Die Toten von Carcassonne (Hausboot-Krimis 1) Die Toten von Carcassonne (Hausboot-Krimis 1) - eBook-Ausgabe
Monsieur Keller ermittelt
„Spannung total – nicht nur als Sommerlektüre“ - Wedel-Schulauer Tageblatt
Die Toten von Carcassonne (Hausboot-Krimis 1) — Inhalt
Konrad Keller, pensionierter Hauptkommissar aus Bayern, hat nach dem Tod seiner geliebten Frau Helga seinen Lebensmittelpunkt nach Frankreich verlegt. Dort ist er mit seinem Hausboot Bonheur auf den Flüssen und Kanälen unterwegs. Seine Fahrt über den Canal du Midi führt ihn ins südfranzösische Carcassonne mit seiner berühmten mittelalterlichen Festung. Doch seine entspannte Urlaubsstimmung wird jäh durch einen brutalen Mord gestört: Eine Mutter und ihre beiden halbwüchsigen Kinder wurden in ihrer Villa tot aufgefunden. Die örtliche Polizei hält einen vorbestraften Junkie für den Täter. Doch als dieser sich ausgerechnet auf Kellers Hausboot flüchtet, ahnt der erfahrene Kommissar, dass seine Kollegen hinter dem Falschen her sind.
Leseprobe zu „Die Toten von Carcassonne (Hausboot-Krimis 1)“
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Die tief stehende Sonne zeichnete orangefarbene Streifen auf die Stadtmauer und spielte mit den Schatten der Türme und Zinnen. Während Konrad Keller durch verwinkelte Gassen bummelte, genoss er den Blick auf die grandiose Kulisse, den die wehrhafte Altstadt von Carcassonne bot. Vom Canal du Midi aus, wo sein gemietetes Hausboot lag, wirkte die auf einer Anhöhe gelegene Cité trutzig und uneinnehmbar, aus der Nähe betrachtet, erschien sie ihm zugleich filigran, verspielt und einladend.
Für Konrad Keller war der Besuch der eindrucksvollen Festungsanlage [...]
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Die tief stehende Sonne zeichnete orangefarbene Streifen auf die Stadtmauer und spielte mit den Schatten der Türme und Zinnen. Während Konrad Keller durch verwinkelte Gassen bummelte, genoss er den Blick auf die grandiose Kulisse, den die wehrhafte Altstadt von Carcassonne bot. Vom Canal du Midi aus, wo sein gemietetes Hausboot lag, wirkte die auf einer Anhöhe gelegene Cité trutzig und uneinnehmbar, aus der Nähe betrachtet, erschien sie ihm zugleich filigran, verspielt und einladend.
Für Konrad Keller war der Besuch der eindrucksvollen Festungsanlage wie ein Ausflug in die Vergangenheit. Aus seinem Reiseführer wusste er, dass in der von einer doppelten Wehrmauer umgebenen Stadt im Mittelalter bis zu viertausend Menschen gelebt hatten. Heute tummelten sich hier noch weitaus mehr Touristen, die wie Keller an den zahllosen Kunsthandwerkerläden, Restaurants und Cafés entlangflanierten. Wie die anderen Urlauber bestaunte Keller die über der Stadt thronende Burg der Grafen von Trencavel und die prächtige Basilika Saint-Nazaire, bevor er sich vor einer Brasserie niederließ, um einen Kaffee zu trinken. Die Zeit verstrich wie im Flug, und er kostete jede Sekunde aus.
Auf dem Rückweg zum Hafen, der Keller durch die jüngere Unterstadt am Fuße des Burghügels führte, besorgte er sich eine Flasche Wein. Dazu ließ er sich ein Tütchen mit schwarzen Oliven füllen. Mit seinem Proviant erreichte er wenige Minuten später die Bonheur, die friedlich im kleinen Hafenbecken dümpelte. Das Wasser klatschte leise an den Bug des Hausbootes, als Keller es sich auf dem Deck bequem machte. Er nippte an dem trockenen Bordeaux, so glücklich und entspannt wie lange nicht.
Es war die richtige Entscheidung gewesen, dieses Boot zu mieten, um den Canal du Midi zu befahren. Diese ganz besondere Art des entschleunigten Reisens tat ihm gut, es war Balsam für die Seele. Jeden Tag nur kleine Etappen, stets langsam voran, mit dem Tempo eines Radfahrers, der es nicht eilig hatte. Zwischendurch gab es immer wieder Pausen beim Warten an einer der vielen Schleusen, die selbst die eifrigsten Freizeitkapitäne zu Geduld und Muße zwangen.
Helga hätte diese Reise mindestens ebenso genossen wie er. Ja, dachte Keller und schenkte sich nach, diese Fahrt wäre ganz nach ihrem Geschmack gewesen. Helga hätte jeden Halt genutzt, um die Örtchen und Märkte entlang der Strecke nach regionalen Spezialitäten zu durchstöbern, die sie dann voller Hingabe in der winzigen Bordküche zubereitet hätte. Sie hätte eine hübsche Decke über den Tisch geworfen, ihn für sie beide eingedeckt und mit Blumen vom Wegesrand dekoriert. Dann hätte sie Konrad nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Mit Fischsuppe, Pasteten, Schmortöpfen und was die Gegend sonst an lokalen Spezialitäten bot.
Wie sehr hatte Helga ihre gemeinsamen Urlaube geliebt! Sie war auch die treibende Kraft gewesen bei ihrem Plan, nach Kellers Pensionierung den größten Teil des Jahres auf Tour zu sein. Nachdem sie in den Jahren davor Italien erkundet hatten – vom Gardasee bis zur Stiefelspitze –, sollte nun Frankreich an der Reihe sein, aber statt wie früher mit dem VW-Bus diesmal mit dem Hausboot. Das kam Konrad Keller sehr gelegen, denn während seine Italienischkenntnisse allerhöchstens akzeptabel waren, sprach er seit einem Auslandsjahr zu Schülerzeiten fließend Französisch, was er durch regen Kontakt mit Freunden aus Grenoble immer wieder auffrischte.
Helga hatte sich bereits akribisch auf ihre Bootsfahrt vorbereitet, hatte Routen ausgekundschaftet und Schiffstypen verglichen. Letzten Sommer, gleich nach Kellers Verabschiedung aus dem Polizeidienst, hätte es losgehen sollen. Doch dann meldeten sich erste Anzeichen der Krankheit. Zunächst war es nur ein Unwohlsein gewesen, später kamen Schmerzen hinzu. Der Hausarzt hatte keinen Rat gewusst und Helga zum Spezialisten überwiesen. Aber da war es bereits zu spät gewesen, ihr Körper voller Metastasen. Fürs Bootfahren fühlte sich Helga bald zu schwach. Die Reise wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
Im Oktober war seine Helga dann friedlich eingeschlafen. Das Morphium hatte dafür gesorgt, dass sie zuletzt nicht mehr leiden musste.
Helga war von ihm gegangen, und für Konrad war die Welt zusammengebrochen. Er hatte jegliche Freude am Leben verloren. Nur dem liebevollen Drängen seiner drei Kinder Jochen, Burkhard und Sophie hatte er es zu verdanken, dass er nicht in einem tiefen dunklen Loch versunken war, aus dem er sich aus eigener Kraft wohl nicht mehr hätte befreien können.
Mühsam hatte Keller sich gezwungen, wieder aktiv zu werden. Er beschloss, die mit Helga geschmiedeten Pläne allein umzusetzen, vertiefte sich in ihre Unterlagen, um die Bootstour eigenständig zu organisieren, und schöpfte Kraft daraus. Bei seiner Ankunft in Frankreich hatte ihm der Verleiher Le Boat wie geplant ein passendes Hausboot überlassen und ihn eingewiesen.
Und nun war er bereits seit zehn Tagen auf dem Canal du Midi unterwegs. Auch wenn er hin und wieder ein paar helfende Hände gebrauchen könnte, kam er doch zurecht – und fand an dieser neuen Art des Reisens mehr und mehr Gefallen.
Keller goss sich ein drittes Glas von dem vollmundigen Bordeaux ein und spürte allmählich die Wirkung des Alkohols. Die Sonne war mittlerweile hinter den Dächern der Stadt verschwunden, und auf den anderen Hausbooten, die mit einigem Abstand von Kellers Bonheur vertäut lagen, gingen die Lichter an. Auch die Laternen vor dem Gebäude der Hafenmeisterei flackerten auf. Gleichzeitig kehrte Ruhe ein, als die letzten Passanten die Kaimauern verließen und die anderen Bootsfahrer sich in ihre Kajüten zurückzogen. Auch für ihn war es bald an der Zeit, ins Bett zu gehen, überlegte Keller und spießte die letzte Olive auf. Er fühlte eine wohlige Müdigkeit; die Nacht konnte kommen.
Dies war der Moment, in dem er auf das sich nähernde Heulen eines Polizei- oder Rettungswagens aufmerksam wurde. Bald wurde die Sirene von der eines anderen Einsatzfahrzeugs übertönt, gleich darauf kam noch eine dazu. Was war da los? Ein Großeinsatz am Hafen?
Neugierig geworden erhob sich Keller von seiner Bank und spähte hinaus auf den Pier, gerade rechtzeitig, um eine schattenhafte Gestalt zu erkennen. Der Mann, groß und kräftig gebaut, lief schnell wie ein Sprinter über die Promenade und hielt direkt auf Kellers Boot zu.
