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Pfotenglück – Dackel Max sucht Wolke sieben (Dackel Max auf Sylt 3) Pfotenglück – Dackel Max sucht Wolke sieben (Dackel Max auf Sylt 3) - eBook-Ausgabe

Sina Beerwald
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Ein Sylt-Roman

— Humorvoller Urlaubsroman an der Nordsee
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Pfotenglück – Dackel Max sucht Wolke sieben (Dackel Max auf Sylt 3) — Inhalt

Turbulente Flitterwochen für Dackel Max und seine Familie! 

Endlich: Dackel Max’ Frauchen und Goldies Herrchen heiraten auf Sylt! Natürlich bei Traumwetter am Strand. Doch auch Max ist im Hochzeitsstress, denn seine Goldie wünscht sich ebenfalls eine Strandhochzeit. Aber er wäre nicht Max, wenn er nicht schon einen Plan hätte – der garantiert schiefgeht. Geheiratet wird trotzdem, und jetzt gilt es, die Flitterwochen auf dem Campingplatz mit einem aufmüpfigen Teenager, einem energiegeladenen Fünfjährigen und einem hinterlistigen Kater zu überleben. Doch das ist alles nichts gegen die Überraschung, die das Leben von Dackel Max auf den Kopf stellt. 

„Rasant, spannend und humorvoll! Eine Sylt-Geschichte voller Inselliebe, die ich Ihnen nur empfehlen kann!“ Bestsellerautorin Gisa Pauly

Humorvolle Inselabenteuer mit Dackel Max können Sie auch in diesen Pfotenglück-Romanen lesen: 

  • Band 1: Pfotenglück - Dackel Max sucht seine große Liebe
  • Band 2: Pfotenglück - Dackel Max auf Spurensuche
€ 13,00 [D], € 13,40 [A]
Erschienen am 04.04.2025
352 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31953-9
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 04.04.2025
352 Seiten
EAN 978-3-492-60633-2
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Leseprobe zu „Pfotenglück – Dackel Max sucht Wolke sieben (Dackel Max auf Sylt 3)“

Prolog

Es geht los! Zum dritten Mal fahren wir nach Sylt auf den Kampener Campingplatz. Im ersten Urlaub habe ich meine große Liebe gesucht und im vergangenen Jahr mit meinem Urlaubsrudel eine abenteuerliche Spurensuche erlebt – oder sagen wir besser: überlebt.

Falls wir uns noch nicht kennen: Mein Name ist Maximilian von Großbeeren, kurz: Max, aber nicht Maxl und schon gar nicht Maxlchen, wie mein Frauchen immer behauptet. Sie ist auch der Meinung, dass ich stur bin, aber was kann ich dafür, dass ihre Kommandos nicht zu meinen Vorhaben passen? Doch bevor [...]

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Prolog

Es geht los! Zum dritten Mal fahren wir nach Sylt auf den Kampener Campingplatz. Im ersten Urlaub habe ich meine große Liebe gesucht und im vergangenen Jahr mit meinem Urlaubsrudel eine abenteuerliche Spurensuche erlebt – oder sagen wir besser: überlebt.

Falls wir uns noch nicht kennen: Mein Name ist Maximilian von Großbeeren, kurz: Max, aber nicht Maxl und schon gar nicht Maxlchen, wie mein Frauchen immer behauptet. Sie ist auch der Meinung, dass ich stur bin, aber was kann ich dafür, dass ihre Kommandos nicht zu meinen Vorhaben passen? Doch bevor hier ein Missverständnis entsteht: Ich bin ein äußerst braver Dackel – solange es nach meinem Kopf geht.

Jetzt hab ich wieder was zu erzählen, denn mein Frauchen Ronja und Christian wollen auf der Insel heiraten und auch diese Flittchenwochen dort verbringen. Das allein verspricht schon genug Erzählstoff, aber da sind ja auch noch die Kinder von Christian, Lisa und Klein-Lasse. Drei Wochen mit einer fünfzehnjährigen Ziege und einem Sack Flöhe im Wohnwagen – das kann heiter werden. Hinzu kommt meine Chaotenbande, ich meine, mein Urlaubsrudel, sowie die Tatsache, dass ich meiner großen Liebe Goldie einen Antrag gemacht habe und sie sich eine Strandhochzeit wünscht. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht.

