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Die Spur des Bösen (Team Lauer ermittelt 2) Die Spur des Bösen (Team Lauer ermittelt 2) - eBook-Ausgabe

Stefanie Ross
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Ein Hamburg-Krimi

— Kriminalroman - die spannendste Neuerscheinung 2024
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Die Spur des Bösen (Team Lauer ermittelt 2) — Inhalt

Spannender Kriminalroman für alle „Tatort“-Fans aus deutscher Feder 
Als eine Obdachlose einen Mord beobachtet, hört ihr zunächst niemand zu. Ausgerechnet Rettungssanitäter sollen ein Unfallopfer umgebracht haben, statt ihm zu helfen? Nur Astra glaubt ihr, doch ehe er Marcus Lauer und das Team alarmieren kann, wird ein Anschlag auf die unerwünschte Zeugin verübt. Endlich werden offiziell Ermittlungen aufgenommen, doch Team Lauer ahnt nicht, mit wem sie sich anlegen. Erst als nicht nur ihre Karrieren, sondern auch ihre Leben in Gefahr sind, bemerken sie, wie persönlich dieser Fall wirklich ist …

Ein unkonventionelles Ermittlerteam stellt sich ungewöhnlichen Verbrechen – der zweite Fall für Team Lauer

  • Band 1: Der Reiz des Bösen
  • Band 2: Die Spur des Bösen

„Die Kombination ist mal was anderes und bringt frisches Geschichtenblut in die Krimiwelt.“ corinnaliest

  • Von der Autorin der Nordsee-Krimis „SoKo Küste"
  • Ein Hamburg-Krimi für Fans von Andreas Winkelmann

Ein ungewöhnliches Team löst spannende und scheinbar unlösbare Fälle! 

  • Marcus Lauer: Kriminaloberkommissar der Polizei Hamburg, geschieden und Kommissar mit Leib und Seele!
  • Prof. Dr. Winfried Kohlmorgen: Ehemaliger Leiter der Rechtsmedizin, langweilt sich als Pensionär und hilft immer gern bei den Ermittlungen
  • Juliane Meyer: Assistentin von Marcus Lauer, die sich nichts gefallen lässt
  • Valerie Lauer: Tochter von Marcus im Teenageralter, die sich immer wieder in Ermittlungen einmischt 
  • Sabrina von Wesenberg: Journalistin, die stets ehrlich ihre Meinung sagt und ein Auge auf Marcus Lauer geworfen hat ... 
  • Astra: Obdachlos, hält sich eigentlich von anderen Menschen fern, doch für das Team macht er eine Ausnahme 
€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 27.06.2024
432 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-32003-0
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 27.06.2024
432 Seiten
EAN 978-3-492-60797-1
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Leseprobe zu „Die Spur des Bösen (Team Lauer ermittelt 2)“

Prolog

Die Menschen in Hamburg genossen das schöne Juliwetter. Tagsüber hatten sie sich auf den Wegen und in den Cafés entlang der Alster getummelt. Auch die Grünflächen waren von Decken und Handtüchern fast vollständig bedeckt gewesen.

Sie selbst war in einem früheren Leben an solchen Sommertagen am liebsten an der Elbe spazieren gegangen, um dort auf den Hafen zu blicken, der niemals schlief, und auf die Schiffe, die dort wie an unsichtbaren Fäden gezogen entlangglitten. Wie gerne würde sie sich dieses Schauspiel noch einmal ansehen, doch der Weg war [...]

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Prolog

Die Menschen in Hamburg genossen das schöne Juliwetter. Tagsüber hatten sie sich auf den Wegen und in den Cafés entlang der Alster getummelt. Auch die Grünflächen waren von Decken und Handtüchern fast vollständig bedeckt gewesen.

Sie selbst war in einem früheren Leben an solchen Sommertagen am liebsten an der Elbe spazieren gegangen, um dort auf den Hafen zu blicken, der niemals schlief, und auf die Schiffe, die dort wie an unsichtbaren Fäden gezogen entlangglitten. Wie gerne würde sie sich dieses Schauspiel noch einmal ansehen, doch der Weg war einfach zu weit für ihre alten Beine und den schweren Einkaufswagen, der ihr ständiger Begleiter war.