Die Sirenengeräusche wurden immer lauter, das Blaulicht der näher kommenden Wagen spiegelte sich in den Scheiben der Hafengebäude. „Was zum Teufel …?“, redete Keller vor sich hin. Da setzte der Mann zum Sprung an, überwand mühelos die Distanz zwischen Pier und Bordwand und landete nur wenige Zentimeter von Keller entfernt auf dem Deck der Bonheur.
Keller wich erschrocken ein paar Schritte zurück. Am Steuerstand Halt suchend, musterte er den Eindringling: augenscheinlich nordafrikanischer Herkunft, mit zahlreichen Piercings im Gesicht und Tätowierungen auf den muskulösen Oberarmen. Eine auf den ersten Blick Furcht einflößende Gestalt, gegen die sich der schmächtige Keller wohl kaum zur Wehr setzen konnte.
Der Mann wirkte angespannt und gehetzt, und zunächst schien er Keller gar nicht wahrzunehmen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den Geschehnissen an Land, wo nun vier weiß-blaue Einsatzwagen mit quietschenden Reifen zum Stehen kamen.
Dann aber richtete er den Blick auf Keller, der unbewegt mit dem Rücken zum Steuerrad stand. Die Augen des Mannes waren weit aufgerissen; Keller meinte Zorn, aber auch Angst darin zu lesen. Nur Sekundenbruchteile sahen sie einander an, dann stürzte der Unbekannte auf Keller zu, packte ihn an den Schultern und rief: „Ce n’était pas moi. Je n’ai rien à voir avec tout ça!“
Keller, von Panik erfüllt, nahm den Inhalt der Worte kaum wahr. Er hatte Todesangst, fürchtete, der Angreifer könnte jeden Augenblick ein Messer ziehen.
Überall auf dem Kai tauchten Uniformierte mit gezückten Pistolen auf, einige sogar mit Maschinengewehren, und im nächsten Moment war das Schiff von bewaffneten Polizisten umstellt. Einer schrie auf Französisch: „Treten Sie zurück, Karim, und heben Sie die Hände!“
Sekundenlang schien es so, als würde dieser Karim der Aufforderung nicht nachkommen. Wollte er Keller womöglich als Geisel nehmen? Das durfte nicht passieren, schoss es Keller durch den Kopf. Er war erfahren genug, um seine Aufregung schnell unter Kontrolle zu bringen. Nun kam es darauf an, ganz ruhig zu bleiben und vorausschauend zu handeln.
Und tatsächlich löste sich der Karim genannte Hüne von ihm. Wieder schaute er sich hektisch um, machte dann Anstalten wegzulaufen. Wollte er zur Reling, um in den Kanal zu springen? Keller würde das zu verhindern wissen. Blitzschnell streckte er ein Bein aus, schnitt dem Flüchtenden den Weg ab. Karim strauchelte und landete bäuchlings auf dem Deck.
Unverzüglich sprangen mehrere Polizisten an Bord, warfen sich auf ihn und fixierten seine Hände mit Kabelbindern. Keller, dem das Herz bis zum Hals schlug, rang nach Luft. Noch immer mit dem Rücken ans Steuerrad gepresst, sah er zu, wie die Polizisten den muskulösen Mann zum Aufstehen zwangen und mit gebrüllten Befehlen und groben Stößen an Land dirigierten. Der Gefangene wurde zu einem der Einsatzfahrzeuge gebracht, das sich gleich darauf mit jaulendem Signalton in Bewegung setzte.
Keller hatte den Schreck über das Geschehen noch nicht überwunden, als bereits einer der Polizisten auf ihn zutrat. Nein, es handelte sich um eine Polizistin, was Keller im Dämmerlicht nicht sofort erkannt hatte. Den Rangabzeichen nach war sie ein hohes Tier, wohl die Leiterin des Einsatzes.
Sie nannte ihren Namen, Bardot, was Keller sofort an die gleichnamige Schauspielerin denken ließ, einen Schwarm seiner Jugend. Und wirklich gab es eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kinostar der Sechzigerjahre: ein fein geschnittenes Gesicht mit großen, lebhaften Augen, die Lippen leicht aufgeworfen, das schulterlange Haar naturblond. Oder doch gefärbt?
Keller schätzte das Alter von Madame le commissaire auf vierzig, vielleicht etwas älter.
Madame Bardot unterzog Keller der gleichen kurzen Musterung, bildete sich offenbar eine positive Meinung und streckte die Hand aus. Mit einer warmen Stimme, eine Nuance tiefer, als Keller es erwartet hatte, dankte sie ihm für seine Hilfe. „Keine Ursache“, erwiderte Keller und wollte wissen, was denn eigentlich gerade passiert sei. Madame Bardot zögerte zunächst mit der Antwort, vermutlich, weil sie ihn für einen Touristen ohne nennenswerte Sprachkenntnisse hielt.
Deshalb sagte Keller: „Reden Sie nur, mein Französisch ist ganz passabel.“
Madame Bardot hob die akkurat gepflegten Brauen. „Sie sind Deutscher? Aus welcher Region kommen Sie?“
„Ist mein Akzent doch so stark? Ich komme aus Bayern.“
„Ah ja, Weißwürste und Bier“, kommentierte Madame.
„Ich bevorzuge Wein, am liebsten einen kräftigen Roten aus dem Languedoc. Oder einen Bordeaux wie diesen“, entgegnete Keller und deutete auf die halb geleerte Weinflasche auf dem Tisch.
Damit war das Eis gebrochen. Nachdem die Chefermittlerin ihren Leuten die Anweisung erteilt hatte, das Ufer von Schaulustigen zu räumen und den Rückzug einzuläuten, wandte sie sich wieder Keller zu – beziehungsweise zunächst seinem Schiff. Sie betrachtete das überschaubare Deck der Bonheur, warf einen kurzen Blick in die Kajüte und stellte fest: „Ein schönes Boot. Kompakt, aber geräumig. Reisen Sie zu zweit?“
„Nein, leider nicht. Der Schiffstyp nennt sich Clipper. Eigentlich eine Nummer zu groß für einen Alleinreisenden wie mich, aber die kleineren haben kein Sonnendeck. Darauf wollte ich nicht verzichten.“
Madame Bardot nahm diese Auskunft mit einem Nicken zur Kenntnis. Es machte den Anschein, als hätte sie gern gewusst, warum Keller ohne Begleitung unterwegs war. Denn wie ihm sehr wohl bekannt war, bildete er damit eine Ausnahme. Auf den meisten Schiffen fuhren Paare, oft auch Familien mit Kindern oder Gruppen von Freunden.
Dennoch fragte sie nicht nach, sondern rückte endlich mit der Information heraus, auf die Keller so begierig war: Bei dem Festgenommenen handele es sich um Karim Abdelaziz, einen französischen Staatsbürger mit algerischen Wurzeln. Abdelaziz werde dringend verdächtigt, einen brutalen Raubmord begangen zu haben. „Im Villenviertel ist er in das Haus der Familie La Croix eingestiegen. Ihnen wird das nichts sagen, aber glauben Sie mir: Dieser Name gehört zu den ganz großen in unserer Stadt.“
„Raubmord, sagen Sie?“, erkundigte sich Keller beeindruckt. Dass er es mit einem Kapitalverbrechen zu tun hatte, machte sein Erlebnis umso brisanter. „Was genau soll dieser Karim getan haben?“
Madame Bardot sah ihn mit ernstem Ausdruck an. „Er hat eine Frau und ihre zwei jugendlichen Kinder umgebracht. Die beiden waren siebzehn und achtzehn Jahre alt.“
Keller war bestürzt über so viel Brutalität. „Das ist bitter. Ohne Frage ein schlimmes Verbrechen.“ Ihm gingen Bilder aus seiner eigenen beruflichen Vergangenheit durch den Kopf. Gewaltverbrechen, bei denen junge Menschen zu Schaden gekommen waren, hatten ihm immer besonders zugesetzt. Nach kurzem Nachdenken erkundigte er sich: „Woher wissen Sie, dass er es war?“
Madame Bardot erklärte, dass eine Überwachungskamera Karim deutlich erkennbar gefilmt habe, außerdem wimmele es am Tatort von seinen Fingerabdrücken. Karim Abdelaziz sei bereits polizeibekannt und mehrfach vorbestraft, daher sei man ihm schnell auf die Spur gekommen. Allerdings habe er sich zunächst der Verhaftung entzogen. „Eine Nacht und einen Tag lang haben wir nach ihm gefahndet und ihn dank Ihrer Unterstützung nun endlich gefasst.“ Sie streckte ihm erneut die Hand entgegen. „Nochmals herzlichen Dank dafür!“
Keller schlug ein, redete sein Zutun jedoch klein: „Ich habe nur getan, was jeder andere auch gemacht hätte. Nicht der Rede wert.“
„Doch, doch“, beharrte sie auf ihrem Lob und dachte nicht daran, Kellers Hand loszulassen. Sie hielt sie auch dann noch fest, als sie etwas näher an ihn herantrat und in gedämpftem Ton fragte: „Was hat Abdelaziz eigentlich zu Ihnen gesagt?“
„Wie bitte?“
„Was dieser Kerl Ihnen zugerufen hat, möchte ich wissen. Er hat doch mit Ihnen gesprochen, oder sollte ich mich getäuscht haben?“
Der drohende Unterton, der in der Frage mitschwang, entging Keller nicht. „Er hat behauptet, dass er es nicht gewesen ist.“
Erneut hob sie die Augenbrauen. „Im Ernst?“
„Ja“, antwortete Keller. „Wörtlich sagte er: ›Ich war es nicht! Ich habe mit alldem nichts zu tun!‹“
