


Nicht ich Nicht ich Nicht ich - eBook-Ausgabe
Roman
— Das Debüt der großen israelischen Schriftstellerin„Ihr vielleicht bestes Werk überhaupt“ - Spiegel
Nicht ich — Inhalt
Wie überlebt man es, die Familie für eine neue Liebe zu verlassen?
Wer weiß schon, was der Erzählerin in diesem halben Jahr wirklich geschah. Die junge Frau, die noch nicht einmal ihren Namen verrät, tischt uns eine Geschichte nach der anderen auf. Nur eins scheint klar: Sie hat Mann und Tochter für ihren Geliebten verlassen und nun zerbricht sie daran. Der Spiegel, den sie sich erzählend vorhält, scheint in Stücke gesprungen und in jeder Scherbe schillert eine andere Version. Trauer, Verlassenheit, Angst und Wut lassen sie die Welt als Apokalypse des Schmerzes erleben … Als dieser provokante wie hochliterarische Klagegesang erschien, rief er in Israel wütende Empörung hervor. Erst jetzt, fast 30 Jahre später, scheint endlich die Zeit reif für dieses frühe literarische Meisterwerk einer Weltautorin.
Erstmals in deutscher Übersetzung: der erste Roman von Zeruya Shalev
„Erst als ich ›Schicksal‹, meinen 7. Roman, geschrieben hatte, wagte ich, mein Debüt wieder zu lesen. Endlich spürte ich die Bereitschaft, ihn als Teil von mir anzunehmen, auch wenn er nicht ich ist ... Ich konnte meine wilde und gebeutelte Heldin ins Herz schließen und Mitgefühl für sie empfinden. Als ich begann, den Roman für Sie, mein treues deutsches Publikum, vorzubereiten, spürte ich, dass es nötig war, ihm ebenjene mütterliche Zuwendung zukommen zu lassen, die ich ihm vor dreißig Jahren nicht hatte geben können. Ich tauchte noch einmal in seine Welt ein und versuchte, auf dem Zeitstrahl zurückzukehren und der jungen Autorin, die ich damals war, die Hand zu reichen.“ Zeruya Shalev
Leseprobe zu „Nicht ich“
Genau sieben Monate nachdem ich der Liebe meines Lebens begegnet war, gingen wir, mein Mann und ich, uns heilen lassen. Der Heiler war ein Greis mit zitternden Fingern und einem depressiven Mund. Hättet Ihr uns drei so gesehen, Ihr hättet gedacht, wir seien gekommen, um ihn zu heilen. Wir trugen saubere schwarze Hemden, was unsere weißen und mutigen Gesichter betonte. Wir waren weiß vor Problemen, er blau vor Hoffnung. Heraus kam bei dieser Mischung ein süßlich helles Himmelblau. Sonst nichts. Hellblaue Vorhänge, ein hellblauer Langhaarteppich, [...]
Genau sieben Monate nachdem ich der Liebe meines Lebens begegnet war, gingen wir, mein Mann und ich, uns heilen lassen. Der Heiler war ein Greis mit zitternden Fingern und einem depressiven Mund. Hättet Ihr uns drei so gesehen, Ihr hättet gedacht, wir seien gekommen, um ihn zu heilen. Wir trugen saubere schwarze Hemden, was unsere weißen und mutigen Gesichter betonte. Wir waren weiß vor Problemen, er blau vor Hoffnung. Heraus kam bei dieser Mischung ein süßlich helles Himmelblau. Sonst nichts. Hellblaue Vorhänge, ein hellblauer Langhaarteppich, hellblaue Kissen. Alles, was ein Mensch durch einen einzigen Fehler verlieren kann. Am Rand saß schweigend ein weiterer glatzköpfiger Mann und schrieb auf hellblauem Papier eine ziemliche Latte zusammen. Ich sagte: „Wie kann das sein? Wie viele Probleme können zwei Menschen denn haben?“
Der Heiler nahm einen Schluck Wasser und schüttete sich das ganze Glas über die Hose. Er schrumpfte vor Scham. Sofort stand mein Mann auf und trocknete ihn ab. Danach gab er ihm löffelweise zu trinken. Ich sagte: „Woher nähme ich das Recht, ihm ein Kind zu verweigern?“ Viele Möglichkeiten gab es also nicht. Ich saß da, die ganze Situation war absolut unglaublich. Unten auf der Straße stand jemand, der billig Kreisel verkaufte. Er rief: „Die Preise kreiseln und drehn sich wie verrückt! Die Welt ist aus den Fugen, das ganze Haus steht Kopf!“
Die Operation, die sie vorschlugen, war absolut unzumutbar. War sie wirklich notwendig? Mein Mann und der Heiler beobachteten mich neugierig. Der Heiler setzte sich auf den weichen Schoß meines Mannes und strahlte vor Glück. Er sagte: „Schauen Sie, einen defekten Kopf muss man operieren. Einen Kopf, der in Ordnung ist, muss man nicht operieren.“ Er holte einen riesigen Spiegel aus der Schublade und stellte ihn vor mich hin: „Entscheiden Sie, ob Ihr Kopf in Ordnung ist oder defekt.“
