Lieferung innerhalb 1-3 Werktage
Bezahlmöglichkeiten
Vorbestellung möglich
Kostenloser Versand*
Blick ins Buch
Blick ins Buch
Man muss das Kind im Dorf lassenMan muss das Kind im Dorf lassen

Man muss das Kind im Dorf lassen Man muss das Kind im Dorf lassen - eBook-Ausgabe

Monika Gruber
Folgen
Nicht mehr folgen

Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land

— Die Autobiografie der bekannten Kabarettistin

„Ein Heimatbuch aus dem exotischen Süden Deutschlands, das auch Nordlichter schmunzeln lässt.“ - Ostsee-Zeitung

Alle Pressestimmen (4)

Taschenbuch (12,00 €) E-Book (9,99 €)
€ 12,00 inkl. MwSt.
sofort lieferbar
In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
Geschenk-Service
Für den Versand als Geschenk können eine gesonderte Lieferadresse eingeben sowie eine Geschenkverpackung und einen Grußtext wählen. Einem Geschenkpaket wird keine Rechnung beigelegt, diese wird gesondert per Post versendet.
Kostenlose Lieferung
Bestellungen ab 9,00 € liefern wir innerhalb von Deutschland versandkostenfrei
€ 9,99 inkl. MwSt.
sofort per Download lieferbar
In den Warenkorb
Geschenk-Service
Für den Versand als Geschenk können eine gesonderte Lieferadresse eingeben sowie eine Geschenkverpackung und einen Grußtext wählen. Einem Geschenkpaket wird keine Rechnung beigelegt, diese wird gesondert per Post versendet.
Kostenlose Lieferung
Bestellungen ab 9,00 € liefern wir innerhalb von Deutschland versandkostenfrei

Man muss das Kind im Dorf lassen — Inhalt

Was macht eine, die aus einem Ort namens Tittenkofen stammt, aber nicht so ausschaut? Die auf dem Bauernhof aufwächst, aber eigentlich auf die Bühne will? Klar, sie nimmt’s mit Humor und wird Komikerin. Monika Gruber erinnert sich in ihrem Buch an ihre Kindheit und Jugend auf dem Land bei Erding. Sie erzählt teils bitterböse, teils rührend-nostalgische Geschichten, in denen sie grantelt, witzelt, schwelgt und auch lästert, aber nie denunziert, denn dazu liebt sie Land und Leute zu sehr.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 08.06.2015
256 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30715-4
Download Cover
€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 10.03.2014
256 Seiten
EAN 978-3-492-96656-6
Download Cover

Leseprobe zu „Man muss das Kind im Dorf lassen“

Einleitung

Ich wollte nie ein Buch schreiben. Ich hatte immer Angst davor, dass alle Leute denken: „Oh Gott, jetzt schreibt sie auch noch! Reicht es nicht, dass man die Gruber ständig in Bild und Ton vor der Nase hat, sie einem beim Anzapfen auf der Wiesn oder bei der Eröffnung einer Boutique für Swarovski-Hundehalsbänder entgegengrinst, muss es jetzt auch noch ihre Lebensgeschichte in gebundener Form sein?“

Sie müssen mir glauben: Ich wollte Ihnen wenigstens ein friedliches Refugium in der Buchhandlung Ihres Vertrauens lassen und Sie nicht mit meinem [...]

weiterlesen

Einleitung

Ich wollte nie ein Buch schreiben. Ich hatte immer Angst davor, dass alle Leute denken: „Oh Gott, jetzt schreibt sie auch noch! Reicht es nicht, dass man die Gruber ständig in Bild und Ton vor der Nase hat, sie einem beim Anzapfen auf der Wiesn oder bei der Eröffnung einer Boutique für Swarovski-Hundehalsbänder entgegengrinst, muss es jetzt auch noch ihre Lebensgeschichte in gebundener Form sein?“

