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Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woandersImmer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders

Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders - eBook-Ausgabe

Daniel Klein
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Philosophie für jeden Tag

„Eine witzige und trotzdem sinneserweiternde Reise auf 224 Seiten mit der Aussicht auf eine erhellende Entdeckungsreise zu sich selbst.“ - Kleine Zeitung (A)

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Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders — Inhalt

Als junger Philosophiestudent notierte Daniel Klein 40 Zitate großer Denker in einem Notizbuch und hoffte so Antworten darauf zu finden, wie sich ein gutes Leben gestalten lässt. Diese Weisheiten greift er nun auf und erweitert sie um Erkenntnisse, die er in seinem späteren Leben gesammelt hat. Von Aristoteles und Epikur über Ralph Waldo Emerson und Albert Camus bis Aldous Huxley widmet sich Klein humorvoll und zugleich tiefgründig den großen philosophischen Fragen. Er leitet mögliche Lebensweisheiten für den sinnsuchenden Leser ab und schickt ihn auf eine spannende Entdeckungsreise zu sich selbst.

€ 10,00 [D], € 10,30 [A]
Erschienen am 01.08.2017
Übersetzt von: Ralf Pannowitsch
224 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31086-4
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 01.03.2016
Übersetzt von: Ralf Pannowitsch
224 Seiten
EAN 978-3-492-97333-5
Download Cover

Leseprobe zu „Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders“

Prolog


Es ist noch nicht lange her, da räumte ich ein paar Bücher weg und stieß dabei auf ein altes Notizheft mit der Aufschrift „Sinnsprüche“. Es enthielt kurze, flüchtig zu Papier gebrachte Zitate von Philosophen, auf jeder Seite eins. Unter die meisten hatte ich kaum leserliche Kommentare gekritzelt.

Ich musste unwillkürlich lächeln. Diese kleine Sammlung hatte ich fast schon vergessen. Die ersten Einträge zeigten die unverkennbaren Kleckse und Wischspuren von Füllertinte – Nachrichten an mich selbst, vor etwa fünfzig Jahren mit dem Federhalter [...]

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Prolog


Es ist noch nicht lange her, da räumte ich ein paar Bücher weg und stieß dabei auf ein altes Notizheft mit der Aufschrift „Sinnsprüche“. Es enthielt kurze, flüchtig zu Papier gebrachte Zitate von Philosophen, auf jeder Seite eins. Unter die meisten hatte ich kaum leserliche Kommentare gekritzelt.

Ich musste unwillkürlich lächeln. Diese kleine Sammlung hatte ich fast schon vergessen. Die ersten Einträge zeigten die unverkennbaren Kleckse und Wischspuren von Füllertinte – Nachrichten an mich selbst, vor etwa fünfzig Jahren mit dem Federhalter geschrieben, den mir meine Eltern zum Highschool-Abschluss geschenkt hatten. Ich muss damals neunzehn oder zwanzig gewesen sein und hatte gerade beschlossen, Philosophie als Hauptfach zu studieren.

Der Grund für diese Entscheidung – und für dieses Notizbuch – lag darin, dass ich gehofft hatte, von den großen Philosophen ein paar Orientierungshilfen zu bekommen, die mir sagten, wie ich mein Leben am besten leben konnte. Damals hatte ich keinen blassen Schimmer, was ich nach dem Studium machen wollte; im Grunde wusste ich nur, dass ich kein Arzt, Anwalt oder Geschäftsmann sein wollte – Kriterien, mit denen ich in meiner Klasse eindeutig einer Minderheit angehörte. Ich malte mir aus, dass mich ein Philosophiestudium auf den richtigen Weg bringen würde.

Ungefähr in der Mitte des Notizbüchleins habe ich angefangen, meine Eintragungen mit dem Kugelschreiber zu machen, und meine Kommentare zu den Aussprüchen der Philosophen schmolzen auf wenige Worte zusammen, etwa „Es muss einen besseren Weg geben!“ oder „Hilfe!“. Der letzte Eintrag ist ein Satz des Theologen Reinhold Niebuhr: „Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders.“ Darunter hatte ich gekritzelt: „Toll, dass Sie mir das jetzt sagen!“ Ich muss Mitte dreißig gewesen sein, als ich das Notizbuch mit den Sinnsprüchen beiseitelegte.

