Plötzlich die perfekte Lady Plötzlich die perfekte Lady - eBook-Ausgabe
Roman
— Regency-Romance für Fans von Bridgerton„Ein Buch das dich in eine andere Zeit entführt und den Alltag vergessen lässt.“ - ourbookwoorld
Plötzlich die perfekte Lady — Inhalt
So witzig kann Regency sein!
Unerwiderte Liebe ist die Tragik in Prinzessin Jekaterinas Leben, seit sie Prinz Alexander kennt. Denn er macht aus seiner Ablehnung keinen Hehl: Jekaterina ist ihm zu laut und zu tollpatschig. Er schwört, sie niemals als mögliche Braut in Betracht zu ziehen. Dieser Entschluss steht fest, auch wenn er mehr und mehr erkennt, dass die Prinzessin, trotz aller Affronts, eine mehr als anziehende Person ist. Doch dann stürzt die ungeschickteste Prinzessin aller Zeiten eine Treppe hinunter, und nichts ist mehr, wie es war …
Anna Dietrich entführt uns in die Zeit des 19. Jahrhunderts und erzählt von rauschenden Bällen und einer ganz besonderen Liebesgeschichte.
Für alle Fans von der Netflix-Serie ›Bridgerton‹ und den Regency-Romanen von Julia Quinn.
Leseprobe zu „Plötzlich die perfekte Lady“
KAPITEL EINS
Weinheim, 1816
Liebes Tagebuch,
ich habe mich verliebt. So unwiederbringlich wie folgenschwer. Aber nicht in irgendjemanden. Sondern in Prinz Alexander Friedrich von Baden, Enkel und Erbe jenes Großherzogs, bei dem Mutter und ich gerade residieren, und obgleich er nichts von meinen Gefühlen ahnen kann, so glühen doch meine Wangen, jedes Mal, wenn ich ihn erblicke.
Wien, 1818
Prinzessin Jekaterina Aljona Petrowna – allgemein von ihren Liebsten schlicht Kati genannt – wurde an einem kühlen Sonnabend Ende März bei einer musikalischen Soiree im [...]
KAPITEL EINS
Weinheim, 1816
Liebes Tagebuch,
ich habe mich verliebt. So unwiederbringlich wie folgenschwer. Aber nicht in irgendjemanden. Sondern in Prinz Alexander Friedrich von Baden, Enkel und Erbe jenes Großherzogs, bei dem Mutter und ich gerade residieren, und obgleich er nichts von meinen Gefühlen ahnen kann, so glühen doch meine Wangen, jedes Mal, wenn ich ihn erblicke.
Wien, 1818
Prinzessin Jekaterina Aljona Petrowna – allgemein von ihren Liebsten schlicht Kati genannt – wurde an einem kühlen Sonnabend Ende März bei einer musikalischen Soiree im Salon der Freifrau Henriette von Pereira-Arnstein in die gehobene Wiener Gesellschaft eingeführt. Es war der Abend, an dem sich halb Wien in die kleine Prinzessin verliebte, eine junge Dame aus feinstem russischen Adelshause, über drei schmale Ecken direkt mit der Zarenfamilie verwandt und von solch exquisiter Schönheit, dass es selbst Damen den Atem verschlug. Die Herren der feinen Gesellschaft, ob nun von Adel oder nicht, buhlten seit diesem Abend allesamt um die Gunst der schönen Prinzessin. Und so kam Jekaterina bereits zwei Monate nach ihrem Debüt in den Genuss von einem halben Dutzend Anträge heiratswilliger Kandidaten, darunter ein preußischer Fürst, zwei jüdische Bankiers, ein italienischer Marchese und ein Blumenverkäufer aus der Salvatorgasse, der ihr nicht nur augenblicklich seinen gesamten Stand schenken wollte, als sie ihn kurz anlächelte, sondern auch noch am selben Tage bei ihrer Mutter vorsprach und selbst drei Wochen nach dem Zurückweisen seines Antrages täglich einen Strauß üppiger Tulpen auf den Stufen des Stadtpalais der Damen Petrowna hinterließ.
Als er den letzten Strauß ablegte, stürzte eines der Dienstmädchen ihm entgegen und flehte ihn an – um ihrer aller Nasen willen –, er möge davon ablassen. Die Prinzessin sähe sich außerstande, seine Geschenke zu verschmähen, aber alle im Hause, vom obersten Butler bis zum jüngsten Lieferburschen, würde der Duft von achthundert Tulpen langsam, aber sicher in den Wahnsinn treiben.
Tapfer soll der Blumenverkäufer seinen Strauß daraufhin wieder mitgenommen und ihn stattdessen der Tochter des Frackschneiders gegenüber geschenkt haben, als diese gerade vor der Ladentür kehrte. Es waren die ersten Blumen, die sie jemals geschenkt bekommen haben soll, und es hieß, die beiden hätten noch im selben Jahr geheiratet.
Ob es sich wirklich so zugetragen hat, konnte Jekaterina nicht beschwören, aber als sie geraume Zeit später mit ihrer Zofe durch die Salvatorgasse schlenderte, um neu eingetroffenen Tand in den Schaufenstern zu bewundern, da sah sie den Blumenverkäufer eine Kusshand über die Straße werfen, und das rotbäckige Mädchen mit dem Kehrbesen gegenüber fing sie mit einem spitzbübischen Lächeln ein.
