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Nightfall – Geheime Begierde (Devil’s Night 4) Nightfall – Geheime Begierde (Devil’s Night 4) - eBook-Ausgabe

Penelope Douglas
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Roman

— Mit limitiertem Farbschnitt | Die sinnliche „Dark Romance“-Sensation von der TikTok-Lieblingsautorin des SPIEGEL-Bestsellers „Punk 57“ endlich auf Deutsch!
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€ 18,00 inkl. MwSt. Erscheint am: 04.04.2025 In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
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Nightfall – Geheime Begierde (Devil’s Night 4) — Inhalt

Versprechen, Verrat und Versuchung

Will Grayson war schon immer rücksichtslos, wild und hat sich nie an eine einzige Regel gehalten, außer genau das zu tun, was er wollte. Und genau deshalb ist er jetzt in Blackchurch. Ein abgelegenes Herrenhaus an einem geheimen Ort, an den die Reichen und Mächtigen ihre verhaltensauffälligen Söhne schicken, um sich vor neugierigen Blicken abzuschotten. Sie sind unter sich - bis plötzlich Emory dort auftaucht. Die einzige Person, die Will jemals geliebt hat. Und genau die, die damals für den Anfang vom Ende verantwortlich war …

Band 4 der „Devil's Night“-Reihe

€ 18,00 [D], € 18,50 [A]
Erscheint am 04.04.2025
Übersetzt von: Franzi Berg, Dorothee Witzemann
784 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-06664-8
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erscheint am 04.04.2025
Übersetzt von: Franzi Berg, Dorothee Witzemann
784 Seiten
EAN 978-3-492-66604-6
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Leseprobe zu „Nightfall – Geheime Begierde (Devil’s Night 4)“

KAPITEL 1
EMORY 

Gegenwart


Ganz leise hörte ich es.

Wasser. Als befände ich mich hinter einem Wasserfall, tief in einer Höhle.

Was zur Hölle ist das?

Ich blinzelte. Ich glaube, so tief hatte ich noch nie geschlafen. Gott, war ich müde.

Mein Kopf ruhte auf dem weichsten Kissen, das man sich vorstellen konnte, und als ich den Arm bewegte, streifte ich mit der Hand eine kühle, herrlich luxuriöse weiße Bettdecke.

Ich betastete mein Gesicht, meine Brille fehlte. Verwirrung breitete sich in mir aus, als ich sah, dass ich gemütlich in einem riesigen Bett eingekuschelt [...]

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KAPITEL 1
EMORY 

Gegenwart


Ganz leise hörte ich es.

Wasser. Als befände ich mich hinter einem Wasserfall, tief in einer Höhle.

Was zur Hölle ist das?

Ich blinzelte. Ich glaube, so tief hatte ich noch nie geschlafen. Gott, war ich müde.

Mein Kopf ruhte auf dem weichsten Kissen, das man sich vorstellen konnte, und als ich den Arm bewegte, streifte ich mit der Hand eine kühle, herrlich luxuriöse weiße Bettdecke.

Ich betastete mein Gesicht, meine Brille fehlte. Verwirrung breitete sich in mir aus, als ich sah, dass ich gemütlich in einem riesigen Bett eingekuschelt lag, in dem ich ungefähr so viel Platz einnahm wie ein einzelnes M&M in seiner Packung.

Das war nicht mein Bett.

Ich schaute mich in dem nobel eingerichteten Schlafzimmer um – Weiß, Gold, Kristall und überall Spiegel, prunkvoll in seiner Opulenz, wie ich es noch nie gesehen hatte –, und mein Atem wurde hektischer, ich bekam Angst.

Das hier war nicht mein Zimmer. Träumte ich?

Ich stemmte mich hoch, der Kopf tat mir weh, und ich war verspannt, als hätte ich eine ganze verdammte Woche lang geschlafen.

Als ich den Blick senkte, entdeckte ich meine Brille, die ordentlich zusammengeklappt auf dem Nachttisch lag. Ich setzte sie auf und machte zunächst einmal eine Inventur meines Körpers: Ich lag auf dem Bett, immer noch vollständig so bekleidet, wie ich mich morgens angezogen hatte – hautenge schwarze Hose und ein weißes Oberteil.

Vorausgesetzt natürlich, jetzt war noch heute.

Meine Schuhe fehlten, und ich spähte instinktiv über die Bettkante und sah meine Sneakers ordentlich nebeneinander auf einem schicken weißen Läufer mit goldener Borte stehen.

