

La Paloma (Mamma Carlotta 19) La Paloma (Mamma Carlotta 19) - eBook-Ausgabe
Ein Sylt-Krimi
— Die perfekte Urlaubslektüre! | Humorvoller Nordsee-KrimiLa Paloma (Mamma Carlotta 19) — Inhalt
La Paloma, ade – auf, Matrosen, ohé!
Mamma Carlotta weilt wieder einmal bei Schwiegersohn Erik und den Enkeln auf Sylt – doch von Entspannung kann keine Rede sein. Erst muss sie Erik beim Nordic Walking unterstützen, damit ihm die sportliche Motivation nicht abhandenkommt, und dann gibt es neue Aufregung: Die ehemalige Sylter Operettensängerin Lydia Warenholz ist nach vielen Jahren zurück, um ihrer Karriere neuen Schwung zu verleihen. Aber am Tag nach ihrem großen Konzert wird sie mausetot aufgefunden! Außerdem herrscht dicke Luft in Mamma Carlottas Stammkneipe, seit nebenan ein schickes neues Restaurant eröffnet hat. Auch Mamma Carlotta wandert ob der miesen Stimmung ab. Oder liegt es vielleicht doch eher daran, dass ihr dort ein äußerst charmanter Italiener den Hof macht?
In den turbulenten Sylt-Krimis von Gisa Pauly prallt das Temperament von Mamma Carlotta auf die Mentalität der Inselbewohner, vor allem aber mischt sich die Italienerin immer wieder in die polizeilichen Ermittlungen ihres friesisch-wortkargen Schwiegersohns ein. Wer Rita Falk und den Eberhofer mag, wird auch von Mamma Carlotta begeistert sein.
Perfekte Cozy Crime für Ihre Strandlektüre – machen Sie Urlaub mit Mama Carlotta!
Bücher für den Urlaub gibt es viele. Hervorragende Regionalkrimis ebenso. Doch kaum ein anderer Nordsee-Krimi bringt das Lebensgefühl auf Sylt mit so viel Charme und Situationskomik auf den Punkt wie die Mamma Carlotta-Reihe. Lassen Sie die Seele baumeln und schmökern Sie nach Herzenslust – die Romane von Gisa Pauly sind ein pures Vergnügen und ein perfekter Tipp für Ihre Urlaubslektüre.
„Da steckt Spannung drin und jede Menge Lebensweisheit.“ SR3 Krimitipp
Eine Figur wie Mamma Carlotta gibt es nur einmal. Seit mittlerweile 15 Jahren lässt Bestsellerautorin Gisa Pauly ihre vorlaute Schwiegermutter auf die Leser los und findet mit jedem weiteren Band der Krimireihe neue Fans, die laut lachen und in einem spannenden Kriminalfall mitfiebern wollen.
„Gisa Pauly hat mit der redseligen Italienerin eine Sylter Prominente geschaffen, die vor Sympathie strotzt.“ Recklinghäuser Zeitung
Mamma Carlottas unverzüglicher Weg an die Spitze der Bestsellerlisten ist kein Zufall. Gisa Pauly hat viel Herzblut in die Erschaffung ihrer liebenswerten Nervensäge mit italienischen Wurzeln gesteckt und vermischt südländisches Feuer mit kühler Cosy Crime an der Nordsee.
Die Jagd nach dem Mörder wird mit Mamma Carlotta fast zur Nebensache
Seit mehr als 15 Jahren liefert Gisa Pauly mit ihren Regionalkrimis immer wieder Nachschub für eine riesige Lesergemeinde. Und es ist kein Ende in Sicht.
„Die italienische Miss Marple von Sylt.“ Brigitte
Der andauernde Erfolg der Cosy Crimes mit Mamma Carlotta beruht nicht zuletzt auf der charmanten und liebevollen Art, mit der Autorin Gisa Pauly ihrer Hauptfigur immer wieder neue Facetten entlockt. Mamma Carlotta ist eine Schwiegermutter aus dem Bilderbuch – und dennoch ganz anders.
