

Hieb und Strich Hieb und Strich - eBook-Ausgabe
Story
„Ihr ganz eigener Ton und ihr herrlich selbstironischer Mutterwitz zeichnen auch ihr neues Büchlein aus.“ - Märkische Allgemeine Zeitung
Hieb und Strich — Inhalt
Rache wird am besten kalt genossen?
Wofür hat man denn Freundinnen? Eine Geschichte über weibliche Solidarität von der Autorin von Der Report der Magd
Ein schwüler Tag in Toronto bei Crackern und reichlich Gin Tonic. Drei reizende alte Damen wissen, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt, eine Freundin zu rächen. Deren erfolgreiche Romane wurden von einer neidischen Männer-Clique einst derart verrissen, dass sie unter einer Schreibblockade litt. Die Übeltäter sollen nun alle sterben – aber wie ermordet man den ersten so, dass die anderen ahnen, bald der Nächste zu sein? Dass sie es mit der Angst bekommen, während einer nach dem anderen stirbt? Die Polizei aber ahnungslos bleibt, wer hinter dieser Mordserie steckt? – Margaret Atwood in Hochform!
Leseprobe zu „Hieb und Strich“
Kapitel 1
„Wir könnten sie einfach aus Fenstern stoßen“, sagt Leonie.
„Oh, lieber nicht“, sagt Chrissy. „Alle würden sagen, das waren die Russen.“
„Umso besser“, sagt Myrna. „Es würde den Verdacht von uns ablenken.“
„Nachdem wir mehr als drei ermordet haben, könnte jemand zwei und zwei zusammenzählen“, sagt Chrissy.
„Wer weiß überhaupt noch von dieser Verbindung, außer uns?“, sagt Leonie. „Es ist lange her. Gott, fühl ich mich alt.“
„Sag nicht alt, es heißt älter“, sagt Chrissy. »Fern weiß davon. Sie hat diese Verbindung auswendig gelernt. Sie hat diese [...]
Kapitel 1
„Wir könnten sie einfach aus Fenstern stoßen“, sagt Leonie.
„Oh, lieber nicht“, sagt Chrissy. „Alle würden sagen, das waren die Russen.“
„Umso besser“, sagt Myrna. „Es würde den Verdacht von uns ablenken.“
„Nachdem wir mehr als drei ermordet haben, könnte jemand zwei und zwei zusammenzählen“, sagt Chrissy.
„Wer weiß überhaupt noch von dieser Verbindung, außer uns?“, sagt Leonie. „Es ist lange her. Gott, fühl ich mich alt.“
„Sag nicht alt, es heißt älter“, sagt Chrissy. „Fern weiß davon. Sie hat diese Verbindung auswendig gelernt. Sie hat diese Verbindung inhaliert!“
„Ich glaub eher, die Verbindung hat sie inhaliert“, sagt Leonie. „Es wohnt in ihrem Kopf.“
„Wir erzählen es Fern auf gar keinen Fall“, sagt Myrna. „Sie wäre dagegen. Sie würde uns aufhalten.“
„Sie hat sich ja sogar geweigert, Kung-Fu-Filme mit uns anzuschauen“, sagte Chrissy. „Wisst ihr noch, Der einarmige Schwertkämpfer?“
„Aus der Erinnerung gelöscht“, sagt Leonie. „Wann haben wir die denn gesehen?“
„Im College“, seufzt Chrissy. „Was hatten wir für einen Spaß!“
„Dein Feind ist die Nostalgie“, erklärt Chrissy. „Ich brauch Nachschub. Myrna, schieb mal die Flasche rüber.“
Sie sitzen in Leonies Garten und trinken Gin Tonics. Oder sagen wir, Leonie trinkt Gin Tonics. Chrissy hat eine Weißweinschorle, Myrna eine Cola Light, weil sie sich während dieser Treffen keinen Gehirnnebel leisten kann, sie würde sich bequatschen lassen, zum Beispiel dazu, acht Männer zu ermorden, oder waren’s neun? Wobei sie sich trotz des fehlenden Alkohols bereits dazu verpflichtet zu haben scheint, zumindest prinzipiell.