Als ich nach mehreren Jahrzehnten nun wieder in diesem Büchlein blätterte, überkam mich erst einmal das große Schaudern: Wie naiv musste ich damals gewesen sein! Hatte ich wirklich geglaubt, von Philosophen lernen zu können, wie ich leben sollte – von Philosophen, die manchmal schon Tausende Jahre tot waren? Was hatte ich mir dabei nur gedacht?

In den philosophischen Texten, die ich als Student las, waren Ratschläge zur Lebensführung selten. Zunächst mussten dort andere Fragen beantwortet werden, zum Beispiel: „Wie können wir wissen, was wahr ist?“ oder: „Gibt es eine rationale Grundlage für ethische Prinzipien?“ oder auch: „Was ist der Sinn von ›Sinn‹?“ Es ergab ja auch keinen Sinn, wenn ich mir über den Sinn meines Lebens oder des Lebens anderer Leute den Kopf zerbrach, ohne überhaupt zu wissen, welchen Sinn das Wort ›Sinn‹ hat.

So weit, so gut. Aber dann rückte mein Studienabschluss mit Riesenschritten näher, mein Erwachsenenleben sollte in Kürze so richtig beginnen, und ich suchte dringend nach ein paar Hinweisen darauf, was ich als Nächstes tun sollte. In den folgenden Jahren probierte ich diverse Aufbaustudiengänge für Philosophie aus und verdiente meinen Lebensunterhalt damit, dass ich Quizfragen und Kunststücke für TV-Spielshows erfand, Programme für Stand-up-Comedians entwarf und Kriminalromane schrieb. Ich war auch viel auf Reisen, wobei ich gewöhnlich einige Philosophiebücher mitschleppte. Ich suchte noch immer nach Ideen, wie ich mein Leben am besten leben konnte.


Hier und da fand ich tatsächlich ein paar aufschlussreiche Hinweise, und dann schrieb ich sie schnell in mein zunehmend ramponiertes Notizbüchlein – jedenfalls so lange, bis mir klar wurde, dass mein Vorgehen schrecklich naiv war. Und da packte ich die „Sinnsprüche“ zusammen mit einigen alten Lehrbüchern in einen Karton. Das muss ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als ich einen Song von John Lennon hörte, in dem es hieß: „Leben ist das, was passiert, während du gerade andere Pläne schmiedest.“

Die Frage danach, wie man das bestmögliche Leben führen kann, war einmal die zentrale Frage der Philosophie. Für Denker wie Aristippos, Epikur, Sokrates, Plato und Aristoteles rangierte sie an vorderster Stelle. Und auch in den darauffolgenden Jahrhunderten blieb es für Philosophen unterschiedlichster Strömungen eine fundamentale Frage – von den Humanisten über die Deisten bis hin zu den Existentialisten.

Aber in letzter Zeit ist die Frage „Wie soll man leben?“ in der westlichen Philosophie in den Hintergrund gerückt, und Fragen der Epistemologie („Wie können wir wissen, was real und wahr ist?“) oder der Logik („Was sind die notwendigen Prinzipien der Vernunft und eines rationalen Diskurses?“) besetzen die vorderen Plätze. Mit einigen dankenswerten Ausnahmen überlassen die gegenwärtigen Universitätsphilosophen die ganze Wie-soll-ich-leben-Geschichte lieber den Gästen von Nachmittags-Talkshows, adrett gekleideten Motivationstrainern und Popgurus mit einer Vorliebe für wallende Gewänder. Nach Ansicht der Akademiker fällt die Beantwortung der Frage „Wie soll man leben?“ ganz eindeutig nicht in den Zuständigkeitsbereich eines modernen Philosophen, der etwas auf sich hält.