Ich hoffe, dass alles nach Plan laufen wird. Hoffen kann man ja mal. Sie kennen meine Chaotenbande bereits? Na, dann wissen Sie ja, wovon ich spreche. Ich wusste das nicht, als ich vor zwei Jahren den Posten des Rudelführers übernommen habe.

Damit alle im Bilde sind, möchte ich Ihnen meine besten Freunde kurz vorstellen. Auf uns warten:

 

Camper, der Hund unseres Platznachbarn Jan, der in jeglicher Hinsicht ein besonderer Vierbeiner ist. Das fängt bei seiner seltenen Rasse an, denn er ist ein Chebo, es geht weiter bei seinem Aussehen, mit seinem dichten weißen, langen Fell sowie einem Steh- und einem Schlappohr und endet noch nicht damit, dass er ein ausgebildeter Personenspürhund ist. Denn auf ihn kann man zählen, er hat stets gute Laune und ist immer zur Stelle – auch wenn man ihn nicht braucht. Wir haben uns aber auch schon gegenseitig das Leben gerettet. Deshalb ist er mein bester Freund und wird mein Trauzeuge sein.

Hans-Gert, der afghanische Windhund, besitzt aufgrund seiner Flatulenzen einen eigenen kleinen Wohnwagen, weil sein Herrchen Heinz-Walter nachts den Gestank nicht erträgt. Aber das wisst ihr nicht von mir. Hans-Gert legt großen Wert auf sein Aussehen, weil er von den Genen her ein Show- und kein Rennafghane ist. Er ist für mein Styling bei der Hochzeit zuständig und hat mir versprochen, mit mir in eine Kampener Boutique zu gehen, um Schuhe für mich zu besorgen. Ohne diese Teile kann die Strandhochzeit nämlich nicht stattfinden. Ich hasse Sand zwischen den Pfoten.

Bobbi, der Bobtail, der das Problem hat, dass ständig irgendwelche Dinge vom Himmel fallen und sich ihm in den Weg stellen. Bäume zum Beispiel. Leider vergisst er immer wieder, sich die Sicht freizupusten und tappst deshalb ziemlich blind durchs Leben. Sein Frauchen Barbara ist der festen Überzeugung, dass nur Hündinnen eine Haarspange tragen sollten, um das dichte Fell über den Augen hochzustecken. Alle Fettnäpfchen hingegen findet Bobbi ziemlich treffsicher und hoffentlich auch noch seine große Liebe. Ich kann ihm ja nicht immer sagen, wo’s langgeht.

Chiwa, die Chihuahua-Hündin mit der großen Klappe, die mutig wie eine Löwin sein kann, wenn’s drauf ankommt, sich ansonsten aber lieber hinter ihrem großen Freund Rotti versteckt, sofern ihr Frauchen Judy nicht zur Stelle ist, um das kleine, bis in die Haarspitzen der langen Ohren zitternde Fellknäuel schützend in die Arme zu schließen.

Rotti, der Rottweiler, der Hund des Platzwarts Reiner, ist unser Rudelführer in Rente, nachdem er den Fressnapf am Rande eines Nervenzusammenbruchs hingeworfen und den Posten an mich übergeben hat, weil ich das Kleingedruckte nicht gelesen habe. Er würde seinen Lebensabend gern genießen, aber da hat er die Rechnung ohne uns gemacht.

Herr König, seine Majestät, der Königspudel, der seinem Herrchen Hermann nicht nur die Zeitung bringt, er liest sie auch selbst. Drum denkt Herr König, dass er der Schlauste von uns allen ist. Aber das stimmt nicht. Er behauptet nämlich, dass Mammuts ausgestorben sind. Wir wissen das besser.

