Just for Now – Preston und Amanda (Sea Breeze 4) — Inhalt
Preston Drake ist ein stadtbekannter Bad Boy, trotzdem ist die schüchterne Amanda Hardy unsterblich in ihn verliebt. Schon immer. Ihre Knie werden weich, wenn er den Raum betritt, ihr Herz beginnt zu rasen, wenn er ihr sein verführerisches Lächeln zeigt – das er allerdings nicht nur ihr schenkt. Als Amanda eines Abends all ihren Mut zusammennimmt, um Preston zu verführen, entbrennt zwischen ihnen sofort eine gefährliche Leidenschaft, die nicht gut enden kann.
Leseprobe zu „Just for Now – Preston und Amanda (Sea Breeze 4)“
1. Kapitel
Preston
Die unterste Stufe war verfault. Ihre Reparatur musste ich dringend ganz oben auf meine To-do-Liste setzen! Am Ende verdrehte sich eins der Kids hier noch seinen Knöchel oder brach sich ein Bein, wenn ich mich nicht darum kümmerte. Ich machte einen großen Schritt über die Stufe hinweg und ging hinauf zu dem Wohnwagen meiner Mom.
Ich war schon seit einer Woche nicht mehr hier gewesen … Moms letzter Freund hatte sich ordentlich einen angesoffen gehabt, und ich hatte ihm leider eine verpassen müssen, als er meine siebenjährige Schwester als [...]
1. Kapitel
Preston
Die unterste Stufe war verfault. Ihre Reparatur musste ich dringend ganz oben auf meine To-do-Liste setzen! Am Ende verdrehte sich eins der Kids hier noch seinen Knöchel oder brach sich ein Bein, wenn ich mich nicht darum kümmerte. Ich machte einen großen Schritt über die Stufe hinweg und ging hinauf zu dem Wohnwagen meiner Mom.
Ich war schon seit einer Woche nicht mehr hier gewesen … Moms letzter Freund hatte sich ordentlich einen angesoffen gehabt, und ich hatte ihm leider eine verpassen müssen, als er meine siebenjährige Schwester als Drecksgöre beschimpft hatte, weil sie ihren Orangensaft umgestoßen hatte.
Dummerweise war dabei seine Lippe aufgeplatzt, und Mom hatte mich schreiend rausgeworfen. Hoffentlich hatte sie sich mittlerweile beruhigt!
Die Tür mit dem Fliegengitter schwang auf, und ich wurde von einem großen zahnlückigen Grinsen begrüßt.
„Preston ist hier!“, rief mein achtjähriger Bruder Brent, ehe er meine Beine mit seinen Armen umschlang.
„Hey Kumpel, was geht?“, fragte ich, konnte seine Umarmung aber leider nicht erwidern, weil ich alle Hände voll mit den Einkäufen für die Woche hatte.
„Juhu, er hat Essen mitgebracht!“, verkündete Jimmy, mein elfjähriger zweiter Bruder. Er trat hinaus und wollte sich eine der Tüten schnappen.
„Das mit den Einkäufen hier kriege ich allein hin, aber im Auto ist noch mehr! Hilf mir doch bitte beim Tragen, aber pass auf, die unterste Stufe löst sich. Ich kümmere mich später drum.“
Jimmy nickte und flitzte zum Jeep.
„Hast du mir auch das Früchtemüswi mitgebacht, das ich so wiebe?“, fragte Daisy, als ich ins Wohnzimmer kam. Was ihre Sprechentwicklung betraf, war meine kleine Schwester leider ein wenig zurückgeblieben. Wahrscheinlich lag es daran, dass meine Mutter sich so wenig mit ihr beschäftigte.
„Jep, Daisy May, ich habe dir gleich zwei Packungen mitgebracht“, beruhigte ich sie und lief über den abgenutzten fahlblauen Teppichboden hinüber zum Küchentresen. Der ganze Wohnwagen stank nach Zigarettenqualm und Fäulnis.
