Happenstance Teil 1 (Happenstance 1) — Inhalt
Erin Easter weiß genau, was sie will: schnell ihren Abschluss machen, und dann nichts wie weg aus dieser verdammten Kleinstadt. Irgendwo ganz von vorne anfangen. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass sich plötzlich Weston Gates für sie interessieren könnte, dessen verführerische grüne Augen ihr Herz schon seit Jahren höherschlagen lassen. Dann stellt ein tragischer Unfall Erins Leben völlig auf den Kopf und bringt sie und Weston näher zusammen. Aber allmählich muss Erin sich fragen, ob sie all das, wovon sie immer geträumt hat, wirklich will …
Leseprobe zu „Happenstance Teil 1 (Happenstance 1)“
Kapitel 1
„ Geh nach Hause. Mach das Licht aus. Und bring dich um. “
Erin Alderman funkelte mich wütend an. Purer Hass sprühte aus ihren wunderschönen honigfarbenen Augen. Sie führte auf der anderen Seite eines kleinen, rechteckigen Fensters eine Gruppe von neun Cheerleadern an. Aber das Glas war nicht das Einzige, was uns trennte.
Achtzehn Augenpaare tanzten über meine schwarze Schürze, die mit Schokoladenmilchshake und Karamellsoße bekleckert war. Dabei wurde gekichert. Offenbar genossen sie die Szene, aber keine von ihnen sah mich direkt
an.
Erin [...]
Kapitel 1
„ Geh nach Hause. Mach das Licht aus. Und bring dich um. “
Erin Alderman funkelte mich wütend an. Purer Hass sprühte aus ihren wunderschönen honigfarbenen Augen. Sie führte auf der anderen Seite eines kleinen, rechteckigen Fensters eine Gruppe von neun Cheerleadern an. Aber das Glas war nicht das Einzige, was uns trennte.
Achtzehn Augenpaare tanzten über meine schwarze Schürze, die mit Schokoladenmilchshake und Karamellsoße bekleckert war. Dabei wurde gekichert. Offenbar genossen sie die Szene, aber keine von ihnen sah mich direkt
an.
Erin Masterson, Erin Aldermans beste Freundin und Co-Captain der Cheerleadertruppe, hielt das Banana Split Blast, das ich gerade für sie gemacht hatte, mit
rächendem Blick hoch. Sie war genauso attraktiv gebaut wie ihre beste Freundin, nur hatte sie statt der langen, wallenden goldenen Haare lange, wallende kastanienbraune. „ Ich sagte mit Walnüssen obendrauf. Du erfüllst hier eine einfache Funktion: Du sollst Eis in ein Schälchen, einen Becher oder eine Waffel füllen und ein paar Extras dazugeben. Aber wenn du mit siebzehn Jahren nicht zu einem Minijob bei Dairy Queen in der Lage bist, wie willst du dann später deinen Alltag als Erwachsene meistern ? Du solltest besser gleich aufgeben, Erin. Stirb mit Würde. “
Erin Masterson sagte diese Worte nicht zu ihrer besten Freundin. Sie redete mit mir, mit Erin Easter, der dritten Erin in unserer Abschlussklasse. Dabei waren wir nicht immer Feindinnen gewesen. In der Vorschule und der ersten Klasse versuchten wir sogar, jeden wachen
Moment miteinander zu verbringen, sodass unsere Lehrer und Eltern sich Spitznamen ausdachten, um Verwirrung zu vermeiden. Erin Alderman wurde zu Alder. Erin Masterson hieß fortan Sonny. Nur ich blieb einfach Easter. Wir teilten uns nicht nur einen Vornamen, sondern auch denselben Geburtstag, den 1. Mai. Die beiden hatten Eltern, die Mitglieder im Country Club waren und später führende Funktionen bei den Freimaurern und der National Parent Teacher Association übernahmen. Ich dagegen hatte eine Mutter, die bei meiner Geburt erst knapp zwanzig war und niemanden hatte, der sie
unterstützte, nicht einmal meinen Vater.
