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#PAY. Wer stirbt, entscheidest du!#PAY. Wer stirbt, entscheidest du!

#PAY. Wer stirbt, entscheidest du! #PAY. Wer stirbt, entscheidest du! - eBook-Ausgabe

Hendrik Klein
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Psychothriller

— Serienmörder-Thriller um einen Killer im Internet

„Dieses Buch ist so spannend geschrieben, dass ich es nicht weglegen konnte. Eines muss dazu bemerkt werden.“ - wodisoft.ch

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#PAY. Wer stirbt, entscheidest du! — Inhalt

Ein grausamer Serienmörder, ein zwielichtiger Kommissar und ein Wettlauf gegen die Zeit. Ein nervenaufreibender Thriller für alle Leser:innen von Jussi-Adler Olsen und Lee Child

„Willst du mir sagen, dass nicht nur jeder diese Seite aufrufen kann, um einen Mord zu beobachten, sondern jeder auch Geld an diese E-Mailadresse überweisen kann, damit der Mann stirbt?“

Kriminalhauptkommissar Albert Zeiler war einst ein Mann mit klaren Prinzipien und einem unerschütterlichen Glauben an Gerechtigkeit.
Sein neuer Fall ist nicht nur äußerst brutal, er bringt ihn auch persönlich an seine Grenzen: Die Ermittler müssen live verfolgen, wie ein Mann durch eine Stahlkugel erschlagen wird, als die festgesetzte Summe von 100.000 Euro erreicht ist, die von anonymen Zuschauern gespendet wird. Kurz darauf taucht die zerstückelte Leiche des Opfers auf. Es folgen weitere Videos und Morde. Die Ermittler kommen dem Mörder jedoch mit jeder Tat näher und finden heraus: Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt und auch mit Albert Zeiler hat der Täter noch eine Rechnung offen.

„Dieses Buch ist so spannend geschrieben, dass ich es nicht weglegen konnte. Der Inhalt dieses Buches ist sehr brutal und braucht starke Nerven. Von mir erhält dieses Buch eine klare Kauf- und Leseempfehlung.“ ((Leserstimme von wodisoft))

„Das perfide Spiel des Täters ist gekonnt aufgebaut. Man konnte fleißig miträtseln. Die Auflösung konnte mich persönlich absolut überraschen und passt auch ins Bild. Das Buch ist ein fesselnder Thriller, der von mir eine klare Leseempfehlung bekommt!“ ((Leserstimme von Netgalley))

€ 19,00 [D], € 19,60 [A]
Erschienen am 27.07.2023
420 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-50710-3
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€ 5,99 [D], € 5,99 [A]
Erschienen am 27.07.2023
420 Seiten
EAN 978-3-377-90040-1
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Leseprobe zu „#PAY. Wer stirbt, entscheidest du!“

Kapitel 1

Es roch verbrannt, und Albert wusste, was das bedeutete. Mit schweren Beinen, und mit einem großen Kloß im Hals, ging er über die asphaltierte Straße. Im Bankett standen seine Kollegen. Sie hatten bereits eine breite weiße Plane errichtet …

 

Der Wecker klingelte wie aus dem Nichts. Kriminalhauptkommissar Albert Zeiler wollte es nicht wahrhaben. Ein leichter, bohrender Kopfschmerz machte sich hinter seiner rechten Schläfe breit – wie er es immer tat, wenn der Wein am Vorabend zu lecker geschmeckt hatte. Ihm war bewusst, dass er zu viel trank. [...]