„Werden wir sie einzeln ermorden, oder gemeinsam wie in der Kesselszene aus Macbeth?“
„Sag ›das schottische Stück‹“, sagt Chrissy, die irgendwann in ihrem Leben auch mal Amateurschauspielerin war. „Das bringt sonst Unglück.“
„Welche Kesselszene?“, fragt Leonie.
„›Molchesaug’ und Unkenzehe‹, ›Rüstig, rüstig!‹ Und so weiter“, sagt Myrna, auf die in Sachen Zitate meist Verlass ist. „›Hand des neugebornen Knaben, den die Metz’ erwürgt im Graben‹ – wie garstig ist das denn!“
„Alles klar. Ich hab so schon genug Pech“, sagt Leonie. „Reichst du mal die Käseplatte? Bin gerade zu faul zum Aufstehen.“ Zu müde, kommentiert Myrna im Stillen; kommt von der Chemo.
Sie essen Oliven und dünne Kräcker aus Pekannüssen, dazu eine neue Sorte Käse – hellorange und richtig lecker –, den Leonie bei Nancy’s Cheese Shop entdeckt hat. Nancy ist immer zuverlässig, finden sie. Wenn man sagt: „Nicht zu mild, aber auch nicht zu stinkig“, dann weiß sie, was man meint. Könnte man doch nur nach diesem Motto seine Bekanntschaften vorsortieren, denkt Myrna.
Von oben macht es plumps. „Diese verfluchten Eichhörnchen“, sagt Leonie. Ein uralter Apfelbaum vom Nachbargrundstück überschattet ihren Garten. Hin und wieder fällt ein kleiner, grüner, harter, pockennarbiger Apfel herunter – vorsätzlich abgeworfen von heimtückischen Eichhörnchen, behauptet Leonie – und prallt vom roten Sonnenschirm ab, den Leonie trotz mangelnder Sonne aufgespannt hat. Der Schirm sei reine Apfelabwehr, sagt sie. Myrna hat gefragt, warum sie nicht einfach die Äste absäge, die in ihren Luftraum eindringen, so wie es ihr gutes Recht sei, aber Leonie meinte, so einfach sei das nicht, und ja, rechtlich gesehen ginge das zwar, aber der Baum sei so alt, dass er voll und ganz krepieren könnte, wenn man diese Äste killte. Und das würde die Nachbarn aufbringen, etwas, das unbedingt vermieden werden müsse, da sie laut und selbstgerecht seien und einen großen, bellfreudigen Hund besäßen.
„Oder der ganze modrige Baum könnte umkippen und auf dich drauffallen, und du könntest voll und ganz krepieren“, sagt Myrna.
„Dafür ist ohnehin gesorgt.“ Schon seit einigen Jahren baut Leonie körperlich ab. Manchmal fragt sich Myrna, ein wenig lieblos, warum Leonie nicht langsam zur Sache kommt: Man kann doch nicht ewig vor sich hin sterben, es gibt ein Verfallsdatum: Früher oder später muss man wirklich auch mal gehen. Nicht, dass Myrna Leonie den Tod wünscht – hundertmal das Gegenteil, schließlich wären sie alle aufgeschmissen ohne sie –, doch ihre ständigen Anspielungen auf ihre drohende Sterblichkeit machen Myrna fix und fertig. Nach einer Weile – streng genommen sehr schnell – ist es mit ihrem Mitleid vorbei, und sie wechselt das Thema, und das wirkt kaltherzig.
„Was die Mordmethoden angeht“, sagt sie jetzt. „Wenn nicht Fenster, was dann? Narzissenzwiebeln im Eintopf? Klein geschnitten sehen sie ja wirklich aus wie normale Zwiebeln. Ein aufrichtiger Fehler wäre vorstellbar, wenn jemand nicht so auf Kochen steht.“ So wie wir alle nicht mehr, fügt sie im Stillen hinzu. Kochen, das war junge Liebe, gefolgt von Kindern, je nachdem, und dann die mittleren Jahre, wenn das Kochen trotz sporadischen Aufflammens für die eine oder andere Dinnerparty langsam versandet. Essen mitnehmen oder nach Hause bestellen kriegt den Fuß in die Tür: Nudelmaschine und Fonduetopf schwinden und werden zu fernen Erinnerungen. „Das Wichtige ist, plausibel zu sein.“
„Es muss nach einem Unfall aussehen“, sagt Leonie. „Ich trink noch einen Gin Tonic.“
„Von außen muss es nach einem Unfall aussehen, aber denen muss es klar sein!“, sagt Myrna. Leonie sollte eigentlich keinen Alkohol trinken, zumindest nicht so viel. Beeinträchtigt das nicht die Wirkung ihrer Medikamente? Aber der Hinweis darauf ist sinnlos: Leonie würde sagen: „Ach, was soll’s“ oder „Der Zug ist abgefahren“ oder „Wenn schon Abgang, dann mit Pauken und Trompeten“.