„Momma?“, rief ich. Sie musste auf jeden Fall hier sein, ich hatte ihren zerbeulten Chevelle im Vorgarten gesehen. Oh nein, sie würde sich nicht vor mir drücken können. Die Miete war überfällig, und ich wollte auch gern einen Blick auf alle anderen Rechnungen werfen, die mit der Post gekommen waren.
„Sie schwäft“, flüsterte Daisy.
Oh Mann, gab es eigentlich einen Moment, in dem Mom einfach mal wach und munter war? Wenn sie nicht gerade schlief, soff sie.
„Der Trottel hat sie gestern verlassen. Seitdem sperrt sie sich ein und schluchzt“, erklärte Jimmy, als er neben mir die Einkäufe abstellte.
Na, Gott sei Dank! Der Kerl war die absolute Katastrophe gewesen. Wenn die Kids nicht gewesen wären, hätte ich diesen Wohnwagen am liebsten überhaupt nicht mehr betreten. Leider hatte meine Mom das alleinige Sorgerecht, weil es in den USA nun einmal so lief: Solange jemand ein Dach über dem Kopf hatte und seine Kinder nicht misshandelte, behielt er sie. So einfach, so abgefuckt.
„Boah. Du hast dei Kanister Mich gekauft?“, fragte Daisy ehrfürchtig.
„Na logo. Wie sollst du denn dein ganzes Früchtemüsli essen, wenn du nicht genug Milch hast, hm?“, fragte ich und beugte mich nach unten, um ihr in die Augen sehen zu können.
„Peston, ich gaube nicht, dass ich alle dei tinken kann!“, flüsterte sie besorgt. Gott, sie war so niedlich …
Ich zerstruwwelte ihr Haar und stand auf. „Na, dann musst du den Jungs wohl was abgeben.“
Daisy nickte ernsthaft. Scheinbar fand sie den Vorschlag sinnvoll.
„Du hast Pizzabrötchen gekauft! Geil!“, freute sich Jimmy, der gerade zwei Packungen seines Lieblingssnacks aus der Tüte zog und damit zur Tiefkühltruhe stürmte.
Wenn ich sah, wie glücklich die Einkäufe sie machten, war alles wieder in Ordnung. Als ich in ihrem Alter gewesen war, hatte ich manchmal von nichts anderem als Weißbrot und Wasser leben müssen. Mom war es außerdem piepegal gewesen, ob ich überhaupt aß oder nicht. Wenn mein bester Freund Marcus Hardy nicht Tag für Tag sein Mittagessen in der Schule mit mir geteilt hätte, wäre ich vermutlich an Mangelernährung gestorben. Und das würde ich bei meinen Geschwistern nicht zulassen.
„Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du hier nicht mehr aufzutauchen brauchst. Hast schon genug Ärger gemacht. Du hast Randy vergrault, er is weg. Kann ich ihm auch nich vorwerfen, nachdem du ihm wegen nix und wieder nix die Nase zertrümmert hast.“ Schön. Momma schien aufgewacht zu sein.
Ich stellte die letzte Raviolibüchse in den Schrank, ehe ich mich zu ihr umdrehte. Sie trug ein fleckiges Kleid, das irgendwann einmal weiß gewesen sein musste. Ihr Haar war verfilzt und matt, und die Wimperntusche, die sie vermutlich bereits vor ein paar Tagen aufgetragen hatte, war unter den Augen verschmiert. Tja, das war die einzige Erziehungsberechtigte, mit der ich je das Vergnügen gehabt hatte. Ein Wunder, dass ich Kindheit und Jugend überlebt hatte.
„Hallo, Momma“, antwortete ich und räumte eine Schachtel mit Käsecrackern ein.
„Du kleiner Arsch verwöhnst sie mit Essen. Sie lieben dich nur, weil du ihnen diesen ganzen Schnickschnack besorgst. Ich kann meine Kinder selbst ernähren, da musst du sie nicht so verhätscheln!“, grummelte sie, während sie zum nächsten Küchenstuhl schlurfte und sich darauffallen ließ.