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Kapitel 1

Es roch verbrannt, und Albert wusste, was das bedeutete. Mit schweren Beinen, und mit einem großen Kloß im Hals, ging er über die asphaltierte Straße. Im Bankett standen seine Kollegen. Sie hatten bereits eine breite weiße Plane errichtet …

 

Der Wecker klingelte wie aus dem Nichts. Kriminalhauptkommissar Albert Zeiler wollte es nicht wahrhaben. Ein leichter, bohrender Kopfschmerz machte sich hinter seiner rechten Schläfe breit – wie er es immer tat, wenn der Wein am Vorabend zu lecker geschmeckt hatte. Ihm war bewusst, dass er zu viel trank. Aber letztlich hatte er nur dieses eine Leben, darum war es ihm herzlich egal, wenn er mal zu tief ins Glas schaute. Lieber starb er glücklich und verlebt mit siebzig, anstatt als Langweiler im Alter von hundert Jahren. Gestern Abend hatte es an seiner Wohnungstür geklingelt, und seine Nachbarin, Gretchen Lorenz, stand mit einer Flasche Rotwein auf dem Flur, um mit ihm ihre Beförderung zu feiern. Im Grunde hatte er nie wirklich verstanden, was genau Gretchen eigentlich beruflich machte. Irgendwas bei einem Energiekonzern, der Pipelines mit Molchen reinigten. Sie hatte es ihm mehrfach erklärt, doch seine Gedanken schweiften irgendwann ab, weil ihm ihre Ausführungen einfach zu langweilig waren. Zu der einen Flasche gesellten sich zwei weitere hinzu, die er selbst in seinem Weinregal gelagert hatte. Wenn er sich richtig erinnerte, war es halb zwei in der Nacht, als Gretchen wieder rüber in die 4B ging und seine 4A verließ. Es war nichts zwischen ihnen gelaufen, was Albert mittlerweile nicht mehr ärgerte. Er hatte sie nie nach ihrem Beziehungsstatus gefragt. Falls Gretchen etwas zu erzählen hätte, würde sie das machen. Also warum das Risiko eingehen, sie auf ein Thema anzusprechen, das sie verletzen könnte? Sie war vierundvierzig Jahre alt, und damit knapp über zwanzig Jahre jünger als er. Sie liebte ihr Junggesellinnendasein. Dennoch trank sie wie ein Bergarbeiter, und das war vielleicht der Grund, warum sie beide immer mal wieder Zeit miteinander verbrachten.

Er drückte den Wecker aus, schlug seine Bettdecke zur Seite und sah von seinem Bett aus in Richtung Wohnzimmer. Da standen die drei leeren Übeltäter und außerdem eine Flasche Ramazzotti, die noch fast bis zum Hals gefüllt war. Schläfrig und ohne Eile wankte er in die offene Küche und nahm sich zwei Ibuprofen aus seiner Hausapotheke, spülte sie mit einem Glas Milch hinunter und machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Seine Zunge fühlte sich pelzig an, und seine Augen waren durch Schlafsand verklebt. Der Blick in den Spiegel machte es nicht besser. Grau melierte Haare, ein Fünftagebart, eine breite Narbe am Ohr, die aus seiner Kindheit stammte, und blutunterlaufene Tränensäcke, die ihn jetzt um Jahre älter wirken ließen. Seine Schultern, einst straff und breit, wirkten mittlerweile schmaler und kraftloser. Außerdem spannte fast seine gesamte Kleidung am Bauch – egal welches Oberteil oder welche Hose er anzog. Auf ein Meter fünfundachtzig ließen sich ein paar Kilogramm leicht verstecken. Jedoch musste er sich langsam eingestehen, dass seine Körpergröße sein Konsumverhalten nicht länger tarnen konnte. Verdammt, er musste weniger trinken! Eine Dusche und seine Zahnbürste halfen ihm, die Überreste des gestrigen Abends zu beseitigen. Zwanzig Minuten später war er frisch gekleidet und räumte seinen Wohnzimmertisch auf. Seine Putzkraft, die im Laufe des Vormittags kommen würde, musste ja nicht sehen, dass er schon wieder getrunken hatte. Wobei sie die Flaschen in seinem Abstellraum sowieso bemerken würde.