„Wie meinst du das?“, fragt Chrissy. „Sollen wir ihnen anonyme Briefe schreiben oder was?“ Sie hat diesen erschrockenen Häschenblick, wie immer, wenn sie verwirrt ist: die großen Augen, der halb geöffnete Rosenblütenmund, der in letzter Zeit mit Lipliner aufgemalt wird, da der ursprüngliche ein wenig eingeschrumpft ist. Myrna weiß, dass Chrissy nicht blöd ist – sie hat mal an der Uni gelehrt, sie alle haben das getan, nicht, dass das ein idiotensicherer Lackmustest für Nichtblödheit wäre –, aber das lebenslange Blondchenspielen hat Opfer gefordert: Goldigsein stellt eine solche Versuchung dar. Nur kurz mit den Häschenwimpern klimpern und einfältig lächeln, und schon lösen sich Straßensperren (Strafzettel für zu schnelles Fahren etwa) auf wie eine Fata Morgana. Eine Versuchung, die uns dunkleren Typen nicht zur Verfügung steht, überlegt Myrna nicht ohne einen Anflug von Groll. Goldigsein erleichtert einem den Weg durch das Gestrüpp des Lebens, wobei es natürlich auch eine Kehrseite gibt: Die Männer halten einen für leichte Beute. Chrissy hat allerhand Annäherungsversuche abwehren müssen, in letzter Zeit allerdings nicht mehr, trotz der mädchenhaften Pastellfarben und klirrenden Armreifen, die sie trägt wie eh und je. Heute ist sie ganz in Lavendel und Aquamarin.
Leonie dagegen ist wie immer eine Erscheinung: orangefarbene Palazzohose und ein weißes Top mit dicken roten Hibiskussen, oder sagt man Hibiski? Groß gewachsene Frauen können sich so was erlauben, überlegt Myrna, anders als wir Hobbits. Mit leisem Schrecken ist ihr aufgefallen, dass sie über die letzten paar Jahre zwei Zentimeter geschrumpft ist, ihre Füße aber um eine ganze Schuhgröße gewachsen sind. Was kommt als Nächstes, Fell an den Ohren?
„Anonyme Briefe wären banal“, sagt sie. „Wir brauchen was Subtileres. Ziel ist, dass diejenigen, die wir noch nicht ermordet haben, begreifen sollen, was ihnen droht. Sie sollen die Hufschläge der Verdammnis hören. Sie sollen vom Grauen der Vorahnung heimgesucht werden.“
„Die Hufschläge der Verdammnis?“ Chrissy guckt noch erschrockener.
„Du weißt schon. Die apokalyptischen Reiter“, sagt Myrna leicht gereizt. Sie hat es nicht gern, wenn ihre Metaphern hinterfragt werden. „Aus der Johannesoffenbarung. Die Bibel“, fügt sie hinzu, nur falls Chrissy, wie so viele heutzutage, die Johannesoffenbarung nicht kennt. Der Begriff Apokalypse wird ständig falsch verwendet, ist sie versucht hinzuzufügen. Es bedeutet nicht Katastrophe, es bedeutet –
„Warum gibt’s eigentlich keine apokalyptischen Reiterinnen?“, fragt Chrissy. Mit solchen Fragen hat sie ihre gesamte wissenschaftliche Laufbahn verbracht. Frauen, die in diversen Tätigkeitsfeldern fehlen – warum gibt es keine Müllfrauen? Keine Bergfrauen? Keine Wandergesellinnen? Luftakrobatinnen schon, und Ballonfahrerinnen und Pilotinnen wie Amelia Earhart. Das einzige Buch, das sie veröffentlicht hat, handelt von Frauen in der Luft: Frauen, die es geschafft haben, der Schwerkraft zu trotzen, ähnlich wie – könnte man sagen – Chrissy selbst. So richtig geerdet ist sie nie gewesen.