Der Gedanke, dass, wenn schon nicht sie selbst, so wenigstens andere die große Liebe fanden und auch feiern durften, spendete ihr Trost. Trost, den Jekaterina dringend brauchte, wenn sie nachts allein in ihrem Zimmer war und über einen unerreichbaren badischen Prinzen nachdachte, der ihr wohl niemals eine Kusshand zuwerfen würde, nicht einmal, wenn sein Leben davon abhinge. Und sie wollte bestimmt nicht hoffnungslos werden, aber manches Mal, wenn sie so wach lag und sich gar kein Schlaf finden ließ, fragte sie sich, ob solch heftige Gefühle wie die in ihrer Brust wohl wirklich ein Segen waren.
Oder nicht vielmehr ein Fluch.
*
Als Mutter und Tochter an einem sonnigen Morgen im grünen Salon weilten und Sonjas zarte Finger durch die eingetroffenen Einladungen blätterten, hielt sie einen Moment inne. Ihr Blick fiel kurz und vielsagend auf ihre Tochter gegenüber, die in einer Gedichtsammlung von Ludwig Tieck las.
Die Einladung, die Sonja Petrowna stocken ließ, war auf schnörkelloses Büttenpapier geschrieben, doch das blutrote Wachssiegel mit den Rauten und den Pfälzer Löwen darunter sprach für sich selbst, noch bevor sie sich die Mühe machen musste, den Namen der Unterzeichner zu lesen. Als ob sie den Blick auf sich gespürt hätte, blickte Kati auf und sah ihre Mutter fragend an. Nun herrschte ein tiefer Widerstreit in Sonja, ob es wohl angeraten wäre, just diese Einladung der Tochter zu verschweigen. Doch Jekaterina hatte das Papier bereits in den mütterlichen Händen entdeckt, und ihr Gesicht begann zu leuchten.
„Ist das etwa ein Brief von ihm?“ Sonja sah die Hände der Tochter aufgeregt flattern und brachte nicht mehr zustande als ein Nicken, da war Kati schon aufgesprungen und hatte ihr das Schreiben aus den Fingern gerissen.
„Eine Einladung zur Sommerfrische!“, rief sie überglücklich und presste das Schriftstück einen Moment lang leidenschaftlich an ihre Brust. In Sonjas Kopf erschien ungefragt die Erinnerung an die letzte Sommerfrische auf Schloss Weinheim, und sie dachte an die hemmungslosen Tränen, die in jener letzten Nacht vor ihrer Abreise von Jekaterina ins Kissen geweint worden waren, und in diesem Moment schüttelte sie kategorisch den Kopf.
„Dieser Einladung werden wir nicht folgen!“, meinte sie sehr bestimmt. Katis Blick flog zu ihr, und sie sah sowohl die Bestürzung als auch das Unverständnis.
„Aber …“, Kati rang nach Worten. Entgegen ihrer Natur hielt sie keine sofortige, flammende Gegenrede, sondern besann sich eines Besseren. Wählte den diplomatischen Weg.
Sie ließ sich zu den mütterlichen Röcken auf den Boden sinken und meinte möglichst ruhig:
„Ich kenne deine Bedenken, liebste Mamutschka. Aber verstehst du nicht, dass ich ihn sehen muss?“ Ihre Stimme klang flehend, und ihr Blick sprach Bände. Sonja rang einen Moment mit sich selbst.
„Nein“, antwortete sie, aber es klang nicht so überzeugend, wie sie es sich gewünscht hätte.
„Ich will … ich möchte doch nur dein Bestes!“, setzte sie noch hinzu, doch Jekaterina schüttelte vehement mit dem Kopf.
„Er ist mein Bestes!“, rief sie impulsiv. Sonja suchte nach einer neuen Taktik.
„Es gäbe so viele passende Kandidaten, Jekaterina. Hier in Wien. Wenn du ihnen nur jemals eine Chance geben würdest!“
Die Tochter schluckte, wartete einen Moment, ehe sie antwortete.
„Was wäre, wenn ich dir verspräche, dass ich jeden Mann heiratete, den du mir aussuchen würdest?“ Sonja blinzelte einen Moment verwirrt. Jekaterina nickte eindringlich.
„Ja, jeden. Aber gewähre mir noch diesen Sommer. Gib mir diesen Sommer Zeit, ihn zu sehen. Er ist der eine für mich. Ich spüre es. Und wenn ich es nicht schaffen sollte, dass er um mich anhält …“, nun versagte ihr beinahe die Stimme, „wenn ich das nicht schaffe, dann heirate ich, wen immer du für mich wählst!“ Sonja wollte sofort einwenden, dass Jekaterina diese Entscheidung selbst treffen durfte, ja, sollte. Sonja selbst war das seinerzeit verwehrt geblieben, und dies trug sie ihrer Mutter immer noch nach. Selbst nach deren Tod. Es war schändlich, sie wusste das. Man musste den Toten vergeben, sie in Frieden ruhen lassen, doch Sonja Petrowna wusste, dass sie nicht stark genug war, ihrer Mutter zu verzeihen.
Ihr Blick fiel auf Jekaterinas Hände, die sich in den Stoff ihres Rockes krallten, um das Zittern zu verbergen, und ihr mütterliches Herz erweichte.
„Versprichst du mir, dass du den Mann heiraten wirst, den du selbst aussuchst?“, fragte sie atemlos, und Kati nickte sofort.