Daraufhin lachte die Chefermittlerin herzhaft auf und entblößte dabei zwei Reihen makellos weißer Zähne: „Aber natürlich! Der Junge ist ein Unschuldslamm. Zu dumm nur, dass alle Indizien gegen ihn sprechen und er mit seiner Flucht nicht gerade Pluspunkte bei uns gesammelt hat.“
Madame le commissaire entließ Kellers Hand in die Freiheit. „Nichts für ungut. Versuchen Sie, diesen Vorfall zu vergessen, und genießen Sie Ihren Urlaub.“ Sie sah sich noch einmal um, diesmal ausgiebig, wobei sie sich langsam um die eigene Achse drehte. „Wie ist es denn so, auf einem Hausboot unterwegs zu sein? Liegt ja sehr im Trend. Mir kommt es so vor, als gäbe es von Saison zu Saison mehr dieser Boote.“
„Ja, also …“, druckste Keller herum. Auf Small Talk war er jetzt wirklich nicht eingestellt. Da ihn Madame Bardot jedoch unverwandt ansah, antwortete er: „Das ist eine feine Sache. So ein Boot ist wie eine schwimmende Ferienwohnung mit allem Komfort. Nur dass man sie überallhin mitnehmen kann. Man ist sein eigener Herr.“
„Ist es nicht schwierig, einen solchen Kahn zu steuern, zumal wenn man ganz allein ist?“
„Überhaupt nicht! Selbst wenn man zum allerersten Mal mit einem Hausboot unterwegs ist, braucht man keinerlei Bedenken zu haben. Die Boote sind mit nur einem Vorwärts- und Rückwärtsgang ausgestattet und kinderleicht zu bedienen. Und das Beste ist, dass man im Gegensatz zu Deutschland, Polen oder Spanien hierzulande keinen Bootsführerschein benötigt. Nach kurzer Einweisung am Startpunkt kann’s auch schon losgehen.“
„Vielleicht probiere ich das irgendwann selbst mal aus“, sagte sie. „Eines Tages …“
Als Keller allein zurückblieb, war seine Müdigkeit verflogen. Er setzte sich wieder an das Tischchen, wandte sich dem Wein zu und sann noch lange über das nach, was sich gerade abgespielt hatte: Der gewaltige Schreck, als der Flüchtige auf sein Boot gesprungen war; der Moment der Ungewissheit, während er sich in der Gewalt des kräftemäßig überlegenen Mannes befunden hatte; seine Entscheidung, die weitere Flucht zu unterbinden; der Auftritt von Madame le commissaire … Immer wieder liefen einzelne Szenen der Ereignisse vor seinem geistigen Auge ab.
Dabei trieb ihn ein eigentümliches Gefühl um. Es gab etwas, was ihn an dem soeben Erlebten störte, und das wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Der Verdächtige, Karim, entsprach zwar von der äußeren Erscheinung ganz und gar dem Bild eines Gewalttäters, er war ein Gangstertyp, wie er im Buche stand. Doch mit einigem Abstand betrachtet, hatte seine Behauptung, er habe das nicht getan, in Kellers Ohren glaubwürdig geklungen.
Keller fragte sich, ob er richtig gehandelt hatte, als er dem Mann ein Bein gestellt hatte.
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Die Aufregung steckte Konrad Keller noch in den Knochen, als er früh am nächsten Morgen aufwachte. Dass er gestern Abend mit heiler Haut davongekommen war, erschien ihm jetzt, einige Stunden danach, alles andere als selbstverständlich. Die Sache hätte auch ganz anders ausgehen können: Wenn der Angreifer durchgedreht wäre und ihn überwältigt hätte – nicht auszudenken. Oder wenn einer der schwer bewaffneten Polizisten die Nerven verloren und das Feuer eröffnet hätte. Ganz ähnliche Situationen hatte Keller ja schon erlebt, damals in seinem Job. Als er noch zur berufstätigen Bevölkerung gezählt hatte.
Er schlug die Bettdecke zurück, stand auf und schlurfte durch den schmalen Gang, der seine Schlafkoje von der Kabine trennte, die Wohnzimmer und Küche zugleich war. Dort öffnete er die Luke, um frische Luft hereinzulassen. Sie brachte die feuchte Kühle des Kanals mit sich.
Damals in seinem Job …
Ohne Frage war der gestrige Vorfall eine schlimme Erfahrung gewesen, Keller konnte und wollte das nicht beschönigen. Auf der anderen Seite hatte ihn die unerwartete Attacke aus seiner Lethargie gerissen. So hellwach und aufmerksam wie in den wenigen Minuten, die Karim Abdelaziz bei seinem Fluchtversuch auf dem Boot gewesen war, hatte er sich seit Monaten nicht mehr gefühlt. Trotz seines beschleunigten Herzschlags hatte er in der brenzligen Situation einen kühlen Kopf bewahrt und entsprechend gehandelt. All das erinnerte ihn an seine aktiven Jahre, an die Zeit als Kriminalhauptkommissar. Er musste sich eingestehen, dass er sich zwar auf die Rente gefreut hatte, um gemeinsam mit Helga endlich ausgiebig auf Reisen gehen zu können, seinen Beruf jedoch immer noch schmerzlich vermisste.
Lag es am Verlust seiner Helga, dass ihn ein Zusammenprall mit einem Verbrecher eher an- als aufregte? Oder hatte das Gespräch mit der bemerkenswerten Madame le commissaire seine Leidenschaft für die Polizeiarbeit neu entfacht?
Wie auch immer. Was nutzte es, wenn er sich den Kopf über etwas zerbrach, das unumstößlich war? Keller hatte das Rentenalter erreicht – eine Rückkehr in seinen alten Beruf würde es nie mehr geben. Also schüttelte er diese überflüssigen Gedanken ab, machte sich in der schmalen Nasszelle seines Bootes frisch und brach zu einem frühmorgendlichen Ausflug auf.
Wie er von seinem ersten Tag in dieser faszinierenden Stadt bereits wusste, hatte Carcassonne weit mehr zu bieten als die bekannte Wehranlage der Cité. Am Fuße des Festungshügels breitete sich die – deutlich jüngere – Unterstadt aus, großflächiger gebaut, aber mit mindestens ebenso viel Charme. Hier spielte sich das eigentliche Stadtleben ab; Touristen mischten sich unter Einheimische, die ihren normalen Alltagsgeschäften nachgingen. In den Straßencafés saßen nicht nur Shorts tragende Urlauber, sondern auch Geschäftsleute im Anzug oder Jugendliche aus dem Ort, die eine Orangina im Freien wohl dem Mathepauken im Klassenzimmer vorzogen.
Keller hatte Glück: Eigentlich wollte er sich am zentral gelegenen Place Carnot nur ein Bistro suchen, in dem er frühstücken konnte. Doch als er eintraf, bemerkte er, dass heute Markttag war. Die weite Fläche des Platzes, der von pastellfarbenen Häusern umrahmt wurde, stand voll mit diversen Verkaufswagen, von gestreiften Markisen beschatteten Ständen und hellen Zelten, in denen Händler ihre Waren anpriesen. Zu dieser frühen Stunde waren kaum Touristen unterwegs, die Einheimischen konnten ungestört ihre Einkäufe erledigen – und dabei wahrscheinlich den einen oder anderen Euro sparen. Denn wie Keller gehört hatte, setzte manch ein Anbieter seine Preise nach oben, sobald er die Urlauber in der Überzahl wähnte.
Wie für südfranzösische Märkte üblich, gab es auch hier eine Unterteilung in verschiedene Sparten. Da war die Reihe der Obst- und Gemüseverkäufer, die mit Qualität und Frische ihrer Salatköpfe, Karottenbündel und Tomatenstränge die Konkurrenz auszustechen suchten. In der Schlemmermeile daneben rotierten schon am Morgen Hähnchen am Grill, und Auberginenaufläufe wetteiferten mit Fischen und Schalentieren. Und dann gab es noch die herrlich opulenten Käsetheken, an denen Keller nur schwer vorbeigehen konnte, ohne nicht mindestens ein Probierhäppchen entgegenzunehmen. Das Angebot an regionalen Produkten aus dem Languedoc-Roussillon mit seinen Weinen, den Aprikosen aus Gard und dem Honig aus den Cevennen ließ keinen Wunsch offen.
Ein paar Schritte weiter begann das Reich der Textilhändler, ein buntes Völkchen mit einem ebenso bunten Angebot von der Jogginghose bis zum Abendkleid. Keller hatte an einem solchen Stand neulich erst einen Satz T-Shirts zum Schnäppchenpreis erstanden. Leider waren sie nach der ersten Wäsche auf Kindergröße geschrumpft. Aber das musste nichts heißen; wenn man genau hinschaute, fand man auch Qualitätswaren. Espadrilles, Schmuck, Strandtaschen und Sonnenbrillen – die Auswahl war schier grenzenlos. Und dann war da noch der farbenprächtigste Teil des Marktes: Der Marché aux Fleurs bot eine kunterbunte Mischung aus Sonnenblumen, Lilien, Rosen und anderen Blumen – begehrte Fotomotive für Städtebummler. An solchen Ständen war Helga niemals vorbeigegangen, ohne einen Strauß mitzunehmen, als Tischdeko für den VW-Bus, mit dem sie viele Male unterwegs gewesen waren.
