More than a Star More than a Star - eBook-Ausgabe
K-Pop-Roman
— K-Pop-Romance für alle Fans von BTS, BLACKPINK, NCT ... und großen Gefühlen„Die Atmosphäre, die erzeugt worden ist, war auch einfach nur so so so so so so so so so so so so schön.“ - sofiasbookdiary
More than a Star — Inhalt
Verliebt in einen K-Pop-Star – und keiner darf es wissen!
Die Amerikanerin Madison liebt K-Pop, kann jeden Song ihrer Lieblingsband mitsingen und hat ihr Herz an den Sänger Wooyeong verloren. Als sie einen Job in Seoul ergattert, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann sitzt sie in einem Restaurant plötzlich ihrem Schwarm gegenüber und ahnt, dass die Dinge in Zukunft ein bisschen komplizierter werden dürften.
Wooyeong ist ein K-Pop-Idol, und er kennt die wichtigste Regel im K-Pop-Business: Date niemals einen Fan! Er hatte nie ein Problem damit. Bis zu dem Moment, als er Madison kennenlernt. Denn er kann seither nicht mehr aufhören, an sie zu denken.
Leseprobe zu „More than a Star“
Wooyeong
EIN MONAT ZUVOR
„Ich habe gehört, dass Hak Beomsoo mit einem Fan ausgegangen ist.“
Wir machten gerade eine zehnminütige Pause vom Dreh unseres neuesten Musikvideos. Dyeong saß neben mir auf einem Klappstuhl aus Metall, sein mitternachtsblaues Haar noch feucht vom Gel. Mit den Fingern spielte er, während er redete, an dem silbernen Kettchen an seinem Handgelenk herum.
„Hak Beomsoo, der ein Idol ist?“, fragte ich skeptisch.
Dyeong beobachtete ein paar Leute, die die Lichter auf der Bühne vor uns arrangierten. »Der ein Idol war. Auf keinen Fall hätte [...]
Wooyeong
EIN MONAT ZUVOR
„Ich habe gehört, dass Hak Beomsoo mit einem Fan ausgegangen ist.“
Wir machten gerade eine zehnminütige Pause vom Dreh unseres neuesten Musikvideos. Dyeong saß neben mir auf einem Klappstuhl aus Metall, sein mitternachtsblaues Haar noch feucht vom Gel. Mit den Fingern spielte er, während er redete, an dem silbernen Kettchen an seinem Handgelenk herum.
„Hak Beomsoo, der ein Idol ist?“, fragte ich skeptisch.
Dyeong beobachtete ein paar Leute, die die Lichter auf der Bühne vor uns arrangierten. „Der ein Idol war. Auf keinen Fall hätte er das während seiner aktiven Karriere getan. Das wäre Selbstmord.“
„Mit einem Fan auszugehen?“ Ich schnaubte. „Bitte, sie mag ihn doch nur, weil er ein K-Pop-Star ist.“
1 Madison
Der Typ sah gut aus.
Er schien einen Moment zu zögern, als würde er noch nicht gehen wollen. Er blickte über seine schicke Sonnenbrille hinweg weiter in meine Richtung und strich sich das dichte, lockige Haar aus der glatten Stirn, während er an der Mauer des Cafés lehnte. Draußen war es kalt, und sein Atem trat in Wolken zwischen seinen geöffneten Lippen hervor.
Ich nippte an meinem Kaffee und wendete meinen Blick schnell ab, weil ich nicht wollte, dass er mich dabei ertappte, wie ich ihn anstarrte. Stattdessen blickte ich mich um und beobachtete die Leute, die hier auf der Terrasse des Cafés aus ihren Mehrwegbechern und Tassen tranken. Es war Januar, und doch schien es ihnen hier draußen zu gefallen. Jeder, ich eingeschlossen, war warm eingemummelt, als würde die Sonne gleich erlöschen.
Der Kerl veränderte seine Position, und mein Blick schnellte automatisch zu ihm zurück. Seine Sonnenbrille war verspiegelt, und er platzierte sie so auf seiner Nase, dass ich seine Augen nicht länger sehen konnte. Dann kam er auf mich zu.
Mein Herz fing wie wild zu klopfen an. Er kam näher und näher … Ich blickte ihm ins Gesicht.
Aber er ging direkt an mir vorbei und blieb an dem Tisch hinter mir stehen, wo er zu einem hübschen Mädchen mit seidigem Haar in eindeutig flirtendem Tonfall sagte: „Hallo, wie heißt du denn?“
Ich wurde knallrot und drehte schnell meinen Kopf weg, hörte aber noch ihr leises Lachen und ihre routinierte Antwort. Wahrscheinlich war sie es gewohnt, dass hübsche Jungs sie um ein Date baten. Selbst so hübsche Typen wie der hier.
Ich stand auf und trank noch hastig meinen Kaffee aus, damit ich gehen konnte. Selbst in Korea war ich für das andere Geschlecht unsichtbar.
Ich warf meinen Papierbecher in den Müll und eilte davon, während ich mir wie eine Idiotin vorkam. Es ist in den USA nicht passiert, und es wird auch hier nicht passieren.
Ich war jetzt zwei Wochen in Korea, wo ich wegen eines Jobs hingezogen bin. Ich nehme an, ein kleiner Teil von mir hatte gehofft, dass die Dinge hier für mich anders laufen würden. Ich seufzte und kam mir einfach nur dumm vor, als ich ein orangefarbenes Taxi heranwinkte.
Es hielt an, und ich stieg ein. Die warme Luft wehte mir ins Gesicht und verbreitete eine angenehme Wärme bis in meine Zehen. Ich seufzte erleichtert auf, zog meinen Geldbeutel heraus und warf einen Blick auf die Adresse. Sie stand in meiner geschwungenen Handschrift auf einem Zettel, der zwischen ein paar koreanischen Banknoten steckte. Ich las sie dem Fahrer laut vor, er nickte, und das Auto setzte sich in Bewegung.