Der Spiegel blendete mich, ich konnte nichts sehen. Ich schaute zu meinem Mann. Schon sieben Jahre und sieben Monate traf er alle Entscheidungen für mich. „Was meinst du?“, fragte ich ihn, und er lächelte brutal. „Eine Frau, die sich von mir trennt, verzichtet auch darauf, meine Meinung zu hören.“ Ich schaute zu dem Heiler. Er meinte: „Ich würde Ihnen gerne helfen, aber ich bin vor Alter blind.“ Ich ging hinunter auf die Straße und rief den Kreiselverkäufer. Der sagte: „Tut mir leid, aber alles, was nicht die Form eines Kreisels hat, sieht für mich defekt aus. Kommen Sie, ich kleb Ihnen einen Kreisel an den Kopf; das löst alle Ihre Probleme.“
Im Kindergarten des Mädchens sangen sie bereits Chanukkalieder, aber geregnet hatte es noch nicht, und es war heiß. Im Radio sprach man von den Gefahren, die bei Chamsin-Wind von brennenden Kerzen ausgingen, und empfahl, die Chanukkaleuchter auf Eiswürfel zu stellen. Die Kreisel aus Blei zerschmolzen den Kindern in den Händen. Wenn Ihr auf der Straße ein Kind mit verbundenen Händen saht, wusstet Ihr gleich, warum. Man sah kaum noch Kinder ohne Verband. Deshalb streckte mein Mann plötzlich den Kopf aus dem Fenster und rief herunter: „Dass du es nicht wagst, bei dem einen Kreisel zu kaufen.“
Ich entschuldigte mich eilig und ging zurück ins Zimmer des Heilers. Ich sah, der Mann am Rand hatte schon lange Zahlenreihen geschrieben. Mein Mann wiegte den Heiler in seinen Armen. Er sagte zu ihm: „Schon immer wollte ich stillen, und noch mehr wollte ich Kinder kriegen.“ Der Heiler kicherte genüsslich. Er versprach: „Das können wir heute alles lösen.“
Als wir bei ihm rausgingen, war mein Mann schwanger und ich ohne Gebärmutter. „Es gab keine andere Wahl“, hatte der Heiler sich entschuldigt. „Solange Sie noch verheiratet sind, sind Sie eine Einheit. Was ich ihm gegeben habe, musste ich bei Ihnen wegnehmen.“ Ich sagte zu meinem Mann: „Konntest du damit nicht warten, bis wir geschiedene Leute sind? Ausgerechnet meine Gebärmutter wolltest du haben?“ Sein Bauch schwoll schon an. Nacheinander sprangen die Knöpfe seines Hemdes ab.
„Na schön.“ Ich gab klein bei. „Ich geb dir auch meine Umstandskleider, die brauchst du jetzt nötiger als ich.“ Auf einen Schlag war meine Wut vorüber, sie schlug sogar um, in Mitleid. Keiner außer mir wusste es, aber in meiner Gebärmutter lag schon ein kleines, bösartiges Geschwulst. Nun bekam mein Mann von mir als Scheidungsgeschenk die Gebärmutter und dazu gleich noch das Geschwulst.
Als wir runtergingen, sahen wir den Kreiselverkäufer weinend vor einer Pfütze aus kochendem Brei sitzen. „Alle Kreisel sind auf einen Schlag geschmolzen“, jammerte er, „ich steh da und rufe noch: ›Die Welt ist aus den Fugen, das ganze Haus steht Kopf!‹, und indessen zerschmilzt mir das eigene Haus vor den Augen. Was mach ich denn jetzt?“
„Sehen Sie, mein Freund“, sagte mein Mann zu dem Kreiselverkäufer, in seinen schwarzen Augen glänzte religiöser Eifer, „dort oben wohnt der Heiler, der löst alle Ihre Probleme. Gehn Sie zu ihm hoch, er wird schon wissen, welche Operation die richtige für Sie ist.“ – „Eine Operation?!“, schrie der Kreiselverkäufer. „Mir schmilzt das Haus weg! Was für eine Operation kann da noch helfen?“
Genau darauf hatte mein Mann gewartet. „Die Operation“, erklärte er geduldig, „wird Ihnen helfen, das Haus in Ihnen selbst zu finden. Er wird Ihnen ein Haus einpflanzen, dann brauchen Sie keine Häuser mehr aus gegossenem Blei.“
Das geschah, nur einen Monat bevor das Mädchen in Gefangenschaft geriet. Mein Mann war davon überzeugt, ich hätte sie ihnen ausgeliefert, aber es gibt drei Zeugen, die unter Eid aussagen können, dass sie entführt wurde. Die haben gesehen, wie die Soldaten sie in ihrem Tanzröckchen vom Spielplatz wegholten und über die Grenze brachten. Bei ihren Verhören sagte das Mädchen: „Ich habe keinen Vater, ich habe keine Mutter, ich habe keinen Bruder, ich habe keine Schwester“, doch sie glaubten ihr nicht.
