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Hattie Brown und die Wolkendiebe (Hattie Brown 1)

Hattie Brown und die Wolkendiebe (Hattie Brown 1) - eBook-Ausgabe

Claire Harcup
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„Ein poetischer Fantasyroman, der auch beim Vorlesen Spaß macht.“ - NDR „Mikado“

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Hattie Brown und die Wolkendiebe (Hattie Brown 1) — Inhalt

Als die 11-jährige Hattie Brown durch einen Kühlschrank in eine fremde Welt gezogen wird, hat sie keine Ahnung, was geschieht. Plötzlich befindet sie sich in einem seltsamen Reich, in dem alle auf der Suche nach etwas Wichtigem zu sein scheinen – jemandem mit dem Namen Nimbus. Könnte Hattie Nimbus sein? Immerhin passieren ihr ständig rätselhafte Dinge. Scheinbar kann sie sogar den Regen beeinflussen. Während einige Wächter Hattie verhaften wollen, da sie ohne Genehmigung durch den Kühlschrank gekommen ist, findet Hattie heraus, dass eine Gruppe Kinder in dieser fremden Welt gefangen gehalten wird. Gemeinsam mit dem Drachen Sir Gideon und dem Elefanten Victor macht Hattie sich auf, um die entführten Kinder zu befreien ...

€ 4,99 [D], € 4,99 [A]
Erschienen am 01.03.2019
Übersetzt von: Karen Gerwig
256 Seiten
EAN 978-3-492-99379-1
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Leseprobe zu „Hattie Brown und die Wolkendiebe (Hattie Brown 1)“

Kapitel 1

Der Tag, an dem Hattie Brown durch den Kühlschrank gezogen wurde, war jener Tag, an dem alle möglichen Dinge aus dem Haus verschwanden. Und es war auch wieder einer dieser Tage, an denen sie ihre Mutter hatte zwingen müssen, etwas zu essen.

Die Uhr an der Küchenwand zeigte, dass es lange nach Mittag war, aber Hatties Mutter hatte sich nicht von ihrem Platz gerührt. Vor ihr lag ein Blatt Papier, halb gefüllt mit einer Liste. Sie umklammerte einen Stift, ihre Faust bewegte sich aber nicht. Und direkt über ihrem Kopf sagte die Uhr Hattie, dass ihre [...]

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Kapitel 1

Der Tag, an dem Hattie Brown durch den Kühlschrank gezogen wurde, war jener Tag, an dem alle möglichen Dinge aus dem Haus verschwanden. Und es war auch wieder einer dieser Tage, an denen sie ihre Mutter hatte zwingen müssen, etwas zu essen.

Die Uhr an der Küchenwand zeigte, dass es lange nach Mittag war, aber Hatties Mutter hatte sich nicht von ihrem Platz gerührt. Vor ihr lag ein Blatt Papier, halb gefüllt mit einer Liste. Sie umklammerte einen Stift, ihre Faust bewegte sich aber nicht. Und direkt über ihrem Kopf sagte die Uhr Hattie, dass ihre Mutter schon seit fast fünf Minuten genau in dieser Position dasaß – ohne auch nur zu zucken.

„Mama!“, sagte Hattie streng. Wenn ihre Mutter so war, musste man am besten streng mit ihr sein.

Die Statue Stella Brown reagierte nicht.

„Mama, es ist Essenszeit.“

Diesmal legte Hatties Mutter den Stift hin. Langsam. Sehr langsam. Sie sah zu Hattie herüber. „Ich habe keinen Hunger“, sagte sie mit einer Stimme, die klang, als hätte man alle Fröhlichkeit aus ihr herausgequetscht.

„Aber du musst etwas essen.“ Hattie zerrte an dem Knoten in der Plastiktüte mit dem Brot. Sie holte die oberste Scheibe heraus und legte sie auf einen Teller. „Erdnussbutter, Marmelade oder Käse?“, fragte sie mit einem Blick über die Schulter zu ihrer Mutter, während sie den Kühlschrank öffnete.