Das, was ich durch die Fensterscheibe sehen konnte, war wunderschön. Seoul, Südkorea – ein Ort, der sich fast unwirklich anfühlte, jetzt, da ich endlich hier war, nachdem ich so viele Jahre lang die Sprache gelernt hatte. Alles hatte mit Ambition angefangen, meiner Lieblings-K-Pop-Band. Nachdem ich einige Videos der Band gesehen und dabei mitbekommen hatte, wie Wooyeong, Tai, Dyeong und Chin-hyuk miteinander umgingen, hatte ich unbedingt wissen wollen, was sie sagen. Deshalb hatte ich begonnen, Koreanisch zu lernen. Ich war fünf Jahre lang drangeblieben und hatte viele verschiedene Dinge ausprobiert, um die Sprache fließend zu beherrschen. Es war ein tolles Gefühl gewesen, als ich plötzlich tatsächlich begonnen hatte zu verstehen, was sie sagten. Und es war sogar noch besser, als ich etwas später auch ihren Humor und ihre Bemerkungen verstand. Ich konnte mich noch genau an das erste Mal erinnern, als ich einen ganzen Satz verstanden hatte. Es war bei einem Überraschungs-VLive gewesen, und Dyeong und Wooyeong hatten zusammen in einem Auto gesessen und sich gegenseitig aufgezogen. Dyeong hatte angehalten, um kurz auf einen Kommentar zu antworten – immer noch ein Grinsen im Gesicht. „Wo ist Tai? Er ist mit Chin-hyuk im Studio.“
Ich hatte es gar nicht glauben können – es war ein magischer Moment gewesen. Momente wie dieser hatten mich dazu ermutigt, die Sprache weiterzulernen, egal, wie schwer es war.
Seoul war der nächste Schritt. Für mich gab es nichts mehr in meinem langweiligen Heimatort in den Staaten. Das hier war ein Abenteuer – etwas Neues.
Die Straße, durch die wir fuhren, war eng. Auf beiden Seiten befanden sich dicht an dicht Läden gedrängt, die alles verkauften, was man sich nur vorstellen konnte. Wir waren bereits an drei weiteren Cafés, einem Burgerladen, ein paar Büros, einem Kosmetikstudio und ein paar anderen Gebäuden vorbeigefahren, die ich nicht erkannte. Überall waren meist koreanische Schriftzeichen zu sehen, mit den ein oder anderen romanisierten Buchstaben dazwischen. Ich sah jede Menge Beton und Glasfenster, und alle Bäume und Sträucher, die dazwischen wuchsen, hatten keine Blätter mehr, weil es Winter war.
Alles war noch so neu für mich. Zwei Wochen waren nicht genug, um mich an alles zu gewöhnen. Diese Stadt hatte etwas so Einzigartiges, etwas so Aufregendes an sich, das ich nicht beschreiben konnte.
Wir kamen an einem Werbeschild für Tteokbokki vorbei – zylinderförmige Reiskuchen in einer dicken roten und scharfen Soße, die ich die Mitglieder von Ambition schon hatte essen sehen.
Ich hatte sie noch nicht probiert. Oder überhaupt irgendein koreanisches Essen. Das gab es in meiner Stadt in Amerika einfach nicht.
Die Tteokbokki glänzten in ihrer Soße und waren mit grünen Zwiebeln verziert. Allein bei dem Anblick bekam ich Kohldampf. Ich war jetzt zwei Wochen in Korea und hatte vor, noch mindestens ein Jahr lang hierzubleiben – es war an der Zeit, die einheimische Küche zu probieren.
„Sir“, sagte ich schüchtern und legte mir die koreanischen Worte in meinem Kopf zurecht, bevor ich sie aussprach. „Wo kann man hier gut essen gehen?“
„Suchen Sie nach amerikanischer oder koreanischer Küche?“, fragte er mich und blickte durch den Rückspiegel in mein offensichtlich ausländisches Gesicht.
„Koreanisch.“
„Eumsigi Yogi Itta“, antwortete er nickend. „Das Essen dort ist sehr gut, aber nicht so teuer. Sie servieren die gesamte Bandbreite an Banchan.“
Ich dankte ihm und suchte das Lokal auf meinem Handy. Den Rest der Fahrt verbrachte ich in gedankenverlorener Stille, bis wir in meiner Straße ankamen. Ich bezahlte den Taxifahrer, stieg aus und warf die Autotür hinter mir zu.
Ich atmete die erfrischende, kalte Luft ein und fühlte mich ziemlich gut. Heute Abend würde ich in dieses Restaurant gehen. Es würde der Beginn meines neuen Lebens hier sein – wo ich mich wirklich wie eine Einheimische verhalten würde. Ich konnte es kaum erwarten, das Essen zu kosten, das ich Ambition so viele Jahre lang hatte essen sehen.
Ich nahm die Stufen zu meinem Apartment hinauf, schloss die Tür auf und trat ein. Ich zog mir meine Winterjacke aus, warf sie durchs Zimmer und ließ mich auf das blaue Sofa, das gleichzeitig als mein Bett diente, fallen. (Es hatte sich herausgestellt, dass sie hier in Korea auch Ikea hatten.) Dieses Apartment war so klein, dass ich nicht wirklich ein Schlafzimmer hatte, und es wäre sowieso teurer gewesen, Sofa und Bett separat zu kaufen. Mein neues Zuhause sah aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt, aber zumindest hatte ich heute Morgen daran gedacht, mein Bett zurück in ein Sofa zu verwandeln.
Der Tisch vor dem Sofa war so vollgestellt, dass ich die Oberfläche gar nicht sehen konnte. Ein zusammengeknüllter roter Pulli, Broschüren von koreanischen Geschäften, Notizblöcke, eine leere Kaffeetasse, eine Schachtel mit Glühbirnen und die Informationen über die Müllentsorgung in meinem Apartment waren nur der Anfang. Pikiert schob ich meine Füße in das Chaos, damit ich sie auf den Tisch legen konnte, als ich mich auf das Sofa setzte. Dabei fielen eine Wasserflasche, ein Päckchen Taschentücher und ein paar Ohrstöpsel auf den Boden.
„Lebe den Traum“, murmelte ich zu mir selbst, als ich mein Handy aus der Tasche zog und das neueste Musikvideo von Ambition anklickte – Wistful Paradox.
Pure Harmonie erklang aus meinen billigen Handy-Lautsprechern. Glückselig schloss ich die Augen und lauschte den bittersüßen Klängen, die wunderschön und mir so vertraut waren. Ich öffnete die Augen wieder, als Chin-hyuk zu singen begann – in perfektem, fröhlichem Einklang mit der Harmonie im Hintergrund. Er schenkte der Kamera ein umwerfendes Lächeln, als er vorne und in der Mitte mit der Choreografie begann – wie es sich für einen Lead-Sänger gehörte.
