Schneewittchen und die sieben Särge (Lesen auf eigene Gefahr 1) Schneewittchen und die sieben Särge (Lesen auf eigene Gefahr 1) - eBook-Ausgabe
Kriminalroman
— Humorvoller Cosy Crime über einen Buchhändler im Ermittlungsfieber„Ein gelungener Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Krimireihe. Ein wahrhaft märchenhafter Krimi, der spannend und humorvoll zugleich ist.“ - Ruhr Nachrichten
Schneewittchen und die sieben Särge (Lesen auf eigene Gefahr 1) — Inhalt
Der witzige Auftakt zur Cosy-Crime-Reihe: Ein Buchhändler jagt den Märchenmörder!
Was macht ein Geheimagent, der keine Lust mehr aufs Spionieren hat? Er kauft eine Buchhandlung und zieht in ein Örtchen in Süddeutschland. Logisch. Dumm nur, wenn plötzlich die Traumfrau eines Mordes beschuldigt wird, der verdächtig nach einer Realauflage von „Schneewittchen“ aussieht. Was tun? Buchhandlung zusperren, ein paar verpeilte Gehilfen anheuern und den wahren Mörder finden. Was soll schon schiefgehen?
Mit Robert Mondrian, seinem Star-Ermittler wider Willen, hat Krimiautor Jürgen Seibold einen unkonventionellen Meisterdetektiv geschaffen, der eher in seine Fälle stolpert, anstatt methodisch ans Werk zu gehen.
Genau das macht „Schneewittchen und die sieben Särge“ zu einem unterhaltsamen Krimi für alle, die in Geschichten über Mord und Totschlag auch etwas zu lachen haben wollen. Und das kommt im Auftakt zur „Lesen auf eigene Gefahr“-Reihe nun wirklich nicht zu kurz!
„Ein wahrhaft märchenhafter Krimi, der spannend und humorvoll zugleich ist.“ – Ruhr Nachrichten
Die Jagd nach dem Märchenmörder ist gleichzeitig eine charmante Hymne auf die Literatur und das Lesen. Seibolds schräges Ensemble liebenswerter Figuren liefert Ihnen schon in der ersten Ermittlung des Buchhändlers zahllose gute Gründe, warum Sie immer wieder zu Robert Mondrian zurückkehren wollen.
Leseprobe zu „Schneewittchen und die sieben Särge (Lesen auf eigene Gefahr 1)“
Prolog
Die Straße führte schnurgerade durch die Nacht. Nur ein kurzes Stück war von starken Scheinwerfern in grelles Licht getaucht, das auch die Handvoll Baracken und Garagen auf beiden Seiten der Fahrbahn aus der Dunkelheit schälte. Der Wind wirbelte ab und zu leichte Staubfahnen auf und drückte die struppigen Grasbüschel nieder, die hier und da aus dem löchrigen Asphalt zwischen den Gebäuden ragten.
Auf den ersten Blick schien alles friedlich, aber wer genauer hinsah, konnte hinter mancher Ecke ein kurzes Aufblitzen erkennen, wenn sich das Licht der [...]
Prolog
Die Straße führte schnurgerade durch die Nacht. Nur ein kurzes Stück war von starken Scheinwerfern in grelles Licht getaucht, das auch die Handvoll Baracken und Garagen auf beiden Seiten der Fahrbahn aus der Dunkelheit schälte. Der Wind wirbelte ab und zu leichte Staubfahnen auf und drückte die struppigen Grasbüschel nieder, die hier und da aus dem löchrigen Asphalt zwischen den Gebäuden ragten.
Auf den ersten Blick schien alles friedlich, aber wer genauer hinsah, konnte hinter mancher Ecke ein kurzes Aufblitzen erkennen, wenn sich das Licht der Scheinwerfer auf dem Lauf eines automatischen Gewehrs spiegelte. Ab und zu war ein leises Kratzen zu hören, wenn ein Stiefel bewegt wurde, unter dem sich Sandkörner oder kleine Kiesel befanden. Vier Männer und eine Frau hatten sich auf dem Gelände verteilt, alle in dunkle Kampfanzüge gekleidet, die Gesichter von Sturmhauben bedeckt und bis an die Zähne bewaffnet. Alle hatten Nachtsichtgeräte, alle waren ausgebildet im Nahkampf und erfahren als Scharfschützen, und alle warteten, dass ihr Gegenüber einen Fehler beging. Ein Fehler nur, das sollte reichen, und der andere würde nie wieder Gelegenheit zu einem Fehler bekommen.
Niemand sagte ein Wort, die fünf Kämpfer verharrten reglos und stumm, nur manchmal verständigten sich zwei von ihnen mit knappen Handbewegungen und machten sich anschließend sofort daran, bessere Deckung zu suchen oder eine Position, aus der sie mehr von dem beleuchteten Gelände und der stockdunklen Landschaft drum herum überblicken konnten.
Der erste der vier Männer war tot, bevor er sich auch nur darüber wundern konnte, wie es sein Gegner geschafft hatte, so schnell von hinten an ihn heranzukommen. Er sank langsam zu Boden, vom anderen sorgfältig gehalten und so abgelegt, dass kaum ein Geräusch entstand. Der zweite spürte zwar noch eine Klinge im Genick, aber dann waren Wirbelsäule, Luftröhre und Stimmbänder auch schon durchtrennt, bevor er einen Laut von sich hätte geben können. Der dritte wartete auf ein Zeichen seines Kameraden, und als das nicht kam, arbeitete er sich zügig und leise zur Position des anderen hin – um Sekunden später neben seinem toten Mitstreiter niedergelegt zu werden.