Nach dem ausgiebigen Rundgang über den Markt besann sich Keller auf sein eigentliches Vorhaben: das Frühstück. Er fand einen schönen Platz auf der Terrasse des Café Chez Félix, von wo aus er einen guten Blick auf das muntere Treiben auf dem Place Carnot hatte. Im Halbschatten ausladender Platanen genoss er die milde Morgenluft.
Keller schloss das Lokal spontan ins Herz. Der etwas antiquierte Charme der Einrichtung sagte ihm ebenso zu wie das Auftreten der Kellner, ganz klassisch mit schwarzen Hosen und weißen Hemden. Eine solche Uniform trug auch die Serviererin, die für seinen Tisch zuständig war: ein langbeiniges Geschöpf mit einem Wust dunkler Haare. Emsig eilte sie von einem Gast zum nächsten und strahlte dabei eine unerschütterliche Gelassenheit aus. Als sie seine Bestellung mit charmantem Lächeln aufnahm, musste er an seine Tochter Sophie denken.
Während Keller auf sein petit déjeuner, schwarzer Kaffee und ein Croissant, wartete, widmete er sich der Zeitung Midi Libre, die er sich am Hafenkiosk gekauft hatte. Es handelte sich um das lokale Provinzblatt, denn Keller zog es vor, stets die Gazetten aus der Gegend zu lesen, in der er sich gerade aufhielt. Das diente einerseits der Pflege seiner Sprachkenntnisse, er wusste aber auch gern Bescheid, was um ihn herum vorging. Heute interessierte ihn die Zeitung besonders, denn er rechnete mit einem Bericht über die Ereignisse des gestrigen Abends. Wie vermutet wurde er auf der ersten Seite des Lokalteils fündig, wo in einem mehrspaltigen Artikel über den Dreifachmord im Hause La Croix sowie die erfolgreiche Festnahme von Karim Abdelaziz berichtet wurde, der in der Zeitung feigenblattartig als Karim A. abgekürzt wurde.
Aus dem Text erfuhr Keller, dass es sich bei dem hinterbliebenen Ehemann und Vater, einem gewissen Richard La Croix, um eine bekannte Persönlichkeit handelte. La Croix war nicht nur Geschäftsführer des gleichnamigen Familienbetriebs, eines gut gehenden Zulieferers für die Autobranche, sondern auch aufstrebender Politiker mit großen Ambitionen. La Croix gehörte der Partei La France d’abord! an, von der Keller bereits gehört hatte und die seiner Kenntnis nach als ultrakonservativ galt. Das abgebildete Foto zeigte einen gut aussehenden Herrn Ende vierzig, mit entschlossenem Blick, korrekt gescheiteltem dunklem Haar und tadellos sitzender Krawatte.
Während Keller über dem Artikel brütete und sich fragte, ob sich der Verdacht gegen Karim Abdelaziz wohl inzwischen erhärtet hatte, servierte die freundliche Kellnerin ihm das Frühstück.
„Merci bien“, bedankte er sich, wobei er ihr Lächeln erwiderte.
„Wenn die Frage erlaubt ist: Woher kommen Sie?“, erkundigte sich die Kellnerin mit heller Stimme und neigte neugierig den Kopf.
„Oh, ich komme aus …“, setzte Keller zu einer Antwort an, wurde jedoch unterbrochen.
„Warten Sie!“, rief die junge Frau und führte den Zeigefinger zum Mund. „Lassen Sie mich bitte raten. Ich bin gut darin. Liege fast immer richtig.“
Keller ließ sich bereitwillig auf den Spaß ein, zumal gerade kein anderer Gast nach der Bedienung verlangte. „Also gut. Raten Sie!“, sagte er auf Französisch, wobei er sich bemühte, seinen deutschen Akzent zu unterdrücken. Vergebens.
„Deutschland!“, tippte die Dame und traf auf Anhieb ins Schwarze.
„Stimmt! Wodurch habe ich mich verraten? Ich spreche Ihre Sprache, lese eine französische Zeitung und trage weder Seppelhut noch Lederhosen. Was mache ich falsch?“
„Sie machen gar nichts falsch“, entgegnete sie kichernd. „Es ist ganz einfach Ihre Art.“
„Meine was?“
„Wie Sie sich bewegen, Ihr Ausdruck, eben die Art. Die Deutschen sind meistens etwas – nun ja.“
„Nur zu: Was sind wir?“
„Etwas steif“, rückte sie mit ihrer Meinung heraus, um sogleich nachzuschieben: „Aber das ist völlig in Ordnung. Dafür sind die Niederländer etwas laut, die Engländer verraten sich durch den Sonnenbrand und die Pariser durch ihre Hochnäsigkeit.“
„Wie schön, dass Sie auch unter Einheimischen Unterschiede ausmachen.“
„Na klar, ich erkenne auch einen Bretonen, wenn er vor mir steht.“ Sie beugte sich tiefer und sagte: „Und über Sie weiß ich sogar noch mehr.“
„Offenbar bin ich für Sie ein offenes Buch.“
„Sie sind Bootstourist!“
Keller lachte. „Um das zu erraten, braucht man keine hellseherischen Fähigkeiten. Ich nehme an, dass jeder dritte Gast auf Ihrer Terrasse mit dem Hausboot unterwegs ist.“
„Ganz so viele sind es nicht. Viele kommen mit dem Flugzeug, dem Auto oder im Reisebus. Aber trotzdem bin ich mir bei Ihnen sicher.“
„Weil ich ganz dem Typ eines grimmigen Seebären entspreche?“
Erneut kicherte die Kellnerin. „Sie? Ganz gewiss nicht. Nein, es liegt mehr daran …“ Lachend lüftete sie das Geheimnis, indem sie die Wasserstraßenkarte hervorzog, die halb unter Kellers Zeitung lag. „Planen Sie Ihre weitere Tour? Wohin soll es denn als Nächstes gehen?“
„Kanalabwärts“, antwortete Keller. „Wann ich wo sein werde, weiß ich noch nicht. Das ist ja das Schöne am Bootfahren: Man kann sich einfach treiben lassen. Wenn ich durch einen besonders hübschen Landstrich komme und spontan anlegen möchte – kein Problem! An Bord sind Hammer und Pflöcke, sodass ich festmachen kann, wo immer ich möchte. Auch ohne Hafen, in freier Natur. Mein Name ist übrigens Keller. Konrad Keller.“
„Konrad? Ein schöner Name. Dann nenne ich Sie Monsieur Konrad, d’accord?“ In die Leichtigkeit ihres Gesprächs mischte sich eine ernste Note, als sie anmerkte: „Sie sind allein unterwegs, ja?“
Keller nickte, ohne sich weiter zu erklären.
„Und Sie kommen klar?“
„Komisch, dass ich das immer wieder gefragt werde. Falls Sie auf eine ausgewogene Ernährung abzielen sollten, lautet die Antwort eindeutig: Ja“, sagte er augenzwinkernd. „Ich verfüge über eine voll ausgestattete Kombüse mit Gasherd, Ofen, Kühlschrank, Töpfen, Pfanne und Geschirr. Und meine Zutaten besorge ich mir frisch und landestypisch auf dem Markt oder in Geschäften entlang meiner Route.“
Die Kellnerin setzte zu einer weiteren Frage an, doch eine Dame mit Hund, die zwei Tische weiter Platz genommen hatte, winkte nach ihr.
Mit entschuldigender Geste beendete die junge Frau die nette Plauderei. Keller ließ sie ziehen und griff zu dem ofenwarmen Croissant, dessen betörender Duft ihm schon die ganze Zeit in die Nase gestiegen war. Gerade wollte er hineinbeißen, als sich sein Handy meldete. Keller rückte seine Gleitsichtbrille zurecht, um die angezeigte Nummer ablesen zu können: Burkhard, sein Zweitgeborener. Keller wunderte sich ein wenig über diesen Anruf, denn um diese Uhrzeit war Burkhard gewöhnlich viel zu beschäftigt, um mit seinem alten Vater zu telefonieren.
„Sind dir die Patienten ausgegangen?“, neckte Keller seinen Sohn.
„Ganz im Gegenteil!“, meldete sich der Junior mit warmer Brummbärenstimme. „Vorm Sprechzimmer warten zwei Kaninchen, drei Hunde, eine Katze und sogar ein Leguan. Nicht zu vergessen ein asthmatischer Wellensittich. Rushhour!“
„Dann erstaunt es mich umso mehr, dass du mich anrufst. Was kannst du für den Sittich tun?“
„Im Zweifelsfall stecke ich ihn ins Sauerstoffzelt.“
„So was gibt es für Vögel? Ist das nicht etwas aufwendig und übertrieben?“
„Für das Tierwohl ist den Herrchen und Frauchen nichts zu aufwendig.“
„Und nichts zu teuer.“
„Nun ja, ich kann nicht klagen.“
Nach einigem Geplänkel über Burkhards Tierarztpraxis kam sein Sohn auf den eigentlichen Grund seines Anrufs zu sprechen. Wie es dem Vater gehe, wollte er wissen, ob seine Reise nach Plan verlaufe und er gut auf sich achte.
