Oder Florida - eBook-Ausgabe
Roman
„Zum Besten an diesem Roman gehört der Witz, den Bangel trotz des mitunter deprimierenden Sujets in einer Wende-verwundeten Stadt unterbringt.“ - Märkische Oderzeitung
Oder Florida — Inhalt
Man kann alles erreichen, wenn man nur will - daran würde Matthias Freier, 20, so gerne glauben. Aber wenn er im Jahr 1998 in seiner Platte sitzt und auf seine Heimatstadt Frankfurt (Oder) blickt, weiß er nicht recht: Ist das der wilde Osten der unbegrenzten Möglichkeiten oder nur eine öde Brache, die fest in der Hand der Angst und Schrecken verbreitenden Nazis ist? Freiers Kumpel Fliege hat sich entschieden, sein und Freiers Schicksal in die Hand zu nehmen. Der Plan: die Frankfurter SPD durch organisierten Masseneintritt übernehmen. Das Wahlprogramm: endlich besseres Wetter für Frankfurt. Zur Sonne, zur Freiheit! Christian Bangel hat einen so humorvoll-nostalgischen wie scharfsichtig-visionären Roman geschrieben – denn wir alle sind Freier, und dabei doch kein bisschen frei.
Leseprobe zu „Oder Florida“
Frankfurt (Oder)
Langsam wurde es peinlich. Zehn Fragen hatte ich auf dem Zettel, sieben hatte ich schon gestellt, nur drei hatte sie beantwortet. Wobei eine davon die gewesen war, wie es ihr gehe. Dieses große Interview, das ich all meinen Bekannten lange angekündigt hatte, es entwickelte sich zu einer riesigen Pleite.
Flieges Plan war eigentlich nicht schlecht gewesen: die bekannteste Frau Deutschlands, auf ihre subversive Art subversiv, Pornografie als stumme Selbstverständigung der Mettbrötchen-Deutschen. Das klang gut, wenn man es von Fliege hörte, [...]
Frankfurt (Oder)
Langsam wurde es peinlich. Zehn Fragen hatte ich auf dem Zettel, sieben hatte ich schon gestellt, nur drei hatte sie beantwortet. Wobei eine davon die gewesen war, wie es ihr gehe. Dieses große Interview, das ich all meinen Bekannten lange angekündigt hatte, es entwickelte sich zu einer riesigen Pleite.
Flieges Plan war eigentlich nicht schlecht gewesen: die bekannteste Frau Deutschlands, auf ihre subversive Art subversiv, Pornografie als stumme Selbstverständigung der Mettbrötchen-Deutschen. Das klang gut, wenn man es von Fliege hörte, der, Füße auf dem Schreibtisch, seinen Bleistift wie einen Taktstock schwang und die nächste Ausgabe unseres Stadtmagazins orchestrierte.
Aber jetzt, da ich Dolly Buster tatsächlich gegenübersaß, kriegte ich sie einfach nicht in die Falle. Ich war ungefähr der Zwanzigste, der sie in diesem öligen, engen Zelt befragte. Draußen waren es mindestens achtundzwanzig Grad, aus irgendeinem Grund stand das Backstagezelt in der prallen Sonne. Dolly Buster schien das besser abzukönnen als ich. Vielleicht, weil sie einen Bikini trug. Ich dagegen sah in meinem schwarzen Rollkragenpulli aus wie ein Schiedsrichter nach einem Fußballspiel um die Mittagszeit in Mexico City.
Dolly Buster war wieder ganz in die Computer Bild versunken. „Was kann Windows 98?“, stand in großen Lettern auf dem Titel. Sie schien echt interessiert, mehr jedenfalls als an meinen Fragen. Zehn Minuten blieben mir noch, um irgendetwas von ihr zu bekommen, was ich in der Redaktion abliefern konnte. Ich lehnte mich vor und sah ihr direkt in die Augen:
„Wie stehen Sie zu Helmut Kohl?“
Immerhin, ich schien sie überrascht zu haben. Sie schaute auf, sah mich forschend an und sagte nichts. Das war gut.
„Sag mal“, fragte sie, „bist du überhaupt Journalist?“
Was sollte das denn jetzt? Das ging ja wohl ziemlich unter die Gürtellinie. Sollte ich ihr meine Akkreditierung zeigen, oder was?
„Zeig mir mal deine Akkreditierung“, sagte Dolly Buster. Sie hatte wirklich diesen tschechischen Akzent, den man immer im Fernsehen hörte. Aber sie lächelte nicht. Und so, wie sie mich gerade anschaute, erinnerte sie mich eher an meine Mutter, wenn sie misstrauisch war, als an einen Pornostar. Das war wirklich albern. Ich kramte trotzdem den Zettel aus meiner Umhängetasche.
„0335“, las sie. „Bescheuerter Name.“
Ich schwieg. Sie ließ den Zettel sinken und sah mich unangenehm direkt an. „Dein wievieltes Interview ist das hier?“
„Mein drittes.“
Das stimmte sogar, wenn man Raiko mitzählte, den Discofascho aus Alt Zeschdorf. Sie wirkte nun etwas versöhnlicher. „Hör mal, wenn du gute Antworten von mir haben willst, kannst du mich nicht fragen, wie ich mich als Wichsvorlage der deutschen Trucker fühle.“
„Aber das ist provokant“, protestierte ich.
„Nein“, sagte Dolly Buster, „das ist blöd.“
Eigentlich hätte ich ahnen können, dass es so kommen würde. Zwei Stunden hatte ich im Backstagezelt auf Dolly Busters Manager gewartet, und als er endlich aufgetaucht war, wusste er meinen Namen nicht. Dabei konnte sogar ich ihn auf dem Zettel lesen, den er in der Hand hielt: „Freier, 0335, 12:45“. Ziemlich am Ende der Liste, unter Antenne Brandenburg. Doch der Manager hatte nur gesagt: „Du da. Bist in einer Dreiviertelstunde dran. Fünfzehn Minuten, keine Fotos.“ Immerhin: Zeit genug, um das klebrige Zelt noch einmal zu verlassen und eine Runde über das Festgelände am Seeufer zu drehen.
Es war Samstagmittag, und schon jetzt war halb Frankfurt am See. Die Stadt verlor an jedem Sommerwochenende die Hälfte ihrer Bevölkerung, und diese Hälfte tauchte dann geschlossen an dem acht Kilometer entfernten See wieder auf. Zehntausende zwängten sich in ihre unklimatisierten Kompaktwagen, kurbelten die Fenster runter und spürten den Fahrtwind auf ihren Oberarmen. Sie überschritten das Tempolimit auf der B112, rochen schon bald nach dem Abzweig in Lossow den See. Sie parkten zwischen flimmernden Frontscheiben, trugen Sonnenöl auf und eilten auf dieses unfassbare Blau zu, das vor ihnen zwischen den Kiefern glitzerte.
Ein paar Dutzend Leute saßen jetzt auf den Bierbänken in Hörweite der großen Bühne. Heute Nachmittag war großes Programm. Der Regionalstar Frederic Rosmarin würde seine neue Single Bella Elena vortragen, außerdem war ein internationaler Stargast angekündigt. Morgen dann das große „Hau den Mercedes“.