„Aber …“, Sonja atmete tief durch, „aber sollte Prinz Alexander dich nicht zu seiner Gemahlin erwählen, so wirst du aufhören, auf ihn zu warten. Sind wir uns da einig?“
In den Augen ihrer Tochter konnte Sonja lesen wie in einem Buch. Sie sah Mut und Hoffnung und einen Hauch von Skepsis. Man musste Jekaterina sehr gut kennen, um zu verstehen, dass sie ebenso an sich selbst zweifelte wie alle Menschen. Es hielt sie nur nie davon ab, Dinge zu tun. Selbst unerhört törichte, wagemutige Dinge.
Wie nochmals nach Schloss Weinheim zu reisen, obgleich ihr letztes Mal das Herz gebrochen worden war und zu befürchten stand, dass jenes Herz, das seither nur oberflächlich geheilt war, diesen Sommer erneut einen Knacks abbekommen würde.
Liebend gerne hätte Sonja den Prinzen damals zur Rechenschaft gezogen, doch leider hatte er nichts getan, für das sie Satisfaktion hätte fordern können.
Der Mann, es ließ sich leider nicht in andere Worte kleiden, hatte sich lediglich verteidigt. Verteidigt gegenüber seinem wochenlang währenden Schatten, der Jekaterina Petrowna hieß und den armen Prinzen beinahe in den Wahnsinn getrieben hätte. Sonja erinnerte sich an das amüsierte Lachen der anderen Gäste noch zu gut, jedes Mal, wenn Jekaterina Prinz Alexander mal wieder mit glühenden Blicken durch den ganzen Raum geradezu verfolgt hatte. Und Sonja befürchtete, dass es dieses Mal wieder genauso werden würde. Vielleicht sogar schlimmer. Sie seufzte leise.
„Also gut, wir sagen der Sommerfrische zu.“ Mit einem Jauchzer reinsten Glücks flog Jekaterina in die mütterlichen Arme und drückte sie fest an ihr jubilierendes Herz.
*
Prinz Alexander pfiff der frische Morgenwind um die Ohren, als er auf Benno dem kleinen Wäldchen hinter Buchklingen entgegengaloppierte. Seine Wut war immer noch nicht ganz verraucht, aber das Reiten tat gut, und der frische Wind tat sein Übriges. Widerspenstig kämpfte Benno gegen den harten Zügel, als würde er ganz genau wissen, dass er gerade ausbaden musste, was eigentlich die liebe Tante Gusti verbrochen hatte. Mochte sich auch der Rest des badischen Reiches vor ihm als zukünftigem Großherzog ehrfürchtig verneigen, so war die Neuigkeit, dass er bald Träger aller Würden und Inhaber des Titels war, wohl just an Auguste Waldner von Freundstein vorbeigegangen. Vor allem, wenn man bedachte, dass sie auf seinem Sommersitz zu einer Landpartie geladen hatte, ohne ihn davon auch nur im Entferntesten in Kenntnis zu setzen. Zornig zügelte Alexander sein Pferd und ritt im Schritt weiter, die Stirn in tiefen Falten, den Blick – von wütenden Gedanken beherrscht – auf den Mähnenscheitel von Benno gesenkt. Er hatte die letzten Monate damit verbracht, seiner jungen und sehr liberalen Stimme Gehör zu verschaffen. Nicht nur seinem Großvater gegenüber, sondern auch vor den Räten und dem Parlament. Ein mühsames Unterfangen, das nicht nur Kräfte gekostet hatte, sondern auch nahezu erfolglos geblieben war. Und alles, was er sich für seine Sommermonate wünschte, waren Ruhe und Frieden und Zeit für die Trauben. Es war ein simples Glück, das er empfand, wenn er zwischen den Reben am Hang stand und ins Tal blickte, das von der Sommersonne gebadet wurde. Alexander mochte es, mit seinen Händen zu arbeiten, auch wenn das keineswegs von seinem Großvater geduldet war. Es stand einem zukünftigen Großherzog nicht zu, gemeinsam mit den Winzern und Erntearbeitern durch die Weinstöcke zu kämmen, zu pflücken, zu schneiden, zu veredeln.
Großvater war der Überzeugung, ein Großherzog sei dazu da, den Wein zu trinken, nicht, ihn zu kultivieren.
Alexander jedoch war der Überzeugung, dass kein Wein süßer schmeckte als jener, der durch die eigenen Hände erst ideal reifen konnte.
Darauf hatte er sich den halben Winter über gefreut, wenn er in endlosen Sitzungen zu Stadtbau und Wirtschaftsförderung zu Großvaters Rechter gesessen hatte. Die Reben waren sein Sehnsuchtsort und Schloss Weinheim – inmitten seiner Weinberge – somit Alexanders erklärtes Sommerziel.
Doch mit Tante Gustis ausgeschriebener Sommerfrische waren Tage legeren Schlenderns durch die Reben undenkbar. Und die Erkenntnis, dass Landpartien jeden, wirklich ausnahmslos jeden Abend ein großes Diner vorsahen, Spiele, Gesellschaften, Musik und Tanz, stimmte Alexander gerade zutiefst unglücklich, wünschte er sich nichts sehnlicher, als jeden Abend nach einem formlosen Essen drei Gläser Grauburgunder zu leeren und tief zu schlummern.
Es war einfach nicht gerecht, dachte er bitter, während er Benno kehrtmachen ließ, um den Rückweg anzutreten. Eigentlich, so stellte er fest, war es vermutlich gar nicht die Tatsache selbst, dass eine Landpartie gegeben wurde, die ihn störte, sondern ein ganz bestimmter Gast, der – natürlich! – sein Kommen bereits zugesagt hatte. Dass Tante Gusti sich wirklich erdreistet hatte, Prinzessin Jekaterina, den Albtraum seiner schlaflosen Nächte, diesen Sommer erneut nach Schloss Weinheim zu laden, konnte man nicht anders bezeichnen als das sprichwörtliche Messer im Rücken. Alexander ächzte abfällig.