Aber unsere Freundschaft endete dramatisch in der fünften Klasse. Aus Gründen, die mir bis heute nicht ganz klar sind, wurde ich von da an zu ihrem Lieblingsopfer. Jetzt, im letzten Jahr an der Highschool, versuche ich meist, ihnen aus dem Weg zu gehen. Aber sie lieben es, mich bei Dairy Queen aufzusuchen, wo ich an den Wochenenden und auch an fast jedem Wochentag nach der Schule jobbe.
Ich schob das Fensterchen ganz hoch und streckte meine Hand hinaus. „ Tut mir leid. Gib es mir zurück, dann mache ich es neu. “
Da stieß Frankie mich mit der Hüfte beiseite und riss Sonny den Eisbecher aus der Hand. Sie holte die große Portion Eis mit Erdnussstückchen heraus, warf sie in den Müll. Dann löffelte sie ein halbes Dutzend Walnüsse in den leeren Becher und reichte ihn wieder nach draußen. „ Ich vergeude nicht einen ganzen Eisbecher, nur weil deine Mama dir nicht beigebracht hat, mit Enttäuschung fertigzuwerden. Und jetzt sieh zu, dass du weiterkommst “, giftete sie und machte eine entsprechende Kopfbewegung.
„ Ich werde meine Mama wissen lassen, was Sie von
ihrer Erziehung halten, Frances. “ Sonny spuckte jedes Wort aus und nannte Frankie absichtlich bei ihrem richtigen Namen, den sie verabscheute. „ Ich bin mir sicher, dass dein räudiges Rudel dich zur Expertin macht. “
Frankie grinste höflich. „ Der Ausdruck passt nur zu Kötern, Masterson. Und niemand außer deiner Mutter nennt seine Kinder so. “
Die beiden Erins starrten sie böse an, bevor alle Mädchen geschlossen abmarschierten.
„ Tut mir leid “, sagte ich und schaute den Cheerleadern nach, die fröhlich über die Straße liefen und sich von der Auseinandersetzung anscheinend gestärkt fühlten.
Frankie runzelte die Stirn und stemmte eine Hand in die Hüfte. „ Warum entschuldigst du dich ? Ich habe es dir schon hundertmal gesagt, aber ich wiederhole es auch noch ein weiteres Mal. Lass dir von diesen Harpyien nichts gefallen. Dann treiben sie es nur noch schlimmer. Ignorieren funktioniert bei solchen Tyrannen nicht. Glaub mir. Ich weiß das. “
„ Es sind ja nur noch drei Monate “, sagte ich und wusch mir die klebrige Milch und den Zucker von den Händen.
Frankie seufzte und richtete die Augen zur Decke. „ Ich erinnere mich an meinen Abschluss. Einer der besten Abende meines Lebens. Diese große Freiheit, die nur darauf wartete, erkundet zu werden. Alles lag vor mir: der Sommer, das College, einundzwanzig werden. “ Der verträumte Ausdruck verschwand aus ihren Augen, und sie begann, die Theke zu putzen. „ Eine Nacht mit Shane
genügte, um das alles zunichtezumachen. Sieben Jahre danach habe ich immer noch denselben Job wie zu Highschoolzeiten. “ Sie schüttelte den Kopf und lachte kurz auf, während sie an einem hartnäckigen Schokofleck herumkratzte. „ Aber meine Babys würde ich natürlich gegen nichts in der Welt eintauschen. “
Ich hob einen Mundwinkel, während ich sehen konnte, wie sie über die Entscheidungen grübelte, die sie bei Dairy Queen festgehalten hatten. Sie schätzte sich glücklich, überhaupt einen Job zu haben. Die Ölfirma war weitergezogen und hatte alle gut bezahlten Jobs mitgenommen, deshalb war ein Gehaltsscheck von Dairy Queen nicht das Schlechteste, was einem in unserer
gebeutelten Stadt passieren konnte.
