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In unseren Träumen ist immer Sommer In unseren Träumen ist immer Sommer - eBook-Ausgabe

Jenny Colgan
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Roman

— Mit limitiertem Farbschnitt | Heiter-gefühlvoller Sommerroman um Familie, Freiheit, Liebe an der wildromantischen Küste Schottlands
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In unseren Träumen ist immer Sommer — Inhalt

Voller Romantik, Inselflair und Sommersonne: „In unseren Träumen ist immer Sommer“ ist der neue atmosphärischen Urlaubsroman von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jenny Colgan! Nie war Schottland unwiderstehlicher als in diesem Roman!

Willkommen im idyllischen Carso! Hier glitzert die Sonne auf dem türkisfarbenen Meer, und der Himmel erstreckt sich weit über dem Strand. Viele, die hier geboren sind, wollen niemals weg. Die schüchterne Verkäuferin Gertie dagegen flüchtet sich in sehnsüchtige Träume: von großen Gefühlen, von einem Beruf, der sie erfüllt, von Mut, Selbstbewusstsein und Abenteuern in der Ferne. Doch erst das Wiedersehen mit zwei früheren Mitschülerinnen bringt endlich Schwung in ihr Leben. Voller Herzklopfen ergreift Gertie ihre Chance auf einen neuen Job, neue Freunde und vielleicht sogar eine neue Liebe. Doch führt ihr Weg sie weg von dem, was sie kennt, oder lässt die Veränderung sie das Vertraute mit neuen Augen sehen?

Jenny Colgans Romane sind der Inbegriff von Wohlfühllektüre! Die Bestsellerautorin hat Millionen Fans weltweit – gehören Sie auch schon dazu?

„In unseren Träumen ist immer Sommer“ erzählt eine warmherzige Geschichte vom Glück, seinen Träumen zu folgen. Eine Geschichte um Neuanfang, den Wunsch nach Freiheit und die Sehnsucht nach Liebe!

„Ich habe jede Seite genossen.“ SPIEGEL-BestsellerautorinSophie Kinsella

€ 13,00 [D], € 13,40 [A]
Erscheint am 04.04.2025
Übersetzt von: Sonja Hagemann
432 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-32152-5
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Erscheint am 31.03.2025
Übersetzt von: Sonja Hagemann
432 Seiten
EAN 978-3-492-60989-0
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Leseprobe zu „In unseren Träumen ist immer Sommer“

Prolog

Der kleine Ort Carso im hohen Norden von Schottland kann kaum als Stadt bezeichnet werden, die Einwohner wären aber tödlich beleidigt, wenn man von einem Dorf sprechen würde.

Schließlich gibt es dort sogar eine – winzige, aber doch waschechte – weiterführende Schule. (Die nächste befindet sich etwa hundertzwanzig Kilometer weit weg in Kinlochbervie, was sowohl Liebeleien als auch Fehden mit Schülern von dort schwierig macht.) Carso hat auch ein paar Lebensmittelgeschäfte, unter anderem Supermärkte von Co-op und ScotNorth (aber leider keinen so [...]

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Prolog

Der kleine Ort Carso im hohen Norden von Schottland kann kaum als Stadt bezeichnet werden, die Einwohner wären aber tödlich beleidigt, wenn man von einem Dorf sprechen würde.

Schließlich gibt es dort sogar eine – winzige, aber doch waschechte – weiterführende Schule. (Die nächste befindet sich etwa hundertzwanzig Kilometer weit weg in Kinlochbervie, was sowohl Liebeleien als auch Fehden mit Schülern von dort schwierig macht.) Carso hat auch ein paar Lebensmittelgeschäfte, unter anderem Supermärkte von Co-op und ScotNorth (aber leider keinen so coolen wie Tesco oder Greggs).

Es handelt sich um eine hübsche Ortschaft mit niedrigen, lang gezogenen, weiß getünchten Häuschen, die an einer Hauptstraße mit Kopfsteinpflaster liegen, mit kleinen Pubs und einer schönen alten Kirche. Dass die auf dem Gelände des alten Friedhofs nach und nach immer weiter absackt, ignorieren die Bewohner gegenwärtig noch.