Lotti, die durchgeknallteste Dackelhündin, die ich kenne. Sie hatte es lange auf mich abgesehen, bis sie sich stattdessen unsterblich in das Flohtaxi Ronny verliebte. Seine Ankunft auf Sylt wird von ihr bestimmt schon sehnlichst erwartet. Der Straßenkater wurde nämlich zu unserem Adoptivkater, und Frauchen fand es eine tolle Idee, ihn Moritz zu nennen. Weil das so gut zu Max passt. Dass die beiden immer Streiche angestellt haben, daran hat sie wohl nicht gedacht.

Seit zwei Jahren ist die hübscheste aller Golden-Retriever-Damen, meine große Liebe Goldie, stets an meiner Seite. Sie lässt mich keine Sekunde aus den Augen, denn da, wo ich bin, ist das Chaos nicht weit.

Aber noch ist meine Dackelwelt in Ordnung. Noch.


Kapitel 1

Sylt-Urlaub! Was für eine Vorfreude, die auf den letzten Kilometern noch größer geworden ist, vor allem bei meinem Frauchen und Christian. Die beiden kommen aus dem Grinsen nicht mehr raus und können es kaum erwarten, bis wir endlich auf der Insel sind, denn für sie bedeuten die kommenden drei Wochen nicht nur Urlaub, sondern auch, dass sie „Ja“ zueinander sagen werden.

Seit einem halben Jahr geht es ständig um diesen „großen Tag“ – und das nicht nur bei den beiden.

Seitdem ich Goldie versprochen habe, dass ich sie ebenfalls auf Sylt heiraten werde und auch ihr Traum von einer Strandhochzeit in Erfüllung gehen soll, bin ich so was von nervös. Ich hab nämlich keine passenden Schuhe!

Ja, das ist ein Drama. Ein ganz großes sogar. Auch wenn ich Goldie zuliebe wirklich alles tun würde, aber bei Sand zwischen den Pfoten hört für mich der Spaß auf. Glücklicherweise hat mein Kumpel Hans-Gert, der afghanische Windhund, der am liebsten mit seinem Herrchen auf der Whiskymeile in den Edelbars sitzt, im vergangenen Urlaub versprochen, dass er mit mir in eine Kampener Schuhboutique geht, wo wir seiner Meinung nach fündig werden sollten.

Aus diesem Grund kann ich es kaum erwarten, bis wir endlich auf den Autozug dürfen und ich auf dem Campingplatz nachschnüffeln kann, ob Hans-Gert schon da ist.

Wir sind in Niebüll bei der Autoverladung angekommen und stehen auf diesem endlos langen Zuganhänger, eingepfercht von anderen Autos. Vor uns, hinter uns, über uns – ja, auch da, überall stehen Autos, und wir alle warten darauf, dass der Zug sich endlich in Bewegung setzt, damit wir auf Schienen über den Damm auf die Insel gelangen, wo ganz einfach auch eine Straße sein könnte.

Was für ein Aufwand! Aber so sind die Menschen. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht.

Ein wahres Drama durchlebt gerade auch Lisa, die fünfzehnjährige Tochter von Christian. Lisa hat nämlich ihr Handy zu Hause liegen lassen, was einem Weltuntergang gleichkommt – vor allem, weil ihr Vater sich geweigert hat, noch einmal umzukehren. Christian setzte sogar noch eins drauf, indem er meinte, sie könne ja wohl drei Wochen ohne ihr Handy überleben und so ein bisschen „didschital ditox“ würde ihr ganz guttun.

Lisa ist stinksauer. Gegen sie sind alle feuerspeienden Drachen und zischelnden Giftschlangen dieser Welt harmlose Kuscheltiere.

Ihre schlechte Laune lässt sie natürlich an ihrem fünfjährigen, halben Bruder aus, der voller Hoffnung war, dass Lisa die Aufmerksamkeit, die sie sonst ihrem Handy schenkt, nun voll und ganz auf ihn richtet. Die gesamte Fahrt über, von München nach Sylt, wollte er wahlweise „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder Quartett mit ihr spielen.

Lisa hingegen war nur am Jammern, dass sie ohne ihr Handy bei Snapchat alle ihre Flammen-Symbole verliert, die sie sich mit ihren Freunden teilweise über Jahre hinweg aufgebaut hat. Keine Ahnung, wovon sie redet. Auf der Raststätte wollte Lisa sogar die Notrufsäule betätigen, was Christian gerade noch verhindern konnte.