Ihr könnt es glauben oder nicht, Hauptsache, endlich war etwas passiert. So hatte es nicht mehr weitergehen können. Ich hatte schon seit Jahren einen deprimierenden Tageslauf. Mein Mann wunderte sich, dass ich morgens nicht aufstand, und ich antwortete ihm: „Dich möcht ich sehen, wie du mit einem so deprimierenden Tageslauf morgens aus dem Bett kommst.“ Also weckte er das Mädchen immer, zog ihr ein geblümtes Kleidchen an, putzte ihr die Zähne und fütterte sie mit Haferbrei, flocht ihr zwei Zöpfe und setzte ihr den kleinen Rucksack auf. So, mit den zwei Zöpfen und der Tasche auf dem Rücken, kam sie sich bei mir verabschieden.
Ein Mädchen, um das du dich nicht kümmerst, sagte ich mir, wirst du nicht lieben. Ein Mädchen, dem nicht du die Zöpfe geflochten hast, ist nicht deine Tochter. Wie Besuch, der nur kurz hereinschaut, kam sie in mein Zimmer, gab mir einen kleinen Kuss und sagte: „Steh endlich auf.“ Ich musste mich schützen. Ich wusste nicht, wozu sie noch fähig war. Es heißt, die harmlosesten Gesichter verbergen die entsetzlichsten Gedanken, und sie, sie hatte das argloseste Gesicht, das man sich vorstellen kann.
Sie war eine Puppe, die man verzaubert hatte, sodass sie plötzlich zu atmen begann. Ich wusste nicht, wie lang ihr Motor laufen würde. Manchmal, wenn sie nachts aufwachte und weinte, sagte ich zu meinem Mann: „Schalt sie endlich aus. Wie lang soll das noch so gehen?“ Schockiert sah er mich an und nahm sie in den Arm. Ich wusste, er würde sie entführen und bei der ersten Gelegenheit in ein Flugzeug setzen. In einem Puppenkarton wäre niemand draufgekommen, dass sie lebt. Als Geschenk war sie makellos, aber mir war klar, sie wusste zu viel.
Was hätte ich dann machen sollen? Jahre auf einen Anruf von ihm warten, dass er mir sagt: „Heut sind wir in Uruguay, morgen in Paraguay“, und das Mädchen mich mit fremdem Akzent ermahnt: „Steh endlich auf“? Dieses Leben ist nichts für mich. Jeder, der mich kennt, sagt mir: „Also du, du musst ja auf einem Fluss treiben und brauchst jemanden, der dir mit dem Fächer die Fliegen verjagt.“
Am Tag, an dem mein Mann auszog, rief ich ihn in seiner neuen Wohnung an und sagte: „Du hast hier eine Socke vergessen.“ Er fragte: „Welche Socke?“ Ich sagte: „Die weiße mit dem Loch.“ Er sagte: „Wirf sie weg.“ Ich sagte: „Einfach so wegwerfen? Jahre hast du auf ihr rumgetrampelt, und jetzt willst du sie wegwerfen?“ Er sagte: „Jahre hast du auf mir rumgetrampelt, und jetzt wirfst du mich weg?“ Ich sagte: „Ach, endlich höre ich mal was Interessantes von dir.“ Wir lachten freundschaftlich.
Ich wünschte ihm viel Erfolg bei der Geburt und alldem. „Wenn du einen Rat brauchst, ruf an. Ein Glück, dass du bei meiner Entbindung dabei warst, so weißt du mehr oder weniger, wie es geht.“ Er sagte: „Alles, was ich von deiner Entbindung noch weiß, ist, dass du dich in den Geburtshelfer verliebt hast und dich dann nichts anderes mehr interessiert hat.“ Ich sagte zu ihm: „Wieder hast du recht. Auch ich kann mich an nichts anderes erinnern.“ „Was machen wir dann?“, fragte er. „Geh in einen Geburtsvorbereitungskurs wie alle andern auch.“
Eine Stunde später rief er an: „Solltest du die zweite Socke noch finden, nehm ich sie vielleicht doch. Jetzt, mit dem Unterhalt und so, bleibt mir kein Geld für Socken.“ Ich sagte zu ihm: „Die andere Socke haben wir vor sieben Jahren und sieben Monaten verloren, erinnerst du dich nicht?“
Er wechselte das Thema. „Vielleicht sollten wir dem Mädchen ein Paket von uns beiden in die Gefangenschaft schicken, damit sie nicht erfährt, dass wir uns haben scheiden lassen?“ Ich sagte: „Du Idiot, sie behauptet bei den Verhören doch, sie hätte keine Eltern, und dann bekommt sie von ihnen plötzlich ein Paket?“ „Dann schreiben wir, es sei von ihrem Bruder und ihrer Schwester.“ Ich sagte: „Du Idiot, sie sagt auch, sie habe keine Geschwister.“
Da ich ohnehin am Telefon saß, rief ich den Ex-Liebhaber an. Er meldete sich mit knarzender Stimme. Ich sagte zu ihm: „Ich glaube, du hattest den stehendsten und längsten Schwanz, den ich je gesehen habe, und jetzt höre ich, dass ausgerechnet er schon bald begraben werden soll. Wie das?“
„Du hast recht. Die Ärzte prophezeien mir eine Lebenserwartung von sieben bis zehn Tagen.“ Ich sagte: „Ich spreche von ihm, nicht von dir. Ich gehe davon aus, dass mit jedem Mann, der stirbt, auch ein Schwanz aus der Welt verschwindet, aber in deinem Fall ist das besonders betrüblich.“
„Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Mein Schwanz war nur wegen meiner Krankheit so groß. Wegen des Fiebers hatte ich dauernd diesen Ständer. Frag nicht, das war ein Albtraum.“
„Einige haben das bestimmt sehr genossen“, sagte ich und grinste vor mich hin, „zum Beispiel deine französische Konkubine. Apropos, wie geht es ihr denn?“
„Frag nicht“, sagte er zerknirscht, „die Ärzte vermuten, dass ich sie angesteckt habe. Jetzt liegt ihre Fotze in der kalten Erde, und glaub mir, das betrübt mich sehr.“
„Kann ich mir denken. Dann ist sie mir also auch diesmal zuvorgekommen, diese französische Hure! So wie sie auch immer vor mir in dein Bett kroch, um ihn zu bekommen.“
„Ich wollte dir wirklich sagen, du solltest dich testen lassen“, sagt er, „ich entschuldige mich, falls ich dir da etwas angehängt haben sollte, aber was kann man machen. Man lebt nur einmal.“
„Und auch das nur mit Mühe“, sage ich, „vielleicht willst du heut Abend mit mir feiern?“
„Was denn?“, fragt er erstaunt.