Und dann waren da noch die Gefahren, die überall lauerten. Keiner der Menschen in den Cafés und auf den Wiesen blickte hinter die Fassaden der lächelnden Gesichter. Jede dieser leicht bekleideten Personen hätte das Böse sein können. Nur Agathe wusste es besser. Sie kannte die Abgründe, zu denen die Menschen fähig waren. Jetzt war es Abend, Dunkelheit würde sich bald über die Stadt legen, und die Straßen wären so gut wie leer gefegt. Sie liebte diese Zeit, vor allem im Sommer, wenn es lange hell war und das Böse sich nicht so früh in der Dunkelheit verbergen konnte.

Sie schob ihren Einkaufswagen über den Gehweg. Nur noch vereinzelt kam ihr ein Jogger oder ein Spaziergänger mit Hund entgegen. Sie sah niemanden an. Aufmerksamkeit zu erwecken konnte tödlich sein, und sie wollte leben.

Mochte auch manch einer ihre Existenz für bedauernswert halten, so genoss sie doch auf ihre Weise ihr Dasein. Wer brauchte schon ein Haus, einen Job oder Geld? Noch immer hatte sie den farbenfrohen Schmetterling vor Augen, den sie heute Morgen am Alsterufer gesehen hatte. Die Schönheit des Augenblicks trug sie durch den Tag und würde ihr durch die Nacht helfen.

Am Laternenmast vor ihr hing ein Papierkorb. Sie fand darin eine Pfandflasche und ein halb gegessenes Brot. Damit war ein spätes Abendessen gesichert, und ihr Spargroschen wuchs.

Den angeekelten Gesichtsausdruck einer Frau in kurzärmliger Bluse und engem Rock, die einen Pudel mit einem glitzernden Halsband Gassi führte, ignorierte Agathe. Was scherte sie die Meinung anderer? Sie verstaute ihre Beute im vollgepackten Einkaufswagen und ging langsam weiter.

Sosehr sie die Helligkeit liebte, so sehr störte sie das schöne Wetter, denn unter den drei Schichten Kleidung schwitzte sie. Doch sie konnte sich nicht überwinden, etwas von ihren kostbarsten Besitztümern im Wagen aufzubewahren. Zu groß war die Gefahr, dass ihr jemand die Jacke oder den Pullover stahl. Das Böse lauerte überall und wartete nur darauf, ein Opfer zu finden. Das hatte sie gelernt.

Unter den Ästen einer Weide fand sie einen schattigen Platz. Betonpfosten am Straßenrand sorgten für einen gewissen Abstand zwischen den parkenden Wagen und verschafften ihr den perfekten Platz für eine kurze Pause. Zwischen den Fahrzeugen fiel sie kaum auf. Sie wusste diese neumodischen hohen Wagen, die man nun überall sah, zu schätzen. Vielleicht würde sie sich hier sogar schon ein Stück ihres Abendbrots gönnen. Sie setzte sich auf den Pfosten und atmete tief durch. Der Gehweg war nun leer. Weit und breit niemand, der eine Bedrohung hätte darstellen können. Agathe atmete auf.

Auf der anderen Straßenseite raste ein Mann in einem gelben Shirt auf einem Rennrad den schmalen Streifen entlang, der für Radfahrer reserviert war. Ein Licht hatte sein merkwürdiges Gefährt nicht, aber sein Trikot leuchtete grell, sodass man ihn kaum übersehen konnte. Agathe hatte niemals einen Führerschein besessen, erkannte aber instinktiv, wie gefährlich die Kombination aus Parkstreifen, Radweg und dem hohen Tempo war.

Ein Lieferwagen fuhr los. Der Radfahrer hatte keine Chance und knallte dem Transporter in die Seite.

