Ich bin dann mal weg Ich bin dann mal weg Ich bin dann mal weg Ich bin dann mal weg - eBook-Ausgabe
Meine Reise auf dem Jakobsweg – Jubiläumsausgabe
— Der SPIEGEL-Bestseller mit Bonus-Kapitel„Das Glück, von der Sinnsuche eines Menschen zu lesen, der sich nicht in Sarkasmus flüchtet. Der weiß, dass Fragen ehrlicher sind, als Antworten es je sein können.“ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ich bin dann mal weg — Inhalt
„Der wichtigste Weg meines Lebens“
Der Sensations-Bestseller zum Jubiläum - mit exklusivem Bonus-Kapitel
Juni 2001: Es ist ein nebelverhangener Morgen, als Hape Kerkeling, Deutschlands vielseitigster Entertainer und bekennende Couch potato, endgültig seinen inneren Schweinehund besiegt und in Saint-Jean-Pied-de-Port zur Wanderung seines Lebens aufbricht. Sechs Wochen liegen vor ihm, allein mit sich und seinem elf Kilo schweren Rucksack: über die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen, durch das Baskenland, Navarra und Rioja bis nach Galicien zum Grab des heiligen Jakob, seit über 1000 Jahren Ziel für Gläubige aus der ganzen Welt.
Mit Charme, Witz und Blick für das Besondere erschließt Kerkeling sich die fremden Regionen, lernt er die Einheimischen ebenso wie moderne Pilger und ihre Rituale kennen. Er erlebt Einsamkeit und Stille, Erschöpfung und Zweifel, aber auch Hilfsbereitschaft, Freundschaften und eine ganz eigene Nähe zu Gott. In seinem Buch über den Wert des Wanderns zeigt der beliebte Spaßmacher, wie er auch noch ist: abenteuerlustig, weltoffen, meditativ.
2006 erscheint der Bericht seiner Pilgerreise, wird zum Kultbuch und Bestseller-Phänomen, der Titel zum geflügelten Wort. Er erreicht über 5 Millionen begeisterte LeserInnen und steht 100 Wochen auf Platz 1 der SPIEGEL-Sachbuch-Bestsellerliste. Bis heute ist die Faszination der Lektüre ungebrochen. Kerkeling beschert dem Jakobsweg einen neuen Boom und dem Tourismus in Nordspanien Rekordzahlen. Der TV-Star legt damit als Autor auch den Grundstein für seine berührende Kindheitsgeschichte „Der Junge muss an die frische Luft“.
In der Jubiläumsausgabe lässt Hape Kerkeling jetzt in einem völlig neuen, ausführlichen Vorwort die Bedeutung dieser sechswöchigen Wanderung Revue passieren und blickt zwanzig Jahre danach auf den wichtigsten Weg seines Lebens zurück.
„Das Glück, von der Sinnsuche eines Menschen zu lesen, der sich nicht in Sarkasmus flüchtet. Der weiß, dass Fragen ehrlicher sind, als Antworten es je sein können.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
„This Book is a Publishing Phenomenon.“ The New York Times
Leseprobe zu „Ich bin dann mal weg“
Vorwort zur Neuausgabe
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
als ich zwölf Jahre alt war, fuhren mein Kumpel Raoul und ich an einem Samstagnachmittag mit der S-Bahn von Recklinghausen zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Mit Umsteigen dauert diese Zugfahrt alles in allem eine knappe halbe Stunde.
Gewiss werden Sie sich jetzt fragen, wann der Bus mit den Menschen kommt, die sich für diese relativ farblose Unternehmung interessieren sollten, und vor allem, was sie in diesem Vorwort verloren hat. Gelsenkirchen ist, auch mit viel gutem Willen, nicht annähernd [...]
Vorwort zur Neuausgabe
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
als ich zwölf Jahre alt war, fuhren mein Kumpel Raoul und ich an einem Samstagnachmittag mit der S-Bahn von Recklinghausen zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Mit Umsteigen dauert diese Zugfahrt alles in allem eine knappe halbe Stunde.
Gewiss werden Sie sich jetzt fragen, wann der Bus mit den Menschen kommt, die sich für diese relativ farblose Unternehmung interessieren sollten, und vor allem, was sie in diesem Vorwort verloren hat. Gelsenkirchen ist, auch mit viel gutem Willen, nicht annähernd Santiago de Compostela.
Nun, dieser Ausflug diente nur einem Zweck. Die Fahrt ins Blaue sollte meinem Freund Raoul eine rosige Zukunft sichern. Raoul Linnemeyer hatte, als er knapp elf Jahre alt war, beschlossen, eines fernen Tages ein berühmter Schriftsteller zu werden. Gerne auch Dramatiker oder Essayist.
Seinen Wunsch halte ich im Jahre 1977 für durchaus im Bereich des Möglichen. Schließlich ist Raoul besonders aufgeweckt, hat eine philosophische Ader und auch noch Manieren.
Bereits jetzt als Zwölfjähriger verfügt er über einen erstaunlichen Denkapparat und versteht es, mich mit erhellenden Erkenntnissen und komplexen Gedanken à la Albert Camus zu überraschen. Dem ähnelt er übrigens auch äußerlich ein wenig. Das Talent ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden, denn Raouls Mutter Eline ist eine begabte Lyrikerin.