Mir brach der kalte Schweiß aus, als ich mich in dem fremden Schlafzimmer umschaute.

Was zur Hölle war hier los? Wo war ich?

Ich ließ mich vom Bett gleiten und stand auf wackligen Beinen auf.

Ich war in der Firma gewesen. Hatte an den Bauplänen fürs DeWitt-Museum gearbeitet. Byron und Elise hatten sich etwas zum Mittagessen bestellt, ich war lieber rausgegangen und – ich kniff mir in die Nasenwurzel, mein Herz pochte – und dann …

Uff, keine Ahnung. Was war passiert?

Vor mir entdeckte ich eine Tür und machte mir nicht mal die Mühe, mich im restlichen Raum umzuschauen oder nachzusehen, wohin die beiden anderen Türen führten. Ich schnappte mir meine Schuhe, wankte auf das zu, was ich für den Ausgang hielt, und kam in einen Flur, dessen Marmorboden sich unter meinen nackten Füßen schön kühl anfühlte.

Doch ich ging im Kopf immer noch die Liste durch.

Ich hatte nicht getrunken.

Ich hatte niemand Außergewöhnlichen gesehen.

Ich hatte keine seltsamen Anrufe oder Päckchen bekommen. Ich hatte nicht …

Ich versuchte, ein paarmal zu schlucken, und produzierte irgendwann endlich genug Speichel. Gott, hatte ich Durst. Und – ein stechender Schmerz fuhr mir in den Magen – Hunger auch. Wie lange war ich weg gewesen?

„Hallo?“, rief ich leise, bereute es aber sofort.

Falls ich kein Aneurysma oder selektive Amnesie hatte, war ich nicht freiwillig hier.

Aber falls ich entführt oder eingesperrt worden war, wäre dann nicht meine Tür verschlossen gewesen?

Galle brannte mir im Hals, in meinem Kopf spielten sich in verschiedenen Szenarien sämtliche Horrorfilme ab, die ich je gesehen hatte.

Bitte keine Kannibalen. Bitte keine Kannibalen.

„Hi“, sagte eine leise, zögernde Stimme.

Ich folgte dem Laut, spähte den Flur entlang, über das Geländer zur anderen Seite des Obergeschosses, wo sich ein weiterer Flur mit Zimmern befand. In einem dunklen Korridor versteckte sich eine Gestalt, die jetzt langsam herauskam.

„Wer ist da?“ Ich bewegte mich ein winziges Stück nach vorn, blinzelte gegen die Schläfrigkeit an, die noch immer schwer auf meinen Lidern lastete.

Es war ein Mann, glaubte ich. Anzughemd, kurze Haare.

„Taylor“, sagte er schließlich. „Taylor Dinescu.“

Dinescu? Wie die Dinescu Petroleum Corporation? Das war sicher nicht dieselbe Familie.

Ich leckte mir über die Lippen, schluckte noch mal. Ich brauchte wirklich dringend Wasser.

„Warum bin ich nicht in meinem Zimmer eingesperrt?“, fragte er mich und trat aus der Dunkelheit in das schwache Mondlicht, das durch die Fenster fiel.

Er neigte den Kopf zur Seite, seine Haare waren wirr, und ein Zipfel seines Hemds hing heraus. „Wir dürfen nicht in die Nähe der Frauen“, sagte er und klang dabei genauso verwirrt wie ich. „Gehörst du zum Doktor? Ist er hier?“

Wovon zur Hölle sprach er da? Wir dürfen nicht in die Nähe der Frauen. Hatte ich das richtig gehört? Er klang benebelt, als wäre er auf Drogen oder als wäre er die letzten fünfzehn Jahre in einer Zelle eingesperrt gewesen.

„Wo bin ich?“, wollte ich wissen.

Er machte einen Schritt auf mich zu und ich einen rückwärts, versuchte auf einem Bein hüpfend, mir die Schuhe anzuziehen.

Er schloss die Augen und atmete tief ein, während er sich stückweise näher heranschob. „O Gott“, keuchte er. „Das habe ich schon lange nicht mehr gerochen.“

Was gerochen?

Er öffnete die Augen. Sie waren strahlend blau, was unter seinen rötlich braunen Haaren noch besser zur Geltung kam.

„Wer bist du? Wo bin ich?“, fauchte ich ihn an.

Ich kannte diesen Kerl nicht.