Sie hörte ein Geräusch. Aber der Mund ihrer Mutter hatte sich nicht bewegt, und es klang sowieso nicht wie ein Mutter-Geräusch. Es war eher ein Schlurfen. Und es klang, als käme es aus dem Kühlschrank.

„Erdnussbutter, Marmelade oder Käse?“, versuchte es Hattie noch einmal. Sie drehte sich wieder zum Kühlschrank um. „Mama, was möchtest du auf deinem Brot haben?“

„Ist mir egal. Was du magst.“

Hattie fühlte, wie sie die Zähne zusammenbiss. Was da sprach, war Die Düsternis, nicht ihre Mutter. Wenn die Düsternis sie nicht im Griff hatte, war es Hatties Mutter gar nicht egal, was sie aß. Sie konnte einen Schokoladenkeks mit zwei Bissen verschwinden lassen. Und sie war dafür bekannt, dass sie für ein Stück Sahnetorte schon einmal einen Umweg von einem Kilometer gegangen war. Aber die Düsternis stahl ihr nicht nur das Lächeln, sondern auch die Geschmacksknospen.

„Dann mach ich dir Käse.“ Als Hattie in den Kühlschrank griff, bewegte sich etwas im mittleren Fach. Das konnte nicht sein. Stirnrunzelnd schaute sie noch mal hin. Alles sah normal aus. Vielleicht hatte das Kühlschranklicht geflackert und ihr etwas vorgegaukelt.

Sie streckte die Hand weiter aus und nahm den Teller mit der Butter heraus. Er war bis auf ein bisschen Schmiere an den Rändern leer. Aber sie hatte erst vor Kurzem eine neue Butter draufgetan! Zumindest war sie sich ziemlich sicher. Ihre Hand schwebte in der Luft, während sie sich überlegte, ob sie den Teller herausnehmen und abspülen sollte, da hörte sie wieder ein Geräusch. Wie ein scharfes Luftholen. Vielleicht macht der Kühlschrank Zicken, dachte Hattie. Er gab manchmal wirklich komische Geräusche von sich. Einen kaputten Kühlschrank konnte ihre Mutter nicht gebrauchen, wenn sie in dieser Stimmung war.

Hattie stellte den Butterteller zurück und ihre Hand bewegte sich in Richtung Frischkäse. Wenn sie den benutzte, war es wenigstens egal, dass sie keine Butter mehr hatten.

Sie schloss die Kühlschranktür und schmierte zwei Brote, die sie aufeinanderklappte. Als die weißen Zähne ihrer Mutter in dem Weißbrot versanken und zu der weißen Käsecreme durchdrangen, bemerkte Hattie ihren Fehler. Solches Geisteressen munterte niemanden auf.

Aber die Kiefer ihrer Mutter fingen trotzdem an zu mahlen. Nach drei langsamen Kreisbewegungen erfüllte das weiße Essen seinen Zweck und brachte sie in die Welt zurück. Sie versuchte ein Lächeln, aber es war ziemlich schwach.

„Lad dir doch Freunde hierher ein“, sagte sie und bemühte sich dabei ein bisschen zu sehr, glücklich zu klingen.

„Ich habe keine Freunde“, erwiderte Hattie schnell. Es stimmte zwar beinahe, aber es lag vor allem daran, dass sie es nicht wagte, Freunde zu haben, weil sie sonst vielleicht mitbekamen, dass es Tage wie diesen gab.

„Jeder hat Freunde.“

„Ich nicht. Ich brauche keine.“

Eine neue Wolke der Traurigkeit zog auf dem Gesicht ihrer Mutter auf, und sofort tat es Hattie leid, dass sie sie angefaucht hatte.

„Was steht in der Zeitung?“ fragte sie, damit sich ihre Mutter nicht wieder in sich selbst zurückzog.

„Ich habe gerade eine Liste gemacht.“

„Wovon?“

„Von den Sachen, die ständig verschwinden.“

Hattie hatte auch schon bemerkt, dass Dinge verschwanden. Aber sie hatte beschlossen, nichts zu sagen. Stella Brown mochte keine Rätsel. Davon wurde sie nur noch ängstlicher als sonst.