Also, was spricht da noch gegen seine zukünftige Autorenkarriere? Allein der Name Raoul Linnemeyer schreit ja geradezu nach Platz 1 der Bestsellerliste.
Dem rehäugigen Raoul mangelt es, laut eigener Aussage, leider an Ideen für einen starken Stoff, der seine potenziellen Leser fesseln könnte.Auch bezweifelt er, ob er es wohl jemals zur Meisterschaft eines seiner Vorbilder Kant, Lessing oder Kleist wird bringen können, und er fragt sich insofern, ob er besser gar nicht erst mit einem Schreibversuch beginnen sollte.
Als Pragmatiker finde ich, dass er es wenigstens erst einmal versucht haben sollte, bevor er die Flinte frustriert ins Korn wird werfen müssen. So fahren wir also an jenem Samstag, mit zwei Notizblöcken und Kugelschreibern ausgestattet, zum Gelsenkirchener
Hauptbahnhof. Diese nicht besonders prickelnde Ausflugsidee ist auf meinem Mist gewachsen.
Mir ist natürlich bekannt, dass Gelsenkirchen kein ausgesprochener Sehnsuchtsort der Weltliteratur ist, aber man muss ja, auch bei allen noch so hochtrabenden Plänen, die Kosten im Blick haben. Amsterdam wäre mir selbstverständlich auch lieber gewesen. Andererseits ist Gelsenkirchen, im Gegensatz zur niederländischen Hauptstadt, eine schriftstellerische Herausforderung.Was sollte einem dazu schon einfallen? Raoul wirkt jedenfalls nicht so, als würden die Ideen gerade aus ihm heraussprudeln.
Meiner Großmutter Bertha hat man ein Jahr zuvor bei örtlicher Betäubung im Klinikum Gelsenkirchen-Ückendorf ein künstliches Hüftgelenk eingepflanzt. Vielleicht denke ich auch deshalb, dass die Stadt im Pott mehr verdient als ein müdes Lächeln?
„Schreib jetzt mal alles auf, was dir während der Fahrt nach Gelsenkirchen so auffällt und einfällt“, ist mein guter Rat für meinen Mitschüler an jenem sonnigen Nachmittag.
„Wenn du Autor werden willst, musst du üben, üben, üben! Also fang jetzt einfach mal mit dem Schreiben an!“ gebe ich meinem geschätzten Freund diese schlichte Devise mit auf den Weg.
Schräg gegenüber fällt mir eine ältere Dame im beigen Horst-Schlämmer-Mantel auf, welche im Gegensatz zu uns nicht in Fahrtrichtung sitzt. Unruhig, um nicht zu sagen besorgt, schaut sie in Richtung der hinter uns befindlichen Abteiltür.
Neugierig versuche ich mit einem kurzen Blick nach hinten herauszufinden,was sich da wohl hinter unseren Rücken Interessantes abspielen könnte. Allerdings verhindern die Nackenstützen an den Sitzen, dass mein Blick auch nur den Türrahmen erhascht. Aufstehen mag ich nicht. Das wäre mir nicht dezent genug.Anscheinend grummeln aber hinter uns, ein paar Waggons weiter, einige Männer vor sich hin.
Erst jetzt fällt mir, dem Schnellmerker, auf: Außer der älteren Dame und uns beiden befindet sich niemand im Waggon.
„Komisch eigentlich, dass so wenig Leute in der Bahn sitzen … ist doch Samstag. Da unternimmt man doch was!“, entfleucht es mir spontan, und ich ernte dafür ein flüchtiges Schulterzucken von Raoul.
Mit einem Mal erhebt sich die Dame fast panisch und schlurft, so eilig sie nur kann, in Fahrtrichtung einen Waggon weiter, ohne uns eines Blickes zu würdigen, ihr kariertes Einkaufswägelchen ratternd hinter sich herziehend. Fix rufe ich noch: „Auf Wiedersehen!“
„Wo die wohl so schnell hinwill?“, frage ich mehr mich als Raoul.
„Interessiert mich nicht!“, lautet seine lapidare Reaktion, während er mit dem Kugelschreiber gegen die verschmierte Fensterscheibe klopft und auch die Industriebrache von Rotthausen desinteressiert an sich vorbeiziehen lässt. Im Rückblick meine ich, es hätte ihn wohl besser interessieren sollen.
Schlagartig wird hinter uns die Tür aufgerissen. Eine johlende, unternehmungslustige Meute trampelt in unsere Richtung. Dem Geräusch nach zu urteilen könnte das auch eine Stampede spanischer Jungbullen aus Pamplona sein.
Womit ich jetzt schon fast auf dem Jakobsweg wäre. Doch wenn ich es akustisch richtig deute, sind das einfach nur angetrunkene halbwüchsige Männer. „Sternhagelbesoffen“ trifft es noch besser.
