Die Queen - eBook-Ausgabe
Elisabeth II - Porträt einer Königin
— Intime Biografie der Königin von England mit 12 berühmten FotografienDie Queen — Inhalt
Eindrucksvoll und berührend: private Einblicke in das Leben von Queen Elizabeth II mit zwölf einzigartigen Porträts
Stoisch, unnahbar, reserviert: So kannte man Queen Elizabeth II. Über 70 Jahre lang war sie das Oberhaupt der Royal Family, nachdem sie mit nur 25 Jahren den Thron bestiegen hatte. Während das Leben ihrer Schwiegertochter Lady Diana und der Prinzen William und Harry medial ausgeschlachtet wurde, erfuhr man aus dem Privatleben der Queen in all den Jahren kaum etwas.
Die italienische Journalistin Paola Calvetti zeichnet in ihrer Biografie ein berührendes Porträt einer Frau, die sich sehr früh in ihrem Leben ihrer Verantwortung stellen musste. Nach außen hin verkörperte die Queen stets die starke Souveränin, die man von ihr erwartete. Doch Calvetti beschreibt auch die zarten Seiten der Königin: ihre Liebe zu Philip, die Beziehung zu ihrer Schwester Margaret, den Druck des Königshauses.
12 Bilder berühmter Fotografen wie Marcus Adams oder Annie Leibovitz ergänzen das Buch und offenbaren das eindrucksvolle Porträt einer Königin mit vielen Gesichtern.
Die Macht der Bilder: das bisher schönste „Fotoalbum“ über die Queen
Paola Calvetti nähert sich der Queen auf besondere Weise: 12 ganzseitige Aufnahmen schmücken die Biografie, die dabei weit über Anekdoten und Insiderberichte hinausreicht. Die ausdrucksstarken Fotos verraten auf den zweiten Blick viel über das Leben einer zielstrebigen und großen Persönlichkeit. Calvetti schafft es, die unnahbare Königin so von einer anderen Seite zu zeigen.
„Paola Calvetti zeichnet das elisabethanische Zeitalter durch die Bilder eines idealen Erinnerungsalbums nach.“ ― ELLE (Italien)
Leseprobe zu „Die Queen“
Wiltshire, England, März 2015
Der Fahrer verstaut die letzten Gegenstände aus dem Cottage in seinem Lieferwagen, alles wertloser Plunder, der in den ebenerdigen Räumen zurückgeblieben ist. Das alte Häuschen braucht nun nicht mehr als einen frischen Anstrich, denn Bausubstanz und Putz sind noch gut. Klar, im Garten wuchert das Unkraut, die Äste der Bäume reichen schon bis ans Dach, das Holz der Fensterrahmen ist rissig, und die niedrigen Steinmauern sind bröckelig und löchrig wie Scheiben vertrockneten Brotes. Doch die Lage des kaum eine Zugstunde von [...]
Wiltshire, England, März 2015
Der Fahrer verstaut die letzten Gegenstände aus dem Cottage in seinem Lieferwagen, alles wertloser Plunder, der in den ebenerdigen Räumen zurückgeblieben ist. Das alte Häuschen braucht nun nicht mehr als einen frischen Anstrich, denn Bausubstanz und Putz sind noch gut. Klar, im Garten wuchert das Unkraut, die Äste der Bäume reichen schon bis ans Dach, das Holz der Fensterrahmen ist rissig, und die niedrigen Steinmauern sind bröckelig und löchrig wie Scheiben vertrockneten Brotes. Doch die Lage des kaum eine Zugstunde von London entfernten Cottages ist einfach unbezahlbar, und die hohen Hecken bieten perfekten Schutz vor neugierigen Blicken.
Hier herrscht vollkommene Stille.
Der Morgen taucht die Umgebung in honigfarbenes Licht.