Die Westseite von Carso geht aufs Meer hinaus. Der Ort selbst liegt am äußersten Ende von Schottland, wo die Wasser von Arktis und Atlantik brodelnd und sprudelnd aufeinandertreffen, miteinander ringen.

Draußen auf dem Meer ist eine Gruppe winziger Inseln – Cairn, Inchborn, Larbh und Archland – zu erkennen, die sich wie Perlen an einem Armband aneinanderreihen und sich in der Ferne verlieren.

Die Sonne steht hier an der Nordküste tief und wirft oft breite goldene Strahlen über das Land. Auf dem Meer, wo sich die strudelnden Wasser treffen, kann man nach Westen und über den gewaltigen atlantischen Ozean hinwegblicken oder hinüber zur Nordsee und zu den skandinavischen Vettern der Schotten. Das Wetter schlägt hier oft dramatisch schnell um, huscht von den nördlichen Highlands von hinten heran und kann jeden Tag zu jedem erdenklichen Zeitpunkt mit Nebel, Regen oder auch glasklarem, strahlendem Sonnenschein überraschen.

Das Seegras wogt, und der Strand ist lang und breit und weiß, das Meer allerdings immer gefährlich und unbarmherzig kalt. Deshalb kann man darin höchstens ein bisschen herumplanschen. Aber das saubere Wasser der darin mündenden Flüsse ist perfekt zum Baden, wenn man kein Problem damit hat, gelegentlich von einer großen Forelle gestreift zu werden oder den – Menschen gegenüber argwöhnischen – Ottern nahe zu kommen.

Natürlich sind an der Küste auch überall Seehunde zu Hause, die einander so einiges zu sagen haben und auch dir ordentlich was erzählen werden, wenn du dich an ihren Fischen vergreifen willst. Tatsächlich ist die Fischerei die Haupteinnahmequelle des kleinen Ortes, der einst die Heringhauptstadt der Welt war. Darüber hinaus gibt es viele in der flachen Landschaft verstreute Milchbauernhöfe. Es machen aber auch Touristen bei ihrem Weg auf der North 500 halt, um den nördlichsten Zipfel des Landes zu bestaunen.

Das Wasser und die Luft sind hier sauber, die Menschen sind freundlich und leben in einer verschworenen Gemeinschaft. Viele, die diese Gegend ihre Heimat nennen, erachten sie als einen der angenehmsten, sichersten, besten Orte der Welt, vor allem wenn man eine Familie gründen will. (Okay, an ein bisschen Regen darf man sich nicht stören, aber warum sollte man, wenn man dafür Turmfalken ihre Kreise ziehen oder Reiher über den Strand staksen sehen kann, wenn kleine Lämmer über Frühlingspfützen springen und man einfach nur eine vernünftige Jacke und Mütze braucht.)

Die Gegend wird regelmäßig von einer fahrenden Buchhandlung besucht, und ein winziges Flugzeug steuert die Inseln im Norden an. Wenn man sich mal ganz weltläufig fühlt, kann man sogar nach Glasgow oder London fliegen. Jedenfalls handelt es sich um einen ganz besonderen, einzigartigen Landstrich, in dem es mehr Tiere als Menschen gibt und der nicht nach jedermanns Geschmack sein mag, den viele aber als befreiend empfinden. An diesem Ort kann man den Trecker vor sich auf der Straße eben nicht zur Eile antreiben, und es hat ja auch etwas für sich, die gedrungenen Highlandkühe mit ihrem unfassbar prächtigen Fell zu betrachten, den wandernden Sand der Dünen oder die vielen, vielen Burgen, die in allen Buchten versteckt sind. Überall finden sich Hinweise auf eine jahrhundertealte Geschichte voller Könige und Clans und Schlachten und Festungen, aus einer Zeit, in der dieses raue Land von Blut getränkt war.

Heutzutage ist es so friedlich, wie eine von Amazon gerade eben noch belieferte Gegend nun einmal sein kann. Viele Menschen haben ihr ganzes Leben hier verbracht und sind nie über Glasgow hinausgekommen. Warum sollte man auch?

 

Gertie Mooney ging am Meeresufer entlang nach Hause und träumte wie üblich mit offenen Augen vor sich hin.