„Frag mich nicht“, sagt Myrna. „Ein Typ hat’s geschrieben. Aber es gibt immerhin die Hure Babylon, die in Purpur und Scharlach gekleidet ist und auf einem Tier mit vielen Hörnern auf dem Kopf reitet. Ist doch auch was wert.“
„Eine Hure. Typisch“, sagt Chrissy und wirft ihren grau melierten Pferdeschwanz zurück.
„Jedenfalls, die müssen darauf kommen“, sagt Leonie und gibt Eiswürfel und eine frische Limettenscheibe in ihr Glas. „Aber nicht die Polizei. Die Polizei muss hinters Licht geführt werden.“
„Würden sie es nicht der Polizei melden? Nach dem Motto, Herr Wachtmeister, irgendwer hat’s auf mich abgesehen?“, fragt Chrissy.
„Das sind solche Würstchen, also mindestens einer würde es tun. Sie würden uns wahrscheinlich verdächtigen, zumindest die weniger unterbelichteten. Die wissen doch, dass wir Ferns beste Freundinnen sind“, sagt Leonie. „Aber sie werden keine Beweise haben, zumindest nicht, wenn wir’s geschickt anstellen, und wenn sie also unsere Namen nennen – drei harmlose alte – drei ältere Damen mit Doktortiteln –, wird man sie für geistesgestört halten.“
„Und sie werden davon ausgehen, dass Fern es unmöglich gewesen sein kann. Die kommt ja nicht mal mehr zu Fuß durch ihr eigenes Wohnzimmer“, sagt Myrna. Im Kopf überschlägt sie: Kann eine nicht gehfähige Person einen Mord begehen? Mit einem Blasrohr? Krücke über die Rübe? Insektenschutzmittel in den Tee? Nein, Letzteres ist zu offensichtlich.
„Sie braucht sogar Hilfe, um rein ins Bett und raus aus dem Bett zu kommen. Und das hat sie denen zu verdanken“, sagt Leonie.
„Vorher ging es ihr gut!“, ergänzt Chrissy.
Und auch danach noch viele Jahre, denkt Myrna, jedenfalls körperlich. Sie hat ihre Zweifel an der Theorie der Freundinnen – genetische Faktoren führen zu Autoimmunerkrankungen wie MS, meint sie – aber auch Stress kann eine Rolle spielen, also stellt sie den Gruppenglauben nicht infrage: Diese acht, oder waren es neun, Männer haben Fern in den Rollstuhl gebracht – in einen Rollstuhl, der sie bergab Richtung Leichenhaus rollt –, und zwar so sicher, als hätten sie sie zusammengeschlagen. Ein Mord auf Raten, sagt Leonie dazu.
„Und selbst wenn sie damit zur Polizei gingen, würde ihnen natürlich keiner glauben.“ Chrissy guckt jede Menge True-Crime-Serien, in der Regel die britischen. In diesen Sendungen wird niemandem geglaubt, der der Polizei solch überspannte, hysterische Dinge erzählt, denn sonst – sagt Myrna, die selbst diese Serien guckt, wenn sie Zeit hat – gäbe es ja keine Handlung.
„Sie können nicht behaupten, man habe es auf sie abgesehen, ohne einen Grund dafür zu nennen“, sagt Leonie. „Ohne zuzugeben, was sie getan haben.“
„Und das würde sich für einen Polizisten total albern anhören“, sagt Chrissy. „Es würde heißen: Wegen so was wird doch keiner ermordet. Wir aber wissen, dass es nicht albern ist.“
„›Wer meinen Beutel stiehlt, nimmt Tand‹“, sagt Myrna.
„Oh nein“, sagt Chrissy, „dir wurde dein Geldbeutel gestohlen?“
„Das ist ein Zitat“, sagt Myrna.