„Das grüne Handtuch ist weg. Und mein blaues Oberteil. Und dein Schal.“ Ihre Mutter hielt einen Augenblick inne. „Und deine neuen Schuhe für die Schule. Und dein Rucksack. Und meine Handschuhe. Und deine Socken. Alles verschwunden.“ Sie warf Hattie einen misstrauischen Blick zu. „Hast du sie weggetan?“ Es war halb Vorwurf, halb Frage.

„Nein.“

„Also, ich auch nicht.“

Einen Moment lang überlegte Hattie, ob sie so tun sollte, als hätte sie die Sachen doch weggetan, nur damit ihre Mutter zu grübeln aufhörte. Aber sie wusste, das würde am Ende auch nichts helfen. Ihre Mutter würde verlangen, dass sie sämtliche Schuhe, Schals und Socken wieder dahin zurücklegte, wo sie hingehörten, und das konnte sie nicht, denn sie wusste auch nicht, wo sie waren.

„Und die Butter“, sprach Hatties Mutter weiter. „Ständig verschwindet die Butter aus dem Kühlschrank. Die isst bestimmt DU immer auf.“ Ihr Stift wedelte in Richtung Hattie.

Also hatte Hatties Mutter die verschwundene Butter ebenfalls bemerkt. Das hieß, sie war nicht diejenige, die sie aufaß. Und wenn es nicht Hattie oder ihre Mutter waren, wer konnte es dann sein? Sie waren die Einzigen im Haus.

„Isst du immer die ganze Butter auf?“, fragte Hatties Mutter.

Hattie schüttelte den Kopf, und ihre Haarwolke bewegte sich mit ihr.

„Dann setze ich Butter auf die Liste der verlorenen Dinge“, sagte Hatties Mutter und ging erschöpft zum Kühlschrank. „Die hänge ich hierhin, bis wir die Sachen finden.“ Mit einem Magneten klatschte sie die Liste an den Kühlschrank. Dann schlug sie mit der Faust gegen die Tür. So entschlossen hatte Hattie sie den ganzen Tag noch nicht gesehen.

„Vorsicht!“

Hattie starrte den Kühlschrank an. Als ihre Mutter gegen die Tür geschlagen hatte, hatte er gesprochen. Hattie schaute zu ihrer Mutter hinüber. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte sie die Stimme offensichtlich auch gehört. Aber das war unmöglich. Kühlschränke sprachen nicht.

„Hast du das gehört?“, fragte Hatties Mutter.

„Vielleicht“, sagte Hattie, denn eigentlich war das unmöglich – oder?

„Da war etwas.“ Hatties Mutter zögerte. Vorsichtig öffnete sie die Kühlschranktür und spähte hinein. Hattie sah, wie sie sich langsam drehte, während sie die Fächer absuchte. „Nichts drin“, verkündete sie. „Das Geräusch war bestimmt der Motor.“ Sie schloss die Tür. „Ich bin müde. Ich glaube, ich lege mich ein bisschen hin“, sagte sie zu Hattie und verließ den Raum.

Hattie blickte ihr nach. Sie hasste es, wenn ihre Mutter sich tagsüber ins Bett verkroch. Das hieß, sie sah in nichts einen Sinn. Aber Hattie wusste, es nützte nichts, wenn sie versuchte, sie davon abzuhalten. Den Fehler hatte sie schon oft gemacht, und das führte nur dazu, dass ihre Mutter sich noch weiter in sich zurückzog, als wäre in ihrer Mitte ein klaffendes Loch, das den Rest von ihr einsog.

Hattie seufzte. Sie nahm die Frischkäsepackung und öffnete den Kühlschrank, um sie wegzuräumen. Aber diesmal sah sie das Ding, das sich bewegte. Sie blinzelte ungläubig, denn sie konnte nicht fassen, was sie da sah, und kam gerade noch bis: „Das ist ein Ele…“

Dann zog sie etwas in den Kühlschrank – und noch weiter.