Ein Mann und eine Frau waren noch übrig, und beide hatten den dritten Kämpfer seinen Platz verlassen sehen. Sie brauchten kein Zeichen, um zu wissen, was das bedeutete. Sofort wandten sie sich um und tauchten in verschiedene Richtungen in die nachtschwarzen Schatten hinter den Baracken ein. Ihre Schritte setzten sie mit Bedacht, ständig musterten sie ihre direkte Umgebung und lauschten, ob wirklich nur der Wind zu hören war oder doch vielleicht ein Schritt, ein Knirschen, ein Atemzug. Der Frau fiel auf, dass es rechts hinter ihr zischte wie von einer heftigen Windbö, doch bevor sie sich noch umdrehen konnte, hatte die Machete ihren Hals durchtrennt.
Der Mann, der die andere Richtung eingeschlagen hatte, hörte einen Körper auf einige lose Bretter fallen, der Lärm wirkte in der angespannten Stille unnatürlich laut. Er wusste, hinter welcher Baracke diese Bretter lagen, und er wusste, dass seine Kameradin inzwischen ziemlich genau dort angekommen sein musste. Er machte sich aber nicht direkt dorthin auf den Weg. Denn er wusste auch: Der andere hatte einen, wenn nicht sogar mehrere von ihnen getötet, ohne das geringste Geräusch zu verursachen. Hätte er das diesmal nicht auch lautlos zuwege gebracht, wenn er seinen nächsten Widersacher nicht in eine Falle locken wollte? Schritt für Schritt brachte er einen weiten Bogen hinter sich und achtete darauf, dass er im Schatten blieb. Sein Gewehr hatte er abgelegt, die Klinge seines Messers war geschwärzt und würde kein Licht reflektieren. Nun hatte er die Stelle vor sich, an der sich die losen Bretter befanden, und im Nachtsichtgerät zeichnete sich die Silhouette eines Menschen im Kampfanzug ab, der darauflag, das Gesicht von einer Sturmmaske bedeckt. Er sah sich um, ließ den Blick schweifen – außer ihm und dem reglosen Körper, der gut zwei Meter vom einen Ende der Baracke entfernt lag, war niemand zu sehen. Bis zum anderen Ende waren es acht oder neun Meter. Er machte einige Schritte zur Seite: Am entfernteren Ende der Baracke war niemand, kein Gegner lauerte dort, das Gewehr im Anschlag, um ihn zu erschießen, sobald er sich über die liegende Kameradin beugte. Nach weiteren Schritten in der Dunkelheit hatte er sich vergewissert, dass sich auch hinter dem anderen Ende der Baracke niemand befand. Vorsichtig näherte er sich dem Körper auf den Brettern, scannte zwischendurch immer wieder die Umgebung und hatte sich schließlich bis an ihn herangearbeitet. Er beugte sich ein wenig vor und streckte die Hand aus, um der Kameradin den Puls zu fühlen, da schnellte die eine Hand der liegenden Gestalt nach oben, und erstaunt blickte er auf seinen Bauch, durch den sich eine lange Klinge den Weg bahnte. Der andere erhob sich, während er selbst auf die Knie sackte und sein Messer fallen ließ, nahm die Sturmhaube ab und zückte ein Handy. Im Licht des Displays konnte er das Gesicht des Mannes erkennen, den sie bis hierher gejagt hatten. Eine seltsame Mischung aus Entschlossenheit und Wehmut lag auf dem markanten Gesicht. Dann kippte der Verwundete langsam nach vorn, blieb blutend liegen und hörte, wie der andere in knappen Worten Vollzug meldete. Dann wurde es still und dunkel um ihn.
Robert Mondrian erwachte, schwer atmend und mit rasendem Puls. Die Erinnerungen verfolgten ihn nicht mehr jede Nacht bis in seine Träume, aber oft genug, um seine Augenringe schwarzgrau wirken zu lassen. Er stand auf, trank in der Küche ein Glas Wasser, wendete die Bettdecke und das Kopfkissen und versuchte, wieder einzuschlafen. Hatte er gerade einen Wagen heranfahren hören? War gerade eine Autotür geöffnet worden, hatte er Schritte auf dem Pflaster gehört? War da eine Männerstimme gewesen, ein erstickter Schrei, ein dumpfer Aufprall wie von einem menschlichen Körper?
Verdammte Träumerei, brummte Robert und kämpfte sich zurück in einen unruhigen Schlaf.
1
Remslingen lag still in der Morgendämmerung.