Da klingelte das Telefon, und Frankie ging dran. „ Nein, Keaton, du darfst keine Erdnussbutter direkt aus dem Glas essen. – Weil ich es sage. – Wenn du am Verhungern bist, iss eine Banane. – Dann bist du auch nicht am Verhungern ! – Ich habe Nein gesagt, und dabei bleibt es. Hol Nana mal ans Telefon. – Hallo, Mama. – Okay. Wie immer. Und bei euch ? – Gut. – Nein. – Kendra hat um sechs Tanzunterricht, Kyle um sieben Baseball. “ Sie lächelte. „ Alles klar. Ich hab dich auch lieb. Bye. “
Sie legte auf, drehte sich zu mir um und schien sich über meine fragende Miene zu wundern.
„ Hast du eins vergessen ? “, fragte ich.
Frankie kicherte. „ Nein. Das Baby schläft Gott sei Dank. “
Sie begann wieder, die Theke zu putzen, und ich räumte weg, was ich bei der Zubereitung von Sonnys
Banana Split Blast gebraucht hatte. Unsere Dairy-Queen-Filiale befand sich in einem der kleinsten und ältesten Gebäude in dem winzigen Fleck namens Blackwell auf der Landkarte von Oklahoma. Die Besitzer,
Cecil und Patty, waren immer stolz und glücklich, wenn Leute von außerhalb anhielten, um das unverwechselbare Haus im Stil der Fünfzigerjahre zu fotografieren. Kunden konnten an einem der zwei Schiebefenster vorne oder beim Drive-Thru an der Südseite bestellen. Drinnen hatten Frankie und ich kaum Platz, uns zu bewegen, und oft stießen wir zusammen, wenn es nach Baseballspielen oder in der Woche während des Rummels hoch herging. Eine einsame Bank stand im Schatten
neben dem Gebäude für Kunden, die ihr Softeis mit Schokoüberzug oder ihren Hotdog gleich hier essen wollten, aber meist war sie leer.
„ Du meine Güte! Das Training ist vorbei “, sagte Frankie, als sie die verschiedenen Autos und Trucks des Baseballteams in hohem Tempo kommen sah. Einige fuhren auf den Parkplatz von DQ, ein Dutzend verschwitzter Jungs sprang heraus und kam über den Asphalt zu meinem Fenster. Frankie schob ihres auch auf, und sofort bildeten sich zwei Schlangen.
Weston Gates musste sich bücken, um mich anzusehen. Er schaute zwischen strubbeligen, feucht verschwitzten braunen Haarsträhnen in meine Augen. Auf seinem dunkelgrauen T-Shirt stand BLACKWELL
MAROONS, wobei die weinroten Buchstaben von den vielen Wäschen nach seinem inzwischen vierten Jahr im Football-, Basketball- und Baseballteam der Highschool verblassten. Schon sein Vater war eine Sportskanone an der Blackwell Highschool gewesen, seine Mutter und die ältere Schwester Whitney hatten jeweils die Cheerleader angeführt. Inzwischen war Whitney im zweiten Jahr des Colleges an der Duke University, wo sie Jura studierte. Sie kam nur selten nach Hause. Ich kannte sie nicht gut, aber sie hatte genauso hübsche Augen und den gleichen freundlichen Blick wie Weston.
„ Einfach irgendwas, Erin. Ist ja alles gut “, sagte er mit einem schüchternen Lächeln.
„ Hast du grad gesagt, sie wäre gut, Wes ? “, scherzte Brady Beck. „ Woher willst du das denn wissen ? Ich wusste gar nicht, dass du dich unters gemeine Volk mischst. “
Die anderen Jungs kicherten und machten dämliche Geräusche.
Westons Wangen waren vom Training sowieso schon rot. Das sah aus, als hätte jemand mit einem hellroten Pinsel darübergemalt oder ihn geohrfeigt – zweimal.
Jetzt wurde das Rot noch zwei Nuancen dunkler. Durch den Kontrast strahlten seine smaragdgrünen Augen nur noch heller. Schon seit der Grundschule bemühte ich mich, nicht in diese Augen zu starren. Und seit Alder sie in der achten Klasse ins Visier genommen hatte, erst recht.
„ Hör gar nicht auf sie, Erin. Lauter Idioten. “ Er räusperte sich und drehte den Kopf weg, um in die Beuge seines Ellbogens zu husten.