Seine Haare waren babyblau und standen im Kontrast zu seinem weißen Anzug. Er hatte ein schmales Gesicht – kleines Kinn, kleine Nase. Seine Gesichtszüge waren leidenschaftlich und dynamisch, und seine Haare wippten umher, als er tanzte.
Dann stimmte Wooyeong mit ein. Seine Stimme war tief und heiser, und seine Lippen verformten sich zu einem umwerfenden Lächeln, als er seinen intensiven Blick in die Kamera richtete.
Sofort hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Es war ganz egal, wie oft ich das Video schon angeschaut hatte – Wooyeong zu sehen richtete das manchmal mit mir an. Meistens, wenn ich eigentlich dachte, dass ich mich daran gewöhnt hätte, und es am wenigsten erwartete.
Seit ich das Debütalbum von Ambition zum ersten Mal gehört hatte, hatte ich eine Vorliebe für ihn. Damals hatte ich mich zum ersten Mal selbst als Aim bezeichnet – der Name ihrer Fanbase. Es lag nicht nur an der Tatsache, dass er die bestaussehende Person war, die ich je gesehen hatte. Die anderen Bandmitglieder von Ambition sahen ohne Zweifel ebenfalls sehr gut aus (auch wenn ich mich nie so von ihnen angezogen gefühlt hatte wie von Wooyeong). Es waren seine kleinen Eigenheiten und seine Persönlichkeit, in die ich mich Hals über Kopf verliebt hatte. Selbst wenn er lachte und herumalberte, hatte er so etwas Solides an sich. Eine Stabilität, eine Ruhe. Allein, ihm beim Reden zuzuhören machte die Welt zu einem sichereren Ort.
Ich schwärmte wahnsinnig für ihn. Das war in den letzten sechs Jahren zu einer Realität in meinem Leben geworden.
Dann stieg Tai neben Wooyeong in die Szene ein und stellte seine eigenen Tanzfähigkeiten unter Beweis. Der Anblick seines Gesichts brachte mich zum Lächeln, vor allem, wenn er der Kamera dieses liebenswerte Grinsen schenkte. Ich hatte schon gesehen, wie er kleine Streitigkeiten unter den Bandmitgliedern schlichtete, wie er eingeschüchterte Fans ermutigte und wie er Menschen aus keinem bestimmten Grund glücklich machte. In den VLives war er sogar der Entspannteste.
Die Musik wurde ein paar Sekunden lang ruhiger, der Beat prominenter, und dann tauchte Dyeong auf dem Display auf. Es war offensichtlich, warum er zum Gesicht und auch zum Rapper der Band geworden war, denn er war schlichtweg überwältigend. In diesem Teil der Choreografie rollte er seinen Nacken und gewährte einen guten Einblick auf das am schönsten geformte Kinn, das ich je gesehen habe. Sein mitternachtsblaues Haar sah feucht aus. Seine Augen bewegten sich beim Rappen neugierig hin und her und harmonierten irgendwie mit den Stimmen von Tai, Wooyeong und Chin-hyuk.
Als der Song zu Ende war, saß ich nur da, bewegte mich nicht und ließ die letzten Noten in meinem Kopf verklingen, obwohl es in meiner Wohnung schon ruhig und still war. Nachdem ihre Stimmen verklungen waren, dämmerte mir, wie allein ich war.
Ich war erst vor zwei Wochen wegen eines Jobs nach Korea gezogen. Außer den Leuten in meiner Arbeit – die hippe Kamerafirma Gi – kannte ich niemanden. Es gab niemanden, den ich anrufen konnte, wenn ich Hilfe brauchte. Das war ein seltsames Gefühl für mich, da ich in meiner Heimat in den USA als mittleres Kind von vier Geschwistern umgeben und immer etwas los gewesen war. Und jetzt gab es keine Gespräche, keinen Lärm von Leuten, die sich bewegten, keine ankommenden Nachrichten von Freunden, nur …
Das Geräusch meiner Atmung. Aber ich war nicht einsam – noch nicht.
Ich hievte mich vom Sofa hoch, da ich die Stille nicht länger ertragen konnte. Die Verlockung, noch einen weiteren Song von Ambition abzuspielen, war groß. Aber ich hatte noch jede Menge zu tun. Mein Apartment war eine absolute Katastrophe, und ich musste unbedingt noch Wäsche waschen, wenn ich morgen ein frisches Oberteil anziehen wollte.
Ich zog mir meinen Parka an und machte mich mit einem Sack Wäsche über der Schulter auf den Weg, um in den Waschsalon zu gehen. Als ich die Tür hinter mir schloss, zitterte ich vor Kälte. Warum waren die Winter in Seoul so verdammt kalt? Wenn es wenigstens geschneit hätte, hätte ich mir selbst einreden können, dass es das wert war. Aber der Beton sah nur grau und kahl aus.
Die Luft roch nach geröstetem Kaffee. Ich atmete tief ein und war versucht, in einem der vielen Cafés unterzutauchen, um mir noch einen Kaffee zu gönnen. Aber so viel Koffein würde mich wahrscheinlich zu einem Teilzeit-Schlaflosen machen.
Der Münzwaschsalon im Viertel war nicht weit weg. Ich öffnete die Tür, und mein Blick wanderte zu den koreanischen Schriftzeichen auf dem Schild, als ein Taxi hinter mir am Straßenrand anhielt. Ich lernte die Sprache jetzt seit fünf Jahren und konnte sie so schnell lesen wie meine Muttersprache, selbst wenn die Schriftart seltsam war.
Die Luft war warm und roch nach Weichspüler. Im Waschsalon waren nur ein paar weitere Kunden. Ich erschrak, als ich das Mädchen erkannte, das vor mir seine Klamotten in den Trockner steckte. Sie war diejenige, mit der dieser Typ im Café heute geflirtet hatte.
Kein Wunder, dass sie ihm ins Auge gestochen war. Ihr schwarzes Haar war lang und perfekt getrimmt. Es rahmte ihr symmetrisches Gesicht ein, das gleichermaßen elegant und hübsch war. Selbst im Wintermantel und mit weißen Sneakers sah sie wie ein Model oder vielleicht wie eine Schauspielerin aus einem koreanischen Drama aus.
Wir hatten Ähnlichkeiten, aber eben nicht genug. Obwohl wir beide ungefähr gleich groß und schlank waren, sah sie geschmeidig und anmutig aus, während ich mir plump vorkam. Während ihr Haar glatt, lang und tiefschwarz war, war meins braun und wellig und hing mir knapp über die Schultern. Wir hatten beide braune Augen, aber ihre hatten einen bronze-honigfarbenen Farbton und wurden von dicken, schwarzen Wimpern umrahmt, während meine eine plattere, schmutzige Farbe hatten (viel unauffälliger) und von dunkelbraunen Wimpern umrahmt wurden.
