Die sonderbare letzte Reise des Donald Crowhurst - eBook-Ausgabe
„Ein wahrer Thriller über die Sirene Erfolg.“ - Kleine Zeitung (A)
Die sonderbare letzte Reise des Donald Crowhurst — Inhalt
Der tragische Fall eines charismatischen Hochstaplers
Ein Klassiker über ein zeitlos spannendes Abenteurerschicksal
Im Juli 1969 wird mitten im Atlantik eine Jacht entdeckt – die Segel sind gesetzt, aber der Trimaran ist leer. Nur die Log- und Tagebücher befinden sich noch an Bord und offenbaren ein dunkles Geheimnis. Ihr Verfasser Donald Crowhurst war acht Monate zuvor aufgebrochen, um im Wettstreit mit namhaften Seglern wie Robin Knox-Johnston und Bernard Moitessier als schnellster Solosegler nonstop die Welt zu umrunden. Was damals kaum jemand wusste: Crowhurst verfügte weder über Hochseeerfahrung noch über ein seetaugliches Boot. Doch warum war der Unternehmer und Familienvater dennoch bei dem Rennen, das die Sunday Times mit einem Preisgeld von 5000 Pfund ausgelost hatte, angetreten? Und was ist an Bord geschehen, dass er für immer verschollen blieb? Einfühlsam arbeiten die Autoren anhand der letzten Aufzeichnungen die Vorgeschichte und sonderbaren Abläufe auf See auf. Sie berichten von menschlichem Streben und Versagen. Erzählen eine Geschichte über Heldentum, in der kein Held vorkommt. Und zeichnen das Porträt eines bemerkenswerten Mannes, der am Ende keinen Ausweg mehr sah.
„Crowhursts Geschichte ist dramatischer als alle anderen, geheimnisvoller und dunkler als ›All is lost‹.“ Frankfurter Allgemeine Magazin
„Eine der außergewöhnlichsten Seefahrtgeschichten, die je veröffnetlicht wurde.“ The Washington Post
„Ein Meisterstück.“ The New Yorker
„Eines der packendsten Lesestücke über das Segeln überhaupt.“ FAZ
Leseprobe zu „Die sonderbare letzte Reise des Donald Crowhurst“
Man begibt sich auf unsicheren Boden, wenn man die Technik des Romanciers mit der des Journalisten verbinden will. Henry James schrieb, wie gefährlich die „verhängnisvolle Unzulänglichkeit von Tatsachen“ für den Romancier sei; noch gefährlicher ist es für den Journalisten, wenn er sich verleiten lässt, die Möglichkeiten des Romanschriftstellers anzuwenden. Man ist in der Tat versucht, unbequeme Fakten einfach zu übergehen, weil sie den Fluss der Erzählung stören, und andererseits Gedanken und Verhaltensweisen der Hauptpersonen, die man mit letzter [...]
Man begibt sich auf unsicheren Boden, wenn man die Technik des Romanciers mit der des Journalisten verbinden will. Henry James schrieb, wie gefährlich die „verhängnisvolle Unzulänglichkeit von Tatsachen“ für den Romancier sei; noch gefährlicher ist es für den Journalisten, wenn er sich verleiten lässt, die Möglichkeiten des Romanschriftstellers anzuwenden. Man ist in der Tat versucht, unbequeme Fakten einfach zu übergehen, weil sie den Fluss der Erzählung stören, und andererseits Gedanken und Verhaltensweisen der Hauptpersonen, die man mit letzter Sicherheit niemals wissen kann (wer könnte berichten, was im Kopf eines Menschen vorgeht, der allein übers Meer segelt?), einfach nachzuerfinden.