Plötzlich steht direkt vor unserer Sitzreihe ein halbes Dutzend Schalke 04-Fans, ausgestattet mit allen Utensilien, die das Leben des Fußballfans so bunt und fidel gestalten. Vom Fähnchen bis hin zur schräg sitzenden Kappe ist alles aus dem Merchandising-Katalog dabei.
Einer hat sogar einen riesigen gelben Fleck inklusive Bröckchen auf seinem blau-weißen Hemd. Da ist nur noch „Schalk“ zu lesen. Das „e 04“ hat er, sagen wir es vornehm, vollgereihert. Der säuerliche Geruch, den er penetrant verströmt, bestätigt das.
Mit einem Mal wird mir klar, warum heute niemand freiwillig in der S-Bahn sitzen möchte: Samstag heißt Bundesliga. Im Ruhrpott wiederum bedeutet das: bürgerkriegsähnliche Zustände im öffentlichen Nahverkehr.
Wäre man eingefleischter Fußballfan, hätte man das wissen können.
Raoul will aber Dramatiker werden, und ich habe bis vor einem Jahr noch mit Barbie-Puppen gespielt. Den Notizblock lege ich nun entschlossen beiseite und lasse mein Leben vorsichtshalber noch einmal Revue passieren. Besser ist es.
Schon packt der Mann mit dem Fleck auf dem Shirt mich unsanft am Kragen und zieht mich aus dem Sitz. Es brüllt mir entgegen: „Wat bisse?“
Blöde Situation! denke ich, während Raoul zwar kleinlaut, aber doch erstaunlich mutig einwirft: „Lass meinen Freund los!“
Die knallharte Antwort des begeisterten Biertrinkers in Richtung Raoul lässt nicht lange auf sich warten: „Du fängst dir gleich eine, du Milchfresse!“
Nun verfestigt sich mein flüchtiger Eindruck vollends.
Der Kerl ist mir unsympathisch.
„Wat du bis?“, will er noch einmal mit Nachdruck von mir wissen, während die Umstehenden fies giggeln. Einer rülpst sogar.
An Bundesligasamstagen mag ich meinen Ruhrpott einfach nicht. Die Dienstage sind schöner, da habe ich immer Chorprobe. Und schon werde ich wieder unfreundlich angeblökt.
„Wat bisse? Borussia oder Schalke?“, konkretisiert er nun seine Frage, einem bösen Vorwurf gleich.
Sechs brutale Augenpaare starren mich an. Eigentlich bin ich erstaunt darüber, wie wenig Angst mir diese doofe Situation, nun, wo sie eingetreten ist, macht, obwohl ich sie immer gefürchtet hatte. Früher oder später kriegen einen die Fußballfans aus dem Pott nun mal zu fassen und hauen einen unweigerlich windelweich. Heute ist mein Tag. Hoffentlich lassen sie Raoul in Ruhe. Dann kann der später wenigstens Hilfe holen. Man wird mich wahrscheinlich mit Blaulicht in die Unfallchirurgie des Klinikums Gelsenkirchen-
Ückendorf bringen.Wenigstens weiß ich, dass da gute Ärzte arbeiten. Oma kann wieder laufen wie ein junger Gott.
Wo war der fiese Hooligan stehengeblieben? Ach ja, Borussia oder Schalke!? Auf diese Frage kann man im Ruhrpott ja fast alles reduzieren. Es ist das Sein oder Nichtsein im Revier.
Meine Auswahl an Antwortmöglichkeiten ist relativ beschränkt: Sage ich Borussia, setzt es umgehend blau-weiße Schläge. Sage ich Schalke, bin ich der Horde zu schleimig, und es gibt erst recht eins auf die Nase. Sage ich, dass ich mich überhaupt nicht für Fußball interessiere, ist das garantiert mein Todesurteil.
Plötzlich kommt mir aus heiterem Himmel mein Religionslehrer Herr Dr. Halfmann in den Sinn. Der ist Fan vom VfL Bochum. Manchmal hat man auch einfach mal eine gute Idee.
So brülle ich: „Ich bin VfL!“
Der angetrunkene Jungbulle schaut mich erstaunt an, erteilt mir eine ziemlich schmerzhafte Kopfnuss und lallt im Ton des Bedauerns: „Du muss no viel lernen, Kleiner! VfL is Kacke! Wenn die mal nich absteigen! Aber wenigstens sind die blau-weiß! Hasse aber heute Glück gehabt!“
Johlend zieht die Brut hinüber in den nächsten Wagen.
Holy Shit! Nie wieder werde ich an einem Samstag im Ruhrgebiet S-Bahn fahren, auch nicht Raoul zuliebe.
Nach einigen Minuten erreichen wir erleichtert und am Stück den Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Unmittelbar nach dem Ausstieg fordere ich meinen Schulkollegen auf: „Schreib das auf!“ „Was?“, will Raoul wissen.
„Na, was uns passiert ist! Das glaubt uns doch kein Mensch!“, animiere ich ihn.
„Wen sollte das interessieren?“, will er wieder schulterzuckend in Erfahrung bringen.
„Na, mich interessiert es!“, sage ich zwar immer noch unter Schock, aber doch geistesgegenwärtig.