Albert warf einen Blick aus seinem Wohnzimmerfenster auf die Straße. Gegenüber war die verführerische Weinhandlung, die er später sicherlich wieder aufsuchen würde. Es regnete, und die Tropfen klatschten gegen die Scheibe. Sein dickes Haar war noch nass von der Dusche, und so ging er zurück ins Bad, um es zu föhnen. Er stand gerade im Türrahmen, als sein Handy klingelte. Es ertönte die Melodie Killer von George Michael.

„Albert Zeiler, hallo?“, meldete er sich.

„Albert, ich bin’s, Michael.“

Michael Schreiber. Das war für einen Dienstagmorgen kein wirklich guter Anruf, glaubte er. Michael war Erster Kriminalhauptkommissar der Stadt Lingen und somit sein Vorgesetzter. Er war ein fülliger Mann, der nicht mal ganz ein Meter siebzig klein war. Sein blondes Haar war im Lauf seines Lebens mittlerweile sehr ausgedünnt, aber seine grauen Augen umso stechender geworden. Das lag daran, dass auch seine Augenbrauen dünner wurden. Michael wusste seinen strengen und bohrenden Blick stets gut einzusetzen, sodass Albert auch jetzt das Gefühl hatte, er würde ihn durch das Telefon anstarren. Außerdem rauchte er wie ein Schlot, was Albert, als Verfechter des Nichtrauchens, schon immer gestört hatte. Doch Michael war nicht umsonst sein Vorgesetzter. Neben seinen körperlichen Mängeln war er ein begnadeter Polizeibeamter, der seine Stellung verdient hatte. Albert respektierte ihn. Sie hatten seit jeher eine ganz besondere Beziehung zueinander. Manchmal vergaß er, dass er Michael unterstellt war und nicht andersherum. Dies war jedoch okay – für beide.

„Michael. Was ist los?“ Er schlenderte zurück in die Küche, um sich etwas zum Frühstück vorzubereiten. Seine Haare konnten warten.

„Wir haben ein Problem“, meinte Michael.

„Und zwar?“ Er klemmte sich sein Handy zwischen Hals und Schulter, während er eine Packung Müsli aus einem Regal angelte.

„Es wird einen Mord geben, wenn kein Wunder geschieht.“

„Wie meinst du das, es wird einen Mord geben?“

Er nahm sein Handy wieder richtig in die Hand und lehnte sich gegen die Küchenzeile.

„Hast du einen Laptop parat?“, fragte Michael.

Albert sah zu seinem Schreibtisch im Wohnzimmer. Neben Türmen aus Papier, alten Büchern und CD-Hüllen stand sein alter Computer von DELL. Er hatte ihn vor einigen Jahren von seiner Tochter geschenkt bekommen, nachdem sie sich für ihr Biologiestudium einen neuen Laptop gekauft hatte.

„Ja, hab einen PC da.“

„Geh hin, mach ihn an und öffne folgende Adresse.“

Albert tat, wie ihm geheißen und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er drückte den Knopf an der rechten Seite und wartete, bis er sein Passwort – Passwort123 – eingeben musste. Schon immer war er leichtsinnig und bequem gewesen, was seinen Datenschutz anging. Damit er die Log-in-Daten nicht vergaß, stand das Passwort sogar unter seinem Bildschirm auf einem Klebezettel geschrieben.

„Ich bin so weit“, sagte Albert.

„Gut. Öffne www.pay2.kill.to“, sagte Michael.

„Pay … was?“

„W-w-w-P-A-Y-Zwo-Punkt-K-I-L-L-Punkt-T-O“, buchstabierte Michael.