„Ich werde die Miete noch bezahlen, bevor ich gehe, aber ich weiß, dass du noch mehr Rechnungen hast. Wo sind die?“
Sie griff nach der Zigarettenschachtel, die in dem Aschenbecher steckte, der auf dem kleinen braunen Resopaltischchen stand. „Die Rechnungen liegen auf dem Kühlschrank. Hab sie vor Randy versteckt, weil sie ihn immer wütend gemacht haben.“
Na super. Strom- und Wasserrechnungen hatten den Kerl in Rage versetzt – meine Mom hatte wirklich einen fantastischen Männergeschmack.
„Oh, Peston, kann ich so eine haben?“, fragte Daisy, die eine Orange in die Höhe hielt.
„Logo. Komm, ich schäle sie dir“, meinte ich und streckte die Hand nach der Frucht aus.
„Hör auf, sie so zu betüddeln. Du kommst her und verwöhnst sie, und ich sitze dann hinterher mit der verzogenen Göre da. Sie muss erwachsen werden und den Scheiß selber lernen.“ Moms harte Worte waren mir nicht neu. Als ich aber sah, wie Daisys Augen sich mit Tränen füllten, weil sie Angst vor einer Ohrfeige hatte, begann ich vor Wut zu kochen.
Ich neigte mich hinab und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel, ehe ich ihr die Orange abnahm und sie schälte. Wenn ich mich jetzt mit Mom anlegte, würde alles nur schlimmer werden … Sobald ich weg war, würde Jimmy dafür sorgen müssen, dass Daisy in Sicherheit war. Es fiel mir nicht leicht, sie dieser Situation zu überlassen, aber ich hatte nicht das Geld, um vor Gericht zu gehen. Und auch meine eigenen Lebensumstände, zu denen ich mich entschieden hatte, um für die drei sorgen zu können, würden dem Richter nicht sonderlich gut gefallen. Die Chance, dass ich das Sorgerecht bekäme, ging gegen null. Das Einzige, was ich tun konnte, war, einmal pro Woche nach dem Rechten zu sehen und mich um die Rechnungen zu kümmern. Öfter ertrug ich Momma leider nicht.
„Wann hat Daisy ihren nächsten Arzttermin?“, erkundigte ich mich, um das Thema zu wechseln und herauszufinden, wann ich die Kleine abholen musste.
„Ich glaube, der war letzte Woche. Warum rufst du nicht einfach selbst beim Arzt an, wenn du so verdammt besorgt bist? Sie ist nicht krank. Sondern einfach nur stinkfaul.“
Als ich die Orange geschält hatte, griff ich nach einer Serviette und reichte sie Daisy.
„Danke, Peston.“
Ich kniete mich vor sie. „Sehr gerne. Iss sie ruhig auf, die ist gut für dich. Ich wette auch, dass Jimmy mit dir raus auf die Veranda geht, wenn du magst.“
Daisy runzelte die Stirn und lehnte sich nach vorn. „Jimmy will nich aus, weil Becky Ann nebenan wohnt. Er findet sie hübsch.“
Grinsend sah ich Jimmy an, der puterrot angelaufen war.
„Verdammt, Daisy, musstest du das unbedingt ausplaudern?“
„Achte ein bisschen darauf, wie du mit deiner Schwester sprichst“, sagte ich mahnend und stand auf. „Ist doch kein Grund, sich zu schämen, wenn dir ein Mädchen gefällt.“
„Hör bloß nicht auf deinen Bruder. Der legt doch jede Nacht eine andere flach, genau wie sein Daddy damals.“ Ach ja. Mom liebte es, mich vor meinen Geschwistern schlechtzumachen.
Jimmy grinste. „Ich weiß. Wenn ich groß bin, werde ich wie Preston sein.“
Ich verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Na, na, na, Bürschchen.“
Jimmy lachte und ging zur Tür. „Los geht’s, Daisy May. Ab an die frische Luft.“
Ich sah Mom nicht mehr an, während ich das restliche Essen verstaute und mir schließlich die Rechnungen vorknöpfte. Mittlerweile hatte sich mein Brent auf dem Barhocker niedergelassen und musterte mich schweigend. Mit ihm würde ich auch noch ein wenig Zeit verbringen müssen, ehe ich aufbrach. Alterstechnisch lag er genau in der Mitte und forderte meine Aufmerksamkeit nicht so sehr ein wie meine beiden anderen Geschwister. Ich hatte sie nach draußen geschickt, weil ich wusste, dass er mich gern einen Moment für sich haben wollte.