Sie müssen mir glauben: Ich wollte Ihnen wenigstens ein friedliches Refugium in der Buchhandlung Ihres Vertrauens lassen und Sie nicht mit meinem von einem Hardcover heruntergrinsenden Konterfei belästigen. Ich habe es versucht – und bin doch gescheitert. Und wer ist schuld? Unser Bildungssystem. Ha! Wie so oft! Aber nicht etwa das von allen verhasste G8 (ich bin ja noch ein langsamer G9-Trottel, der für alles mindestens ein Jahr länger gebraucht hat, auch fürs Abitur), sondern etwas konkreter das Gymnasium Erding, mein Heimatgymnasium also.

Das heißt, die Hauptschuld trifft eigentlich den Leiter der dortigen Bibliothek Olaf Eberhard, denn er kam auf die grandiose Idee, anlässlich des 75jährigen Schuljubiläums ein paar ehemalige Schüler zu bitten, einen kurzen Beitrag zur Festschrift zu verfassen. Leichtfertig – wie immer – sagte ich natürlich zu, ohne mir auch nur im geringsten Gedanken zu machen, über was ich eigentlich zu schreiben gedenke, denn obwohl ich eine recht gute Schülerin war, gehörte der Besuch der Unterrichts weiß Gott (und meine Mama) nicht zu den Top Five meiner Lieblingsbeschäftigungen. Dazu müssen Sie wissen, ich hatte eigentlich nur zwei Lieblingsbeschäftigungen, nämlich Fernsehen und Lesen, aber selbst wenn mir keine weiteren drei einfielen, gehörte die Schule ganz bestimmt nicht unter die ersten fünf! Also, was tat ich? Genau das, was ich immer tue, wenn etwas von mir verlangt wird, von dem ich noch nicht so genau weiß, wie ich es anpacken soll: Ich stellte mich tot! Tagelang antwortete ich nicht auf Telefonate, E-Mails und Briefe, vermied jegliche Lebenszeichen, bis irgendwann – das Schuljubiläum war in bedrohlichen Nähe gerückt – ein notrufähnlicher Anruf von Herrn Eberhard kam: „Leben tust aber schon noch?“

Na klar lebte ich! Was aber noch nicht hieß, dass ich auch nur den Schimmer einer Ahnung hatte, worüber ich schreiben könnte: meine Vorliebe für die saftigen Nussecken am Pausenstand unseres Hausmeisters, die ich besonders liebte, weil sie eine außergewöhnlich dicke Schoko-Glasur hatten? Zu profan. Meine damalige Panik vor dem berüchtigten Ausfragen an der Tafel und dem damit verbundenen Sprechen vor der ganzen Klasse? Ha, das glaubt mir doch kein Schwein! Die Tatsache, dass ich heute noch ab und zu aufwache und denke: „Hilfe, ich habe meine Lateinvokabeln nicht gelernt! Und warum war ich wieder mal zu faul zum Klavierüben?“ Zu langweilig. Meine langjährige Schwärmerei für meinen Mitschüler Florian Nickisch? Zu peinlich. Für mich. Und die Familie von Florian Nickisch, weil ich ja noch auf dem Abiturfoto aussah, wie die blasse, kurzsichtige Anwärterin auf den Titel „Erdings erste Strickkönigin im Bereich Kratzpullover aus Mohair und Angora“!

Nein, nein, nein, ein anderes Thema musste her. Aber an was erinnerte ich mich wirklich noch ganz genau? Den Geruch der Aula, klar: diese eigene Mischung aus Desinfektionsmitteln, jahrzehntelangem Pubertätshormondunst, Zitronentee aus dem Automaten und Salami-Semmeln. Manche Lehrer, natürlich! Allen voran Herr Hilburger, aber dazu später mehr. Und natürlich: Der allererste Schultag am Gymnasium! Diese Mischung aus Nervosität, Angst vor den neuen Mitschülern, den Lehrern, dem Unterrichtsstoff und dem Gefühl, dass ich völlig unpassend gekleidet war, in einem schwarz-roten Dirndl mit blauer Schürze, weißen Kniestrümpfen mit einem orange und grasgrünen Schweinslederschulranzen auf dem angstschweißnassen Rücken. So wurde ich von meinen Eltern, genauer gesagt von meinem Vater, in das Schulgebäude geschickt. Allein. Er setzte mich nur ab, kam aber nicht mit hinein, da er noch sein Stallgewand anhatte und seine Arbeit nur kurz unterbrochen hatte, um mich von Tittenkofen nach Erding zu fahren.