Aber der eigentliche Star war der Helenesee. Er war so anders als die vielen Brandenburger Waldseen. Die Kommunisten hatten die alte Kiesgrube vor Frankfurt in den Sechzigern zum Erholungsgebiet ernannt und mit Wasser volllaufen lassen. Dabei war ihnen ein echtes Kunstwerk gelungen. An den Rändern gab es kilometerweit feinen weißen Sand, weshalb der See sofort „die kleine Ostsee“ getauft worden war. Und das war kein bisschen übertrieben. Es gab sogar eine Strandpromenade.
Heute war Franziskus-Fest. Beziehungsweise Franziskus-Center-Hansa-Nord-Fest, aber wer nannte das schon so. Der Name änderte sich jedes Jahr, je nachdem, was Franziskus’ neuestes Großprojekt war. Zu meiner Schulzeit hatte es BMW-Franziskus-Fest geheißen. Später dann Beste-Jahreswagen-bei-Franziskus-Fest. Irgendwann hatte ich den Überblick verloren. Ich bekam nur mit, wie Mutti sich fürchterlich aufregte, weil Frankfurts Mogul in einem Zeitungsinterview verlangt hatte, dass das Fest auch offiziell Franziskus-Fest heißen sollte. Ich kapierte damals weder meine Mutter noch Franziskus. Das Ding hieß doch sowieso schon Franziskus-Fest.
„Herrgott und Maria“, seufzte Dolly Buster. „Deine Fragen werden wirklich immer noch dämlicher.“
Die beiden Typen hinter mir lachten laut auf. Sie arbeiteten fürs Stadtfernsehen und waren nach mir dran. Keine Ahnung, wer die hier reingelassen hatte. Anfangs glucksten sie nur, inzwischen hatten sie jede Scheu verloren.
„Zeig mir mal deine restlichen Fragen“, sagte Dolly Buster.
Das ging zu weit. Ich wollte eben keine blöden Fragen stellen. Ich wollte die Inszenierung Dolly Buster verstehen. Warum spielte sie nicht einfach mit?
„Nein, Frau Buster. Das ist ein Interview.“
„Das ist kein Interview“, sagte sie. „Und es wird auch keins mehr. Außer ich helfe dir. Also gib mir den Zettel.“
Die Fernsehtypen konnten nicht mehr vor Lachen.
„Was soll das?“, herrschte Dolly Buster die beiden an. „Ihr Knalltüten fliegt gleich raus.“
Und zu mir gewandt: „Nun gib schon her.“
Was sollte ich tun? Ohne Interview brauchte ich in der Redaktion nicht aufzutauchen. Dabei hatte ich endlich allen zeigen wollen, dass ich nicht nur deshalb schrieb, weil es in der Agentur keinen anderen gab, der den Job übernahm.
Ich gab ihr den Zettel. Dolly Buster legte ihr Magazin beiseite und las.
Okay, vielleicht hätte ich mich besser vorbereiten sollen. Aber am See war es nahezu unmöglich, einen ruhigen Ort zu finden, um meine Notizen noch einmal durchzugehen. Bis ganz nach hinten, wo der Wald anfing, nichts als rot-weiße Schirme und Badehandtücher. Oben auf der Promenade hatten sie Buden aufgebaut, zwischen denen sich die Leute drängelten. Es musste doch irgendwo einen Ort geben, an dem man Ruhe hatte vor der Franziskus-Kirmes. Ich wollte mich gerade auf ein Dixie-Klo zurückziehen, da hörte ich eine aufgekratzte Stimme hinter mir.
„Freier! Hierher!“
Fliege. Er stand zwischen Dutzenden Menschen hinter dem Tresen einer Bude, mit frisch gefärbtem pinken Iro und einem klaren Getränk in der Hand. Über ihm prangten auf einem weißen Schild die roten Lettern „MoSü“. Und darunter, etwas kleiner: „Masseneintritt organisieren – SPD übernehmen“. Hinter ihm hing ein Plakat, auf dem ein SPD-Logo mit flatternden Entenflügeln zu sehen war. Fliege winkte.
MoSü, wie das jetzt also hieß, war eine klassische Fliege-Idee. Ein bisschen krank, aber faszinierend und nicht komplett abwegig. Schon seit der Wende stellte die SPD in Frankfurt den Bürgermeister: Werner Krautzig, der Ewige. Gleichzeitig hatte der SPD-Ortsverband nicht einmal hundert Mitglieder, inklusive der Karteileichen. In zwei Monaten standen Wahlen an, und weil niemand in der Partei mit einem Gegenkandidaten rechnete, war die Kür kein großes Ereignis, sondern eine einfache Gremiensitzung, ein paar Wochen vor der Wahl. Fliege wollte durch einen organisierten Masseneintritt die Mehrheit im Ortsverband gewinnen und so den Kandidaten bestimmen können, der dann fast automatisch Bürgermeister werden würde.
Wir hatten in unserer Stammkneipe, dem Eastside, gesessen, als Fliege mir von seiner Idee erzählte. Nach jedem zweiten Satz schnippste er eine Pistazienschale in die Luft. Eine war in meinem Bier gelandet. Ich hatte auf die Schale geblickt, die wie ein kleines Boot auf hoher See in meinem Pils schwamm, und gegrinst. Nach zwei, drei Gläsern konnte man gut an Flieges Ideen glauben. Und es war schon mein viertes gewesen.
Seitdem war Fliege nur noch für das Projekt Bürgermeister zu sprechen. Im Eastside waren wir fast gar nicht mehr, ich war nicht mal dazu gekommen, ihm von Nadja zu erzählen. Wahrscheinlich hätte er eh nur ins Leere geschaut und irgendeine Alibinachfrage gestellt. Fliege war im Jagdmodus, alles hatte sich nur noch der Frage unterzuordnen, wie die Übernahme der Frankfurter SPD gelingen könnte.
Auch die Auswahl unserer Interviewpartner für die 0335 stand inzwischen im Zeichen des politischen Kampfes. Fliege verlangte mehr Prominenz. Ich hatte Eißfeldt oder Tocotronic vorgeschlagen. „Kennt kein Schwein“, sagte Fliege. „Wir müssen jetzt in den Mainstream. Aber kritisch!“
So war es zu dem Plan gekommen, ein „feuilletonistisches Interview“ mit Dolly Buster zu führen. Zitat Fliege.
An seinem Stand wurde er gerade von einer Gruppe alter Damen umringt. Fliege gab mir ein Zeichen, dass er mit mir reden müsse: „Ich brauch dich morgen im Sea Park“, sagte er. „Tisch ist reserviert. Freier, mach dich auf was gefasst!“
Ins Sea Park Cuisine? In diesen Nobelschuppen? Was wollten wir denn da? Doch Fliege hatte sich schon wieder unters Volk gemischt und tippte gegen sein Handgelenk. Ich tippte gegen meine Stirn und drehte mich um.
„Versau es nicht!“, rief er mir hinterher.
„So, und jetzt noch die Charity-Frage“, sagte Dolly Buster.