Als sie bemerkte, dass ich sie anstarrte, blickte sie mich aus ihren wunderschönen Augen neugierig an. Ich wandte meinen Blick ab und ging zu der Waschmaschine vor mir.
Während ich die Maschine mit Münzen fütterte, warf ich wieder einen Blick auf das Mädchen. Sie verließ gerade den Waschsalon und ging mit wippenden Schritten auf die Straße.
Natürlich war der hübsche Kerl aus dem Café auf sie abgefahren und nicht auf mich. Ich wurde noch nie um ein Date gebeten, warum sollte es jetzt passieren? Die Kerle mochten schöne Mädchen wie sie und nicht Mädchen wie mich.
Die ganze Zeit, während ich für Wooyeong schwärmte, wusste ich, dass es nie dazu kommen würde. Nicht nur dass es quasi unmöglich war, ich war auch nicht annähernd gut genug für ihn.
Vielleicht war es deswegen so leicht für mich, mich in ihn zu verlieben, obwohl es sich eigentlich so anfühlte, als würde ich mein Herz verschließen. Bei ihm würde es nie eine Abfuhr geben, denn ich würde ihm höchstens dreißig Sekunden bei einer Autogrammstunde gegenüberstehen – wenn ich Glück hatte.
Ein dumpfes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, und ich wollte nicht allein in mein chaotisches Apartment zurückgehen. Also beschloss ich, stattdessen spazieren zu gehen. Es war so kalt, dass mir die Zähne wehtaten. Ich hielt den Mund geschlossen und atmete durch die Nase ein und aus. Vielleicht würde die eiskalte Luft die Realität so betäuben wie meine Finger.
In der Richtung, in die ich ging, lagen Straßen, durch die ich noch nicht gelaufen war. Die Straße war eng, einspurig, und geparkte Autos und Motorräder säumten die Bordsteine. Auch hier gab es helle, angesagte Läden sowie alte und verfallene Backsteingebäude, die schon bessere Tage gesehen hatten. Leute gingen ein und aus. Ich rieb meine Finger in den Jackentaschen aneinander und versuchte, sie zu wärmen. Ich sog den Geruch nach Knoblauch und muffigem Rauch aus einem Grillrestaurant ein und hörte in der Ferne Leute miteinander reden und Motoren aufheulen.
Ich wusste nicht, warum ich hier langging – einfach nur, um zu gehen, nahm ich an. Ich war nach Seoul gekommen, um Abenteuer zu erleben. Neue Dinge. Ich wollte das Korea kennenlernen, das die Menschen hier jeden Tag sahen.
Der K-Pop hatte mich in diese neue Welt eingeführt. Ich war glücklich, dass ich vor sechs Jahren zum Release des Debütalbums von Ambition dabei hatte sein können – aus mehr Gründen, als ich aufzählen konnte. Sie waren ein helles Leuchten in meinem Leben, wenn die Zeiten dunkel waren, sowie eine Verbindung zur Außenwelt.
Je weiter ich ging, desto mehr glich die Umgebung einer Großstadt, und es war nicht mehr so hell wie zuvor. Der Winterhimmel des Spätnachmittags wurde dunkelgrau. Die Gebäude hier waren größer, glänzender und gehobener. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Homeplus Mart mit vielen Etagen und Fenstern, der größer war, als man es für einen Supermarkt erwarten würde. Es sah eher wie ein Bürogebäude aus als wie ein Ort, an dem man einkaufen ging.
Ich hatte gerade nichts anderes zu tun. Also sollte ich mich wenigstens ein bisschen umsehen, damit ich wusste, was ich tun musste, wenn in meinem Kühlschrank der Reis, das Dosenfleisch, frisches Obst und die Eier ausgingen. Es war schon erstaunlich, wie viele Tage hintereinander man Rühreier mit Reis essen konnte. Zusammen mit Kaffee aus einem der unzähligen Cafés, die sich wie die Hasen zu vermehren schienen, war das jeden Morgen vor der Arbeit mein Frühstück. Mittags gab es eine Instant-Suppe und abends – Überraschung! – mehr Reis, diesmal mit Dosenfleisch und jeglichem frischen Obst, das ich zur Hand hatte.
Ich war einfach zu beschäftigt gewesen, um etwas anderes auszuprobieren, sei es, in einem Restaurant zu bestellen oder weitere Zutaten einzukaufen und neue Rezepte zu versuchen. Meine Eltern zogen mich immer mit meiner Liebe fürs Essen auf, aber nach so vielen neuen Geschmäckern und Dingen, die einst intuitiv funktioniert hatten – wie zum Beispiel das Holen eines Einkaufswagens, in den man hier Geld einstecken musste –, war eine Schüssel Reis mit Dosenfleisch am Ende des Tages völlig ausreichend.
Aber ich war jetzt zwei Wochen hier, und wahrscheinlich sollte ich mich mehr wie Einheimische benehmen. Meine Wohnung mit echtem koreanischen Essen aufstocken – das könnte ich tun. Das wollte ich tun.
Ich überquerte die Straße und ging in den Homeplus Mart. Es war jede Menge los – Menschen liefen mit Einkaufswägen umher, aßen Pizza aus dem Food Court und unterhielten sich miteinander. Ich versuchte, ihnen aus dem Weg zu gehen, und nahm die Rolltreppe zu der Etage, wo es die Lebensmittel gab.
Vielleicht sollte ich heute noch nichts mit nach Hause nehmen. Ich war darauf nicht vorbereitet, und alles zu schleppen würde sehr anstrengend werden. Aber ich konnte mir zumindest anschauen, was sie hier hatten, und für das nächste Mal planen.
Alles war sauber und gut organisiert, fast schon steril. Weiße Böden und hübsch eingerichtete Regale. Die Instant-Suppen, Kuchen, Süßigkeiten, Snacks und Gläschen waren alle ordentlich aufgereiht. Die schiere Auswahl war überwältigend.
Die gut beleuchtete Poliertheit des Ambiente – wo alles quasi nach Superstore schrie – verlieh einem das Gefühl, dass genauso gut ein Neonschild mit der blinkenden Aufschrift „Willkommen in der Großstadt“ hier hängen könnte. Es kam mir vor wie der effizient organisierte Ikea der Supermärkte – cool und nur in Großstädten zu finden. Dieser Laden ließ die Supermärkte bei mir zu Hause klein und schäbig aussehen.