Nun ja, so still es eben einer Kreisstadt im Speckgürtel von Stuttgart gegeben ist. Auf den Ausfallstraßen standen die ersten Pendler, allein im Kombi oder in der Limousine, an roten Ampeln, und auf den Gehwegen hinauf zum Bahnhof schlurften Männer und Frauen mit vollen Taschen und leerem Blick. Doch wer die Michaelskirche, deren Geläut gerade halb fünf schlug, hinter sich ließ und die Remsauen betrat, tauchte in relative Ruhe ein. Der Verkehr der Bundesstraße, die einen großen Bogen um Remslingen beschrieb, war hier nur noch ein stetes Rauschen, an manchen Stellen leiser als das Gurgeln des Flusses. Hier gab es keine müden Fußgänger, die einen anrempelten, weil sie nichts als die Abfahrtszeit der S-Bahn vor Augen hatten. Nur ab und zu einen einzelnen Hund, der an einem der Spielgeräte das Bein oder mitten auf der Wiese den Schwanz hob, und einen mürrischen Mann, der ihm nur kurz zupfiff und dann im Wegschlendern so tat, als ginge ihn das Tier und seine Hinterlassenschaft nichts an.
So still also lag Remslingen, und es war, als würde die Stadt noch einmal tief durchatmen, bevor die Hektik des beginnenden Dienstags einsetzte. Am Rand des Biergartens auf der Storcheninsel rauchte ein Obdachloser seine Kippe zu Ende und rollte den Schlafsack zusammen. Richie lümmelte in der Winnender Straße hundemüde auf dem Fensterbrett oberhalb der Eingangstür seines Scottish Pub herum und schimpfte vor sich hin, weil er seit ein paar Wochen nicht mehr vernünftig schlafen konnte. In der Langen Straße am Westrand des Marktplatzes schwang ein alter Holzklappladen auf, und der Puppenspieler beugte sich verschlafen aus dem Fenster, schlürfte geräuschvoll an seiner Bechertasse und ließ den Blick prüfend hinüber zum Marktplatz gleiten. Er sah Horst Schwarzfuß, der gerade damit begann, in seiner Metzgerei die Auslage zu ordnen. Hinter den Glasfronten rundherum war dagegen noch nirgendwo eine Bewegung auszumachen, obwohl auch der Buchladen, das Café Journal und Sonjas Vitaminoase um acht Uhr öffneten. Nur aus der Oberen Sackgasse war leise der Dieselmotor eines Transporters zu hören. Dort luden Sonjas Lieferanten frühmorgens ihre Waren ab und stapelten Obst und Gemüse in Kisten neben der Hintertür ihres Ladens. Und ließen eben manchmal den Motor laufen.
Der Motor des Transporters lief noch eine gute halbe Stunde, bis eine der Nachbarinnen auf die Gasse trat, um sich zu beschweren. Wütend griff sie durch die offene Fahrertür und stoppte den Motor. Dann baute sie sich breitbeinig vor dem Fahrer des Wagens auf, der vor der Hintertür von Sonjas Vitaminoase auf dem Pflaster lag, als ginge ihn das alles gar nichts an. Doch der Mann reagierte nicht auf ihre Schimpftirade. Er reagierte auch nicht auf das vorsichtige Anstoßen mit der Schuhspitze, mit der die Nachbarin den vermeintlich Schlafenden wecken wollte. Dann erst fiel der Frau auf, dass der Mann seltsam verkrümmt auf dem Boden lag und mit weit aufgerissenen Augen zur Hintertür von Sonjas Vitaminoase starrte. Und dass er nicht mehr atmete.
Erschrocken holte die Nachbarin Luft. Dann beendete ihr gellender Schrei die morgendliche Stille in Remslingen.
Was für eine Nacht! Selbst nach seinem Albtraum war es Robert Mondrian vorgekommen, als höre er Geräusche und Stimmen. Einmal glaubte er sogar, durch das geschlossene Schlafzimmerfenster den Schrei einer Frau zu vernehmen, und zog sich daraufhin die Decke über den Kopf – weshalb er das Summen des Weckers verschlief. Erst kurz nach neun schlüpfte er aus dem Bett und in die Klamotten. Er ließ nur schnell einen Kaffee aus der Maschine und schlurfte mit der Tasse in der Hand ins Treppenhaus hinaus. In der Gasse hinter dem Gebäude schien irgendetwas vor sich zu gehen, aber um nachzusehen, fehlten ihm im Moment das Interesse und die Zeit. Seinen schusseligen Mitarbeiter wollte er nicht länger als unbedingt nötig allein im Laden lassen, und falls es etwas Spannendes aus der Umgebung zu erzählen gab, würde Alfons ihm ohnehin gleich alles brühwarm berichten.
Er betrat den Buchladen durch die Hintertür, und kaum hatten die beiden Kakadus sein Eintreffen wie immer lärmend gemeldet, da kam Alfons um das Regal mit den Liebesromanen in englischer Originalausgabe geflitzt.
„Sherlock! Watson!“, rief Roberts Gehilfe. „Werdet ihr wohl den Schnabel halten!“
Die Vögel dachten natürlich nicht daran, ihm zu gehorchen, und so führte Alfons seinen Chef schnell ans andere Ende des Ladens, um ihm mit aufgeregter Stimme die Neuigkeit zu überbringen.