„Die was?“
Sie rollte mit den Augen. „In jedem anständigen Interview kommt am Ende was Soziales. Tierschutz, Kindern helfen, Hunger bekämpfen. So was. Also stell mir jetzt die Charity-Frage.“
Es nahm kein Ende. Sie hatte alle meine Fragen gestrichen und durch neue ersetzt: Würden Sie gern eine zweite Karriere als Schauspielerin beginnen? Fühlen Sie sich manchmal allein im Showbusiness? Ich hatte ihr trotzdem noch jede Frage vortragen müssen, damit es, wie sie sagte, authentisch wirke. Was für eine Demütigung.
Die beiden Kameratypen lachten nur noch manchmal, dafür schrieben sie jetzt permanent SMS. Wahrscheinlich wusste längst die ganze Stadt Bescheid.
„Tun Sie denn überhaupt etwas Soziales?“
„Du bist aber auch keine Hundertwattbirne, oder? Es reicht, wenn ich mich für etwas Soziales ausspreche. Du kannst dir also ein Thema einfallen lassen.“
Sie nahm wieder die Computer Bild zur Hand.
Na, guten Tag, dachte ich und überlegte. Es dauerte ein bisschen, aber dann hatte ich es.
„Finden Sie nicht auch, dass das Wetter besser sein könnte?“
Ich warf die Wohnungstür in Schloss, hängte die Tasche an den Nagel und zog den Rollkragenpulli aus. Die nasse Baumwolle blieb an meiner Nase hängen und klebte im Gesicht. Ich schmiss das Ding in die Ecke. Irgendwo musste noch eine Packung Eistee sein.
Meine Wohnung war eigentlich nur ein Zimmer auf Etage vier. Meine Eltern hatten nichts Billigeres für mich gefunden, als sie vor vier Jahren raus nach Güldendorf gezogen waren. Siebenundzwanzig Quadratmeter, die sich auf einen Raum, einen winzigen Flur und ein Klo verteilten. Trotzdem war die Bude perfekt. Direkt an der Grenze, Blick bis zum Oderturm. Bester Tribünenplatz. Alle, die unten in der Stadt unterwegs waren, kamen an meinem Hochhaus vorbei.
Im Kühlschrank war der Eistee nicht, überhaupt war der Kühlschrank ziemlich leer. Die Butter und der Frischkäse waren weg. Ich blickte mich im Zimmer um. Auf dem Tisch stand ein rotes Paket mit Weihnachtssternen, mein einziges Weinglas stand auf dem Fensterbrett, es waren Stiefmütterchen drin. Und jemand hatte „putzen“ in den Staub auf den Bildschirm geschrieben. Meine Mutter war hier gewesen.
Auf dem Tisch, gleich neben Nadjas Brief, lag ein Zettel.
„Junge, ich hab dir ein paar Kleinigkeiten mitgebracht. Die verfallenen Sachen aus deinem Kühlschrank hab ich entsorgt. Umarmung, Mutti“. Und PS: „Denk dran, morgen ist Sonntag, da haben alle Geschäfte zu.“
Oh Mann. Ich musste einen Weg finden, ihr endlich den Wohnungsschlüssel abzunehmen. Ich riss am Paketband, wühlte in dem Paket. Oben lagen abgepacktes Brot und Kokosflocken, darunter Wattestäbchen und Walnüsse. Ich würde ihr irgendwie erklären müssen, warum ich den Schlüssel brauchte. Ein paar Äpfel und Dauerwurst. Ich biss in einen Apfel und schob ein Stück Salami hinterher.
Die Pakete waren leider wieder wichtig geworden, seit ich nicht mehr Zivi war. Was waren das für Zeiten gewesen. Wie Fliege und ich zusammen in der Agentur die 0335 entwickelt hatten. Unser eigenes Stadtmagazin, vierfarbig, Auflage zwanzigtausend. Nachts mit dem Taxi nach Hause, und bei Hunger einfach was bestellen. Und dafür gab es jeden Monat auch noch tausend Mark plus Miete vom Bundesamt für den Zivildienst. Das hatte Fliege genial gedeichselt.
Aus und vorbei, seit zwei Monaten. Man konnte seinen Zivildienst leider nicht verlängern. Klar machte ich weiter die 0335, aber was Fliege mir in der Agentur zahlte, reichte für die Miete und für wenig mehr. Obwohl Fliege meinen Satz schon verdoppelt hatte. Immerhin fand sich im Agentur-Kühlschrank immer irgendwas zu essen. Und auf jeden Fall war der Job besser, als in den Westen zu gehen oder Gurken zu ernten oder den ganzen Tag Schreibtisch und Telefon zu machen wie Mutti. Oder Bankkaufmann zu werden. Aus unserer Schulklasse hatten fünf Leute Bankkaufmann gelernt, und keiner von ihnen freiwillig. Jetzt saßen sie in ihrer Filiale und sahen aus wie die Auslegeware unter ihnen. Bevor ich Fliege und Nadja kennengelernt hatte, hatte ich überlegt, ob ich das auch machen sollte. Immer noch besser als Gurken ernten, dachte ich damals. Dann kam Fliege auf die Idee mit der 0335 und fragte mich, ob ich nicht Journalist für das Magazin werden wolle. Was für eine Frage. Leute wie Jan Carpentier und Ulrich Wickert hatte ich schon immer bewundert. So kritisch und mutig wollte ich auch sein.
Ich wühlte mich zum Boden des Pakets durch. Mutti hatte wieder Letscho eingepackt. Ich hielt das Glas ins Licht. Eine wabbelige rote Masse aus Tomaten, Speck, Paprika und Zwiebeln. So schmeckte die DDR, würden sie im ORB sagen. Ich hatte ein einziges Mal davon gegessen. Da war ich acht, und meine Mutter brauchte anschließend eine neue Tischdecke. Trotzdem wurde sie nicht müde, es mir vorzusetzen. Und jedes Mal, wenn ich mich beschwerte, sagte sie: „Nu werd mal nicht arrogant.“ Ich kapierte nicht, was das mit Arroganz zu tun hatte.
Ich ging zum Bücherregal, wo die Fußballbücher standen. Vorsichtig zog ich das von der WM 90 und das dicke Oberligabuch heraus. Dann schob ich das Glas zu den anderen Letschogläsern. Es waren mindestens zehn. Irgendwann würde ich die Dinger loswerden müssen. Das Risiko war zwar gering, dass Mutti ausgerechnet die Fußballbücher lesen würde, aber es wurde auch nicht kleiner. Ich schob die Bücher zurück ins Regal, drückte den Power-Knopf des Computerturms und lehnte mich aufs Fensterbrett. Friedlich wie ein Leuchtturm drehte sich das große, gelbe M unter meinem Fenster. Ein Reisebus zischte, ein Funkgerät knackte. Aus dem Abluftrohr drang der Geruch von Chicken McNuggets.
Als ich eingezogen war, hatte ich es noch vermieden, zu lange am Fenster zu stehen. Ich kam mir dabei irgendwie vor wie Frau Zeschke, die Nachbarin in unserem alten Haus. Ossis, die biertrinkend aus Neubauhäusern schauen, waren ja wohl das mieseste Klischee, das es gab.
Aber mittlerweile hatte ich jede Zurückhaltung verloren. Ich legte mir inzwischen sogar ein Kissen für die Ellbogen hin. War einfach bequemer. Außerdem überlegte ich schon seit einer Weile, ein Holzbrett anzubauen. Das Bier stand auf dem Fensterbrett nicht ganz sicher.