„Wofür zum Teufel steht denn to?“

„Das steht für Tonga. Das ist ein polynesisches Königreich im Südpazifik. Das, was du gleich sehen wirst, läuft über einen Server, der in diesem Land steht. Das heißt, wir kommen da nicht ran.“

Albert wartete, bis sich das Bild vor ihm aufgebaut hatte, und sog angespannt seine Atemluft ein. „Was soll das denn sein?“

Er erkannte, dass in ganz kleiner Schrift und in kleinen Symbolen Einblendungen in der unteren linken Ecke des Videos zu sehen waren. Ein Auge mit der Überschrift Viewer (332.051 und weiter steigend), eine E-Mail-Adresse (Pay2@Kill.tv) und ein Eurozeichen (61.122,59 Euro und weiter steigend). Neben der Geldsumme stand in roter Schrift 100.000 Euro. Offenbar sahen sie ein Livevideo. Ein Mann war in einem dunklen Raum auf einem Stuhl festgebunden. Seine Augen waren panisch weit aufgerissen und offensichtlich versuchte er zu schreien.

„Ich höre nur komische Hochtöne“, meinte Albert und drückte auf den Lautstärkeregler seines Computers. Der Ton wurde lauter, aber anscheinend war die Signalquelle manipuliert worden. Er konnte den Mann zwar schreien hören, jedoch war die Aufnahme total verzerrt. Fast so, als würde eine Roboterstimme jaulen oder ein Schlumpf rückwärts reden.

„Das Video ist tonverändert. Wir hören hier auch nichts Konkretes. Nur Abstraktes.“

Albert sah genauer hin.

Ein Holzstuhl, ein Mann mit Jeanshose und braunem Pullover und … Was war da? In der oberen Bildschirmmitte sah er eine dicke Stahlkugel. Sie war über eine Öse mit einem Seil verbunden, das aus dem Sichtbild verschwand. Wie aufs Stichwort zoomte die Kamera ein Stück zurück. Das gespannte Seil führte über einen Bunsenbrenner, der ganz leicht loderte. Die Stahlkugel wog mindestens hundert Kilogramm, schätzte er.

„Siehst du die Viewer, die E-Mail-Adresse und das Eurozeichen?“, wollte Michael wissen.

„Erklär mir das hier“, forderte er ihn auf.

„Wir haben heute Morgen mehrere Anrufe erhalten. Ein Mann wäre gefesselt und jedermann könne per Internet zusehen, wie dieser auf einem Stuhl sitzen würde. Der entsprechende Link dazu repliziert sich selbst und verbreitet sich per Spammails und über Social-Media-Kanäle. Außerdem wäre da ein Schriftzug, der sich alle zwei Minuten wiederholt. ›Erreichen wir die 100.000 Euro, wird dieser böse Mann sterben. Er ist ein böser Mann, der den Tod verdient hat.‹ Er wird auch auf Englisch eingeblendet.“

„Und wieso sind wir für ein Video zuständig, das in Tonga aufgenommen wird?“

„Es wird nicht in Tonga aufgenommen.“

„Woher wissen wir das?“, fragte Albert erstaunt.

Michael fuhr fort. „Der Mann auf dem Stuhl heißt Simon Fietz, kommt aus Laxten und ist Zahntechniker. Und woher wir das wissen? Er wurde von seiner Frau als vermisst gemeldet. Kam nach der Arbeit nicht nach Hause. Sie hat deshalb einen Aufruf bei Facebook gestartet. ›Wer hat meinen Mann gesehen?‹ Du weißt schon, was ich meine. Ein anonymer Account hat nun unter exakt diesem Aufruf auf Facebook den Link zu diesem Livestream geteilt. Der Account hat eine deutsche Kennung – wurde also hier in Deutschland angelegt. Zumindest sagt Alex das.“ Kriminaloberkommissar Alex Covtic war ihr IT-Spezialist. Wenn er das sagte, stimmte das auch. „Deshalb konnte der Mann dort wiedererkannt werden, und unserer Notrufzentrale wurde nun mehrfach sein Name gemeldet. Und nicht nur hier glühen die Leitungen. In ganz Deutschland gehen bereits Meldungen bei den Polizeistationen ein, Albert. Ist dir klar, was hier gerade passiert?“

Ja, ihm dämmerte langsam, was hier vor sich ging.