Als der neue Eigentümer dieser Oase der Ruhe wieder allein ist, geht er in den Keller. Durch die halb geöffnete Tür fallen zwei Lichtstreifen ins Halbdunkel. Von der Decke hängt eine nackte Glühbirne herab, in einer Ecke liegt ein umgestoßener, staubüberzogener Schemel. In den dichten Spinnweben unter einem Balken entdeckt der Eigentümer eine kleine Holzkiste mit verblichenem Schild. Da muss er wohl noch mal den Mann mit dem Lieferwagen rufen, denkt er und klappt gleichmütig ihren Deckel auf, ohne groß Hoffnung zu haben, einen Schatz zu entdecken. Tatsächlich liegen in der Kiste, in fein säuberliche Reihen sortiert, Dutzende cremefarbener Briefumschläge.
Darin alte Fotos.
Manche sind gut erhalten, andere an den Kanten vergilbt. Wie durch ein Wunder sind sie von der Feuchtigkeit verschont geblieben. Auf gut Glück nimmt er einen Umschlag mit der Aufschrift 1926 und zieht vorsichtig das Bild hervor: Eine junge Frau mit klaren Gesichtszügen schaut ihm direkt in die Augen, in langen Bögen fällt ihre Perlenkette auf das dunkle Kleid, die Lippen öffnen sich zu einem Lächeln. Auf ihrem Schoß hält sie ein Kleinkind in weißem Spitzenkleidchen, unter dem die nackten Babyfüße hervorschauen. Die Bildunterschrift auf der Rückseite des Fotos lässt sein Herz höherschlagen: Princess Elizabeth and the Duchess of York, dec. 2 1926.
Deshalb kommt ihm das Gesicht so bekannt vor!
Die geheimnisvolle Frau ist die zukünftige Queen Mum und das blonde Baby niemand anderes als das Kind.
Neunundachtzig Jahre hat das Foto in der Kiste überdauert, zusammen mit vielen Hundert weiteren Erinnerungen an eine vorgezeichnete und allem Anschein nach glückliche Kindheit. Wer wohl die Bilder der Königsfamilie in dieser Zeitkapsel zurückgelassen hat? In der rechten unteren Ecke entdeckt er eine verblasste Signatur: Marcus Adams.
Eine schnelle Onlinerecherche ergibt, dass es sich um den Schwiegersohn der ehemaligen Cottagebesitzerin handelt, der verstorbenen Rosalind Thuillier. Adams ist der Name einer Fotografendynastie, die jahrzehntelang das Leben der Königsfamilie begleitet hat: Marcus’ Vater Walton, Mitglied der British Archaeological Association und Miterfinder der Trockenplatte, war der Lieblingsfotograf von Königin Victoria; Marcus selbst lichtete zwischen 1926 und 1956 ganze Scharen von Aristokratenkindern ab, und sein eigener Sohn Gilbert schließlich hatte als sein Assistent die Ehre, bei der Krönungszeremonie von Elizabeth II. Westminster Abbey auszuleuchten.
Natürlich hat es einen gewissen Reiz, etwas zu besitzen, das mit den Royals zu tun hat, aber was soll der neue Eigentümer des Häuschens nur mit dem Schatz anfangen, der ihm da so unverhofft vor die Füße gefallen ist? Soll er aus dem Cottage vielleicht ein Museum der Zeitgeschichte machen? Oder lieber versuchen, diese Fragmente eines Monarchenlebens möglichst schnell wieder loszuwerden?
Verkaufen, nichts wie verkaufen!