„Stellen Sie sich vor, Chef: Neben der Hintertür von Sonjas Vitaminoase wurde heute früh ein Toter gefunden. Die Kripo ist da und sichert Spuren. Mich haben sie auch schon gefragt, ob ich etwas beobachtet habe, aber leider …“
Roberts Mitarbeiter wirkte tatsächlich untröstlich, kein Wunder: Er liebte alles, was mit der Polizei zu tun hatte. Krimis waren die eine Leidenschaft von Alfons, die andere, noch größere, waren Superheldencomics, und während Robert inzwischen nachgegeben hatte und zumindest einige Klassiker der Kriminalliteratur führte, blieb er in seiner Ablehnung von Batman und Konsorten hart. Im Gegenzug änderte sich nichts in der gegenseitigen Anrede der beiden: Robert duzte seinen Mitarbeiter, der ihm das gleich am ersten Arbeitstag angeboten hatte – und im Gegenzug hatte auch er ihm das Du angeboten. Doch Alfons stellte sofort klar, dass er seinen Chef auf gar keinen Fall duzen könne, und Robert, obwohl er das anders sah, gab nach mehreren erfolglosen Anläufen nach.
„Meinetwegen kannst du gern raus und dir das mal aus der Nähe anschauen“, sagte Robert. „Außer deinen Kakadus ist ja noch niemand da.“
„Aber, Chef, Sie wissen doch, dass ich diese Kakadus nur in Pflege …“
Robert brachte ihn mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen und deutete grinsend zur Tür. Die altmodische Ladenglocke bimmelte noch, da war Alfons bereits am Schaufenster vorbeigehuscht und um die Hausecke verschwunden. Robert schlürfte von seinem Kaffee und schaute nachdenklich auf den Marktplatz hinaus. Ein Toter in der Gasse hinter seinem Haus. Die Kriminalpolizei, die in ihren Ermittlungen womöglich mehr Staub aufwirbelte, als ihm lieb war. Seine Kiefer mahlten, die Miene war ernst.
Dann wurde sein Blick weicher: Sonja, die natürlich weit mehr als er von der Sache betroffen war – und anders als er mit solchen Situationen keinerlei Erfahrung hatte. Einen Moment lang dachte er darüber nach, zu ihr zu gehen und ihr seine Hilfe anzubieten. Doch schon im nächsten Augenblick fiel ihm ein, warum er genau das nicht tun würde. Nein, nicht, weil er seinen Laden sonst unbesetzt zurückgelassen hätte. Robert lachte bitter. Er mochte früher auf die meisten sehr mutig gewirkt haben – aber mit einem klaren Ziel vor Augen, einem kampfbereiten Gegner als Widersacher hatte er einfach seinen Job gemacht. Aber eine Frau, für die man mehr empfand als die übliche Sympathie für eine nette Nachbarin … das war noch einmal eine ganz andere Sache.
Etwa zwanzig Minuten dauerte es, bis Alfons in die Buchhandlung zurückkehrte. Auf seinem blassen Gesicht hatten sich vor Aufregung rote Flecken gebildet, und statt einer vernünftigen Schilderung brachte er nur kurze oder abgebrochene Sätze zustande, die er mit überschnappender Stimme durcheinanderpurzeln ließ. Robert musste sich konzentrieren, um daraus halbwegs schlau zu werden. Scheinbar war vor der Hintertür von Sonjas Obstgeschäft einer ihrer Lieferanten tot aufgefunden worden. Alfons erging sich in Kleinigkeiten, vom laufenden Motor eines Transporters über die Nachbarin, die den Toten entdeckt hatte, bis hin zum Puppenspieler, der nach ihrem gellenden Schrei erst den Notruf gewählt hatte und dann auf die Straße gestürmt war, um nach der Frau zu sehen. Die Kriminaltechnik sicherte Spuren, eine Rechtsmedizinerin war vor Ort, und Polizeibeamte befragten die Nachbarn, wo sie heute zwischen drei und fünf Uhr morgens gewesen waren und ob sie etwas beobachtet oder gehört hatten, das der Polizei weiterhelfen konnte. Offenbar war der Tote nicht an einem Herzinfarkt gestorben. So weit hatte er das meiste verstanden, nur ein Detail verwirrte, und deshalb unterbrach er Alfons nach einer Weile.
„Was meinst du mit ›Schneewittchen‹?“, fragte Robert.
„Was?“
„Du hast gerade von ›Schneewittchen‹ gesprochen – was hat das mit dem Toten zu tun?“
„Ach so … na, weil er doch von dem Apfel gegessen hat.“
Robert hob die Augenbrauen, und Alfons machte ein Gesicht, als habe er einen besonders begriffsstutzigen Kunden vor sich.
„Von dem vergifteten Apfel“, wiederholte er. „Eben wie Schneewittchen.“
„Der Mann wurde vergiftet?“
„Ja, natürlich!“
„Mit einem präparierten Apfel?“
„Genau!“, rief Alfons aus, nickte beifällig und trug eine Miene zur Schau wie einst Roberts Mathelehrer, wenn bei einem schlechten Schüler endlich der Groschen gefallen war.
„Und woher weißt du das? Die Kripo wird’s dir ja nicht erzählt haben.“
Die roten Flecken wurden kräftiger, nun glühte Alfons fast vor Stolz. Er beugte sich ein wenig zu seinem Chef vor und senkte seine Stimme, obwohl sie allein im Laden waren.
„Die Rechtsmedizinerin hat’s mir verraten, versehentlich“, raunte er. „Ich stand direkt neben ihr, und sie hat mich wohl für einen von der Kripo gehalten. Erst, als sie aufsah, hat sie ihren Irrtum bemerkt und mich fortgescheucht.“
Die altertümliche Ladenglocke bimmelte, als die Tür aufschwang und zwei Männer in Jeans und Hemd hereinkamen. Sie schauten sich kurz beiläufig um und nahmen im Näherkommen Alfons und Robert ins Visier. Robert erkannte sofort, dass sie von der Kripo waren, noch bevor der Ältere sich ihm als Hauptkommissar Klaus Neher von der Kriminalpolizei Remslingen und seinen Kollegen als Oberkommissar Hannes Lachenmaier vorgestellt hatte.
