Raus! - eBook-Ausgabe
Mein Weg von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück
„Rüdiger Striemer ist erfolgreicher Vorstand. Plötzlich hat er Panikattacken - und findet sich in der Psychatrie wieder. In einem Buch hat er seinen Burn-Out, die Therapie und die Rückkehr an den Arbeitsplatz geschildert.“ - Der Tagesspiegel
Raus! — Inhalt
Rüdiger Striemer, erfolgsverwöhnter Manager in der IT-Branche, wird auf dramatische Weise zu der Erkenntnis gezwungen, dass er „raus“ muss. Raus aus dem Job, raus aus seinem Umfeld, am Ende sogar raus aus seiner Wohnung, denn es geht nicht mehr – er kann nicht mehr. Erst diese Kopfschmerzen. Dann der Schwindel, plötzlich und immer wiederkehrend. Und dann kommt die Angst. Unbestimmte Angst, die immer stärker wird, seine komplette Wahrnehmung bestimmt, schließlich zur Hölle wird, bis nur noch Angst in ihm ist – und Panik. Bis er nicht mehr auf die Straße gehen kann. Rüdiger Striemer erzählt die Geschichte eines Menschen in der Mitte des Lebens, der sich selbst in eine psychiatrische Klinik einweist. Weil er keine andere Idee mehr hat. Es ist seine Geschichte. Es ist aber auch die Geschichte einer Mittvierziger-Generation, für die Erfolgsdruck zu den Basiserfahrungen des Lebens gehört – egal in welcher gesellschaftlichen Position. Und es ist ein Buch über jene Menschen, die als erste echte Nachkriegsgeneration in die Geschichte einzugehen auf dem Weg sind, frei von Hinterlassenschaften des Krieges – was sich als Lüge erweist.
Leseprobe zu „Raus!“
Prolog
Wenn Silke ohne ersichtliche kalendarische Notwendigkeit anruft und dann, weil sie mich nicht erreicht, eine SMS schickt; wenn sie darin um dringenden Rückruf bittet, sofort, oder jedenfalls sobald ich fünf Minuten Zeit habe und allein bin; wenn meine alte Schulfreundin Silke ihrer Funktion als Kristallisationspunkt unseres damaligen Freundeskreises auf diese eindringliche Weise gerecht wird: Dann ist einer von uns tot.
Es ist Gisbert. Stille im Hörer. Silke hört mich atmen.
Ich mich auch. Sie lässt mir lange Zeit – bis die Synapsen in meinem Hirn [...]
Prolog
Wenn Silke ohne ersichtliche kalendarische Notwendigkeit anruft und dann, weil sie mich nicht erreicht, eine SMS schickt; wenn sie darin um dringenden Rückruf bittet, sofort, oder jedenfalls sobald ich fünf Minuten Zeit habe und allein bin; wenn meine alte Schulfreundin Silke ihrer Funktion als Kristallisationspunkt unseres damaligen Freundeskreises auf diese eindringliche Weise gerecht wird: Dann ist einer von uns tot.
Es ist Gisbert. Stille im Hörer. Silke hört mich atmen.
Ich mich auch. Sie lässt mir lange Zeit – bis die Synapsen in meinem Hirn eine halbwegs tragfähige Verschaltung hergestellt haben. Bis sich die relevante Information in mein Bewusstsein gedrückt hat – die Information, dass Gisbert sich umgebracht hat.
Dabei war Silke ziemlich vorsichtig. Zuerst erfahre ich, dass es schlechte Nachrichten gibt. Wusste ich ja. Dann, dass jemand tot ist. Ahnte ich. Dann, dass es Gisbert ist. Schock!
Dann, dass er sich das Leben genommen hat. Aber doch nicht Gisbert! Dann, dass er sich erhängt hat. Nie, nie im Leben! Moment! Stopp! Aus! Notbremse!
Es schaltet und rattert. Die komplizierte Chemie in meinem Gehirn lässt sich verdammt viel Zeit. Das kann alles nicht wahr sein. Gisbert! Doch nicht Gisbert! Aber Realität bleibt es doch. Mein Nachbarsfreund zu Jugendzeiten, mein Schulfreund zu Abiturzeiten, mein Kumpel während der ersten zwanzig Jahre meines Lebens, er hat sich entschieden. Kurzfristig. Für den Tod.
Hätte es noch irgendeiner Motivation für dieses Buch bedurft – hier wäre sie gewesen. Dabei waren ein paar wenige Seiten schon geschrieben, als Silke anruft und ich erstmalig seit dem letzten Sommer wieder an Gisbert denke. Damals war ich seit ein paar Wochen zurück aus der Klapsmühle. Aus der psychiatrischen Klinik, wo ich zwei Monate verbracht hatte, wegen Angststörungen und Depressionen. Letzten Sommer, bei unserem buchstäblich letzten Treffen, kam Gisbert viel zu spät, schon etwas angetrunken, gar nicht seine Art. Es gab einen Anlass für unser Treffen: 25 Jahre Abitur, da lässt man sich sehen, auch ich, auch Gisbert. Er stand, wie immer umringt von allen möglichen Leuten, am anderen Ende der Kneipe, im Haus Rietkötter, in Bochum. Ich kämpfte mich durch, klopfte auf seine Schulter, er drehte sich um, große Freude, wir nahmen uns in den Arm und begrüßten uns. Menschen um uns rum, alle schon angetrunken, Gisbert auch, ich auch. Die Konzentration schwankte zwischen den vielen Menschen; Lachen hier, Ernst sein da, Winken dort. Die Musik wurde lauter, die ersten sangen. Knof schaute von unten rauf. Hob die Hand. Krähte was. Noch ein Schnaps. Oder eine paffen? Nee, ich nicht. Nicht mehr. Obwohl...? Wo ist Gisbert? Menschenwogen wogen die Menschen durcheinander. Luft. Wir waren draußen. Borgel, Silke, Kai und ich. Gisbert? Ist in der nächsten Gruppe, ab zum Intershop. Knof krähte.
