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Islandhof Hohensonne 2 (Islandhof Hohensonne 2)

Islandhof Hohensonne 2 (Islandhof Hohensonne 2) - eBook-Ausgabe

Sina Trelde
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Islandhof Hohensonne 2 (Islandhof Hohensonne 2) — Inhalt

Die dreizehnjährige Frieda und ihr bester Freund Max reiten für ihr Leben gern – und sie teilen ein Geheimnis: Beide haben die besondere Gabe, Gedanken mit ihren Lieblingspferden austauschen zu können. Als in einem Reitverein in der Nähe ein Islandpferde-Reitkurs stattfindet, sind Frieda und Max begeistert. Der Kurs wird nicht nur von einem erfolgreichen Turnierreiter geleitet, sondern endet auch noch mit einem großen Abschlussturnier. Doch auch Friedas größte Rivalin, die eingebildete Clea, nimmt an dem Kurs teil. Und als ihr Pferd Logi spurlos verschwindet, beschuldigt Clea ausgerechnet Max, Logi gestohlen zu haben. Kann Frieda ihren besten Freund von dem ungeheuren Verdacht befreien und das Rätsel um den verschollenen Logi lösen?

€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 04.05.2020
208 Seiten
EAN 978-3-492-99598-6
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Leseprobe zu „Islandhof Hohensonne 2 (Islandhof Hohensonne 2)“

1. Kapitel
Familientag



Endlich ist der letzte Schultag vorbei. Wir haben Sommerferien! Ich stehe mit gefühlt vierhundert Schülern an der Haltestelle und warte auf den Bus. Und dann …? Ich fasse es nicht! Ein einziger Bus kommt angefahren, um mich und die vielen anderen Schüler nach Hause zu bringen. Schock! Nicht nur für mich, auch für den Busfahrer. Jeder Schüler weiß, dass es am 18. Juli Sommerferien gibt. Alle Ferientermine stehen seit Jahren im Kalender. Und wie immer an diesem Tag endet die Schule für alle Schüler um elf Uhr dreißig. Seit Jahren [...]

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1. Kapitel
Familientag



Endlich ist der letzte Schultag vorbei. Wir haben Sommerferien! Ich stehe mit gefühlt vierhundert Schülern an der Haltestelle und warte auf den Bus. Und dann …? Ich fasse es nicht! Ein einziger Bus kommt angefahren, um mich und die vielen anderen Schüler nach Hause zu bringen. Schock! Nicht nur für mich, auch für den Busfahrer. Jeder Schüler weiß, dass es am 18. Juli Sommerferien gibt. Alle Ferientermine stehen seit Jahren im Kalender. Und wie immer an diesem Tag endet die Schule für alle Schüler um elf Uhr dreißig. Seit Jahren schon. Wahrscheinlich sogar seit Jahrhunderten. Das weiß jeder! Nur für das Busunternehmen ist es immer wieder eine Überraschung.

Ich stehe neben meiner Cousine Greta an der Bushaltestelle und reibe mir die Augen. Greta schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn. Verdammt, wir wollen nach Hohensonne! Unbedingt. Jetzt sofort! Da gibt es keine Alternative. Aber sollen wir uns alle in diesen einen Bus drängeln?

Nun hält der Bus. Der Busfahrer reißt entsetzt die Augen auf – Überraschung! – und zögert einen Moment, die Türen zu öffnen. Er weiß genau, dass das passiert, was immer passiert. Wir drängeln durch alle drei Türen in den Bus. Vierhundert Fahrschüler stolpern in- und übereinander. Es ist ein einziger Albtraum. Wir drängeln und schubsen, um wenigstens noch einen Stehplatz zu kriegen.

Einige Kinder verzichten auf das Chaos und beschließen, den nächsten Bus zu nehmen, aber dazu bin ich nicht bereit. Keine Sekunde meiner kostbaren Ferien werde ich für das Warten auf den Bus opfern. Ich habe mich um halb zwölf mit meiner Stute Alvara zu einem Ausritt verabredet und dieses bildhübsche Traumpferd kann ich unmöglich warten lassen.

Greta denkt genau wie ich. Sie hat ihr Pferd Tindra noch nicht so lange wie ich und sie kann es nicht abwarten, mal wieder völlig entspannt und ohne Schulstress durch die Felder zu galoppieren.

Also schieben wir uns in den Bus. Auf Biegen oder Brechen! Wir müssen mit.

„Langsam! Die Kleinen zuerst!“, schreit der Busfahrer.

Aber darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen, zumal die Oberstufenschüler ja auch keine Rücksicht auf uns nehmen. Jeder kämpft für sich allein. Sitz- oder Stehplatz ist egal. Hauptsache, wir kommen mit.