„Meine Scheidung, den Tod der französischen Konkubine, deinen nahenden Tod, die Schwangerschaft meines Ex-Mannes. Und heute früh sind mir zudem auf einen Schlag alle Haare ausgefallen. Hattest du je einen besseren Grund zum Feiern? Lass uns mit einem Glas Flüssignahrung anstoßen, ich habe ja gehört, kauen kannst du nicht mehr. Lass uns von den schönen Zeiten reden, als mich nichts außer deinem Schwanz interessierte und dich nichts außer der französischen Konkubine.“
„Tut mir leid“, sagt er, „ich hab nicht die Kraft für so viel Feiern. Ruf in zehn Tagen noch mal an.“ Er legt auf.
Zehn Tage später rief ich ihn an. Seine Stimme war kaum noch zu hören. Ich sagte: „Du brauchst dich nicht anzustrengen, diesmal rede ich. Schuld an allem sind du und mein Vater. In dieser Reihenfolge. Er hat früher angefangen, aber du hast mir den entscheidenden Schlag verpasst. Er hat wenigstens Ausreden, ich weiß nicht genau, welche, aber das werd ich bald erfahren. Beim Prozess. Ich habe gehört, er hat eine ganze Batterie von Anwälten angeheuert. Hörst du? Eine ganze Batterie von Anwälten beschäftigt sich mit diesem Fall! Und was wirst du tun?“
„Ich werde umschwirrt von meinen Dienstengeln erscheinen“, flüstert er.
„Dienstengel?!“ Ich spucke das Wort in den Telefonhörer. „Noch nicht einmal die Engel der Zerstörung wagen sich in deine Nähe! Kein anderer Mann hat mich so angeekelt wie du. Alle Kleider, die du berührt hast, hab ich verbrannt. Nur die Stellen an mir, die du berührt hast, hab ich mich nicht getraut zu verbrennen.“
„Ich hab es schon immer gewusst, du bist nicht mutig genug“, röchelt er. „Nimm zum Beispiel die französische Konkubine. Am Tag, als sie erfuhr, dass ich krank bin, hat sie sich zusammen mit ihren Kindern angezündet. Sie sagte: ›Die Welt ist ohne seinen Schwanz nicht lebenswert.‹ So etwas hätte ich auch von dir erwartet.“
„Dann ist es höchste Zeit, dass du deine Erwartungen runterschraubst. Aber da wir ihn nun schon wieder erwähnen und du ja auch noch am Leben bist – was hältst du davon, dass ich ihn noch mal besuche? Nur einen kurzen Abschiedsbesuch. Du musst dich nicht verausgaben.“
„Bitte“, sagt er, „nur beeil dich, das ist mein letzter Tag. Weißt du noch, wo du ihn findest?“
An ebendiesem Tag hatte ich aufgehört zu laufen. Meine Beine waren schwach, mein Körper war schwer. Ich rief den Geliebten an und flehte ihn an: „Bitte, fahr mich zum Haus des Ex-Liebhabers.“ Der Geliebte gähnte. Auch diesmal weckte ich ihn aus tiefem Schlaf. Am Tag, an dem mein Mann schwanger wurde, war der Geliebte eingeschlafen und war sieben Tage lang nicht wach zu kriegen. In der zweiten Woche betrug die längste Zeit, die er wach bleiben konnte, genau eine viertel Stunde.