Dass sich Gertie in Tagträumen verlor, war nichts Neues – das kannte ihre Mutter, Jean, nur zu gut, und auch ihre Lehrer hatte es früher in der Schule nicht überrascht, genauso wenig wie ihren Chef beim ScotNorth Supermarkt, Mr Wainwright. Vor dem hatte Gertie furchtbare Angst, weil er so ein knurriger Typ war, dabei war er selten ihr gegenüber knurrig (mal abgesehen von den Momenten, in denen er sie eben wegen ihrer Tagträumereien rügte) und nahm auch an Autorennen für wohltätige Zwecke teil.

Gertie konnte es nicht gut haben, wenn Männer ihr gegenüber laut wurden, da sie mehr oder weniger komplett von Frauen großgezogen worden war.

Sie lebte zusammen mit Jean und ihrer Großmutter, Elspeth, in einem der kleinen geweißten Häuschen am Shore Close in der Nähe des Strandes. Die wirkten von außen so winzig, dass manche Leute als Bewohner eher Hobbits vermuteten als Menschen.

Heute drehten sich Gerties Tagträume um eine neue Wohnung, da ihr Zuhause momentan voller Wolle war. In dem Häuschen wohnte nämlich nicht nur ihre Familie, es war auch das Hauptquartier eines von Carsos Strickzirkeln, bekannt als „die Strickdamen“. Diese Truppe wurde nicht bloß wegen ihrer Fähigkeiten im Umgang mit 2-mm-Nadeln und einem Knäuel Angorawolle bewundert und gefürchtet, sondern auch wegen ihrer spitzen Zunge.

Gerties Vater hatte sich aus dem Staub gemacht, als sie noch ein Baby gewesen war, und lebte mittlerweile mit einer jüngeren Frau zusammen, worüber Jean nur äußerst ungern sprach. Jedenfalls waren Jean und Elspeth deshalb für Gertie ihr Ein und Alles, und die Strickdamen hatten ebenfalls bei jedem Schritt des Weges hilfreich zur Seite gestanden. Sie waren dabei gewesen, als Gertie (ganz in Gelb gekleidet) einst laufen gelernt hatte. (Das entsprechende Outfit hatten vermutlich die Zwillinge Tara und Cara gestrickt, die diese Farbe so sehr liebten.) Sie hatten auch ihre erste Schuluniform bewundert und kratzige Strickjacken dazu beigesteuert, die Gertie aus ganzer Seele gehasst hatte. Wenn sie sich diesbezüglich beschwert hatte, war aber nur missbilligend mit der Zunge geschnalzt und verkündet worden, dass sie sich ganz schön anstellte. Und als sie zum ersten Mal auf einem Fahrrad gesessen hatte, hatte die resolute Majabeen sie angeschoben.

Aber mittlerweile wurde Gertie alles ein bisschen viel, und seit der Pandemie schien die Wolle in ihrem Haus wie eine Schlingpflanze nach und nach alles zu überwuchern. Obwohl sich die Leute doch ums Klopapier gerissen hatten, nicht um Black-Isle-Wolle, stapelte die sich noch immer ein wenig provokant in Gerties winzig kleinem Schlafzimmer.

Und deshalb träumte sie heute von einer eigenen Wohnung. Also, mal sehen. Irgendein gut aussehender Millionär ist hierhergezogen und hat beschlossen … an unserer kalten, wilden Küste Luxuswohnungen bauen zu lassen. Rein theoretisch könnte das doch passieren. Und in die tollste davon, das Penthouse mit Whirlpool, zieht er selbst ein, um mal alles hinter sich zu lassen. Aber er ist furchtbar einsam und begegnet eines Tages dann der liebreizenden Gertrude …

Gertie seufzte. Sie hasste ihren Namen, der so gar nicht sexy oder romantisch war. Vielmehr garantierte er doch bereits im Voraus, wie sie Jean gegenüber oft klagte, dass sie nie jemanden kennenlernen würde. Da Jean ihr Leben lang Jean geheißen hatte, fand sie „Gertrude“ ganz zauberhaft und exotisch, außerdem war es doch ein bisschen kauzig und passte deshalb perfekt zu ihrer Tochter. Bei solchen Kommentaren verzog Gertie nur finster das Gesicht und wollte wissen, was das denn nun bedeuten sollte. Dann sagte Jean rasch: „Ach, nichts“, weil das Haus wirklich zu klein war, um sich darin mehr zu streiten als unbedingt nötig.