„Sie haben einen sehr neugierigen Mitarbeiter“, sagte Neher und bedachte Alfons mit einem strengen Blick. „Ich hoffe, es ist Ihnen klar, dass Sie niemandem erzählen dürfen, was Sie vorhin aufgeschnappt haben!“
Alfons sank ein wenig in sich zusammen, was Neher mit einem leichten Grinsen quittierte, bevor er sich wieder an Robert wandte.
„Ihnen, Herr Mondrian, hat er vermutlich inzwischen schon alles anvertraut.“
Robert hatte den Polizisten noch nie gesehen, aber Neher hatte anscheinend aus dem Namen des Buchladens und der Tatsache, dass er und Alfons die einzigen Anwesenden waren, gefolgert, wer er war. Er schätzte ihn auf fünfzig Jahre oder etwas älter, und sein Hochdeutsch war badisch gefärbt.
„Ja, das hat er“, gab Robert zu. „Aber wir werden es beide nicht weitersagen.“
„Das wäre gut.“ Neher machte eine Geste, die den ganzen Raum umfasste. „Eine schöne Buchhandlung haben Sie.“
„Danke.“
Robert nickte höflich, obwohl er lieber mit den Augen gerollt hätte: Small Talk, um für die anstehende Befragung eine lockere Atmosphäre zu schaffen – plumper hätte es der Kommissar nicht anstellen können. Aber solange Neher ihn für jemanden hielt, der seine Spielchen nicht durchschaute und keine Erfahrung im Umgang mit Ermittlern hatte, so lange würde er hoffentlich nicht übertrieben gründlich in seinem Vorleben herumstöbern. Und Robert setzte noch einen drauf, indem er ein weiteres Thema anschnitt, über das sich gut plaudern ließ.
„Sie sind nicht von hier, Herr Kommissar, richtig?“
„Oh, hört man mir das noch immer an?“
„Ja, aber das stört mich nicht. Ich stamme selbst auch aus dem Badischen, auch wenn ich mir den Akzent nach vielen Jahren im Ausland abtrainiert habe.“
„Im Ausland?“
„Na ja, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen.“
Er lachte, und Neher stimmte mit ein.
„Aber glauben Sie mir“, merkte der Kommissar an. „Das ist alles nichts gegen das Schwabenland! Als ich hier anfing, von Karlsruhe in die damalige Direktion Waiblingen wechselte und ein Stück weiter oben im Remstal eine Kripoaußenstelle übernahm … Das war am Anfang kein Zuckerschlecken. Seien Sie also froh, wenn Sie reines Hochdeutsch sprechen. Ihre schwäbischen Kunden werden es Ihnen danken.“
„Wir führen übrigens auch Kriminalromane“, sagte er.
Ein gequälter Zug legte sich auf Nehers Gesicht, und Robert lachte erneut.
„Nur die Klassiker“, schob er nach. „Und keine der Geschichten spielt hier in der Gegend, soweit ich weiß.“
Alfons setzte zu einer Ergänzung an, aber ein kurzer Seitenblick von Robert sorgte dafür, dass er den Mund ohne ein Wort wieder schloss.
„Freut mich zu hören“, versetzte Neher und tat, als habe er nichts bemerkt. „Wo man als Kommissar heute ja jederzeit darauf gefasst sein muss, selbst zur Romanfigur zu werden … Aber Sie werden vielleicht verstehen, dass ich privat kein großer Freund von Krimis bin – mir reicht das, was mir durch meinen Beruf begegnet.“
„Das kann ich mir vorstellen. Es war auch nicht meine Idee, Krimis mit ins Angebot aufzunehmen, aber mein Mitarbeiter hat mich überredet. Ich schätze eher klassische Romane, vor allem anspruchsvolle Liebesgeschichten – falls Sie da mal etwas suchen, berate ich Sie gern.“
„Gut zu wissen, Herr Mondrian. Im Moment würde mich jedoch vor allem interessieren, ob Ihnen heute am frühen Morgen irgendetwas aufgefallen ist, das uns weiterhilft.“
„Leider nicht“, antwortete er, und weil Nehers Augenbrauen hochgingen, als er so schnell verneint hatte, fügte er hinzu: „Alfons hat mir schon gesagt, dass Sie und Ihre Kollegen die Nachbarn befragen und dass es Ihnen um die Zeit zwischen drei und fünf Uhr heute früh geht. Und um diese Zeit habe ich noch geschlafen, leider nicht gut heute Nacht.“
„Macht Ihnen irgendetwas Sorgen?“
Neher beobachtete ihn genau.
„Nein“, versicherte Robert und schwindelte so beiläufig, wie er konnte: „Ich vertrage nur warme Nächte nicht so gut. Mein Haus ist schön, und ich genieße die Lage mitten in der Stadt, aber das Gebäude ist halt nicht das jüngste und entsprechend schlecht gedämmt. In einem Sommer wie diesem habe ich deshalb manchmal Albträume – mit der Folge, dass ich heute verschlafen habe und später als sonst in die Buchhandlung kam.“
„Das kann ich bezeugen, Herr Kommissar!“, meldete sich Alfons zu Wort, aber Neher beachtete ihn gar nicht.