Wir sind diesen Versuchungen so weit wie möglich aus dem Weg gegangen. Wir haben uns bemüht, dokumentarisches Material vollständig wiederzugeben, damit der Leser sich selbst ein Urteil bilden kann, wenn er mit dem unseren nicht übereinstimmt. Wir haben die Geschichte als eine präzise belegte Chronologie aufgebaut, gestützt auf Donald Crowhursts eigene ausführliche Aufzeichnungen. Um eine Folge von Ereignissen überzeugend darzustellen, konnten wir über Crowhursts Geistesverfassung manchmal nur Vermutungen anstellen, auch über manche seiner Handlungen; allerdings haben wir, wenn dies der Fall war, stets darauf hingewiesen; und unumstößliche Schlussfolgerungen haben wir vermieden, es sei denn, die Tatsachen sprachen eindeutig dafür.
Sollte unser Buch trotz dieser rigorosen Vorgehensweise mitunter romanhaft anmuten, so liegt das daran, dass der wirkliche Verlauf der Ereignisse in seiner Art und seiner Unausweichlichkeit tatsächlich hätte erfunden sein können: Schon als die Tragödie in groben Zügen zum ersten Mal bekannt wurde – in der Sunday Times vom 27. Juli 1969 –, war sofort klar, dass es sich nicht nur um einen sensationellen Vorfall handelte, sondern dass dahinter eine psychologisch höchst komplexe Geschichte stand. Sie nahm die Fantasie der gesamten Presse für mehrere Tage gefangen, und Sir Francis Chichester[1] bezeichnete sie als das „Seedrama des Jahrhunderts“. Zu der Zeit wussten wir noch kaum etwas über Crowhursts Persönlichkeit, seine Logbücher hatten wir nur gelesen, um Näheres über den äußeren Ablauf zu erfahren. Als wir weiter recherchierten, stellte sich heraus, dass es die Geschichte von menschlichem Streben und menschlichem Versagen war – eine der außergewöhnlichsten, über die wir als Journalisten je zu berichten hatten.
Obwohl es im Wesentlichen eine Geschichte über Heldentum ist, kommt kein Held darin vor – aber auch kein Schurke. Crowhurst war, trotz seines Betrugs, ein mutiger und kluger Mann, der so handelte, weil die Umstände unerträglich waren. Die Tatsache, dass er einen viel höheren Preis zahlte, als nötig gewesen wäre, spricht für seinen Charakter. Wir konnten uns vollkommen davon überzeugen, dass die beiden wichtigsten Träger dieses Unterfangens – Rodney Hallworth, der PR-Agent, und Stanley Best, der Sponsor – zu keinem Zeitpunkt Kenntnis von Crowhursts Betrug hatten. (Wie im Übrigen auch sonst niemand davon wusste.) Beide sprachen außergewöhnlich offen über die Rolle, die sie dabei gespielt hatten, und indem sie uns Einblick in ihre Unterlagen gewährten, stellten sie uns viel wertvolles Quellenmaterial zur Verfügung.
Ähnlich hervorragende Unterstützung erhielten wir von den Bootsbauern John Eastwood und John Elliot. Gewiss, jeder gibt zu, dass Crowhurst ganz unvorbereitet zu seiner Fahrt um die Welt aufgebrochen war; aber nicht Eastwood ist daran schuld, sondern das Durcheinander und die Zeitnot, die dem Unternehmen vorausgingen (wenige Bootsbauer hätten überhaupt versucht, eine solche Aufgabe in so kurzer Zeit zu lösen). Um der historischen Vollständigkeit willen war die Bootswerft Eastwood großzügigerweise damit einverstanden, dass wir auch Crowhursts diverse Wutausbrüche gegen das Boot veröffentlichen; sie sagen freilich mehr über seinen Geisteszustand als über den Zustand des Bootes aus. Die meisten der Fehler, die es in der Tat gab, hätten vermieden werden können, wenn für Konstruktion und Probeläufe genügend Zeit zur Verfügung gestanden hätte.