›Das ist bedauerlich‹, dachte ich beim Durchblättern meines alten Notizbüchleins. Nachdem ich mich anfangs über meine jugendliche Naivität amüsiert hatte, merkte ich nun, dass die Fragen nach der Lebensführung in meinem Kopf noch immer sehr präsent waren. Sicher, die Zeit war dahingeflossen, und mein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen war einfach passiert – wie es eben so läuft. Aber mein Hunger nach philosophischen Ideen war längst noch nicht gestillt. Wenn ich heute von der Aussichtsplattform meines achten Jahrzehnts auf das Leben schaue, ist mein Verlangen danach noch stärker geworden. So weit das Spiel auch schon vorangeschritten sein mag – ich möchte meine letzten Jahre so gut verleben, wie es mir möglich ist. Aber noch zwingender ist, dass ich nun in einer Lebensphase angelangt bin, in der ich eine letzte Durchschau meiner persönlichen Geschichte vornehmen möchte. Ich bin gespannt, wie weit sie den wohlüberlegten Ideen von einem guten Leben gerecht wird.

Also machte ich mich vierzig Jahre nach meinem letzten Eintrag im Notizbüchlein wieder daran, neue Gedanken zu diesen Philosophiezitaten aufs Papier zu bringen. Dann begann ich, neue Zitate zu sammeln und mich mit ihnen zu befassen. Ich muss sagen, dass mir das eine wunderbare Zeit beschert hat.

Manche dieser Zitate bringen eine ganze philosophische Position in Sachen Lebensführung auf den Punkt, während andere für mich einfach nur provokante Querschläger waren. Alle jedoch beeindrucken mich heute, wenn ich über sie nachsinne. Von neuem bin ich verblüfft, wie eloquent und anregend große Philosophen mit einer Handvoll gut gewählter Worte sein können. Ich merke auch, dass solche prägnanten philosophischen Statements in meinem Alter einen großen Vorteil haben: Wenn ich zum Ende komme, kann ich mich noch an ihren Anfang erinnern.

Ich habe kein Problem mit Motivationstrainern oder Gurus aus den Massenmedien, egal wie sie angezogen sind; ich bin sicher, dass sie sich aufrichtig bemühen, ein Grundbedürfnis zu befriedigen, das in uns allen steckt. Aber einige der großen Philosophen haben wirklich scharfsinnige und auf Dauer relevante Ideen über ein gutes Leben zu bieten, und es wäre ein Jammer, wenn diese Ideen unter einem Stapel von Popslogans verschüttet lägen – oder, wenn wir schon dabei sind, unter einem Stapel von abgehobenen philosophischen Analysen der Bedeutung von Wörtern.

Und so lege ich hier meine Sammlung prägnanter philosophischer Grundsätze zum Thema Lebensführung vor. Jedes Zitat habe ich mit einem persönlichen Kommentar versehen. Obwohl meine Kommentare einen kleinen erhellenden Strahl auf die philosophischen Äußerungen richten sollen, driften sie manchmal in Richtung Belanglosigkeit ab, und hier und da sind mir die Zügel entglitten. Für diese Abschweifungen muss ich erst noch eine akzeptable Entschuldigung finden.

Als ich beschlossen hatte, meine Sinnsprüche mit anderen Menschen zu teilen, überlegte ich, wie ich sie am besten ordnen könnte. Chronologisch nach dem Zeitpunkt der Eintragung in mein Büchlein? Dann wäre die Abfolge zu beliebig geworden. Oder vielleicht nach Kategorien – „Glückliches und angenehmes Leben“, „Sinnvolles oder sinnloses Leben“, „Geistiges Leben“ und „Gutes und gerechtes Leben“? Das Problem bei solch einem Vorgehen wäre gewesen, dass zu viele der philosophischen Ideen unter keine einzelne Überschrift passten. Und so bin ich schließlich meinen persönlichen Assoziationen gefolgt und habe mich von einer Idee zur nächsten führen lassen – oft auf wunderlichen Pfaden. Um es anders zu sagen: Der Zufall hat eine große Rolle gespielt.

