Frieden schließen mit dem Kind in uns Frieden schließen mit dem Kind in uns - eBook-Ausgabe
Wie wir uns von Einflüssen der Vergangenheit befreien
Frieden schließen mit dem Kind in uns — Inhalt
Während der Kindheit sammeln wir grundlegende Überzeugungen darüber, wie die Welt funktioniert und worauf es im Leben ankommt. Diese „Wahrheiten“ entscheiden später mit darüber, ob Paarbeziehungen gelingen, ob wir uns beruflich durchsetzen können, wie wir Konflikte lösen oder was wir im Leben für erstrebenswert halten. Der Einfluss nachteiliger Erfahrungen aus der Vergangenheit lässt sich aufheben, indem wir sie „umschreiben“: indem wir aus heutiger Perspektive heraus neue Bewertungen treffen, zu anderen Wahrheiten gelangen und so zu neuen, besseren Ansichten über das Leben finden. Michael Mary zeigt, wie das gelingt.
Leseprobe zu „Frieden schließen mit dem Kind in uns“
Vorwort
Vielleicht interessiert es Sie, wie ich zur Arbeit mit dem Inneren Kind kam und warum ich ein Buch zu diesem Thema schreibe. Das ist schnell erzählt.
Mitte der 1970er-Jahre begann ich mit Improvisationstheater, gab Workshops zu dieser Methode und trat als Mime auf. Da man bei solchen Improvisationen weder auf einen Text noch auf ein Drehbuch zurückgreifen kann, sondern ohne Vorgaben auf die Bühne geht, spielte ich sozusagen stets mich selbst. Nach einiger Zeit fielen mir bestimmte Muster auf, wiederkehrende Verhaltensweisen, die ich mir oder [...]
Vorwort
Vielleicht interessiert es Sie, wie ich zur Arbeit mit dem Inneren Kind kam und warum ich ein Buch zu diesem Thema schreibe. Das ist schnell erzählt.
Mitte der 1970er-Jahre begann ich mit Improvisationstheater, gab Workshops zu dieser Methode und trat als Mime auf. Da man bei solchen Improvisationen weder auf einen Text noch auf ein Drehbuch zurückgreifen kann, sondern ohne Vorgaben auf die Bühne geht, spielte ich sozusagen stets mich selbst. Nach einiger Zeit fielen mir bestimmte Muster auf, wiederkehrende Verhaltensweisen, die ich mir oder anderen gegenüber zeigte. Damit erwachte mein Interesse an Selbsterfahrung und Therapie. Ich wollte wissen, was hinter meinem Verhalten steht.
In den folgenden Jahren befasste ich mich sehr intensiv mit verschiedenen Formen der humanistischen Psychologie, die sich vor allem mit der Selbstentfaltung des Einzelnen befasst. Hierzu gehören beispielsweise Atemarbeit, Körper- und Gestalttherapien, Bioenergetik und Encounter-Gruppentherapie – also vor allem körperliche und emotionale Methoden der Selbsterfahrung. Später kam dann die Auseinandersetzung mit konstruktivistischen und systemischen Ansätzen hinzu. So entstand nach und nach meine eigene Arbeitsweise, die ich „Erlebte Beratung“ nenne.
Bei meinen Aktivitäten nahm die Erforschung des Einflusses, den die Vergangenheit auf mein Verhalten und meine Lebenserfahrungen ausübt, einen wichtigen Platz ein. Ich habe meine Geburt in verschiedenen Varianten durchlebt, die Spuren verfolgt, die Erziehung und Familie in meiner Wahrnehmung hinterließen, etliche Zwänge aufgedeckt, die mich in bestimmte Verhaltensweisen trieben, und verschiedene Möglichkeiten und Grenzen persönlicher Veränderung erkundet. Nicht nur beruflich, sondern auch durch private Einschnitte und Krisen war ich motiviert, mich mit der Vergangenheit und der Frage zu befassen, wie deren negative Einflüsse aufgehoben werden können.
