Ihr seid natürlich eingeladen (Die Bundschuhs 3) Ihr seid natürlich eingeladen (Die Bundschuhs 3) - eBook-Ausgabe
Roman
„Eine hinreißend turbulente und urkomische Geschichte, bei der man ununterbrochen lachen muss. Am liebsten lautstark.“ - revue
Ihr seid natürlich eingeladen (Die Bundschuhs 3) — Inhalt
Der neue Bestseller um Andrea Sawatzkis leidgeprüfte Heldin Gundula: Ihr Sohn hat sich verliebt und kündigt unvermutet eine Hochzeit an. Doch niemand kennt seine Verlobte. Die Eltern sind schockiert, denn ihre Schwiegertochter ist Afroamerikanerin, hört auf den Namen Candy und stammt aus Detroit. Da wird vor allem Gerald gefordert sein, der behauptet, sattelfest im Englischen zu sein. Ein tragischer Irrtum, und nicht der letzte, dem seine Frau Gundula aufsitzt. – Eine hinreißende Hochzeitskomödie von Andrea Sawatzki.
Die sympathischste Familie der deutschen Literatur – Andrea Sawatzki erzählt Neues aus dem skurrilen Leben der Bundschuhs
Kaum jemand schreibt so amüsant über das deutsche Familienleben wie SPIEGEL-Bestseller-Autorin Andrea Sawatzki. Schon mit den anderen Büchern der Bundschuh-Reihe feierte sie große Erfolge. Die dazugehörigen ZDF-Filme, in denen sie zusammen mit Axel Milberg die Hauptrolle spielt, konnten ebenfalls hohe Einschaltquoten einfahren. Auch ihr neuer Roman wartet mit absurder Situationskomik auf, die trotzdem direkt aus dem Leben gegriffen scheint.
Leseprobe zu „Ihr seid natürlich eingeladen (Die Bundschuhs 3)“
1. Kapitel
„Mami?“
„Rolfi! Schön, dass du anrufst! Wie geht es dir?“
„Gut. Und euch?“
„Wunderbar, mein Schatz. Wann kommst du mal wieder nach Hause? Hast du schon Heimweh nach uns?“
„Mami, ich bin neunzehn.“
„Eben deswegen. Du bist erst neunzehn. Ich weiß gar nicht mehr, wie du aussiehst.“
„Mami, das ist doch Quatsch!“
„Na ja, vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber sag doch mal, wie geht es dir denn?“
„Gut. Hab ich doch schon gesagt. Und ich habe eine super Neuigkeit für euch.“
„Aha?“ Was konnte das sein? Blieb er für immer in L. A.? Hoffentlich klang ich [...]
1. Kapitel
„Mami?“
„Rolfi! Schön, dass du anrufst! Wie geht es dir?“
„Gut. Und euch?“
„Wunderbar, mein Schatz. Wann kommst du mal wieder nach Hause? Hast du schon Heimweh nach uns?“
„Mami, ich bin neunzehn.“
„Eben deswegen. Du bist erst neunzehn. Ich weiß gar nicht mehr, wie du aussiehst.“
„Mami, das ist doch Quatsch!“
„Na ja, vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber sag doch mal, wie geht es dir denn?“
„Gut. Hab ich doch schon gesagt. Und ich habe eine super Neuigkeit für euch.“
„Aha?“ Was konnte das sein? Blieb er für immer in L. A.? Hoffentlich klang ich nicht zu skeptisch.
„Ein Mädchen.“
Ein Mädchen? Was hatte das zu bedeuten?
„Wie bitte?“
„Es wird ein Mädchen.“
„Was wird ein Mädchen?“
„Du wirst Oma.“
Ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte. Ein schrilles Piepsen in meinem Kopf kündigte einen Tinnitus an.
„Mami?“
Ich zog mir einen Küchenstuhl heran und sank darauf nieder.
„Mami? Was ist denn? Freust du dich nicht?“
„Was hast du da gerade gesagt?“
„Wir bekommen ein Kind.“
Ich schluckte. Wir?
„Wer wir? Rolfi, jetzt lass dir doch nicht jeden Satz aus der Nase ziehen.“
„Candy und ich.“
Rolfi hatte mir noch nie von einer Candy erzählt. „Wer ist Candy?“
„Meine Freundin. Das heißt, jetzt ist sie noch meine Freundin, aber wir wollen heiraten. Am besten würde uns allen Mitte Juni passen, da haben wir Semesterferien. Und außerdem ist das Kind da noch nicht geboren. Dann kann es später in einer richtigen Familie aufwachsen, das ist Candys Eltern sehr wichtig.“
Mir wurde heiß und kalt.