Einige Monate später ist der große Saal des Auktionshauses Dominic Winter in Cirencester, einer Kleinstadt rund 150 Kilometer nordwestlich von London, bis auf den letzten Platz gefüllt, eine eigenartige, angespannte Vorfreude liegt in der Luft. Aus allen Teilen Großbritanniens sind Sammler, Galeristen, treue Windsor-Fans und Schaulustige in die Grafschaft Gloucestershire gekommen, um sich eine der fünfhundert Fotografien zu sichern, die ein anonymer Verkäufer anbietet. Ein echtes Zückerchen: Denn Marcus Adams, der weniger ein braver Chronist der Geschichte als ein wilder Sammler von Erinnerungen war, hat nicht nur ein umfangreiches Werk hinterlassen, die ausdrucksstarken Bromöldrucke sind auch noch alle unveröffentlicht. Sie erzählen vom Beginn eines Lebens, das einige Jahre später eine völlig neue Wendung nehmen sollte. Auf rund der Hälfte der Fotos ist Elizabeth zu sehen, als süßes Baby mit speckigen Beinchen auf dem Schoß von Königin Mary, der strengen Großmutter, oder als Jugendliche, die mit ihren Blicken bereits alles um sich herum zu kontrollieren scheint, oder als junge Mutter Anfang zwanzig mit ihrem erstgeborenen Kind Charles auf dem Arm.
Die Auktion ist ein Riesenerfolg.
Das höchste Gebot bekommt ein Porträt von König George VI. mit seiner Gemahlin Elizabeth, der Queen Consort, und den beiden Prinzessinnen Elizabeth und Margaret aus dem Jahr 1939, wenige Wochen vor Englands Eintritt in den Zweiten Weltkrieg. Vom Nachmittag des 12. bis zum Abend des 13. Oktober 2015 wird der Schatz eines achtlosen Fotografen in alle vier Himmelsrichtungen verstreut. Sämtliche Abzüge sind unter den Hammer gekommen – bis auf einen, den der überglückliche Verkäufer selbst behält: Datiert auf den 2. Dezember 1926 zeigt er das Debüt der kleinen Elizabeth vor der Linse.
Kindheit (1926 – 1933)
Sieben Monate vor dem Dezember-Foto
Ein eisiger Wind weht über der Themse. Es ist der 20. April 1926, und die Morgenzeitungen verkünden mit wenigen Zeilen, dass es nicht mehr lange dauern kann. Dennoch sind keine Fotografen in die Bruton Street Nummer 17 im Londoner Nobelviertel Mayfair gekommen. Nur eine kleine Gruppe ergebener Untertanen harrt unter den Fenstern des Hauses aus, und im Eckpub Coach and Horses (das es bis heute gibt, eingekeilt zwischen luxuriösen Stadthäusern) stehen die Bierkrüge bereit, um auf das freudige Ereignis anzustoßen. Auch der Streik der englischen Bergarbeiter, den die Gewerkschaften als Protest gegen die angekündigten Lohnsenkungen für den 3. Mai angekündigt haben, trägt zur Londoner Eiseskälte bei. Doch Sir William Joynson-Hicks hat im Moment anderes im Kopf; der Innenminister der konservativen Regierung unter Stanley Baldwin eilt zu einer wichtigen Staatsangelegenheit.
Es ist kurz nach Mitternacht, als sein Fahrer ihn zur Residenz von Claude George Bowes-Lyon fährt, dem 14. Grafen von Strathmore und Kinghorne. Im ersten Stock liegt die fünfundzwanzigjährige Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon, die vierte Tochter und das insgesamt neunte Kind des Grafen, seit vierundzwanzig Stunden mit ihrem ersten eigenen Kind in den Wehen. Um die erschöpfte Herzogin von York herum stehen drei Gynäkologen, zwei Hebammen, eine Handvoll Geistliche sowie Angehörige des Hofstaates. Doch damit nicht genug: Um die Geburt eines royalen Kindes zu bezeugen, ist die Anwesenheit des Innenministers erforderlich. Diese Tradition reicht bis in das Jahr 1688 zurück, als man kurz nach seiner Geburt die Legitimität des später so unglückseligen James Stuart, des Sohnes von König James II. und Königin Maria Beatrice d’Este, anzweifelte, und sich unter anderem das Gerücht verbreitete, dass der wahre Sohn des Paares bei der Geburt gestorben und mithilfe einer verschlagenen Hofdame durch ein fremdes Kind ersetzt worden sei.