Aufgrund dieser Erfahrungen darf ich mich als einen Pionier im Umgang mit dem Inneren Kind betrachten. Seit Beginn der 1980er-Jahre gebrauche ich diesen Begriff: einerseits im Zusammenhang mit der Arbeit an sich selbst, andererseits im Rahmen der Begleitung von Klienten in meiner Beratungspraxis. So entstand auch das 14-tägige Seminar Der Zyklus: Das Innere Kind, das ich zusammen mit meiner Frau, der Psychotherapeutin Henny Nordholt, 15 Jahre lang leitete und das sich intensiv mit Vergangenheitsbewältigung befasst. Mein erstes Buch, in dem ich das Thema aufgegriffen habe, erschien 1986, im Jahr 1999 folgte ein zweites.1
Meine Umgangsweise mit dem Thema hat nichts mit der in esoterischen Kreisen verbreiteten Idee der „Heilung des Inneren Kindes“ zu tun. Ich denke nicht, dass das Innere Kind krank ist und einer Heilung bedarf. Ich halte das sogar für Unsinn. Denn mit Krankheit oder einem falschen Leben haben die emotionalen Krisen des Lebens oftmals nichts oder nur wenig zu tun. Daher gefällt mir die Rede von der „Heilung“ des Inneren Kindes nicht. Denn hier deutet sich ein heilsversprechender Umgang mit dem Instrument „Inneres Kind“ und mit Gefühlszuständen an.
Wer davon ausgeht, sein Inneres Kind sei krank und müsse geheilt werden, der verspricht indirekt, emotionales Leiden wäre zukünftig vermeidbar. Diese Erwartung gehört zu den unerfüllbaren Glücks- oder Erlösungserwartungen unserer komplexen Zeit, sie ist Teil des leider sehr verbreiteten Machbarkeitsdenkens. Das Machbarkeitsdenken ist aber nicht deshalb so populär, weil man heute über besonders effektive Methoden im Umgang mit Problemen verfügen würde. Das glatte Gegenteil trifft zu. Man sehnt sich nach Machbarkeit, weil die Verhältnisse so ungeheuer komplex geworden sind und man deshalb immer weniger „machen“, also planen und strategisch angehen kann.
Worauf es ankommt, ist also nicht die „Heilung“ der Gefühle, sondern ein Umgang mit Gefühlen, der es dem Einzelnen ermöglicht, Konflikte zu bewältigen und mit sich selbst in Übereinstimmung zu gelangen. Es geht darum, nachteilige Folgen eines in der Vergangenheit entstandenen Weltbegreifens aufzuheben. Vorausgreifend würde ich formulieren: Was damals zu tun sinnvoll war, ist heute oft schädlich. Und was damals besser nicht getan wurde, will heute getan werden.
Inzwischen hat der Begriff „Inneres Kind“ Karriere gemacht, es gibt etliche Bücher dazu und der Umgang mit dem Inneren Kind ist in einigen therapeutischen Schulen etabliert. Auch die Wissenschaft hat sich mittlerweile dem Standpunkt angenähert, dass in frühester Kindheit, bei der Geburt und vor allem in den ersten Lebensjahren gemachte Erfahrungen prägend für ein ganzes Leben sind. Es wird inzwischen sogar von einer „pränatalen Prägung“ durch vorgeburtliche Eindrücke ausgegangen.
Aber auch in der Gesellschaft ist das Thema mittlerweile angekommen, und daher möchte ich in diesem Buch alles zum Inneren Kind vermitteln, was mir aus meiner knapp vierzigjährigen Erfahrung heraus wichtig und bedeutsam erscheint. Begeben wir uns also auf die Spur des Inneren Kindes.
Das Innere Kind – eine Annäherung
Was soll das sein, ein „Inneres Kind“? Gibt es so etwas? Und wenn ja, wo soll es sich aufhalten? Schiebt man jemanden in einen Computertomografen, dessen Bilder scheibchenweise Auskunft über das Innere unseres Körpers geben, ist nirgendwo ein Inneres Kind zu finden. Es verbirgt sich weder im Körper noch im Gehirn eines Menschen. Der Ort, an dem es sich aufhält, ist die Psyche.