Und dieses Gefühl werde ich nicht vergessen: Vorfreude und Angst gepaart mit der Einsicht, dass ich in den wichtigsten Situationen des Lebens immer allein sein würde. Also fing ich an zu schreiben. Die Vorgabe war laut Herrn Eberhard „eine Din-A-4-Seit’n reicht“. Ich schrieb und schrieb und war plötzlich bei acht Seiten! Puh, viel zu lang. Also kürzte ich auf vier Seiten herunter. Mehr ging nicht, ohne die Geschichte zu ruinieren. Ich rief Herrn Eberhard an und sagte: „Jetzt san’s vier Seiten, aber ich kann nix dafür. Lests es halt durch und kürzt selber, wo Ihr meints!“

Eine halbe Stunde später rief er mich zurück und meinte nur: „Des lass’ ma so. Den Kollegen gefällt’s.“

Und am selben Tag fing ich an, weitere Erinnerungen an meine Kindheit, meine Familie, an frühere Dorfbewohner und kleine Anekdoten, an die ich mich noch erinnern konnte, aufzuschreiben. Eben Erinnerungen an meine furchtbar schöne, durch und durch bäuerlich geprägte Kindheit auf dem Land. Für mich. Und vielleicht noch für meine Familie. Eventuell Freunde. Und später für meine Nichten und Neffen, falls man dann noch liest. Aber vielleicht mietet man sich dann ja kleine, chinesische Austauschschüler, die einem das Buch vorlesen und als Gegenleistung bayerische Vokabeln gelehrt werden wie zum Beispiel: „Do waars oiwei a so.“ Oder: „Do daad a mia fei aa stinga!“ Der Unterschied zum Chinesischen ist gar nicht so gravierend, wenn man schnell spricht.

Ich weiß natürlich nicht, ob das Buch Ihnen als quasi völlig Unbeteiligtem gefallen wird. Ich weiß nur, es hat sich alles so zugetragen, auch wenn ich manchmal den ein oder anderen Namen verfremdet oder das eine oder andere Detail weggelassen oder entschärft habe, um niemanden zu brüskieren oder gar zu verletzen. Denn so ein persönliches Buch sollte doch den meisten, die sich darin wiederfinden – meinen Eltern, meinen Brüdern, unseren Nachbarn wie der Königseder Rosa und der Blumoser Liesi, den restlichen Tittenkofenern, Verwandten, Bekannten und allen darin Erwähnten – eine Freude machen, denn es ist weitgehend als Hommage und als Zeichen meiner Wertschätzung gedacht. Und auch als kleines Loblied an dörflichen und nachbarschaftlichen Zusammenhalt und an Werte wie Freundschaft, Aufrichtigkeit und Anstand. Hoffentlich geraten sie nicht ganz in Vergessenheit. Amen.


Heimat

Heimat ist für mich ein bissl Landschaft, viel Geruch und wenig Gred. Heimat ist natürlich noch viel, viel mehr, aber wenn ich das, was ich persönlich damit verbinde, in einem Satz zusammenfassen müsste, dann würden diese Schlagwörter übrig bleiben: ein bissl Landschaft, viel Geruch, beziehungsweise Gerüche, und wenig gesprochene Worte.