Und wenn Sie mich heute fragen, ob ich so etwas wie ein Erfolgsrezept kenne beim Schreiben?
Es interessiert mich. Ich brenne dafür!
Damals habe ich diese kleine S-Bahn-Episode aufgeschrieben und damit quasi den Grundstein für meine schriftstellerische Tätigkeit gelegt. Nur meiner Großmutter
Bertha habe ich die Story vorgelesen. Die war amüsiert. Das, was ich dann mit „Ich bin dann mal weg“ erreichen durfte, habe ich in gewisser Weise tatsächlich auch Raouls anmaßender Ambition zu verdanken. Stellvertretend für ihn bin ich so zum Geschichtenerzähler geworden. Verrückt, aber wahr.
[...]
9. Juni 2001 – Saint-Jean-Pied-de-Port
„Ich bin dann mal weg!“ Viel mehr habe ich meinen Freunden eigentlich nicht gesagt, bevor ich gestartet bin. Ich wandere halt mal eben durch Spanien. Meine Freundin Isabel kommentierte das sehr lapidar mit: „Aha, jetzt bist du durchgeknallt!“
Was, um Himmels willen, hat mich eigentlich dazu getrieben, mich auf diese Pilgerreise zu begeben?
Meine Oma Bertha hat es schon immer gewusst: „Wenn wir nicht aufpassen, fliegt unser Hans Peter eines Tages noch weg!“
Wahrscheinlich hat sie mich deshalb auch immer so gut gefüttert.
Und so könnte ich jetzt bei einer heißen Tasse Kakao und einem saftigen Stück Käsekuchen gemütlich zu Hause auf meiner roten Lieblingscouch liegen. Stattdessen hocke ich bei erstaunlich kühlen Temperaturen in einem namenlosen Café am Fuß der französischen Pyrenäen in einem winzigen mittelalterlichen Städtchen namens Saint-Jean-Pied-de-Port. Einer malerischen Postkartenidylle ohne Sonne.
Von der Zivilisation kann ich mich dann doch noch nicht ganz lösen, deshalb sitze ich direkt an der Hauptstraße und stelle fest: dafür, dass ich vorher noch nie etwas von diesem Ort gehört habe, brettern hier unglaublich viele Autos durch.
Auf dem wackeligen Bistrotischchen vor mir liegt mein fast leeres Tagebuch, das anscheinend genauso einen Appetit hat wie ich. Eigentlich hatte ich bisher noch nie das Bedürfnis, mein Leben schriftlich festzuhalten – aber seit heute Morgen verspüre ich den Drang, jedes Detail meines beginnenden Abenteuers in meiner kleinen orangefarbenen Kladde aufzuzeichnen.
Hier also beginnt meine Pilgerreise nach Santiago de Compostela.
Die Wanderung wird mich über den Camino Francés, eine der Europäischen Kulturstraßen, über die Pyrenäen, quer durch das Baskenland, Navarra, die Rioja, Kastilien-León und Galicien nach etwa 800 Kilometern direkt vor die Kathedrale von Santiago de Compostela führen, in welcher sich, der Legende nach, das Grab des Apostels Jakob befindet, des großen Missionars der iberischen Völker.
Wenn ich nur an den langen Fußmarsch denke, könnte ich mich jetzt schon vierzehn Tage ausruhen.
Das Entscheidende ist: Ich werde laufen! Die ganze Strecke. Ich laufe! Ich muss es gerade selber noch einmal lesen, damit ich es glaube. Allerdings nicht alleine, sondern gemeinsam mit meinem elf Kilo schweren, knallroten Rucksack. Falls ich unterwegs tot umfalle, und die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht, erkennt man mich mit dem wenigstens aus der Luft.
Zu Hause benutze ich nicht mal die Treppe, um in den ersten Stock zu kommen, und ab morgen müsste ich dann jeden Tag zwischen 20 und 30 Kilometern gehen, um in knapp 35 Tagen ans Ziel zu gelangen. Die bekennende Couch potato geht auf Wanderschaft! Gut, dass keiner meiner Freunde so genau weiß, was ich hier eigentlich vorhabe, dann ist es nicht ganz so peinlich, wenn ich wahrscheinlich schon morgen Nachmittag das ganze Unternehmen aus rein biologischen Gründen wieder abblasen muss.
Heute Morgen habe ich mal einen ersten vorsichtigen Blick auf den Anfangspunkt des offiziellen Jakobswegs geworfen. Er liegt oberhalb des Stadttores jenseits der Türmchen und Mauern von Saint Jean, dem Schlüssel zu den spanischen Pyrenäen, und läutet die erste Etappe auf dem Camino Francés mit einem recht steilen Aufstieg über einen Kopfsteinpflasterweg ein.
Dort begibt sich gerade ein etwa siebzig Jahre alter Herr mit einer starken Gehbehinderung sehr entschlossen auf den Pilgermarathon. Ich starre ihm bestimmt fünf Minuten ungläubig hinterher, bis er langsam im Morgennebel verschwunden ist. Ich bin mir sicher, der schafft das!
Die Pyrenäen sind ziemlich hoch und erinnern mich an das Allgäu.