Reihenweise Lesefutter aus den Bestsellerlisten
Spannung und jede Menge Witz garantiert: Entdecken Sie nach dem Auftakt „Die Tote am Watt“ auch alle anderen Mamma-Carlotta-Bücher der Krimireihe und kehren Sie immer wieder nach Sylt zurück. Es lohnt sich.
- Band 1: Die Tote am Watt
- Band 2: Gestrandet
- Band 3: Tod im Dünengras
- Band 4: Flammen im Sand
- Band 5: Inselzirkus
- Band 6: Küstennebel
- Band 7: Kurschatten
- Band 8: Strandläufer
- Band 9: Sonnendeck
- Band 10: Gegenwind
- Band 11: Vogelkoje
- Band 12: Wellenbrecher
- Band 13: Sturmflut
- Band 14: Zugvögel
- Band 15: Lachmöwe
- Band 16: Schwarze Schafe
- Band 17: Treibholz
- Band 18: Breitseite
- Band 19: La Paloma
Leseprobe zu „La Paloma (Mamma Carlotta 19)“
1
Im allerletzten Augenblick hielt sie sich an der Tischkante fest. Beinahe wäre sie vom Stuhl gefallen! Mamma Carlotta setzte sich gerade hin, hob den Kopf, der ihr auf die Brust gesunken war, und drückte die Wirbelsäule an die Rückenlehne. Vielleicht sollte sie das Radio anstellen, um sich wach zu halten? Aber Musik würde sie nur erneut einlullen, und irgendwelche Wortbeiträge wären vermutlich so langweilig, dass ihr damit das Gleiche passieren würde. Es war doch immer dasselbe! Niemand sagte ihr Bescheid, keiner ihrer Angehörigen dachte darüber nach, [...]
1
Im allerletzten Augenblick hielt sie sich an der Tischkante fest. Beinahe wäre sie vom Stuhl gefallen! Mamma Carlotta setzte sich gerade hin, hob den Kopf, der ihr auf die Brust gesunken war, und drückte die Wirbelsäule an die Rückenlehne. Vielleicht sollte sie das Radio anstellen, um sich wach zu halten? Aber Musik würde sie nur erneut einlullen, und irgendwelche Wortbeiträge wären vermutlich so langweilig, dass ihr damit das Gleiche passieren würde. Es war doch immer dasselbe! Niemand sagte ihr Bescheid, keiner ihrer Angehörigen dachte darüber nach, dass sie sich Sorgen machte, solange nicht alle zu Hause waren.
Nun merkte sie, dass der Zorn es vielleicht schaffte, sie wach zu halten. Negative Gefühle hinderten viel eher daran, sich zu entspannen und in den Schlaf zu sinken. Sie öffnete das linke Auge und blickte zur Uhr. Beinahe Mitternacht. Die Pizzeria, in der Felix kellnerte, musste eigentlich längst geschlossen haben. An Wochentagen aßen dort Familien, oft mit kleinen Kindern, die früh ins Bett mussten. Aber da die Pizzeria den Eltern von Felix’ Freundin gehörte, konnte es immer sein, dass ihr Enkel sich entschloss, dort zu übernachten. Das tat er manchmal, aber nicht immer, sodass seine Großmutter nie genau wusste, ob es Sinn hatte, auf ihn zu warten. Sehr ärgerlich!
Und seit Carolin fürs Inselblatt arbeitete, musste man bei ihr immer mit allem rechnen. Vereine, über deren Jahreshauptversammlungen sie zu berichten hatte, trafen sich vornehmlich abends, und Konzerte, Lesungen oder Auftritte von Comedy-Stars fanden natürlich auch später am Tag statt. Besonders spät kam Carolin dann heim, wenn sie es schaffte, nach einer solchen Veranstaltung noch ein Interview mit einem der Künstler zu ergattern. Dann befürchtete ihre Großmutter bereits das Schlimmste, bis sie endlich zu Hause auftauchte. Dazu noch Erik mit seinen unregelmäßigen Dienstzeiten! Wenn er in einem Kapitalverbrechen ermittelte, wusste seine Schwiegermutter oft nicht einmal, ob er zum Essen kommen würde oder ob sie sich völlig vergeblich um Antipasti, Primo, Secondo und Dolce kümmerte. Zurzeit passierte zum Glück auf Sylt nichts, dem der Kriminalhauptkommissar seinen Feierabend opfern musste, aber wenn er mit der Staatsanwältin essen ging, so wie an diesem Abend, wusste Mamma Carlotta eben auch gern, ob die beiden wohlbehalten wieder im Süder Wung angekommen waren.