„Also, was gibt es Neues?“, erkundigte ich mich und lehnte mich über den Tresen.
Er lächelte und zuckte mit den Schulten. „Och, nicht viel. Ich will dieses Jahr gern mit dem Footballspielen anfangen, aber Momma sagt, dass es zu teuer ist und ich es sowieso nicht kann, weil ich zu schlaksig bin.“
Gott, sie war so eine fiese Schlange!
„Ach ja? Das sehe ich aber anders. Ich bin mir sogar sicher, dass du einen großartigen Corner oder Wide Receiver abgäbst. Wieso beschaffst du nicht mal ein paar Informationen, und ich sehe, was ich tun kann?“
Brents Augen leuchteten auf. „Echt? Greg und Joe spielen auch, und die wohnen in den Wohnwagen da hinten.“ Er deutete auf das Ende des Trailerparks. „Ihr Daddy sagt, dass er mich immer mit zum Training nehmen könnte und so. Ich brauche nur jemanden, der die Formulare ausfüllt und zahlt.“
„Na bravo, du finanzierst ihn, und dann tut er sich weh. Ich weiß jedenfalls, wer im Zweifelsfall schuld daran ist“, murmelte Momma an der Zigarette vorbei, die ihr aus dem Mund hing.
„Ich gehe stark davon aus, dass der Trainer und andere Erwachsene beim Training darauf achten, dass sich niemand ernsthafte Verletzungen zuzieht“, sagte ich und funkelte sie warnend an.
„Du sorgst dafür, dass ich die jämmerlichsten kleinen Kröten der ganzen Stadt aufziehe. Wenn irgendwer sie in ein paar Jahren aus dem Gefängnis freikaufen muss, dann ist das eindeutig dein Problem!“ Sie erhob sich und schlurfte zurück in ihr Zimmer. Sobald die Tür hinter ihr zugefallen war, wandte ich mich wieder Brent zu.
„Hör bloß nicht auf sie, okay? Du bist clever und wirst was aus dir machen. Ich glaube an dich.“
Brent nickte. „Ich weiß. Danke, dass du dich um die Football-Sache kümmerst.“
Ich tätschelte seinen Kopf. „Gern geschehen. Kommst du noch mit raus und bringst mich zum Auto?“
Amanda
Mein großer Bruder Marcus war sauer auf mich, weil er davon überzeugt war, dass ich Mom zuliebe daheim blieb, anstatt zum Studieren nach Auburn zu gehen. Das stimmte aber nicht … ganz. Vielleicht ein bisschen. Zuerst waren meine Gründe vollkommen egoistischer Natur gewesen – ich wollte einfach Preston Drakes Aufmerksamkeit gewinnen. Und vor drei Monaten war dieser Traum für satte vierzig Minuten in Erfüllung gegangen. Seitdem tat er so, als wäre ich Luft, und nach ein paar jämmerlichen Annäherungsversuchen hatte ich es aufgegeben.
Leider war es jetzt ein wenig zu spät, doch nach Auburn anstatt auf das örtliche Junior College zu gehen. Ein bisschen erleichtert war ich aber doch, dass ich nicht wegmusste. Mom litt immer noch darunter, dass mein Dad sie erst betrogen und dann einer jüngeren Frau zuliebe verlassen hatte, mit der er ein gemeinsames Kind hatte und jetzt zusammenlebte.
Wenn ich weggezogen wäre, wäre Mom allein in dem großen Haus zurückgeblieben. Und hätte ich wegen Preston keinen Rückzieher gemacht, wäre heute der große Tag gewesen. Mom hätte schrecklich geweint, und mir wäre schlecht vor Sorge gewesen … Sie war einfach noch nicht stark genug, um allein zu sein. Vielleicht nächstes Jahr.