Er schlängelte sich näher, beinahe animalisch in seinen Bewegungen, mit einem Raubtierblick, von dem mir die Härchen auf den Unterarmen zu Berge standen.

Und plötzlich sah er sehr wachsam aus. Fuck.

Ich schaute mich nach irgendeiner Waffe um.

„Die Orte wechseln“, sagte er, und ich machte für jeden Schritt, den er nach vorn trat, einen zurück. „Aber der Name bleibt gleich: Blackchurch.“

„Was ist das?“, fragte ich. „Wo sind wir? Bin ich noch in San Francisco?“

Er zuckte mit den Schultern. „Das kann ich nicht beantworten. Wir könnten in Sibirien sein oder zehn Meilen von Disneyland entfernt“, antwortete er. „Wir sind die Letzten, die das erfahren würden. Wir wissen nur, dass es abgelegen ist.“

„Wir?“

Wer war noch hier? Wo steckten sie?

Und wo zur Hölle war ich überhaupt? Was war Blackchurch? Irgendwie kam mir der Name bekannt vor, aber ich konnte gerade nicht klar denken.

Wie konnte es sein, dass er nicht wusste, wo er war? In welcher Stadt, in welchem Bundesstaat? Und in welchem Land überhaupt?

Mein Gott. Das Land. Ich war doch in Amerika, oder? Es konnte nicht anders sein.

Mir wurde schlecht.

Aber Wasser. Als ich aufgewacht war, hatte ich Wasser gehört. Ich spitzte die Ohren und hörte das dumpfe, gleichmäßige Dröhnen um uns herum. Befanden wir uns in der Nähe eines Wasserfalls?

„Und es ist niemand mit dir hier?“, fragte er, als könne er nicht glauben, dass ich wirklich hier stand. „Du dürftest nicht so dicht bei uns sein. Sie lassen die Frauen nie in unsere Nähe.“

„Was für Frauen?“

„Krankenschwestern, Putzfrauen, Belegschaft …“, sagte er. „Sie kommen einmal im Monat, um die Vorräte aufzufüllen, aber wir müssen in unseren Zimmern bleiben, bis sie wieder weg sind. Haben sie dich hier vergessen?“

Ich fletschte die Zähne, mein Geduldsfaden war kurz davor zu reißen. Von der Fragerei hatte ich definitiv genug.

Ich hatte keine Ahnung, wovon zum Teufel er da redete, und mein Herz hämmerte so sehr, dass es wehtat.

Sie lassen die Frauen nie in unsere Nähe.

Mein Gott, warum nicht? Ich bewegte mich rückwärts auf die Treppe zu, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, und begann hinunterzugehen, während er näher kam.

„Ich will das Telefon benutzen“, sagte ich. „Wo ist es?“

Er schüttelte nur den Kopf, und in mir breitete sich ein ganz ungutes Gefühl aus.

„Auch keine Computer“, teilte er mir mit.

Ich verfehlte eine Stufe und musste mich an der Wand festhalten. Als ich wieder hochschaute, war er da, sah grinsend auf mich herab.

„Nein, nein …“ Ich rutschte noch ein paar Stufen tiefer.

„Keine Sorge“, beruhigte er mich. „Ich wollte nur mal kurz schnüffeln. Den ersten Bissen wird er haben wollen.“

Er?

Am Fuß der Treppe sah ich einen Schirmständer. Schirme waren hübsch spitz. Das dürfte reichen.

„Wir bekommen hier keine Frauen rein.“ Er kam näher und näher. „Zumindest keine, die wir anfassen dürfen.“

Ich wich noch weiter zurück. Wenn ich versuchte, schnell an eine Waffe ranzukommen, würde er mich dann packen können? Würde er mich packen?

„Keine Frauen, keine Kommunikation mit der Außenwelt“, sprach er weiter. „Auch keine Drogen, Alkohol und Zigaretten.“

„Was ist Blackchurch?“, fragte ich.

„Ein Gefängnis.“

Ich sah mich um, sah den teuren Marmorboden, das Mobiliar und die Teppiche, die kunstvollen Goldornamente und Statuen.

„Nettes Gefängnis“, murmelte ich.

Was auch immer es jetzt war, es war eindeutig einmal jemandes Privathaus gewesen. Eine Villa oder … ein Schloss oder so.

„Es ist autark.“ Er seufzte. „Was glaubst du, wohin CEOs und Senatoren ihre Problemkinder wohl schicken, wenn sie sie loswerden müssen?“

„Senatoren …“ Ich verstummte, als irgendwo eine vage Erinnerung erwachte.