Ob er wollte oder nicht, seine Gedanken wanderten zurück zu seiner letzten Begegnung mit der Prinzessin. Es war immer noch das schrecklichste Gespräch seines Lebens – und Alexander hatte zeitweilig wirklich sehr viele unschöne Gespräche führen müssen –, und mit Grauen dachte er daran, was wohl passieren würde, wenn Prinzessin Petrowna nicht gereift war, sondern sich noch ebenso verhalten und fühlen würde wie an ihrem letzten Abend in der Bibliothek des Schlosses vor fast genau zwei Jahren.
KAPITEL ZWEI
Weinheim, 1816
Liebes Tagebuch,
während ich schreibe, tropfen mir Tränen auf deine teuren Seiten, doch ich kann nicht anders! Gestern war der traurigste Abend meines Lebens. Und obwohl ich ihn immer lieben werde, das schwöre ich dir bei meinen Tränen, so befürchte ich doch, nach allem, was gestern Nacht geschehen ist und gesagt wurde, dass er mich wohl niemals so lieben wird wie ich ihn.
Schloss Weinheim
Ein Rückblick in den Sommer 1816
Der Tag, an dem Jekaterina der unerwiderten Liebe zu Prinz Alexander hätte abschwören sollen, begann mit strahlendem Sonnenschein, als sie gegen neun die Augen aufschlug, und endete viele Stunden später, kurz vor Mitternacht, mit heißen Tränen, als sie ihre Augen wieder schloss.
Es war der Tag des öffentlichen Banketts, das ihre Gastgeberin veranstalten ließ und dazu den ansässigen Landadel rund um Schloss Weinheim in die großen Säle lud. Es sollte ein rauschendes Fest werden, dessen Vorbereitungen den gesamten Tag andauerten, einem Tag, an dem im Schloss überall und zu jeder Zeit lauter Trubel und Hektik herrschten und die Gäste der Sommerfrische sich kategorisch in zwei Gruppen teilten. Die eine Gruppe, angeführt von der altehrwürdigen Gräfin von Kaltenhauser, wollte der Geschäftigkeit und Unruhe entgehen und unternahm eine ganztägige Fahrt ins Ladenburger Jagdschloss, um das niederländische Interieur zu bewundern und mit der Baroness und ihrer Tochter Wilhelmina Tee zu trinken. Die andere Gruppe, darunter Jekaterina, verblieb im Schloss und nahm regen Anteil an den Vorbereitungen für den Abend. Jekaterina half ihrer Gastgeberin gerade, Blumenarrangements zu drapieren, als der Hauptdarsteller ihrer nächtlichen Träume durch die Halle spazierte und seiner Tante einen kurzen Gruß zumurmelte. Wie immer, wenn sie seine hochgewachsene Gestalt erblickte, klopfte ihr Herz bis zum Hals, und sie spürte, wie brennende Röte ihre Wangen überzog. Sie konnte einfach nicht anders: In ihren Augen war Prinz Alexander mit seinem flachsblonden Haar und markanten Zügen der schönste Mann, den sie jemals erblickt hatte. Er war zudem äußerst stattlich, mit breiten Schultern und langen Beinen, die es ihm bedauerlicherweise erlaubten, sich schneller von ihr zu entfernen, als Jekaterina lieb war. Und dennoch fand sie ihn perfekt.
Auch wenn Prinzessin Luise von Hessen-Kassel gestern beim Tee geäußert hatte, dass man manches Mal meinen könnte, der junge Prinz hätte ein Kinn aus Granit und zudem einen Humor, der ihm keine lebenslangen Freunde gewähren würde, so hatte Jekaterina nur lächelnd den Kopf geschüttelt. Denn selbst wenn er morgen erwachen und mit einem Buckel und zehn Warzen auf der Nase zum Frühstück erscheinen sollte, so war eines für Kati mit ihren siebzehn Jahren bereits klar: Er würde für sie immer der schönste Mann auf der Welt bleiben. Und weder Warzen noch Prinzessin Luise würden das ändern.
*
Als ihre Mutter Jekaterina später beim Umkleiden half, klopfte ihr Herz aufgeregt in ihrer Brust. Sie betrachtete sich kritisch im Spiegel, während Mutter in ihrem Rücken begann, das Kleid zuzuknöpfen. Es war ihr neuestes Lieblingskleid, oben eng anliegend, mit Hunderten winziger Perlen und Rheinkieseln besetzt, und fiel unter der schmalen Taille in weichen Wellen, und der Stoff bauschte sich in luftigen Volants um ihre Füße. Es war das Kleid einer Traumtänzerin, sagte ihre Mutter tief seufzend, doch Jekaterina fand es nur passend. Sie hatte geträumt, wie Alexander sie zum Tanzen aufforderte. Und im Traum hatte sie dieses Kleid getragen.
