Sanguis Corvi – Das Blut des Raben Sanguis Corvi – Das Blut des Raben - eBook-Ausgabe
Roman
— Düster-magische Märchenadaption der „Krabat“-Legende„Ich bin ein Fan von Märchenadaptionen, vor allem wenn sie wie hier Mega gut neuinterpretiert wurden.“ - solaria300
Sanguis Corvi – Das Blut des Raben — Inhalt
Für alle Leser*innen, die nie den Glauben an Liebe und Magie verloren haben. Eine Neuinterpretation von Krabat, die sich fragt: Was würde der erwachsene Krabat tun, erführe er, dass der teuflische Müller noch immer sein Unwesen treibt?
Hanka erhob wieder das Wort. „Als ich noch ein kleines Mädchen war, hörte ich Geschichten von einem Jungen aus der Teufelsmühle, der anders war. Der Gefühle zuließ, der wusste, was Liebe heißt.“ Krayan sah sie nicht an, beugte sich stattdessen zur Seite und suchte nach seiner Kleidung. „Aber auch jetzt erzähle ich nichts, das fremd in Euren Ohren klingt, nicht wahr?“ Er zog seine Beinkleider an. „Dieser Junge ist tot.“
Mit sechzehn gerät Krayan in die Abhängigkeit der Schwarzen Mühle und ihres teuflischen Meisters, doch ihm gelingt die Flucht. Ein Dutzend Jahre später ist er zurück, ein weit gereister Soldat, durch Kriege und Kämpfe hart und kalt geworden. Er hat nur ein Ziel: sich am Müller für den Tod seiner Freunde und des geliebten Mädchens zu rächen. Der Liebe selbst hat er abgeschworen – bis er eine Frau trifft, die sein dunkles Herz berührt.
Nachdem ich grade nach sehr langer Zeit Krabat von Otfried Preußler nochmal gelesen hab, war ich natürlich neugierig, wie die Autorin hier diese Geschichte weiterspinnen wird. Der Prolog hat gleich einen wunderschönen, verspielten Einstieg gewährt, bevor man in die düstere und magische Geschichte rund um die Mühle eintaucht. Erzählt wird aus zwei Perspektiven und Zeitebenen: zum einen aus dem Jahr 1543, in dem ein Junge dem Ruf des Meisters zur Mühle folgt und der 12. Geselle wird, zum anderen aus dem Jahr 1555, in dem ein Soldat in einem Dorf nahe der Mühle auftaucht, der auf Rache aus ist. Man weiß also schon einiges vorher ... dass der Junge, Krabat, sich auflehnt und fliehen kann und dass dieser viele Jahre später zurückkehrt, um den Meister erneut herauszufordern, um ihm dieses Mal endgültig das Leben zu nehmen. Preußlers Buch war ja eher ein Kinder/Jugendbuch - hier wird man allerdings mit mehr Gewalt und Härte konfrontiert; bzw. wird sie deutlicher beschrieben und klarer in Worte gefasst. Gerade auch was die Schwarze Kunst betrifft, mit der der Meister die Gesellen im Bann hält, sowie der grausamen Macht und welchen Blutzoll sie kostet, wird hier sehr konkreter spürbar. Vor allem auch das Verlangen, das die Magie ausübt und das Dunkle weckt, die Macht zu beherrschen und wie schwer es ist, dieser zu widerstehen. "Du kannst alles sein, was du willst. Gut. Boshaft. Ein Held bist du immer, ob du tötest oder rettest - es kommt nur auf diejenigen an, die deine Geschichte irgendwann erzählen werden." Zitat Seite 208 Die Autorin hat vieles aus der ursprünglichen Krabat Geschichte von Otfried Preußler einfließen lassen, dazu Komponenten aus der noch ursprünglicheren Krabat-Sage, die aus mehreren Episoden besteht und dazu noch ihre eigenen Ideen eingebracht. Diese Mischung wirkt sehr lebendig und man erkennt vieles wieder, trotzdem ist es etwas eigenes. Gerade der Schreibstil ist natürlich anders - von den Formulierungen her, aber auch die Details in den Beschreibungen zeigen mehr Tiefe. Ich mochte auch Preußlers Art, die sehr nüchtern und mit wenig Ausschmückungen daherkam und dennoch eine unheimliche Atmosphäre transportieren konnte. Wem das nicht so liegt, wird hier vielleicht mehr Freude beim Lesen haben. Jess A. Loup hat ihren ganz eigenen, erwachsenen Krabat geschaffen. Zutiefst verletzt durch den Tod seiner einzigen Liebe, aber auch verhärtet durch die vielen Ängste und Qualen, die er ausstehen musste und die er in den Jahren des Krieges unter einer dicken Schicht Unnahbarkeit vergraben hat. Sein Ziel, sich endlich an dem grausamen Meister zu rächen, ist seine einziger Wunsch, selbst wenn es ihn selbst das Leben kosten sollte. All die Jahre hat er genutzt, um sein Können in der Schwarzen Kunst zu vervollkommnen und wir lernen einige tolle magische Kunststücke kennen, mit denen er den Meister herausfordert. Auch die Liebe spielt wieder eine kleine, aber ausschlaggebende Rolle und kommt von unerwarteter Seite. Ich hab in einer anderen Rezension gelesen, dass es unnötig gewesen wäre und auch "geschmacklos", was ich jetzt gar nicht nachvollziehen kann. Sie war wichtig und auf jeden Fall notwendig und hat grade in Bezug auf die Beziehungen untereinander einen sehr bewegenden Aspekt gehabt, der mir sehr zu Herzen gegangen ist. Am Ende gibt es auch noch einen kurzen Einblick der Autorin über die Hintergründe aus der damaligen Zeit und warum sie die Geschichte im 16. Jahrhundert spielen lässt. Die Sage selbst spielt eher um 1700, soweit ich es eingeschätzt habe. Ich mochte es jedenfalls sehr gerne, auch wenn ich trotz der anschaulichen Erzählweise nicht so intensiv mitfiebern konnte wie erhofft. Es ist schwierig zu beschreiben, vielleicht lag es auch einfach an meiner Stimmung - aber das intensive Gefühl beim lesen hat mir etwas gefehlt.
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