Mir wurde bewusst, dass mir der Mund offen stand, und ich schloss ihn. Ich war jetzt in der geschäftigen Hauptstadt von Korea, wo das hier normal war. Ich versuchte, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen, da nicht jeder sehen musste, dass ich große Städte nicht gewohnt war.
Ich ging durch die Abteilung mit den Nudeln, vorbei an Paaren und Familien, die in ihren Wintermänteln einkauften. Ich war versucht, in die Abteilung mit dem Dosenfleisch zu gehen, aber ich brauchte in nächster Zeit auf keinen Fall mehr davon. Vielleicht noch ein paar andere würzige Instant-Suppen, ein paar vorbereitete Sandwiches und ein Bündel grüne Zwiebeln. Mit Gemüse und richtigem Fleisch. Ich war nicht gerade die beste Köchin, aber wie schwer konnte es schon sein, etwas Fleisch zu zerhacken und es mit Kohl und Paprikaschoten in der Pfanne anzubraten? Grundzutaten. Ich brauchte Grundzutaten.
Ich machte mir gedanklich eine Liste von Dingen, an denen ich vorbeiging, wie eine Tüte mit Kimchi (bei den kleinen angefangen) und eine große Ladung an getrocknetem Reis. Ich machte Fotos von den günstigsten Marken, damit ich beim nächsten Mal nur noch hingehen, sie einpacken und kaufen musste. Als ich mit der Rolltreppe in die Abteilung mit den Haushaltswaren fuhr, um mir die nötigen (aber langweiligen) Dinge wie Schwämme und Besteck anzusehen, war es bereits halb sieben.
Mein Magen knurrte. Ich steckte mein Handy in die Tasche und fuhr wieder runter in die Hauptetage, wo mir die köstlichen, warmen Aromen des Food Courts in die Nase stiegen. Die Versuchung, mir hier etwas zu kaufen, war riesig, aber ich hatte bereits beschlossen, wo ich heute hingehen wollte. Ich könnte das nächste Mal, wenn ich einkaufen ging, bei Homeplus essen.
Draußen war es alarmierend dunkel – Nacht, mit all den Lichtern der Stadt, die um mich herum funkelten. Die Luft war voller Energie, Tausende Menschen mit ihren eigenen Leben kamen und gingen, alle in verschiedene Richtungen. Es war so wunderschön, mysteriös und romantisch bei Nacht.
Jetzt war es sogar noch kälter als vorher, aber diesmal machte es mir nichts aus. In meinem Inneren verspürte ich Wärme. Und noch besser, jetzt begann sogar Schnee vom Himmel zu fallen.
Ich blickte nach oben und lächelte, ein warmer Schauer durchfuhr mich wie flüssige Euphorie. Die Straßenlaternen beleuchteten die Schneeflocken, die jetzt langsam in einer dünnen, weißen Schicht auf dem Boden liegen blieben. Ich holte mein Handy wieder hervor und suchte das Restaurant heraus, das mir der Taxifahrer heute empfohlen hatte. Laut der Karte war es nur ein paar Blocks von hier entfernt.
Ich eilte mit hochgeschlossener Jacke den Gehweg entlang, und der Atem kam in eisigen Wolken aus meinem Mund. Meine Haare wurden mit dicken, fluffigen Schneeflocken bedeckt. Ein paar von ihnen kitzelten mich an der Nase, aber ich machte mir nicht die Mühe, meinen Schal übers Gesicht zu ziehen. Irgendwie schien der Tag jetzt gar nicht mehr so schlecht zu sein. Ich musste grinsen, während ich mit den Schuhen über die weiße Schneeschicht am Boden glitt. In der Ferne hörte ich ein Kind, das die weiße Pracht genauso zu genießen schien wie ich, vor Freude kreischen.
Es kam mir so vor, als würde schon nach kürzester Zeit das Schild des Restaurants mit blau leuchtender Aufschrift vor mir auftauchen. Ich ging durch die Tür und wurde sofort von warmer Luft umgeben, die nach Fleisch, Chili und Sesamöl roch. Ich ging auf einen freien Platz zu, als mich eine ältere Frau mit schwarzer Schürze und bösem Blick aufhielt.
„Sind Sie allein?“, fragte sie mich auf Koreanisch.
„Ja“, antwortete ich.
„Wir servieren hier keine Single-Portionen. Wenn Sie bleiben wollen, müssen Sie für zwei bestellen.“
Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich erwidern sollte. Davon hatte ich schon mal gehört – manchmal würden die Restaurants Verlust machen, wenn sie nur eine Person bedienten, weil sie so viele Beilagen servieren mussten. Aber ich wusste nicht, dass dieses Restaurant es auch so handhabte. Und ich wollte nicht für zwei zahlen. Aber ich wollte auch nicht noch länger ohne Ziel in der Dunkelheit und Kälte laufen.
„Sie auch!“, sagte die Frau schroff zu jemandem hinter mir. Ich drehte mich überrascht um. Vielleicht war noch ein Gast allein gekommen, mit dem ich mich zusammentun könnte. Ich sah einen Kerl mit glatter, blasser Haut, gezackten Ohrringen in einem Ohr und einnehmenden dunklen Augen, die meinen Blick sofort auf sich zogen. Eine Viertelsekunde reichte mir, um – ohne ihn ganz gesehen zu haben – zu erkennen, dass er unfassbar heiß war. Noch eine Viertelsekunde und…
O mein Gott. Das war Wooyeong. Lee Wooyeong.
2 Madison
Mir klappte die Kinnlade runter. Aber es ging alles so schnell, dass ich die Realität dessen, was ich sah, kaum begreifen konnte. Ich schloss den Mund hastig wieder, als er mit seinen dunklen Augen in meine blickte und sagte: „Ist schon okay. Ich bin mit ihr hier.“
In meinem Magen explodierte ein Schwarm Schmetterlinge. Wooyeong schien meine aufgerissenen Augen als Zustimmung zu deuten und ging an mir vorbei, um mit der Frau zu reden. Dabei schien er nicht zu bemerken, dass ich ihn schockiert anstarrte. Es war Wooyeong. Mein Verstand schien die Realität jetzt wieder eingeholt zu haben. Er war ganz in Schwarz gekleidet – von den Jeans bis zu der Beanie auf seinem Kopf.