„Ach, ihre Eltern wissen es schon länger?“
„Ja, klar, die leben ja schließlich hier.“
Hörte ich da einen Vorwurf in seiner Stimme? Ich biss mir auf die Zunge. „Ach so. Natürlich.“
Meine schweißnasse Hand umklammerte das Telefon. Jetzt nur ruhig bleiben. Sachlich. Mütter sollten in schwierigen Situationen ruhig und sachlich bleiben. Der Fels in der Brandung sein. Ich hörte mich sagen:
„Und wie sind die Eltern so?“ Wie konnten die das so einfach durchgehen lassen? Musste man hier nicht mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen?
„Nett.“
„Aha. Und die sprechen Englisch, ja?“
„Ja, nein, nicht alle.“
„Was heißt das, was sprechen sie denn dann?“
„Der Vater Englisch, die Mutter Chinesisch. Die ist aber nur die Stiefmutter oder die Nanny oder was weiß ich.“
„Die Nanny von wem?“
„Von Candy.“
„Ist Candy nicht in deinem Alter?“
„Doch, natürlich.“
„Wieso braucht sie dann eine Nanny?“
„Keine Ahnung, ich blick da nicht so durch. Kannst sie ja dann selber fragen … Vielleicht ist sie auch von früher übrig geblieben. Ist doch auch nicht so wichtig.“
Aber ich ließ nicht locker. Mir war das schon wichtig. Wer war diese Candy? „Wie … übrig geblieben? Was meinst du denn damit?“
„Aus Candys Kindheit. Ich weiß es nicht, Mami.“
„Also sind die Eltern gar nicht zusammen?“ Ich hatte so viele Fragen.
„Keine Ahnung. Aber sie wohnen zusammen in einem Haus.“
„Das ist doch komisch, findest du nicht? Ein Paar, das gar kein Paar ist und dann noch zusammenwohnt …?“
„Mami, echt, ich weiß es nicht. Ich bin ja auch nicht mit den Eltern zusammen, sondern mit Candy.“
„Ja …Und wie stellst du dir das jetzt alles vor? Ich meine, wo soll die Feier denn stattfinden?“
„Am besten bei euch, dann müsst ihr die teuren Flüge nicht zahlen.“
„Das ist aber lieb von dir, Rolfi, dass du so an uns denkst.“
Rolfi studierte nämlich inzwischen in Los Angeles. Medizin. An der UCLA. Ich bewunderte ihn sehr dafür. In einer Fremdsprache zu studieren ist kein Leichtes.
„Außerdem möchte Candy meine Freunde kennenlernen und sehen, wo ich gelebt habe.“
Augenblicklich schmolz ich dahin. „Aber natürlich! Und deine Familie, deine Geschwister, Papi und mich …“
„Genau. Aber euch lernt sie ja sowieso kennen.“
„Ja, das lässt sich wohl nicht verhindern.“ Ich biss mir auf die Zunge, weil mir auffiel, dass ich schon wieder wie meine Mutter klang.
„Mami, jetzt schnapp nicht gleich wieder ein …“
„Ich schnappe gar nicht ein. Ich mag nur nicht, wenn du so mit mir redest.“
„Wie denn?“
„Als wären wir dir überhaupt nicht wichtig.“
„Das habe ich doch überhaupt nicht gesagt.“
„Ja, aber es hört sich für mich so an. Tut mir leid. Warum stellst du mich auch vor vollendete Tatsachen?“
„Wieso bist du denn jetzt so aggressiv? Freu dich doch auch mal für mich.“
„Erstens: Ich bin nicht aggressiv! Du bist aggressiv. Obwohl du gar kein Recht dazu hast. Ich meine, entschuldige mal, Rolf, ich muss das ja auch erst mal verdauen. Du bist erst neunzehn! Und zweitens: Worüber soll ich mich bitte freuen? Du bist erst neunzehn.“
„Eben. Ich bin volljährig. Ich kann mit meinem Leben machen, was ich will. Und ich kann so viele Kinder in die Welt setzen, wie ich lustig bin. Pass auf, Mami, verdau erst mal. Ich melde mich später wieder.“
Damit legte er auf. Ohne einen Gruß. Mein schlechtes Gewissen war grenzenlos. Und ich war wütend. Wie konnte er mich so überrumpeln?