Wir sind vielen Freunden und Bekannten von Donald Crowhurst zu Dank verpflichtet, die Zeit opferten, um gewisse Aspekte seines Lebens und seine Vorbereitungen auf die Fahrt zu schildern; insbesondere Peter Beard, Ronald Winspear, Edward Longman, Bill Harvey, Eric Naylor und Commander Peter Eden. Der Anwalt der Familie Crowhurst, T. J. M. Barrington, half uns in vielen Dingen mit Klugheit und Erfahrung.
Wir danken dem Verlag Cassell & Co. für die Erlaubnis, Auszüge aus A World of My Own von Robin Knox-Johnston zu veröffentlichen; Arthaud, Paris, für die Genehmigung, einige Zitate aus Bernard Moitessiers Werk wiederzugeben, und Weidenfeld & Nicolson für die Erlaubnis, aus Daniel Boorstins The Image zu zitieren. Unser besonderer Dank gilt der britischen Rundfunkanstalt BBC, die uns Abschriften von Crowhursts Tonbandaufzeichnungen zur Verfügung stellte, sowie Donald Kerr und John Norman vom BBC-Südwestfunk, die uns ihre eigene Aussage als Akteure in dem Drama anboten.
Von Rupert Anderson, der in Kingston, Jamaika, als Receiver of Wrecks von Amts wegen für die Bergung und Untersuchung von Wrackgut zuständig ist, erhielten wir begeisterte Unterstützung, als wir das Boot nach der Fahrt besichtigten; ebenso von seinem Bootsmann Egbert Knight, der zwei Tage bei brütender Hitze mit uns arbeitete. Richard Box, Kapitän des Königlichen Postschiffs Picardy, der Crowhursts Boot fand, versorgte uns mit wertvollen Informationen.
Was die unmittelbare Aufgabe des Schreibens angeht, sind wir ganz besonders Captain Craig Rich zu Dank verpflichtet, der mehrere Wochen damit zubrachte, Crowhursts Navigationsbericht in allen Einzelheiten zu prüfen, und zu vielen wichtigen Schlussfolgerungen gelangte. Peter Sullivan zeichnete die Teignmouth Electron. Robert Lindley, Korrespondent der Sunday Times in Buenos Aires, forschte Crowhursts heimlicher Landung in Südamerika nach; das Kapitel „Die heimliche Landung“ stützt sich auf seinen Bericht. Ruth Hall übernahm die schwierige Aufgabe, Crowhursts Logbücher zu entziffern und zu transkribieren, dabei gab sie uns viele hilfreiche Anregungen, ebenso Claire Tomalin.
Von unseren Kollegen bei der Sunday Times danken wir vor allem Harold Evans, dem Herausgeber, von dem die Idee zu diesem Buch stammt und der uns während der Vorbereitung und des Schreibens von unseren regulären Pflichten entband. Robert Riddell, Schriftführer der Weltumsegelung, stellte uns seine Unterlagen zur Verfügung. Die Reporter Dennis Herbstein, William Elsworth Jones, Philip Norman, Murray Sayle und Jacquey Visick, die über die Regatta berichtet hatten, halfen uns mit ihren eigenen Erinnerungen. Pamela Gordon und Caroline Ritchie überprüften und tippten den Text mit unermüdlicher Energie und Sorgfalt.
Unschätzbare Unterstützung bekamen wir von verschiedenen Fachleuten auf einschlägigen Gebieten. Einer der Richter bei der Weltumsegelung, Michael Richey, las das Manuskript und lieferte uns hilfreiche technische Kommentare. Ebenso Dr. Glin Bennet von der Universität Bristol, Fachbereich Psychiatrie. Für die Schlussfolgerungen in diesem Buch sind wir allerdings allein verantwortlich. Sowohl in nautischen als auch in psychiatrischen Angelegenheiten haben wir versucht, einen Kompromiss zwischen den exakten Fachausdrücken und einer dem normalen Leser verständlichen Sprache zu finden.