Das Bankett war das Prunkstück der gesamten Sommerfrische, hieß es im Nachhinein, doch Jekaterina bekam davon reichlich wenig mit. Sich die ganze Zeit den Kopf verrenkend, wartete sie von acht bis weit nach elf darauf, dass Prinz Alexander ebenfalls den Ballsaal betreten möge, doch diesen Wunsch erfüllte er ihr nicht. Ihre Mutter erinnerte sie pausenlos daran, dass er sie so oder so nicht zum Tanzen auffordern könnte, immerhin war sie noch gar nicht in die Gesellschaft eingeführt worden, doch Kati beharrte hartnäckig auf ihren Träumen. Als der Dirigent des Abends den Ton anschlug, diesen grauenhaften Ton, der verkündete, dass der folgende Tanz der letzte sein würde, hielt sie es nicht mehr auf ihrem Stuhl aus, und mit einer fadenscheinigen Entschuldigung entschwand sie dem Ballsaal, um sich auf die Suche nach dem Mann zu machen, für den sie einen ganzen Abend brav herumgesessen hatte. In ihrem besten Kleid, mit ihren größten Hoffnungen.
Sie fand ihn schnell, schließlich hatte sie seine Gewohnheiten in den letzten Wochen genauestens studiert. Sie wusste, dass er sein Frühstück bevorzugt direkt nach Morgengrauen zu sich nahm. Eine Erkenntnis, die Jekaterina nur gewonnen hatte, nachdem sie sich fünf Tage hintereinander zu absoluten Unzeiten aus dem Bett gequält hatte, was nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Kammerzofe Gerda arg mitgenommen hatte. Er ritt auch gerne sehr früh sehr lange aus, und er trank stets ein Glas Wein als Aperitif, aber niemals den süßen Likör, den man zum Dessert reichte. Ja, sie kannte seine Gewohnheiten ganz genau, und daher wusste sie auch, wo er sich aktuell befand. Denn wenn Prinz Alexander sich zurückziehen wollte, dann begab er sich in die kleine Bibliothek. Sie lag im Ostflügel des Schlosses und beherbergte im Gegensatz zur großen Bibliothek, die Jekaterina mit all ihren Schätzen in den meterhohen Mahagoniregalen vollkommen entzückte, kaum beachtenswerte Kostbarkeiten. Das Beeindruckendste in der kleinen Bibliothek war der massive Schreibtisch, der vor Korrespondenz beinahe überquoll.
Die Türen waren verschlossen, und Jekaterina klopfte an. Es klang wie immer laut und forsch, obwohl sie gar nicht so fest hatte klopfen wollen, aber die Inbrunst, mit der sie sich nach ihm verzehrte, ließ ihre zarte Hand vehement gegen die dunkle Tür donnern. Von drinnen ertönte gedämpftes Gemurmel, und obwohl es nicht wirklich wie eine Einladung klang, ergriff Kati beherzt die Klinke und rauschte hinein.
*
Alexander verzog einen Moment unweigerlich das Gesicht. Er hätte es wissen müssen, dass die einzige Person, die ein rauschendes Fest verpassen würde, nur um ihn heimzusuchen, dieses junge Mädchen war. Jekaterina knickste kurz und blieb dann etwas unschlüssig neben der Tür stehen. Alexander unterdrückte ein tiefes Seufzen. Er wusste, dass es unhöflich war, sie da einfach so stehen zu lassen, doch seine Freundlichkeit hatte sich bei ihr als ziemlich gefährlich herausgestellt. Er hätte ihr niemals an ihrem ersten Tag im Schloss zuzwinkern dürfen, denn seitdem hatte sie sich auf ihn eingeschossen, und gleichgültig, wie hartnäckig er versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen, sie schien es einfach nicht wahrhaben zu wollen, dass er sie absichtlich mied. Dabei war das Zwinkern nicht einmal verführerisch gewesen! Er hatte ihr die Blöße nehmen wollen, nachdem sie, kaum dass sie angekommen war, als erste Amtshandlung die große Porzellanvase vom Sideboard gefegt hatte. Da hatte sie einen Moment peinlich berührt in den Scherben gestanden, und Alexander hatte Mitleid mit ihr gehabt. Gott, hätte er damals geahnt, dass es nur eines Zwinkerns bedurfte, damit sie sich rettungslos in ihn verliebte, er hätte sie, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, einfach bei den Scherben zurückgelassen.
„Ich wollte Sie fragen, warum Sie gar nicht zum Ball erscheinen, Prinz Alexander.“ Sie hatte eine allerliebste Stimme, wenn sie normal sprach, glasklar und trotzdem immer ein wenig verträumt, doch selbst die schönste Stimme vermochte es, einen Mann in den Wahnsinn zu treiben, wenn sie einen andauernd verfolgte.
„Ich habe viel zu tun“, antwortete er knapp. Ich habe viel damit zu tun, Ihnen aus dem Weg zu gehen!
„Ich dachte, vielleicht könnte ich Sie überreden, einen kleinen Abstecher in den Ballsaal zu unternehmen.“ Sie klang hohl, und ihre Wangen färbten sich rot. Unsicher trat sie von einem Fuß auf den anderen.