„Es gibt wichtige Leute, die nicht zulassen können, dass ihre Söhne – ihre Erben – in die Schlagzeilen geraten, weil sie ins Gefängnis müssen oder auf Entzug oder weil sie bei ihren schmutzigen Taten erwischt werden“, erklärte er. „Wenn wir zu einer Belastung werden, werden wir hierhergeschickt, um wieder runterzukommen. Manchmal monatelang.“ Er seufzte wieder. „Und manche von uns jahrelang.“

Söhne. Erben.

Dann traf es mich wie ein Blitz.

Blackchurch.

Nein.

Nein, er log ganz bestimmt. Ich hatte schon mal von diesem Ort gehört. Aber es war nur eine urbane Legende, mit der reiche Männer ihren Kids drohten, um sie auf Spur zu halten. Eine abgelegene Villa irgendwo, wohin man Söhne zur Strafe schickte, wo sie aber freie Hand hatten und einander völlig ausgeliefert waren. Es war wie bei Herr der Fliegen, nur mit Smokings.

Aber das gab es nicht wirklich. Nicht im echten Leben. Oder?

„Es gibt noch mehr?“, fragte ich. „Hier sind noch mehr von euch?“

Ein boshaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und mir drehte sich der Magen um.

„Oh, einige“, gurrte er. „Grayson und die Jagdgesellschaft kommen heute Abend wieder.“

Ich erstarrte, mir wurde schwindlig.

Nein, nein, nein …

Senatoren, hatte er gesagt.

Grayson.

Shit.

„Grayson?“, murmelte ich eher für mich selbst. „Will Grayson?“

Er war hier?

Doch Taylor Dinescu, Sohn des Besitzers der Dinescu Petroleum Corporation, wie ich jetzt wusste, ignorierte meine Frage. „Wir haben alles, was wir zum Überleben brauchen, aber wenn wir Fleisch wollen, müssen wir es jagen“, erklärte er.

Das taten Will – und die anderen – da gerade draußen. Fleisch besorgen.

Und ich wusste nicht, ob es mein Gesichtsausdruck war oder etwas anderes, aber Taylor fing zu lachen an. Ein gemeines Gackern, bei dem ich unwillkürlich die Fäuste ballte.

„Warum lachst du?“, knurrte ich.

„Weil niemand weiß, dass du hier bist, oder?“, höhnte er und klang dabei hocherfreut. „Und falls es jemand weiß, haben sie dich absichtlich hier zurückgelassen. Die nächste Lieferung kommt erst wieder in einem Monat.“

Ganz kurz schloss ich die Augen, es war klar, was er damit sagen wollte.

„Ein ganzer Monat“, sinnierte er.

Sein Blick wanderte an meinem Körper hinunter, und mir ging die volle Bedeutung meiner Lage auf.

Ich war hier mitten im Nirgendwo mit wer weiß wie vielen Männern, die schon wer weiß wie lange ohne irgendwas, was Spaß machte, und ohne Kontakt mit der Außenwelt hier lebten; und einer von ihnen hatte große Lust, mich zu quälen, falls er mich je wieder in die Finger bekam.

Und wenn man Taylor glauben konnte, bestand für mich die nächsten vier Wochen wenig Hoffnung auf Hilfe.

Jemand hatte sich große Mühe gegeben, mich hierherzubringen und dafür zu sorgen, dass meine Ankunft unentdeckt blieb. Gab es auf dem Anwesen wirklich keine Gefängniswärter? Security? Überwachung? Irgendwen, der die Gefangenen beaufsichtigte?

Ich knirschte mit den Zähnen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, aber ich musste es schnell tun.

Doch dann war von draußen plötzlich ein Bellen und Heulen zu hören, und ich hob den Blick abrupt wieder zu Taylor.

„Was ist das?“, fragte ich.

Wölfe? Die Laute kamen näher.

Er warf einen raschen Blick auf die Haustür hinter mir und sah dann wieder mich an. „Die Jagdgesellschaft“, antwortete er. „Anscheinend sind sie früher zurück.“

Die Jagdgesellschaft.

Will.

Und wer weiß wie viele andere Gefangene, die vielleicht genauso gruslig und bedrohlich waren wie dieser Typ …

Das Heulen war jetzt direkt vor dem Haus zu hören, und ich sah zu Taylor auf, konnte meine Atmung nicht beruhigen. Was würde passieren, wenn sie hereinkamen und mich sahen?