Ich weiß nicht, wie lange ich auf meinem Küchenstuhl saß. Irgendwann kamen Gulliver und Othello in die Küche, blieben vor mir stehen und sahen mich an. Aus ihren Hundeaugen sprach tiefe Anteilnahme, und irgendwann legte Gulliver mir seine Schnauze auf die Schulter, was ihm nicht weiter schwerfällt, weil er eine Dogge ist. Othello leckte meine Füße und versuchte dann, mir die Socken auszuziehen.
Wie auf Knopfdruck löste sich der Knoten in meinem Kopf, und ich heulte los. Gulliver trat einen Schritt zurück und betrachtete mich wieder. Dann gähnte er ausgiebig und schlich zurück in den Flur. Nicht mal Gulliver hatte Verständnis für meine Gefühle! Unser Dackel warf mir noch einen verächtlichen Blick zu, dann trabte er geschäftig hinter seinem Artgenossen her.
Ich schleppte mich zur Couch im Wohnzimmer und sackte dort zusammen.
Mein neunzehnjähriger Sohn wollte eine Frau heiraten, die ich überhaupt nicht kannte. Eine Fremde! Mit fremdem Familienanhang. Und dann bekamen die beiden auch noch ein Baby. Hätte ich ihn nur nie nach Amerika gehen lassen! Ich wusste von Anfang an, dass das nicht gut für Rolfs Geisteszustand sein würde. Wahrscheinlich hatte ihm diese Candy einfach den Kopf verdreht. Urplötzlich erschien vor meinem inneren Auge die junge Pamela Anderson. Sie hatte nichts an außer ihrem kleinen Bikini. Mit wogenden Brüsten tänzelte sie an Rolfi vorbei, der gerade an seiner Abschlussarbeit für die Universität schrieb. Wie unter Drogen erhob er sich, ließ alles stehen und liegen und folgte Pamela an den Strand, um mit ihr eine Familie zu gründen.
Ich schüttelte den Kopf, um die schrecklichen Bilder zu vertreiben.
Zumindest hatte ich herausgefunden, dass Candys Vater Amerikaner und seine zweite Frau Chinesin war. Also sozusagen Candys Stiefmutter.
Was sollte ich nur machen, wenn die alle herkamen: Mein Englisch reicht gerade mal, um nach dem Weg zu fragen, und Chinesisch spreche ich gar nicht. Aber wer spricht schon Chinesisch? Das ist eine völlig überflüssige Sprache. Kein Mensch außer chinesischen Touristen spricht bei uns Chinesisch. Ich habe mich jedenfalls noch nie für die chinesische Kultur interessiert. In chinesischen Restaurants sollen ja lebende Affen serviert werden, denen man vor den Gästen den Schädel abschlägt. Hab ich mal gelesen. Dann löffelt man das noch warme Affenhirn aus der Hirnschale. Mein Magen krampfte sich bei dieser Vorstellung zusammen, und meine Ohren summten.
Aus dem Flur ertönte ein zaghaftes Fiepsen. Gulliver und Othello mussten raus. Ich erhob mich seufzend aus den Polstern und trottete nach draußen, um mir den Mantel anzuziehen.
Ein bisschen frische Luft würde mir jetzt guttun!
2. Kapitel
„Ist doch cool.“ Ricarda biss in ihre Möhre. Sie machte gerade eine Rohkostkur.
Matz kämpfte mit seinen Nudeln. „Also, ich find’s scheiße. Wenn das Baby da ist, bin ich schon elf. Da kann ich ja gar nichts mit anfangen.“
„Babys, die elfjährig geboren werden, gibt es noch nicht, du Schwachmat!“
Ricarda verdrehte die Augen, während sie versuchte, die Möhre im Mund zu zerkleinern.
„Ricarda, würdest du bitte aufhören, bei Tisch so zu reden?“
Wenn jetzt noch die Kinder einen Streit vom Zaun brachen, würde ich einen Nervenzusammenbruch bekommen. Ich spürte es ganz deutlich. Meine Augenlider vibrierten. Das tun sie immer, bevor ich kollabiere.