„Ich muss heute passen“, gab er gepresst von sich und verwünschte die blauen Augen, die ihn so intensiv anstarrten. Das Schlimmste an Prinzessin Jekaterina war mit Abstand, dass sie seine vielen Abfuhren einfach nicht akzeptierte. Sie schnappte ein paarmal nach Luft, anscheinend rang sie um eine Antwort, dann machte sie eine spontane, ausholende Bewegung mit dem linken Arm Richtung Ballsaal und stieß die schwere Bronzefigur des olympischen Diskuswerfers um. Prinzessin Jekaterinas Kraft war bei ihren Zerstörungsmissionen nicht zu unterschätzen. Mit einem dumpfen Klong fiel der Diskuswerfer auf den dicken Teppich, und hastig bückte sie sich, und ihr Kopf verschwand, für Alexander einen Moment unsichtbar, hinter einer Sessellehne. Als sie wieder auftauchte, war ihr Gesicht hochrot, und in ihren Armen hielt sie die schwere Bronzestatue. Als sie den Diskuswerfer zurück auf die Konsole hievte, keuchte sie laut und völlig undamenhaft und klatschte sich danach in die Hände wie ein Handwerker, nachdem er ein Haus gebaut hatte. Hätten Menschen ein Äußeres, dachte Alexander bissig, das auch vollkommen ihrem Inneren entsprach, die Prinzessin hätte aussehen müssen wie ein Riese, mit Händen wie Bratpfannen und einer Grazie, die einem Felsbrocken glich, der einen Abhang hinunterrollte und alles niederwalzte, was in seinem Weg war. Jedoch tarnte Mutter Natur solche menschlichen Katastrophen geradezu tückisch, denn Jekaterina war ein zierliches, elfengleiches Geschöpf, unendlich weiblich und sah weder einem Riesen noch einem Felsbrocken auch nur im Entferntesten ähnlich. Und das, dachte Alexander übellaunig, ist Täuschung der niederträchtigsten Art!
*
Kati fand, dass Prinz Alexander unglücklich wirkte, und das war ja wohl kaum verwunderlich, wenn man bedachte, dass er einsam über seiner Korrespondenz saß, während jeder andere im Hause gerade ausgelassen feierte.
„Wenn Sie möchten, leiste ich Ihnen ein wenig Gesellschaft.“ Der Raum war nur spärlich beleuchtet, doch Alexanders Gesicht wurde von der Lampe auf dem Schreibtisch deutlich angestrahlt, und so entging ihr das Entsetzen nicht, das sich einen Moment auf seine Züge stahl. Sie biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe.
„Gehen Sie doch lieber feiern, Prinzessin“, meinte er hastig, und es klang mehr wie ein Befehl als wie ein Vorschlag. Einen Moment ratlos, blickte sie vor sich auf den Boden. Sie sah auf den sich bauschenden Tüll ihres Kleides, der sich wie kleine Wattewolken wallte. Das Kleid erinnerte sie daran, was ihr innigster Wunsch war. Also fasste sie sich ein Herz.
„Ich dachte, vielleicht würden Sie mit mir tanzen.“ So, jetzt war es heraus. Ihr Atem jagte ihre Kehle hinauf, und in ihrem Magen zog es heftig. Sie merkte, dass ihre Hände in den Handschuhen schwitzten. Das ist die Aufregung, bescheinigte sie sich selbst, und obgleich es fürchterlich unschicklich war, rupfte sie sich die Handschuhe von den Fingern, entblößte ihre Hände und warf die Handschuhe auf das nächstbeste Sesselpolster. Und während sie es tat, pochte ihr Herz donnernd in ihrer Brust, und jede Faser ihres Seins zitterte dramatisch. Von dergleichen Dingen schien Alexander nicht geplagt. Sein Seufzen, das folgte, klang eher verdrossen.
„Prinzessin Petrowna“, setzte er schwer an.
„Ich weiß, ich weiß!“, unterbrach sie ihn schnell und ein wenig zu laut, „ich weiß, ich bin noch nicht einmal debütiert! Aber Prinz Alexander …“, und nun wurde ihre Stimme fast kleinlaut, nachdem sie eben noch beinahe geschrien hatte. Nun klang sie fast atemlos.
„Sie sind der einzige Mann, mit dem ich tanzen möchte.“ Dabei tat sie einige mutige Schritte nach vorne, wobei sie den Sessel zu spät bemerkte und unsanft mit dem Knie gegen die Armlehne stieß. Sie untersagte sich, laut aufzujaulen, und blickte ihm einfach nur flehentlich ins Gesicht.
*
Mit der brachialen Kraft eines Ackergauls pflügte sie durch den Raum, und Möbel mussten eben weichen. Einen Moment lang erkannte Alexander wie erstarrt, dass die Kraft dieses zierlichen Geschöpfes womöglich groß genug war, ihn auch ohne seine Zustimmung in den Ballsaal zu zerren, auch wenn dies nach den Gesetzen der Physik eigentlich unmöglich hätte sein müssen.
„Ich werde nicht mit Ihnen tanzen!“, entfuhr es ihm barsch, und sie hielt mitten in der Bewegung inne. Erstaunt hoben sich ihre Brauen, und die Azuraugen funkelten. Alexander begriff, dass Jekaterina einer jener Menschen war, die subtile Andeutungen nicht verstanden und nur verstehen würden, was man ihnen schonungslos direkt ins Gesicht sagte.
„Aber …“, setzte sie an, und Alexander sah ein, dass er noch deutlicher werden musste. Mit mühsam unterdrücktem Zorn erhob er sich vom Schreibtisch und kam auf sie zu.
„Nein, Prinzessin! Kein Aber. Verzeihen Sie mir, aber es obliegt der Entscheidung eines Herrn selbst, wen er zum Tanzen auffordern möchte.“ Sie schluckte heftig. Er war nun kaum mehr als fünf Schritte von ihr entfernt, aber konnte wegen des diffusen Lichts nicht einschätzen, ob ihre Augen nun kampfeslustig funkelten oder in unterdrückten Tränen schwammen.