Ich glaube, Kater Ronny hätte sich ihr am liebsten angeschlossen und den Tierschutz angerufen. Der quakt uns seit Stunden in der Box nebenan die Ohren voll, sodass ich bald zum Frosch, nein, ich meine, zum Brüllaffen werde.

Ich würde ihm echt gern die Meinung bellen, aber dieser arme, arme schwarze Kater darf echt alles, seitdem Frauchen und Christian dieses Flohtaxi im letzten Sylt-Urlaub eingesammelt und mit nach Hause genommen haben, weil dieser arme, arme Streuner sonst bestimmt unter die Räder gekommen wäre.

Nun ja, seitdem sie unsere diversen Streiche erlebt hat, ist sie von ihrer Entscheidung nicht mehr ganz so überzeugt. Armes, armes Frauchen.

Für mich ist und bleibt er Ronny. Da kann Frauchen ihn hundertmal Moritz getauft haben. Ich nenne ihn, wie ich will. Umgekehrt macht Frauchen das bei mir ja auch so, da ist sie ebenfalls beratungsresistent.

„Ist ja guuut, Moritz, wir sind gleich daaa“, sagt Frauchen zum vierundhundertdrölfzigsten Mal.

Lisa seufzt abgrundtief, ebenfalls zum vierundhundertdrölfzigsten Mal. „Boah ey, das sagst du, seitdem wir losgefahren sind.“ Wieder lehnt sie den Kopf gegen die Scheibe und starrt vor sich hin. Ihre Haare sind immer noch lila gefärbt, aber mittlerweile kurz geschnitten, so ähnlich wie die blonden Haare von ihrem Vater. Allerdings sind ihre hinten kürzer als vorne. Der Pony hängt ihr ins Gesicht, so als wolle sie meinem Freund Bobbi, dem Bobtail, Konkurrenz machen. Wobei sie sich im Gegensatz zu ihm freiwillig dazu entschieden hat, nichts mehr vom Leben sehen zu wollen.

„Wann sind wir denn daaa?“, kräht Klein-Lasse, dessen blonde Haare an der Stirn auffällig kurz sind, weil er Lisa zeigen wollte, wie man einen Pony schneidet.

Christian seufzt. „An Weihnachten.“

„Was? Sooo lange noch, Papa? Aber Ronja hat gesagt …“

„Alles gut, Lasse. Dauert wirklich nicht mehr lange“, entgegnet Christian lachend. „Wir wollen ja nicht bei Eis und Schnee am Strand heiraten.“

Eigentlich gar keine so schlechte Idee, denke ich. Das würde mein Problem mit dem Sand lösen. Kälte an den Pfoten ist mir gleich. Hitze macht mir dagegen deutlich mehr zu schaffen, das habe ich besonders in den letzten Wochen in München gemerkt. Zum Glück hatte Frauchen ein Einsehen, und so durften Goldie und ich auf der Terrasse schlafen, nachdem Frauchen ihr Lager ebenfalls dort aufgeschlagen hat und Klein-Lasse in den Papa-Ferien mit ihm im Garten zelten durfte.

Lisa bleibt lieber in ihrem Zimmer, wenn sie am Wochenende bei uns zu Besuch ist. Ihr scheinen hohe Temperaturen nichts auszumachen – wobei, als ihr Handy mal heiß wurde, ist sie fast durchgedreht. Ihre Kleidung hat sie jedenfalls dem Sommer angepasst. Christian war bei der Abreise alles andere als begeistert von ihren knappen Shorts und dem bauchfreien Oberteil, aber sie kam wohl leider, leider so spät zum Auto, dass keine Zeit mehr zum Umziehen war.

Christian trägt wie immer eine seiner kurzen ausgefransten Jeans, die aussehen, als hätte ich sie oberhalb des Knies abgebissen, und dazu ein Shirt mit bunten Bügelbrettern drauf, mit denen man übers Wasser fahren kann.