Ich machte ihm ein einfaches Erdbeersofteis mit Schokodip – extra groß, weil ich wusste, dass er das am liebsten mochte. Dann nahm ich sein Geld und sah ihn das Wechselgeld in meinen Trinkgeldbecher werfen.
„ Danke “, sagte er und biss schon ein großes Stück ab, während er zu seinem Truck zurückging.
Die anderen Jungs waren nicht so höflich, die meisten sahen mich nicht einmal an. Aber das war ich gewohnt. Nachdem ich bei einer Mutter aufgewachsen war, die eine Gefängniszelle mehr als einmal von innen gesehen hatte, machten die anderen Eltern keinen Hehl daraus, ihre Kinder von Gina Easters Tochter fernzuhalten.
Dabei war meine Mutter nicht immer so gewesen. 1995 hatte man sie sogar noch zur Homecoming Queen von Blackwell gewählt. Das wusste ich allerdings nur, weil ich zufällig die Fotos gesehen hatte. Sie war wunderschön gewesen mit ihrem blonden seitlich gescheitelten Pony und vollen, rosigen Wangen, die ihre großen braunen Augen zu schmalen Schlitzen gemacht hatten.
Wie Frankie war auch sie jung schwanger geworden. Aber anders als bei Frankie wurde ihre Wut darüber, dass ein ungeplantes Baby ihre Träume zunichtegemacht hatte, so unerträglich, dass sie zum Alkohol griff. Und zu Gras. Und während der Berg der Enttäuschungen mit den Jahren wuchs, war ihr irgendwann jede Droge recht, die ihr half zu vergessen, was aus ihr hätte werden können. Das hätte mir wahrscheinlich nicht so viel ausgemacht, wenn es ihren Zorn gedämpft hätte, aber an den meisten Abenden sorgte ein Sixpack Bier zusammen mit ihrer Wut nur dafür, dass es noch schlimmer wurde.
Jeden Abend, wenn Frankie die Lichter ausmachte und ihren Lieblingssatz sagte, zog sich in mir alles
zusammen, weil es Zeit war, zu Gina nach Hause zu
gehen.
„ Adios, Bitchachos ! “
„ Denk dran, dass ich morgen nach der Schule eine Klassenversammlung habe und deshalb ein bisschen später komme. “
„ Ich denke dran “, sagte sie und griff nach ihrer
Tasche und den Schlüsseln. Sie hielt mir die Tür auf. „ Mitfahren ? “
Ich schüttelte den Kopf. Das fragte sie mich jeden Abend, und jeden Abend lehnte ich ab, darum formulierte sie es eigentlich auch schon nicht mehr als Frage. Ich wohnte ja nur fünf Blocks hinter dem Dairy Queen, und der Frühlingsanfang stand unmittelbar bevor.
Die Sohlen meiner Schuhe knirschten auf dem Schotter nahe am Straßenrand, während ich über die dunkle Straße ging. Nur in manchen Gegenden der Stadt findet man Bürgersteige, und auf dem kürzesten Weg zu mir nach Hause gibt es keine. Ein paar Autos fuhren vorbei, aber ansonsten war es ein ruhiger Donnerstagabend. Keine Leute, die von der Kirche oder von einem Spiel kamen. Die Donnerstage waren fürs Nach-Hause-Gehen meine Lieblingstage.
Ich stieg die Betonstufen zur Veranda hinauf, und die Insektenschutztür quietschte, als ich sie öffnete. Hinter der Tür hörte ich ihre Musik und zögerte genau so lange, wie ich brauchte, um mich innerlich für was auch immer zu rüsten. Als die Tür aufschwang, sah ich, dass das Wohnzimmer leer war. Also beeilte ich mich in mein Zimmer und machte die Tür hinter mir zu.
Die Musik kam aus ihrem Schlafzimmer, das an denselben Flur grenzte wie meins. Schon beim Reinkommen hatte ich das Gras gerochen. Also lag sie wahrscheinlich rauchend und relaxend auf ihrem Bett, was immer besser war als betrunken und wütend.