„Ich erinnere mich“, sagt Leonie. „Noch bin ich nicht vollkommen verblödet. Othello, stimmt’s? ›Doch wer den guten Namen mir entwendet …‹“
„Das haben sie ihr nämlich angetan“, sagt Leonie. „Fern. Sie haben ihr ihren guten Namen gestohlen.“
„Ganz genau“, sagt Leonie. „Jetzt lassen wir doch mal das Rumgeeiere. Wen sollen wir zuerst ermorden, und wie machen wir’s?“
„Kein Wunder, dass die Leute, früher, zu Zeiten des großen Hexen-Grillens, Angst vor alten Frauen hatten“, sagt Myrna. „Sie haben ein Leben lang vor sich hin gegärt.“
„Älteren Frauen“, sagt Chrissy. „Aber wir gären ja nicht unseretwegen, wir gären Ferns wegen. Wir hätten diese Sache schon vor Jahren klären sollen.“
„Rache wird am besten kalt gegessen“, sagt Myrna.
„Fern würde sagen, man sollte sie gar nicht essen“, sagt Chrissy ein wenig betrübt. Egal wie tugendhaft sie ist, so tugendhaft wie Fern wird sie niemals sein.
„Ich schmeiß euch jetzt raus“, sagt Leonie. „Wird Zeit für meine Pillen.“ Sie stemmt ihren groß gewachsenen Körper aus ihrem Gartenstuhl und führt sie leicht wankend zum Gartentor. Das gibt das nächste gebrochene Bein, in diesen roten Plateauschuhen, denkt Myrna. „Donnerstag wieder zur selben Zeit?“
„Ja, aber ich finde, wir sollten’s diesmal bei mir machen“, sagt Chrissy.
„Du warst doch erst letzte Woche Gastgeberin“, sagt Myrna.
„Ach, das macht mir nichts“, sagt Chrissy. Was sie meint, ist, dass Myrnas Wohnung immer aussieht wie ein Saustall, und man weiß nie, welche ihrer Kinder oder Enkelkinder gerade dort wohnhaft sind und nach Aufmerksamkeit schreien oder vor Freude oder Wut laut kreischend nackt durch den Garten rennen. Nicht die Kinder, die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Nur die Enkel.
„Dann bring ich den Käse mit“, sagt Myrna.
„Schlaft mal drüber, kommt mit Ideen“, sagt Leonie und komplimentiert sie hinaus. „Chrissy, hast du die Liste? Mit den Namen?“
„Ich finde sie“, sagt Chrissy. „Fern hat sie auf jeden Fall. Sie hat das ganze Zeug in einem Ordner abgeheftet.“
„Wo sie darüber vor sich hin gärt“, sagt Myrna. „Es verzehrt sie. Auch wenn sie sagt, das alles gehöre der Vergangenheit an und sie sei drüber hinweg.“
„Was überhaupt nicht stimmt“, sagt Chrissy. „Es gibt keine Vergangenheit. Zumindest nicht, bis die Sachen angegangen sind.“ Letztes Jahr war Chrissy bei einem Achtsamkeitscoach und kam mit einer Anzahl von Tipps nach Hause, wie man sich von uralten Traumata befreit. Myrna hat ein paar dieser Tipps ausprobiert, ohne Erfolg. Außerdem hat sie nicht das Gefühl, sonderlich viele uralte Traumata zu haben, wozu sich also damit beschäftigen? Sobald sie sich hinsetzt, die Augen schließt und versucht zu meditieren, schießen ihr allerhand Dinge durch den Kopf, die sie eigentlich tun müsste, zum Beispiel Wäsche waschen oder der Artikel, den sie gerade für Etymology Today schreibt – einst Printmagazin, jetzt online – über das schwindende Suffix -ling. Siehe Flüchtling, Fingerling, Rohling. Oder Dichterling: So könnte man sie nennen. Einige der Männer, die sie zu ermorden gedenken, sind Dichterlinge. Oder zumindest gewesen. Myrna kennt sich mit Dichterlingen aus, da sie selbst mal einer war.
„Wir können Fern auf keinen Fall nach dieser Liste fragen“, sagt Leonie. „Sie wüsste sofort, dass wir was im Schilde führen. Sie würde fragen: ›Wozu braucht ihr die?‹“
„Sie würde sich’s denken. Sie würde sagen, wir seien kleingeistig“, sagt Chrissy. „Sie ist ein viel zu guter Mensch.“
„Oder wenn nicht kleingeistig, dann durch und durch kriminell“, sagt Myrna.
„Sie würde sagen, kleingeistig sei schlimmer“, sagt Chrissy.
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