Die Landschaft ist natürlich schon ein ganz wesentlicher Teil des Heimatgefühls, aber wenn man vom Bauernhof stammt, dann schaut man sich nicht ständig die Landschaft an. Der Regisseur Franz Xaver Bogner hat einmal zu mir gesagt: „Der Bauer schaut sich die Landschaft um ihn herum nicht an, der Bauer ist die Landschaft.“

Wenn man in der Stadt aufgewachsen ist, dann ist es verständlich, dass man sich gern im Grünen aufhält, die Natur bewundert. Dass man sonntags an den Tegernsee fährt oder nach Garmisch, eine kleine Bergwanderung unternimmt und schließlich, irgendwo vor einer Hütte sitzend, auf die bayerischen Berge schaut und zwischen zwei Brocken saurem Presssack vor sich hin seufzt: „Mei, is’ scho schee, unser Bayern, gell.“

Aber als wir Kinder klein waren, ist mein Vater mit uns selten ins Grüne gefahren, weil: Wozu soll man sich in den wenigen Stunden zwischen Mittagessen und dem Zeitpunkt, wenn man wieder zur Stallarbeit daheim sein muss, ausgerechnet das anschauen, was man sechs Tage die Woche sowieso vor der Nase hat. Deshalb fuhr mein Vater mit uns regelmäßig in die Stadt oder vielmehr durch die Stadt. Nach der Nachspeise – sonntags gab es nämlich immer eine Ananas-Quark- oder eine Schwarzwälder-Kirsch-Creme – hat er uns drei Kinder und die Mama in seinen distelgrünen 190er Mercedes Einspritzer geschlichtet und uns kreuz und quer durch München geschaukelt, ohne auch nur einmal anzuhalten. Und wir Kinder starrten mit offenen Mündern auf die Sehenwürdigkeiten dieser großen, großen Stadt mit den vielen, vielen Menschen, die alle Fahrrad fuhren. Bei uns auf dem Land fuhren nur alte Weiber mit Kopftüchern und Kinder mit dem Radl. Die Erwachsenen waren entweder mit landwirtschaftlichen Gefährten oder mit dem Auto unterwegs. Auf ein Dorffest oder in den Biergarten, da fuhr man schon mal mit dem Radl hin, allein schon deshalb, weil man damals noch betrunken wieder heimfahren durfte, ohne gleich auf einen schweren geistigen Defekt untersucht und für den Rest seines Lebens schikaniert zu werden.

Manchmal machten wir auch sonntags eine kleine Runde mit unseren Fahrrädern über die Felder, weil der Babba schauen wollte, „wie die Gerstn steht und ob in die Zuckerrüben ned an Haufen Disteln drin san“. Aber vormittags, in die Kirche, die nur zwei Kilometer entfernt war, da fuhr man mit dem Auto, schließlich wollte man weder die frisch geföhnte Frisur noch das schöne Feiertagsgewand ramponieren.

In München dagegen fuhr anscheinend jeder mit dem Fahrrad. Zumindest am Sonntag. Die Autofahrer stammten allesamt aus dem Umland wie wir. Hauptsächlich sah man folgende Autonummern, für die wir Kinder uns die passenden Ausschreibungen ausdachten: FFB (Fünf Flaschen Bier), DAH (Die Amsel hustet), GAP (Ganz arme Penner), EBE (Ein bisserl Einbahnstraße). Mein Vater schuckelte die Leopoldstraße hinunter, vorbei an Eisdielen, Cafés und Bars mit coolen Namen in Richtung Siegestor und Universität, über die er fast ein wenig feierlich sagte: „Da gehen nur die ganz Gscheiden hin, die Gstudierten!“ Sowohl das mächtige Gebäude mit dem gewaltigen Brunnen davor als auch die Tatsache, dass es in München unfassbar viele „gscheide Leut’“ geben musste, imponierten uns mächtig. Dann weiter in die Brienner Straße mit dem Nymphenburger-Porzellan-Geschäft („Kinder, da wenns ihr an Teller zammhauts, der kost’ so viel wie unser Bulldog!“), mit ihren feinen Läden und Kunstgalerien in Richtung Königsplatz, wo der Babba nur meinte: „Des hat alles der Hitler gebaut.“ Aha. Bei uns auf dem Hof baute immer alles der Käsmaier Erich aus Thalheim, aber der hatte eh schon so viel Arbeit, und München war auch ganz schön weit weg, sodass die Münchner eben andere Baufirmen hatten, zum Beispiel diese Firma Hitler.