„Willst du mir sagen, dass nicht nur jeder diese Seite aufrufen kann, um einen Mord zu beobachten, sondern jeder auch Geld an diese E-Mail-Adresse überweisen kann, damit der Mann stirbt?“

Albert warf einen Blick auf den aktuellen Betrag in der unteren linken Ecke. Mittlerweile standen dort 70.944,16 Euro.

„Je mehr Geld über das Darknet oder per Kryptowährung bei den Machern des Videos eingeht, desto höher steigt die Flamme des Bunsenbrenners. Wenn die Flamme hoch genug ist, wird sie das Seil durchtrennen.“

Albert meinte auch, dass die Flamme ein wenig größer geworden war.

„Warum schalten wir die Seite nicht ab?“, wollte er wissen und sprang auf. Sein Stuhl kippte nach hinten weg und knallte gegen den Wohnzimmertisch.

„Können wir nicht. Wir können sie nicht abschalten, weil die Domain über mehrere IP-Adressen quer über den ganzen Kontinent verschickt wird. Es ist das gleiche Prinzip wie bei den illegalen Kinofilmen im Netz. Wir haben nur Zugriff auf deutschem Hoheitsgebiet.“

„Können wir nicht doch irgendwie herausfinden, wo zum Teufel sich dieser Mann befindet?“

„Nein“, sagte Michael nur, als müsste das als Antwort reichen.

Erreichen wir die 100.000 Euro, wird dieser böse Mann sterben. Er ist ein böser Mann, der den Tod verdient hat, flimmerte nun als Textband über das Livevideo. Einen Moment später verschwand die Ansage wieder. Mittlerweile sahen über vierhunderttausend Menschen zu, und der Geldbetrag stieg weiter an. Die Flamme, die zu Anfang noch nicht einmal richtig zu erkennen gewesen war, zündelte bereits hell leuchtend an dem Seil. Albert nahm sein Handy und öffnete willkürlich einige seiner vielen Nachrichten-Apps. Alle Seiten waren bereits voll davon.

Mann wird live im Internet gerichtet!, titelte eine. Durch Geldzahlung zum Mörder! Gefesselter Mann wartet live auf seine Hinrichtung!, hieß es bei einer anderen.

„Verdammt, was sollen wir machen?“, rief Albert und raufte sich die Haare. „Was ist das für eine E-Mail-Adresse? Können wir die zurückverfolgen?“ Er spürte förmlich, wie Michael den Kopf schüttelte.

„Das tv in der Mail steht für Tuvalu, wieder ein Inselstaat im Pazifik. Wir bräuchten Wochen, um die britische Regierung um Hilfe zu bitten. Tuvalu ist eine parlamentarische Monarchie, verwaltet durch Großbritannien. Und auch wenn sie uns sofort helfen, diese E-Mail-Adresse ist nicht zurückzuverfolgen. Da ist sich Alex sicher.“

„Was ist mit den Überweisungen? Kommen wir da irgendwie ran?“, wollte Albert wissen.

Aber es war zu spät.

Plötzlich stieg der Betrag auf 100.000 Euro, und auf dem Video ploppte ein digitales Feuerwerk auf. Die Flamme des Bunsenbrenners schnellte nach oben, und binnen weniger Momente war das Seil durchtrennt. Albert wollte nicht hinsehen, wandte seinen Blick dennoch nicht ab. Er hoffte, dass sich dieses ganze Schauspiel als schlechter Scherz entpuppen würde. Dass der Mann gleich aufstand und in die Kamera lachte, weil er mit wenig Aufwand viel Geld verdient hatte. Doch das Gegenteil war der Fall. Die wuchtige Stahlkugel löste sich aus ihrer Position und fiel hinab. Albert war kein Arzt, und er musste auch keiner sein, um zu wissen, dass Simon Fietz diesen Aufschlag nicht überleben konnte. Die Kugel krachte auf seine Schädeldecke und drückte den Kopf um ein Drittel ein. Blut und Hirnmasse platzte gegen die hintere Wand. Dann wurde das Bild schwarz und ein roter Schriftzug erschien, den Albert nie wieder vergessen würde.