Auch Frauchen hat sich für luftige Kleidung entschieden: ein hellblaues Sommerkleid, das besonders gut zu ihren goldblonden Haaren passt, die sie zum Zopf gebunden hat. In den hat sie ein Tuch geknotet, an dem ich nur allzu gern ziehen würde, wenn ich drankäme.

Goldie ist seit einigen Tagen zu keiner Aktivität mehr zu bewegen. Sie hat sich geweigert, Gassi zu gehen, nicht mal ins Planschbecken wollte sie, und sogar das Spielen mit ihrem Lieblings-Leuchtturm, den ich im vergangenen Urlaub unter Einsatz meines Lebens aus dem Meer gerettet habe, war ihr zu viel. Das höchste der Gefühle war, sich in den Schatten neben den Hundepool zu legen. Nicht mal große Lust zum Fressen hatte sie, und das will echt was heißen.

Im Grunde habe ich Goldie in letzter Zeit nur schlafend erlebt, so wie auch die gesamte Fahrt über, obwohl es im neuen großen Auto schön kühl ist. Wir müssen uns zwar wieder gemeinsam in eine Box quetschen, aber sie hat sich durch mich nicht stören lassen, wenn ich mich immer wieder gedreht und erneut in das Nest eingerollt habe, das sie mit ihrem Körper formte. Hin und wieder hat sie höchstens mal ein Auge aufgemacht, mir einen liebevollen Blick zugeworfen und dann weiter geschnarcht.

Noch ehe ich sie anstupsen kann, rufen Frauchen und Christian gleichzeitig: „Es geht los!“

„Schau mal, Lasse“, fügt Christian voller Begeisterung hinzu und dreht sich zu seinem Sohn um. „Jetzt geht’s auf Schienen durchs Meer. Erinnerst du dich noch, wie wir letztes Jahr über den Hindenburgdamm gefahren sind?“

Lasse schüttelt den Kopf.

„Nicht?“, fragt sein Vater. „Aber da warst du doch schon vier.“

Mir leuchtete das ein, dass der Knirps nichts mehr davon weiß. Das hängt nämlich nicht mit seinem Alter zusammen, sondern mit der Tatsache, dass er sich mit seiner halben Schwester wie die Flickenkessler, oder wie auch immer diese Leute heißen, gestritten und deshalb von der Überfahrt nichts mitbekommen hat. Das hat Christian wohl schon wieder verdrängt.

Ich hingegen kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mir meine Dackelohren am liebsten in den Gehörgang gestopft hätte, stattdessen jedoch bei dem Geruckel durchgeschüttelt wurde und aus dem Nicken nicht mehr rauskam.

Da hatte ich trotz allem tatsächlich noch Hoffnung, dass der restliche Urlaub geruhsam verlaufen würde, aber die Rechnung hatte ich ohne Lisa und Klein-Lasse gemacht.

Christian dreht sich wieder in Fahrtrichtung, lehnt sich zurück und überkreuzt die Hände am Hinterkopf. „Puh, war das ein Ritt!“

„Hände ans Lenkrad!“, ruft Lasse.

Lisa bricht in schallendes Gelächter aus. „Boah, du bist so doof, ey! Papa hat’s doch gerade erklärt. Wir stehen auf einem Autozug – und der fährt.“

„Papa, Lisa hat gesagt, ich bin doof …“

„Keinen Streit …“, mahnt Christian. „Lisa, sei nett zu deinem kleinen Bruder.“

Lisa seufzt. „Ist doch die Wahrheit.“

„Das geht auch höflicher.“

„Sehr wohl. Liebster kleiner Bruder, dein Gehirn erscheint mir so groß wie eine Erbse zu sein, aber das macht nichts, dafür hast du ja deine schlaue Schwester, die dir gern die Welt erklärt. Besser so?“

Christian schüttelt bloß den Kopf anstelle einer Antwort, und nur ich kann sehen, wie Lasse seiner Schwester die Zunge rausstreckt.