„Frieda!“, höre ich eine Stimme von der hinteren Bank. Jemand winkt mir zu. Es ist Max. Er lebt bei uns auf dem Hof, weil seine Mutter Meike bei uns als Reitlehrerin arbeitet.

Max ist ein ziemlich netter Typ – jedenfalls für einen Jungen. Er ist vor einem Jahr aus Köln nach Hohensonne gezogen. Zuerst fand er alles ganz schrecklich, aber er hat sich ziemlich gut eingelebt. Er erzählt zwar immer noch, dass direkt hinter Hohensonne ein tiefes Loch im Boden kommt und dann endet die Welt, aber wir wissen alle, dass es ihm gefällt, am Ende der Welt zu leben. Er ist nämlich den ganzen Tag mit uns und den Pferden zusammen, er lacht ziemlich viel und hat echt gute Laune.

Ich kann außerdem sehen, wie viele Freunde er in der Schule hat. Die Jungs schaffen es nämlich immer, die ganze hintere Bank zu belegen. Dort ist die Stimmung am besten. Und er ist mitten drin.

„Macht mal Platz für Frieda“, schreit Max seinen Freunden zu. Und tatsächlich rücken die ein bisschen zusammen, damit ich mich neben Max setzen kann. Ich zögere kurz. Schließlich sitze ich auf die Weise ziemlich dicht bei Max. Greta grinst schon zu mir rüber und zwinkert. Sie meint immer, Max und ich wären ineinander verliebt. Das ist natürlich Quatsch, wir sind einfach gute Freunde.

„Nimm deine Freundin doch auf den Schoß!“, grinst ein Junge aus Max’ Klasse. Max und ich tun so, als hätten wir das gar nicht gehört. Man muss schließlich über solchen schwachsinnigen Kommentaren stehen. Ich grinse Max zu. Er lacht ebenfalls und hat dabei süße Grübchen in den Mundwinkeln.

„Wie schafft ihr das immer, eine ganze Sitzreihe zu kriegen?“, will ich wissen.

Max winkt ab. „Alles Teamarbeit“, meint er. „Felix stellt sich in die Tür und lässt keinen rein. Nur Gregor und mich, damit wir die Bank freihalten.“

„Das hört sich echt rücksichtsvoll an“, witzele ich. „Lernen wir nicht immer in der Schule, dass wir auf die Schwächeren Rücksicht nehmen sollen?“

Max’ Freund Felix winkt ab. „Ich habe den Religionsunterricht abgewählt“, meint er.

„Außerdem nehmen wir auf Schwächere Rücksicht“, erinnert mich Max. „Darum habe ich dir ja Platz gemacht.“

Jetzt lachen alle. Ich auch. Ich mag es, dass Max nicht auf den Mund gefallen ist, auch wenn seine Schlagfertigkeit manchmal auf meine Kosten geht. Aber das kriegt er meist schnell zurück.

Meine Laune steigt bei jeder Kurve, die uns der Bus näher an Hohensonne heranbringt. Es ist lustig, hier zwischen den Jungs zu sitzen, und die Zeit vergeht schnell.

Nach und nach steigen die Schüler aus. Zuletzt sind nur noch wir aus Hohensonne im Bus. Jetzt setzt sich Greta zu uns.

„Wo sind Paul und Franzi?“, will sie wissen.

Paul ist mein Bruder, Franzi Gretas Schwester. Die beiden sind in der 9. und 10. Klasse.

„Ich wette, Paul hängt noch in der Stadt ab“, mutmaßt Max. „Na ja, und Franzi steht wahrscheinlich mit ihrem Smartphone vor der Schule und hat den Bus verpasst.“

Max streckt den Arm aus und macht einen Schmollmund. Dann streift er seine Haare nach hinten und winkt seinem imaginären Smartphone zu.

„Hallo, meine Fans“, macht er Franzis Stimme nach. „Wir haben heute endlich Sommerferien gekriegt. Ich bin mega geflasht von diesen letzten drei Schulstunden. Jetzt geh ich erst mal shoppen …“

„Shoppen?“, frage ich. „Wo denn?“

Selbst im Umkreis von vierzig Kilometern gibt es keine aufregenden Shoppingcenter.

Max grinst. „Ihr behauptet doch immer, es gibt in dem kleinen Schulkaff Geschäfte“, meint er.