Aber er lächelte nur auf mich herab. „Bitte versuch, wegzulaufen“, sagte er. „Wir brauchen unbedingt mal wieder ein bisschen Spaß.“

Ich verlor jede Hoffnung. Das konnte nicht sein. Das konnte nicht sein.

Rückwärts bewegte ich mich die Treppe hinunter, ohne ihn aus den Augen zu lassen, und er folgte mir lauernd. Durch meine Adern rauschte flüssige Lava.

„Ich möchte mit Will reden“, verlangte ich.

Er wollte mir vielleicht wehtun, aber er würde es nicht tun. Oder?

Wenn ich einfach mit ihm reden könnte …

Doch Taylor lachte, seine blauen Augen funkelten vor Vergnügen. „Er kann dich nicht beschützen, Schätzchen.“ Und dann knarrte oben der Boden, und Taylor legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke hoch. „Aydin ist wach.“

Aydin. Wer?

Doch ich hatte keine Lust, weiter hier herumzuhängen und es herauszufinden. Ich wusste nicht, ob ich bei diesen Typen wirklich in Gefahr war, aber ich wusste, wenn ich weglief, war ich auf jeden Fall in Sicherheit.

Mit einem Satz sprang ich die restlichen Stufen hinunter und rannte in den hinteren Teil des Hauses. Gerade als ich in einem dunklen Flur verschwand, brüllte Taylor auf, und schon jetzt stand mir der kalte Schweiß auf der Stirn.

Das konnte nicht sein. Es musste eine Aufsicht geben. Ich weigerte mich zu glauben, dass Mommy und Daddy ihre Erben und ihr Vermögen ohne die Sicherheit hierherschickten, dass ihnen nichts passieren würde. Was, wenn jemand verletzt wurde? Oder schwer krank?

Das war ein … ein Witz. Ein sehr unpassender und teurer Streich. Es war fast Devil’s Night, und er ließ mich am Ende doch noch mitmachen.

Blackchurch war nicht echt. In der Highschool hatte Will nicht mal geglaubt, dass es diesen Ort gab.

Ich kam an Zimmern vorbei, manche mit einer Tür, andere mit zweien und wieder andere ganz ohne, bis sich der Flur in weitere Flure aufteilte, und ich wusste ums Verrecken nicht, wohin ich rannte. Ich rannte einfach.

Die Gummisohlen meiner Sneakers quietschten auf dem Marmorboden, und der muffige Geruch des alten Gebäudes kitzelte mich in der Nase.

Hier war alles kühl gehalten. Die Wände wechselten von cremefarben zu dunkelbraun oder schwarz, in manchen Bereichen faulten verblasste Tapeten an den Wänden, und die Decken waren kilometerhoch, schwere Vorhänge hingen vor Fenstern, die bestimmt fast zehnmal so hoch waren wie ich.

Doch die Lampen brannten und warfen einen düsteren Schein in jedes Büro, jedes Wohn- und Spielzimmer, an dem ich vorbeikam.

Ich bremste abrupt, bog den zweiten Gang rechts ab und rannte den Flur entlang, dankbar für die Stille, die mich aber auch gleichzeitig beunruhigte. Eben waren sie noch draußen gewesen. Jetzt mussten sie im Haus sein. Warum hörte ich nichts?

Scheiße.

Mit brennenden Muskeln und nach Atem ringend, stolperte ich in den letzten Raum am Ende des Flurs, rannte zum Fenster und schob es hoch. Kalte, klare Luft strömte herein und bauschte die Vorhänge. Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut, als ich den ausgedehnten grünen, in der Nacht beinahe schwarz aussehenden Wald draußen erkannte.

Hemlocktannen. Ich schaute hinaus, suchte das Terrain ab. Es gab auch Rotfichten und Weymouthskiefern. Der feuchte Geruch nach Moos stieg mir in die Nase, und ich zögerte. Ich war nicht mehr in Kalifornien. Diese Bäume wuchsen viel weiter im Norden.

Und wir waren nicht in Thunder Bay. Wir waren nicht mal in der Nähe von Thunder Bay.

Ich ließ das Fenster offen, als ich zurückwich und zweimal blinzelte. Die kalte Luft blies durch meine kurzärmlige weiße Bluse, und ich hatte keine Ahnung, wo ich war, wie weit abseits der Zivilisation oder in was für ein Wetter ich schutzlos hinausrennen würde.

Im Eiltempo verließ ich den Raum wieder, schlich leise und wachsam dicht an der Wand entlang.