Agathe hielt die Luft an. Das sah nicht gut aus. Doch der Helm schien ihn geschützt zu haben, denn der Mann saß aufrecht auf dem Boden und fasste sich an den Kopf. Der Unfallverursacher fuhr langsam weiter. Agathe duckte sich tiefer hinter dem Wagen und spähte vorsichtig an dem Kofferraum vorbei.

Was für ein Glück für den Radfahrer! Ein Krankenwagen war plötzlich aufgetaucht und hielt neben ihm. Ein Mann in einem roten Anzug lief zum Unfallopfer.

Agathe zuckte zurück, ein Schauer lief ihr über den Rücken. Da war es. Das Böse! Sie erkannte es immer und überall. Ihr Herz pochte laut, als sie wieder hinsah. Der Sanitäter beugte sich über den Radfahrer und erwürgte ihn. Die Beine des Opfers zuckten, eine Hand wurde angehoben und fiel kraftlos auf den Boden zurück.

Eilig wandte sie sich ab und schob den Einkaufswagen zurück auf den Gehweg. Nicht hinsehen! Sie durfte dem Bösen keinen Grund geben, sich auch ihrer Seele zu bemächtigen.


Kapitel 1

Um halb fünf Uhr am Nachmittag schien die Sonne noch auf die kleine Terrasse hinter dem Reihenhaus von Marcus Lauer. Er beglückwünschte sich zu seiner Entscheidung, frühzeitig Feierabend gemacht zu haben, und ließ sich auf den Stuhl fallen. Perfekt. Mehr brauchte er nicht: Die Teenagertochter war mit Freunden unterwegs, es war angenehm warm, und vor ihm auf dem Tisch stand eine kühle Flasche Bier. Dazu kam noch der Reader, auf dem ein Krimi wartete, den die Presse in den Himmel gelobt hatte.

Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Wann war er zuletzt mit sich und seinem Leben so zufrieden gewesen? Nachdem er jahrelang in seinem Job als Kriminalkommissar beim LKA nur Akten hin und her geschoben hatte, ermittelte er nun wieder und sorgte für ein klein wenig mehr Gerechtigkeit und Sicherheit auf Hamburgs Straßen. Gerade erst hatten er und seine Assistentin Juliane nach drei Wochen intensiver Polizeiarbeit dafür gesorgt, dass ein Trickdieb, der sich bevorzugt ältere Damen als Opfer aussuchte, in Untersuchungshaft saß. Die fälligen Berichte für den Staatsanwalt konnte er am nächsten Tag schreiben. Er gähnte und überlegte, ob ein kurzes Schläfchen vielleicht die bessere Alternative zum Krimi war. Ein leises Quietschen entschied die Frage für ihn. Er hatte schon längst das Gartentor ölen wollen. Doch so kündigten sich spontane Besucher – oder seine Tochter Valerie, die mal wieder den Schlüssel vergessen hatte – zumindest unfreiwillig an.

Marcus öffnete die Augen und sah gerade noch Freddy, den Mops seines Nachbarn, auf sich zulaufen. Der Hund sprang mit einem Satz auf seinen Schoß und forderte mit einem leisen Fiepen einige Krauleinheiten. Das quadratische Kissen auf vier Beinen beherrschte zwar einige Tricks, konnte aber kaum das Gartentor öffnen. Mit einigem Abstand und wesentlich langsamer betrat nun auch Professor Winfried Kohlmorgen die Terrasse und sah Marcus schuldbewusst an.

„Ich hätte anrufen können!“ Sein Freund und Nachbar hielt eine Flasche Wein hoch. „Nimmst du das als Entschuldigung an?“

„Lass mal, ich bleibe beim Bier. Ich würde dir ja ein Glas holen, aber dann müsste ich deinen Hund auf den Boden setzen.“

Freddy hob den Kopf und sah sein Herrchen an.

Winfried lächelte. „Nun, ich weiß ja mittlerweile, wo ich alles finde. Störe ich denn wirklich nicht?“

„Nein. Im Gegenteil. Ich hatte sowieso vor, bei dir vorbeizuschauen, sobald die Sonne hier verschwunden ist.“

Der ehemalige Rechtsmediziner und Professor bewohnte direkt gegenüber von Marcus auf der anderen Straßenseite eine Altbauvilla mit einem weitläufigen Garten, der bis an die Alster reichte. Eine der drei Terrassen lag eigentlich immer in der Sonne.