Ich liebte den Blick nach draußen. Geradeaus sah ich auf die große Kreuzung. Magistrale gegen Rosa-Luxemburg-Straße, das Treffen der Giganten. Irgendwer hatte immer was zu hupen. Aber auch drum herum war ziemlich viel zu sehen. Die Bürgersteige auf der Magistrale waren so kommunistisch extrabreit mit Bäumen und Bänken. Mal saßen da Skater, mal Nazis, mal Rentner und mal Kippenverkäufer. Ich hatte noch nicht ganz heraus, wovon das abhing. Heute war es jedenfalls heiß und Wochenende, und die Skater saßen da und kifften.
Und wenn ich der Straße nur fünfzig Meter nach links folgte, dann sah ich die Grenze. Das grüne Abfertigungsgebäude, dahinter der Bogen der Oderbrücke. BGS-Wannen, Dutzende Verkehrsschilder, nachts alles hell erleuchtet. Hier endete Deutschland, hier endete die EU. Eine Wand mit Tür. Mir konnte keiner erklären, wieso ich mir kein Holzbrett für das Bier ans Fenster bauen sollte.
Wer weiß, vielleicht würde ich irgendwann wieder mit Nadja hier rausschauen. Ihr Brief zog mich magnetisch an. Seit ein paar Tagen lag er offen auf dem Tisch, und ich sah ihn mit jedem Tag größer werden. Wie ein Kuchen im Ofen ging er auf und brauchte immer mehr Platz in meinem Kopf, dabei bestand er nur aus vier Worten. „Ich komme wieder. Nadja“, aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben, wie ein Erpresserbrief. Mehr nicht, nach drei Jahren.
Der Computer war hochgefahren. Ich startete das T-Online-Programm, das Modem begann zu pfeifen. Schon krass, sein eigenes Internet zu Hause zu haben. Fliege hatte darauf bestanden, und ich hatte mich nicht gewehrt. Schließlich bezahlte er alles.
Drei neue E-Mails. Die erste war von Mike Mischjemüse, er war tatsächlich beim Vereinsregister gewesen und hatte alle Unterlagen beisammen, um seinen Club der coolen Typen zu gründen. „Good Guys e. V.“, schrieb Mike, „das wird ’ne große Nummer. Wir könnten Mickey Rourke und Biggie Smalls zu Ehrenmitgliedern machen. Müssen die doch gar nicht wissen. Ich komm nächste Woche mit ein paar andern Typen und Wodka vorbei, und dann besprechen wir alles. MfG Mike“.
Die Fabrik suchte noch Tresendienste für nächste Woche. Dafür gab’s zwar kein Geld, aber den ganzen Abend freien Alkohol. Ich trug mich für Dienstag- und Donnerstagabend ein. Kinoabend und Percussionkonzert. Die paar Rotweintrinker von der Uni, die da kamen, waren nicht besonders anstrengend.
Die letzte Mail war von Fliege. Betreff: „Sonne!“ Text: „Freier, toll, dass du dich getraut hast, Dolly Buster zu interviewen. Wieder ein Schritt auf dem Weg zum Topjournalisten. Bin stolz auf dich. PS: Nicht vergessen, nächste Sonnendemo ist Montag.“
Vor etwas mehr als drei Wochen war Fliege mit einem Editorial für die 0335 zu mir gekommen. „Mal was Politisches“, hatte er gesagt, als er den Text zum Redigieren auf meinen Tisch warf.
„Jetzt ist er endgültig durch“, sagte André, der Grafiker, nachdem ich ihm den Text vorgelesen hatte.
Fliege forderte in seinem Text besseres Wetter, mehr Sonne und weniger Regen. Und zwar nicht, wie das in Editorials von Stadtmagazinen immer gefordert wurde, weil den Chefredakteuren nichts Bedeutenderes einfiel. Nein, Fliege hatte dezidiertere Forderungen gestellt. Er verlangte feste wöchentliche Regenzeiten sowie eine staatliche Garantie für täglich zehn Stunden Sonne. Er behauptete, dass es dafür längst die technischen Möglichkeiten gebe, und verlangte sofortige Verhandlungen der EU mit Afrika über einen Klimatausch. „Frag nicht, was du für deine Regierung tun kannst, frag, was deine Regierung für dich tun kann!“
Ich hatte ihm eindringlich abgeraten, doch Fliege hörte nicht auf mich. Das Editorial erschien. Er hatte dem Heft sogar einen Bekennerbutton zum Ausschneiden beilegen lassen. Und als wäre das alles noch nicht genug gewesen, hatte er eine Demo angemeldet, zu der wir aus der Agentur anzutreten hatten. Fliege diktierte uns den Text für die selbst gemalten Transparente und Fahnen: „Für ein gerechtes Klimaabkommen mit Afrika“, „Schluss mit der Wetterapartheid“ und Ähnliches mehr.
So schlecht war der Tag dann aber gar nicht. Die Polizei ließ für uns die Magistrale sperren, von den Bürgersteigen und Balkonen glotzten uns die Leute an. Passenderweise regnete es. Fliege marschierte an der Spitze und rief als Erster: „Reiht euch ein!“ – wie damals, im Herbst 89. Viele Passanten fanden mehr Sonne anscheinend wirklich eine gute Idee und hatten an diesem Tag wohl auch nicht viel mehr vor. Unser Zug wurde ein kleines Volksfest. Rentner, Muttis, Kinder, Alkis, Punks beömmelten sich gemeinsam über unsere Forderungen an die Stadtverwaltung. Die Parolen kannten sie alle noch. „Kommt die Sonne, bleiben wir. Kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr.“
Als wir am Rathaus ankamen, waren wir vielleicht zweihundert Demonstranten, die Bürgermeister Krautzig laut aufforderten, sich zu zeigen. Was der natürlich nicht tat. Irgendwoher war ein Kamerateam vom ORB aufgetaucht. Fliege hatte sein Bestes gegeben, und das war nicht wenig: „Wir haben 1989 etwas anderes gewollt als Politiker, die uns Bürger ignorieren!“, rief er, und es gelang ihm, dabei nicht zu lachen. „Eigentlich müssten wir seine Partei übernehmen, um den Wählerwillen ins Rathaus zu bringen.“
So absurd dieser Satz gewesen war: Er war es, den sie in der Abendschau gesendet hatten. Da kapierte ich erst, was das sollte. Die Kampagne für besseres Wetter war ein Vehikel, um die Leute zum Eintritt in die SPD zu bewegen. Was für eine bescheuerte Idee, dachte ich.
Ich las im Polizeibericht, den Fliege angehängt hatte. Die Bullen hatten am Wochenende vierzig Punks vor einem Konzert im Westkreuz festgenommen. Die waren zwar friedlich gewesen, aber den Bullen war wohl die Gefahr zu groß, dass Nazis kamen. Also wurden die Punks vorsorglich für den Rest des Tages eingebuchtet.