Sir William muss nicht lange warten.
Da die natürliche Geburt Komplikationen verspricht, entschließt sich der Chirurg Sir Harry Simpson zu einem Kaiserschnitt. Die Operation wird gleich vor Ort durchgeführt, obwohl der Eingriff das Risiko birgt, dass die junge Mutter keine weiteren Kinder bekommen kann. Doch Elizabeths Ehemann Prinz Albert, der Herzog von York, ist kein direkter Thronfolger, also fackelt man nicht lange. Wenige Minuten nach 2:40 Uhr am frühen Morgen des 21. April 1926 teilt Sir Joynson-Hicks dem Premierminister mit, dass die Geburt „institutionell“ problemlos verlaufen sei und er sich „persönlich“ habe überzeugen können, dass kein Austausch stattgefunden habe. Der Säugling mit einem Geburtsgewicht von 3600 Gramm ist also die erste Enkelin von König George V. Doch vor allem ist sie die innig geliebte Tochter der grazilen, humorvollen Elizabeth, Gemahlin des stotternden und jähzornigen Prinzen Albert, genannt Bertie.
Am 22. April erscheint in der Times eine kurze Mitteilung: „Ihre Königliche Hoheit, die Herzogin von York hat gestern Morgen um 2:40 Uhr in der Bruton Street 17 eine Tochter zur Welt gebracht. (…) Seit der Ankunft ihrer Tochter hat die Herzogin von York ein wenig geruht. Der Zustand Ihrer Königlichen Hoheit und der kleinen Prinzessin entwickelt sich sehr zufriedenstellend.“ Am nächsten Tag ist die Daily Mail die einzige Zeitung, die ihre Leser darauf hinweist, dass „dieses Kind, das seit gestern im ganzen Königreich Thema Nummer 1 ist (zumindest bei den meisten), in der Thronfolge auf Platz drei rangiert“. Nämlich hinter Edward, Prince of Wales, der für den Thron und damit auch für Hochzeit und eigene Nachkommen in der unmittelbaren Thronfolge vorgesehen ist, und seinem Bruder Albert.
Den ersten Besuch bekommt das Neugeborene am Nachmittag von den Großeltern väterlicherseits, König George V. und Königin Mary, die um vier Uhr morgens über den Familienzuwachs in Kenntnis gesetzt wurden. Die Großmutter beschreibt den Säugling als „entzückendes kleines Ding mit gesunder Gesichtsfarbe und wunderbaren Haaren“. Am selben Abend schickt ihnen der frischgebackene Vater stolz und überglücklich ein Billett nach Hause:
„Ich hoffe, Du und Vater freut Euch über die Geburt Eurer Enkelin“, begleitet von einer Art Einschränkung (denn Könige bevorzugen bekanntermaßen männliche Nachkommen …), „oder hättet ihr lieber einen weiteren Enkel?“
Bis heute erinnert eine Gedenktafel an die eisige Nacht:
AN DIESER STELLE IN DER BRUTON STREET 17 STAND EINST DAS STADTHAUS DES GRAFEN VON STRATHMORE UND KINGHORNE, WO ELIZABETH ALEXANDRA MARY WINDSOR, SPÄTER IHRE MAJESTÄT QUEEN ELIZABETH II., AM 21. APRIL 1926 DAS LICHT DER WELT ERBLICKTE.