Bei der letzten Frage kam der Mediziner in ihm durch, dachte sich Keller schmunzelnd und antwortete brav: „Meine Kombüse ist gefüllt, inklusive reichlich Vitaminen in Form von Obst. Besonders die Honigmelonen haben es mir angetan: ein Aroma vom Feinsten. Und als Skipper bin ich unschlagbar. Ich beherrsche inzwischen sogar die gängigen Seemannsknoten.“
„Das freut mich zu hören. Ich hoffe, bei den Melonen handelt es sich nicht um Supermarktware. Denn das wäre eine Sünde bei dem frischen Angebot, das es auf den Märkten in Südfrankreich gibt.“
„Solange ich hier bin, habe ich noch keinen Fuß in einen supermarché gesetzt – obwohl auch diese ausgezeichnete Qualität bieten.“
„Abgesehen vom Obst, was kommt sonst auf deinen Teller? Würdigst du die lokalen Spezialitäten? Saucisse de Toulouse, diese köstliche Bratwurst, oder Poulet basquaise, Hähnchenkeule mit Estragon und viel Knoblauch. Schon probiert? Was würde ich dafür geben, jetzt bei dir sein zu können!“
„Du scheinst dich ja ausgiebig mit meinem Urlaubsland befasst zu haben.“
„Zumindest mit den lukullischen Aspekten. Du weißt ja, dass das mein großes Hobby ist.“
„Ja, wenn du nicht in deiner Praxis stehst, dann am Herd oder vorm Grill“, meinte Keller und hatte seinen gut genährten Sohn dabei bildlich vor Augen. „Wie dem auch sei, ich lasse es gemütlich angehen und habe immer einen vollen Magen. Alles in allem geht es mir gut.“
„Aber?“ Burkhards kurze Nachfrage verriet Keller, dass sein Sohn ihn durchschaut hatte. Er schien es im Gespür zu haben, dass Konrad Keller sich nicht darauf beschränkte, den lieben langen Tag über Frankreichs schönste Wasserstraße zu schippern. „Da ist doch noch mehr. Die ersten Tage hast du jeden Abend eine Nachricht geschickt – seit gestern herrscht Funkstille.“
„Na und? Du hast dich früher bei Klassenfahrten auch nicht regelmäßig bei uns gemeldet.“
„Inge meint jedenfalls, dass da was faul ist. Und dass ich besser mal bei dir anrufen sollte.“
„Was deine Frau nur immer denkt …“
„Also hat sie recht!“
Keller stieß einen tiefen Seufzer aus. Gegen den Instinkt seiner Schwiegertochter kam er nicht an. Und so erzählte er Burkhard, was am Abend zuvor vorgefallen war, woraufhin erst einmal Schweigen herrschte.
„Burkhard, bist du noch dran?“, erkundigte sich Keller.
„Ja“, kam es knapp durch den Hörer. „Es war abzusehen, dass du wieder einmal in irgendetwas Kriminelles verwickelt bist, Paps.“
„Was soll das denn heißen?“
„Genau das, was ich gesagt habe“, antwortete Burkhard mit strengem Unterton.
„Na, hör mal! Ich bin in gar nichts verwickelt. Da ist ein fremder Kerl auf mein Boot gesprungen, und ich habe etwas nachgeholfen, damit er nicht weiterkommt. Das war alles.“
„Ich hoffe, du lässt diese Sache damit auf sich beruhen.“
„Eigentlich hatte ich das vor. Andererseits interessiert es mich, wie sich diese Sache, wie du sie nennst, weiterentwickelt. Zumal es aus meiner Sicht einige Ungereimtheiten gibt.“
„Was für Ungereimtheiten?“, fragte Burkhard leicht gereizt.
„Wenn ich das richtig sehe, handelt es sich im Grunde genommen um einen Einbruch. Doch der klassische Einbrecher ist normalerweise kein Gewaltverbrecher, sondern haut ab, wenn er erwischt wird. Ein Dreifachmord passt da nicht ins Bild.“
„Kann ja sein, aber das hat dich nicht zu interessieren. Dafür ist die französische Polizei zuständig, und du bist in Rente.“
„Auch ein Pensionär darf sich so seine Gedanken machen, oder? Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass dieser Fall nicht ganz so glasklar ist, wie es die zuständige Kommissarin gern hätte.“
Burkhard legte ihm erneut nahe, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen und sich rauszuhalten. „Vergiss es, Paps. Kümmere dich nicht darum, und genieß stattdessen deinen Urlaub.“
„Das tue ich bereits. Ich sitze in einem wunderschönen Café mit lauter entspannten Leuten um mich herum und habe einen tollen Blick auf den Marktplatz. Trotzdem kann ich nicht ausschließen, dass man von offizieller Seite noch einmal auf mich zukommen wird. Immerhin war es mein Schiff, auf das Karim sich geflüchtet hat“, gab Keller zu bedenken.
„Es ist nicht dein Schiff, sondern ein gemietetes Boot. Wie du gerade selbst gesagt hast, war es Zufall, dass der Mann bei dir gelandet ist. Du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen. Deine Aussage hast du doch schon zu Protokoll gegeben, also bist du aus dem Schneider. Außerdem …“
„Außerdem was?“
„Außerdem bist du für solche Dinge einfach zu alt.“
Keller zuckte zusammen, diese Feststellung seines Sohnes hatte ihn getroffen. Da war es wieder: das bittere Gefühl, zum alten Eisen zu gehören. Nicht mehr gebraucht zu werden. Seit dem Tag seiner Pensionierung hatte Keller damit zu kämpfen, und sämtliche Freuden eines pflichtbefreiten Rentnerlebens konnten ihn nicht über seine plötzliche Bedeutungslosigkeit hinwegtrösten.
Seine Stimmung war entsprechend gedrückt, als er das Frühstück beendete und überlegte, wie er den Rest des Tages verbringen sollte. Bisher hatte er nur wenig von der Stadt gesehen und bloß oberflächliche Eindrücke gesammelt. Über Mittag, wenn die Sonne im Zenit stand und die Luft in der Hitze flirrte, wäre ein Museumsbesuch angeraten. Er hatte sich bereits erkundigt: Es gab eine Mittelalterschau, eine Militärausstellung und das Musée des Beaux-Arts, das ganz den schönen Künsten gewidmet war.
Helga hätte nicht lange überlegen müssen und sich für das Kunstmuseum entschieden, aber ohne sie tendierte Keller eher zum Mittelalter. Doch ihm fehlte ganz einfach der Elan. Er verspürte wenig Lust, sich aufzuraffen und noch einmal den Hügel zur Cité hinaufzusteigen, wo die Ausstellung untergebracht war.
Unschlüssig, wie er momentan war, ließ er sich in dem Menschenstrom treiben, der ihn erneut ins Getümmel des Marktplatzes zog. Mittlerweile hatte sich das Bild komplett verändert. Touristen aus aller Herren Länder drängten sich in den engen Gängen zwischen den Verkaufswagen. Auch der Geräuschpegel war enorm. Keller fing Gesprächsfetzen in Englisch, Niederländisch, Spanisch und Deutsch auf, aber kaum noch Französisch.
Er schwamm im Strom der Urlauber bis zur Schlemmermeile, als ihm die Idee kam, sich Zutaten für sein Mittagessen zu besorgen. Worauf hatte er Appetit? Leicht sollte es sein, leicht und bekömmlich. Vielleicht ein Salat, zu dem er sich eine Handvoll Shrimps braten würde. Oder frischer Fisch? In Wein gedünstet mit ein paar Kräutern, das ging immer. Inzwischen beherrschte er die Zubereitung solcher einfachen Speisen recht gut. Jahrzehntelang hatte er Helga beim Kochen über die Schulter geguckt und höchstens mal beim Kartoffelschälen geholfen. Trotzdem hatte er gelernt, welche Tricks und Kniffe nötig waren, um aus gewöhnlichen Zutaten einen Gaumenschmaus zu kreieren, denn Helga hatte ihm bereitwillig immer wieder erklärt, was bei einem Rezept zu beachten war und was man tunlichst unterlassen sollte. Vielleicht hatte sie sein Interesse am Kochen ganz bewusst gefördert, weil sie in den letzten Monaten ihren viel zu frühen Tod geahnt hatte und ihn gut versorgt wissen wollte?
Dieser Gedanke machte Keller noch trübseliger. Er bemühte sich, die Mundwinkel nicht hängen zu lassen, und richtete die Aufmerksamkeit auf seine Umgebung, um sich von der guten Laune der Marktbesucher anstecken zu lassen. Vor ihm in der Schlange am Fischstand unterhielt sich eine – dem Klang nach – schwäbische Familie mit zwei heublonden Kindern darüber, ob die im Eisbett ausgelegten Doraden, Meerbarben und Seehechte denn wirklich echt seien und nicht aus Plastik. Und wie grauslich die großen Hummer und Langusten aussähen! „Igitt! Die leben ja noch!“, rief eines der Kinder entsetzt.
Dies entlockte Keller immerhin ein Schmunzeln, und er überlegte, für was er sich entscheiden sollte. Das war nicht einfach. Der Étang de Thau beherbergte die weitläufigsten Austernbänke der Welt, und über die Fischereihäfen war fangfrisch alles verfügbar, was das Mittelmeer zu bieten hatte. Auf Märkten wie diesem wurde der Fisch in einer Güte angeboten, wie es in Deutschland abseits von Nord- und Ostsee nicht möglich war – und gerade dieses enorme Angebot machte für Keller die Entscheidung nicht leicht.