Erik bedankt sich.

 

Kapitel 2

Schweiß sammelte sich auf Amiras Stirn. Der Waldboden unter ihren Füßen gab sanft nach, während sie versuchte, das Stirnband zu richten. Immer wieder verrutschte es, und sie ärgerte sich, dass sie sich kein kleineres gekauft hatte. Vor wenigen Monaten hatte Amira das Laufen für sich entdeckt. Erst war es nur ein Versuch, jetzt war es eine Sucht. Eine Freundin hatte sie eines Tages gefragt, ob sie sie beim Joggen begleiten möchte. Amira hatte widerstrebend zugesagt. Doch wenn sie etwas in Angriff nahm, dann auch gleich richtig. Sie hatte sich für viel Geld neue Schuhe, eine Laufhose, eine Sportjacke und atmungsaktive Socken gekauft. Auf keinen Fall wollte sie vor ihrer Freundin wie eine Anfängerin wirken, obwohl sie genau das war. Zu Anfang hatte sie sich verflucht, zugesagt zu haben. Bei den ersten Waldläufen schaffte sie nicht einmal zwei Kilometer, ohne eine Pause einzulegen. Die Füße zwickten, sie bekam eine Blase am kleinen Zeh und ihre Knie taten in der Nacht weh. Amira war eine vitale junge Frau, keine Frage. Mit Mitte zwanzig war sie topfit. Außerdem konnte sie essen wie eine Löwin und nahm trotzdem kein Gramm zu. Ihre beste Freundin Dela warf ihr immer wieder vor, dass sie verschlingen konnte, was sie wollte, während sie selbst nur das Wort Eiscreme lesen musste, um zuzunehmen. Trotz ihrer körperlichen Veranlagung war Amira nie eine begnadete Sportlerin gewesen. Joggen jedoch verlieh ihr nach einiger Zeit ein ganz neues Wohlbefinden. Waren die ersten Wochen durch Muskelkater und den Wunsch nach Aufgeben gezeichnet, schlugen diese Gefühle plötzlich ins Gegenteil um. Auf einmal zeigte ihr Training Erfolg. Aus zwei Kilometern wurden drei, später fünf und bald schon zehn.

Ihre Armbanduhr zeigte 17:28 Uhr.

„Yes!“, japste sie und rang nach Luft.

Die kommende Kurve wollte sie um 17:30 erreichen, und jetzt war sie zwei Minuten eher da. Eine erneute Steigerung, und Amira wusste, dass sie es in der nächsten Woche bereits um 17:27 Uhr schaffen wollen würde.

 

Da ist sie, dachte er. Sie war noch schöner als beim letzten Mal. Erik lag mit Tarnkleidung unter einer mächtigen Linde, während er durch seinen Feldstecher sah. Ein Dutzend Mal hatte er hier bereits ausgeharrt und auf sie gewartet. Die Müdigkeit, die er nach dem langen Arbeitstag in der Firma verspürt hatte, war verschwunden. Seine Gier wuchs mit jedem Schritt, mit dem sie sich ihm näherte. Er konnte die Adern an ihrem Hals erkennen, den wippenden, straffen Pferdeschwanz ihrer zusammengebundenen Haare und die makellose Haut. Seine Erregung ließ seinen Körper beben und seinen Puls in die Höhe schnellen. Erik wusste jetzt nur noch eines: Er musste sie besitzen!

 

Amira genoss die Sonne in ihrem Gesicht. Die Strahlen stachen durch die saftig grünen Baumkronen, und die Insekten und Pollen veranstalteten ein glitzerndes Lichterspiel in der Luft. Es war ein herrlicher Tag und sie hatte das Gefühl, sie würde noch fünfzig Kilometer laufen können.

