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Gebrauchsanweisung fürs SegelnGebrauchsanweisung fürs Segeln

Gebrauchsanweisung fürs Segeln Gebrauchsanweisung fürs Segeln - eBook-Ausgabe

Marc Bielefeld
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— Spannendes Geschenk für Segler

„Nach der Lektüre ist man wie vom Wind getrieben und möchte augenblicklich auf ein Segelboot, um all die beschriebenen Facetten auskosten zu können. Ein Buch sowohl für Segelanfänger als auch für jene, die schon den einen oder anderen Törn miterleben durften.“ - bn Bibliotheksnachrichten (A)

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Gebrauchsanweisung fürs Segeln — Inhalt

Vom Glück, mit dem Wind unterwegs zu sein
Warum segelt ein Boot überhaupt? Welche Klassen vom Finn-Dingi bis zum Superkatamaran gibt es? Und was ist eine Windhutze? Marc Bielefeld, der den festen Wohnsitz regelmäßig gegen sein Segelschiff eintauscht, weiß alles über das Leben auf dem Wasser: von wundersamen Begriffen wie „Schwalbennester“, „Schapps“ und „Stagreiter“; von Seekarten, Sonnenaufgängen und Hafenpinten.

„Für Marc Bielefeld gibt es keinen besseren Ort zwischen Himmel und Erde als sein Boot.“ Die Welt 

Er trifft Blauwasser- und Tourensegler, Offshore Racer und Spießerjachties. Und erinnert sich an Begegnungen mit Dhauseglern in Arabien, Weltumseglern am Kap Horn und den Profis des America’s Cup, die alle eins gemeinsam haben: den Wind als einzigen Antrieb. Am Ende wird man nie mehr vergessen, wo Backbord und Steuerbord liegen, und sich wünschen, endlich selbst an der Pinne zu sitzen.

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 01.04.2016
224 Seiten, Flexocover mit Klappen
EAN 978-3-492-27672-6
Download Cover
€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 01.04.2016
224 Seiten
EAN 978-3-492-97296-3
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Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung fürs Segeln“

Sturm und Poesie

Segeln ? Beginnen wir gleich mit den Verrückten, den Hasardeuren.

Ich hatte einmal das Glück, zum südlichsten Zipfel Südamerikas reisen zu dürfen. Dorthin, wo das Land endet und die Polarsee beginnt. Nach endlosen Stunden und vier Flügen um die halbe Erde landete ich in dem argentinischen Ort Ushuaia, einem Haufen schiefer Holzhäuser, der an den Ausläufern der Cordillera Darwin klebt. Berge im Rücken, Meer vor der Nase.

Ich stieg aus dem Flugzeug, und schon wehte mir der eiskalte Wind um die Ohren. Im Ort wackelten die Autos und zitterten [...]

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Sturm und Poesie

Segeln ? Beginnen wir gleich mit den Verrückten, den Hasardeuren.

Ich hatte einmal das Glück, zum südlichsten Zipfel Südamerikas reisen zu dürfen. Dorthin, wo das Land endet und die Polarsee beginnt. Nach endlosen Stunden und vier Flügen um die halbe Erde landete ich in dem argentinischen Ort Ushuaia, einem Haufen schiefer Holzhäuser, der an den Ausläufern der Cordillera Darwin klebt. Berge im Rücken, Meer vor der Nase.

Ich stieg aus dem Flugzeug, und schon wehte mir der eiskalte Wind um die Ohren. Im Ort wackelten die Autos und zitterten die Ampeln. Alle zwei Tage braut sich hier unten ein Sturm zusammen. An einem einzigen Tag könne man hier problemlos alle vier Jahreszeiten erleben, hatte ich gehört. Sonne, Regen, Hagel, Schnee. Temperaturen um die zwanzig Grad, dann wieder stürzen sie im Nu auf null. Und das mitten im südamerikanischen Hochsommer. Die Menschen, die hier leben, sagen : „ Wenn du das Wetter bei uns nicht magst, warte fünf Minuten. “

Segeln ? Hier ? Um Himmels willen !

Ich blickte auf die See. Über den Beagle-Kanal droschen die Böen, das Wasser überzogen von weißen Schaumkronen auf dunkelgrauem Fond. Schwarze Wolken rasten wie Kriegsschiffe über dieses südliche Fitzelchen Erde. Hagel ging nieder, als ich unten auf einer Landzunge stand. Der Wind pfiff mir so kalt in Nacken und Gesicht, dass ich den Kragen hochschlug und mir die Wollmütze tief in die Stirn zog. Fazit der ersten Woche vor Ort : An fünf von sieben Tagen schoss der Wind mit zehn Beaufort über die kurzen, steilen Wellen der legendären Meeresenge.