„Du kannst nicht für immer hierbleiben, Manda“, sagte Marcus, der vor mir auf und ab tigerte. Eigentlich hatte ich mich mit der neuesten Ausgabe des People-Magazins draußen an den Pool legen wollen, um mich ein wenig zu sonnen, aber dann war Marcus aufgetaucht. „Irgendwann muss Mom es schaffen, alleine klarzukommen. Ja, ich weiß, das ist hart. Sieh mich an, ich komme ja selbst fünfmal pro Woche vorbei, um nach ihr zu sehen. Aber ich will echt nicht, dass du ihr zuliebe deinen großen Traum aufgibst.“
Bis zum heutigen Tag hatte ich es geschafft, meine Entscheidung gegen Auburn vor ihm geheim zu halten. Normalerweise war er so mit seiner Verlobten Willow und seinen Onlinekursen beschäftigt, dass er nichts anderes mitbekam.
„Ich weiß, aber vielleicht war ich ja auch einfach noch nicht bereit, von zu Hause wegzugehen. Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass es mir dabei auch einfach um mich selbst gehen könnte?“
Marcus runzelte die Stirn und rieb sich das Kinn, was er immer tat, wenn er frustriert war.
„Okay. Fein. Dann willst du jetzt eben noch nicht weg, aber was ist mit Januar? Du könntest dich hier schon mal ans Collegeleben gewöhnen und dann den großen Sprung nach Auburn wagen.“
Seufzend legte ich die Zeitschrift auf meinen Schoß. Bis er sich alles von der Seele gesprochen hatte, konnte ich meine Lektüre sowieso vergessen.
„Nein, habe ich nicht, weil das bescheuert wäre. Ich kann hier prima zwei Semester durchziehen und dann nächstes Jahr wechseln. Das funktioniert gut so für mich. Hier sind meine Freunde, und außerdem will ich zur Hochzeit da sein und Willow bei den Planungen helfen. Ich habe keine Lust, wegen der vier Stunden Fahrt alles zu verpassen.“
Treffer, versenkt. Sobald die Sprache auf seine Hochzeit kam, schmolz Marcus dahin. Er hörte endlich auf, unruhig auf und ab zu gehen, und setzte sich in den Sessel neben mir.
„Das heißt also, dass du wirklich zu Hause bleiben willst? Weil du noch nicht bereit bist umzuziehen? Wenn das so ist, finde ich es in Ordnung. Ich will sicher nicht, dass du dich zu irgendwas zwingst – besonders nicht zu Auburn. Ich möchte nur nicht, dass Dad noch mehr in unsere Leben hineinpfuscht, als er das ohnehin schon getan hat.“
Er war so ein lieber Kerl. Warum konnte ich mich nicht in jemanden wie ihn verlieben? Es gab doch bestimmt noch mehr Typen, die so waren. Ein paar davon hatte ich sogar schon kennengelernt – warum musste ich mir da ausgerechnet diesen Oberaufreißer aussuchen?
„Ja, ich mache das meinetwegen. Ehrlich.“
Marcus nickte und gab mir einen leichten Klaps, ehe er aufstand.
„Gut. Jetzt fühle ich mich schon viel besser. Wenn du heute also noch da bist, bist du natürlich herzlich zu unserer Verlobungsfeier eingeladen, die die anderen für Low und mich schmeißen.“
Die anderen? „Wer genau schmeißt sie denn?“
„Ach, die Jungs eben, du weißt schon. Rock, Preston, Dewayne – na ja, ehrlich gesagt kümmert sich hauptsächlich Trisha darum, und die anderen besorgen den Alkohol.“
„Braucht sie Hilfe?“, fragte ich und lachte mich innerlich selbst für die alberne Hoffnung aus, ich könnte Preston auf diese Weise noch einmal näherkommen.
„Ja, bestimmt. Ruf sie doch einfach mal an.“
Würde ich. Noch heute. „Okay, cool. Wann ist die Party denn?“
„Am Freitagabend.“
2. Kapitel
Preston
„Wohin soll ich diese riesigen Papierkugeln bringen – und wozu sind sie eigentlich gut?“
Trisha, meine einzige andere Freundin, die ihren Freund dazu gebracht hatte, ihr das Jawort zu geben, sah mich von der obersten Stufe der Leiter aus an und lachte.