Das war’s. Das nächste ist Silke mit ihrem Anruf. Dann Borgel, der die Grabrede hält. Gut gemacht. Kai, Anja, die olle Beck, Frau Kurtz und das Schnittchen: alle sind da. Knof traurig, sehr traurig. Ich auch. Will nur wieder zurück nach Hause. Nach Berlin. Gisbert war meiner Erinnerung nach der beliebteste Mensch, den ich kannte. Immer gut gelaunt, immer ein Lachen, einen Spruch, einen lockeren Schlag auf die Rippen. Aua! Gisbert eben. In letzter Zeit muss das anders gewesen sein. Depression, Angst. Und daraus hat er die Konsequenzen gezogen. Mit einem Strick.
Das ist mir erspart geblieben. Der Weg in den Abgrund war bei mir ein anderer, die Folge war dieselbe: totale Hoffnungslosigkeit, wochenlang andauernde Angstzustände, nächtliche Panikattacken; Tage ohne die geringste Zuversicht, jemals wieder so etwas wie Lebenslust zu spüren. Der Weg in den Abgrund führte bei mir über etwas, was heute allgemein Burnout genannt wird und für das es keine einzige anerkannte medizinische Definition, aber Tausende von Zustandsbeschreibungen gibt. Diesen möchte ich nicht eine weitere hinzufügen. Ich will nicht mal über das Thema Burnout schreiben. Ich will über meinen Weg in den Abgrund schreiben, über die anschließenden zwei Monate im Wald, in einer psychiatrischen Klinik. Über zwei Monate mit mir selbst und darüber wie wir beide uns vertragen haben.
Burnout hin oder her: sich einzugestehen, eine psychische Macke zu haben, einen Sprung in der Schüssel, das geht nicht so zwischen Suppe und Kartoffeln. Es dann zu akzeptieren und konsequente Schlüsse daraus abzuleiten – purer Zufall, ob die Umstände das ermöglichen. Ich hatte Glück und der Strick blieb mir erspart. Ich ging in eine psychiatrische Klinik. Eine Klinik mit Spezialisierung auf Angsterkrankungen, Depression, Sucht. Keine psychopatischen Erkrankungen, keine geschlossene Abteilung – es könnte einen viel schlimmer erwischen. Und doch ein harter Schnitt: Raus! Raus aus dem Leben, einmal die Seele auf links krempeln. Ohne Rückfahrkarte. Was danach passiert, weiß man vorher nicht, ahnt man nicht. Meistens kommt es anders als man denkt. Heute mein Leben. Morgen eine Überraschung. Einmal die Wundertüte für Jungs, bitte. Die große, mit dem neuen Leben drin!
Zwei Monate im Wald. Mit mir. Und mit anderen Patienten, mit Ärzten und Therapeuten. Mit lauter Menschen, die ein Recht auf Privatheit und Anonymität haben. Die deshalb in diesem Buch ein Eigenleben entwickelt haben, das sie ganz und gar ablöst von ihren ursprünglichen Vorbildern und Lebensläufen. Insofern ist jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen absolut zufällig und ungewollt.
Was ich erlebt habe, ist genau das, was in diesem Buch steht.
„Sie haben den Gipfel des Erfolgs in der Geschäftswelt erreicht. Top-Manager verkörpern Macht und Selbstbewusstsein. Auch privat erklimmen sie hohe Berge, müssen sich immer beweisen, dass sie die Härtesten, die Mutigsten, die Vitalsten sind. Meister im Gewinnen. Deutsche Top-Manager sprechen erstmals öffentlich darüber, was sie antreibt und wann sie sich getrieben fühlen.“
„Striemer erzählt die Geschichte eines Menschen in der Lebensmitte, der von sich aus in eine psychiatrische Klinik geht. Er sieht keinen anderen Ausweg. Es ist die Geschichte seines Lebens, einer Mitvierziger-Generation, für die Erfolgsdruck zu den Erfahrungen des Lebens gehört - egal, in welcher gesellschaftlichen Position. Die Geschichte eines Burnouts.“
„Es ist eine Geschichte über Erfolgsdruck, Angst und den langen Weg zurück zu sich selbst.“
„Rüdiger Striemer war auf der Höhe seiner Karriere, als er zusammenbrach und zwei Monate in einer psychiatrischen Klinik verbrachte.“
„Rüdiger Striemer ist erfolgreicher Vorstand. Plötzlich hat er Panikattacken - und findet sich in der Psychatrie wieder. In einem Buch hat er seinen Burn-Out, die Therapie und die Rückkehr an den Arbeitsplatz geschildert.“
„Rüdiger Striemer ist ein erfolgreicher IT-Manager, der den psychischen Druck aus Angst und Depressionen nicht mehr aushielt und sich gezwungenermaßen selbst in eine psychiatrische Klinik einwies. In 'Raus! - Mein Weg von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück' schildert er, wie ihm das gelungen ist.“
„Burnout kann jeden erwischen – aber bei Menschen in Führungspositionen ist der Leistungsanspruch oft mörderisch und die Gefahr auszubrennen besonders hoch. [...] Nach Auszeiten, Sinnsuche und therapeutischer Arbeit haben sie oft einen anderen Blick auf ihr Dasein, manche verzichten lieber auf eine steile Karriere als auf ein erfülltes Leben.“
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