„Na ja, weil es da ein Reitgeschäft gibt“, erklärt Greta. „Und was anderes brauchen wir nicht.“

Das sieht Max im Grunde genauso, aber er würde es niemals zugeben. Er macht sich immer gerne über unser Landleben lustig. Jammert, dass unser Dorf ein einziges Funkloch ist und dass man nichts einkaufen kann. Als ob Jungs gerne shoppen gehen würden. Er jedenfalls rennt den ganzen Tag in Reithose, Stiefeletten und Hoody rum. Alternative: T-Shirt!

Jetzt ist endlich unsere Bushaltestelle in Sicht. Max, Greta und ich warten ungeduldig, bis sich die Bustür öffnet.

„Eine schöne schülerfreie Zeit!“, rufe ich dem Busfahrer zu.

„Was für ein Traum“, gibt er zurück.

An der Bushaltestelle haben wir unsere Fahrräder geparkt und nun geht es hügelig den Berg hinauf. Dann liegt der schönste Platz der Welt endlich vor uns, unser Islandpferdehof. Obwohl ich diese Fahrt täglich mache, erscheint mir der Hof an diesem Tag ganz besonders hell und leuchtend. Sechs wundervolle Ferienwochen liegen vor uns.

 

Papa, Meike, Omi, Onkel Steffen und Tante Susi sitzen auf der Bank vor dem Stall und scheinen auf uns zu warten. Ehrlich gesagt habe ich das noch nie gesehen. Eigentlich ist immer so viel bei uns zu tun, sodass jeder irgendwo im Stall herumläuft, Reitunterricht gibt, ein Pferd ausbildet, die Ställe ausmistet oder die Pferdepflege übernimmt. Max kann sogar seit einiger Zeit Trecker fahren und hat die Aufgabe übernommen, Heu und Silage zu holen. Dass die ganze Belegschaft unseres Islandhofs in der Sonne sitzt, ist ein seltener Anblick. Schade, dass Franzi nicht hier ist. Das wäre ein großartiger Beitrag für ihren Blog.

„Was macht ihr hier?“, rufe ich Papa zu.

„Wir warten auf euch“, gibt Papa zurück. „Wo sind Paul und Franzi?“

„Shoppen oder Kaffeetrinken oder Billard spielen“, meint Greta.

Sie ist ein bisschen aus der Puste, weil wir so schnell gefahren sind. Jetzt steigen wir von den Rädern.

„Was ist denn los?“

„Wir wollen mit euch ausreiten und den ersten Ferientag genießen“, meint Omi.

Ausreiten? Alle zusammen? Ich kann mich gar nicht erinnern, wann wir das mal gemacht haben. Jetzt sehe ich auch, dass neben der Bank gepackte Satteltaschen stehen. Offenbar haben die Erwachsenen ein Picknick geplant. Was für eine wundervolle Idee.

Papa sieht ein wenig unsicher aus.

„Wollen wir losreiten, oder sollen wir auf Paul und Franzi warten?“, will er wissen.

„Auf Paul und Franzi warten“, schlägt ausgerechnet Max vor.

Max fand es früher schrecklich, mit unserer Großfamilie zusammen essen zu müssen. Er war es gewöhnt, mit Meike allein zu sein. Jetzt aber scheint er es richtig zu genießen, dass wir so viele sind.

„Ich schreibe den beiden mal“, meint Max und zieht sein Smartphone aus der Tasche. „Jedenfalls wenn ein bisschen Handystrahlung durchkommt“, fügt er hinzu.

Er kann es nicht lassen, über unser Dorf zu lästern. Aber auch in Hohensonne haben sie mittlerweile das Netz ausgebaut, obwohl Max immer damit angibt, dass es in Köln zehn Sekunden schneller laufen würde.

„Franzi wird traurig, wenn sie den Ausflug nicht bloggen kann“, sage ich. Franzis Blog hat viele Fans, denen sie von unserer Großfamilie und den Pferden erzählt.

„Genau! Nachher kriegt sie noch einen Kreischanfall, wenn wir ohne sie weg sind“, stimmt auch Greta zu.

„Okay, dann warten wir“, brummt Onkel Steffen. Ihn nervt es, dass Franzi sich immer aus der Arbeit mit den Pferden rauszieht und nur noch mit ihrem Smartphone „rumdaddelt“, wie er es nennt.

Max’ Handy piepst. „Sie machen sich auf den Weg zur Bushaltestelle“, sagt er. „Wir sollen unbedingt warten.“

„Ich hole sie mit dem Auto ab“, meint Tante Susi. „Macht ihr schon mal die Pferde fertig.“

 

Eine Stunde später sitzen wir tatsächlich alle auf den Pferden, die ganze Großfamilie Kirk und die Kleinfamilie Berger dazu. Ich habe mir natürlich mein Traumpferd Alvara gesattelt. Meine Stute ist ein wundervoller Rotfuchs. Ich habe sie zu meinem zehnten Geburtstag bekommen und seitdem sind wir unzertrennlich. Max reitet Solon, einen schönen Mausfalben, der einen feinen Aalstrich auf dem Rücken hat. Solon ist im vergangenen Jahr durch schwierige Umstände zu uns gekommen und Max hat sich sofort in ihn verliebt.