Die Dämmerung brach bereits herein, als Gertie in ihre Straße einbog, und durch die kleinen Fenster fiel Licht nach draußen, was Gertie wirklich hübsch fand.

Sie kniff die Augen zusammen, bis – wie einst vor langer Zeit – weder Mülltonnen der Gemeinde noch Ford Fiestas zu erkennen waren … und verlor sich plötzlich in einem Traum. Die moderne Welt um sie herum verschwand, und sie fand sich in alten Zeiten wieder, in denen sich attraktive Fischer zu den Strickerinnen gesellten, um ihre Netze zu flicken …

Im Sommer saßen die Frauen draußen und strickten in den langen Nächten, in denen es bis Mitternacht hell war. Und wenn die Männer nicht unterwegs waren, setzten sie sich mit auszubessernden Segeln dazu. Dann flogen Komplimente und spitze Bemerkungen hin und her, es wurde starker Tee und bei besonderen Anlässen auch mal ein Schlückchen Whisky getrunken. Schürzen flatterten im Wind, man konnte jenseits der Gärten einen Blick aufs Meer erhaschen, und auf einen jungen Burschen … vielleicht den feschen Iain, dachte Gertie, der ein tief ausgeschnittenes Kilthemd trug – O ja! Und der flirtete mal wieder mit … mal sehen. Da musste ein hübscher Name her. Rosamund? Nein, von denen hatte es in alten Zeiten in den Highlands wohl nicht viele gegeben. Was dann? Ah, vielleicht Maggie, die Tochter des Pferdebauern. Ja, genau, die schöne Maggie. Maggie warf lachend den Kopf in den Nacken, während sie sich ein Stück trockenen Käse teilten, und dachte, dass das nun wirklich keine schlechte Art war, einen Abend – oder vielleicht sogar ein ganzes Leben – zu verbringen: in einem Häuschen am Meer zu wohnen und im Garten zu stricken, während von den Pfeifen der Männer Rauch herüberzog. Früher oder später begann in einer Ecke jemand, die Fiddle zu spielen, weil es sich mit ein bisschen Rhythmus gleich viel leichter strickte.

Reiher flogen über die Bucht, und Gertie konnte die beiden beinahe vor sich sehen. Mittlerweile hatte der schöne junge Iain die Arme um Maggies Taille geschlungen, seine Hände berührten ihr Kleid aus rauem Leinen und ihre dienstagssaubere Schürze. Wie nett und adrett sie war! Die beiden tanzten, drehten sich im dunstigen Abendlicht, den süßen Geruch von frischem Gras in der Nase. Gelächter erklang, und die Nadeln klimperten. Als er sie im Kreis herumwirbelte, lösten ein paar der älteren Damen den Blick von ihrer Handarbeit und schauten zu. Es war einfach wunderschön, an diesem Abend hier zu sitzen, während die Vögel zurückkehrten, riesige Schwärme von Schwalben und Spatzen über die Köpfe hinwegzogen und sich im Meer so viele Fische tummelten, dass man auf ihren Rücken von hier bis zur Neuen Welt hinüberlaufen könnte. Noch bevor die Kälte zurückkehren würde, würden Maggie und Iain in der Kirche gemeinsam vor den Altar treten, und Maggie würde einen Kranz aus späten Sommerrosen im Haar tragen …

Einerseits musste sich Gertie selbst eingestehen, wie hart das Leben damals gewesen war, keine Frage. Andererseits würden die Menschen das später vielleicht auch über diese Generation sagen: „Oh, in den 2020ern hatten die Menschen es wirklich nicht leicht. Damals hat es einen ganzen Tag gedauert, nach Australien zu fliegen, und es sind noch Leute bei Autounfällen gestorben!“