Nein, kein Segelrevier für Schönwettermatrosen. Ein Revier, um sich vor den Kamin zu verholen.

Tags darauf nahm ich ein Schlauchboot auf die andere Seite des Beagle-Kanals. Eine schaukelnde Nussschale, die Platz für gerade mal acht Passagiere bot. Doch dies war der schnellste Weg, um von Ushuaia zur Isla Navarino zu kommen, noch weiter südlich, rüber nach Chile. Wir zurrten die Rettungswesten fest, und die beiden Argentinierinnen, die das Boot steuerten, sprachen kein Wort.

In Chile angelandet, blickten wir paar Reisende auf eine kahle Erde, grünbraune Bergrücken und von Biberfraß und Feuern verstümmelte Wälder. Hier und da lagen Fischerboote aufgepallt an den Ufern, wie Doraden auf dem Trockenen. Ich sah verlassene Farmen, zerschlissene Zäune und ein altes Windrad, dessen einziger Flügel in Fetzen hing.

Wir fuhren zwei Stunden über eine Schotterstraße, bis wir Puerto Williams erreichten. Ein Nest, durch das nachts wilde Pferde stromern und in dem der einzige Bankautomat ständig ausfällt. Zwei kleine Supermärkte, ein paar windschiefe Hostels, eine Bar. Mehr gibt es hier nicht. Der Ort, nicht mehr als ein Cowboy-Kaff, ist eine Basis der chilenischen Marine – und genau hier liegt auch der südlichste Yachtklub der Welt.

Ich ging runter zum Hafen, der gar kein Hafen ist. In einem schmalen Seitenarm des Beagle-Kanals rostet vielmehr ein alter Dampfer vor sich hin, er liegt im Matsch auf Grund, und eben-dieser alte Dampfer namens Micalvi ist der Yachtklub von Puerto Williams. Dreißig, vierzig Segelschiffe haben dort längsseits festgemacht, sie liegen in Päckchen nebeneinander, dicht an dicht vertäut. Es gibt eine kleine Bar auf dem Dampfer, mittschiffs auf dem Hauptdeck. Als ich fragte, wann die Bar öffne, sagte mir ein junger barfüßiger Chilene : „ Wenn Luiz kommt. “

Luiz ist der Barmann am Ende der Welt. Meist taucht er gegen acht oder neun Uhr abends auf, und bei ihm treffen sich die Segler, die es bis hierher geschafft haben, in die hohen südlichen Breiten des Planeten. Jenseits der Rossbreiten am Äquator, jenseits der Falklandinseln und der Roaring Forties, der brüllenden Vierziger. Jenseits der wütenden Fünfziger-Breitengrade, ja sogar noch der Magellanstraße. Sie treffen sich auf der Micalvi, wenn die Sonne sinkt, und dann trinken sie ihre Biere und Pisco Sour und erzählen und erzählen. Die einen sind quer über den Atlantik gekommen. Manche wollen nach Tahiti segeln, nach Alaska, nach Südafrika. Andere haben ihre Yacht aus Brasilien hierhernavigiert und sind sechs Jahre auf Weltumrundung.

Dies sind die Salzbuckel unter den Seglern. Braune Füße, braune Hände. Die Haut gegerbt von Wind und Wetter. Man nennt sie auch Langfahrtsegler, Blauwassersegler oder Live-aboards. Jene, die ganz weit fahren und Jahre unterwegs sind. Die Hasardeure aber sind damit noch lange nicht gemeint.

Festgemacht neben der Micalvi haben auch zehn Schiffe, die ständig hier unten weilen. Fünfzehn, zwanzig Meter lange Stahl- und Aluminiumyachten, deren Wanten und Stage so stark und dick sind, als könne man ganze Hochhäuser daran aufhängen. Die Skipper dieser Schiffe verdienen ihr Geld damit, Gäste um Kap Hoorn zu segeln. Das berühmte Weltende liegt von hier aus nur neunzig Seemeilen entfernt, knapp 170 Kilometer weiter südlich, also quasi um die Ecke. Andere lokale Segler fahren noch weiter gen Süden und queren die Drake-Passage. Sie segeln bis in die Antarktis, bis zu den Pinguinen. Von Puerto Williams aus sind es „ nur “ noch tausend Kilometer bis ins ewige Eis.