„Ich … ich …“ Ihre Stimme klang mit einem Mal ganz brüchig, und jetzt war ihm auch klar, dass es in jedem Fall Tränen waren. Ihr Anblick hätte einen Stein erweichen können, und Alexander merkte, dass sein Zorn schon wieder dabei war, zu verrauchen. Sie ist doch nichts weiter als ein siebzehnjähriges Mädchen!, sagte ihm sein Verstand. Doch schon im nächsten Moment ließ Jekaterina Alexander seine Milde bereuen. Denn kaum hatte er die Hände beschwichtigend in ihre Richtung erhoben, da stürzte sie auch schon in seine Arme und erwischte ihn damit ganz unerwartet. Alexander rang nach Luft. Dann versuchte er, sie von sich abzuschütteln. Tatsächlich, er brauchte dafür mehr Kraft, als er vermutet hätte.
„Ich weiß, es ist überhaupt nicht schicklich!“, rief sie bestürzt, und ihre Stimme nahm wieder jenen hohen Ton an, den er besonders nervig fand.
„Aber, Prinz Alexander, ich … ich muss es Ihnen einfach gestehen!“ Endlich hatte er sich aus der Umklammerung ihrer Affenärmchen befreien können und trat hastig einige Schritte zurück. Ihre übergroßen Augen waren erfüllt mit tausend Sehnsüchten. Alexander rann ein eisiger Schauer den Rücken hinunter.
„Ich wünschte, wir würden heiraten!“
Er musste sich verhört haben. Ja, verhört, ganz sicher.
Sie trat wieder einige Schritte auf ihn zu, und ihre Augen glänzten. Ein Glanz, der Alexander zu der Überzeugung kommen ließ, dass Jekaterina, anders als zuvor vermutet, sich nicht einfach leichtfertig andauernd in jemanden wie ihn verliebte. Es war ein Glanz, der nahelegte, dass sie gerade wirklich glaubte, was sie sagte. Und daran festzuhalten gedachte. Als er das endlich erkannte, riss sein Geduldsfaden.
„Wissen Sie, was, Prinzessin?“, fuhr er sie an, und die Härte seiner Stimme erschreckte ihn selbst. „Ich würde eher die Kuh vom Nachbarbauern heiraten als Sie!“
*
Ein Moment der Stille legte sich über sie, in dem sich Kati außerstande sah, ihn mit etwas zu füllen. Sie fühlte Schmerz und Ungläubigkeit, und ihr versagte die Stimme, ihre weichen Knie gaben ein wenig nach, und sie musste sich zitternd gegen den Sessel zu ihrer Rechten lehnen, weil sie nicht sicher war, ob ihre Beine sie weitertragen würden.
Ihr Gegenüber blickte zornig zwischen ihr und dem Boden hin und her, die Arme in die Hüften gestemmt, die Lippen ein fest zusammengepresster Strich. Prinz Alexander hatte gesprochen, und seine Worte waren unmissverständlich.
Liebend gerne wäre Jekaterina aus dem Zimmer gestürzt, hätte ihn hinter sich gelassen, doch Menschen wie sie verliebten sich nicht leichtfertig. Nein, Kati war absolut überzeugt, eine solche Liebe wie zu Alexander würde sie nie wieder in ihrem Leben empfinden, nicht einmal, wenn sie hundert Jahre alt werden würde. Und deswegen konnte sie noch nicht aufgeben … Mit dem Mut der Verzweifelten straffte sie die Schultern und schluckte ihre Tränen hinunter. Alexander starrte sie fassungslos an.
„Ich werde gehen. Gehen und Sie in Ruhe lassen“, verkündete sie tapfer und trat auf ihn zu. Ihm klappte vor Erstaunen der Mund auf, und Katis Blick heftete sich an seine Lippen.
„Gleich“, hauchte sie. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Hände behutsam auf sein Revers. Er schien sich immer noch nicht aus seiner Verblüffung lösen zu können.
Und dann nahm sie all ihren Mut zusammen und schenkte dem Mann, der lieber eine Kuh heiraten würde als sie, den ersten Kuss ihres Lebens. Vielleicht wäre es auch gleichzeitig der letzte Kuss ihres Lebens. Der einzige. Und darum musste sie ihn küssen, auch wenn es all ihren Mutes bedurfte, sich zu ihm hinaufzustrecken und in Kauf zu nehmen, dass er sich abwenden würde, bevor ihre Lippen die seinen erreicht haben mochten. Die Angst vor einer solchen Zurückweisung machte ihre Kehle eng und beschleunigte ihren Atem, aber die Ungewissheit, ob sie ihm wohl jemals wieder so nahe kommen könnte, schob sie an. Vorwärts, in seine Arme, und ihre Hände glitten seine Schultern empor, wie Weinreben sich um Sprossengitter rankten, und als ihre Fingerspitzen die glatte, nackte Haut seines Nackens fühlten, wanderte eine Gänsehaut über Jekaterinas Körper, erfüllte sie mit Kribbeln und Sehnsucht und Hunger. Das hier, dachte sie, während ihr Blick auf seinen Mund fiel, das hier fühlt sich richtig an. Als ihre Lippen zaghaft seine erreichten, schlossen sich sanft ihre Augen, und eine letzte, noch ungeweinte Träne rann ihre Wange hinab.