Er war viel größer als ich – größer, als ich erwartet hätte. Ich hatte ihn schon so viele Male in so vielen Posen auf dem Bildschirm gesehen, und jetzt …
Ich starrte auf dieses mir nur allzu vertraute Profil. Sein blasses Gesicht glühte fast, während seine Augen rauchig schienen. In meinem Magen setzte sich ein seltsames, mulmiges Gefühl fest, und ich machte kurze Atemzüge, um ihn zu beruhigen. Auf meinen Armen breitete sich eine Gänsehaut aus. Ich konnte nicht mehr richtig denken. Mein Gehirn hatte einen Kurzschluss.
„Ist das so? Sie sind zusammen hier?“, sagte die Frau zu Wooyeong und schaute mich misstrauisch an.
Sie redete nicht mit mir, weil sie annahm, dass ich fast nur Englisch sprach, was mich nicht überraschte. Aber gerade, als Wooyeong seinen Mund öffnete, um zu antworten, unterbrach ich ihn in astreinem Koreanisch: „Ja, das sind wir. Ich dachte nur, er kommt nicht mehr. Er ist immer zu spät.“
Ich zog scharf die Luft ein und war wahrscheinlich genauso schockiert wie die Frau – und wie Wooyeong, dessen Überraschung sich mit Belustigung zu mischen schien. Mein Gesicht wurde feuerrot, als unsere Blicke sich für den Bruchteil einer Sekunde trafen.
„Hmpf“, sagte die Frau. Sie drehte sich um, und Wooyeong ging auf einen breiten Tisch in der Ecke zu, an dem zwei Stühle gegenüberstanden. Ich folgte ihm wie betäubt. Ein anderes Mädchen blickte auf, als wir an ihr vorübergingen, und bei Wooyeongs Anblick weiteten sich ihre Augen, auch wenn sie ihn nicht zu erkennen schien. Er war einfach nur unglaublich scharf und hatte ein Gesicht, nach dem sich jede Frau in der Menge umdrehen würde. Er sah aus wie ein K-Pop-Star – weil er ein K-Pop-Star war.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mit meinem Blick ein Loch in seinen Rücken brannte. Ich zwang mich dazu, woanders hinzusehen, und starrte stattdessen auf meine Füße, als wir zum Tisch gingen.
Wooyeong nahm auf einem Stuhl Platz und legte seine Arme auf den Holztisch. Er öffnete die Speisekarte, während die Frau uns immer noch aus einem Türrahmen in der Nähe heraus skeptisch anstarrte und gleichzeitig versuchte, es nicht offensichtlich zu machen. Ich setzte mich ihm gegenüber. Sitzen war eine Erleichterung, da sich meine Beine wacklig anfühlten. Ich atmete tief ein und aus.
Sobald die Frau verschwunden war, legte Wooyeong die Speisekarte hin und sah mir direkt in die Augen. Mein Herz klopfte wie wild.
„Dein Koreanisch ist ausgezeichnet“, sagte er und klang fasziniert. „Wie viel sprichst du?“
Seine Stimme. Dieselbe Stimme, die ich seit sechs Jahren durch mein Handy hindurch hörte. Ich zitterte und war so nervös, dass ich überall hinschaute außer in sein Gesicht.
„Viel. Genug, um in Seoul durchzukommen.“ Ich konnte kaum sprechen. Ich hielt mich an meinen Beinen unter dem Tisch fest. Mein Gesicht war feuerrot.
„Das ist beeindruckend“, erwiderte er, aber ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, weil ich ihm immer noch nicht ins Gesicht schauen konnte.
Ich nickte mit brennenden Wangen, weil ich zu nichts anderem fähig war. Ich öffnete meinen Mantel, nur, um etwas zu tun zu haben, und hoffte, er würde nicht bemerken, wie sehr meine Finger zitterten. Mir war übel und schwindlig. Sollte ich ihm sagen, dass ich wusste, wer er war?
Ich hatte jahrelang davon geträumt, Lee Wooyeong zu treffen, und immer gewusst, dass es nie passieren würde. Und jetzt, da er direkt vor mir saß, am selben Tisch, war ich total bewegungsunfähig.
Das sollte nie eine reale Schwärmerei werden. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich biss mir auf die Lippe und nahm die Speisekarte zur Ablenkung, in der Hoffnung, sie würde mein knallrotes Gesicht verbergen. Zu wissen, dass er mir am Tisch gegenübersaß – nah genug, um ihn in all seiner Realität zu berühren –, brachte die Gedanken in meinem Kopf so zum Drehen, dass ich mir nur noch seiner Anwesenheit bewusst war.
Ich überflog die Gerichte auf der Karte, ohne wirklich etwas zu sehen oder zu verstehen. Außerdem war es das erste Mal, dass ich richtiges koreanisches Essen zu mir nahm – abgesehen von einer Waffel Eis von einem Straßenstand. Ich hatte keine Ahnung, was ich bestellen sollte. Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich konnte mich nicht einmal entscheiden, ob ich mit ihm reden wollte oder ob ich so überwältigt war, dass ich nur davonlaufen wollte.
Ich holte ein paarmal tief Luft und wiederholte den Satz viermal innerlich, bevor ich ihn laut aussprach: „Ähm, weißt du, was hier gut ist?“
Dieses „ähm“ war nicht geplant gewesen und total amerikanisch. Ich verfluchte mich selbst.
Wooyeong blickte zu mir auf. Er schien überrascht und gleichermaßen locker zu sein, als wäre er auch nur eine x-beliebige Person in einem Restaurant. „Ich weiß nicht. Es ist das erste Mal, dass ich hier esse. Ein Freund hat mir dieses Restaurant empfohlen.“
„Oh.“ Ich spürte, wie meine Wangen wieder rot wurden, als ich auf die Speisekarte schaute. Nach einer kurzen Pause sagte ich: „Es ist das erste Mal, dass ich richtiges koreanisches Essen esse, also … gibt es etwas … das du mir empfehlen kannst? Ich weiß nicht, was ich bestellen soll.“
Jetzt schaute er mich aufrichtig interessiert an. „Du hast noch nie koreanisches Essen probiert?“
Ich nickte. Es war schon schwer, nur in dieses atemberaubende Gesicht zu schauen. Er war der Inbegriff eines heißen Bad Boys, mit seinen gezackten Ohrringen, die in dem warmen Licht des Restaurants silbern glitzerten.