Das hatte hundertpro mit Gramschi zu tun, diesem neuen Chefnazi, dessen Gesicht und Namen niemand kannte. Seit wir in der Fabrik vor ein paar Monaten zum ersten Mal von ihm gehört hatten, hatte sich was verändert. Klar, es war immer scheiße gewesen mit den Nazis. Mich hatten sie schon sechs- oder siebenmal aufgeklatscht. Aber bis vor ein paar Monaten konnte man sich auf sie einstellen, zumindest ein bisschen. Meist waren es besoffene Muskelaffen, die nachts in großen Trupps durch die Straßen zogen. Man musste immer bereit sein zu rennen, und nach Neuberesinchen, wo sie auf den Innenhöfen zwischen den Hochhäusern rumhingen, ging man halt nicht. Aber seit dieser Gramschi da war, schienen sie sich zum ersten Mal richtig zu organisieren. Neulich waren dreißig von denen an der Brücke aufgetaucht, gerade als Mike Mischjemüse sich eine Stange Kippen von den Vietnamesen holen wollte, und entrollten ein riesiges Plakat: „Achtung, Deutsche! Hier werden Drogen verkauft“. An einem anderen Tag waren die Nazis nach Hansa Nord gekommen, um Linden zu pflanzen. Außerdem schienen alle Nazis inzwischen Handys zu haben. Und was für welche. Das Ericsson am Gürtel war fast deren zweites Erkennungsmerkmal geworden. Das konnten diese Penner nie selbst bezahlt haben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich was zusammenbraute. Und dass die Bullen jetzt anfingen, Punks zu ihrer eigenen Sicherheit zu verhaften, verstärkte das Gefühl nur noch.
Das Telefon klingelte.
„Guten Tag, hier spricht das MobCall-Meinungsforschungsinstitut. Dürfte ich Ihnen einige kurze Fragen stellen?“
Auch das noch.
„Mutti, nicht schon wieder!“
Seit sie in diesem Callcenter an der Autobahn arbeitete, rief sie mich jede Woche mehrmals an. Konnte sie nicht im Supermarkt arbeiten? Oder auf dem Amt? Irgendwo, wo ich sie besuchen konnte und nicht sie mich?
„Du sollst mich nicht Mutti nennen!“, sagte sie. „Wenn die hören, dass ich dich anrufe, bin ich erledigt.“
„Und wieso rufst du dann ständig an?“
„Ich weiß, wann die zuhören. Du nicht“, sagte sie. „Ist alles okay bei dir?“
„Alles bestens“, sagte ich, „ich wollte nur mal mit dir über das Letscho …“
„Also gut“, sagte sie, „dann fangen wir mal an. Wie oft in einem Monat kaufen Sie bei Lidl ein? Sehr oft, oft, hin und wieder, selten, sehr selten oder gar nicht?“
„Gar nicht“, sagte ich tonlos.
„Plus?“
„Gar nicht.“
„Matthias!“, sagte meine Mutter.
Ich rieb mir die Stirn. Dann zog ich den Telefonstuhl ran. „Oft“, sagte ich und schaute auf den Stromzähler, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Das Rädchen drehte sich wie immer. Vierundzwanzig Sekunden brauchte das Ding für eine volle Umdrehung.
„Wollt schon sagen“, brummte meine Mutter und begann vorzulesen. „Nehmen wir einmal an, Sie würden sich das Käseangebot bei Plus für einen Moment als eine Person vorstellen. Wäre es eher ein Mann oder eine Frau?“
Sie wurde in dem Callcenter nach geführten Interviews bezahlt. Einer der Angestellten hatte einen Trick entwickelt, die Telefonnummern zu manipulieren. Und seitdem rief Mutti in der Arbeitszeit hauptsächlich ihre Freunde an, um ihre Interviews zu führen. Und natürlich mich.
„Okay“, sagte sie, nachdem ich alle Käsesorten in Männer und Frauen eingeteilt hatte. „Die Leitung ist wieder sauber.“ Sie klang, als würde sie sich längs auf eine Hollywoodschaukel legen. Das Zählrad hatte gerade die fünfundvierzigste Umdrehung gemacht.
„Willst du nicht mal einen Englischkurs machen?“, fragte ich. „Oder Windows lernen? Ist echt nicht so schwer.“
„Ach, hör auf damit. Ich habe einen Job, und mit dem bin ich zufrieden.“
Ja, aber was für einen. Vor acht Jahren war sie noch Chefillustratorin gewesen, jetzt saß sie in dieser Legebatterie und wurde abgehört. Ein Jahr nach der Wende war ihr Verlag geschluckt worden, und mit den neuen Chefs kam sie nicht klar. Und das bedeutete für jemanden wie meine Mutter: dann eben nicht. Dann eben Kackjobs.
„Aber wäre es nicht toll, wenn du wieder zeichnen könntest?“, fragte ich.
„Klar wäre das toll“, sagte sie. „Genau wie ein Häuschen am Balaton. Aber ist eben nicht. Dafür hab ich keinen Chef, dem ich gefallen muss. Punkt. Und jetzt Schluss!“, sagte sie. „Wie war dein Gespräch mit der Schauspielerin?“
„Ach“, sagte ich. „Wie geht’s denn Papa?“
„Ach“, sagte meine Mutter. „Was hat dir denn die Schauspielerin Tolles erzählt? Wo hat die noch mal mitgespielt?“
„Polizeiruf. Wo ist er denn gerade?“
„Wer?“, fragte meine Mutter.
„Na, Papa!“
„Achtung“, flüsterte sie und wechselte wieder in ihren Callcenter-Tonfall: „Wir kommen nun zu einigen Fragen aus der Politik.“
Ich hatte das Gefühl, dass dieses Mal niemand in der Leitung war. Aber ich konnte es nicht beweisen.
„Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank hat vorgeschlagen, jungen Menschen nur noch drei statt sechs Wochen bezahlten Urlaub zu geben. Bewerten Sie diese Idee als gut, schlecht oder weiß nicht?“
Bescheuerte Frage. „Schlecht.“
„Und nehmen wir nun einmal an, den jungen Menschen würde durch einen solchen Urlaubsverzicht ein sicherer Job zustehen. Würden Sie diese Idee dann als gut, schlecht oder weiß nicht bewerten?“
Die Frage war ja noch blöder. „Gut natürlich“, sagte ich.
„Okay“, sagte Mutti, „wir können wieder. Jetzt erzähl doch mal, wie es mit der Schauspielerin war. Hast du sie gefragt, ob sie sich als erotische Projektionsfläche sieht? Fred Hollmann konnte so was richtig gut.“
Fred Hollmann war Muttis Posterboy. Ostintellektueller, DDR-Auslandsreporter, Schnauzbart, Brille, stechende Augen. Hatte zu Ostzeiten in der Wochenpost Reportagen aus Kuba und Angola geschrieben, die wohl sogar im Westen gelesen wurden. Inzwischen erschien einmal in der Woche in der MOZ seine Kolumne, meist ging es um das nahende Ende des Kapitalismus. Ich hatte keine Ahnung von materialistischer Dialektik, aber ich kannte noch immer keinen Menschen, der schöner schreiben konnte.
Ich wollte jetzt nicht über Fred Hollmann reden. Papas letzte Karte war schon drei Wochen her. Aus Rotterdam, wo die Firma Hartwig, bei der er arbeitete, die Elektrik in einem Busbahnhof reparierte. Wirkte irgendwie müde. Seine Karten lasen sich, als hätte er sie betrunken geschrieben. Trotzdem malte er immer noch was Lustiges drauf, eine Sonne oben in die Ecke oder einen Witz an den Rand. Und er unterschrieb grundsätzlich mit „Surabaya Johnny“. Was auch immer das bedeutete.