Während sie sich der kleinen Haustür näherte, die direkt auf die Straße hinausging, dachte Gertie, dass manches schon unkomplizierter gewesen war: Damals hatte man eben mit siebzehn festgestellt, dass man eine Person vom anderen Ende der Straße furchtbar gern mochte, hatte sie geheiratet und war dann für immer zusammengeblieben. Auch das war nicht einfach gewesen, aber verglichen mit einem Leben voll unerwiderter Schwärmereien, Instagram, übler Apps und Verabredungen in den heutigen Zeiten … Oft sagte sich Gertie, dass sie persönlich ja lieber bei einer Geburt sterben würde, statt sich mit der Hölle modernen Datens auseinanderzusetzen. Damals hatte man auch für weniger als ein Vermögen ein Haus kaufen können, um darin tatsächlich zu leben, statt das zu machen, was die Leute heute taten: einen ordentlichen Batzen Geld für eine Wohnung an einem halbwegs schönen Ort zu bezahlen, um dann einmal im Jahr für vierzehn Tage herzukommen, über das Wetter zu klagen und sich darüber zu wundern, dass die Einheimischen über ihr Auftauchen nicht begeisterter waren.

Wenigstens, dachte Gertie, die sich immer noch in das Carso von früher zurückträumte, war damals der Wechsel der Jahreszeiten mehr oder weniger vorhersehbar und die Luft nicht verschmutzt. Die Menschen aßen frische, saubere Lebensmittel vom eigenen Land und hatten noch nie von Instagram oder Promis gehört, hatten sich zum Teil ja noch nicht einmal selbst im Spiegel gesehen. Es gab ein altes gälisches Sprichwort, das noch immer benutzt wurde: Èist ri gaoth nam beann gus an traogh na h-uisgeachan. Wörtlich bedeutete es: Lausch dem Wind in den Hügeln, bis das Wasser zurückgeht, und gemeint war damit: Auch das wird wieder vorbeigehen, was einfach hieß: So ist es jetzt nun mal.


Teil 1

Kapitel 1

„So ist es jetzt nun mal“, murmelte Jean Mooney, als eine immer noch von romantischen Highlandern aus alten Zeiten träumende Gertie durch die niedrige Haustür eingetreten und nach oben gegangen war, um ihren Arbeitskittel auszuziehen, und dort auf zweiunddreißig Pakete melierte Mohairwolle in unterschiedlichen Farben gestoßen war.

„Mum!“, brüllte Gertie wütend. „Am Ende muss ich hier noch auf einem Bett aus Wolle schlafen!“

Das Wohnzimmer des Häuschens ging nach vorne raus und hatte einen großen Kamin. Der Raum selbst war klein und der Fußboden uneben, aber rund um den offenen Kamin waren große Holzscheite gestapelt, die vor einiger Zeit aus einer Schiffswerft ihren Weg hierhergefunden hatten.

Vor Jahren hatten sie mal in Erwägung gezogen, auf eine Gasheizung umzusteigen. Die Idee hatten sie irgendwann aber wieder verworfen, worüber Gertie mittlerweile froh war. Sie blickte gern in die tanzenden Flammen.

„Das klingt doch toll“, erwiderte Jean.

„Du hamsterst.“

Jean schniefte. „Ich bin einfach nur vorsichtig. Wolle wird schließlich teurer.“

Sie blickte durch eins der rückwärtigen Fenster nach draußen, wo auf den Wiesen Schafe fröhlich smaragdgrünes Frühlingsgras mampften, das nach mehreren Wochen mit heftigem Regen üppig und köstlich spross.

„Obwohl ich wirklich nicht verstehe, warum. Bis hierher muss sie doch nur einen kurzen Weg zurücklegen.“

„Hast du mit der Wolle etwa krumme Geschäfte vor?“

„Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.“

„Du willst sie an das Wollgeschäft verkaufen, wenn die Preise noch weiter steigen, oder?“

Jean und die Dame aus dem Wollladen verband eine weithin bekannte Feindschaft, an deren Gründe sich längst niemand mehr erinnerte.

„Ich hab echt keine Ahnung, wie du auf so etwas kommst.“

Gertie starrte die Wolle finster an, zog dann die Zimmertür hinter sich zu und stapfte nach unten. „Man könnte fast denken, dass du nicht nur Profit machen, sondern nebenbei auch noch mich loswerden willst.“

„Was denn, glaubst du etwa, ich will mein einziges, geliebtes Kind aus dem Haus haben, damit es etwas von der Welt sieht, die Flügel ausbreitet und sich ein selbstständiges Leben als erwachsene Frau jenseits dieser winzig kleinen Stadt aufbaut? Was für ein lächerlicher Gedanke!“, sagte Jean, während sie den Wasserkocher anstellte.