„Wie sollen wir das alles in einer viertel Stunde schaffen?“, fragte er verschlafen. „Beeil dich“, sagte ich, „dann bist du in fünf Minuten bei mir. Du trägst mich ins Auto, denn ich kann nicht mehr gehen. Wenn du schnell fährst, sind wir in fünf Minuten beim Haus des Ex-Liebhabers. So schaffen wir alles in einer viertel Stunde.“
„Aber wie komm ich zurück in mein Zimmer?“, fragte der Geliebte verzweifelt. „Wo ich doch genau nach einer viertel Stunde wieder einschlafe.“
„Dann schläfst du eben im Auto“, antwortete ich ungeduldig, „und wenn ich mein Ding mit dem Ex-Liebhaber fertig habe, weck ich dich.“
Der Geliebte ist zu müde, um eifersüchtig zu sein. Früher war beim Namen des Ex-Liebhabers sein ganzer Körper zusammengezuckt. Jetzt höre ich, wie er sich streckt und seufzt: „Ich bin gleich da. Sei dann fertig.“
In allem Schlechten steckt auch etwas Gutes. Seit mir die Haare ausgefallen sind, bin ich immer rechtzeitig bereit. Früher ging bei mir der ganze Morgen mit Frisieren drauf. So einen Pferdeschwanz oder einen andern oder flechten, und wenn, wie? Oder doch lieber nicht? Jetzt zieh ich mir die Strickmütze über die Glatze, binde den Kittel mit einem Gürtel enger und bin fertig.
Der Geliebte kam angerannt und trug mich auf Händen. Ich wusste, er würde es mir nicht verweigern. Der Geliebte hat mir noch nie etwas verweigert, und deshalb verweigerte ich mich ihm. Während er fuhr, streichelte ich seine Wimpern und schaute auf die Uhr. In drei Minuten würde er einschlafen. Und wir waren noch weit vom Haus des Ex-Liebhabers entfernt. An welcher Kreuzung würde ihn wohl der Schlaf übermannen? An der Kreuzung, an der wir uns immer verabredet haben, oder an der, wo wir uns immer verabschiedeten? An der Kreuzung, an der wir immer über die Vergangenheit redeten, oder an der, wo wir über die Zukunft sprachen?
Ich sah, wie er seinen schönen Kopf resigniert hin- und herwiegte und immer und immer schneller fuhr. Ich versuchte, seine Augenlider festzuhalten, aber genau eine viertel Stunde nachdem mein Anruf ihn geweckt hatte, blinkte er, fuhr rechts ran, legte den Kopf aufs Steuer und schlief ein. Der Geliebte, Hoffnung all meiner Hoffnungen, Grund aller Gründe, liegt blind, taub und stumm hier neben mir, zu nichts mehr nütze, auch nicht mehr schädlich, nicht lebendig, nicht tot, betrügt nicht und ist nicht treu, nicht Liebhaber, nicht Ehemann.
„Immer haben wir davon geträumt, zusammen zu schlafen“, flüstere ich in ein schlaffes Ohr, „weißt du noch, wie du mich gegen Morgen nach Hause gefahren hast? Wie schwer es uns fiel, uns, wenn auch nur für ein paar Stunden, zu trennen, und wie wir alles dafür gegeben hätten, zusammen zu schlafen? Da, jetzt hast du es“, füge ich zornig hinzu, „ich habe dir immer gesagt: Alle Träume werden irgendwann wahr!“ Ich schiebe die Sitzlehne nach hinten, binde mir den Kittel fester und schlafe ein.
Während ich schlief, wuchs meine Wut. Als ich aufwachte, war das kleine Auto für sie zu klein. Ich öffnete dem nächtigen, staubigen Wind das Fenster und brüllte dem Geliebten ins Ohr: „Du Schlappschwanz! Du leere Null! Du impotenter Sack! Schlafen wolltest du mit mir, heiraten wolltest du mich, ein Kind mit mir machen! Du hast mich von meinem Mann weggebracht. Hast mich gezwungen, das Mädchen auszuliefern; sogar auf meine Gebärmutter hab ich verzichtet, um die Scheidung zu kriegen, und jetzt? Jetzt schläfst du einfach! Ich bin eine zerstörte Frau, die nie mehr heiraten kann, ich bin Witwe, ich bin geschieden, ich hab ein Kind verloren, und du, du schläfst!“
Der glühende Wind brachte ein Gefühl von Mittag mit sich, aber es war schon Nacht. Aus den Reihenhäusern drang der Geruch von Mittagessen, aber es war das Nachtessen. Oder hat sich mit der Operation doch etwas verändert, und ich verstehe die einfachsten Dinge nicht mehr: Nachts ist es dunkel, tagsüber hell. Im Sommer ist es warm, im Winter kalt.