Die Psyche bestimmt, wie sämtliche Wahrnehmungen gedeutet werden, sie bestimmt, was man für wahr hält und für sinnvoll erachtet und sie legt fest, wie man sich aufgrund dessen verhält. Die Psyche bestimmt über die Haltungen, die jemand sich selbst, den Menschen und der Welt gegenüber einnimmt und sie bestimmt über alle Handlungen, die jemand tätigt. In der Psyche werden sämtliche Weichen des individuellen Lebens gestellt. Sie ist jener bedeutsame Ort, an dem ein Mensch über sein Leben entscheidet – zumindest, soweit er das selbst beeinflussen kann.
Die Psyche kann ihre Festlegungen allerdings weder willkürlich noch beliebig treffen. Sie ist für ihre Beurteilungen und Anweisungen auf Erfahrungen angewiesen. Diese Erfahrungen nehmen ihren Anfang bereits mit der Zeugung eines Menschen, durch hormonelle Einflüsse auf den Organismus, und sie setzen sich während und nach der Geburt fort. Am bedeutsamsten jedoch sind die prägenden Eindrücke der ersten Lebensjahre. Jener Jahre, in denen ein Mensch versteht, wie das Leben ist.
Wie ist das Leben? Wie funktioniert es? Worauf kommt es dabei an? Wie muss man sich darin verhalten? Muss man sich im Leben anstrengen? Muss man sich anpassen? Vernünftig sein? Muss man kämpfen? Ist man liebenswert? Darf man sich zeigen, wie man ist? Welche der im Lauf einer individuellen Entwicklung gewonnenen Überzeugungen sind wahr oder unwahr, richtig und falsch, welche der dazugehörigen Haltungen erweisen sich als hinderlich oder Leid bringend? An welchen sollte man festhalten, welche aufgeben?
Solche Fragen sind objektiv nicht zu beantworten. Zum einen hängt die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit eines Verhaltens von den konkreten sozialen Umständen ab. Und zum anderen wird jedes Individuum diese Fragen anders beantworten, die Antworten lassen sich nicht verallgemeinern. Nur eines steht mit Sicherheit fest: Viele grundlegende Wahrheiten und Überzeugungen über das Leben, die sich unter den Umständen der Kindheit in der Psyche festgesetzt haben, sind im Erwachsenenleben noch wirksam.
Insofern verfügt jeder Mensch über ein Inneres Kind. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass sich bei jedem in der Kindheit die grundlegenden psychischen Strukturen bildeten, auf die er sein Leben aufbaut. Diese psychischen Strukturen bestehen aus Erwartungen. Man glaubt zu wissen, wie das Leben funktioniert, man erwartet, was einen erwartet und weiß deshalb, wie man sich zu verhalten hat. Man glaubt zwar nur, all dies zu wissen, das jedoch mit felsenfester Gewissheit. Und merkt nicht, wie man vergangene Erfahrungen wiederholt, die man nur deshalb für wahr hält, weil man sie wiederholt.
Wer beispielsweise glaubt, dass man sich im Leben anstrengen muss, der wird irgendwann müde, erschöpft und leer sein, weil er sich permanent überfordert. Dieser Zustand ist dann Beleg für die Überzeugung, das Leben sei anstrengend. Wer glaubt, dass man sich anpassen muss, wird sich verleugnen und die Erfahrung machen, hintanzustehen. Was ihm wiederum beweist, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als sich anzupassen. Wer glaubt, nicht liebenswert zu sein, wird andere meiden und daher kaum Bestätigung erfahren, was nur belegt, nicht liebenswert zu sein. Wer glaubt, kämpfen zu müssen, wird Gegner suchen und finden und dann erfahren, dass sein Leben ein ständiger Kampf ist.
Man kann also sagen: Was man über sich, die Menschen und das Leben glaubt, hat die fatale Tendenz, sich zu bewahrheiten.
Das Vertrackte an diesen mitgebrachten, scheinbaren Wahrheiten des Lebens ist, dass sie unbewusst wirken: Man kann die eigenen psychischen Strukturen nicht unmittelbar erkennen. Man kann sie meist nur anhand ihrer Wirkungen identifizieren, anhand der Spuren, die sie im Leben hinterlassen und anhand der Folgen, die sie herbeiführen: Wenn man sich zum Beispiel in irgendeiner Sackgasse befindet, wenn man schlecht mit sich, dem Lebenspartner, den Menschen oder der Welt klarkommt.