Kapitel 2

Weiter in den Kühlschrank hinein war sehr weit. So weit, dass Hattie das Gefühl hatte, ihre Augäpfel würden in ihren Höhlen nach hinten gedrückt. So weit, dass ihre Knie sich anfühlten, als würden sie sich in die falsche Richtung biegen. So weit, dass ihr Bauchnabel sich zu entknoten schien. Nicht aufgehen, Bauchnabel, dachte Hattie, denn in diesem komischen Sog, der von allen Seiten an meinem Körper zieht und schiebt, bist du vielleicht das Einzige, was mein Innenleben drinnen hält.

Während sie noch drei Überschläge machte, schloss sie die Augen. Beim Herumwirbeln fiel ihr wieder ein, dass sie, bevor das hier anfing, möglicherweise einen winzigen Elefanten auf einem Butterteller hatte sitzen sehen. Und dieses Durcheinandergefühl, das ihr Stöße durch Arme und Beine und an den Rändern ihrer Ohren entlangschickte, hatte vielleicht etwas mit diesem Elefanten zu tun.

„Halt dich fest. Wir sind fast durch“, hörte sie eine Stimme sagen, und dann zerrte etwas an ihrem Arm und kugelte ihn fast aus. „Bereitmachen! Die Landungen sind immer ein bisschen holprig“, fuhr die Stimme fort.

Wahrscheinlich sagte die Stimme noch mehr, aber der stürmische Wind in ihren Ohren übertönte alles. Und als wäre plötzlich etwas unter ihr verschwunden, prallte sie so hart mit dem Hintern auf dem Boden auf, dass eine rote Staubwolke emporwirbelte.

Sie wartete ab, ob das alles war. Und als sie beschlossen hatte, dass dies wohl zutraf und ihre Halskette, die vor ihrem Gesicht herumgewirbelt war, sich gelegt hatte, sagte sie: „Oh.“

„Nur oh?“ Da war die Stimme wieder. „Du bist in einer ganz neuen Welt angekommen, und außer ›Oh‹ fällt dir nichts ein? Was muss man denn heutzutage noch alles anstellen, um junge Leute zu beeindrucken?“

„Entschuldigung.“ Hattie entschied, dass sie jetzt vielleicht ihre Augen wieder öffnen konnte. Und als sie es tat, war das Licht in der neuen Welt so hell, dass sie Angst hatte, ihr würde übel werden.

Vor ihr, den Rüssel um ihr Handgelenk gewickelt, saß ein Elefant. Aber es war nicht der, den sie im Kühlschrank gesehen hatte, es war …

„Ein großer Elefant“, sagte sie und merkte selbst, wie benebelt ihre Stimme klang.

Der Elefant ließ sie los und schnalzte seinen Rüssel weg. Mit schlagenden Ohren stapfte er zu einem Baum an einem Waldrand, wie es aussah. Von seiner Mitte fächerten sich Efeuranken auf wie Bänder an einem Maibaum. Und an einer davon zog der Elefant jetzt. Von dort, wo Hattie zusammengesackt saß, wirkte es, als hätte sich der Baum heruntergebeugt, damit der Elefant die Ranke abreißen konnte.

„G… großer Elefant.“ Sie zeigte auf das Wesen, das nun wieder auf sie zugetrottet kam und dabei die Efeuranke hinter sich herzog. „Aber ich habe einen sehr kleinen Elefanten gesehen.“

„Das war in deiner Welt“, sagte der Elefant. „Wenn ich dort so groß wäre wie hier, würde ich nicht in einen Kühlschrank passen, oder?“

„Nein, ich glaube nicht“, antwortete Hattie, und ihre Hände wanderten zu ihren Taschen, um sicherzugehen, dass nichts herausgefallen war. Jedes Mal, wenn der große Elefant sich bewegte, wurde ihr irgendwie übler. Und nun schien er ihr ein Ende der Efeuranke ums Handgelenk zu wickeln. Sie runzelte die Stirn. Das verstand sie nicht – er hatte sie doch gerade befreit. Trotzdem fühlte sie, wie die Ranke sie kitzelte, als würde sie sich das nicht nur einbilden. Und der Elefant hielt das andere Ende mit dem Rüssel fest. Als wäre sie ein Hund an einer Leine.

„Warum tust du das?“, fragte sie und versuchte dabei, die Wörter in einer Reihe herauszubekommen, ohne dass sie gegeneinanderstießen.