Aber neulich hatte er ganz anders geklungen. „Bin ich ein Clown?“, schrieb er. „Lebe ich dieses Leben, um anderen zur Belustigung zu dienen? Wer sind Sie, meine unsichtbaren Herren?“
„Er hat’s schwer“, sagte meine Mutter. „Weißt du doch.“
„Und wo ist er?“
„Ich glaube, in Darmstadt. Irgendeine Bank.“
„Ist was mit ihm?“
„Nein“, sagte Mutti, „Hundertdollar vermisst nur seine Familie.“
Ich schwieg.
Mutti auch.
„Sag mal“, sagte ich nach ein paar Momenten, „sollten wir Papa nicht zum Geburtstag ein Handy schenken? Dann ist er nicht so allein, und wir wissen immer, wo er ist und wie es ihm geht.“
„Also, Matthias“, sagte sie, „bist du jetzt völlig abgehoben?“
„Wieso?“
„Weißt du, was das kostet?“
Wusste ich leider nicht. Mein Ericsson bezahlte Fliege.
„So, damit wären wir dann schon am Ende des Interviews angelangt.“
„Warte doch mal!“, rief ich.
„Bitte? Ich verstehe Sie nicht. Na gut, wir sind ja ohnehin mit unseren Fragen durch. Ich danke Ihnen herzlich für die Teilnahme und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
Ich schaltete die Glotze ein, das Stadtfernsehen, wie immer, wenn ich an Papa dachte. Mintgrün legte sich über den Bildschirm. FR7, der schlechteste Fernsehsender der Welt. Eigentlich war es gar kein Fernsehsender, sondern Dauervideotext. Es gab keine Menschen und keine Stimmen, sondern nur Lokalnachrichten in Textform. Was heißt Nachrichten: „Der Billardsalon Heißer Huber öffnet ab August auch montags.“ Manchmal zeigten sie auch völlig bescheuerte Standbilder. Gerade zum Beispiel sah man die Shell-Tankstelle vor den Hochhäusern Neuberesinchens im Abendlicht.
Das einzig Bedeutende an FR7 war die Hintergrundmusik. Papa hatte sie komponiert. „Astro-Freier“, stand immer ganz klein am unteren Bildrand. Daneben der Titelname. Coming home to Germany. Resistance in Mind. Titanic Desaster.
Es war unmöglich, diese Musik zu beschreiben. Synthiesound, Fahrstuhlmusik aus den Achtzigern. Aber irgendwie lag darunter noch etwas Düsteres, als hätte David Lynch Werbung für Kinderschokolade gemacht. Einmal hatte ich ihn gefragt, wie man das nannte, was er machte. Und er hatte gesagt: „Kosmonautenblues.“
FR7 hatte die Musik von Papa gar nicht verdient. Aber es gab dreißig Mark pro CD. Haben oder nicht haben.
Mutti hatte ihm den Synthesizer in dieser üblen Zeit direkt nach der Wende geschenkt. Das war, kurz nachdem er im Elektroladen gefeuert worden war. Roland, Modell Juno-1, mit Gebrauchsspuren. Krasses Teil, jede Menge Lichter und Schieberegler, aber Papa ließ mich nicht ran. Das Ding stand eingeschlossen in der Waschküche, in der er dann manchmal tagelang verschwand. Am Ende kam er fertig und glücklich mit einer Neunzig-Minuten-Kassette zurück, die wir sofort zusammen durchhören mussten.
Ansonsten ging es damals nur bergab. Plötzlich trugen immer mehr Typen auf dem Schulhof Aktenkoffer und Bomberjacken. Jeder sagte ständig „Verarsche“. Ins Stadion ging ich da schon ohne Papa. Diese brutale letzte Oberligasaison, in dem alle Spieler um ihr Leben rannten, Papa sagte „das Knochenbrecherjahr“. Vorwärts hatte als Letzter abgeschlossen. Dritte Liga, und es wurde jedes Jahr schlimmer. Zu Hause ging es nicht mehr um Fußball. Es ging um überhaupt nichts Lustiges mehr. Stattdessen jeden Abend dasselbe Thema. Matthias, es kann passieren, dass wir bald kein Geld mehr haben … Wir wissen es noch nicht, aber vielleicht müssen wir in eine andere Stadt ziehen … Das ist schwer zu erklären … Jetzt iss dein Letscho.
Meine Mutter kam mit dem ganzen Ärger irgendwie zurecht, aber Papa nicht. Ich erinnerte mich an den Abend, bevor er das erste Mal für vier Wochen auf eine Baustelle in den Westen fuhr. Reisestullen eingepackt, Landkarte mit rot eingezeichneter Route auf dem Küchentisch, und sie klopfte ihm auf den Rücken und sagte: „Dieses Mal bist du auf Achse, Hundertdollar.“ Und da fing er an zu heulen. Und sie machte einen Wein auf und zündete eine Kerze an und nahm ihn in den Arm, und es half nichts.
Die vier Wochen waren zum Kotzen gewesen. Mutti und ich hatten uns jeden Nachmittag in die Telefonzelle unten an der Puschkinstraße gequetscht. Papa, sehr verrauscht, versuchte, was Schönes zu sagen wie: Gute Zimmer hier. Und mir fiel nichts Besseres ein als: Du musst bald wiederkommen. Wenn ich fertig war mit meinem Gestammel, nahm Mutti den Hörer und sagte Sachen über eine Versicherung oder einen Vertrag. Und ich guckte durch die zerkratzte Scheibe, die Leipziger Straße hoch. Abends saßen wir allein am Küchentisch. Nur zwei Teller und kein großes Glas saure Gurken mehr, weil die nur Papa mochte.
An einem dieser Abende hatte sie plötzlich gefragt: „Weißt du eigentlich, dass wir damals Kunden waren?“
Ich guckte blöd. Kunde, so quatschten sich doch alle an. Kunde, das bedeutete so etwas wie Typ oder Vogel.
„Nee“, sagte sie. „Kunde war nicht jeder.“
Dann legte sie das Messer beiseite und holte die Fotokiste. Sie leerte sie auf dem Teppich im Flur aus, und wir saßen dort den ganzen Abend und wühlten uns durch die Bilder. Es waren Hunderte, fast alle schwarz-weiß, mit Leuten darauf, die ich nicht kannte. Die meisten hatten lange Haare und sahen lustig und besoffen aus.
„Wir waren die Kunden“, sagte sie noch mal und erzählte von Freunden namens „Mocca“, „Schraubzwinge“ und „Doppelkorn“. Sie lachte die Bilder an und weinte ein bisschen.
Ich kapierte erst später wirklich, was Kunden genau waren. So nannten sich die Hippies in der DDR. Typen, die mit langen Haaren und Jeansjacken jedes Wochenende in Nester wie Pößneck oder Zwickau trampten, um in irgendwelchen Landgasthöfen Bluesbands zu hören, die Bob Dylan nachspielten. Es gab kein Gras in der DDR, weshalb die Kunden sich vor allem die Kante gaben und gern in großen Gruppen tagsüber hackedicht in Stadtparks lagen. Was wiederum die Bullen nicht mochten.