Man kann diese Segeltörns am Ende der Welt tatsächlich buchen, und für viele zahlende Gäste sind diese zwei- bis vierwöchigen Törns die Reise ihres Lebens. Rund Kap Hoorn zu steuern ist für viele der Everest des Segelns. Der Wind umweht das berühmte Kap so heftig wie eh und je. Die Landschaft liegt karg und rau vor dem Bug, im Westen ragen steile Gletscher auf, und weit und breit zeigt sich kein Mensch, steht kein Haus, fährt kein Auto. Hier unten trifft man nur noch Albatrosse.

Das alles ist segeltechnisch ziemlich einschüchternd. Der ständige Sturm, das Eis, das bitterkalte Meer, die Fallwinde, die von den Gletschern herabstürzen wie unsichtbare Lawinen.

Um die zehntausend Seeleute sollen vor Kap Hoorn im Laufe der Jahrhunderte ertrunken sein, und noch heute geraten Schiffe hier in Seenot. Erst kürzlich fuhr eine amerikanische Segelyacht durch das Seegebiet. An Bord waren der Skipper, seine Frau und zwei Kinder. Als sie circa achtzig See­meilen westlich des Kaps standen, holte der Sturm sie ein, und der Mast kam von oben. Das sagen Segler, wenn der Mast bricht, in halber oder ganzer Länge knickt. Ein fürchterlicher Anblick. Vor dem Sinken so ziemlich das Schlimmste, was einer Yacht passieren kann. Die amerikanische Familie taumelte weit draußen auf See im Sturm, der Mann hatte sich zwei Rippen gebrochen. Schließlich fuhr die chilenische Marine aus, nahm Kinder und Frau an Bord. Der Skipper blieb auf seinem Segel­schiff, das unter beträchtlichen Gefahren nach Puerto Williams geschleppt wurde.

Glück gehabt. Denn mit dem Wind ist nicht zu spaßen hier unten. Vor nicht allzu langer Zeit wehte er mit 126 Knoten ( und schon ab 64 Knoten Windgeschwindigkeit spricht man von Orkan ). Das bekannte Denkmal am Kap – ein stilisierter Albatros aus Metall – knickte um wie ein Stück Pappe.

Die Skipper, die regelmäßig in diesen Gewässern segeln, gehen die Sache entsprechend an. Sie kennen jede Ankerbucht, jeden Schlupfwinkel. Sie haben jahrelange Erfahrung gesammelt. Sie besitzen gute Seekarten, beziehen die aktuellsten Wind- und Wetterberichte und segeln nur mit starken, schweren Schiffen, die den bis zu dreizehn Meter hohen Wellen da draußen gewachsen sind.

Mit anderen Worten : Die Segler von Puerto Williams waren so schnell nicht zu beeindrucken – bis eines Tages diese große Holzkiste aus Übersee angeliefert wurde.

Und nun kommen wir zu den Hasardeuren.

Vier Russen tauchten am Hafen auf, zwei Männer, zwei Frauen. Sie öffneten die Kiste und zogen diverse Teile und Gerätschaften heraus. Gummischläuche, Stangen, Leinen, Planen, Hebel, Pumpen und zwei kleine Segelsäcke. Sie begannen zu schrauben und zu knoten, und nach vier Tagen schoben sie ihr aberwitziges Gefährt ins schwarze, kalte Wasser des Beagle-Kanals : einen aufblasbaren Katamaran ! Kaum mehr als eine besegelte Luftmatratze für Sommertage. Ein Witz. Ich habe das rudimentäre Vehikel mit eigenen Augen gesehen, und ich besitze sogar ein Foto davon.

Es zeigt zwei grüne Schläuche, stramm aufgepumpt zu zwei Rümpfen, verbunden durch vier Metallstreben. Gerade mal fünf Meter maß das Miniboot, es trug einen Mast so dünn wie eine Gardinenstange, besaß keine Koje, keine Kajüte. Als Unterschlupf diente lediglich ein kleines gelbes Zelt, das die Russen zwischen den Rümpfen aufgespannt hatten und durch das die Gischt schoss. Und mit exakt diesem Untersatz gingen die vier in See – und fuhren einmal um Kap Hoorn.