In meinem hauchdünnen Reiseführer, den ich schließlich auch über die schneebedeckten Wipfel der Pyrenäen schleppen muss, steht, dass Menschen sich seit vielen Jahrhunderten auf die Reise zum heiligen Jakob machen, wenn sie, wörtlich und im übertragenen Sinn, keinen anderen Weg mehr gehen können.
Da ich gerade einen Hörsturz und die Entfernung meiner Gallenblase hinter mir habe, zwei Krankheiten, die meiner Einschätzung nach großartig zu einem Komiker passen, ist es für mich allerhöchste Zeit zum Umdenken – Zeit für eine Pilgerreise.
Über Monate nicht auf die innere Stimme zu hören, die einem das Wort „PAUSE!“ förmlich in den Leib brüllt, sondern vermeintlich diszipliniert weiterzuarbeiten, rächt sich halt – indem man einfach gar nichts mehr hört. Eine gespenstische Erfahrung! Der Frust und die Wut über die eigene Unvernunft lassen dann auch noch die Galle überkochen und man findet sich in der Notaufnahme eines Krankenhauses mit Verdacht auf Herzinfarkt wieder.
Wütend darüber, dass ich es so weit habe kommen lassen, bin ich immer noch! Aber ich habe auch endlich wieder meiner inneren Stimme Beachtung geschenkt und siehe da: Ich beschließe, während der diesjährigen Sommermonate keinerlei vertragliche Verpflichtungen einzugehen und mir eine Auszeit zu spendieren.
Bald finde ich mich in der Reiselektüreabteilung einer gut sortierten Düsseldorfer Buchhandlung wieder und suche – frei nach dem Motto: Ich will mal weg! – nach einem passenden Reiseziel.
Das erste Buch, das mir mehr oder weniger vor die Füße fällt, trägt den Titel Jakobsweg der Freude.
Was für eine Frechheit, einen Weg so zu nennen!, denke ich noch entrüstet. Schokolade macht nur bedingt froh und Whiskey wirklich nur in Ausnahmesituationen und jetzt soll also ein Weg Freude bringen? Dennoch packe ich das anmaßende Buch ein. Und verschlinge es in einer Nacht.
Der Jakobsweg nach Santiago de Compostela gehört, neben der Via Francigena von Canterbury nach Rom und der Pilgerfahrt nach Jerusalem, zu den drei großen Pilgerwegen der Christenheit.
Der Legende nach gilt der Pfad bereits den Kelten in vorchristlicher Zeit als Initiationsweg. Kraftadern in der Erde und Energiebahnen, die so genannten Leylinien, ziehen sich angeblich über die gesamte Strecke parallel zur Milchstraße bis nach Santiago de Compostela (Sternenfeld); und sogar darüber hinaus bis nach Finisterre (Weltende) an der spanischen Atlantikküste, dem damaligen Ende der bekannten Welt. Bisher war ich immer davon ausgegangen, unser gesamter Planet befände sich irgendwie parallel zur Milchstraße. Aber bitte, man ist ja auch im Alter noch lernfähig!
Wer nach Santiago pilgert, dem vergibt die katholische Kirche freundlicherweise alle Sünden. Das ist für mich nun weniger Ansporn als die Verheißung, durch die Pilgerschaft zu Gott und damit auch zu mir zu finden. Das ist doch einen Versuch wert!
Wie hypnotisiert schaue ich mir in den folgenden Tagen dabei zu, wie ich fix die Reiseroute ausbaldowere und Rucksack, Schlafsack, Isomatte und Pilgerpass besorge, um auf dem Flug nach Bordeaux wieder zu mir zu kommen und mich laut sagen zu hören: „Bin ich eigentlich noch ganz dicht?“
Ich komme in Bordeaux an und es ist noch genauso hässlich und grau wie vor zwanzig Jahren, als ich hier als Sechzehnjähriger mal auf der Durchreise war. Ich steige im „Hotel Atlantic“, einem außerordentlich schönen klassizistischen Prachtbau gegenüber dem Hauptbahnhof, ab. Bevor ich die kommenden sechs Wochen nur noch in gammeligen Schlafsälen zwischen schnarchenden Amerikanern und rülpsenden Franzosen verbringe und ein Leben ohne ordentliche sanitäre Einrichtungen führe, tu ich mir noch mal was Gutes!
Aus dem Guten ist allerdings nicht viel geworden. Am Ende wäre es im Gemeinschaftssaal heimeliger gewesen. Mit einem bemerkenswert freundlichen Lächeln wird mir nämlich eine kahle Bruchbude ohne Fenster, dafür mit quietschblauer Neonbeleuchtung und zu einem Wucherpreis zugeteilt. Im Gegensatz zu mir rebelliert meine nicht mehr vorhandene Gallenblase umgehend.
Wäre Bordeaux netter gewesen, wäre ich womöglich gar nicht weitergefahren.
Zwischen der ersten und der heutigen Reise liegen zwanzig Jahre. Hab ich etwa seit zwanzig Jahren schlechte Laune? Ich gebe Bordeaux die Schuld. Das ist einfacher.