Die Folgen solcher unbewusst reproduzierten Verhaltensweisen, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben, zeigen sich in eingeschränkter Lebensfreude, in öder Langeweile oder quälenden Sinnfragen, in sich wiederholenden unerfreulichen Lebenslagen, im Getriebensein, in unerfüllten Sehnsüchten oder in Lebenskrisen. Wer von solchen Folgen betroffen ist und ahnt, dass seine Vergangenheit sein gegenwärtiges Leben erschwert, für den ist es sinnvoll, sich mit dem Inneren Kind zu befassen. Denn der Umgang mit dem Inneren Kind bietet die Möglichkeit, sich von den Lasten der Vergangenheit zu befreien. Es geht darum
- zu erkennen, wo und wie das Innere Kind Einfluss auf das Leben nimmt;
- nachzuvollziehen, wie man bestimmte Lebenserfahrungen aufgrund psychischer Mechanismen wiederholt;
- nachteilige Deutungen, Überzeugungen und Wahrheiten aufzuspüren, die sich in der Kindheit gebildet haben und bis heute wirken;
- bestimmte psychische Strukturen auf gedanklicher, emotionaler und körperlicher Ebene aufzulösen und
- die Vergangenheit durch eine Neubewertung „umzuschreiben“.
Mit anderen Worten: Es geht darum, im Umgang mit dem Inneren Kind zu besseren Lebenshaltungen und mehr Lebensglück zu finden.
Mit diesen Punkten werden wir uns im Folgenden beschäftigen. Im zweiten Teil des Buchs stelle ich Ihnen dann verschiedene Übungen vor, mit denen Sie eigene Erfahrungen mit dem Inneren Kind machen und diese schrittweise vertiefen können. Dabei wünsche ich Ihnen viele gute Erkenntnisse und Erfolg.
Teil I
Wie das Innere Kind Einfluss auf die Welt und das Leben nimmt
Bevor ich detailliert beschreibe, wie das Innere Kind Einfluss auf unser Leben nimmt, möchte ich kurz auf zwei Aspekte eingehen. Erstens auf die Frage, ob das Innere Kind auch positive oder nützliche Seiten hat. Zweitens möchte ich andeuten, wie umfassend die private und öffentliche Welt vom Wirken Innerer Kinder geprägt ist. Das Thema betrifft, direkt oder indirekt, jeden Einzelnen.
Ein Inneres Kind ist kein Makel, es hat nichts damit zu tun, nicht erwachsen zu sein. Der Begriff „Inneres Kind“ repräsentiert die emotional dominierte Wahrnehmung, die Gefühlswelt eines Menschen, und Gefühle sind nie erwachsen. Was sollte an Lachen, Tanzen oder Singen, an Fröhlichkeit und Glücksgefühlen „erwachsen“ oder „vernünftig“ sein? Ebenso an Traurigkeit, Wut, Enttäuschung und Ängsten? Wir alle sind in vieler Hinsicht Kinder, weil wir Gefühle haben, und das Innere Kind begleitet unser Leben bis zum letzten Atemzug.
Der Einfluss der Gefühlswelt des Menschen auf das Leben ist enorm. Und diese Gefühlswelt ist von den ersten Lebenserfahrungen des Kindes geprägt, das wir einmal waren. Was Erwachsene anstreben, was sie vermeiden wollen, welchen Beruf sie wählen, welche Befürchtungen und Sehnsüchte sie hegen, ihr gesamtes Tun, ihre Ziele und ihr Verhalten – all das hängt wesentlich von den ersten Lebenserfahrungen ab.
Die Frage ist nun: Wozu sollte man sich mit dem Inneren Kind befassen, wenn die Vergangenheit so prägend ist? Man kann sie ja nicht mehr ändern! Doch, man kann die Vergangenheit ändern! Natürlich lassen sich vergangene Ereignisse nicht verändern, wohl aber die Schlussfolgerungen, die daraus für das Leben gezogen wurden. Sie lassen sich verändern, im Kontakt mit dem Inneren Kind.