Während er noch überlegte, sah er, wie eines der beiden Kinder in die Handtasche der Mutter fasste und, von dieser unbemerkt, eine kleine Kamera herausholte. Das Mädchen wollte offenbar ein Foto von den Hummern machen, stellte sich jedoch so ungeschickt an, dass der Fotoapparat auf den Boden fiel. Die Mutter fuhr erschrocken herum und sah ihre beiden Kinder vorwurfsvoll an. Ihr Verdacht fiel auf den Jungen, doch der wedelte aufgeregt mit den Armen und schrie: „Das war ich nicht! Ich bin es nicht gewesen!“ Die Mutter hob die Kamera auf und stellte fest, dass sie den Sturz heil überstanden hatte, womit die Sache für sie erledigt war.
Nicht aber für Keller, denn diese kurze Episode – so unbedeutend sie für die Beteiligten gewesen sein mochte – hatte erneut die Erinnerung an das gestrige Geschehen in ihm wachgerufen. Ihm fiel ein, was Karim Abdelaziz ihm zugerufen hatte. Es waren fast die gleichen Worte gewesen, wie sie der Junge soeben verwendet hatte – und der war tatsächlich unschuldig.
Das gab Keller zu denken und stachelte gleichzeitig seinen Ehrgeiz an. Sein Mittagessen war ihm plötzlich gleichgültig. Er verließ die Warteschlange und beschloss, die Warnung seines Sohnes in den Wind zu schlagen. Statt darauf zu warten, ob sich die Polizei noch einmal bei ihm meldete, wollte er das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Als Erstes würde er Madame le commissaire aufsuchen, um sie persönlich nach dem Stand der Dinge zu fragen.
Er hatte den Entschluss gerade gefasst, als er noch einmal an dem netten Frühstückscafé vorbeikam und die freundliche Kellnerin erblickte. Spontan ging er auf sie zu und erkundigte sich bei ihr nach der Adresse der Police nationale.
Die sympathische junge Frau erklärte ihm etwas umständlich, dass seine Frage nicht so einfach zu beantworten sei: „L’hôtel de police de Carcassonne liegt in der Stadtmitte zwischen der Brasserie A 4 Temps und la cathédrale Saint-Michel.“
„Prima, das sind ja nur ein paar Minuten von hier.“
„Ja und nein. Dort wird nämlich gerade renoviert. Deshalb wurde die Polizei vorübergehend in einen Vorort umquartiert.“
„Auch recht. Wie komme ich dort hin?“
„Es ist außerhalb, zu Fuß schaffen Sie das nicht. Und öffentlich ist es schwer zu erreichen, zumal heute die Busfahrer streiken. Sie könnten natürlich ein Taxi nehmen, wobei es leicht passieren kann, dass man Sie übers Ohr haut.“ Die Bedienung sah ihn mit bedauernder Miene an, während sie nach einer Lösung für ihren Gast suchte.
Dann hellten sich ihre Züge auf. „Wie wäre es mit einem Mietwagen? Mit dem können Sie sich auch gleich das Umland ansehen. Es ist wunderschön!“ Sie griff in ihre Serviertasche und reichte ihm die Karte eines Autovermieters. „Ein Freund von mir“, erklärte sie, „sein Büro liegt nur zwei Straßen von hier entfernt. Sie können es gar nicht verfehlen.“
Keller wendete die Karte in seiner Hand. „Meinen Sie, dass das eine gute Idee ist?“
„Unbedingt!“, versicherte die Kellnerin mit leuchtenden Augen. „Sagen Sie, Yvette hat Sie geschickt, dann macht Ihnen Joey einen Sonderpreis.“
3
Mit dem spritzigen Kleinwagen, einem Peugeot 208, kam Konrad Keller gut zurecht. Auch mit der französischen Fahrweise, die gerade im innerstädtischen Verkehr um einiges forscher war als in Deutschland, hatte er sich bald angefreundet. Im Zweifelsfall drückte er einfach einmal mehr auf die Hupe, wenn ihn in einem der zahllosen Kreisverkehre jemand zu schneiden versuchte. Dass viele der anderen Autos mit Beulen und Schrammen übersät waren, beunruhigte ihn nicht im Geringsten. Denn erstens war auch sein Leihwagen nicht mehr ganz makellos, und zweitens betrachtete Keller einen Wagen nicht als Statussymbol, sondern lediglich als Fortbewegungsmittel. Solange er anstandslos von A nach B kam, war er zufrieden.
Er hatte das provisorische Quartier der Police nationale bald erreicht und fand einen Parkplatz unmittelbar am Eingang des dreistöckigen Bürogebäudes, vor dem die Trikolore im Wind flatterte. Keller meldete sich beim Pförtner und bat darum, zu Madame Bardot vorgelassen zu werden.
Der Wachmann ließ sich seinen Personalausweis zeigen, nickte grimmig und fragte: „Was ist Ihnen gestohlen worden? Das Portemonnaie, eine Kameraausrüstung oder der Schmuck Ihrer Frau?“ Offenbar war er es gewohnt, dass Touristen wie Keller mit derartigen Anliegen bei ihm vorstellig wurden.
„Weder noch. Es geht um Mord“, antwortete Keller mit ernstem Ausdruck.
Daraufhin machte der Pförtner große Augen, winkte einen Kollegen heran und wies ihn an, den Gast unverzüglich ins Kommissariat zu bringen.
Wenig später befand sich Keller in Madame Bardots Vorzimmer, das genauso behelfsmäßig eingerichtet war wie das gesamte Gebäude. Zwar waren alle Möbel vorhanden, die zu einer Büroausstattung dazugehörten, doch stapelten sich an den Wänden halb volle Umzugskartons. Die Räume wirkten kahl, es gab weder Zimmerpflanzen noch Bilder an den Wänden. Auf Keller machte es den Eindruck, als betrachteten die Mitarbeiter das Gebäude als eine vorübergehende Bleibe, für die es sich nicht lohnte, sich häuslich einzurichten.
Ein Assistent erschien und bat ihn hölzern und ernst, einen Moment Platz zu nehmen, da Madame le commissaire gerade in einem Gespräch sei. Keller setzte sich auf einen Stuhl. Um sich die Zeit zu vertreiben, griff er nach einer bereitliegenden Zeitschrift, wie er es auch im Warteraum einer Arztpraxis getan hätte. Wie sich herausstellte, hatte er das Mitteilungsblatt einer Polizeigewerkschaft erwischt. Mit mäßigem Interesse blätterte er darin herum, behielt dabei jedoch die Umgebung im Auge.
Der Assistent stellte eine Wasserkaraffe und mehrere Gläser auf ein Tablett, das er in Madames Büro trug. Als er zurückkehrte, versäumte er es, die Tür hinter sich zuzuziehen, sodass Keller einen Blick hineinwerfen konnte. Er sah den zierlichen Rücken der Kommissarin und ihr gegenüber einen Mann, der Keller vage bekannt vorkam.
Keller legte die Zeitschrift beiseite und beugte sich etwas vor, um den Mann besser erkennen zu können, dann fiel es ihm ein: Es handelte sich um Richard La Croix, dessen Foto er in der Zeitung gesehen hatte. Der Mann, der seine gesamte Familie verloren hatte. Was für ein Schicksalsschlag! Keller mochte sich nicht ausmalen, welche Qualen La Croix in diesen Tagen durchleiden musste.
Interessiert war er aber doch. Also rückte Keller ein Stückchen näher und sah genau hin. Wie erwartet wirkte La Croix gebrochen und so verzweifelt, dass er Zuspruch von einer neben ihm stehenden Frau bekam, die ihm beruhigend die Hand auf den Arm legte. Seine nicht mehr ganz junge, aber attraktive Begleiterin trug ein elegantes anthrazitfarbenes Businesskostüm und hatte ihr brünettes Haar hochgesteckt. Keller rätselte, um wen es sich bei der Frau handeln könnte. Eine Verwandte, möglicherweise die Schwester von La Croix? Vom Alter her müsste es in etwa hinkommen.
Nachdem er seine Neugier befriedigt hatte, widmete sich Keller wieder seiner Zeitschrift. Kurz darauf verließen La Croix und die Dame im Kostüm das Büro und gingen achtlos an ihm vorbei. Keller fing den teuren Duft der Frau an La Croix’ Seite auf und fragte sich einmal mehr, wie es Französinnen fertigbrachten, auch im Alltagsleben so viel stilvoller aufzutreten als so manche Deutsche. Die Kellnerin aus dem Straßencafé hatte schon recht, wenn sie meinte, dass die Unterschiede zwischen den beiden Nationen augenfällig seien.
Er wartete ab, bis die Besucher verschwunden waren, dann folgte er dem Assistenten zu Madame le commissaire. Das Büro der Kripoleiterin war entsprechend ihrer Position groß, wurde von einer aufgeständerten Trikolore dominiert und war im Gegensatz zum Vorzimmer annähernd wohnlich eingerichtet. Zwar verrieten einige offen verlegte Kabel sowie auf dem Boden stehende Aktenordner, dass es sich auch hier nur um eine vorübergehende Bleibe handelte, doch der Anschein eines Chefzimmers blieb gewahrt. Weibliche Nuancen wie eine Vase mit Blumen und eine Glasstatuette auf der Fensterbank gaben dem Raum eine persönliche Note.