Denk nach, denk nach, denk nach.

Wir mussten uns in der Nähe einer Stadt befinden. An diesen Wänden hingen Gemälde, es gab unbezahlbare Antiquitäten, gewaltige Kronleuchter. Es hatte sicher Unsummen gekostet, dieses Haus einzurichten und zu dekorieren.

Es war nicht immer ein Gefängnis gewesen.

Niemand würde so viel Geld ausgeben, um es dann von einem Haufen dummer Jungen demolieren zu lassen. Hier hatte jemand gewohnt, und dieser jemand hätte es bestimmt nicht meilenweit außerhalb der Stadt gebaut. So ein Haus besaß man zum Spaß. Es gab sogar einen verdammten Ballsaal, wie ich genau wusste, da ich vorhin daran vorbeigerannt war.

Ich rang die Hände. Wer mich hier abgeladen hatte, war mir völlig egal. Im Moment musste ich es nur irgendwie in Sicherheit schaffen.

Und dann hörte ich es.

Ein Rufen – ein Heulen – über mir.

Ich erstarrte, das Blut gefror mir in den Adern. Mit erhobenem Kopf folgte ich dem Geräusch, das sich von links nach rechts bewegte, und mein Herz setzte einen Schlag aus, als über mir die Bodendielen knarrten.

An mehreren Stellen gleichzeitig.

Sie waren da oben, und es waren mehrere. Taylor hatte mich in diese Richtung laufen sehen. Was taten sie dann da oben?

Da fiel mir wieder ein, was noch oben war. Aydin.

Taylor hatte von ihm gesprochen, als wäre er eine Bedrohung. Gingen sie zuerst zu ihm?

Das Echo einer Stimme hallte durch den Flur, ich spitzte die Ohren, hinter mir lockte das Fenster.

Ein zweiter Schrei erklang weiter unten, vielleicht aus dem Foyer, und dann noch ein Heulen irgendwo um mich herum.

Benommen drehte ich mich im Kreis. Was zur Hölle war hier los? Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ich zwang mich, zu schlucken, als sich mir der Magen umdrehte.

Sie verteilten sich.

Wölfe. Zögerlich blieb ich stehen, erinnerte mich an das Heulen draußen. Es klang nach Wölfen. Ein Rudel teilt sich auf, um seine Beute einzukreisen und nach Schwachstellen zu suchen. Sie flankieren es von beiden Seiten und von hinten.

In meinen Augenwinkeln sammelten sich Tränen, und ich hob das Kinn und blinzelte sie weg. Will.

Wie lange war er schon hier? Wo waren seine Freunde? Hatte er mich aus Rache herbringen lassen? Scheiße, was sollte das alles?

Ich hatte ihm vor all den Jahren gesagt, er solle mich nicht bedrängen. Ich hatte ihn gewarnt. Es war nicht meine Schuld, dass er hier war. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben.

Ich hechtete in ein angrenzendes Zimmer, in dem ein Billardtisch stand, und schnappte mir einen Cricketschläger von der Wand. Dann schlich ich wieder in den Flur und hielt mit dem Rücken dicht an der Wand Ausschau nach irgendeinem Zeichen von ihnen. Auf meinen Armen breitete sich Gänsehaut aus, und trotz der Kälte hatte ich einen dünnen Schweißfilm im Nacken. Angestrengt horchend machte ich einen leisen Schritt nach dem anderen.

Über mir prallte etwas dumpf auf den Boden, und ich atmete tief ein und warf noch einen raschen Blick zur Decke, während ich mich hinter die Treppe schob.

Was verdammt noch mal war da los?

Ein bläulicher Schimmer, wie Mondlicht, das durch ein Fenster strömt, erhellte den Marmorboden des Flurs, und ich folgte ihm in den hinteren Teil des Hauses.

Als ich tief durchatmete, stieg mir ein stechender Geruch in die Nase. Steril, wie Bleiche. Taylor hatte gesagt, die Reinigungskräfte und Bediensteten seien gerade gegangen.

Meine Knie zitterten, und das Herz hämmerte mir in der Brust. Ich fühlte mich, als wäre ich schon eingemauert und wüsste es nur nicht.

„Hier!“, rief jemand.

Ich schnappte nach Luft, drückte mich eng an die Wand und schob mich um eine Ecke.

Als ich wieder hervorspähte, sah ich Schatten über die Wände huschen. Sie fanden gerade mein offenes Fenster.