*
Alexander war auf Jekaterinas Kuss nicht vorbereitet. Nicht nur, weil man in einer solchen Situation mit allem, aber keineswegs mit einem Kuss rechnete. Nein, es war der Kuss selbst, der ihn vollkommen unvorbereitet traf. Als ihre Lippen seinen Mund berührten, platzte etwas in seinem Kopf. Automatisch schienen Tausende von Lichtern vor seinen Augen zu tanzen, und seine Lider schlossen sich ganz von alleine, schlossen die Welt um sie herum für einen Moment aus, als gäbe es nur noch sie beide. Als gäbe es für Alexander gerade nur Jekaterina, und er nahm sie mit allen Sinnen wahr. Sie duftete paradiesisch, nach warmer Vanille und üppigen Blumen, und ihr Mund schmeckte süß. Es durchzuckte ihn siedend heiß, und in einem Moment, der sich wie die Unendlichkeit anfühlte, berührte ihre Zunge zart die seine. Dann schmeckte er ihr überraschtes Keuchen, hörte es, spürte es am ganzen Körper.
… Moment mal …
Er hatte gerade ein siebzehnjähriges Mädchen geküsst! Und eigentlich hatte nicht einmal er sie geküsst, eigentlich hatte sie ihn überrumpelt! Er war von einem kleinen, zierlichen Mädchen überfallen worden! Alexander keuchte schwer und stieß sie in einem spontanen Anfall von Vernunft von sich. Sie taumelte einige Schritte zurück. Ihre Brust hob und senkte sich heftig. Er musste das beenden, egal, wie. Aber es musste sofort sein.
„Nein!“, grollte er, doch seine Stimme klang nicht sonderlich fest. Er sah, wie ihr lautlos Tränen in kleinen Bächen die Wangen hinunterrannen.
„Nein. Für uns, Prinzessin …“, er atmete tief durch, „für uns gibt es keinen gemeinsamen Tanz. Niemals.“
„Ein Buch das dich in eine andere Zeit entführt und den Alltag vergessen lässt.“
„Die Handlung und auch die Entwicklung der Protagonisten begibt sich auf Pfade abseits des stereotypischen Regency Romans und ist dabei erfrischend, neuartig und sehr unterhaltend, denn die Autorin weicht ganz bewusst vom typischen Szenario, dass der Mann der Frau den Hof macht, ab und setzt stattdessen – in meinen Augen sehr erfolgreich – auf eine über alle Maßen verliebte Prinzessin, die nicht aufgeben möchte, das Herz ihres Prinzen zu erobern. Der Autorin ist es dabei gelungen, eine perfekte Mischung aus witzigen Dialogen und Situationen sowie Tiefgründigkeit, Spannung und Emotionen pur zu schreiben.“
„Ein Must-Read für alle Fans von Bridgerton und allgemein historischer Romance.“
„Eine große Empfehlung von meiner Seite, da die Story Herz, Humor und eine Prise Drama hatte! Ich glaube, das ist für alle die Regency-Romance-Büchern für sich ausprobieren möchten, ein toller Einstieg!“
„Authentisch, mit liebenswerten Charakteren und voller Humor. Wer historische Liebesromane mag, darf sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen. Ein Highlight“
„Eine süße und humorvolle Geschichte“
„Liebe, Liebe und noch mehr Liebe.“
„Das Buch müsst ihr lesen - ich konnte es nicht aus der Hand legen“
„Das Personenaufgebot sowie das Setting dieses von der Regency-Ära inspirierten Romans ist erfrischend anders: Wien statt London und kurpfälzische Landschaft statt Somerset oder Cornwall. Nicht Edward oder Fitzwilliam erscheinen auf der Bildfläche sondern Frederick und Caspar, Auguste und Gerda treten anstelle von Jane und Elisabeth auf. Diese Änderungen schmälern das Lesevergnügen nicht im Geringsten. Mir stellt sich sogar die Frage, warum dieser ›Regency-Umzug‹ in vertrautere Gefilde nicht schon früher in Angriff genommen wurde.“
„Das Buch hat für mich einfach alles vereint, was ich mir von einem humorvollen, unterhaltsamen und romantischem Buch wünsche.“
„Zwei spannende Protagonist*innen, zwischen denen neben Funken auch die Fetzen fliegen, dazu eine authentische und detailverliebte Darstellung der damaligen Zeit.“
„Besonders der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Er ist packend, fesselnd und zugleich gefühlvoll, humorvoll und detailreich. Sie findet die perfekte Balance von Humor und Tiefgründigkeit.“
„Ein sehr schöner Regency-Roman für zwischendurch der mich wirklich sehr unterhalten hat mit seiner humorvollen und erfrischenden Art.“
„Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte im 19. Jahrhundert.“
Purer Zufall liess mich auf die Lesung der jungen Autorin Anna Dietrich in Bamberg aufmerksam werden: Welch ein Glück! Charmant, witzig und spritzig - wie der Text so die Autorin, die im familiären Ambiente der Buchhandlung Osiander ein Feuerwerk an guter Laune versprühte und wunderbare Kostproben ihrer humorvoll-verspielten Romanze im Regency-Style zum Besten gab. Danke für einen zauberhaften Sommerabend, liebe Gastgeberin Frau Heinzel und liebe Anna Dietrich, das war ein grossartiges Debüt! Nun freue ich mich unglaublich auf die weitere Lektüre bei einem feinen Glas Grauburgunder und auf die romantischen Irrungen und Wirrungen von Jekaterina und Alexander. Fortsetzung erwünscht! Herzliche Grüße aus Bamberg, liebe Anna, von Deiner Barbara
...habe es an einem frühen, lauen Sommerabend im Garten angefangen zu lesen...konnte gar nicht aufhören. Musste dann rein und habe es unter meiner Tischleuchte so lange weitergelesen, bis die Augen zufielen...ich mich einfach in die gelungen erzählte Geschichte Falken gelassen: ein Leserausch. Habe mir zudem vorgenommen, die Lesung der Autorin im romantischen Bamberg zu besuchen.
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