Madame Bardot, deren Vorname laut Türschild Béatrice lautete, schien über Kellers unerwarteten Besuch ehrlich erfreut zu sein. Als sie ihn im Türrahmen stehen sah, dauerte es nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie ihn erkannte. Mit herzlichem Lächeln kam sie auf ihn zu.
„Was führt Sie zu mir, Monsieur Keller?“, erkundigte sie sich, nachdem sie ihn zu einer Sitzecke mit Kunstledersesseln geführt hatte. Sie setzte sich ihm gegenüber und schlug die Beine übereinander. Heute trug sie statt ihrer Uniform ein hellgraues Kostüm, darunter eine himmelblaue Bluse. „Lassen Sie mich raten: Sie treibt die Neugierde, richtig? Ich habe gestern schon erkannt, dass Sie niemand sind, den eine solche Geschichte kaltlässt. Sie möchten wissen, wie es weitergeht. Das kann ich gut verstehen.“
„Ja“, gab Keller unumwunden zu und räumte sogleich ein, dass er ihr am gestrigen Abend eine nicht unwesentliche Information vorenthalten hatte: „Sie müssen wissen: Ich bin nicht bloß passionierter Rotweintrinker, sondern ebenfalls Polizist – Ex-Polizist. Aus beruflich bedingter Wissbegierde möchte ich gern hören, wie sich der Fall entwickelt. Und da bin ich ja nicht der Einzige.“ Béatrice Bardot sah ihn verwundert an, woraufhin Keller ausführte: „Der trauernde Richard La Croix erwartet sicherlich ebenso eine schnelle Lösung des Falls. Er war es doch, der da gerade aus Ihrer Tür kam?“
„Gut beobachtet, Kollege.“ Sie beugte sich vor und musterte ihn interessiert. „Darf ich fragen, in welcher Position Sie tätig waren?“
„Erster Hauptkommissar und Kommissariatsleiter beim K1, das ist bei uns zuständig für Mord und Gewaltverbrechen.“
„Nun ja, dann sind Sie gewissermaßen ein Experte.“
Keller registrierte, wie die deutlich jüngere Ermittlerin ihn taxierte. Was Madame le commissaire sah, war ein mittelgroßer, schlanker Mann mit kahlem Kopf und wachen Augen. Ein Aussehen, das ihm oft Vergleiche mit Captain Jean-Luc Picard aus Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert eingebrockt hatte. Auch mit seiner Drahtigkeit und Eloquenz ähnelte er angeblich dem Schauspieler Patrick Stewart. Für Keller war das Grund genug gewesen, sich eine ausdrucksstarke, schwarz geränderte Brille zuzulegen. Damit unterschied er sich wenigstens optisch von seinem prominenten Hollywood-Doppelgänger.
Béatrice Bardots Tonfall klang vertraulich, als sie sagte: „Bevor ich Ihre Frage beantworte, müssen Sie mir verraten, weshalb Sie so ein hervorragendes Französisch sprechen. Das ist ja nicht gerade üblich bei einem deutschen Touristen. Die meisten Ihrer Landsleute versuchen, mit Englisch durchzukommen.“
„Die Sprache liegt mir. Hat mir schon als Schüler gefallen. Ich habe jedes Austauschprogramm mitgemacht, das ich kriegen konnte. Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Hauptsächlich sind dafür Sylvie und Alain verantwortlich, zwei gute alte Freunde aus Grenoble. Wir kennen uns seit den Siebzigerjahren. Haben uns oft getroffen, um in den französischen Alpen gemeinsam zu wandern.“ Nachdem das geklärt war, hoffte Keller auf die versprochene Antwort.
„Ja, es war La Croix, den Sie soeben gesehen haben“, bestätigte Béatrice Bardot. „Ich musste ihn einbestellen und befragen. Keine angenehme Aufgabe, wie Sie sich vorstellen können. Ich hätte ihm das gern erspart.“
„So etwas gehört nun mal zu unserem Job“, merkte Keller mitfühlend an, denn er konnte sich sehr gut in ihre Lage hineinversetzen.
„La Croix ist verständlicherweise völlig am Boden zerstört. Die ganze Familie ausgelöscht – das haut selbst jemanden um, dem man nachsagt, in seiner politischen Arbeit über Leichen zu gehen. Im übertragenen Sinne, versteht sich. Ich nehme an, Sie sind inzwischen über La Croix’ gesellschaftliche Stellung informiert?“
„Ja. Ich habe über ihn gelesen: Er ist wohl die treibende Kraft bei La France d’abord! und auch als Industrieller eine große Nummer. Ein harter Schicksalsschlag, ohne Frage. Aber wie mir scheint, wird er bereits getröstet. Bei seiner charmanten Begleiterin handelt es sich um ein Familienmitglied?“
„Alle Achtung. Sie haben wirklich eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe, Kollege“, sagte Madame Bardot mit anerkennendem Schmunzeln. „Aber nein, das war keine Angehörige. Madame Bertrand ist Juristin. Sie leitet eine angesehene Kanzlei und ist seit vielen Jahren als Familienanwältin für das Haus La Croix tätig. Sie bietet bei solchen Gesprächen rechtlichen Beistand, ist ihm aber, wenn Sie so wollen, auch eine wichtige Stütze in schweren Zeiten wie diesen. Ebenso wie La Croix selbst drängt sie auf eine rasche Lösung, das haben Sie ganz richtig erkannt.“
„Ich bin gespannt, wie diese Lösung aussehen wird. Darf ich fragen: Wie ist das Ganze eigentlich abgelaufen? Sie sagten zwar, dass es sich um Raubmord handelte, und so steht es auch in der Zeitung, aber das erscheint mir nicht ganz schlüssig. Gestohlen wurde doch offenbar nichts. Oder habe ich da etwas überlesen?“
Béatrice Bardot betrachtete Keller abwägend. Wollte sie abschätzen, inwieweit sie ihn ins Vertrauen ziehen konnte? Ob sie so weit gehen sollte, dem Besucher Einblick in die Ermittlungsarbeit zu geben? Die Sichtprüfung schien positiv ausgefallen zu sein, denn sie gab sich einen Ruck und sagte: „Wir nehmen an, dass Karim Abdelaziz einen Bruch in der Villa vorhatte. Ob spontan oder geplant, das muss noch geklärt werden. Er ging wohl davon aus, dass er das Haus leer vorfindet, denn es war allgemein bekannt, dass Monsieur La Croix an diesem Abend einen Live-Auftritt im Fernsehen hatte. Vermutlich hatte Abdelaziz daraus gefolgert, dass auch die Familie im Studio sein würde.“
„Allgemein bekannt? War dieser Fernsehauftritt angekündigt?“, hakte Keller nach.
„Ja, es stand in der Zeitung. Außerdem lief es über verschiedene Social-Media-Kanäle, und auch der Sender selbst hat dafür getrommelt, denn La Croix gilt als Quotengarant. Seine Thesen mögen reißerisch sein, aber sie finden ihr Publikum.“ Béatrice Bardot räusperte sich. „Karim meinte also, freie Bahn zu haben, brach eines der hinteren Fenster auf und stieg ein. Dass die Villa verwaist sein würde, war ein Trugschluss, den Madame La Croix und ihre beiden Kinder mit dem Leben bezahlen mussten.“
„So könnte es gewesen sein“, bestätigte Keller, dem dieser Tathergang folgerichtig vorkam. „Monsieur La Croix hielt sich demnach in der Sendeanstalt auf, als es passierte, und konnte nichts tun, um seiner Familie zu helfen.“
„Nein, das konnte er nicht.“
„Ist dieser Sender weit entfernt? In einer anderen Stadt?“
„Es war der Lokalsender, hier in Carcassonne, allerdings am anderen Ende der Stadt. Monsieur La Croix fuhr nach der Übertragung zurück nach Hause und fand die Toten dort auf. Eine schreckliche Vorstellung.“
„Ja, das ist grausam“, sagte Keller. „Karim hatte die Villa zu diesem Zeitpunkt bereits wieder verlassen, nehme ich an.“
„Richtig. Er ist unmittelbar nach der Tat geflüchtet. La Croix traf kurz darauf ein, doch da war es bereits zu spät. Er konnte nichts mehr für seine Familie tun.“
Keller nickte, während er sich den Ablauf des verhängnisvollen Abends auszumalen versuchte. „Das klingt alles nachvollziehbar. Einfach und folgerichtig. Aber dass der Einbrecher überhaupt nichts mitgehen ließ …“ Keller blickte Béatrice Bardot fragend an.
Diese war um eine Antwort nicht verlegen: „Wahrscheinlich hat Karim den Kopf verloren, nachdem er die Familienangehörigen niedergeschossen hatte. Er ist schlichtweg in Panik geraten. Dafür sprechen die Bilder der Überwachungskamera, die zeigen, wie er ohne Beute und völlig überstürzt in den Garten flieht, durch dasselbe Fenster, durch das er wenige Minuten zuvor eingestiegen ist.“
„Zusammenfassend kann man also sagen, dass Karim im Fernsehauftritt von La Croix seine große Chance gewittert und dessen Abwesenheit für den Einbruch durch ein rückwärtiges Fenster genutzt hat. Dann hat er – für ihn überraschend – die Frau und ihre Kinder angetroffen, woraufhin er die Nerven verlor und schoss. Anschließend türmte er durch das Fenster, flüchtete Hals über Kopf ohne Beute und hielt sich den Rest der Nacht sowie den folgenden Tag über verborgen, bis man ihn gestern Abend in der Nähe des Hafens ausfindig machte und ihn auf meinem Schiff verhaftete. So weit korrekt?“
„Ja, ein glasklarer Fall. Nicht gerade eine große Herausforderung für einen Kriminalisten“, bemerkte sie mit einem wissenden Lächeln.
