister zerrten.
„Ich wünsche euch den Beistand der Infamen, solltet ihr unschuldig sein, und dass ihr schnell zueinanderfindet“, rief er ihnen nach, die Hände vor seinem Mund zu einem Trichter
geformt. „Sie werden über euer Gedeih und Verderb in Phondrasôn richten.“
Ich will aufwachen! Bitte, Samusin und ihr Infamen, lasst mich aufwachen. Aufschluchzend sank Firûsha auf den Boden nieder, kauerte sich zusammen.
Sisaroth umklammerte die Stäbe und stieß einen langen ohnmächtigen Schrei aus, während Tirîgon gefasst und aufrecht stand, die Schwankungen des Untergrunds spielend austarierte.
Der Arm des Krans wandte sich nach rechts, über die Mauer und über den Abgrund, hielt an und fuhr aus, bis die drei Käfige eine Distanz von exakt vierzig Schritt zum Wall aufwiesen.
Die Gefängnisse pendelten heftig durch das Manöver, prallten scheppernd zusammen. Unter den Drillingen gähnte Schwärze. Die Wolkennacht verweigerte ihnen jedes bisschen Licht der Gestirne und machte es selbst Albaeaugen unmöglich, etwas zu erkennen.
Es wird nicht das Ende sein. „Du schuldest mir und Tirîgon noch ein Lied, Schwester.“ Sisaroth wusste, was unter ihnen lag: ein schmaler Eingang, ein glattes Loch im Gebirge, wie von einem göttlichen Speer hineingerammt. Darin befand sich eine Höhle, auf deren Grund wiederum ein weiterer Schlund wartete. Der Eingang nach Phondrasôn.
„Ihr werdet es hören“, versprach sie leise. „Und es wird von …“
Klingelnd und rasselnd ging es abwärts, die Käfige schossen pfeifend in die Tiefe.
Firûsha schrie gellend, ihre Brüder stimmten mit ein – bis die Fahrt harsch endete.
Durch den Ruck riss die Aufhängung der Verschläge aus Eisenstreben vom Haken ab, und die Käfige stürzten zusammen mit ihren Gefangenen haltlos trudelnd und sich überschlagend
weiter in die Schwärze.
Nun geht es lo ! „Wir finden uns“, schrie Tirîgon und hoffte auf Antwort. „Hört ihr mich? Wir müssen uns finden!“
Doch Firûshas Stimme befand sich bereits weit von ihm entfernt, seinen Bruder vernahm er gar nicht mehr.
Dann schlug sein Käfig auf, hob erneut ab, kollidierte mit Fels, rollte über Gestein, verlangsamte dabei seine Geschwindigkeit, bis er fast hielt.
Alles dreht sich, und … habe ich mir Knochen gebrochen ? Tirîgon gelang es, nicht das Bewusstsein zu verlieren, und er versuchte, sich in der Finsternis umzublicken.
In diesem Moment kippte sein Gefängnis über eine Kante …


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Markus Heitz

Über Markus Heitz

Biografie

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mit „Ulldart“ begann der Saarländer seine einzigartige Karriere. Seine Romane um „Die Zwerge“ wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit „Die Legenden der Albae“ führte Markus Heitz...

Medien zu „Die Legenden der Albae (Die Legenden der Albae 3)“


Pressestimmen
Nautilus

„"Dunkle Pfade" ist Pflichtlektüre für alle Leser deutscher Fantasy. Der vorliegende Roman dürfte das Abo von Markus Heitz auf den Deutschen Phantastik Preis wieder einmal um ein weiteres Jahr verlängern.“

Phantastik Couch

„Markus Heitz beherrscht sein Universum, seine Ideen sind findig und kreativ.“

fictionfantasy.de

„Die Charaktere sind schlicht und ergreifend umwerfend! [...] Wie schafft man es böse Helden zu formen? Lest dieses Roman und ihr wisst es.“

Der Neue Tag

„Leidenschaftliches Schreiben verbindet der Autor mit einer blühenden und zugleich dem Zweck angemessenen disziplinierten Fantasie. (...) Die Figuren sind präzise und sauber gezeichnet, man kann sie sich sofort vorstellen und mit ihnen gehen, in eine Umgebung, die überschaubar und begreifbar bleibt. (...) Dazu kommt ein guter Schuss Humor.“

Dark Spy

„Spannung in einer magischen Welt auf über 600 Seiten!“

janetts-meinung

„(...) spannend, unterhaltsam und natürlich äußerst brutal. (...) allen Zwergen und Albae-Fans nur wärmstens und blutigst ans Herz zu legen.“

RCN Magazin

„(...) ein echtes Lesevergnügen, das einen in die sehr detaillierte und bis ins Kleinste beschriebene Fantasy-Welt von Markus Heitz entführt und einen erst wieder loslässt, wenn die letzte Seite gelesen ist.“

Testwildsau.com

„(...)das Buch (...) begeistert mit seiner vielfältigen Geschichte, tollen vielschichtigen Charakteren, jeder Menge Action (...).“

www.Philipswelt.Blogspot.de

„Ein absolut empfehlenswerter Fantasy-Roman (...) und eine Pflichtlektüre für Markus Heitz und Fantasy-Fans (...).“

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