„Wenn ich Albträume habe, wache ich nachts ab und zu auf“, hakte er ein. „Und Sie?“
„Manchmal, und heute Nacht auch – aber in den paar Minuten, in denen ich wach war, habe ich nichts gesehen oder gehört, was mit einem Mord zu tun haben könnte.“
„Na ja, ob es Mord war, muss sich erst noch herausstellen.“
Robert ließ ein kurzes Lächeln zu, und Neher erwiderte es und zuckte mit den Schultern.
„Gegen Morgen“, fuhr Robert fort, „war es mir zwar, als hätte ich den Schrei einer Frau gehört. Ich dachte, dass ich das geträumt habe, aber vielleicht war es auch die Nachbarin, die den Toten entdeckt hat. Jedenfalls hat mir mein Mitarbeiter erzählt, dass das eine Frau aus der Nachbarschaft war. Mehr habe ich leider nicht für Sie.“
Neher musterte ihn noch einen Moment, dann nickte er und reichte ihm seine Visitenkarte.
„Falls Ihnen noch was einfällt …“
Robert stellte seine Kaffeetasse neben der Kasse ab und sah den beiden Kommissaren nach. Sie steuerten das Café Journal an, um dort die Bedienungen zu befragen. Zwei uniformierte Polizisten klingelten an einem der benachbarten Häuser, wurden eingelassen und verschwanden im Gebäude. Kleinere Gruppen von älteren Leuten oder Müttern mit Kindern standen auf dem Marktplatz beisammen und tauschten sich über den frühmorgendlichen Vorfall aus. Und auch Robert dachte darüber nach, welche Folgen der Mord in unmittelbarer Nachbarschaft für ihn haben konnte.
Fast zwei Jahre lang hatte er nun in dieser Stadt eine fast idyllische Ruhe genießen dürfen, hatte sich ganz auf den Handel mit Büchern konzentrieren und sonst in den Tag hineinleben können. Geld musste er mit seinem Laden keines verdienen: Er hatte eine ansehnliche Abfindung bekommen, als er aus dem Dienst ausgeschieden war – und fast zur selben Zeit hatte obendrein eine Erbschaft seine Finanzen so deutlich aufgebessert, dass er sich bis auf Weiteres um seinen Lebensunterhalt keine Sorgen machen musste. Er hatte ein ordentliches Sümmchen in die Übernahme der Buchhandlung und in den Umbau investiert, seither machte er in manchen Monaten leichte Verluste, in den meisten aber schaffte er eine schwarze Null oder einen bescheidenen Gewinn. Das führte dazu, dass seine finanziellen Reserven nicht abnahmen – einem befreundeten Banker in Berlin gelang es sogar immer wieder, einen Teilbetrag seines Geldes so vorteilhaft anzulegen, dass Roberts Vermögen unter dem Strich in bescheidenem Umfang anwuchs. Er selbst brauchte nicht viel. Einen guten Rotwein natürlich, etwas Vernünftiges zu essen und ab und zu eine Zigarre – mehr Luxus war nicht seine Sache. Er hatte erste Freundschaften geschlossen in Remslingen und Umgebung, hatte einige Lieblingslokale gefunden und schöne Plätze im Remstal und im Schwäbischen Wald – und er hatte sich verliebt, in seine Nachbarin Sonja, auch wenn sie davon nichts ahnte. Kurzum: Alles war so, wie er es sich vor zwei Jahren erträumt hatte – und wenn er eines Tages den Mut finden würde, sich mit Sonja zu einem Rendezvous zu verabreden, würde ihm sein neues Leben mehr bieten, als er je zu hoffen gewagt hatte. Ein Leben in Frieden. In einer festen Beziehung. In einem Beruf, der einem keine Geheimnisse selbst vor den engsten Freunden aufzwang. Und in dem alles, was man totschlagen musste, ab und zu ein langweiliger Tag war.
„Sonja ist übrigens völlig durch den Wind!“
Robert fuhr blitzschnell herum und baute sich für einen Moment mit leicht angewinkelten Knien und abwehrbereit vor Alfons auf, der ihn daraufhin ganz erschrocken ansah. Dass sein Mitarbeiter hinter ihm stand, hatte er ganz vergessen, und um die alten Reflexe ein wenig zu überspielen, räusperte er sich und tätschelte die Schultern des hageren Wuschelkopfs.
„Was hast du gerade gesagt?“, fragte er dann, ging langsam zur Kasse und hob die Tasse zum Mund.
„Ich … äh … Sie haben mich erschreckt, Chef!“
„Na, hör mal, Alfons, du magst doch Krimis, da wollte ich dir mal ein bisschen Action bieten – da es doch sonst bei uns so langweilig zugeht.“
„Ja, aber …“
„Nichts aber. Was hast du gerade gesagt? Es ging um Sonja, oder?“
„Ja, Sonja ist …“
Alfons blinzelte und schaute ihn prüfend an. Sein Chef wirkte nun wieder ganz lässig, geradezu gemütlich. Ein Lächeln lag auf seinem markanten Gesicht, und das weit fallende Shirt ließ nicht erkennen, ob Robert Mondrian durchtrainiert war oder einfach nur schlank. Er hatte breite Schultern, und die Armmuskeln, die jetzt ganz locker wirkten, hatten sich während der überraschend schnellen Drehung für kurze Zeit sehr eindrucksvoll unter der leicht gebräunten Haut abgezeichnet. Alfons war verwirrt.