Im Zimmer hält mich nichts, denn mein Vormieter hat die Mini-Bar, schlau wie er war, schon leer gesoffen. Also raus und zwar direkt zum Bahnhof.
Als ich in der gigantischen Schalterhalle den Satz: „Mademoiselle, einmal Bordeaux – Saint-Jean-Pied-de-Port, einfache Fahrt, zweiter Klasse, bitte!“, in ordentlichem Schulfranzösisch über die Lippen bringe, schaut mich die afrikanischstämmige Charmeoffensive auf der anderen Seite der Scheibe mit einem strahlenden Lächeln an.
„A quelle heure, Monsieur?“ – Wann? – Clever, die Frau!
„So um sieben Uhr morgen früh!“, entscheide ich spontan, wie ich nun mal bin.
Die für sie wesentliche Information hat die propere Schalterbeamtin offensichtlich schon wieder verdrängt: „Wie heißt der Ort noch mal?“
Prima! Auf keiner der Landkarten, die ich studiert habe, ist eine Eisenbahnverbindung nach Saint-Jean-Pied-de-Port eingezeichnet – ergo gibt es auch keine! Lustlos wiederhole ich den Namen des Ortes und das Frollein wälzt leicht verwirrt wuchtige Fahrpläne aus vergangenen Jahrhunderten, um zu der vollkommen überraschenden Erkenntnis zu gelangen: „Monsieur, diesen Ort gibt es nicht in Frankreich!“
Ich bin so perplex, als hätte sie gerade behauptet: Gott ist tot!
„Moooment“, sage ich, „den Ort gibt es schon, aber vielleicht fährt die Eisenbahn nicht dorthin. Aber dann doch bestimmt ein Überlandbus oder so was!“ Die Dame bleibt zwar höflich, aber stur und lässt sich nicht beirren: „Nein, nein, der Ort existiert nicht! Glauben Sie mir.“ Ich glaube ihr selbstverständlich nicht und bestehe darauf, dass es den Ort gibt. Hier geht es schließlich auch ums Prinzip!
Nach quälend langen Minuten stellt sich heraus: Der Ort existiert! Und was noch toller ist, es gibt sogar eine Verbindung mit Umsteigemöglichkeit dorthin. Ich vermute, dieser Ort existiert nur, weil ich so insistiert habe. Vielleicht habe ich Glück und mit Gott geht’s mir genauso?
Als ich mit meiner Fahrkarte den Bahnhof verlasse und mich gerade wieder frage, was ich hier eigentlich tue... ob das alles denn auch vernünftig ist... und überhaupt... sehe ich vor mir ein Riesenwerbeplakat für eine neue Telekommunikationserrungenschaft mit dem Slogan: „Wissen Sie, wer Sie wirklich sind?“ Meine Antwort ist spontan und unumwunden: „Nein, pas-du-tout!“
Ich beschließe, im „Hotel Atlantic“ mal einen Gedanken darauf zu verschwenden. Im Hotelzimmer liegt eine ziemlich verklebte Stadtinfo für Bordeaux, in der ich lustlos blättere, um zu erfahren, was ich während der letzten Woche so alles verpasst habe. Dabei stoße ich auf die Fortsetzung der Plakatwerbekampagne. Diesmal mit dem Slogan „Willkommen in der Wirklichkeit.“ Das sitzt!
Mein Zimmer hat immer noch keine Fenster. Mein Handy-Akkuladegerät passt nicht in die französische Steckdose und eigentlich will ich jetzt schon wieder nach Hause – oder weg? Ich weiß es nicht. Ich entscheide mich für weg. Und schlafe.
Bei meiner Ankunft heute Morgen wimmelt es in Saint Jean bereits von Pilgern aller Altersklassen und Nationen. Die Stadt lebt wohl vom Geschäft mit den Wallfahrern. Dort werden rustikale Wanderstäbe und Muschelanhänger – sie sind das Erkennungszeichen der Pilger – verkauft. Hier werden kitschig bunte Heiligenfiguren, Pilgermenüs – sprich Pommes mit Fleisch – und Wanderführer in allen modernen Idiomen angeboten. Ich entscheide mich für einen einfachen Wanderstab, der mir jetzt schon viel zu lang, zu schwer und zudem unhandlich erscheint.
Auf dem Weg zur örtlichen Pilgerherberge überlege ich hin und her, was Stempel auf Französisch heißt. Auf Spanisch heißt es sello, das steht im Pilgerpass, dem credencial. In der Eingangstür fällt mir endlich das Wort ein. Timbre! naturellement. Perfekt habe ich meinen Satz schon im Kopf vorformuliert: „J’ai besoin d’un timbre.“ Ich brauche einen Stempel. Da hör ich den älteren Herrn am Schreibtisch in Oxford-Englisch parlieren, da er gerade eine jugendliche Vier-Mann-Kapelle aus Idaho abstempelt und ihnen die Betten 1 bis 4 zuteilt. So bekomme ich mit, dass der Mann Engländer ist und seinen Jahresurlaub damit verbringt, hier in diesem kleinen Büro Pilgerpässe gegenzuzeichnen und Pilgerbettnummern zu vergeben! Und offensichtlich hat er Spaß. Mir vergeht der Spaß gerade, denn ich stelle fest, dass ich in einem nasskalten Zwanzig-Mann-Schlafsaal stehe, in dem ich nach Adam Riese Bett Nr. 5 bekomme, direkt neben dem gut gelaunten Country-Quartett aus Idaho. Die schleppen doch tatsächlich ihre mordsschweren Instrumente mit; drei Gitarren und eine Was-auch-immer-Flöte.