„Hm“, machte Gertie mit gerunzelter Stirn.

Jetzt klingelte es an der Tür, und die Strickdamen eilten in den engen Flur, in dem man eine stets in Strick gehüllte Gertie auf jeder Menge Schulfotos heranwachsen sehen konnte. Ihre sanften schwarzen Locken waren auf den Bildern mal zu Rattenschwänzen gebunden, mal zu Zöpfen geflochten.

„Hey, Gertie“, sagte Cara (oder Tara, da man sie nur schwer auseinanderhalten konnte, wenn sie die gleiche Strickmütze aufhatten). Cara und Tara waren Zwillinge, die einander hassten und aus irgendeinem Grund mit dieser lebenslangen Abneigung umgingen, indem sie den Großteil ihrer Zeit miteinander verbrachten, unter anderem die meisten Abende. Sie arbeiteten beide im Büro des Gemeinderats und gehörten in der Kirche dem Ältestenrat an. Dort meckerte eine wie die andere konstant über ihre Schwester bei der Geistlichen, die es als ihr auferlegte Buße und als Zeichen ihrer unendlichen Geduld sah, dass sie diese Dynamik nicht unterband. Dieses Arrangement funktionierte also für alle ganz gut. Die Zwillinge strickten viele leuchtend gelbe Mützen für die „Babys in Afrika“. Niemand traute sich, ihnen zu sagen, dass dieser boomende Kontinent für Wollmützen im Moment eher wenig Verwendung hatte. Falls sie traurig darüber waren, dass sie nie eigene Babys zum Bestricken gehabt hatten, dann hatten die beiden es zumindest nie zum Ausdruck gebracht.

„Na, was geht dir denn heute so im Kopf herum?“

Tara und Cara waren davon überzeugt, dass Gerties Tendenz zur Tagträumerei ein Zeichen enormer Intelligenz war, während es in der Schule tatsächlich eher ein Problem dargestellt hatte. Gertie fand es aber nicht schlimm, im ScotNorth zu arbeiten. Es war keine anstrengende Tätigkeit, die Kollegen waren nett, und sie hatte jede Menge Zeit, um ihren Gedanken nachzuhängen.

„Vor allem die Frage, wie ich mein früheres Zimmer am besten zu einem Nest umgestalte“, schnaubte Gertie.

Als Nächste kam Marian zur Tür herein, bei der das mit dem Stricken nicht so gut klappte, weil sie so große Hände hatte. Auch beim Schminken hatte sie aus diesem Grund gewisse Schwierigkeiten. Aber das alles war für sie ja auch noch relativ neu, weil sie viele Jahre auf Fischerbooten gearbeitet hatte, bevor sie sich in Bezug auf sich selbst über gewisse Dinge klar geworden war, deshalb fand das niemand schlimm.

Außerdem würde jeder ordentlich was zu hören kriegen, der auf diese Dinge hinwies, sich womöglich daran störte, sonst irgendetwas darüber zu sagen hatte oder auch nur so aussah, als wollte er den Mund aufmachen. Das lief eigentlich ganz gut, mal abgesehen davon, dass gelegentlich Passanten unbeabsichtigt ins Starren gerieten und es dann mit Jean zu tun bekamen, was schon unter idealen Umständen heikel war.

„Hey“, sagte Marian. „Ich hab gehört, dass ein neuer Mann im Lande ist.“

Alle spitzten die Ohren und drehten sich zu Gertie um, außer Majabeen, die gerade erst zur Tür hereinkam.