„Und nicht gerade ein Ruhmesblatt für die Verbrecherzunft. Für Karim hat sich die Sache jedenfalls nicht ausgezahlt“, stellte Keller fest.
„Nicht im Geringsten. Er hat den Job völlig vermasselt. Und zwar auf ganzer Linie, denn er trug bei dem Bruch nicht mal Handschuhe und hat haufenweise Abdrücke hinterlassen.“
„Ja, aber das muss nichts heißen“, merkte Keller an. „Die Diebe bei uns verzichten oft auch auf Handschuhe, weil sie wissen, dass diese belastend für sie sein könnten, falls sie hinterher geschnappt würden. Wer trägt bei sommerlichen Temperaturen schon Handschuhe – außer einem Langfinger? Manche ziehen stattdessen ein Paar Socken über die Hände, doch damit sind sie weniger fingerfertig.“
„Wie auch immer, Karim hat sich selten dämlich angestellt. Um den Fall abzuschließen, brauchen wir eigentlich bloß noch seine Unterschrift unter der Aussage.“
„Hat er denn schon gestanden?“, wollte Keller wissen. Nach dem kurzen abendlichen Kontakt hätte er Karim eher für einen Kämpfertyp gehalten, dessen Widerstand nicht so leicht zu brechen war. Doch vielleicht hatte er sich von Oberflächlichkeiten wie großem Bizeps und martialischen Tattoos täuschen lassen.
„Noch nicht, aber es kann nicht mehr lange dauern.“ Die französische Kommissarin gab sich optimistisch. „Wir stehen kurz davor, ihn zu knacken.“
Keller störte sich an der Wortwahl. „Wie darf ich das verstehen?“
„Ach, wissen Sie, ich selbst bin nicht die große Verhörexpertin, das übernimmt mein Kollege. Wahrscheinlich mangelt es mir an der nötigen Härte. Aber die scheint bei Kandidaten wie Karim Abdelaziz leider geboten zu sein.“ Mit diesen Worten erhob sie sich und sagte: „Wirklich schön, dass wir uns noch einmal gesehen haben. Ich hatte bisher nie das Vergnügen, einen Kollegen aus Deutschland kennenzulernen. Gern hätte ich länger mit Ihnen geplaudert, aber leider ruft die Pflicht.“
Wie aufs Kommando öffnete sich die Tür. Ein stiernackiger Beamter mit breitem Kreuz und düsterer Miene füllte den Rahmen.
„Wenn man vom Teufel spricht“, kommentierte Béatrice Bardot den Auftritt des Uniformierten. „Darf ich vorstellen: Marc Gauthier, mein Stellvertreter. Er wird Sie zum Ausgang begleiten.“ Mit diesen Worten brachte sie Keller zur Tür und reichte ihm die Hand. Ihr Händedruck war ungewöhnlich sanft für eine Frau in ihrer Position. Das mit der fehlenden Härte war offensichtlich nicht nur so dahingesagt, dachte er.
„Bringst du unseren Gast bitte zur Pforte, Marc?“, bat sie den Kollegen. „Monsieur Keller ist selbst ehemaliger Kriminaler und derjenige, der Karim für uns geschnappt hat.“
„Geschnappt ist übertrieben“, stellte Keller richtig. „Ich habe lediglich etwas nachgeholfen.“
Gauthier, dessen Bassstimme zu seinem ruppigen Äußeren passte, führte ihn durchs Vorzimmer zurück auf den Flur. „Das haben Sie gut gemacht“, lobte er Keller. „Ohne Ihre Hilfe wäre uns der Kerl vielleicht wieder entwischt. Aber jetzt kommt er uns nicht mehr aus.“
„Ich habe gehört, dass Sie ihn bald so weit haben, dass er gesteht?“, erwiderte Keller in der Hoffnung, sein bulliger Begleiter werde mehr preisgeben als die diskrete Vorgesetzte. Und tatsächlich ließ sich Gauthier nicht lange bitten.
„Ja, das dürfte nicht besonders schwierig sein. Wir haben genügend Indizien, die gegen ihn sprechen. Er tut sich keinen Gefallen, wenn er leugnet. Das wird er schon bald einsehen.“
„Wie werden Sie ihn zu dieser Einsicht bringen?“
„Unter uns Kollegen muss ich wohl kein Geheimnis daraus machen, dass wir auf effiziente Verhörmethoden setzen.“
„Das machen wir auch. Die Bandbreite psychologischer Hilfsmittel ist bekanntlich groß.“
„Psychologie überlasse ich Madame le commissaire, ich setze mehr auf handfeste Argumente. Damit hat man schneller Erfolg.“ Mit diesen Worten schlug Gauthier mit der Faust in seine offene Hand.
Keller blieb stehen und suchte im Gesicht des anderen nach Anzeichen von Ironie. Aber da war nichts.
„Gewaltanwendung im Verhör ist ja wohl auch bei Ihnen nicht erlaubt“, bemerkte er.
„Niemand legt Hand an. Aber was soll man machen, wenn ein Tölpel wie Karim vom Stuhl fällt und sich den Kopf anschlägt?“ Gauthier zuckte mit den Schultern und wollte weitergehen. Doch weil Keller ihn so bohrend ansah, sagte er noch: „Hand aufs Herz: Bei Ihnen gab es bestimmt auch Methoden, die über das Frage-und-Antwort-Spiel hinausgingen – und bei uns eben auch. Am Ende zählt das Ergebnis, nicht wahr?“
„Ich kann nicht für jeden meiner früheren Kollegen sprechen, aber für mich persönlich war so etwas tabu. Selbst wenn es einen mitunter in den Fingern gejuckt hat, galt die Devise: keine Gewalt.“
Prompt veränderte sich Gauthiers Miene, und er verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Ihnen nicht gefällt, was Sie hören, lassen Sie sich eines sagen: Ich arbeite seit über dreißig Jahren als flic in Südfrankreich, zehn lange Jahre davon in Marseille. Wissen Sie, was das bedeutet? Nein? Sie können mir glauben: Mit dieser Klientel kann man nicht anders umgehen. Die wollen es auf die harte Tour – und die bekommen sie von uns.“
„Diese Klientel?“
„Der Migrantenanteil im Süden ist hoch. Viele meinen, zu hoch. Denen gegenüber müssen wir klare Kante zeigen, wenn wir unsere Straßen einigermaßen sauber halten wollen. Das ist auch ganz im Sinne von Richard La Croix, der sich politisch für eine Stärkung der Polizei einsetzt. Leider kommt diese Initiative für ihn selbst nun zu spät. Seine Familie ist zum Opfer der überbordenden Gewalt in dieser Stadt geworden.“
Diese Ansichten entsprachen nicht Kellers Vorstellungen von Polizeiarbeit, und er hoffte inständig, dass dies auch nicht für Béatrice Bardot galt, denn damit landete man schnell bei Vorverurteilung und ungerechter Behandlung. Andererseits war ihm bewusst, dass er aus einer behüteten Gegend in Bayern kam und es ihm nicht zustand, Gauthiers Herangehensweise offen zu kritisieren. Also schwieg er auf dem Rest des Weges bis zum Haupteingang, wünschte Gauthier viel Erfolg bei seiner Arbeit und verabschiedete sich verhalten freundlich.
Keller hatte das Polizeigebäude schon beinahe verlassen, als ihm noch etwas einfiel. „Wie steht es eigentlich mit der Tatwaffe?“, fragte er Gauthier.
Dieser kräuselte die Stirn, sah aber keinen Anlass, die Frage nicht zu beantworten: „Laut unserer Ballistik stammen die Kugeln sehr wahrscheinlich aus einer Pamas G1, neun Millimeter Parabellum. Eine halb automatische Pistole aus Altbeständen der Gendarmerie oder der Marine, des Heeres oder der Luftwaffe. Von diesem Waffentyp waren beim Militär Hunderttausende im Umlauf, einige davon haben den Weg in schwarze Kanäle gefunden. Karim hat sie entweder geklaut oder illegal beschafft. Das ist keine Kunst, wenn man die richtigen Kontakte besitzt.“
„Haben Sie die Pistole bei ihm gefunden?“, erkundigte sich Keller. Es hatte ihn gewundert, dass Karim keine Waffe in den Händen hielt, als er an Deck seines Schiffes gesprungen war.
„Nein. Er wird sie bei seiner Flucht weggeworfen haben.“
„Schade. Die Pistole wäre ein starkes Indiz gewesen. Konnten Sie denn Schmauchspuren an seiner Hand feststellen?“
„Eine Nacht und einen Tag nach dem Mord? Als wir ihn nach seiner Flucht endlich geschnappt hatten, war in dieser Hinsicht nichts mehr zu holen. Aber keine Sorge, Monsieur commissaire à la retraite, wir werden diese Waffe finden. Und verlassen Sie sich darauf, dass sie Karims Fingerabdrücke tragen wird.“
Für Gauthier schien es nicht den geringsten Zweifel an Karims Schuld zu geben, stellte Keller fest und trat ins Freie. Die brennende südfranzösische Sonne erinnerte ihn schlagartig daran, wie weit entfernt er von seinem eigenen früheren Zuständigkeitsbereich war.
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