Die Schlafenden Die Schlafenden - eBook-Ausgabe
Roman
— „Großartig“ Annie Ernaux | Nominiert für den Prix PREMIERE„Dem Autor gelingt (...) ein zugleich ungemein berührender wie fast thrillerhaft spannender Roman, den man trotz der wissenschaftlichen Begrifflichkeit im Rechercheteil nicht aus der Hand legen kann.“ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Schlafenden — Inhalt
„Ein so kraftvoller Text. Großartig.“Annie Ernaux
In der Familie taten immer alle das Gleiche, sobald es um Désiré ging. Der Vater und der Großvater hüllten sich in Schweigen. Die Mutter unterbrach ihre knappen Kommentare stets mit demselben Spruch: „Das ist schon alles sehr traurig.“ So beschlagnahmte jeder auf seine Weise die Wahrheit – doch die ganze Wahrheit bestand darin, dass Onkel Désiré 1983 aus seinem südfranzösischen Dorf nach Amsterdam abhaute, dem Heroin verfiel und die konservative Metzgerfamilie in Verzweiflung stürzte.
„Die Schlafenden“ erzählt von einer Epoche des Chaos in der französischen Provinz, von der Heroinepedemie und einer grassierenden neuen Krankheit namens AIDS, von Scham und Trauer einer Familie, die einmal zu den angesehensten ihres Dorfes zählte.
„Fehlende Wort sind das, woraus dieser erste Roman gemacht ist. Passeron versucht, den verlorenen Faden einer Familie wieder aufzunehmen, die sich verängstigt und beschämt jede Trauer versagte. Mit großem Feingefühl verwebt Passeron dabei die Geschichte einer Krankeit mit der persönlichen Tragödie, in die der Zufall eine Familie stürzte.“ Livres Hebdo
Vielfach preisgekrönt, u.a. mit dem Prix Première und dem Prix Première Plume
Gab es einen bestimmten Moment, der die Idee zu Ihrem Roman ausgelöst hat?
Ja, den gibt es vielleicht tatsächlich. Das geht wahrscheinlich auf meine Kindheit zurück, als ich die Show „Act-Up Paris“ im Fernsehen gesehen habe. An diesem Tag erkannte ich, dass, im Gegensatz zu meiner Familie, einige Menschen in der Lage waren, ihre Aids-Erkrankung, ihren Kampf gegen den Virus in der Öffentlichkeit auszudrücken. Und ich fragte mich, warum wir in ein absolutes Schweigen verfallen waren.
Mein Buch ist ein später Versuch, das Schweigen meiner Familie zu brechen, damit sie in die allgemeine Geschichte des Aids eingehen und Trost finden kann.
Wie haben Sie eine Form für diese sehr besondere Geschichte gefunden?
Als ich meine Familienangehörigen befragte, stellte ich fest, dass sie Schwierigkeiten hatten, ihre Kenntnisse dieser Krankheit genau zu datieren, sie wussten schlicht nicht mehr, wann sie welche Kenntnisse darüber besessen hatten. Als ich wissenschaftliche Dokumente durchsah, um diesen Mangel auszugleichen, entdeckte ich eine medizinische Geschichte, die mir genauso erzählenswert schien wie die meines Onkels.
Außerdem war mir wichtig, meine Familie in diesem Roman mit dem Problem nicht allein zu lassen. Ich wollte ihre Einsamkeit durch eine Doppelerzählung brechen, indem ich ihre intime Geschichte mit einer kollektiven wissenschaftlichen, politischen und medialen Geschichte verflocht.
Sie schildern viele sehr persönliche Momente und Empfindungen in ihrem Buch. War es schwierig, emotional und auch organisatorisch, diese Momente aufzuspüren?
Die persönlichen Szenen waren natürlich am schlimmsten, und es war notwendig, aus einer Vielzahl unvollständiger, manchmal widersprüchlicher Erinnerungen zu schöpfen, um eine möglichst kohärente Erzählung zustande zu bringen. Nur die Form eines Romans erlaubte es mir, eine so intime und zugleich so wenig akzeptierte Geschichte neu und umfassend zu schreiben.
Der Ton des Textes ist ziemlich nüchtern – und gleichzeitig wollten Sie doch ein Gespür für Ihr Dorf entwickeln, eine emotionale Bindung Ihrer Leser zur Familie und dem Ort herstellen. Wie war das möglich?
Was den Ton betrifft, so wollte ich, dass er der sehr bescheidenen Persönlichkeit meiner Familienmitglieder treu bleibt. Ich wollte, dass der Roman so klingt wie sie. Ich habe dafür gesorgt, dass die Emotion eher aus dem Was als von dem Wie meiner Erzählung herrührt. Ich habe versucht, der Fähigkeit des Lesers zu vertrauen, seinen eigenen Emotionen beim Lesen zu folgen, anstatt ihm meine aufzuzwingen.
Hat sich die Beziehung zu Ihrem Vater verändert, während Sie an dem Buch arbeiteten?
Das Buch hat mir geholfen, meinen Vater besser zu verstehen, sein Leben zu hinterfragen, die Rolle, die er in seiner Familie spielen wollte. Aber an unserer Beziehung hat sich seit der Veröffentlichung nichts geändert. Ich vermute, wir haben unsere Positionen gegenüber dieser privaten Katastrophe hinterfragt, ohne dabei etwas Konkreteres, Materielleres in unserem Leben zu ändern.
„Passerons Stil ist schnörkelos und nüchtern, frei von jedem Pathos. […] tröstend, voller Anerkennung und Mitgefühl […]. Ein starkes, ein liebevolles Buch“
„Anthony Passeron erweist sich bei seinem Debüt bereits als routinierter Erzähler, der die beiden Handlungen in schlaglichtartigen Kapiteln zügig dem von vorneherein feststehenden Ende entgegenschreiten lässt.“
„Ein persönliches, bewegendes Stück Zeitgeschichte.“
„Mit seinem Roman gibt er dem anfangs namenlosen, kaum verstandenen Leiden und Sterben ein Gesicht und er versöhnt sich mit der Unfähigkeit seiner Familie, die Wahrheit auszusprechen. ›Die Schlafenden‹ ist ein beeindruckendes Debüt.“
„Dem Autor gelingt (...) ein zugleich ungemein berührender wie fast thrillerhaft spannender Roman, den man trotz der wissenschaftlichen Begrifflichkeit im Rechercheteil nicht aus der Hand legen kann.“
„Anthony Passeron gelingt es, trotz seiner nüchternen Sprache, enormes Mitgefühl mit den Erkrankten zu erzeugen.“
„Memoire, Familiengeschichte, Roman, Historie: ›Die Schlafenden‹ von Anthony Passeron vereint alle Stärken dieser souverän Eingesetzten Erzählformen.“
„Obwohl es bereits verschiedene Aufarbeitungen des Aufkommens von AIDS in der Literatur oder im Kino gegeben hat, wird hier vielleicht zum ersten Mal die Geschichte eines erkrankten Drogenabhängigen und vor allem die eines mit dem Virus geborenen Kindes erzählt.“
„Die Engführung von privater, hoch emotionaler Tragödie mit der spannenden wissenschaftlichen Virusjagd (gibt) den ›Schlafenden‹ einen gelungenen dramaturgischen Rahmen.“
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