„Jetzt red schon!“, forderte sein Chef ihn auf.
„Sonja ist ganz durch den Wind, habe ich gesagt.“
„Kein Wunder! Es liegt ja nicht jeden Morgen eine Leiche vor dem Hintereingang ihres Ladens.“
„Das auch, aber …“ Alfons senkte seine Stimme wieder zu dem verschwörerischen Tonfall, mit dem er gern Informationen weitergab, die er selbst für aufregend hielt. „Diese Kommissare haben Sonja nicht wirklich als Zeugin oder als jemanden befragt, der ohne eigenes Zutun mit einem Mordopfer konfrontiert wurde.“
„Wie meinst du das?“
„Für mich hat sich das so angehört, als würde die Kripo Sonja zu den Tatverdächtigen zählen.“
„Echt?“
Alfons nickte eifrig, schon wieder glühend vor Aufregung.
„Ach, das bildest du dir sicher nur ein“, besänftigte ihn Robert. „Wie sollte die Kripo denn auf so was kommen?“
„Sie haben Sonja nach einem Alibi gefragt.“
„Na, danach haben sie doch alle gefragt – auch von mir wollten sie wissen, wo ich heute früh zwischen drei und fünf Uhr war und was ich gemacht habe. Von dir nicht?“
„Doch, das schon, aber …“
„Aber?“
„Sonja hat daraufhin nur rumgestammelt. Es hat ein bisschen gedauert, bis sie schließlich sagte, dass sie daheim im Bett gelegen und geschlafen habe.“
„Okay, sie wird nach der Aufregung um den Toten halt durcheinander gewesen sein, da braucht man schon mal länger für eine Antwort.“
„Ich hatte den Eindruck, dass die Kommissare ihr nicht glaubten.“
„Aber wieso sollte sie den Mann denn umbringen?“
„Er war einer ihrer Lieferanten.“
„Ja, und? Dann muss sie ihn doch nicht töten, sondern nur bezahlen.“
Robert klatschte Alfons mit seiner Hand auf die rechte Schulter und lachte. Sein Mitarbeiter blieb ernst.
„Vielleicht hat sie ihn schon länger nicht mehr bezahlt?“
Nun stutzte Robert doch.
„Wie kommst du darauf?“
„Eine Nachbarin hat das Gerücht gestreut, dass Sonja schon seit einiger Zeit ein bisschen knapp bei Kasse sei – keine Ahnung, ob das stimmt. Vielleicht musste gerade der Lieferant, der jetzt tot im Hof liegt, besonders lang auf sein Geld warten.“
„Jetzt hör aber auf, Alfons! Vielleicht solltest du weniger Krimis lesen.“
„Ich zähle nur eins und eins zusammen, und das macht die Kripo auch. Denen kommen solche Gerüchte natürlich ebenfalls zu Ohren. Und wissen Sie, Chef, was das für eine Sorte Apfel war, mit der der Lieferant vergiftet wurde?“
„Keine Ahnung.“
„Die Sorte heißt ›Schöner von Winsley‹ …“
Alfons setzte dazu eine sehr geheimnisvolle Miene auf.
„Das klingt für mich eher wie der Name eines Rassehundes oder eines Rennpferdes“, brummte Robert.
„Aber, Chef, das ist eine ganz seltene Apfelsorte! Ich hab das gleich gegoogelt, nachdem die Kripo Sonja den angebissenen Apfel gezeigt und sie daraufhin sofort den Namen der Sorte genannt hatte.“ Alfons schloss die Augen und referierte aus dem Gedächtnis, was er im Internet dazu gefunden hatte: „Erntereif ab Mitte Juli, eine englische Züchtung, eng verwandt mit dem ›Schönen aus Bath‹. Wird selten im Handel angeboten, weil er sehr frisch verkauft werden muss.“
„Wieder was gelernt, danke. Und?“
„Sonja hat der Kripo erzählt, dass sie die einzige Händlerin im ganzen Rems-Murr-Kreis ist, die diese Sorte führt. Natürlich nur, wenn sie frisch geerntet wird – also von Mitte Juli bis Anfang August –, weil sich der Apfel ja nicht lange hält, wie ich schon …“
„Bitte, Alfons, komm endlich auf den Punkt!“
„Und Sonjas Lieferant wiederum ist der einzige Großhändler, der den Apfel im Angebot …“
„Alfons!“
Robert war nun etwas lauter geworden, und sein Mitarbeiter sah ihn fragend an.
„Aber, Chef, ich muss Ihnen doch erklären, warum die Kripo meiner Meinung nach glaubt, dass Sonja als Mörderin infrage kommt.“
„Musst du mir dazu wirklich einen pomologischen Vortrag halten?“
Alfons lächelte.
„Pomologisch, genau, Chef, so heißt das … Aber jetzt mal im Ernst, nur Sonja führt hier in der Gegend diese Apfelsorte, nur dieser eine Lieferant bietet die Sorte an, und jetzt ist er tot – gestorben an einem vergifteten Apfel von genau jener Sorte –, da würde ich als Kripokommissar auch stutzig werden!“
„Mich dagegen würde eher stutzig machen, dass Sonja ausgerechnet einen Apfel als Tatwaffe präpariert haben soll, der eine Spur zu ihr legt.“
Alfons runzelte die Stirn, man konnte fast sehen, wie es dahinter arbeitete.