Als ich an der Reihe bin, fragt mich der nette Mensch: „What’s your profession, Sir?“ Ich denke noch: Mein Beruf? Was sage ich? – „Artist!“, habe ich ihm da auch schon entgegenposaunt. Der Mann schaut mich zweifelnd an. Bei den Musikern stellte sich diese Frage gar nicht.
Auf dem Plakat stand: „Wissen Sie, wer Sie wirklich sind?“ Ich weiß es offensichtlich nicht. Ich, mit meinem weißen Sonnenkäppi, sehe eher aus wie Elmar, die Cartoon-Figur, die Bugs Bunny hinterherjagt.
Bevor er mir Bett Nr.5 tatsächlich zuteilen kann, ziehe ich mit meinem ersten offiziellen Stempel – dabei bin ich noch keinen einzigen Meter gepilgert – von dannen.
So weiß die katholische Kirche offiziell darüber Bescheid, dass ich tatsächlich von hier gestartet bin. Am Schluss gibt’s dann vom Secretarius Capitularis in Santiago eine dolle Urkunde in lateinischer Sprache mit Goldrand, die compostela. Und mir werden alle Sünden erlassen und das sind nach Ansicht der katholischen Kirche einige! Komme mir vor wie in einer Klerikalkomödie.
Die Stempel werden nur in offiziellen Pilgerherbergen, Kirchen und Klöstern entlang des Weges ausgegeben. Der geneigte Autofahrer oder Bahnreisende hat allerdings keine Chance, eine Pilgerurkunde zu ergaunern, denn die entscheidenden Stempelstellen sind nur zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Und man darf auch nur dann von sich behaupten, ein echter Pilger gewesen zu sein, wenn man mindestens die letzten 100 Kilometer vor Santiago de Compostela per pedes oder die letzten 200 Kilometer auf dem Drahtesel oder zu Pferde hinter sich gebracht hat. Aber die meisten Menschen wollen den gesamten Camino Francés pilgern, denn das ist die alte Wallfahrerroute.
Um einen Pilgerpass, diese entscheidendste Requisite der Pilgerschaft, zu bekommen, muss man natürlich nicht zwingend katholisch sein. Ich würde mich selbst zum Beispiel als eine Art Buddhist mit christlichem Überbau bezeichnen! Klingt theoretisch komplizierter, als es in der Praxis ist!
Es ist ausreichend, auf der spirituellen Suche zu sein. Und das bin ich.
Als Wiedergutmachung für die gestrige Nacht in Bordeaux hab ich mich hier im „Hotel des Pyrenees“ einquartiert. Die Adresse in der Stadt! Manchmal merk ich schon, dass ich aus Düsseldorf bin!
Die örtliche Pilgerherberge war mir für die erste Nacht dann doch etwas zu – na ja, sagen wir – gesellig.
Während ich hier in dem Bistro an meinem café au lait nuckele, frage ich mich, was ich mir von dieser Pilgerschaft denn eigentlich verspreche oder erwarte. Ich könnte losziehen mit der Frage im Kopf: Gibt es Gott? Oder Jahwe, Shiva, Ganesha, Brahma, Zeus, Ram, Vishnu, Wotan, Manitu, Buddha, Allah, Krishna, Jehowa? Da ließen sich noch viele Namen nennen...
Seit meiner frühesten Kindheit beschäftigt mich die Frage nach dem großen unbekannten Wesen. Als Achtjähriger habe ich es wirklich genossen, in den Kommunionsunterricht zu gehen, und ich erinnere mich bis heute noch genau an das, was dort gelehrt wurde. Ähnlich ging es mir später im Beicht-, Religions- und Firmunterricht. Mich musste niemand dorthin zerren; was im Übrigen auch keiner getan hätte, da ich keiner streng katholischen Familie entstamme. Mein Interesse an allen religiösen Themen war bis zu meinem Abitur ziemlich groß.
Während andere Kinder zähneknirschend in die Messe trotteten, hatte ich meine helle Freude daran, die ich natürlich tunlichst verbarg, um nicht als total uncool zu gelten. Klar, die Predigten unseres Gemeindepfarrers hauten mich natürlich auch nicht vom Hocker, aber sie konnten doch nicht verhindern, dass mein lebendiges Interesse bestehen blieb. Keine spirituelle Ausrichtung war vor mir sicher, alle Weltanschauungen faszinierten mich. Eine Zeit lang spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken zu konvertieren, um evangelischer Pfarrer oder wenigstens Religionswissenschaftler zu werden. Als Kind hatte ich nie den leisesten Zweifel an der Existenz Gottes, aber als vermeintlich aufgeklärter Erwachsener stelle ich mir heute durchaus die Frage: Gibt es Gott wirklich?