Dummerweise durfte sie sich nicht einmal darüber beschweren, dass sie auf dem Küchenstuhl einschlief, weil ihre Angehörigen sie so lange warten ließen. Würde sie sich beklagen, bekäme sie zur Antwort, dass sie sich frühzeitig ins Bett legen und die Zimmertür fest verschließen solle, damit sie von den Schritten auf der Treppe nicht geweckt wurde. Kein Mitglied der Familie Wolf wollte, dass sie wartete, bis alle gesund zurückgekehrt waren. Im Gegenteil! Die Kinder lachten ihre Nonna aus, und Erik hatte es sich sogar verbeten. Er sei kein kleiner Junge mehr, hatte er ihr vorgehalten, der seine Mama nach der Rückkehr anhauchen müsse, um zu beweisen, dass er keinen Alkohol getrunken habe.
Das war natürlich ein sehr dummer Vergleich. Mamma Carlotta merkte nun, dass der Ärger tatsächlich ihre Müdigkeit vertrieb und ihren Körper aufrichtete. Sie nahm sogar die Füße von dem zweiten Stuhl, den sie sich zurechtgestellt hatte, damit sie es bequemer hatte. Verächtlich schnaubte sie. Als wenn sie Erik kontrollieren wollte! So ein Unsinn! Sie wollte einfach nur wissen, dass ihm auf dem Nachhauseweg nichts zugestoßen war, ihm und der Staatsanwältin. War das so schwer zu verstehen? So hatte sie es auch bei ihren Kindern gehalten. Immer hatte sie erst schlafen gehen können, wenn alle sieben wohlbehalten in ihren Betten lagen.
Als sie Schritte vor dem Haus hörte, stand Mamma Carlotta auf und trat ans Fenster. Tatsächlich! Erik und Tilla. Hand in Hand kamen sie aufs Haus zu und küssten sich, während Erik den Schlüssel aus seiner Jackentasche suchte. Carlotta beobachtete sie gerührt. Ein ungleiches und dennoch harmonisches Paar! Ihr Schwiegersohn, so behäbig und ruhig, die Staatsanwältin dagegen quirlig und attraktiv. Ihm war, wenn es um Äußerlichkeiten ging, nur sein Schnauzer wichtig, während sie Mode liebte und ihre körperlichen Vorzüge gern in Szene setzte. In Momenten wie diesem musste Mamma Carlotta immer an die Zeit denken, in der ihr Schwiegersohn die Staatsanwältin nicht hatte ausstehen können. Grässlich hatte er sie gefunden, unverschämt, unhöflich! Und sie? Sie hatte immer wieder durchblicken lassen, dass sie Erik für unfähig hielt, viel zu langsam, zu schwerfällig. Und dann … ja, dann hatte sich etwas zwischen ihnen geändert, und schließlich war ein tiefes positives Gefühl aus dem entstanden, was früher nur Ablehnung gewesen war. Mamma Carlotta zögerte. An Liebe mochte sie noch nicht denken, denn sie glaubte, dass Erik seine Beziehung zu der Staatsanwältin auch noch nicht so nannte. Aber Mamma Carlotta war zuversichtlich, dass aus der Verliebtheit irgendwann Liebe werden würde.
Als sie hörte, dass sich der Schlüssel im Schloss drehte, nahm sie schnell ein Tuch zur Hand und wischte über die Spüle, damit es so aussah, als wäre sie bis jetzt mit Hausarbeit beschäftigt gewesen.