Irgendwann an dem Abend fand ich in dem Fotohaufen ein Bild von Papa, mit vollem Haar und ohne Wampe. Er sah gut aus, ein bisschen wie Sheriff Truman aus Twin Peaks. Auf dem Foto war er eingerahmt von fünf Typen mit Kutten. Ziemliche Schränke, die nicht unbedingt Angst vor ihm zu haben schienen. Zwei legten ihren Arm um seinen Hals, einer wuschelte ihm durch die Haare. Papa sah ein bisschen hilflos aus.
Mutti nahm das Bild in die Hand und sah es liebevoll und spöttisch an.
„Bahro.“
Sie erzählte alles ziemlich durcheinander, weil sie auch schon was getrunken hatte. Das Bild war an dem Tag aufgenommen worden, als die beiden sich kennengelernt hatten. An einem Wochenende im Sommer 1977, als in Frankfurt irgendein großes sozialistisches deutsch-polnisches Jugendfest stattfand.
Auch viele Kunden wollten in die Stadt. Das wussten aber die Bullen schon und hatten deswegen alle Zugverbindungen gekappt und Straßensperren aufgebaut. Hinter Beeskow ging’s nicht weiter.
„Außer man hatte eine Flasche Wodka und wusste, wo die Russenkaserne war“, sagte sie.
Sie und ihre Clique waren gerade einmal drei Stunden in Frankfurt, bis sie hochgenommen wurden. Die Bullen setzten sie in einen Mannschaftswagen und ließen sie in irgendeinem gottverlassenen Dorf raus, dreißig Kilometer vor Frankfurt. In Bahro.
Sie ist mit mir später mal hingefahren. Da war nix, eine Straße, paar Laternen und der Gasthof Zur Gekrönten Eiche. Den gab’s damals schon. Die Kunden sind da sofort rein. Ein Riesensaal mit Holz an den Wänden und ohne Gäste. Und ganz hinten am Tresen putzte mein Vater die Schankanlage und fluchte, weil er eigentlich zum Fußball wollte, aber von Opa zum Tresendienst verdonnert worden war.
„Hundert Dollar“, sagte meine Mutter. „Für hundert Dollar wollte er uns da übernachten lassen.“
Sie haben ihn dann mit einer Mischung aus Schnaps und Drohungen überzeugt. Am nächsten Morgen küsste er meine Mutter und hieß für immer Hundertdollar.
An dem Abend, als sie mir diese Geschichte erzählte, durfte ich mein erstes Bier mit ihr trinken. Sie beschloss, meinem Vater einen Synthesizer zu schenken. Und ich kotzte ins Bett.
Plötzlich schepperte es, als hätte jemand fünfzehn Blechtöpfe fallen gelassen. Ich schreckte hoch. Was war das denn? Draußen war es dunkel geworden, FR7 lief immer noch. Die Glotze warf matt mintgrünes Licht an die Wand. War ich eingeschlafen?
Ich setzte mich auf, drückte die Mute-Taste und lauschte. Das einzige Geräusch kam aus dem Treppenhaus. Quietschende Turnschuhschritte auf Linoleum.
Und dann noch mal dieses Scheppern.
Langsam stand ich auf und schlich zur Wohnungstür. Letzte Woche waren sie bei Volkmar Kuhlee nebenan eingebrochen. Sie hatten sogar das Trikot gestohlen, das er als Mittelstürmer im Pokal-Spiel gegen den BFC getragen hatte. Barbaren. Ich schaute durch den Spion, sah aber nichts. Zu hell. Ich knetete in meinen Augen herum und versuchte es noch einmal. Langsam bildete sich der Flur im Spion ab. Kein Mensch zu sehen. Der Fahrstuhl war geschlossen, genau wie die Wohnungstüren. Die einzige Tür, die ich nicht sehen konnte, war die von Töffler. Ich drückte die Klinke.
Vor der Nachbartür kniete Töffler am Boden, vor einem Haufen VHS-Kassetten. Daneben eine zerrissene Aldi-Tüte. Hastig packte er die Kassetten in seinen Rucksack.
„Mensch, Töffler“, sagte ich, „ich dachte schon, die Einbrecher kommen.“
Er fuhr ruckartig hoch, entspannte sich aber, als er mich erkannte. „Freier“, sagte er. „Mann, erschreck mich doch nicht so.“
Wer hatte denn hier wen erschreckt? Nun gut, Töffler sah eindeutig zu lieb aus, um jemanden zu erschrecken. Schmales Gesicht, hohe Augenbrauen, Pulli mit Kragen, grüner 4You-Rucksack. Irgendwie dachte ich bei ihm an einen jungen Franzosen, der einmal mit seinen Gedichten berühmt werden würde.
„Was machst’n du?“, fragte ich. „Videoabend?“
„So was in der Richtung“, sagte er. „Uni-Kram. Wir machen nächste Woche ’ne Videoperformance, und ich muss heute Abend das ganze Zeug sichten.“
„Ah“, sagte ich.
Klang langweilig. Sollte ich wirklich studieren, würde ich definitiv spannendere Sachen machen.
Christian, soeben ist Dein erster Roman „Oder Florida“ erschienen. Erzähl mal aus Deiner Sicht: Wie kamst Du zu der Geschichte? Wie war das Schreiben für Dich?
Ich habe meine ersten zwanzig Jahre in Frankfurt (Oder) verbracht und war danach fast zehn Jahre in Hamburg. Mich bewegt es, wie weit Osten und Westen immer noch voneinander entfernt sind. Mir begegnet das immer wieder, und ich glaube, dass aus diesem Unverständnis Gewalt und Hass entstehen können. Ich hätte aber nie gedacht, dass ich darüber mal einen Roman schreibe. Ich dachte an ein Sachbuch. Aber dann hat mir mein toller Agent Florian Glässing gesagt: „Wenn Du eine Zeit beschreiben willst, geht das mit einem Roman viel besser.“ Ich hab dann mit ein paar Miniaturen angefangen. Hat Spaß gemacht, aber nach jeder einzelnen dachte ich: „Das war’s, jetzt wird Dir jemand sagen, dass Du es nicht kannst.“ Aber es kam nichts.
„Oder Florida“ spielt knapp zehn Jahre nach der Wende in Frankfurt (Oder). Was hat Dich gereizt an dieser Stadt zu dieser Zeit?
Es ist alles so ungleichzeitig. Im Westen spricht alles über das Ende der Ära Kohl, aber ansonsten herrscht große Langeweile. Bald werden der 11. September und Hartz IV kommen, aber noch scheint alles friedlich. Ein großes Problem ist, dass Berti Vogts immer noch Bundestrainer ist. In den Talkshows sind immer mehr Typen, die die Welt untergehen sehen. Im Osten dagegen ist zu dieser Zeit schon seit Jahren permanenter Niedergang. Es ist die Zeit, in der die Wendeeuphorie längst verflogen ist. Die Jobs sind im Westen, viele pendeln Woche für Woche auf den Autobahnen dorthin, die Fußballclubs aus dem Osten spielen jetzt Zweite oder Dritte Liga. Dieser Niedergang hinterlässt aber auch Ruinen, merkwürdige Zonen der Ungeregeltheit, die große Momente der Freiheit ermöglichen. Und es scheint zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar, welche Seite gewinnt.