Vor allen anderen aber gilt unser Dank Clare Crowhurst. Nach den vielen qualvollen Monaten, in denen sie dem Fragemarathon unzähliger Journalisten ausgesetzt gewesen war, zeigte sie sich dennoch bereit, all die Einzelheiten des gemeinsamen Lebens mit ihrem Mann und alle Umstände seiner Fahrt noch einmal zu durchleben – mit einer Aufrichtigkeit und Klugheit, die beachtlich waren. Es bestand keine Notwendigkeit für sie, in einer Angelegenheit, die ja nur schmerzvoll für sie sein konnte, so offen zu sein. Doch sie war zweifellos der Ansicht, dass Donald Crowhurst ein zu bemerkenswerter Mann war, um die Erinnerung an ihn von beschönigenden, fälschlich heroischen Umschreibungen oder der entwürdigenden Häme routinemäßiger Presseberichterstattung überschatten zu lassen; um so verstanden zu werden, wie er es verdiente, musste die ganze Wahrheit veröffentlicht werden. Sie las unser Manuskript auf sachliche Genauigkeit, und obwohl sie in der Auslegung des Charakters und der Handlungen ihres Mannes nicht immer mit uns übereinstimmt, war sie mit der Veröffentlichung einverstanden. Es sei eine Geschichte ohne Held, sagten wir. Die Heldin aber ist sicherlich Clare Crowhurst.
Prolog
Captain Richard Box, Kommandant des Königlichen Postschiffs Picardy, das von London in die Karibik unterwegs war, wurde mitten im Atlantik frühmorgens aus seiner Koje geholt. Man hatte eine kleine Segeljacht gesichtet, und da der Ort für ein solches Boot recht ungewöhnlich war, fand der Erste Offizier, der Kapitän solle sich die Sache ansehen. Es war der 10. Juli 1969, 7:50 Uhr morgens; die Position war 33° 11' nördlicher Breite, 40° 28' westlicher Länge, etwa 1800 Seemeilen[1] von England entfernt.
Als die Picardy näher kam, sah Captain Box, dass die Jacht ein Trimaran war; er trieb mit kaum mehr als zwei Knoten[2] dahin, nur ein Besansegel war gesetzt. An Deck war niemand; offenbar war die gesamte Crew in der Kabine, schlief oder ruhte sich aus. Captain Box änderte seinen Kurs, sodass sein Schiff die Jacht achtern umrundete, und beschloss, die Besatzung zu wecken, wer auch immer an Bord war. Dreimal ließ er das Nebelhorn ertönen, laut genug, um einen Menschen selbst aus tiefstem Schlaf zu reißen. Noch immer keine Reaktion. Der Trimaran, der, wie der Kapitän nun sehen konnte, Teignmouth Electron hieß, setzte ruhig und leise seinen Kurs fort.
Verblüfft befahl Captain Box, die Maschinen zu stoppen und ein Boot zu Wasser zu bringen. Die Sachlage musste ordnungsgemäß untersucht werden: es konnte ja sein, dass diejenigen, die die Teignmouth Electron segelten, krank und außerstande waren, an Deck zu kommen. Der Erste Offizier, Joseph Clark, wurde mit drei Mann in einem Boot hinabgelassen; dann tuckerte es die paar Hundert Meter hinüber zu dem Trimaran. Clark sprang auf das geräumige Deck, spähte hinunter in die Kabine; dann verschwand er für zwei Minuten. Das Boot war menschenleer. Er kletterte wieder nach oben und machte seinem Kapitän ein Zeichen: Daumen abwärts.