Majabeen liebte zauberhafte Kaffe-Fassett-Strickprojekte, die akribisch genaues Arbeiten erforderten. Generell hätten die anderen ihre Werke mehr bewundert, wenn sie nicht ohne Unterlass davon schwärmen würde, wie unglaublich ihre Kinder und Enkel waren und wie weit sie es im Leben gebracht hatten. Ein gewisses Maß an Prahlerei war nicht nur akzeptiert, sondern wurde geradezu erwartet – wenn zum Beispiel Marians Tochter befördert oder der Cousin der Zwillinge früher als erwartet aus dem Knast entlassen wurde –, aber Majabeens Nachkommen erhielten ständig irgendwelche Stipendien und Auszeichnungen. So toll das auch war, irgendwann hatte man von diesen Geschichten einfach die Nase voll. Majabeen stellte es außerdem so hin, als sei das alles eine furchtbare Last, und klagte den anderen ihr Leid darüber, dass eins ihrer Enkelkinder womöglich nicht Kardiologe, sondern nur Kieferorthopäde werden könnte. Dass Jean Gertie die ganze Tagträumerei durchgehen ließ, fand Majabeen absolut lächerlich.

„Jetzt hört schon auf!“, murmelte Gertie und vergrub das Gesicht in ihrem Strickzeug.

Jean liebte Mohair und extravagante Oberteile, auf die sie riesige selbst gestrickte Blumen nähte, um ihnen das „gewisse Etwas“ hinzuzufügen, während sich bei Elspeth alles um Fair-Isle-Muster in dunklen Grün- und Blautönen drehte. Die Zwillinge blieben bei Gelb, und Majabeen bevorzugte leuchtende Farben wie Smaragdgrün und Rubinrot, die sie nach Belieben miteinander kombinierte. Marian war nicht nur eher Strickanfängerin, sondern auch farbenblind. Weil sie außerdem eine große Abneigung gegen die Idee hegte, dass Mädchen Rosa und Jungen Blau tragen sollten, war ihre Farbwahl oft eher exzentrisch.

Es erinnerten sich noch alle gut an den Gesichtsausdruck der jungen Eltern, die hier in die Gegend gezogen waren und als Willkommensgeschenk eine Babyerstausstattung ganz in Schwarz bekommen hatten.

Gertie liebte sanfte Farben, ganz helle Blau- und Grautöne, die zum sich ständig wandelnden Himmel passten. Manchmal fügte sie einen feinen Streifen einer leuchtenden Farbe hinzu – Gold oder ein helles Rosa, das die Morgendämmerung nachzuempfinden schien. Sie arbeitete mit erdigen, zarten Schattierungen, die die Landschaft und das Wasser widerspiegelten, von denen sie ihr Leben lang umgeben gewesen war. Manchmal drehten sich ihre Fantasien darum, dass ihre Entwürfe weithin gefeiert und auf der ganzen Welt getragen wurden. Im wahren Leben äußerte sich vor allem Jean dazu, die fand, dass ihre Tochter ihre Projekte mal ein wenig „aufpeppen“ sollte.

Stricken war für Gertie nicht einfach nur eine Technik, mit der man Gegenstände herstellte, es war viel mehr. Durchs Stricken kam sie wieder zur Ruhe, wenn sie einen schwierigen Tag hinter sich hatte, weil ihr Chef knurrig gewesen war oder die Kunden ungeduldig. Das Stricken bot ihr auch die Gelegenheit, ihre kreative Seite auszuleben (was im Supermarkt beim Auffüllen von Regalen eher schwierig war, aber sie kümmerte sich dort zumindest um die Dekoration zu besonderen Anlässen). Mit unendlicher Sorgfalt wählte Gertie die Farben und Wollstärken aus, entschied sich oft für federleichtes Garn und experimentierte zum Beispiel mit einem Pillbox-Hut oder damit, wie in einer Anleitung aus den 1940ern die Schultern gestrickt wurden.

Sie erfreute sich an der Erfahrung, etwas durch die Arbeit der eigenen Hände entstehen zu sehen, das ganz und gar von ihr selbst erschaffen worden war. Darüber hinaus hatten die vertrauten Bewegungen, die sie einst auf dem Schoß ihrer Großmutter gelernt hatte, so etwas Beruhigendes an sich: reinstechen, durchziehen, abheben.