Hier sind nun also meine Sinnsprüche, alte und neue, begleitet von meinen Überlegungen, denen eines jungen und denen eines alten Mannes. Auch wenn sie mehr Fragen als Antworten provozieren – was für wunderbare Fragen werden das sein!



1

„Verdirb dir nicht die Freude an dem, was du hast, indem du dir wünschst, was du nicht hast; denke daran, dass das, was du heute hast, einst zu den Dingen gehörte, von denen du nur träumtest.“

Epikur, griechischer Philosoph (341 – 270 v. Chr.), Hedonist


Dies war der erste Eintrag in meinem Notizbuch. Der Hedonismus sagte mir zu, seit ich entdeckt hatte, dass er eine altehrwürdige Philosophie ist und nicht bloß der Tagtraum eines egoistischen jungen Mannes. Aber selbst damals muss ich gespürt haben, dass ich ein chronisch vorsichtiger Mensch war. Ich wollte so viel Spaß haben wie möglich, aber dabei auch nicht über Bord gehen. Zu ängstlich halt. Genau deshalb sprach mich Epikur an: Er war ein umsichtiger Hedonist.

In letzter Zeit scheint Epikur ein Comeback zu erleben und viele nachdenkliche Leser zu finden. Er hat ein reizvolles New-Age-Flair. Seine Aphorismen – in der Vatikanischen Bibliothek zweitausend Jahre nach seinem Tod wiederentdeckt – lesen sich wie Autoaufkleber, die ein Zen-Buddhist getextet hat. Epikur war der König der Sinnsprüche.

Im oben zitierten Aphorismus bringt Epikur zwei zusammenhängende Argumente vor. Erstens: Wenn wir uns etwas wünschen, das wir jetzt nicht haben, können wir das, was wir jetzt haben, weniger oder gar nicht mehr schätzen. Und zweitens: Wenn wir mal in Ruhe darüber nachdenken, wohin wir gelangen, wenn wir das, was wir uns jetzt so sehr wünschen, wirklich bekommen, dann werden wir merken, dass es uns bloß wieder zurück aufs Ausgangsfeld bringt – wir würden uns dann etwas Neues wünschen. Die allgemeine Lehre daraus lautet: Genieße die Gegenwart, sie ist so gut, wie es eben möglich ist.

Das Nachdenken über die Folgen ist für Epikurs Strategie, ein glückliches Leben zu führen, von grundlegender Bedeutung. Wir sollten nicht nur durchdenken, was es am Ende bringt, wenn wir immer mehr und mehr haben wollen, wir sollten auch über die Konsequenzen all unserer Wünsche gründlich nachdenken. Etwa: Wie würden Sie sich tatsächlich fühlen, wenn Sie Ihrem Wunsch folgen, mit der Frau Ihres Nachbarn ins Bett zu gehen? Malen Sie sich doch mal Ihre Schuldgefühle aus und das Chaos in Ihrem Terminkalender. Ist die Sache es dann noch wert? Epikur untermauert ein altes Sprichwort: „Hüte dich vor deinen Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen.“

Wenn uns der altgriechische Philosoph dazu anhält, unsere ehrgeizigen Bestrebungen auf den Müll zu werfen, sofern wir ein glückliches Leben führen möchten, scheint das heutzutage bei vielen Menschen einen Widerhall zu finden. Diesen Menschen wird allmählich bewusst, dass das ständige Streben nach Mehr – mehr Dingen und mehr Erfolgen – eine Kehrseite hat. Der größte Nachteil eines strebenden Lebens, auf den Epikur hier hinweist, liegt darin, dass es immer noch mehr zu wünschen gibt, nachdem jemand das erlangt hat, wonach er sich gerade noch sehnte. So steht er schließlich mit stets unbefriedigten Begehrlichkeiten da. „Sicher, mein brandneuer Maserati ist schon ganz hübsch, aber was ich jetzt unbedingt brauche, ist eine große Blondine/ein hinreißender Romeo neben mir auf dem Beifahrersitz.“