Doch das Gefühl verschwand schlagartig.

Plötzlich schlug ihr Herz schneller, und in ihrem Steißbein machte sich ein Kribbeln breit, das ihren ganzen Rücken hinauflief. Sie konnte gar nicht genau sagen, was es war, was ihr solch eine Angst einjagte. Irgendetwas in ihrem Innern hatte das Kommando übernommen, und all ihre Sinne waren geschärft. Amira nahm das Stirnband ab, um besser hören zu können. Kein Vogelgezwitscher, keine anderen Geräusche. Nur das Rauschen von Blut in ihren Ohren und dem Wind zwischen den Blättern.

Sie pustete ganz leise die Luft aus und atmete wieder tief ein.

„Du bist bescheuert“, sagte sie und versuchte zu lächeln. Sie hatte einfach zu viel ferngesehen, und die Krimis in ihrem Bücherregal ließen sie vermutlich überreagieren. Mit einem trotzigen Pusten lief sie weiter und ärgerte sich nun, dass sie ihre Laufzeit durch ihr Anhalten verzerrt hatte. Sie spurtete an einer kräftigen Eiche vorbei und blickte nach links.

Und auf einmal ging alles furchtbar schnell …

Hendrik Klein

Über Hendrik Klein

Biografie

Hendrik Klein, geboren im Jahr 1987 in Lingen (Ems), lebt mit seiner Frau in Wietmarschen-Lohne. Nach seiner Fachhochschulreife schloss er erfolgreich eine Ausbildung bei einer Krankenkasse ab und erlangte des Weiteren den Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen sowie den Abschluss eines...

Pressestimmen
wodisoft.ch

„Dieses Buch ist so spannend geschrieben, dass ich es nicht weglegen konnte. Eines muss dazu bemerkt werden.“

Kommentare zum Buch
Mein erstes, aber nicht mein letztes Buch von HK
Lothar am 14.08.2023

Meine Tochter schenkte mir dieses Werk von Hendrik Klein. Ich gebe zu, ich kannte HK vorab nicht. Nicht einmal deutsche Literatur steht bei mir in vorderster Front. Ein namhafter Autor, dessen Nachname mit einem F beginnt, steht in zweifacher Form bei mir im Schrank. Beide mochte ich nicht wirklich. Jetzt habe ich kaum eine Wahl gehabt und las #PAY. Kein sonderlich reizender Titel. Das Cover ist aber gut. Fazit: Ich muss zugeben (leicht widerstrebend), dass Hendrik Klein mich bekehrt hat. Deutsche Autor*innen sind also doch nicht verloren. Eine nahezu außergewöhnliche Achterbahnfahrt, ausgeklügelte Charaktere und ein Ende, dass auf mehr hoffen lässt. Jetzt hole ich mir auch die anderen Bücher von Hendrik Klein. Danke für die wirklich gelungenen Lesestunden, auch wenn die Uhr manchmal schon die Ruhezeit angekündigt hat.

WOW!
Sabrina L. am 27.07.2023

Ich habe das Buch innerhalb eine Tages gelesen. Ich lese ziemlich viele Krimis / Thriller. Meistens von bekannten Autor*innen. Dieses Mal allerdings hat mich das Cover von Hendrik Klein überzeugt und auch der Plot als solcher. Ich kann nur sagen: BESTSELLERPOTENTIAL! Albert Zeiler (verletzte Seele, grummelig, mag zu gerne Wein, Outlaw) und Emine Laub (aufgedreht, lebensfreudig, sucht eine Vaterfigur) passen PERFEKT zusammen. Die Morde - Einzigartig bösartig. Die Story - mitreißend, schlüssig und phänomenal. Der Antagonist - man denkt, jetzt weiß man, wer mordet und dann ist alles ganz anders. WANN, WANN (!!) kommt Band Zwei? Piper: Euch ist hier ein riesen Ding ins Netz gegangen. Glückwunsch.

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