Ich trete kräftig gegen das Knie des Geliebten. Es hüpft, aber er wacht nicht auf. „Sag mal“, brülle ich in sein Ohr, „jetzt wolln wir mal sehn, wie klug du bist. Mittagessen isst man mittags und Abendessen abends, oder täusch ich mich da? Antworte mir, verdammt noch mal!“ Ich schreie wieder, versuche es mit einem kräftigeren Tritt in die Eier: „Wenn man sich liebt, heiratet man, wenn man sich hasst, lässt man sich scheiden, oder täusch ich mich da?“
Der Geliebte stöhnt für einen Moment, schläft aber weiter. Tief. „Erlaube mir, deine rosa Träume etwas zu erschüttern“, versuche ich es süßlich, „denn wenn ich mich nicht irre, ist es jetzt schon Nacht. Um genau zu sein, ist es die letzte Nacht des Ex-Liebhabers, und wenn auf die Angaben der Ärzte Verlass ist, bleiben ihm, wenns hoch kommt, noch zwei Stunden. Falls es dich nicht stört, würde ich mich gern angemessen von dem verabschieden, was ihm da zwischen den Beinen gewachsen ist, denn so was, bei allem Respekt, werd ich nicht noch mal sehen. Könntest du also vielleicht deine letzten Kräfte zusammennehmen und mir noch ein paar Minuten deiner kostbaren Wachheit schenken?“
Männer mögen es anscheinend lieber, wenn man sie bezirzt, und letztlich ist der Geliebte eben ein Mann. Er schlägt die Augen auf, tastet nach seinen schmerzenden Eiern. Ohne ein Wort fährt er los. Schon seit Monaten versucht er, mich zu überzeugen, dass ich mich auf ihn verlassen kann, und jetzt bereue ich es, dass ich ihm immer noch nicht traue. Er ist so was von verantwortungsvoll, der Geliebte. Ohne ein Wort fährt er mit geschlossenen Augen direkt zum Parkplatz neben dem Haus des Ex-Liebhabers, und sofort sinkt sein Kopf wieder aufs Steuer, und er schläft wieder ein. Erst als ich aus dem Wagen steige, frag ich mich, woher er wusste, wo der Ex-Liebhaber wohnt. Er hat nicht nach der Adresse gefragt, nicht, ob rechts oder links. Ohne Zögern ist er gefahren, als wäre er mindestens schon hundertmal dort gewesen. Er parkte sogar auf dem weiß markierten Platz, auf dem mit riesigen Buchstaben „Nur für Hausbewohner“ stand.
Die Frau des Ex-Liebhabers öffnete mir die Tür, noch bevor ich klingelte. „Woher wissen Sie, dass ich hier bin?“, wunderte ich mich.
„Der Geliebte hat angerufen und gesagt, Sie seien schon unterwegs“, erklärte sie, „kommen Sie rein.“
„Woher kennen Sie den Geliebten?“, frage ich erschrocken, während ich mich vorsichtig umschaue. „Ich wusste nicht, dass Sie den Geliebten kennen!“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn gut kenne“, beruhigt sie mich, „ich kenne ihn ungefähr so, wie Ihre Mutter Sie kennt. Kennt Ihre Mutter Sie gut?“
Ich mache ihr ein Kompliment: „Eine ausgezeichnete Frage. Meine Mutter vergisst immer meinen Namen. Manchmal nennt sie mich Varda und manchmal Galia. Einmal hab ich sie auf der Straße getroffen, da sagte sie: ›Verzeihen Sie die Frage, aber woher kennen wir uns?‹“
Unser nettes Gespräch könnte ich stundenlang weiterführen, doch dann fällt mir ein, mit ihr kann ich mich auch nach dem Tod des Ex-Liebhabers noch unterhalten, und der liegt jetzt vermutlich in den letzten Zügen. Für einen Augenblick fürchte ich, dass ich bereits zu spät komme. Um nicht so plump zu fragen, taste ich mich vorsichtig heran: „Sagen Sie, wenn ich Ihnen ein Formular gäbe, was würden Sie da unter Familienstand eintragen? Verheiratet oder verwitwet?“
Sie bricht in ein Lachen aus, das ihren Mäusekörper schüttelt: „Ich bin noch verheiratet“, stößt sie hervor, „aber mein Mann ist gerade etwas beschäftigt.“
„Beschäftigt? Schreibt er sein Testament oder etwas in der Art?“
„Er ist nun wirklich nicht der Typ, der ein Testament schreiben würde. Das ganze Erbe geht an mich und unseren Sohn. Da braucht man kein Testament. Jetzt sagen Sie mir bitte nicht, Sie hätten gehofft, etwas abzukriegen.“
„Ich hab schon genug von ihm abgekriegt.“ Ich nehme kurz die Mütze vom Kopf, damit sie versteht, wovon ich rede. „Aber ich wusste nicht, dass Sie beide einen Sohn haben. Ich dachte, Sie seien kinderlos, so wie ein vertrockneter Baum.“
„Warum bleiben Sie bei der Tür stehen?“ Plötzlich gewinnt sie ihre Fassung zurück. „Kommen Sie, warten Sie hier mit mir, bis er fertig ist. Er wollte noch ein letztes Mal vor seinem Tod ficken, deshalb hab ich ihm seine Konkubine hergeholt. Ich habe den Eindruck, sie sind bald so weit.“
„Die französische Konkubine? Ich dachte, die liegt schon tief unter der Erde.“
„Dann ist es vielleicht ihre Tochter“, sie zuckt mit den Schultern, „oder ihre Mutter. Ich schau da nicht so genau hin. Ich hoffe, es verletzt Sie nicht, dass er nicht Sie eingeladen hat.“
„Das betrifft mich schon nicht mehr“, erkläre ich eilig, „ich hab sowieso eine Operation hinter mir und für die nächsten zwanzig Jahre Kontaktverbot.“
„So schlimm?“, fragt sie sichtlich schockiert. „Was machen Sie denn dann jetzt?“
„Im Bett liegen und meine Memoiren schreiben. Was kann man sonst noch tun?“ Das Gespräch ermüdet mich. Ich schaue nervös auf die geschlossene Schlafzimmertür. Nach meiner Erfahrung kann das noch Stunden dauern.