Prompt fragte Erik misstrauisch, als er eintrat: „Du bist noch wach?“
Die Staatsanwältin nannte es beim Namen. „Du hast auf uns gewartet?“
Das bestritt Mamma Carlotta selbstverständlich, redete von einem Fernsehprogramm, das sie gelangweilt habe, von Flecken auf der Spüle, denen sie mit einem neuen Putzmittel zu Leibe rücken wollte, und dass sie gerade beschlossen habe, zu Bett zu gehen. „Ich warte doch nicht auf euch“, schloss sie. „Wie kommt ihr darauf?“
Erik grinste, als durchschaute er sie. „Ein Absacker?“ Das war eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung. Er ging in die Vorratskammer, kam mit einer Grappaflasche zurück und holte die passenden Gläser aus dem Wohnzimmer.
Dr. Tilla Speck ließ sich währenddessen am Küchentisch nieder. Die Jacke ihres hellgrauen Hosenanzugs hatte sie an der Garderobe gelassen. Ihr weißer Pullover hatte auf der rechten Brust einen kleinen Tomatenfleck, der ihr vermutlich den Abend verdorben hätte, wenn er ihr aufgefallen wäre.
„Ist Carolin noch nicht zurück?“ Als Mamma Carlotta den Kopf schüttelte, sagte Tilla: „Es hat einen bösen Verkehrsunfall in Kampen gegeben.“ Sie winkte hastig ab, als sie sah, dass Mamma Carlotta erschrocken zusammenfuhr. „Nein, nein, ein Mann ist das Opfer, keine junge Frau.“
„Woher weißt du das?“, fragte Mamma Carlotta aufgeregt.
„Im La Pergola saß ein Kollege von Erik am Nachbartisch. Der hatte Bereitschaft, musste auf den Nachtisch verzichten und nach Kampen fahren. Vermutlich ist Carolin wieder als rasende Reporterin unterwegs.“ Tilla lachte amüsiert. „Wetten, dass ihr Chefredakteur sie nach Kampen geschickt hat?“
Mamma Carlotta wurde erneut von Sorge gepackt. Seit ihre Enkelin Volontärin beim Inselblatt war, sauste sie mit einem Motorroller über die Insel und verglich sich selbst gern mit Karla Kolumna, der Freundin von Benjamin Blümchen, mit deren Abenteuern sich Carolin als Kind gern beschäftigt hatte. Wie Karla Kolumna verabschiedete sie sich seitdem mit „Tschüsselchen!“ und erschien stets wie sie mit „Hallöchen!“.
„Mitten in der Nacht?“ Mamma Carlottas Stirn bekam tiefe Sorgenfalten. „Hoffentlich fährt sie vorsichtig.“
„Sie ist doch ein vernünftiges Mädchen“, sagte Tilla, und Erik bekräftigte es.
Aber Mamma Carlotta sah genau, dass auch er erleichtert aufatmete, als ein wohlbekanntes Knattern den Süder Wung heraufkam und vor dem Haus erstarb. Mamma Carlotta hatte die Tür schon geöffnet, bevor ihre Enkelin ihren Motorroller abgestellt hatte.
Carolin sah mitgenommen aus, als sie in die Küche kam. Sie war blass, die Haare hatten sich aus dem Gummi gelöst, mit dem sie im Nacken zusammengebunden waren, und hingen ihr ins Gesicht. Sie trug nur eine dünne Jacke und schien gefroren zu haben. Der September war zwar tagsüber noch warm, abends jedoch kühlte es merklich ab, und der Wind erinnerte oft schon an den Herbst. „Puh! Das war echt eine heftige Sache.“ Sie warf der Grappaflasche einen interessierten Blick zu und ließ sich auf einen Stuhl fallen, ohne die große Umhängetasche abzunehmen. Ihr Crossbody Bag, ein Begriff, den ihre Nonna sich nicht merken konnte, war immer dabei.