„Sie rennt weg!“, rief einer von ihnen.

Ich atmete aus, ballte die Fäuste. Yes! Sie dachten, ich sei aus dem Fenster geklettert.

Lautes Getrappel war zu hören, und ich hoffte inständig, dass sie zurück ins Foyer liefen. Instinktiv hielt ich mir den Mund zu, als die Schritte in der Ferne verklangen.

Gott sei Dank.

Ich wartete keinen Moment länger, rannte und rannte, fand die Küche in der Südwestecke des Hauses. Ohne das Licht einzuschalten, stürzte ich zum Kühlschrank und riss ihn auf. Regale mit Obst und Gemüse wackelten von der heftigen Bewegung.

Einen Moment lang sah ich mich angesichts der Größe staunend um. Es war ein begehbarer Kühlschrank. Ich dachte, Taylor hätte gesagt, sie müssten sich ihr Fleisch erjagen. Aber hier drin war ein Arsch voll Essen.

Ich betrat den Raum, schauderte in der Kälte, während ich die Regale voller Essen ansah, die alle frisch aufgefüllt aussahen. Verschiedene Käsesorten, Brot, Aufschnitt, Butter, Milch, Karotten, Kürbisse, Gurken, Tomaten, Trauben, Bananen, Mangos, grüner Salat, Blaubeeren, Joghurt, Hummus, Steaks, Schinken, ganze Hühnchen, Burger …

Und das schloss noch nicht mal die Vorratskammer ein, die sie vermutlich auch noch hatten.

Warum sollten sie jagen müssen?

Ohne Zeit zu verlieren schnappte ich mir den Netzbeutel, der innen hing, kippte die Lebensmittel darin aus und verstaute eilig zwei Flaschen Wasser, einen Apfel und ein bisschen Käse darin. Vielleicht hätte ich mehr mitnehmen sollen, aber das Ganze durfte auch nicht zu schwer werden.

Dann tauchte ich wieder aus dem Kühlraum auf, zog den Beutel zu und rannte zum Fenster, näherte mich auf Zehenspitzen und sah Taschenlampenlicht über die ausgedehnte Rasenfläche tanzen.

Fast hätte ich gelächelt. Bis sie zurückkommen würden, hatte ich noch Zeit, einen Mantel oder Pulli zu finden, und dann würde ich schauen, dass ich von hier verschwand. Ich drehte mich auf dem Absatz um, machte einen Schritt und … hielt inne.

Dort stand sie, eine dunkle Gestalt, die am Türrahmen zur Küche lehnte und mich ansah.

Ich erstarrte, das Herz klopfte mir bis zum Hals.

Wenigstens dachte ich, dass er mich ansah. Sein Gesicht lag im Schatten.

Mir stockte der Atem, meine Lunge tat weh.

Und dann fiel es mir wieder ein … Wölfe. Sie umkreisten dich.

Alle, bis auf einen. Der kam von vorn.

„Komm her“, sagte er mit leiser Stimme.

Meine Hände zitterten, ich kannte diese Stimme. Und genau diese Worte hatte er in dieser einen Nacht zu mir gesagt.

„Will …“

Er betrat die Küche, das Mondlicht tauchte sein Gesicht in schummriges Licht, und in mir zog sich etwas zusammen. Er war schon in der Highschool groß gewesen, aber jetzt …

Ich schluckte, versuchte, meinen trockenen Mund zu befeuchten.

Regentropfen benetzten schimmernd seine verwuschelten, aber gut geschnittenen schokobraunen Haare. Ich hatte ihn noch nie mit Dreitagebart gesehen, aber es machte ihn optisch auf eine Art härter – und gefährlicher –, die ihm verblüffend gut stand. Seine Brust war breiter, seine Arme in seinem schwarzen Hoodie muskulöser, und er hob die Hände und wischte sich mit einem Lappen Blut von den Fingern. Tattoos schmückten seine Handrücken und verschwanden im Ärmel seines Sweatshirts.

Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er noch nicht tätowiert gewesen.

In der Nacht, in der er verhaftet worden war.

Woher kam das Blut? Von der Jagd?

Ich wich zurück, als er langsam auf mich zukam, aber er sah mich dabei nicht an, nur seine Hände, während er sie säuberte.

Der Cricketschläger. Wo war er?

Ich blinzelte lange und angestrengt. Shit. Ich hatte ihn im Kühlraum auf den Boden gelegt, als ich das Essen eingepackt hatte.