So weit, so unspektakulär. Heute wissen wir, dass im Osten damals schon Beate Zschäpe und im Westen Mohammed Atta durchs Bild liefen. Die großen Erschütterungen waren schon auf dem Weg, sie waren in dieser Zeit angelegt. Es hat nur niemand gesehen.
Und wie steht es heute um Frankfurt?
Das kann ich nicht genau sagen. Ich habe in den letzten Jahren zu tief in der Zeit um 1998 herumgegraben, um das genau von der Gegenwart trennen zu können. Ich rate aber jedem, sich die Stadt anzuschauen. Auch ein wenig länger. Schon allein, weil sie gleichzeitig Grenze und Brücke ist – beides kann sehr romantisch sein, auf seine Frankfurter Art.
Wenn man „Oder Florida“ liest, fühlt man sich sofort in die Neunziger zurückversetzt. Der Protagonist Matthias Freier ist wirklich ein Kind seiner Zeit. Welche Probleme treiben ihn um? Was macht ihn eigentlich so aktuell?
Er kämpft mit Autoritäten. Nicht weil er sie ablehnt, im Gegenteil, er bräuchte dringend gute Ratgeber. Seine Eltern können ihm ja nicht viel sagen über diese neue Zeit. Da ist nur Fliege, dieser Ex-Hausbesetzer, der jetzt den Wahnsinnsplan hat, die SPD zu übernehmen. Und dann Franziskus, der Frankfurter Mogul, der die Ossis vor allem für faul hält. Freier spürt tief in sich drin, dass es das noch nicht gewesen sein kann. Doch die meisten Vorbilder dieser Zeit scheinen so zu sein: autoritär und neoliberal.
Auch wenn es mit einem ironischen Augenzwinkern geschieht: „Oder Florida“ ist auch ein Buch über Politisierung? Was unterscheidet denn dabei die Zeit vor dem Millennium von heute?
Damals war alles noch nicht so verfestigt, das Misstrauen der Ostdeutschen, die Unterwanderung der ostdeutschen Gesellschaft durch die Nazis. Heute gibt es Pegida, dessen größter Motor nicht der Islamhass ist, sondern die Wut über die Demütigungen des letzten Vierteljahrhunderts. Diese Wut macht ironischerweise jetzt auch in den Westen rüber. Das alles hätte man damals noch einfangen können, wenn man sich interessiert hätte. Ich glaube, dass wir auch heute Prozesse nicht sehen, die wir sehen könnten. Dass sich Türen schließen, wir aber zu bequem sind, uns damit zu befassen.
Immer noch gibt es die Klischees vom „Wessi“ und vom „Ossi“. Du findest einen spielerischen Umgang mit diesen Schubladen. Denn, bei der Lektüre merkt man schnell, so richtig passen die alle nicht, oder?
Nein, natürlich nicht. Es gibt überall gute und schlimme Leute. Aber was die Menschen so erzählen, um sich aufzuplustern, wie sie Freundschaft signalisieren, da gibt es schon Unterschiede. Und wenn das Ost-West-Verhältnis nicht so düster wäre, könnte man darüber herzlich lachen.
„Mit ›Oder Florida‹ arbeitet der selbst aus Frankfurt (Oder) stammende Autor Christian Bangel nicht nur ostdeutsche Lebenswege auf, sondern erkundet sein eigenes ambivalentes Verhältnis zu seiner Heimat der Neunziger.“
„Wer begreifen möchte, woher das derzeit diskutierte Abständige zum Gesamtdeutschen vieler Ostdeutscher rührt, sollte Bangels Coming-of-Age-Roman ›Oder Florida‹ lesen.“
„Zum Besten an diesem Roman gehört der Witz, den Bangel trotz des mitunter deprimierenden Sujets in einer Wende-verwundeten Stadt unterbringt.“
„›Oder Florida‹ ist nicht nur als Debüt ein bemerkenswerter Roman. Es ist weder ein Ostbuch noch ein Westbuch.( …) Das Buch will nicht Partei sein im Zwist um die Deutungshoheit. Es will sich keinem anempfehlen, sondern einfach nur wahrgenommen werden. Andere gehen dafür auf die Straße. Bangel schreibt sein Buch. Beim Lesen ist es irgendwann einfach zu schnell zu Ende. Danach fasst sich der Westen ein bisschen anders an und der Osten auch, die Vergangenheit und die Gegenwart.“
„Das ist traurig. Das ist komisch. Das ist politisch und satirisch und realistisch und irrwitzig und abenteuerlich und großartig. Der 1979 in Frankfurt/Oder geborene Bangel hat eines der stärksten Debüts der vergangenen Jahre verfasst.“
„Grauer Beton und Nazis im Osten, Kapitalismus und Vorurteile im Westen - all das kommt in Bangels Roman vor. Stereotyp oder herablassend wirkt es trotzdem nicht. Die Coming-of-Age-Thematik, aber auch der lässige Sound, gepaart mit Witz und Chuzpe, erinnert an André Kubiczeks ›Skizze eines Sommers‹.“
Jurybegründung: „Der Roman ›Oder Florida‹ von Christian Bangel ist ein grandioser Unterhaltungsroman – und noch mehr als das. Es ist ein Roman voller Humor, der manchmal bitter schmeckt. Klug verweist der Autor mit seinem Plot auf aktuelle Ereignisse, Entwicklungen und Tendenzen in Politik und Gesellschaft ohne der Gefahr zu erliegen, die Moralkeule zu schwingen. Er wirft einen scharfen, oftmals schmerzhaften Blick auf das Leben und die Menschen in Ost- und Westdeutschland.“
„Oder Florida ist ein Buch über das Deutschland nach der Wende – witzig-melancholisch und mit einem zeitlichen Abstand geschrieben, der es erlaubt, inzwischen auch die tragischen Momente des ersten Jahrzehnts nach der deutschen Wiedervereinigung mit zumindest einem lachenden Auge zu sehen.“
„Der Debütant ist ein versierter Erzähler, der einen sympathischen Helden erfunden hat.“
„Einfach nur herrlich, nämlich herrlich schräg, dieses Lesevergnügen!“
„Ein witzig-lakonisches, zeitkritisches, furioses Debüt.“
„›Oder Florida‹ (…) ist witzig und tragisch, nachdenklich und lässig, gefühlvoll und komisch. Ein Bildungsroman, ein Wenderoman, ein Frankfurt/Oder-Roman, ein Liebesroman, ein Zeitroman.“
„Unterhaltsam und ungekünstelt erzählt Christian Bangel von den bewegten Jahren nach dem Mauerfall, in denen im wilden Osten so vieles möglich schien. Der Roman versucht nicht witzig zu sein, sondern liest sich wohltuend authentisch.“
„›Oder Florida‹ ist ein lesenswertes Kapitel deutscher Geschichte.“
„Bangel schreibt dinglich und belebt, stellenweise auch sehr komisch. Eine Zeit und ein Lebensgefühl werden lebendig, es ist die Stimmung derjenigen, die im Wendejahr im Osten Deutschlands Kind waren.“
„Ein amüsanter Bildungsroman.“
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