Sie versteht meinen Blick. „Die sind nicht dort. Die sind hier, im Wohnzimmer. Setzen Sie sich doch. Möchten Sie etwas trinken?“
Ich setzte mich mit einem Glas Mineralwasser in der Hand auf einen breiten geblümten Sessel, gegenüber dem Ex-Liebhaber und der französischen Konkubine. Ihre Schweinereien flüstern sie auf Französisch, deshalb versteh ich nicht viel. Und was ich sehe, regt mich nicht auf. Berührt mich nicht. Rein raus rein raus, was ist dabei. Ich hab mich immer gefragt, warum die Leute darum so ein Tamtam machen.
Angenommen, ich würde meinen Finger in ein Glas Mineralwasser stecken, rein raus rein raus, würde sich irgendwer darüber echauffieren? Allenfalls das Mädchen. Sie hat gerne mit Wasser gespielt, alles Flüssige hat sie begeistert. Sie warf auch gerne Sachen aus dem Bett, damit ich sie wieder aufhebe. Jede Tätigkeit, die sich wiederholte, faszinierte sie. Runterwerfen aufheben. Schmutzig machen sauber machen. Auf- und zumachen. Wenn sie bei mir wäre, würde sie sich vielleicht dafür begeistern. Ich aber stoße einen Seufzer aus und gieße das Glas Mineralwasser über den faltigen Arsch des Ex-Liebhabers.
„Bist du verrückt?“ Er springt auf. „Davon kann ich mir eine Lungenentzündung holen. Das wäre mein Ende!“ Langsam kommt der Schwanz raus, aber ich habe den Eindruck, dass der Löwenanteil, wie man so sagt, noch drin ist. Hypnotisiert beobachte ich, wie er ihn rausholt und rausholt, und noch immer steckt der Löwenanteil drin. Als die Frau unter ihm laut stöhnt, steh ich auf.
„Tut mir leid“, sage ich geradezu förmlich, „es handelt sich wohl um ein kleines Missverständnis. In meiner Naivität dachte ich, deine letzte Stunde habe geschlagen; aber wenn du dich noch vor Lungenentzündungen fürchtest, lieg ich wohl falsch. Ich liege ja meistens falsch, deshalb überrascht es mich nicht. Du jedenfalls interessierst mich schon lang nicht mehr, und wenn du mich zu deinen Lebzeiten nicht interessiert hast, dann interessierst du mich bestimmt nicht, wenn du tot bist. Letztlich sterben alle gleich, nur leben tun sie ein bisschen verschieden. Ich gebe zu, ich habe noch ein gewisses Sentiment für ein spezifisches Glied von dir, und dem wollte ich zum Abschied einen kleinen Kuss geben, aber das eilt nicht, wenn es mit deinem Tod nicht eilt.“
Jetzt zieht er ihn ganz aus ihr raus, und ich sehe, so etwas würde ich nie im Leben in den Mund nehmen, sogar ich nicht, und ich hab schon verdammt viel Scheiße gefressen. Wie aus einem abgehackten Stamm stehen Auswüchse von ihm ab, und jeder bewegt sich in eine andere Richtung.
„Bitte sehr“, sagt er herrisch, „nichts gegen einen kleinen Kuss von dir, aber unter einer Bedingung – den Geruch von ihr wasch ich mir jetzt nicht ab. Mir ist es wichtig, mit ihrem Geruch zu sterben.“
„Du besitzt die Frechheit, mir noch Bedingungen zu stellen“, schimpfe ich, „nie im Leben werd ich etwas so Ekelhaftes auch nur berühren. Chapeau, Gott, der es so eingerichtet hat, dass es dich gerade an dieser Stelle erwischt. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin nicht gekommen, mich von dir zu verabschieden. Ich wollte ein bisschen an deiner Leiche tanzen, aber ich bin wohl zu früh gekommen, und jetzt kann ich nicht länger warten. Vielleicht kann man es ja so zusammenfassen: Ich war doch deine heilige Kuh, und du hast mich geschlachtet.“
„Meine heilige Kuh? Übertreibst du’s da nicht ein bisschen?“
„Ich übertreibe immer. Mit der Liebe zu dir hab ich es übertrieben, und ich übertreibe es mit dem Hass auf dich, mit dem Verlangen nach dir und dem Ekel vor dir, und jetzt übertreib ich es mit dieser Erwartung, dass du endlich stirbst. Bis ich es nicht mit eigenen Augen sehe, werd ich es nicht glauben.“
Er schaut auf die Uhr. „Nur noch eine viertel Stunde, Ehrenwort. Diesmal enttäusch ich dich nicht.“
„Danke für das freundliche Angebot, ich geh jetzt lieber nach Hause“, verkünde ich entschieden. „Das Einzige, was mich in diesem Leben noch begeistert, ist die Ungewissheit. Wozu brauch ich die Gewissheit, dass du tot bist? Ich zieh es lieber noch ein paar Tage hin, warte auf den Anruf, überlege mir, ob ich anrufen soll, suche am Himmel nach Zeichen, frage Leute, lese Zeitung, das sind immerhin Beschäftigungen für eine ganze Woche.