Über zwei Wochen waren sie auf ihrem verrückten Törn unterwegs. Sie hatten kaum Proviant dabei und nur sehr einfache Seekarten. Einer der Kap-Hoorn-Skipper, Osvaldo Escobar Torres sein Name, hatte die vier Russen ein wenig beraten und erzählte mir später, dass sie unter „ unvorstellbaren Bedingungen “ aufgebrochen seien. Im Sturm suchten sie Schutz in den Buchten von Wollaston Island, auf dem Rückweg in der Nähe von Puerto Torro. Einige Tage galten sie gar als vermisst, aber ein Hubschrauberpilot der chilenischen Marine überflog das Gebiet und entdeckte sie unten auf einem Kiesbett, wo sie während ihrer Umrundung pausierten. Zu viert kauerten sie neben dem Katamaran, eher ein winziges Floß mit Segel, und winkten, als wollten sie sagen : „ Alles klar bei uns, keine Sorge, was soll denn schon sein ? “ Dann fuhren sie wieder raus in die graue See. Ein Punkt inmitten des düsteren Reliefs der Wellen.

Was für eine Tour ! Der nackte Wahnsinn. Manche mögen solche Törns für lebensmüde halten, andere nennen sie schlicht Abenteuer. Nun, wie dem auch sei, es gab sie jedenfalls noch, die seegehenden Haudegen.

Die Welt des Segelns kennt viele Spielarten, und dies ist das eine Ende des Spektrums. Das Radikale, das Extreme. Segler, die sich mit unglaublichen Schiffen und schwimmenden Konstruktionen durch die rauesten Seegebiete wagen. Inzwischen sind Menschen sogar schon in Faltbooten, Jollen und anderen kleinen Katamaranen um das berüchtigte Kap Hoorn gesegelt. Durch eine See, die früher selbst gestandene Kapitäne und Offiziere fürchteten wie die Hölle auf den sieben Meeren.

Man wundert sich. Mutige Segler, die das Risiko suchen, keine Herausforderung scheuen und immer neue, immer verrücktere Reisen wagen, gibt es gerade heute in erstaunlicher Zahl. Teenager wie die Holländerin Laura Dekker, die allein um die Welt segelte. Sie war gerade mal vierzehn, als sie losfuhr. Der Schweizer Yvan Bourgnon, der im Sommer 2015 die Erde in einem offenen Sportkatamaran umrundet und dabei fast 40 000 Seemeilen zurückgelegt hatte. Zwei Jahre zuvor war er an der französischen Atlantikküste gestartet. Er segelte zu den Kanarischen Inseln, über den Atlantik bis in die Karibik. Steuerte 3000 Seemeilen über den offenen Pazifik, durch den Indischen Ozean, durchs Rote Meer und schließlich durchs Mittelmeer wieder zurück nach Frankreich.

Allein. Auf einem Strandspielzeug.

So viel zu den Hasardeuren, den Übermütigen. Manche erklären sie zu den Seehelden der Moderne. Andere schütteln bei Törns dieser Kategorie nur noch die Köpfe. Irrsinn, sagen sie. Leichtsinn, Blödsinn. Im Fall Laura Dekker schaltete sich sogar die holländische Regierung ein : Das Jugendamt wollte dem Mädchen die Soloreise über die Meere verbieten, den Eltern gar das Sorgerecht entziehen. Zu unverantwortlich sei das Ganze.

Das Segeln sorgte plötzlich für heftige Diskussionen in den Medien, in den Feuilletons. Auch in Deutschland stritten Leitartikler, Gutgeister und Meinungsmacher alsbald : Was darf der Staat uns vorschreiben ? Wie sehr darf er unser Leben bestimmen, unsere Freiheiten regulieren ? Und was sollen, was dürfen wir uns einfach nehmen ?

Während die Wortführer sich die Köpfe heiß redeten, fuhr die junge Laura Dekker einfach los. Sie genoss ihren Törn um die Welt. Und alles klappte. Sie ging nicht über Bord und trug auch keine psychischen Schäden davon. Die Leute hatten vergessen, dass das Mädchen auf einer Segelyacht groß geworden war. Dass die taffe Laura bereits allein über den schwierigen Ärmelkanal gesegelt war und sich auf einem Boot wahrscheinlich sicherer bewegt als die meisten Freizeitkapitäne.

Das Hochseesegeln steckte ihr im Blut. Und nun rief das Meer.

Doch Segeln geht auch anders. Ganz anders. Leicht und lautlos, ohne große Gefahr, ohne einen Tropfen kaltes Meer und fauchendes Salzwasser. Denn auch dies kennt der Segler : das Mühelose, das Poetische. Ein Hauch Wind genügt, ein See, ein leiser Himmel. Die Welt im Frieden, während der Mensch in seinem Boot sitzt und durch die Stille zieht. Dies ist das andere Ende des Spektrums.