Mit einem schnellen Blick dorthin schätzte ich die Entfernung ab. Ich suchte die Arbeitsflächen ab, entdeckte ein Trio Apothekerflaschen, streckte mich danach aus und wischte eine davon zwischen uns auf den Boden. Sie zersprang, Scherben verteilten sich überall, und er blieb kurz stehen, ein Lächeln im Blick, während ich weiter zurückwich, immer in Richtung Kühlraum.

„Diesmal endet es nicht mit dir in meinem Schlafsack“, warnte er.

Ich schnappte mir noch eine Flasche und warf sie auf den Boden, wich noch weiter zurück. Falls er auf mich losging, würde er auf den Scherben ausrutschen.

„Versprich nichts, was du nicht halten kannst“, erwiderte ich höhnisch. „Du bist immer noch nicht der Alpha.“

Er zog eine dunkle Augenbraue hoch, blieb aber nicht stehen, sondern kam weiter auf mich zu.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und mir war flau im Magen, aber … als die Glasscherben unter seinen Schuhen knirschten und er meinen Blick festhielt, pulsierte es zwischen meinen Beinen, und ich musste fast weinen.

„Weißt du, warum ich hier bin?“, fragte ich.

„Warst du böse?“

Ich biss die Zähne zusammen, schwieg aber.

Auf seinem Gesicht breitete sich ein boshaftes Lächeln aus, und ich wusste, es war so weit. Ich hätte nicht gedacht, dass es so passieren würde, aber dass es irgendwann kommen musste, war mir klar gewesen.

„Das weißt du“, sagte ich. „Oder nicht?“

Er nickte. „Möchtest du es vielleicht erklären?“

„Würde das etwas ändern?“

Er schüttelte den Kopf.

Ich schluckte trocken. Ja, das dachte ich mir.

Er hatte meinetwegen zweieinhalb Jahre im Gefängnis gesessen. Und nicht nur er. Seine besten Freunde Damon Torrance und Kai Mori auch.

Ich senkte einen Moment den Blick, wusste, dass er es nicht verdient hatte, aber ich wusste auch, dass ich auch dann nichts anders gemacht hätte, wenn ich es gekonnt hätte. Ich hatte ihm gesagt, er solle sich von mir fernhalten. Ich hatte ihn gewarnt.

„Ich wünschte, ich wäre dir nie begegnet“, sagte ich fast flüsternd.

Er blieb stehen, die Scherben knirschten unter seinen Sohlen. „Scheiße, das beruht auf Gegenseitigkeit, glaub mir.“

Ich wich zurück, aber meine Hand streifte mein Bein, und ich spürte etwas in meiner Tasche. Ich näherte mich rückwärts dem Kühlraum, griff dabei aber in meine Hosentasche und zog ein Stück Metall heraus, sah ein Klappmesser mit einem schwarzen Griff.

Wo kam das her?

Ich hatte nie Messer bei mir.

Ich ließ das Netz fallen und die Klinge aufschnappen, hielt sie vor mich, doch mit einer schnellen Bewegung packte er mein Handgelenk und bog meine Finger auf. Ich wehrte mich, versuchte, die Waffe festzuhalten, aber er war zu stark. Als ich sie nicht mehr halten konnte und sie klappernd auf den Boden fiel, schrie ich auf.

Er drehte mich mit einem Ruck, packte mich am Kragen und zog mich näher heran, klemmte mich zwischen seinem Körper und der Arbeitsplatte ein.

Er schaute mir von oben herab in die Augen, und ich atmete schwer, eine meiner lockigen Strähnen streifte meinen Mund.

„Du magst also Alphas?“, fragte er herausfordernd.

Ich sah ihn mit spitzem Blick an. „Wir wollen, was wir wollen.“

Sein Blick wurde finster, diese Worte waren ihm vertrauter, als ihm lieb war, und hätte ich nicht so eine Scheißangst gehabt, hätte ich gelacht.

Knurrend hob er mich hoch und warf mich über seine Schulter. „Dann wird’s Zeit, dass du einen kennenlernst“, sagte er.

Penelope  Douglas

Über Penelope Douglas

Biografie

Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Penelope Douglas hat einen Master in Pädagogik und acht Jahre lang als Lehrerin gearbeitet, bevor sie sich ganz auf das Schreiben fokussierte. Ihre Bücher sind auf TikTok äußerst beliebt und wurden bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt. Penelope Douglas liebt den...

Unsere Lesempfehlung: Ab 18 Jahre
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