Über eines war Clark sich sofort im Klaren: die Teignmouth Electron, anscheinend in einwandfreiem Zustand verlassen, stellte ein vollkommenes Rätsel dar. Die Kajüte war unaufgeräumt, im Spülbecken stapelte sich das schmutzige Geschirr von Tagen. Drei Funkempfänger, zwei davon zerlegt, standen auf den Tischen und dem Bord, Geräteteile lagen überall verstreut. Auf einer Seite balancierte ein Lötkolben gefährlich auf einer alten Milchdose – ein Zeichen, dass das Boot nicht von einer plötzlichen Welle getroffen oder vom Sturm überrascht worden war. Ein alter, schmutziger Schlafsack lag in der Koje im vorderen Teil der Kajüte. Der Lebensmittel- und Wasservorrat schien ausreichend zu sein. Die Bordausrüstung war einigermaßen in Ordnung, aber das Chronometergehäuse war leer. Einem erfahrenen Seemann zeigte der Geruch in der Kajüte deutlich, dass sich seit Tagen niemand hier aufgehalten hatte. Das Rettungsfloß an Deck war noch fest an seinem Platz vertäut, das Ruder schwang frei. Die Segel waren niedergeholt und ordentlich zusammengelegt, bereit zum Setzen – nichts an Deck deutete auf einen Unfall hin.
Als Nächstes sah Clark sich die drei blau eingebundenen Logbücher an, die gestapelt auf dem Kartentisch lagen, als warteten sie darauf, geprüft zu werden. Sie waren methodisch geführt worden. Der letzte Eintrag im Schiffstagebuch, stellte er fest, war vom 24. Juni: das lag mehr als zwei Wochen zurück. Der letzte Eintrag ins Funkbuch stammte vom 29. Juni. Damit war klar, dass die Picardy auf eine Tragödie gestoßen war, die nicht nur mysteriös war, sondern – angesichts der gewissenhaft geführten Logbücher, des fehlenden Chronometers und des offensichtlich seetüchtigen Bootes – eine unheimliche Wiederholung des ungelösten Rätsels um die Mary Celeste. Siebenundneunzig Jahre zuvor, Anfang Dezember 1872, war der US-Zweimaster, auf genauso unerklärliche Weise verlassen, mitten im Atlantik gefunden worden – und seitdem hat man erfolglos zu ergründen versucht, was mit den Menschen an Bord geschah.
An Bord der Picardy hatte sich unterdessen jemand an den Namen Teignmouth Electron erinnert – war sie nicht eine der Segeljachten, die am Golden-Globe-Rennen teilnahmen: einhand, also mit einem einzigen Besatzungsmitglied, rund um die Welt? Und ein anderer hatte einen alten Zeitungsausschnitt mit Zeichnungen von allen teilnehmenden Booten. Das war sie: die Teignmouth Electron, ein ketschgetakelter Trimaran. Gesegelt von Donald Crowhurst, einem Elektroingenieur aus Bridgwater, Somerset, der in Teignmouth, Devon, am 31. Oktober 1968 als Letzter gestartet war, aber in den Brüllenden Vierzigern, dem stürmischen Gebiet zwischen dem 39. und dem 50. Breitengrad, bis Kap Hoorn beträchtlich aufgeholt hatte. Jetzt als einzige Jacht noch im Rennen, war sie auf ihrer triumphalen Rückfahrt nach Teignmouth, wo sie den Preis von 5000 Pfund gewinnen würde.
Es dauerte ungefähr eineinhalb Stunden, um den Trimaran an Bord der Picardy zu hieven. Die Matrosen mussten den schweren Ladekran klarmachen, das Besansegel des kleinen Bootes einholen und dieses vorsichtig bis zur vorderen Ladeluke hochziehen. Captain Box telegrafierte ans Londoner Hauptbüro seiner Reederei, Furness Withy, und beschrieb seinen mysteriösen Fund. Die Reederei wiederum benachrichtigte Lloyd’s und die Royal Navy, die ihrerseits sofort die U. S. Air Force alarmierte, um das Gebiet von der Luft aus nach Crowhurst absuchen zu lassen.