Wooyeongs Mund verzog sich zu einem Grinsen, das mich zum Dahinschmelzen brachte. Er warf einen Blick auf die Speisekarte, dann wieder auf mich. „Isst du gerne scharf?“
„Ich esse alles“, antwortete ich ernst und beugte mich etwas nach vorne.
„Okay“, sagte er amüsiert, als er mich von Kopf bis Fuß betrachtete, dann wieder einen Blick auf die Speisekarte warf, dann zurück zu mir schaute, als würde er versuchen, einzuschätzen, was ich wirklich vertrage … oder vielleicht, was mir am besten schmecken könnte.
Das Herz klopfte mir bis zum Hals, während ich abwartete.
„Wie wäre es mit Daeji Kalbi?“
Seine Augen lenkten mich ab. Sie waren dunkel, aber groß und strahlten eine unglaubliche Ruhe aus. Eine Offenheit. Als wäre er zu sehr auf sein eigenes Tun konzentriert, um sich gegen die Außenwelt abzuschotten. Seine Augen waren sehr entspannt, sehr locker. Nahezu entwaffnend. Das hatte ich beim Anschauen der Videos von Ambition noch nie bemerkt.
Ich war überrascht, wusste aber nicht, warum. „Okay. Und als Beilage?“
„Ach, die üblichen Banchan.“ Wooyeong blickte wieder in die Speisekarte und ließ dann einen Schrei los, um den Kellner zu rufen. Ich wusste, dass man das in Korea so machte, aber ich hatte es noch nie zuvor erlebt und war fasziniert.
Der Kellner war nicht viel älter als Wooyeong. Auch wenn das schwer zu sagen war. Er lächelte uns an und gab vor, unsere Bestellungen aufzunehmen. Gleichzeitig bedachte er Wooyeong und mich mit einem seltsamen Blick. Seinem Äußeren nach zu schließen, war klar, dass Wooyeong eine Berühmtheit war und ich nur eine weiße Ausländerin. Wir könnten kein seltsameres Paar ergeben, da war ich mir sicher.
Wooyeong bestellte selbstbewusst und schaute mich nur an, als es um die Getränke ging. „Ich trinke keinen Alkohol“, sagte ich. Also drehte er sich wieder zum Kellner um. „…drei Yakults, bitte.“
„Was hast du bestellt?“, fragte ich, als der Kellner gegangen war.
„Das wirst du gleich herausfinden“, sagte Wooyeong und schenkt mir dieses unwiderstehliche, unbeabsichtigte Grinsen, das Tausende seiner Fans zum Dahinschmelzen brachte. Andere Mädchen wären rot geworden. Ich wurde…
Rot.
Ich versuchte, es zu verbergen, indem ich mich im Restaurant umsah und überall anders hinblickte, nur nicht in sein maskulines Gesicht und seine dunklen Augen, während ich spürte, wie meine Wangen immer heißer wurden. Auf gar keinen Fall sollte so ein Grinsen legal sein.
„Wie heißt du? Wo kommst du her? Aus den USA?“
Ich drehte mich wieder zu ihm um und war überrascht, dass er mich fragte. „Ähm, Madison. Ich bin vor zwei Wochen hierhergekommen – aus den USA, ja. Ich habe noch nichts anderes gegessen als Essen, das ich mir von zu Hause mitgenommen habe, und Instant-Ramyun. Aber ich liebe Essen, also freue ich mich wahnsinnig, es zu probieren.“
In seiner Nähe fühlte ich mich wie unter Strom. Ich blickte nach unten auf meine ineinander verwobenen Finger in meinem Schoß, die immer noch zitterten – ob vor Aufregung oder vor Adrenalin, konnte ich nicht sagen.
„Ich liebe Essen ebenfalls“, sagte Wooyeong, setzte sich aufrecht hin und sah mich interessiert an. „Es gefällt mir, koreanisches Essen mit anderen Menschen zu teilen. Es schmeckt so gut. Ich denke, es könnte international wirklich bekannt werden.“
Ich versuchte, nicht allzu überrascht zu schauen. Das wusste ich nicht über ihn. „Du kochst gerne?“
Wooyeong nickte. „Aber ich habe noch nicht alle meine Lieblingsgerichte gekocht.“
„Ich würde liebend gerne koreanisch Kochen lernen“, sagte ich und spürte, wie meine Wangen prickelten. Das klang jetzt irgendwie verzweifelt. Und offensichtlich. So sollte das eigentlich gar nicht rüberkommen. „Aber jetzt bin ich erst einmal froh, dass ich es probieren kann.“
Er lachte. Es war das erste Mal, dass ich ihn im realen Leben lachen hörte, und es war vertraut und unerwartet gleichzeitig. Es sendete mir einen Schauer über den Rücken.
„Na ja, wir werden sehen“, sagte Wooyeong, und sein Gesichtsausdruck war unbewegt – allein seine Augen blitzten fröhlich, was ein eindeutiges Zeichen war.
Ich musste auch grinsen, blickte nach unten und dann wieder hoch. „Du bist Lee Wooyeong“, sagte ich, was eher ein Statement als eine Frage war.
Der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich schlagartig. „Ja“, sagte er vorsichtig.
„Du bist ein toller Tänzer“, sagte ich und versuchte zu ignorieren, dass ich spürte, wie ich schon wieder errötete. Wahrscheinlich dachte er, ich sähe die ganze Zeit so aus – rot im Gesicht. „Einer der besten, den ich je gesehen habe. Und ich habe viele K-Pop-Videos geschaut. Die Art, wie du dich bewegst …“ Ich hielt inne und versuchte, die richtigen Worte zu finden, obwohl ich schon so vielen Menschen, die ich kannte, von ihm vorgeschwärmt hatte. „Es sieht regelrecht übermenschlich aus.“
„Danke“, antwortete Wooyeong und lachte ein bisschen. Höflich.
„Tatsächlich ist Ambition meine Lieblingsband“, sagte ich. Die Worte rollten schneller aus meinem Mund, als ich sie kontrollieren konnte, und ich spürte leichte Panik in mir aufsteigen. „Ihr seid alle sehr talentiert. Ich bin ein Fan seit eurem Debütalbum.“
Halt den Mund, halt den Mund!, schrie mein Verstand mich an. Ich blickte wieder in meinen Schoß.
„Danke“, sagte er wieder, diesmal herzlicher. Aber er war immer noch etwas reserviert.