Frauchen gibt Christian einen Kuss. „Schone deine Nerven. Auf dem Weg hast du schon genügend verbraucht. Ich hätte ja spätestens beim Stau vor dem Elbtunnel kapituliert und ein Hotel gesucht. Wie gut, dass du seit Kassel gefahren bist und nicht aufgegeben hast. Ich hätte nicht gedacht, dass wir den letzten Autozug noch erwischen.“

Ich blicke nach draußen. So spät kann es eigentlich noch gar nicht sein, die Sonne geht gerade erst unter.

„Na ja …“ Christian gähnt, reibt sich über die Augen und wuschelt sich mit beiden Händen durch die kurzen blonden Haare. „So ganz freiwillig hab ich das nicht durchgezogen. Mal ehrlich, wie lange hätten wir nach einem Hotel gesucht, das außer zwei Erwachsenen noch zwei Hunde, einen Kater, eine fünfzehnjährige Ziege und einen Duracell-Hasen aufnimmt?“

„Sehr witzig, Papa“, knurrt Lisa, tiefer, als ich das je könnte. Klein-Lasse lacht und trommelt auf seine Knie, um den Hasen nachzuahmen.

„Lass dich von deinem Papa nicht ärgern, Lisa“, sagt Frauchen mitfühlend.

Da hat sie gut reden, denke ich. Meiner Meinung nach sind bei den beiden alle Rinderknochen verloren. Die schenken sich nichts. Genauso wenig wie die Geschwister untereinander. Aber so ist das eben in einem Rudel. Da wird gebellt und geknurrt, und eine Sekunde später ist alles wieder in Ordnung.

„Sylt, wir kommen!“, ruft Christian. „Wir haben es geschafft!“

Geschafft?, frage ich mich. Na ja. Ich werfe einen verzweifelten Blick auf Ronny, dessen Gejaule nun nicht mehr vom Motor übertönt wird.

„Meine Nerven!“, knurre ich ihn an. „Halt doch endlich dein Maul!“

Ronny legt den Kopf schräg und guckt mich durch das Gitter mit seinem gelben Auge an. Das andere hat er durch eine fiese Entzündung verloren, was seine frühere Familie dazu veranlasst hat, das nun ungeliebte Weihnachtsgeschenk auf Sylt zurückzulassen. „Warum soll ick aufhörn? Lass mich doch singen.“

„Singen nennst du dieses Gejammer?“

„Det is Katzenmusik, du Kulturbanause.“

„Ich bin keine Kulturbanane!“, knurre ich. „Aber dein Gejaule bringt mich noch um.“

Der Kater zeigt sein zahnloses Grinsen. „Okay, dann biste eben eene Dramaqueen.“

Ich gebe mich unbeeindruckt. „Den Titel trägt Lisa.“

„Dann biste eben een Dramadackel.“

„Verflucht!“, ruft Christian, noch ehe ich etwas entgegnen kann. Er hat sich mit Kaffee bekleckert, als er sich den Rest aus der Thermoskanne eingeschenkt hat, und nun balanciert er den Becher mühsam aus, damit der Inhalt nicht überschwappt. „Sollte sich ›wie auf Schienen‹ nicht anders anfühlen?“

„Vielleicht sollten wir nächstes Mal doch lieber die Fähre nehmen, ist ja nur ein kleiner Umweg über Dänemark“, sagt Frauchen, während sie auf ihrem Sitz vergeblich eine bequeme Position sucht, um die Erschütterungen auszugleichen. »Vor vielen Jahren hab ich das schon mal gemacht. Ist ´ne Stunde länger Fahrt, aber auf dem Schiff schaukelt es definitiv weniger als hier auf dem Zug, und man kann in Ruhe seinen Kaffee trinken.«

Ich kann dazu bloß noch nicken.

Verschlafen hebt Goldie den Kopf und guckt mich an. „Aaach, daa iist jaaa mein süüßer Waaackeldaaackel.“

Ronny singt in den schiefsten Tönen und quietscht dabei wie der Zug auf den Schienen.

Na schön, denke ich ergeben nickend. Dann bin ich eben ein wackelnder Dramadackel. Den Rang macht mir jedenfalls keiner streitig.