Schnell schlüpfte ich aus meinen Kleidern und stopfte alles zusammen mit meiner Arbeitsschürze in einen vollen Wäschekorb. An den meisten Abenden war ich zu müde, um die Wäsche zu machen. Also häufte sich
alles an, bis ich es irgendwann in den Waschsalon ein paar Blocks südlich vom Dairy Queen schaffte. Abends war mir das unheimlich, daher wartete ich lieber bis zum frühen Samstagnachmittag. Dann war Gina wach und es war ein guter Grund, um vor der Arbeit aus dem Haus zu kommen.
Ich schlüpfte in ein zu großes, verwaschenes schwarzes T-Shirt, auf dem Oakland Raiders stand. Vermutlich hatte es meinem Dad gehört, ich war mir aber nicht
sicher. Es hätte auch einer dieser Zufallskäufe von Gina im Secondhandladen gewesen sein können. Aber irgendwie gefiel mir die Vorstellung, es sei mal seins gewesen – wer auch immer er war. Und wenn ich es anzog, kam mir der von Kakerlaken befallene Termitenpalast, den wir bewohnten, ein bisschen mehr wie ein Zuhause vor.
Ich setzte mich auf den grünen Teppich in meinem Zimmer, der früher so eine Art Hirtenteppich gewesen war, mit den Jahren aber immer platter wurde und jetzt an den Pelz eines sehr hässlichen Tiers erinnerte. Ich hatte noch eine Seite für Algebra II fertig zu machen, dann schlich ich über den Flur ins Bad, wo ich mir zu den gedämpften Klängen von Soul Asylum das Gesicht wusch und die Zähne putzte. Gina war definitiv high. Runaway Train war ihr üblicher Song, wenn sie ein Tütchen Gras erbeutet hatte.
Zurück in meinem Zimmer setzte ich mich auf die Bettkante und betrachtete mich im Spiegel, der auf meiner Kommode stand. Beides war vom Secondhand-
laden, so wie alles andere in unserem Haus. Der Spiegel
wackelte, wenn jemand durch mein Zimmer ging, und die meisten Schubladen ließen sich nicht richtig öffnen, aber sie erfüllten ihre Funktion, und mehr brauchte ich nicht. Ich bürstete mein dunkelbraunes Haar aus dem Gesicht, bis es bei keiner Strähne mehr ziepte, und machte mir einen Pferdeschwanz.
Die alten Sprungfedern meines Bettes beschwerten sich, als ich unter die Decke kroch. Der Deckenventilator eierte, als ich ihn langsamer stellte, und lullte mich genauso in den Schlaf wie die Songs, die Gina sich
anhörte und die durch die Wand zu mir herüberdrangen. Ich holte tief Luft. Der morgige Tag würde lang werden. Das Treffen der Abschlussklasse war verpflichtend, und mir graute davor. Grundsätzlich mied ich schulische
Aktivitäten, einfach um mir die Demütigung durch die anderen beiden Erins zu ersparen. Schon in der Mittelstufe hatte ich gelernt, dass jeder Versuch, Kontakte zu knüpfen, den unvermeidlichen Hohn und die gelegentlichen Schikanen, die darauf folgten, nicht wert war. Manchmal schritten Lehrer dagegen ein, aber meistens nicht. Die Erins, Brady Beck und noch ein paar ihrer Freundinnen hatten nur an einer Sache noch mehr Spaß als daran, mich zu verspotten – wenn sie mich zum Weinen brachten. Das schien immer ihr Ziel zu sein, und je heftiger ich dagegen ankämpfte, desto mehr legten sie sich ins Zeug. Also hatte ich mich in den vergangenen vier Jahren hauptsächlich auf die Schule, meinen Job und mich selbst konzentriert. Ich hatte ein Stipendium
gewonnen. Damit und mit anderen Zuschüssen würde ich verdammt noch mal aus Blackwell wegkommen. Weg von den Erins, von Brady und von Gina.
Ich streckte die Hand aus und zog an der Schnur der Lampe. Sosehr Sonny sich das wünschen mochte, ich würde nicht das Licht ausmachen und mich umbringen. Ich würde mich ausruhen und Kraft schöpfen für einen weiteren schrecklichen Tag. Der würde mich aber immerhin der Freiheit, von der Frankie einst geträumt hatte, wieder einen Tag näher bringen.
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