Glücklicherweise haben die Royals seit jeher die Angewohnheit, sich von einem Raum des Palastes zum anderen kleine Botschaften zukommen zu lassen. Jahrzehnte später lässt sich aus diesen Notizen zwar kein Tratsch und Klatsch mehr ziehen, sie enthalten aber immer noch ungeahnte Wahrheiten. Beispielsweise kennen wir so manche Einzelheit über die Verlobung und Hochzeit von Elizabeth Bowes-Lyon aus jenen Briefchen, die erst 2012 veröffentlicht wurden und in denen die sonst sehr selbstbewusste und entschlussfreudige junge Frau zugibt, dass sie gar nicht so sicher sei, ob sie den Sohn des Königs heiraten solle. Im Gegenteil, der Gedanke an die Pflichten, die eine solche Verbindung mit sich bringe, jage ihr geradezu „Angst“ ein, gesteht sie ihrer ehemaligen Gouvernante Beryl Poignand. Albert hingegen ist wie magisch angezogen von der temperamentvollen Schottin und hofiert sie über Monate, doch er ist nur der Zweitgeborene der Windsors und vielleicht nicht „gut genug“ für die ambitionierte Adlige, der die Geschichtsbücher zudem eine Schwäche für den Hofbeamten James Stuart nachsagen.
Doch die Entscheidung der Windsors ist gefällt, und der schüchterne Sohn bekommt Schützenhilfe von Königin Mary. Mit einem attraktiven Posten in den Vereinigten Staaten wird der Rivale aus dem Verkehr gezogen. Bei einem Besuch auf Glamis Castle, dem schottischen Familiensitz der Strathmores, kommt es, verbunden mit einer unbedachten zärtlichen Geste, zum ersten Heiratsantrag – der prompt abgelehnt wird. Ebenso der zweite. Doch Albert lässt nicht locker, sendet Briefe und kleine Nachrichten, veranstaltet rauschende Feste und Bälle, und nach Monaten des hartnäckigen Umwerbens verändert sich Elizabeths Blick auf den verletzlichen Herzog; der dritte Antrag wird schließlich erhört, und so kommt es am 15. Januar 1923 zur Verlobung. Von dem Tag an richtet sich eine geradezu krankhafte Aufmerksamkeit auf die zukünftige Braut, die Presse giert nach Details und Indiskretionen. Die Vorstellung, sich der Neugier der Öffentlichkeit stellen zu müssen, ärgert Elizabeth maßlos, Reporter und Fotografen sind für sie die pure Pest – hoffentlich werden sie bald gelangweilt von ihr ablassen!
Doch das bleibt ein frommer Wunsch, und nur wenige Jahre später wird sich die Herzogin von York derselben Reporter und Fotografen bedienen – zu ihrem eigenen Vorteil und dem der Monarchie.
Am 26. April 1923 heiraten Elizabeth und Albert in Westminster Abbey. Nach kurzen Flitterwochen im Herrenhaus Polesden Lacey in der Grafschaft Surrey südwestlich von London ziehen sie in die ruhige Bruton Street, wo aus Elizabeth schnell eine aufmerksame Ehefrau wird, die den Wunsch ihres Mannes nach einem Familienleben fernab der höfischen Ränke wirkungsvoll unterstützt.
Ganz dem viktorianischen Geist ergeben, passt sich die Herzogin fraglos dem königlichen Protokoll an. Sie weiß, dass so gut wie nichts ohne die Einwilligung des Schwiegervaters geschieht, der nun sogar das Recht und das Privileg hat, über den Namen seiner Enkelin zu entscheiden: Der elterliche Vorschlag Elizabeth Mary Alexandra (zu Ehren von Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, allesamt Königsgattinen oder -witwen) findet seine Zustimmung, und am 29. Mai 1926 wird die Kleine durch den Erzbischof von York, Cosmo Lang, in der Familienkapelle von Buckingham Palace getauft – mit Wasser aus dem Jordan.
Sie weint die ganze Zeremonie lang.
Die Briten feiern ihre Little Princess wie keine Zweite, innerhalb weniger Monate schmückt sie die Titelseiten aller Zeitungen und wird zum „bekanntesten Kind der Welt“, nicht zuletzt dank der Fotos von Marcus Adams.