Sie müssen es mir nicht mitteilen“, sage ich zu seiner Frau, „sollte ich es nicht mehr aushalten, ruf ich Sie an.“
Ihr Gesichtsausdruck bekommt etwas Mütterliches. „Kommen Sie, ich bringe Sie zur Tür, Galia“, sagt sie, aber ich bin draußen, noch bevor sie aufsteht.
„Zeruya Shalevs erster Roman ›Nicht ich‹ ist eines der kühnsten Werke der postmodernen israelischen Literatur. Man könnte ihn als die Urquelle ihrer gesamten Erzählkunst bezeichnen.“
„Shalevs Sprache (ist) durchtränkt von sanften biblischen Anspielungen.“
„Aber ohne (Liebe) werden wir eben auch nicht glücklich, das führt uns ›Nicht ich‹ so eindrücklich wie schmerzhaft vor Augen.“
„Aus heutiger Sicht liest Sich ›Nicht ich‹ wie eine künstlerische Verarbeitung des Terrorangriffs vom 7. Oktober. (…) Nun haben ihre Bilder von entführten Kindern, unterirdischen Tunneln und entstellten, traumatisierten Menschen eine neue Dringlichkeit. Die eines Realität gewordenen Albtraums.“
„›Nicht ich‹ ist ein wütender, ängstlicher, zerrissener Klagegesang einer Frau, die Mann und Kind verlassen hat und daran zerbricht.“
„Ein tiefes Abtauchen auch in eine weibliche Innenwelt.“
„›Nicht ich‹, Shalevs Debütroman, ist heute noch von bitterer Aktualität.“
„Zeruya Shalev entwirft ein surrealistisches Spiel über die Ängste einer Frau als Geliebte und Mutter.“
„Ihr vielleicht bestes Werk überhaupt“
„Bestürzend aktuell“
„Jetzt schrieb eine junge Autorin […] über Liebe und Sex, über kaputte Ehen und Mutterschaft, das Zerstören einer Welt, weil eine Frau leben wollte und fühlen, schrieb leidenschaftlich, atemlos, explizit und verstörend – in einer Sprache, die sie genauso aufbrach und zersplitterte, wie das Leben ihrer namenlosen Protagonistin.“
„Hier zeigt sich ein psychedelischer Liebesrausch, ein Gefühlschaos, aus dem in Zeruya Shalevs Werk eine altersweise Ordnung erwuchs.“
„Eine enorme erzählerische Kraft, ein messerscharfer Blick auf das emotionale Innenleben ihrer Heldinnen und eine schmerzhafte Ehrlichkeit.“
„Es ist ein eruptiver Monolog einer Frau, der eine Nahaufnahme aus dem tiefsten Inneren einer weiblichen Seele ist.“
„Zeruya Shalevs Debütroman ›Nicht ich‹ (…) ist von radikaler Wucht, ist reine Überwältigung. Dabei, und das ist die große Kunst, gleichermaßen trostlos wie komisch.“
„In ihrem Debüt-Roman ›Nicht ich‹, der 1993 in Israel einen Aufschrei der Empörung auslöste und jetzt erstmals auf Deutsch erscheint, haut ihre Protagonistin einen einzigen, wütenden, feministischen Monolog raus – so voller Intensität und Atemlosigkeit, dass einem beim Lesen fast die Spucke wegbleibt.“
„Absurd, lakonisch, düster und merkwürdig humorvoll ist das Buch die zeitgemäße Selbstbehauptung einer Frau in einer zunehmend verwirrenden Welt.“
„In ›Nicht ich‹ begegnet den Leserinnen und Lesern eine Autorin, die Zeruya Shalev auch hätte sein können. Aus dem Staub hat sie sich nicht gemacht, aber sie hat sich gewandelt.“
„Eine moderne Madame Bovary, bei der sich Vergangenheit, Gegenwart Zukunft, Realität und Illusion untrennbar miteinander verweben.“
„Shalev ist eine Meisterin darin, alle Windungen der Seele auszuleuchten. Das tut sie auch in ›Nicht ich‹, auf kompromisslos-radikale Weise.“
„So raffiniert und radikal hat Zeruya Shalev diesen Wahnsinn und die Zerrissenheit des Frauenlebens beschrieben.“
„Bildgewaltige, lyrische Sprache“
„Ein Roman voller Wucht. Großartig erzählt, wie ein Rausch, immer wieder surreal, voller offener Fragen.“
„Die Meisterin der in Sprache gegossenen Emotionen hat in ihren Romanen nie unmittelbar die fragile politische Sicherheitslage im Fokus. Aber immer ist sie spürbar und gegenwärtig im feingliedrig ausgestalteten Innenleben ihrer Figuren, in den verwundeten Seelen, den Traumata. Genau deshalb ist auch Zeruya Shalevs Erstlingswerk ein Buch, das damals wie heute erschütternd, beklemmend und herausfordernd ist.“
„Das Anliegen der Autorin, sich ihres Leids, des Mutterseins, Tochterseins, und Frauseins entledigen und neu finden zu wollen, wird schmerzlich spürbar und bleibt aktuell.“
„Frappierend zeitlos [...] ihr wichtigstes Buch“
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