Mittlerweile war es 10:30 Uhr Ortszeit, in London früher Nachmittag, und obwohl auch Captain Box suchen ließ und seine Mannschaft anwies, nach einem Schwimmer Ausschau zu halten, hatte er wenig Hoffnung, dass der so rätselhaft verschwundene Segler gefunden würde. Er prüfte nun selbst die Logbücher; wenn die dort eingetragenen Daten den Zeitpunkt angaben, zu dem Donald Crowhurst über Bord gegangen war, konnte er in diesen Gewässern auf keinen Fall so lange überlebt haben. Aber an alle, die bei ihm anfragten, auch an Donald Crowhursts Frau Clare und an seinen Agenten Rodney Hallworth, telegrafierte Captain Box nur, die ganze Sache sei nach wie vor ein vollkommenes Rätsel.
Am nächsten Tag gab die Picardy ihre Suche auf, ebenso die Amerikaner. In der folgenden Woche las Captain Box, während sein Schiff nach Santo Domingo fuhr, Crowhursts drei Logbücher. Neben gewöhnlichen nautischen Eintragungen und Funkmeldungen enthielten sie lange persönliche Überlegungen. Darin mussten doch Anhaltspunkte zu finden sein, die ihm genaueren Aufschluss geben würden, was geschehen war.
Er fand keine Antwort. Im Gegenteil: je mehr er las, desto unlösbarer schien ihm die Angelegenheit. Er entdeckte keinerlei Anzeichen einer drohenden Gefahr. Die Navigation kam ihm beinahe allzu präzise vor, und auf den ersten Blick wiesen die Zahlen auf eine durchaus normale, erfolgreiche Fahrt hin. Alle Funkmeldungen waren ordnungsgemäß aufgezeichnet. Aber auf drei Seiten des letzten Tagebuchs fand er den Niederschlag von etwas Unerklärlichem und Entsetzlichem, das stattgefunden hatte.
Zwischen fahrig gekritzelten philosophischen Reflexionen verbargen sich sonderbare, unverständliche Sätze: „Ach, ich werde meinen toten Vater nicht wiedersehen . . . Die Natur erlaubt Gott keinerlei Sünden zu Sündigen außer Einer – Das ist die Sünde des Verbergens . . . Es ist das Ende meines Spiels die Wahrheit ist offenbart worden und es wird geschehen wie meine Familie es von mir verlangt . . .“ Sie komplizierten den Sachverhalt zusätzlich. Und sie zeigten: Dies war kein gewöhnlicher ungeklärter Vorfall auf See, und der vermisste Mann war kein gewöhnlicher Segler. Eine Untersuchung dieser sonderbaren Seefahrt und der Gründe, die ihn dazu gebracht hatten, um die Welt zu segeln, würden nur einen Teil der Wahrheit enthüllen. Vielleicht war der einzige Weg, um herauszufinden, was an Bord der Teignmouth Electron geschehen war, die ganze Geschichte von Donald Crowhursts Leben zu erzählen, von Anfang an.
„Meisterhaft recherchiert.“
„Ein journalisisches Meisterstück über Genie und Wahnsinn - und einen unglaublichen Betrugsversuch.“
„Das Buch erzählt Crowhursts Lebensgeschichte von Anfang an, denn die Tragödie nahm ihren Lauf im Grunde schon, lange bevor er die Leinen löste. So entstand eines der packendsten Lesestücke über das Segeln überhaupt.“
„Ein spannender Lesestoff auf mehreren Ebenen. Das Buch ist bereits 1970 das erste Mal in Originalsprache erschienen, 2016 erneut.“
„Wer gerne die Erzählungen von Alex Capus liest, ist hier bestens aufgehoben. Gleiches gilt für alle Freunde des angloamerikanischen Storytellings und des investigativen Journalismus. (...) Die beiden Autoren zeichnen ebenso plausibel wie spannend nach, warum der britische Abenteurer sich auf die Reise machte und wie er am Ende nur mehr einen Ausweg sah, den des Verschwindens. Prädikat: Weltklasse.“
„Ein wahrer Thriller über die Sirene Erfolg.“
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