„Three Photographers“
Kinder sind für Bertram Park schwierige Kunden, weil sie sich vor der Linse kaum bändigen lassen. Wie viel einfacher verdient man da sein Geld mit Theaterstars oder den eitlen Damen reiferen Alters, die nach Porträts für die heimische Ahnengalerie verlangen. Doch als aus dem Palast wiederholt Anfragen kommen, wittert Park ein gutes Geschäft und gründet mit seiner talentierten Frau Yvonne Gregory und dem lebenslustigen Marcus Adams das Studio „Three Photographers“, wo die drei sich Druckherstellung, Nachbearbeitung und Dunkelkammer teilen. Doch nur Adams obliegt die lästige Pflicht, die zappeligen Kinder der „Von und zu“ abzulichten.
Wir schreiben den Herbst 1920, und die Dover Street 43 wird sich in kürzester Zeit zum Mekka der neuen Generation reicher Bürgerlicher und Adliger entwickeln – unter ihnen die nicht besonders hübsche Rosalind Hicks, einzige Tochter der Schriftstellerin Agatha Christie, und der kleine, traurige Christopher Robin Milne, dessen Stofftier das Vorbild für Pu der Bär war, die von seinem Vater Alan Alexandre Milne erdachte Kinderbuchfigur. Im Portfolio der „Three Photographers“, quasi ein Who’s who der künftigen britischen Elite, dürfen der Herzog und die Herzogin von York nicht fehlen, an denen sich die Zeitschriftenverleger eine goldene Nase verdienen; nicht zuletzt seit der Geburt der Prinzessin mit den Goldlöckchen, die zu einem der beliebtesten Fotomotive geworden ist.
Seit ihrem Debüt am 2. Dezember 1926 hält das Automobil der Yorks mit erfreulicher Regelmäßigkeit in der Dover Street, wo Adams sie mit Krawatte und Blüte im Knopfloch in einem gut sitzenden grauen Jackett empfängt, darüber den weißen Arbeitskittel. Nach dem obligatorischen Bückling vor Ihren Königlichen Hoheiten geht es gleich in den großzügigen, mattgelben Aufnahmeraum, wo auf einem großen Tisch Puppen und Spielzeug warten. Adams hat schon eine Bleistiftskizze der jungen „Kundin“ angefertigt und einen Fotoapparat mithilfe von Gummischienen so präpariert, dass er das Kind nicht mit dem metallischen Rattern der Fotoplatten verschreckt.
Adams fotografiert mit dem weichen Licht verdeckter Lampen, seine bedächtigen Bewegungen wecken die Aufmerksamkeit des Kindes, es „posiert“ unter den wachsamen Blicken der hinter einer Stellwand aus Glas stehenden Eltern, während der Fotograf es mit kleinen Kunststücken unterhält. Ein kurzes Video im Internet zeigt, wie gebannt und interessiert ihm die zu diesem Zeitpunkt vierjährige Elizabeth folgt, als wäre er ihr Lieblingsonkel.
Für fünfzig gelungene Fotos schießt er mindestens zweihundert, anschließend arbeitet er für den von ihm angestrebten Effekt mit Kreiden und Bleistiftminen einen weichen Hintergrund auf die gläsernen Fotoplatten, eine für damalige Zeiten sehr fortschrittliche Postproduktion. Einige Tage später gibt er die Porträts im Palast ab. Viele davon wandern als Erinnerung in das Familienalbum, andere werden in Zeitschriften veröffentlicht, auf Keksdosen gedruckt, für Postkarten, Briefmarken, Kalender und Porzellantassen verwendet.
Schließlich kommt Elizabeth sogar noch dem amerikanischen Kinderstar Shirley Temple zuvor, als das Wochenmagazin Time der gerade drei Jahre alt gewordenen Prinzessin mit der Ausgabe vom 29. April 1929 einen engelsgleichen Auftritt auf der Titelseite schenkt.
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