Marcus wartete, bis Winfried mit einem Weinglas aus der Küche zurückgekehrt war und sich gesetzt hatte.

Sein Nachbar hob das Glas. „Das ist neu“, stellte er fest und goss sich Weißwein ein.

Marcus prostete ihm mit der Bierflasche zu. „Valerie hat mir einen Vortrag darüber gehalten, dass deine edlen Weine und meine profanen Gläser einfach nicht zusammenpassen. Nun habe ich vier neue Gläser hier stehen und frage mich immer noch, wie sie mich dazu gebracht hat, so viel Geld dafür auszugeben.“

Winfried seufzte und trank einen Schluck. „Ich erspare dir einen Vortrag darüber, dass diese Gläser jeden Cent wert sind. Gehe ich recht in der Annahme, dass du deinen Fall abschließen konntest?“

„Ja. Und deine Vorhersagen über den Täter trafen zu. Es war ein Mann, Mitte vierzig, äußerst gebildet, der gegenüber den Opfern ausgerechnet als Polizeibeamter aufgetreten ist. Ich habe deine Einschätzung als Gutachten in der Fallakte berücksichtigt, sodass der Staatsanwalt keine Sekunde gezögert hat, einen Haftbefehl zu beantragen und mir sogar Zeit bis morgen für die fälligen Abschlussberichte eingeräumt hat. Ohne dich wären wir ihm nicht so schnell auf die Schliche gekommen, und ich könnte nicht mit dir hier in der Sonne sitzen.“

„Das höre ich gerne.“ Sichtlich zufrieden lehnte sich Winfried zurück.

Marcus kraulte den Mops weiter, obwohl Freddy sich zusammengerollt hatte und leise Schnarchlaute von sich gab.

Aus Richtung der Gartenpforte ertönte ein Quietschen und Scheppern, das nicht von der Pforte stammte, Marcus aber dennoch sehr vertraut war. Es kam von dem Einkaufswagen eines Obdachlosen, mit dem sowohl er als auch Winfried sich angefreundet hatten. Auch Winfried setzte sich aufrechter hin. Wenig später betrat Astra die Terrasse und sah die beiden unsicher an.

„Störe ich?“

„Nur, wenn du da stehen bleibst. Setz dich und trink ein Bier mit uns. Du weißt, dass du immer willkommen bist, ganz egal, ob Valerie oder ich zu Hause sind oder nicht. Und wo der Ersatzschlüssel versteckt ist, weißt du ja auch.“

„Du wiederholst dich, Running Man. Aber es ist gut, dass ihr beide hier seid. Ich brauche eure Einschätzung. Gebt mir ein paar Minuten.“

Mittlerweile zeigte Astra keine Hemmungen mehr, Marcus’ Badezimmer zu benutzen, zu duschen oder die Kleidung zu wechseln. Doch bis es so weit gekommen war, hatten Valerie und er hitzige Diskussionen mit Astra geführt.

„Na, da bin ich ja gespannt“, überlegte Winfried und trank einen Schluck Wein. Seine Augen funkelten. „Ob ein neuer Fall in der Luft liegt?“

Marcus lächelte. Er wusste nur zu gut, dass sich Winfried langweilte, seitdem er seinen Job als Leiter der Rechtsmedizin aufgegeben hatte, und es genoss, an aktuellen Fällen mitzuarbeiten. Marcus wiederum war dankbar für die Einschätzungen eines Experten, der mittlerweile ein guter Freund geworden war.


Kapitel 2

Als Astra wenig später frisch geduscht auf die Terrasse zurückkehrte, hatte er Marcus’ Tochter im Schlepptau.

Valerie strahlte. „Ihr alle zusammen hier? Das riecht doch nach einem neuen Fall! Wie wäre es mit etwas Pizza dazu?“

„Aus der Tiefkühltruhe?“, fragte Winfried.