„Ist das bio?“
„Was ist bio?“
„Die Möhren, die schmecken nach Gift.“
„Dann iss was anderes.“
„Ich kann nichts anderes essen, Mami. Ich mache eine Rohkostkur! Schon vergessen?“
„Dann iss deine Möhren, und beschwer dich nicht. Für mich ist es auch nicht leicht, deine ständigen Marotten mitzumachen.“
Hitze stieg mir in den Kopf, und es rauschte in meinen Ohren.
„Ey, ich hab nur gefragt, ob das bio ist. Ich hab keine Lust, an Krebs zu krepieren!“
„So, jetzt ist verdammt noch mal endlich Ruhe! Das ist ja nicht zum Aushalten! Iss deine verdammten Möhren, und halt den Mund, das ist ja unerträglich heute!“
Gerald war aus seiner Lethargie erwacht und schrie so laut, dass es selbst das Rauschen in meinen Ohren übertönte.
„Gerald, würdest du dich bitte zusammenreißen? Wir sind doch nicht schwerhörig.“
„Ich geh auf mein Zimmer, das ist mir echt zu viel hier“, sagte Ricarda pampig und stand vom Tisch auf.
„Ricarda, nimm bitte dein Gemüse mit. Das wird welk, wenn es jetzt nicht gegessen wird“, rief ich ihr nach.
Ricarda drehte sich in der Tür noch mal zu mir um. „Ach, um dein Gemüse machst du dir Sorgen, ja? Aber wenn ich an Krebs krepiere, weil das alles kein bio ist, ist dir das egal, ja?“ Damit wandte sie sich ab und knallte die Tür hinter sich zu.
Gerald sah mich an. „Und das lässt du zu?“
„Du doch auch, Gerald, oder hab ich deine Antwort überhört?“
„Das ist mir hier alles zu blöde.“ Auch Gerald stand auf und pfefferte die Serviette auf den Tisch. „Ich muss noch ein paar Unterlagen fürs Amt durchsehen.“
„Nein, Gerald. Du setzt dich jetzt bitte wieder hin und redest mit mir darüber, wie wir das mit der Hochzeit machen sollen.“
Er sah mich aus müden Augen an. Dann holte er tief Luft und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Das ist mir alles zu viel, Gundula. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, möchte ich mich ausruhen. Ich habe schließlich einen anstrengenden Tag hinter mir.“
„Ich auch, Gerald. Ich auch.“
Er stieß laut hörbar Luft durch die Nase aus, setzte sich dann aber wieder an den Tisch und aß schweigend weiter. Irgendwann fasste ich mir ein Herz und erzählte meiner Familie am Abendbrottisch von Rolfis schrecklichem Geständnis. Gerald erhob das Gesicht zur Decke und sah aus, als würde er ein Stoßgebet zum lieben Gott schicken. Wenn Sie mich fragen, ein bisschen sehr theatralisch, so schlimm war das ja nun auch wieder nicht. Aber so ist es immer mit Gerald. Er übertreibt manchmal maßlos. Vielleicht wäre es wirklich besser für ihn gewesen, seine Schlagerkarriere weiterzuverfolgen, anstatt im Finanzamt zu versauern. Dann hätte er täglich die Gelegenheit, seinen Gefühlen auf der Bühne freien Lauf zu lassen, und müsste sie nicht am Abendbrottisch ausleben.
„Wieso müsst ihr jeden Tag streiten?“ Matz hielt immer noch die Gabel mit den Nudeln in die Luft und betrachtete uns unglücklich.
Ich strich ihm die Haare aus der Stirn. „Matz, wir streiten nicht, wir diskutieren. Das fällt bei Erwachsenen manchmal etwas heftiger aus.“
„Aber wieso schreit ihr immer? Ihr könnt doch auch normal reden.“
Ich sah zu Gerald, der die Nudeln auf seinem Teller betrachtete, als wären sie vom Aussterben bedrohte indonesische Fadenwürmer. Strongylidae indonesiae.
Dann griff er seufzend zur Gabel und ging zum Angriff über.
„Gerald, sag doch auch mal was.“
Er blickte auf. „Hm?“
Ich nickte ihm aufmunternd zu. „Deine Mutter und ich, wir sind eben sehr impulsiv …“ Er grinste schief und zwinkerte Matz zu. Das wirkte fast wie ein Eingeständnis von Schuld. Aber ich wollte nicht sofort einlenken und sagte:„Ja, und dein Vater ist ein richtiger Temperamentsbolzen.“
Gerald ließ die Gabel sinken, und die Spaghetti flutschten auf den Teller zurück.