„Aber dieser Sonnenuntergang!“, schwärmt Frauchen. „Der entschädigt doch für alles. Was für eine Begrüßung! Schaut doch mal, Kinder.“

„Jou, wäre jetzt ein cooles Selfie für einen Snap“, brummt Lisa.

„Finde den Fehler …“, bemerkt ihr Vater.

„Also wirklich, Christian“, mahnt Frauchen. „Du musst nicht noch den Finger in die Wunde legen.“

„Mach ich doch gar nicht! Aber da wir nicht rückwärtsfahren, sondern auf die Insel zu, die da so malerisch im Sonnenuntergang vor uns liegt, ist ein Selfie wohl kaum möglich.“

„Ich mache ein Selfie von uns allen!“, ruft Frauchen, die immer um Ausgleich bemüht ist, und zückt ihr Handy. „Alle mal herschauen!“ Prüfend blickt sie auf das Display. „Das ist super geworden.“ Sie hält das Handy nach hinten, damit auch Lasse und Lisa das Foto betrachten können.

Soweit ich das erkennen kann, ist da ein Frauchen zu sehen, deren leuchtend rote Wangen einem Nymphensittich Konkurrenz machen, Christian, der seinen Hals gereckt hat wie ein Erdmännchen, damit er ins Bild kommt, und Lisa, die ihre Lippen aufgeworfen hat wie ein verärgertes Lama, das gleich spuckt. Nur Lasse thront in seinem Autositz und grinst so breit, wie eben nur Lasse grinsen kann, besonders, wenn er etwas ausheckt.

Wann führt dieser kleine Kerl eigentlich mal nichts im Schilde? Ich bin gespannt, was er sich in diesem Urlaub einfallen lässt. Wehe, wenn er mich noch einmal mit Sonnencreme einschmiert und mit diesen klebrigen Mamellos garniert, und er soll sich bloß nicht wieder so gut vor uns verstecken, dass wir ihn wie verrückt suchen müssen. So stelle ich mir keinen Urlaub vor – aber ich befürchte, Lasse hat da so seine ganz eigenen Vorstellungen vom Unterhaltungsprogramm in den Ferien.

Trotzdem halten es Frauchen und Christian für eine wundervolle Idee, im Anschluss an die Hochzeit noch auf ihrer Lieblingsinsel zu bleiben.

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir dieses Mal in einem edlen Hotel übernachten, weil Frauchen und Christian heiraten, so mit Salami, Leberwurst und Rinderknochen vom Büfett, aber es ist wieder der Kampener Campingplatz geworden – sogar für diese Flittchenwochen oder wie sich das nennt.

Unsere Leinenhalter sind jedenfalls der Meinung, dass ein Hauch von Luxus auch zwischen Chemietoilette und Gemeinschaftsdusche weht, und schließlich soll die Feier ganz ungezwungen auf dem Campingplatz stattfinden, auf dem sie viele Freunde gefunden haben.

Die habe ich dort natürlich auch, wir alle fühlen uns sehr wohl auf diesem kleinen, beschaulichen Campingplatz, eingebettet zwischen Wald und Dünen. Drum gebe ich auch nichts auf so ein Hotel – wobei, so ein Büfett wäre wirklich nicht schlecht gewesen.

Ich hoffe, mein Urlaubsrudel ist schon vollzählig angereist. Wie gut, dass die auch allesamt drei Wochen bleiben.

Ich brauche deren seelische, geistige und moralische Unterstützung bis zum Tag meiner Hochzeit, damit ich vor Aufregung nicht durchdrehe – und danach genießen wir eine entspannte Zeit zusammen.

Das bekommt meine Chaotenbande bestimmt hin.

Davon bin ich überzeugt.

Ganz sicher.

Hundertprozentig.

Nicht.

Sina Beerwald

Über Sina Beerwald

Biografie

Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, hat sich bislang mit sechzehn erfolgreichen Romanen, darunter historische Romane und Sylt-Erlebnisführer, einen Namen gemacht. Sie ist Preisträgerin des NordMordAward und des Samiel Award. "Pfotenglück - Dackel Max sucht seine große Liebe" war 2023 auf der...

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