Solon hat eine Zwillingsschwester, was bei Pferden ganz selten vorkommt. Wir haben sie vor einem Jahr ganz zufällig gefunden und nun lebt sie auch auf unserem Hof. Sie heißt Tindra und gehört Greta.

Max’ Mutter Meike reitet ihr Pferd Melkorka, das sie zu uns auf den Hof mitgebracht hat, als sie bei uns als Reitlehrerin angefangen hat. Tante Susi hat sich Hrina gesattelt, ein älteres Pferd, das meiner Mutter gehörte. Meine Mutter lebt nicht mehr. Sie starb, als ich zwei war. Seit ich weiß, dass Hrina ihr Lieblingspferd war, gehört die Stute zu den Pferden, die ich ganz besonders mag. Auch Omi hat sich ein älteres Pferd genommen, Tónn, der eigentlich Max gehört. Max ist froh, dass Tónn mitkommt. Er liebt sein altes Pferd über alles. Es ist eben seine erste große Pferdeliebe und an der hängt man ja immer besonders. Papa, Paul und Onkel Steffen sind sportlich unterwegs. Sie haben sich die Pferde Rani, Fagur und Refur gesattelt. Für Franzi haben wir Drottning ausgewählt, eine schicke Rappscheckstute, die sich sicherlich gut auf Franzis Blog macht.

Es ist wunderschön, in so einer großen Gruppe unterwegs zu sein. Wir haben alle Zeit der Welt und die nehmen wir uns auch. Die meiste Zeit sind wir im Schritt unterwegs, aber wir tölten oder traben auch mal, als die Sandwege kommen.

Dann kommt der erste Berg. Das ist unsere Galoppstrecke. Ich spüre, wie sich Alvaras Körper unter mir anspannt. Papa reitet voran und jetzt dreht er sich zu uns um.

„Seid ihr bereit?“, ruft er.

Und wie wir bereit sind.

„Fertig machen zum Galopp!“, kommt das Kommando und dann prescht Papa auch schon los. Auf der Stelle galoppieren wir ebenfalls an. Sand fliegt, Steinchen spritzen zur Seite. Es macht irren Spaß, in der Gruppe zu galoppieren, aber man muss auch aufpassen, nicht zu dicht aufzureiten. Papa hat die Spitze der Gruppe eingenommen und wir wissen, dass wir ihn nicht überholen dürfen. An diese Regel halten wir uns alle. Reiten ist schließlich kein ungefährlicher Sport.

Auf der Bergspitze parieren wir durch und lachen. Adrenalin pur! Wir haben alle gute Laune, auch die Pferde. Selbst die älteren Pferde wie Tónn und Hrina sehen plötzlich ganz jung aus.

Jetzt geht es durch die Felder, dann durch einen kleinen Wald. Endlich kommt der See in Sicht. Er ist eigentlich eine alte Tongrube, die sich vor vielen Jahren mit Wasser gefüllt hat und zu einem großen grünen See geworden ist. Mühlsee heißt er. An einer Stelle gibt es einen kleinen Strand mit einem Kinderspielplatz. Hier halten wir an. Den Pferden nehmen wir die Trensen und Sättel ab, binden ihnen ein Halfter um und führen sie zum Trinken ans Wasser. In der Zeit packen Onkel Steffen und Tante Susi die Satteltaschen aus und bereiten ein richtig schönes Picknick vor. Max und ich setzten uns auf die beiden Schaukeln und essen Bouletten und Brötchen, Paul und Greta haben es sich mit einem Teller Nudelsalat und Würstchen im Sandkasten gemütlich gemacht und die Erwachsenen sitzen auf der Bank und lassen es sich ebenfalls schmecken.

„Hier ist der Mühlsee“, erklärt Franzi und dreht ihr Smartphone, sodass ihren Fans bestimmt schwindelig wird. „Er ist ziemlich groß und man darf sogar darin schwimmen.“

Sie lässt ihr Smartphone sinken.

„Haben wir Badesachen mit?“, fragt sie in die Runde.

„Wir schon“, zwinkert Papa ihr zu.