„Stell die Box mit den Laternen auf den Tisch da drüben, gleich neben die Blumen“, wies sie mich an, ehe sie sich wieder daranmachte, Bänder an der Zimmerdecke zu befestigen.
Als ich meine Hilfe für Marcus’ und Lows Verlobungsfeier angeboten hatte, hatte ich eigentlich gedacht, dass ich für die Bierversorgung zuständig sein würde – und nicht, dass ich den ganzen Tag Kisten schleppen und irgendwelchen Klimbim aufhängen müsste. Trisha hatte uns allen befohlen, um acht Uhr morgens hier zu sein, und hatte uns kaum Zeit für eine Mittagspause zugestanden. Wenn sich das nächste Mal irgendeiner meiner dämlichen Freunde einbildete, heiraten zu müssen, würde ich mich sicher nicht noch einmal zum Helfen überreden lassen!
„Es sind noch fünf Kisten im Pick-up, Preston. Was stehst du hier noch rum?“, fragte Rock, der gerade an mir vorbeilief und eine Box auf dem Tisch abstellte.
„Ich denke gerade darüber nach, wie ich unauffällig von hier verduften kann.“
Rock gluckste. „Viel Glück! Aber glaub mir, meine Frau lässt hier niemanden raus, bevor es nicht exakt so aussieht, wie sie es sich vorgestellt hat.“
„Wäre nett gewesen, wenn du mir vorher gesagt hättest, dass Trisha ein absoluter Dekofreak ist!“
Rock gab mir einen Klaps auf den Rücken.
„Nö. Dann hätte ich das ja ganz allein aushalten müssen! Ich wollte, dass wir alle gemeinsam leiden.“
Na fein. Die fünf Kisten würde ich noch hineinschleppen, aber dann würde ich mich irgendwie vom Acker machen. Ich folgte Rock gerade hinaus zu seinem Wagen, als ein mir wohlvertrautes kleines Mercedes Coupé in die Einfahrt bog. Was zum Teufel wollte denn Amanda hier? Sollte die nicht längst brav im College sein, schön weit weg? Ich wäre ganz sicher nicht in das Strandhaus der Hardys gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass sie möglicherweise hier war. Verdammt. Das Mädchen trieb mich echt in den Wahnsinn. Vor drei Monaten hatte sie begonnen, heftig und ziemlich hartnäckig mit mir zu flirten. Das war aber gar keine gute Idee. Mein Leben war für Unschuldsengel wie Amanda viel zu abgefuckt.
Das Erste, was ich sah, als ihre Autotür aufschwang, war ein langes gebräuntes Bein, das ich gebannt anstarrte. Ich hatte nun mal eine Schwäche für Amanda Hardy …
Nach einem sehr lebendigen Traum, in dem ich hatte erfahren dürfen, wie Amanda schmeckte und sich anfühlte, hatte ich mir eine ziemlich unfeine Angewohnheit zugelegt: Wann immer ich irgendeine Frau vögelte, schloss ich die Augen und stellte mir vor, es wäre Amanda. Nicht gerade nett, schon klar … Aber ich konnte nicht anders.
Amanda stieg aus dem Auto, sodass ich sie jetzt in voller Pracht bewundern konnte. In den winzigen roten Shorts und den roten High Heels, die sie trug, wirkten ihre Beine endlos lang. Heiliger Strohsack – ich würde doch jetzt keinen Ständer bekommen?! Drei Monate lang hatte ich mir vorgestellt, wie sie ihre herrlichen Beine um mich wickelte. Wenn sie mich wie den fiesen Typen behandelt hätte, der ich nun einmal war, hätte ich sie viel leichter ignorieren können. Aber das tat sie nicht, oh nein. Sie lächelte mich an, schlug ihre langen Wimpern nieder und warf ihr seidiges blondes Haar über ihre Schulter. Selbst als sie sich ein paarmal im Live Bay betrunken hatte, hatte sie noch genauso unschuldig gewirkt wie die Jungfrau Maria.
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