Ich habe da ein unvergessliches Bild vor Augen. Vielleicht weil es in seiner unaufgeregten Art mehr Kraft in sich trägt als jedes Abenteuer. Mehr zurückhaltende Würde besitzt als jeder Teufelsritt über die Ozeane oder um irgendwelche Kaps am Ende des Horizonts.

Ich war noch klein, vielleicht dreizehn, vierzehn. Mit der Familie war ich zum Steinhuder Meer gefahren, das ja nur ein flacher See bei Hannover ist. Es wehte kein Lüftchen. Die Sonne schien, es war Sommer. Wir breiteten die Handtücher aus und legten uns am Ufer auf einen schmalen Strand.

Nach einiger Zeit sah ich eine kleine Jolle auf dem platten Wasser, fast bewegungslos lag sie vor dem grünen Saum des Sees. Ein schöner Rumpf aus Holz, ein Mast, zwei weiße Segel. So schlicht, so einfach.

In der Jolle saß ein Mann, aber ich konnte ihn noch nicht richtig erkennen. Dann löste sich sein Boot aus dem Schilfgürtel und glitt ohne ein Geräusch, ohne ein Flattern der Segel über den spiegelglatten und beinahe silberfarbenen See. Ein Boot auf einem Tablett. Es wurde getragen, es schien kein Gewicht zu haben. Es schwebte.

„ Wie kommt der Mann voran ? “, fragte meine Mutter. „ Es weht doch überhaupt kein Wind. “

„ Der paddelt heimlich “, sagte meine Schwester.

„ Nee, der paddelt nicht, der segelt “, sagte ich.

„ Das ist nicht so einfach zu erklären “, meinte schließlich mein Vater, der damals auch schon ein bisschen segelte. „ Das ist das Wunder des Vortriebs, aber man kann es nicht sehen. “

Die kleine Jolle des Mannes zog noch immer vor unseren Augen dahin. Es war wie ein Aquarell, doch das Boot darin bewegte sich, wie angehaucht von einem Geist zog es über das silberblaue Wasser. Die ganze Welt spiegelte sich, sodass sich auch das Boot nach unten ins Wasser hin verdoppelte und der Mast in zweifacher Länge erschien. Eine Hälfte im Himmel, die andere im See.

Marc Bielefeld

Über Marc Bielefeld

Biografie

Marc Bielefeld, 1966 in Genf geboren und in Hamburg aufgewachsen, lebte nach dem Abitur in Paris und als Vertreter und Werbetexter in Hamburg. Dort und in Washington, D.C. studierte er Literatur und Linguistik. Heute lebt er als freier Autor an der Elbe. Seine Texte und Reportagen sind in den...

Pressestimmen
Trans Ocean (Verein zur Förderung des Hochseesegelns e.V.)

„Und als hervorragender Autor, versteht er die Kunst, mit seiner ›Segelanleitung‹ zu begeistern und auch gestandene Segler noch einmal in die frische Welt des Segelns eintauchen zu lassen, humorvoll, manchmal ein wenig ironisch, mitreißend und uns dabei so packend, dass wir einfach weiterlesen wollen und bestimmt noch den ein oder anderen bekannten Segler oder Nichtsegler damit beschenken werden.“

bn Bibliotheksnachrichten (A)

„Nach der Lektüre ist man wie vom Wind getrieben und möchte augenblicklich auf ein Segelboot, um all die beschriebenen Facetten auskosten zu können. Ein Buch sowohl für Segelanfänger als auch für jene, die schon den einen oder anderen Törn miterleben durften.“

Segel-Journal

„Selten hat ein Autor kurzweiliger über Seekarten, Sonnenaufgänge und Hafenpinten philosophiert. Auf jeder Seite wird die Segelleidenschaft des Autors deutlich - und das ist ansteckend.“

Mare

„Die ›Gebrauchsanweisung‹ überrascht immer wieder. Manchmal ist sie vollgestopft wie ein Seesack. Dann wieder lässt sie sich Zeit, Geschichten zu erzählen. (...) Wenn Sie jemanden kennen, den Sie gerne mitnehmen würden auf die Reise - kaufen Sie das Buch, binden Sie eine Schleife darum und hoffen Sie, dass es seine Wirkung entfaltet.“

Heilbronner Stimme

„Das kurzweilige Buch weckt die Lust aufs Meer. Darauf, sich einfach einmal treiben zu lassen und die Freiheit auf See zu genießen. Eine Lektüre, die Spaß macht.“

literaturboot.de

„Hier plaudert ein Segler über seine liebste Beschäftigung, auf sehr sympathische Art, denn es ist ein ganz normaler Segler wie du und ich.“

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