„Gundula, höre ich da einen Unterton? Eine minimale Disharmonie? Eine winzige Verstimmung?“
„Ach Gerald, hör schon auf. Ich würde jetzt wirklich gern über Rolfis Zukunft reden.“
„Dem steht doch nichts im Weg, Liebes. Schieß los.“
3. Kapitel
„Du kennst sie nicht?“
„Nein, Mutti. Sie lebt in Los Angeles. Wo sollte ich sie denn kennengelernt haben, Herrgott noch mal?“
„Und was machen ihre Eltern?“
„Keine Ahnung, die kenne ich doch auch nicht.“
„Gundula, bitte … Ich meine, welchen Hintergrund hat die Familie? Sind das anständige Leute?“
„Mutti, ich weiß es nicht. Wir lassen das einfach auf uns zukommen.“
„Gundula, ich sage dir nur eins: Das kannst du nicht zulassen. Das wird schiefgehen, hör auf meine Worte. Du kannst nicht zulassen, dass Rolf sich eine wildfremde Person zur Frau nimmt! Und dann auch noch eine schwangere!“
„Mutti, schwanger war sie ja nicht immer schon, daran hat er ja schließlich auch seinen Anteil.“
„Das ist doch völlig egal. So junge Leute haben keine Zukunft, wenn da so früh ein Kind im Weg ist. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war damals auch noch viel zu jung, als ihr geboren wurdet.“
„Du warst vierundzwanzig, als ich kam, Mutti.“
„Eben. Mein ganzes Leben hat das über den Haufen geworfen. Ich war Hausfrau und Mutter. Das habe ich gern gemacht, für euch, natürlich, denn das ist ja die Aufgabe der Frau, für die Nachkommen zu sorgen. Aber ich selbst hatte nicht viel davon. Und es dankt dir später keiner, dass man sein Leben geopfert hat. Übrigens war ich dreiundzwanzig, als du kamst.“
Ich schluckte. Warum konnte ich eigentlich nie mit meiner Mutter reden, ohne eins reingewürgt zu bekommen?
„Na ja, es gab aber hoffentlich auch schöne Momente, als wir klein waren.“
„Natürlich! Aber wenn ich an diese ganzen Kinderkrankheiten denke, Gott steh mir bei. Ihr hattet nun wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann. Gegen den Brechdurchfall, den du mal drei Tage lang hattest, waren die Läuse Kinkerlitzchen. Obwohl ich danach das ganze Haus desinfizieren musste.“
„Ja, Mutti. Schlimm, ich weiß. Unsere Kinder hatten auch schon mal Läuse.“
„Das kannst du dir gar nicht vorstellen, wie schlimm das war. Ihr hattet sie beide! Gleichzeitig! Heute gibt es ja Mittel, die man schon aufsprühen kann, bevor die Läuse kommen. Dann ist man ja schon gewappnet. Früher wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Da half nur noch Ammoniak.“
„Ich weiß …“ Ich erinnere mich ungern an meine Läusezeit. Meine Mutter steckte meinen Bruder und mich dann zusammen in die Badewanne und schüttete uns Ammoniak über den Kopf, bis uns übel wurde. Die Augen brannten wie Feuer, die Kopfhaut löste sich fast ab, und nach der halbstündigen Einwirkzeit war das Badewasser irgendwann ganz schön kalt. Kein Wunder, dass mein Bruder sich zu einem Hypochonder entwickelt hat. Er war pausenlos krank. Auf die Läuse folgte eine Erkältung und darauf eine Salmonellenvergiftung, weil meine Mutter ihn mit gequirlten rohen Eiern fütterte, um dem geschwächten Körper die notwendigen Nährstoffe zuzuführen.
Die Stimme meiner Mutter holte mich in die Realität zurück.
„Gundula?“
„Ja?“
„Ich habe dich gefragt, was du jetzt vorhast.“
„Ich plane die Hochzeit, Mutti. Was soll ich sonst machen? Die findet im Juni statt – ihr seid natürlich herzlich eingeladen.“
Es erwartet uns eine tubolente und chaotisch, lustige Familienkomödie, die in jeder Familie vorkommen könnte. Ich freue mich aus weiterlesen
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