„Oh Mann!“, quietscht Franzi. „Und ich?“

Ich sehe, dass Max einen Spruch auf den Lippen hat. Wahrscheinlich will er sagen, dass sie noch mehr Fans kriegt, wenn sie nackt schwimmt. Dann beißt er sich kurz auf die Lippen und grinst. Das ist auch besser so. Franzi hätte ihn bestimmt ermordet.

„Ich habe an alles gedacht, wie immer“, seufzt Tante Susi.

„Danke, Mama. Du bist die beste“, behauptet Franzi.

„Aber bevor wir schwimmen gehen, spielen wir erst mal Pferdefußball“, schlägt Onkel Steffen vor und zieht einen Wasserball aus seiner Gepäcktasche, den er aufpustet. Die Pferde spitzen sofort die Ohren. Vor allem Tónn schaut interessiert. Max hat ihm viele lustige Ballübungen beigebracht.

„Wir reiten ohne Sattel, nur mit Halfter, okay?“, schlägt Onkel Steffen vor. „Wer wählt die Mannschaften?“

Ich stopfe mir den Rest meiner Boulette in den Mund und melde mich. Greta will eine Gegenmannschaft aufstellen. Wir machen Tipp-Topp und Greta gewinnt.

„Paul!“, ruft sie.

Paul grinst, nimmt noch einen Schluck aus der Wasserflasche und geht dann zu ihr.

Ich bin froh, dass sie sich für Paul entschieden hat.

„Max“, rufe ich nämlich nun und Max kommt zu mir.

„Papa“, wählt Greta Onkel Steffen.

„Papa“, sage auch ich und bekomme meinen Vater in meine Mannschaft.

„Meike“, entscheidet Greta dann.

„Franzi“, wähle ich.

„Mama“, sagt Greta und Tante Susi kommt in ihre Mannschaft.

„Omi“, sage ich.

Omi sieht ein bisschen bekümmert aus.

„Tut mir leid“, meint sie. „Ich werde euch bestimmt nicht rausreißen.“

„Sag das nicht. Tónn ist ein großartiger Fußballspieler“, erinnert Max sie. „In der Pferdebranche hat er auch den Beinamen Ronaldo.“

„Aber er hat ja mich auf dem Rücken“, meint sie. „Wer weiß, ob er dann seine Qualitäten entfalten kann.“

„Natürlich kann er das“, sagt Max. „Du bist eine gute Reiterin.“

Omi sieht immer noch unglücklich aus, aber Max hat recht. Omi reitet gut. Sie ist zwar etwas vorsichtiger als wir, aber man sieht ihr an, dass sie ihr Leben lang auf dem Pferderücken gesessen hat. Wie wir alle. Wir sind eben eine große Pferdefamilie.

Tónn ist tatsächlich wild auf Pferdefußball. Kaum sind die Tore abgesteckt und Onkel Steffen hat den Anpfiff gegeben, rennt er auch schon wie ein Verrückter hinter dem Ball her. Omi geht mit der Bewegung mit und hält sich richtig gut. Paul und Greta versuchen, Tónn zu stoppen, aber dieser rennt Slalom um sie herum, mit der lachenden Omi auf dem Rücken, und kickt den Ball profimäßig ins Tor.

„Tor!“ Omi reißt die Arme hoch und wäre beinahe vom Pferd gefallen, weil Tónn sofort wieder losrennt.

Nun packt Onkel Steffen und Paul der Ehrgeiz. Sie müssen unbedingt mit ihren Pferden ein Tor schießen, daher dribbeln sie sich den Ball zu, doch Max und ich sind als Gegner zur Stelle. Alvara schafft es, Pauls Pferd den Ball abzujagen, und schießt ihn rüber zu Max. Dann geht Tónn wieder dazwischen. Er kriegt den Ball erneut vor die Hufe und kickt ihn noch einmal begeistert ins Tor.

„Getroffen!“ Omi tanzt auf Tónns Rücken hin und her.

„Das gibt es doch nicht!“, flucht Paul und galoppiert mit seinem Wallach hinter Tónn her. Es macht unglaublichen Spaß. So viel gelacht haben wir schon lange nicht mehr. Als Franzi bei dem Versuch, zu filmen und gleichzeitig ein Tor zu schießen, vom Pferd fällt und den Ball mit dem Fuß ins Tor kickt, lachen wir Tränen.

„Damit hast du bestimmt tausend neue Fans gewonnen“, lästert Paul.

Sina Trelde

Über Sina Trelde

Biografie

Sina Trelde lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren in einem kleinen Ort in Westfalen. Nach einem Studium der Agrarwirtschaft übernahm sie den Hof ihres Großvaters, um dort eine biologische Landwirtschaft zu betreiben. Eine enge Verbindung hat Sina Trelde zu Pferden. Sie reitet gerne und bildet...

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