Valerie hob die Nase höher. „Selbst belegt, nur der Teig ist gekauft. Was sagt ihr?“

„Vielleicht später“, erwiderte Astra. „Ich würde gerne erst mit euch über etwas reden.“

Valerie schnappte sich den letzten Stuhl. „Klar, die Reihenfolge ist mir egal.“

Astra nahm einen Schluck aus der Bierflasche, die Marcus ihm hingestellt hatte – natürlich seine bevorzugte Marke. „Ich dachte an deinen Vater und Winfried.“

Valeries Lächeln wurde noch strahlender. „Du kannst dich freuen! Ich bin auch da, um dich zu unterstützen. Nun fehlen nur noch Sabrina und Juliane, und unser altes Team ist komplett.“

Marcus lehnte sich zurück. „Gib es auf. Du müsstest sie mitsamt des Stuhls wegtragen. Was ist denn passiert?“

Astra verzog den Mund. „Es geht um eine Frau, die ihr auch kennt. Agathe. Es ist unbestritten, dass sie unter Verfolgungswahn leidet. Ich vermute ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit oder Jugend als Auslöser. Dass sie ihr eigenes Leben von bösen Mächten bedroht sieht, ist nicht neu. Doch nun läuft sie durch die Gegend und erzählt von einem Mord, den sie beobachtet haben will. Für mich klingt ihre Schilderung erschreckend realistisch. Ich weiß ja, dass sie krank ist, aber eine solche Fantasie passt für mich nicht. Deswegen wäre ich für Winfrieds Einschätzung äußerst dankbar. Und vielleicht könntest du, Marcus, auch in deinem Computer nachsehen, ob es so einen Vorfall gab.“

Nicht zum ersten Mal wunderte sich Marcus über die gewählte Ausdrucksweise des Obdachlosen. Doch jeder Versuch, Astra über seine Vergangenheit auszufragen, war bisher gescheitert.

Winfried trank noch einen Schluck Wein, beugte sich hinab, um Freddy über den Rücken zu streicheln, der mittlerweile wieder auf dem Boden saß, und runzelte dann die Stirn. „Du liegst mit deiner Einschätzung schon ganz richtig. Hättest du mir erzählt, dass die gute Agathe sich von lilafarbenen Männchen mit langen Antennen bedroht fühlt, so hätte das zu ihrem Krankheitsbild gepasst. Doch die Schädigung eines Dritten würde nur dann einen gewissen Sinn ergeben, wenn eine enge Verbundenheit zu dem Opfer bestehen würde. Ist das der Fall?“

Astra schüttelte den Kopf. „Nein. Sie kennt den Namen des Radfahrers nicht einmal.“

„Dann ist davon auszugehen, dass sie tatsächlich etwas beobachtet hat, das für sie wie ein Mord ausgesehen haben muss. Ob es jedoch wirklich einer war oder ob sie einen Sachverhalt schlicht falsch interpretiert hat, das vermag ich nicht zu sagen. Doch dieser wie auch immer geartete Zwischenfall wird kein Produkt ihrer Fantasie gewesen sein. Was weißt du denn noch?“

Astra sah Valerie an. „Hast du nicht noch ein paar Hausaufgaben zu machen?“

„Nein, es sind Ferien.“

„Wartet irgendein Freund auf dich?“

„Nein. Und wenn er das tun würde, müsste er länger warten. Ihr habt natürlich Vorrang.“

Marcus war zwar nicht begeistert davon, dass Valerie sich ihnen uneingeladen angeschlossen hatte, doch sie war mit ihren siebzehn Jahren nicht nur selbstständiger als manche Dreißigjährige, sondern auch in absehbarer Zeit volljährig. „Gib’s auf“, wiederholte er.

Seufzend lenkte Astra ein. „Also gut. Irgendwann in den letzten Tagen wurde in den Abendstunden ein Radfahrer von einem Transporter angefahren. Ein Krankenwagen kam zufällig – oder wohl eher nicht zufällig – vorbei, und der Sanitäter hat den Mann nicht versorgt, sondern erwürgt.“

Schweigen breitete sich nach Astras knapper Schilderung aus.