Erik holte ein weiteres Glas aus dem Wohnzimmer und goss seiner Tochter bereitwillig ein. „So schlimm?“
Carolin stürzte den Grappa hinunter und schüttelte sich. „Der Mann ist tot.“
Erik erschrak, Tilla brauchte einen zweiten Grappa, und Mamma Carlotta ließ sich erschüttert neben ihrer Enkelin auf einen Stuhl sinken. „Das ist ja … terribile!“
„Und dann noch Fahrerflucht“, ergänzte Carolin mit dumpfer Stimme und strich mit einer fahrigen Geste ihre Haare zurecht, die ihr jedoch gleich wieder ins Gesicht fielen. Anscheinend hatte sie mehr gesehen, als für ihr Seelenheil gut war. Jedenfalls hielt sie ihrem Vater noch einmal ihr Glas hin, der allerdings nur zögernd nachgoss.
Von einem Moment zum anderen war Erik ein Polizeibeamter, der von einem Verbrechen erfahren hatte. Er setzte sich seiner Tochter gegenüber, als wollte er sie vernehmen. „Was weiß man?“
Carolin versuchte zu grinsen, aber es misslang. „Bin ich die Polizei? Die haben natürlich alles sofort abgesperrt. Aber ein paar Fotos habe ich trotzdem machen können.“ Sie zog ihr Smartphone aus der Tasche, gab die PIN ein und rief ihre Fotos auf. Dann hielt sie es ihrem Vater hin. „Alles voller Blut.“
Erik schob ihr Smartphone mit einer heftigen Geste zurück. „Wie kannst du solche Fotos schießen, Caro?“
„Ich bin Journalistin, Papa.“ Carolins Stimme klang aggressiv, wie immer, wenn ihr Vater etwas an ihrer Arbeit zu beanstanden hatte. Sie öffnete ihre Jacke, als würde ihr unter den Einwänden ihres Vaters nun endlich warm.
„Volontärin“, korrigierte Erik. „Ein Unding, dass Koopmann dir so viel freie Hand lässt.“
„Mein Chefredakteur weiß eben, dass ich gut bin.“
Diesen Satz hätte sie besser nicht gesagt. Mamma Carlotta wusste, wie Erik auf so eine Überheblichkeit reagierte. Sie wurde unruhig, suchte nach Gründen, dieses Gespräch abzukürzen oder auf einen anderen Weg zu schieben, ohne sich auf die eine oder die andere Seite schlagen zu müssen … aber es gelang ihr nicht.
„Du nennst es gut“, sagte Erik mit grimmiger Betonung und anschwellender Stimme, „wenn du dich über alles hinwegsetzt, was anständig ist? Einen Toten in dieser wehrlosen Lage zu fotografieren, das ist … einfach geschmacklos.“ Jetzt schrie er seine Tochter sogar an. „Du nimmst ihm jede Würde, merkst du das nicht? Und denk mal an die Angehörigen!“
„Noch ist das Foto ja nur auf meinem Handy“, keifte Carolin zurück.
„Du musst dich über sämtliche Anordnungen meiner Kollegen hinweggesetzt haben.“
Mamma Carlotta sah sofort, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Carolins trotzige Haltung verriet alles. „Wie kommst du darauf?“
„Garantiert bist du angewiesen worden, den Tatort zu verlassen! Niemand hat dir erlaubt, so nah an das Opfer heranzugehen. Stimmt’s?“
„Papa! Ich mache meinen Job und du deinen!“
Jetzt war es nicht nur Mamma Carlotta, sondern auch die Staatsanwältin, die Beschwichtigungsversuche unternahm. „Erik, bedenk doch …“
Aber sie kam nicht weit. Der behäbige Kriminalhauptkommissar, der selten laut und unbeherrscht wurde und eigentlich nie einen Anflug von Temperament an den Tag legte, fegte die sanfte Stimme, deren Klang schon erkennen ließ, was Tilla sagen wollte, aus der Luft. „Ich mache meinen Job schon viele Jahre“, brüllte er Carolin an. „Und du stehst gerade mal am Anfang deiner Karriere!“
„Enrico …“ Mamma Carlotta hätte eigentlich wissen müssen, dass alles noch schlimmer wurde, wenn sie in dieser Situation ihrem Schwiegersohn damit kam, dass er sich beruhigen solle. „Reg dich nicht auf, ti prego …“
2
„Da soll ich mich nicht aufregen?“ Erik ging unruhig am Fußende des Betts hin und her, seine Stimme war noch immer laut und unbeherrscht. „Am Ende betreibt Caro genauso miesen Journalismus wie ihr Chefredakteur. Koopmann setzt sich auch über alles hinweg, dem geht es immer nur um Sensationsgier.“
Tilla war vor Erik ins Bad gegangen, wohl in der Hoffnung, dass er sich beruhigt haben könnte, wenn sie ins Schlafzimmer zurückkam. Als sie einsehen musste, dass sie sich getäuscht hatte, war sie zu Bett gegangen, in der Erwartung, dass er sich neben sie legte und in ihren Armen seinen Ärger vergaß.