Ich konnte es ihm nicht verübeln. Das war jetzt keine normale Unterhaltung mehr, egal, wie sehr wir auch versuchten, so zu tun. Ich rieb mir immer wieder mit dem Daumen über meinen Ärmelsaum und fing an zu bedauern, dass ich etwas gesagt hatte.
Dann kam der Kellner mit einem großen Tablett zurück und belud den Tisch mit Beilagen – oder Banchan. Kimchi, frischer Salat, viele Dinge, die ich nicht kannte, und das Daeji Kalbi, das wie der Star des Essens aussah.
„Daeji Kalbi und Bap“, sagte Wooyeong distanziert, während er erst auf das Hauptgericht und dann auf die Banchan deutete. „Mu Ssam, Sigeumchi Muchim, Dubu Jorim, Gyeran Jjim, Kimchi Jeon, Japchae, Kimchi und Dongchimi.“
Ich war total überwältigt und schluckte einen Kloß in meinem Hals hinunter. „Wow.“
Wooyeong schob mir das Gyeran Jjim – blubberndes Ei – hin, damit ich es versuchen konnte. Es war auf einem großen, schweren Teller angerichtet und dampfend heiß, fast noch kochend. Die Eiercreme darauf war hellgelb, schäumte leicht und war mit Frühlingszwiebeln garniert.
Ich saß mit einem meiner Idole an einem Tisch, was total surreal war. Wenn das Essen nicht gewesen wäre, hätte ich nicht gewusst, was ich tun sollte. Es war eine willkommene Abwechslung, mit der ich mich beschäftigen konnte – vor allem nach dieser seltsamen Unterhaltung, in der ich gestanden hatte, dass ich ein Fan war. In mir herrschte das reinste Gefühlschaos – ich war traurig, bedauernd, nervös, euphorisch, aufgeregt …
Ich tauchte meinen Löffel in das Gyeran Jjim, pustete etwas und schob mir den Löffel in den Mund. Dabei versuchte ich zu ignorieren, dass Wooyeong mich beobachtete, und hoffte, dass er nicht sah, wie sehr meine Hand zitterte. Das Gyeran Jjim war weich und samtig und hatte einen milden, aber süchtig machenden Geschmack.
K-Pop ist schon lange in Deutschland angekommen: Hits der großen koreanischen Popbands wie BTS und Black Pink laufen täglich im Radio. Pop aus Südkorea erobert die Welt mit eingängigen Melodien, perfekt stilisierten Bands und vor allem: mit Hilfe von sozialen Medien. Auch in Deutschland findet K-Pop immer mehr Fans.
Die südkoreanische Pop-Musik gehört inzwischen zu den größten Export-Hits des Landes und ist ein milliardenschweres Business. Hun-derte Gruppen kämpfen erfolgreich um ein internationales Publikum. Im Ranking „Social 50“ der US-Wochenzeitung Billboard, das die weltweite Popularität von KünstlerIn-nen in sozialen Netzwerken misst, werden aktuell acht der ersten zehn Plätze von K-Pop-Bands besetzt. In Deutschland, wo internationale Trends oft etwas langsamer ankom-men, baut sich der Markt für K-Pop gerade auf. Aber es gibt immer mehr Fans, Tanzkurse und Partys, und immer öfter treten auch hierzu-lande große Bands auf.
Ein wichtiger Faktor: ihre Präsenz. Die Band BTS verbindet das erfolg-reiche Konzept einer Boyband mit der Zugänglichkeit von Social-Media-Stars. Auf Twitter (30 Mio. Follower) schicken sie regelmäßig persönliche Nachrichten, sie haben praktisch zu jedem ihrer Alben-Zyklen eine eigene Real-Life-Doku und auf YouTube (56,4 Mio. Abonnenten) sind sie dauerpräsent. Das Internet ist der Ort, an dem die K-Pop-Idole Millionen von Fans in nahezu allen Regionen der Erde erreichen – und immer neue hinzugewinnen.
Die Fans mögen, „wie liebevoll die Gruppenmitglieder miteinander umgehen, so was gibt‘s bei amerika-nischen Bands nicht.“, sie schätzen „die Werte, die vermitteln werden, wie BTS, die viel über Selbstliebe singen“ oder finden einfach „die Sprache und Menschen wunder-schön“. Einige Fans fangen sogar an, koreanisch zu lernen. Die größten K-Pop-Acts haben Social-Media-Followerschaften im zweistelligen Millionenbereich. Die globale Vernetzung der Fans ist ein-zigartig: In Nord- und Südamerika, in Europa und im ganzen asiatischen Raum gibt es riesige Communitys.
Da die Zahl der K-Pop-Bands in den letzten Jahren geradezu explodiert ist, haben wir hier ein paar Empfehlungen für dich gesammelt. Viel Spaß beim Reinhören!
Shinee, Super Junior, Exo, BTS, Red, Blackpink, Velvet Twice
„Die Atmosphäre, die erzeugt worden ist, war auch einfach nur so so so so so so so so so so so so schön.“
„Mich hat das Buch mit seiner Leichtigkeit absolut berührt und ich würde es ohne zu zögern noch einmal lesen. Es hat definitiv Highlight-Potential.“
„Eine unglaublich süße Geschichte die einiges an Tiefgründigkeit in sich verbirgt.“
„Dieses Buch ist purer Zucker und lässt einem das Herz bis zum Hals schlagen. Ich hatte das Gefühl auf Wolken zu schweben und auf ein Abenteuer zu gehen.“
„Madison und Wooyeong. Ihre Geschichte ist so wunderschön, so mitreißend. Ich liebe es, dass sie nicht überdramatisiert wurde, nicht zu viel ist und einfach so harmonisch bleibt. (...) Ich bin absolut verliebt in diese wunderbare Geschichte voller Emotionen, der richtigen Menge an Drama und ganz viel Spannung.“
„Insgesamt ein gelungenes Buch für Fans von K-Pop und großen Gefühlen!“
„Ein sehr schönes Buch über die K-Pop Welt, die zum träumen und verweilen einlädt.“
„Eine zuckersüße, leichte und emotionale Geschichte.“
„Wooyeong hat sich in mein Herz geschlichen.“
„Ich weiß nicht, ob ihr auch mal Fan von jemanden wart. Ich auf jeden Fall, mein Zimmer war damals mit Postern tapeziert und es wäre auch mein größter Traum gewesen, so etwas wie Madison zu erleben. Ich konnte mich total in sie hineinversetzen und das Buch lädt absolut zum Träumen ein.“
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