Was aber, wenn dann am Ende dieser Reise die Antwort lautet: Nein, tut mir sehr Leid. Der existiert nicht. Da gibt es NICHTS. Glauben Sie mir, Monsieur!
Könnte ich damit umgehen? Mit Nichts? Wäre dann nicht das gesamte Leben auf dieser ulkigen kleinen Kugel vollkommen sinnlos? Natürlich will jeder, mutmaße ich, Gott finden... oder zumindest wissen, ob er denn nun da ist... oder war... oder noch kommt... oder was?
Vielleicht wäre die Frage besser: Wer ist Gott?
Oder wo oder wie?
In der Wissenschaft wird das doch auch so ähnlich gemacht.
Also stelle ich die Hypothese auf: Es gibt Gott!
Es wäre doch sinnlos, meine wertvolle begrenzte Zeit damit zu verplempern, nach etwas zu suchen, was am Ende vielleicht gar nicht da ist.
Also sage ich, es ist da! Ich weiß nur nicht wo. Und für den Fall, dass es einen Schöpfer gibt, wird er restlos begeistert davon sein, dass ich nie an ihm-ihr-es gezweifelt habe.
Im schlimmsten Fall würde dann die Antwort lauten: „Es gibt Gott und gleichzeitig gibt es ihn nicht, das verstehen Sie zwar nicht, aber tut mir wieder Leid, so sind nun mal die Tatsachen, Monsieur!“
Damit könnte ich leben, denn das wäre eine Art Kompromiss! Einige Hindus vertreten übrigens diesen scheinbar absurden Standpunkt.
Nur: Wer sucht denn hier eigentlich nach Gott?
Ich! Hans Peter Wilhelm Kerkeling, 36 Jahre, Sternzeichen Schütze, Aszendent Stier, Deutscher, Europäer, Adoptiv-Rheinländer, Westfale, Künstler, Raucher, Drachen im chinesischen Sternkreis, Schwimmer, Autofahrer, GEZ-Gebührenzahler, Zuschauer, Komiker, Radfahrer, Autor, Kunde, Wähler, Mitbürger, Leser, Hörer und Monsieur.
Anscheinend weiß ich ja nicht mal so genau, wer ich selbst bin.
Wie soll ich da herausfinden, wer Gott ist?
Meine Frage muss also erst mal ganz bescheiden lauten: Wer bin ich?
Damit wollte ich mich ursprünglich zwar nicht beschäftigen, aber da ich ständig von Werbeplakaten dazu aufgefordert werde, bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Also gut – als Erstes suche ich nach mir; dann sehe ich weiter. Vielleicht habe ich Glück und Gott wohnt gar nicht so weit weg von mir. Sollte er jedoch in Wattenscheid leben, wäre ich hier allerdings ganz falsch!
In meiner sauerstoffarmen französischen Zelle habe ich gestern Nacht höchstens drei Stunden geschlafen, daher wahrscheinlich auch dieses konfuse Gedankenkonstrukt. Aber vielleicht werde ich nur unter Druck nachgiebig? Heute gehe ich früh ins Bett, morgen will ich um sechs Uhr raus und los. Mann, bin ich müde!
Falls es Gott gibt, hat er zumindest ’ne Menge Humor. Sitze ich doch bei Milchkaffee auf einem kartoffelförmigen Planeten, der mit überhöhter Geschwindigkeit durchs Weltall rast. Davon merke ich zwar nichts, aber trotzdem entspricht es den Tatsachen.
Ich bin in Saint Jean! Ist Johannes, der Apostel, nicht der Bruder von Jakob?
Das könnte ein dezentes Indiz dafür sein, dass dies ein Weg der Brüderlichkeit ist. Aber vielleicht ist die Stadt ja nach Johannes dem Täufer benannt? Johannes im Plural gäb’s ja einige... Bin zu müde, um das heute zu recherchieren.
Erkenntnis des Tages:
Erst mal herausfinden, wer ich selbst bin.
„Hapes Buch – die Jubiläumsausgabe – kann man nicht nur empfehlen, man MUSS es gelesen haben! Es ist: lustig, besinnlich, informativ, traurig und regt bei vielen Themen zum Nachdenken an. Um ehrlich zu sein, ich habe es – in den letzten Jahren – schon mehrmals gelesen. Und ich habe jedes Mal etwas Neues entdeckt.“
„Ausgesprochen schön aufgemacht“
„Wenn dieses Buch kein Knaller ist, was dann?!“
„This Book is a Publishing Phenomenon.“
„Kerkeling entpuppt sich als gewitzter Erzähler und schlauer Gotteserklärer. Man wurde nicht missioniert, fühlte sich aber als Deutscher, Europäer, Christ und eklektischer Esoteriker nach der Lektüre besser – nicht zuletzt, weil Kerkeling zeigt, dass man alles zugleich sein kann.“
„Das Glück, von der Sinnsuche eines Menschen zu lesen, der sich nicht in Sarkasmus flüchtet. Der weiß, dass Fragen ehrlicher sind, als Antworten es je sein können.“
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