Aber Eriks Zorn war noch lange nicht verraucht. „Ich sollte mal mit Koopmann reden.“
Tilla, die sich schon in ihre Schlafposition gerollt hatte, schreckte hoch und schob sich ein Kissen in den Nacken. „Das kannst du nicht machen. Caro ist volljährig. Wenn du ihr reinredest, wird alles noch schlimmer.“
„Solange sie die Füße unter meinen Tisch stellt …“
„Nein, Erik!“ Nun saß die Staatsanwältin aufrecht im Bett. „Nicht dieser Spruch! Den hat mein Vater früher immer von sich gegeben, wenn er nicht weiterwusste. Der ist vollkommen antiquiert. Oder willst du etwa, dass Carolin doch wieder auszieht?“
Das wollte Erik auf keinen Fall. „Auf Sylt kann ein volljähriges Kind nicht einfach ausziehen“, knurrte er. „Hier gibt’s keine Wohnungen, die bezahlbar sind.“ Nun knöpfte er endlich sein Hemd auf und stieg aus seiner Hose.
„Carolin ist schon mal nach Hamburg gegangen.“
„Und wieder nach Hause gekommen“, ergänzte Erik.
„Das heißt nicht, dass sie auch das nächste Mal zurückziehen wird.“
„Ich werde sie trotzdem nicht anders behandeln als jede x-beliebige Journalistin. Wenn Caro meint, sie kann sich mehr herausnehmen, weil ihr Vater Kriminalhauptkommissar von Sylt ist, dann hat sie sich geschnitten.“
„Du meinst, die Kollegen von der Verkehrspolizei haben sie nicht zurückgehalten, weil sie fürchteten, dann Ärger mit dir zu bekommen?“ Sie zog das Kissen aus ihrem Nacken und streckte sich wieder aus. „Dann musst du denen Vorwürfe machen und nicht deiner Tochter.“
Erik merkte, dass er Gefahr lief, bei dieser Diskussion den Kürzeren zu ziehen. Er riss die Pyjamahose so wütend hoch, dass die Schrittnaht riss, was nicht zu seiner Besänftigung beitrug. Zornig stapfte er ins Bad, warf die Tür laut hinter sich ins Schloss und starrte eine Weile in den Spiegel. Dass Carolin aber auch ausgerechnet fürs Inselblatt arbeiten musste! Warum war sie nicht Hotelkauffrau geblieben? Kürzlich hatte er den Direktor des Hotels Horizont getroffen, in dem Carolin ihre Ausbildung begonnen, aber leider nicht beendet hatte. Der hatte durchblicken lassen, dass er nicht abgeneigt war, Carolin wieder einzustellen. Aber wenn er seiner Tochter davon erzählte, würde sie bockig reagieren, das wusste er, ohne länger darüber nachzudenken.
Er griff nach seiner Zahnbürste und drückte einen viel zu langen Strang Zahnpasta darauf, der zur Hälfte auf seinem Daumen landete. Tilla hatte recht, er musste vorsichtig sein. Mit Vorwürfen erreichte er gar nichts. Fingerspitzengefühl war gefragt. Aber ohne Zahnpasta darauf …
Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung drinnen im Saal der Remise statt.
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