In diese Falle der endlosen Ambitionen können wir geraten, wenn wir beispielsweise ständig nach Perfektionismus streben. Wir sind überzeugt, dass diese Eigenschaft für einen edlen Charakter steht. Wir drängen unsere Kinder dazu, Perfektionisten zu sein. Aber die Folge von Perfektionismus ist, dass wir unablässig nach Wegen suchen, uns und unser Tun zu optimieren. Eine erfolgreiche Malerin aus meinem Bekanntenkreis erzählte mir einmal, dass sie sich beim Betrachten der eigenen Werke in einer Galerie immer nur auf das konzentriere, was fehle und was das Bild besser gemacht hätte. Epikur hat recht: Auf diese Weise gelangt man garantiert nie zur Selbsterfüllung.

Aber will uns Epikur zu verstehen geben, dass wir idealerweise ganz ohne Wünsche durchs Leben gehen sollen? Dass wir einfach nur glücklich sein sollen mit dem, was wir haben und was wir gerade tun? Dass wir all unsere Sehnsüchte schon im Keim ersticken – bis hin zu unserem sexuellen Begehren oder unserem Appetit auf Hackbraten? Ist das der Fahrplan für ein glückliches Leben?

Epikur glaubte das zweifellos, und er war einer der seltenen Philosophen, die auf Worte auch Taten folgen ließen. Er entschied sich für Ehelosigkeit, war er doch überzeugt, dass Sex unvermeidlich zu unangenehmen Gefühlen wie Eifersucht und Langeweile führt. Und obgleich er einen etwas üppigeren Speiseplan hatte als Buddha mit seinem einen Reiskorn pro Tag, schien Epikur mit Brot und Wasser ganz glücklich zu sein. Nur in Ausnahmefällen gab er eine Linse mit hinein. Wie viele Philosophen war Epikur ein Mann der Extreme und wählte lieber perfekt symmetrische Schwarz-Weiß-Alternativen als fein abgestufte Optionen. Aber im Unterschied zu vielen anderen Philosophen wendete er seine puristische Philosophie im eigenen Leben an.

Mein Hund Snookers ist von Natur aus Hedonist, und ein Grund dafür ist, dass er nicht sehr weit vorausschaut in seinem Leben. Er wird nicht davon ablassen, ein leckeres Häufchen verdorbener Makrelen aus unserem Komposthaufen zu verspeisen, bloß weil ihm das ein paar Stunden später Magenkrämpfe beschert. Was ist für Snookers schon „später“? Er genießt einfach jeden Augenblick, ohne die Folgen zu analysieren. Armer Kerl! Dieser kleine Hund hat keinen blassen Schimmer davon, was es heißt, seine Optionen gegeneinander abzuwägen oder gar Kompromisse einzugehen. Wir Menschen sind für so etwas besser ausgestattet.

Aber ist das wirklich so? Die moderne Psychologie weckt ernste Zweifel an unserer Fähigkeit, erfreuliche Konsequenzen vorauszusehen. Daniel Gilbert, Psychologieprofessor an der Harvard-Universität, zeigt in seinem bemerkenswerten Buch Ins Glück stolpern, dass wir Menschen ganz schlecht voraussagen können, was uns glücklich machen wird – angefangen von der Frage, mit wem wir uns zusammentun sollen, bis hin zur Wahl unseres Wohnorts. Wenn wir einfach eine Münze werfen, finden wir unser Glück laut Gilbert meist mit der gleichen Wahrscheinlichkeit, als wenn wir sorgfältig über unsere Wahlmöglichkeiten nachdenken.

Daniel Klein

Über Daniel Klein

Biografie

Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Nach einer kurzen Station als Gagschreiber beim Fernsehen arbeitet er seit vielen Jahren als Autor und Ghostwriter. Er ist Koautor des Buches „Plato und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde. Klein lebt mit...

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„Eine witzige und trotzdem sinneserweiternde Reise auf 224 Seiten mit der Aussicht auf eine erhellende Entdeckungsreise zu sich selbst.“

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