Wenn wir auf der Donnersberger Brücke waren, fuhr er immer ein bisschen langsamer, damit wir sehen konnten, wie die Züge in den Hauptbahnhof ein- und ausfuhren: „Kinder, schauts die langen Züge an!“ Und wir taten, wie uns befohlen, denn es konnte nicht mehr lange dauern, und unsere Geduld würde vielleicht mit einem Eis belohnt werden.

Wenn wir die Maximilianstraße mit ihren Luxusgeschäften fast im Schritttempo entlangkrochen (und dabei ständig von den Taxlern angehupt wurden, wovon sich mein Vater überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ), damit wir besser in die Schaufenster der edlen Geschäfte schauen konnten, dann meinte der Babba nur: „Des is’ nur was für die ganz Noblen, so wie die Oper vorn. Des is’ nur was für feine Leut’.“ Damit war klar: Das war alles nichts für uns, aber anschauen durfte man die prachtvollen, beleuchteten Auslagen und die luxuriösen Autos, die vor dem Hotel Vier Jahreszeiten parkten, auch wenn man nicht zu den feinen Leuten gehörte.

Während also die Stadtbevölkerung am Wochenende aufs Land fuhr, um Seen, Berge und Almhütten zu bestaunen, brachen wir Kinder beim Anblick der Münchner Großmarkthalle und des Schlachthofes in begeisterte „Ahs“ und „Uihs“ aus, bevor wir dann schlussendlich vor der Heimfahrt in irgendeinem Gasthof einkehrten. Bevor wir über die Schwelle des Wirtshauses traten, stellte die Mama kurz sicher, dass sie sich mit uns nicht würde blamieren müssen: „Gell, und ihr seids brav und sagts schön Grüß Gott, bitte und danke, weil sonst bleibts das nächste Mal daheim!“ Da diese Ausflüge eher selten waren und wir Kinder uns die Chance auf Würschtl mit Pommes und danach ein Eis nicht verbauen wollten, hockten wir brav und schweigsam auf unserem Hosenboden, und wenn wir die Mama etwas fragen wollten, dann flüsterten wir ihr das ins Ohr.

Einmal schüttete mein Bruder Seppi aus Versehen sein Limo über die Tischdecke und war darüber so bestürzt, dass er sofort zu weinen anfing und erst durch die tröstenden Worte unserer Mama zu beruhigen war. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass Kinder, die sich so schlecht benehmen, erst aus dem Lokal geworfen und anschließend zur Adoption freigegeben würden.

Viele Jahre später, als ich immer am Sonntagmittag beim Alten Wirt in Goldach kellnerte und junge Mütter mit ihren Monsterkinderwägen den Kücheneingang blockierten und stolz schweigend ihren Ablegern dabei zuschauten, wie diese sich gegenseitig am Tisch mit Spätzle bewarfen oder zwischen den Tischen Fangen spielten, dachte ich oft daran zurück, wie die Leute früher ihre Kinder erzogen hatten. Ich habe einmal in einem meiner Programme gesagt, dass ich nach solchen Kellnertagen heimfuhr und eine ganze Schachtel Antibabypillen auf einen Sitz auffraß. Das war natürlich eine gnadenlose Übertreibung um eines billigen Lachers willen, aber unsere Eltern hätten eben auch nie zugelassen, dass wir Kinder uns so aufführten. Und dazu mussten sie nicht einmal die Stimme heben, es genügte schon, wenn meine Mutter lediglich die linke Augenbraue leicht hob, dann wussten wir genau: „Au weh, jetzt heißt’s brav sein!“