Wenn sie gestresst oder besorgt war, brauchte sie nur nach ihrem Strickbeutel zu greifen und die Nadeln in die Hand zu nehmen. Sobald sie sich im beruhigenden Rhythmus des Klick-klick-klick verlor, wurden ihre rasenden Gedanken langsamer, und die Anspannung fiel von ihr ab. Dann konnte ihre Fantasie die Flügel ausbreiten und fliegen, wohin auch immer sie wollte. Allerdings wurde ihre Anspannung, wie sie ein wenig kleinlaut dachte, ja oft von den anderen Mitgliedern des Strickzirkels hervorgerufen, vor allem wenn sie mal wieder eine Lasst-uns-Gerties-Liebesleben-regeln-Phase hatten.

„Was für ein neuer Mann?“, fragte Jean jetzt übereifrig.

Jeder Mann, der in ihrem kleinen Ort auftauchte, wurde ausgiebig diskutiert.

„Callum Frost ist zurück“, erklärte Marian selbstzufrieden. „Er hängt wieder am Flughafen rum.“

„Oh!“, sagte Jean zu Gertie. „Dann solltest du dich da auch mal blicken lassen. Aber kämm dir besser vorher die Haare.“

„Jetzt sei doch nicht dämlich, Mum!“, sagte Gertie.

Callum Frost war ein norwegischer Luftfahrtmagnat, dem – neben vielen anderen Dingen – auch die kleine Airline gehörte, die von Carso aus die Inseln ansteuerte. Nachdem die Firma im Sommer zuvor ein Flugzeug verloren hatte, hatte Frost sie, sehr zum Kummer der örtlichen Pilotin, Morag MacIntyre, übernommen. Im Prinzip arbeitete Morag – genau wie ihr Großvater, Murdo – für Callum Frost. Sie führte sich allerdings immer so auf, als wäre das gar nicht so, und Callum ließ sie weitestgehend gewähren.

„Was soll ich denn am Flughafen?“

„Du könntest ein Flugzeug nehmen“, sagte Jean.

„Und wohin, etwa auf die Inseln?“, erwiderte Gertie. „An Orte, an denen es noch weniger zu tun gibt als hier?“

„Oder nach Glasgow!“

„Mach ich, Mum“, antwortete Gertie, weil sie wusste, dass sie ihre Mutter damit am schnellsten zum Schweigen bringen würde.

Tatsächlich meldete sich jetzt Majabeen zu Wort und begann mit einer langen, komplizierten Geschichte über irgendwelche Stipendien. So konnte Gertie zum Klang der klappernden Stricknadeln ins Feuer starren und sich in Gedanken verlieren …

Es wäre doch schön, jemanden zu haben, für den sie gemütliche Strümpfe stricken könnte – einfach schöne große Strümpfe ohne Schnickschnack; so ein Paar geräumige Strümpfe war doch nett. Sie träumte von jemandem – konnte sein Gesicht aber noch nicht genau erkennen. Es brauchte niemand Superschickes zu sein, schließlich war sie auch nicht so schick. Einfach nur jemand, der nett war, der jeden Abend aus der Kälte in ihr warmes Häuschen kommen würde – ah, nein, das nicht! In diesem Häuschen würde sie dann bestimmt nicht mehr wohnen. Okay, na ja, vielleicht in einem anderen Häuschen, aber einem nur für sie beide, mit einer besseren Aufteilung und einem von diesen tollen Wintergärten, den viele Leute nach hinten hinaus hatten anbauen lassen. Dorthin kehrte er nach einem kalten Tag zurück, an dem der Wind an ihm gezerrt hatte. In einem Topf wartete eine schöne Hühnersuppe mit Lauch auf ihn, und er freute sich so, sie zu sehen und wieder zu Hause zu sein, umarmte sie am Herd von hinten und sagte: „Ganz ehrlich, ich wüsste nicht, was ich heute ohne diese Mütze gemacht hätte.“ Sie konnte die kalte Luft spüren, die ihn umgab, und drehte sich zu ihm um, um ihn willkommen zu heißen …

Gertie fand, dass das eigentlich nicht zu viel verlangt war, aber es schien meilenweit von ihrer Realität entfernt zu sein.

Jenny Colgan

Über Jenny Colgan

Biografie

Jenny Colgan studierte an der Universität von Edinburgh und arbeitete sechs Jahre lang im Gesundheitswesen, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Mit dem Marineingenieur Andrew hat sie drei Kinder, und die Familie lebt nördlich von Edinburgh. Ihre Romane sind internationale Erfolge und stehen...

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