„Weil du sonst vielleicht wegläufst, natürlich“, antwortete der Elefant.

So, wie Hattie sich fühlte, erschien ihr das nicht sehr wahrscheinlich, aber sie sagte trotzdem: „Natürlich.“

„Wenn du nicht mehr schielst, gehen wir los“, sagte der Elefant.

„Wohin gehen wir?“

„In die Stadt natürlich.“

„Natürlich“, sagte Hattie noch einmal. Sie wurde den Gedanken nicht los, dass der Elefant davon ausging, sie wüsste deutlich mehr, als tatsächlich der Fall war. „Und wo sind wir jetzt?“

„Irgendwo-Nirgendwo.“

Sie dachte kurz nach. „Wo ist Irgendwo-Nirgendwo?“

„Hier. Du wirst das alles viel besser verstehen, wenn dein Gehirn aufgehört hat, sich zu drehen. Das dauert jetzt nicht mehr lange.“ Der Elefant schaute an Hattie vorbei, sein Blick schweifte über die Landschaft, als suchte er etwas.

Hattie folgte seinem Blick. Sie blinzelte angestrengt, während sie versuchte, sich an das Blenden des wolkenlosen blauen Himmels zu gewöhnen. Alles um sie herum sah aus, als könnte es mal einen ordentlichen Schluck Wasser vertragen – von den braunen Spitzen der Grashalme am Wegrand bis zu den Blättern der Bäume, die aussahen, als würden sie zerbröseln, wenn sie versuchte, sie anzufassen.

„Warum hast du mich hierhergeholt?“, fragte Hattie, während sie bemerkte, dass sich die Bäume hinter dem Elefanten anders zu bewegen schienen als alle Bäume, die sie kannte. Ihre Stämme bogen und wiegten sich, als hätten sie Taillen. Von der Bewegung wurde ihr nur noch übler.

„Weil du mich sehen kannst“, erwiderte der Elefant.

„Was meinst du damit? Natürlich kann ich dich sehen.“

„Ganz genau“, sagte der Elefant.

„Und warum soll das so etwas Besonderes sein?“

„In der anderen Welt. Im Kühlschrank. Du hast mich gesehen.“

„Ja.“

„Menschen können uns in ihrer Welt nicht sehen. Sie können uns hören, aber wir sind unsichtbar. Nur du – du konntest mich sehen. Deshalb musste ich schnell etwas tun. Denn du könntest …“ Der Elefant blieb stehen und schaute sie eindringlich an, starrte ihr tief in die Augen. „Deine Augen sind wieder gerade. Das heißt, wir können uns in Bewegung setzen – und das am besten schnell.“ Er marschierte los und ein kurzer Ruck an der Efeuranke zog sie hoch. „Wir müssen weg von hier.“ Er begann, sie über einen rostroten Pfad zu zerren, der am Waldrand entlang verlief.

Mit jedem seiner stapfenden Schritte wirbelten Hattie rote Staubwolken ins Gesicht. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, musste aber von dem Staub husten.

Gerade, als sie es noch einmal versuchen wollte, hörte sie ein hohes Heulen. „Victor, Victor, du Wicht! Bei allen mir von der Gilde der Ritterdrachen verliehenen Mächten – bring sie sofort zurück!“ Als die Worte die Luft durchschnitten, schienen die Bäume Haltung anzunehmen.

„Niemals, du aufgeblasener, scheinheiliger Drache“, brummte der Elefant. „Du hältst dich immer für besser als alle anderen. Tja, bist du aber nicht.“ Damit zog er heftig an der Efeuranke, stürmte in den Wald und schleppte Hattie hinter sich her.

Claire Harcup

Über Claire Harcup

Biografie

Claire Harcup begann ihre Karriere in einem Sachbuchverlag, bevor die digitale Welt sie auf andere Wege lenkte. Fünf Jahre lang beauftragte sie Kunst- und Kulturprojekte, die neue Technologien verwenden. Dann rief sie für die Royal Botanic Gardens in Kew, Großbritannien, ein Projekt ins Leben, das...

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„Ein poetischer Fantasyroman, der auch beim Vorlesen Spaß macht.“

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