Außerdem mussten wir allein deshalb schon still sein, weil sich meine Eltern in der knapp bemessenen Freizeit, die sie hatten, unterhalten wollten. Miteinander. Nicht mit uns. Uns störte das aber nicht weiter, denn wir waren mit dem Festessen beschäftigt, das es daheim nie gab: Pommes, die wir mit den Fingern essen durften, weil es dann leichter war, den glibberigen Ketchup so zu balancieren, dass er im Mund und nicht auf dem Feiertagsgewand oder der Tischdecke landete.

Und wenn wir dann nach der Brotzeit aus München hinausfuhren, durch die flache, spärlich bewaldete Landschaft des Erdinger Moos, und uns schließlich dem Ortsschild von Tittenkofen näherten, von wo aus man bereits die hügeligen Ausläufer des Holzlandes erkennen konnte, dann stellte sich immer unmittelbar – spätestens, wenn wir bei uns durch die Hofeinfahrt fuhren – das wohlige Gefühl des Heimkommens ein. Und fast jedes Mal, wenn meine Mama in der Garage aus dem Auto stieg, sagte sie seufzend: „Mei, auf d’Nacht is’ ma einfach froh, wenn ma wieder heimkommt!“ Vier Stunden waren ja auch ein ziemlich langer Ausflug.

Monika Gruber

Über Monika Gruber

Biografie

Monika Gruber wurde in der Nähe von Erding geboren. Aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof, besuchte sie die Schauspielschule Ruth-von-Zerboni in München. Ihre ersten kabarettistischen Soli schrieb sie 2004 in ihrer Figur als „Kellnerin Monique“. Der Durchbruch gelang ihr mit ihrem zweiten...

Monika Gruber zur Entstehung ihrer Biografie

„Ich wollte nie ein Buch schreiben. Ich hatte immer Angst davor, dass alle Leute denken: „Oh Gott, jetzt schreibt sie auch noch! Reicht es nicht, dass man die Gruber ständig in Bild und Ton vor der Nase hat, sie einem beim Anzapfen auf der Wiesn oder bei der Eröffnung einer Boutique für Swarovski-Hundehalsbänder entgegengrinst, muss es jetzt auch noch ihre Lebensgeschichte in gebundener Form sein?“

 

Pressestimmen
momag - Mostviertel Magazin

„Köstlich zu lesen!“

Bücherschau (A)

„Die herzliche, ehrliche Art der Monika Gruber macht dieses Buch auf jeden Fall lesenswert. Man liest es mit einem Schmunzeln und mag es gar nicht mehr aus der Hand legen.“

Ostsee-Zeitung

„Ein Heimatbuch aus dem exotischen Süden Deutschlands, das auch Nordlichter schmunzeln lässt.“

Bayern im Buch

„Die Lektüre ist ein Genuss nicht nur wegen des Humors der Künstlerin, mit dem sie in wenigen Worten treffsicher ihre Pointen setzt, sondern auch wegen ihres souveränen Umgangs mit ihrer bayrischen Muttersprache.“

Kommentare zum Buch
Man muss das Kind im Dorf lassen
thursdaynext / LovelyBooks am 05.10.2015

Kabarett und herrlich pragmatischer Humor in Biographieform. Kurzweilig, urkomisch und leider viel zu schnell ausgelesen. Zefix! Dieser Leseeindruck ist ursprünglich auf www.lovelybooks.de erschienen.

Kommentieren Sie diesen Beitrag:
(* Pflichtfeld)

Monika Gruber - NEWS

Erhalten Sie Updates zu Neuerscheinungen und individuelle Empfehlungen.

Beim Absenden ist ein Fehler aufgetreten!

Monika Gruber - NEWS

Sind Sie sicher, dass Sie Monika Gruber nicht mehr folgen möchten?

Beim Absenden ist ein Fehler aufgetreten!

Abbrechen