Dann beugte sich Valerie vor. „Ich weiß, welchen Unfall du meinst! Den in der Nähe vom Tennisstadion! Da war nämlich was mit einem Mann auf einem dieser irren Radfahrstreifen und einem Unfall mit Fahrerflucht. Aber ich weiß nicht mehr, was und wann das genau war. Sabrina hatte das nur beiläufig erwähnt. Ich rufe sie an. Ja? Sie kann blitzschnell hier sein.“

Nein!, wollte Marcus rufen, doch Astra und Winfried nickten bereits. Verdammt. Marcus mochte die Lokalreporterin – und zwar ein wenig zu sehr. Eigentlich hatte er den Eindruck, dass sie ihn auch mochte, doch da war immer noch der Altersunterschied von rund zehn Jahren, der ihn jeden Gedanken an eine ernsthafte Beziehung vergessen ließ. Und genau aus diesem Grund hatte er sich in den letzten Wochen auf belanglose Nachrichten via WhatsApp beschränkt und keine weitere Verabredung vorgeschlagen. Dass Valerie und Sabrina sich regelmäßig sahen, wusste er, und verhindern konnte er es kaum.

Seine Tochter tippte bereits wie wild auf dem Handy herum und lächelte dann. „Passt. Sie ist genau dann hier, wenn die Pizza fertig ist. Ich weiß nicht mehr, was genau sie damals gesagt hat, aber es ging irgendwie um Karma und dass er es verdient hätte.“

Ehe Marcus nachfragen konnte, stand seine Tochter auf und verschwand in der Küche. Großartig. Bei Winfried war das Jagdfieber geweckt, sein Instinkt sagte ihm, dass Astra ins Schwarze getroffen hatte, und in wenigen Minuten würde er Sabrina wiedersehen. So viel zu seinem ruhigen Abend.

Stefanie Ross

Über Stefanie Ross

Biografie

Stefanie Ross arbeitet im Bankwesen und ist Autorin. Sie liebt es, besondere Figuren mit Ecken und Kanten zu entwickeln. Ihr Leben bewegt sich zwischen nüchternen Zahlen und Motorradtouren. Sie lebt an der Ostsee, wo Wind und Wellen sie inspirieren.

INTERVIEW mit Stefanie Ross

Ihre Krimis spielen in Hamburg? Warum haben Sie diesen Ort als Setting gewählt?

Hamburg ist eine Stadt mit unglaublich vielen Facetten, vom Kiezclub Pauli bis zum traditionellen HSV, mit mehr Brücken als Venedig und einem Weinberg am Hafen, der nie schläft ... Da ich mich dort auch noch gut auskenne, liebe ich die Stadt als Schauplatz.

Wie kommen Sie auf die Fälle, über die Sie schreiben?

Meistens reichen ein oder zwei Sätze in einem Artikel oder in einem Gespräch und der Plot nimmt Gestalt an. Häufig in Überlegungen, die aus der Frage Was wäre wenn? resultieren. Bei diesem Buch war ich es eine Diskussion mit einer befreundeten Staatsanwältin und die Geschichte war geboren.

Was reizt Sie besonders beim Schreiben von Krimis?

Ich liebe es, Krimis und Thriller zu lesen, daher schreibe ich sie auch besonders gerne. Ich mag es, wenn meine Heldinnen und Helden sich in Grenzbereichen bewegen, in denen es nicht nur schwarz und weiß gibt.

Wer sollte die Kriminalromane lesen?

Jeder, der spannende, aktuelle Falle mag, bei denen auch ein wenig mitgeraten werden kann. Trotz aller Spannung kommt der Humor nicht zu kurz, und die Ermittler sind interessante Persönlichkeiten, deren Probleme jedoch nicht die Spannung mindern oder vom Fall ablenken. Leser von Nele Neuhaus, Alexander Hartung oder Jan Beck werden das Team lieben.

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