Wer in Kontakt mit dem Inneren Kind tritt, wird feststellen, dass es sowohl negative als auch positive Seiten gibt. Die Gefühlswelt eines Menschen kann unterschiedliche Färbungen aufweisen. Sie kann „dunkel“ oder „hell“ gefärbt sein – je nachdem, ob sich beispielsweise Erfahrungen des Ungeliebtseins oder des Geliebtseins eingeprägt haben.
Dort, wo die Gefühlswelt dunkle Stellen aufweist, werden sich die betreffenden Prägungen nachteilig auf das Leben des Erwachsenen auswirken. „Dunkle“ Kindheitserfahrungen lassen zwei entgegengesetzte Konsequenzen zu. Entweder findet man sich mit ihnen ab, oder man geht dagegen an, um einen emotionalen Mangel auszugleichen. Beides wirkt sich nachteilig auf das Leben von Erwachsenen aus. Wer als Kind beispielsweise wenig Anerkennung erfuhr, der konnte daraus den Schluss ziehen: „Ich bringe ohnehin nichts zustande, also brauche ich es gar nicht zu versuchen“, oder sich im Gegensatz dazu vornehmen: „Ich werde euch zeigen, wozu ich fähig bin!“ Die erste Konsequenz bedeutet Resignation, die zweite Verbissenheit. Wer als Kind beispielsweise viel Unterdrückung erfuhr, konnte das entweder hinnehmen: „Man zieht ja doch den Kürzeren“, oder sich dagegen auflehnen: „Ich werde zurückschlagen.“ Die erste Konsequenz bedeutet Sichabfinden, die zweite endlosen Kampf.
„Helle“ Kindheitserfahrungen machen sich weniger auffällig im Erwachsenenleben bemerkbar, als Kompensationsversuche es tun. Dort, wo er sich als Kind geliebt und anerkannt fühlte, ist der spätere Erwachsene in Übereinstimmung mit sich. Er braucht sich und der Welt nichts zu beweisen, er braucht keinen Mangel auszugleichen. Er kann sich mit den „kleinen Dingen“ des Lebens befassen. Er kann kreativ sein, sich freuen, er kann trauern, er kann mitfühlen und sich auf Liebe einlassen. Jeder Einzelne hat helle und dunkle Erfahrungen gemacht, und daher wirkt sich das Innere Kind sowohl positiv als auch negativ auf sein Leben aus.
Weil jeder von uns diese Erfahrungen gemacht hat, begegnet man Inneren Kindern auch auf Schritt und Tritt. Man braucht sich nur unseren Umgang mit den Ressourcen des Planeten anzusehen, um zu erkennen, dass die Welt nicht von Vernunft, sondern von emotionalem Verhalten bestimmt ist. In der Politik, der Wirtschaft, der Kultur – überall treiben sich Innere Kinder herum.
Was hat beispielsweise Gerhard Schröder dazu bewogen, mit den Worten: „Ich will da rein!“ am Zaun des Kanzleramts zu rütteln? Was treibt den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu seinem besessenen Tun? Viele Wirtschaftsführer, Unternehmer, Politiker und nicht zuletzt religiöse Oberhäupter sind getrieben – von der Sucht nach Macht und Bedeutung. Dabei ist viel Verstand im Einsatz, aber in wessen Auftrag? Im Auftrag von Emotionen, im Auftrag Innerer Kinder.
Man muss nur sehen, wie Donald Trump andere Politiker wegrempelt, um zu begreifen, dass da ein Kind an den Hebeln der Macht sitzt. Man muss nur das Treiben an den Börsen und in den Unternehmen verfolgen, die rastlose Sucht nach mehr – mehr Geld, mehr Größe, mehr Bedeutung –, um den emotionalen Mangel zu ahnen, der dieses Verhalten antreibt. Man muss sich nur die Missbrauchsskandale in der Medienbranche oder den Kirchen vor Augen halten, wo emotional hungernde Männer ihre Bedürfnisse auf Kosten anderer durchsetzen.
Menschen werden von Gefühlen getrieben, in erster Linie von Ängsten. Hinter dem großen Poker um Macht und Milliarden sind Innere Kinder auf der Suche nach Anerkennung, Bewunderung, Reichtum und Bedürfnisbefriedigung. Aber nicht nur die anderen, auch wir selbst werden von Gefühlen bestimmt, von unseren Inneren Kindern.
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