„Hm“, machte er nach kurzem Sinnieren. „Hm … stimmt eigentlich, Chef.“
„Na, siehst du? Also wird die Kripo einfach ihrer Arbeit nachgehen, sie wird den Mörder dingfest machen, und Sonja kann in aller Ruhe weiter ihr Obst und Gemüse verkaufen.“
Erst wirkte Alfons erleichtert, dann verzog sich sein Gesicht zu einer betrübten Miene.
„Was ist denn noch?“, fragte Robert deshalb.
„Dieser Kommissar Neher bat Sonja am Ende der Befragung, vorerst nicht wegzufahren – oder, falls es sich gar nicht vermeiden ließe, ihm vorher Bescheid zu geben.“
Robert hob eine Augenbraue.
„Das klingt nicht gut, Chef, oder?“
„Nein.“
Robert zögerte lange, zu seiner Nachbarin zu gehen. Und dass er nach fast einer Stunde doch noch all seinen Mut zusammennahm, hatte auch mit einer Frau zu tun, die in diesem Moment mühsam über das Kopfsteinpflaster auf seine Buchhandlung zustöckelte. Selina Brand war eine nette und attraktive Frau, aber mit dem Nippes, den sie ihm als vermeintliche Umsatzbringer für seinen Laden aufschwatzen wollte, trieb sie ihn jedes Mal fast in den Wahnsinn. Also huschte er aus der Tür, als sie gerade einige besonders tückische Pflastersteine direkt vor sich musterte, und verschwand mit einigen schnellen Schritten aus ihrem Blickfeld. Er lehnte sich hinter der Hausecke gegen die Wand und lauschte, ob sie ihn entdeckt und seine Verfolgung aufgenommen hatte, aber stattdessen hörte er, wie sich ihre Schritte in ungleichmäßigem Rhythmus entfernten, und schließlich die altmodische Türglocke seines Ladens. Leise atmete Robert auf, dann erst bemerkte er, dass direkt neben ihm seine Nachbarin Sonja an der Hauswand lehnte.
„Na, liegt vor Ihrer Buchhandlung auch eine Leiche?“
Sonjas rauchige Stimme ging ihm immer unter die Haut, aber jetzt brachte sie ihn obendrein aus dem Tritt, weil er sich erst noch kurz hatte sammeln wollen, bevor er das Gespräch mit ihr eröffnete. Das hatte sich nun erledigt.
„Nein, ich … äh …“
Langsam wandte er vollends den Blick zu ihr und lächelte scheu. Sonja erwiderte sein Lächeln wie gewohnt mit einem halb spöttischen, halb neckischen Grinsen. Sie hielt eine brennende Zigarette in der linken Hand und deutete damit nun auf die Kriminaltechniker in ihren weißen Ganzkörperanzügen, die im Hof nach wie vor Spuren sicherten, Nummerntäfelchen aufstellten und Fotos schossen. Die Leiche war weg, Kreidestriche markierten die Umrisse vor der Hintertür von Sonjas Laden, und als Robert zur Oberen Sackgasse blickte, konnte er gerade noch sehen, wie das Heck eines Leichenwagens hinter dem nächsten Gebäude verschwand.
„Heute werde ich nicht mehr viel Obst verkaufen. Das zieht sich ganz schön hin mit der Untersuchung“, knurrte sie und führte die Zigarette wieder zum Mund.
Robert hatte kein Auge für die Kriminaltechniker. Er sah nur die schlanken Finger der Frau neben sich, die vollen Lippen, die sich ein wenig öffneten, und den Zigarettenfilter, der teilweise dazwischen verschwand. Ihre Wangen und ihr Hals spannten sich ein wenig an, als sie an der Zigarette zog, gleich darauf stieß sie eine kleine Rauchwolke aus. Robert schluckte trocken, und als daraufhin erneut ein leichtes Grinsen um Sonjas Mund spielte, beeilte er sich, nun doch zu den Spurensicherern hinüberzuschauen. Aus den Augenwinkeln konnte er beobachten, dass sie ihn einen Moment lang nachdenklich musterte, bevor auch sie wieder nach vorne sah.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie rauchen, Sonja“, brachte er nach einer kurzen Pause hervor.
„Nur, wenn eine Leiche hinter meinem Laden liegt“, versetzte sie trocken und ließ ein heiseres Lachen hören, das schnell in einen Hustenanfall überging. Schließlich schnippte sie die Kippe auf den Boden und trat die Glut aus. „Und auch dann sollte ich es wohl lieber lassen.“
Sie sah ihn an.
„Sie rauchen nicht, Robert?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Eigentlich?“
Er grinste.
„Na ja, ab und zu mal eine Siegerzigarre, sonst nichts.“
„Eine Siegerzigarre?“
„Kennen Sie das nicht? Ich weiß gar nicht mehr, aus welcher Sportart ich mir das geborgt habe. Ich glaube, amerikanische Baseball- oder Basketballprofis haben das früher zelebriert. Wer Meister wurde oder sonst was Tolles zuwege brachte, steckte sich eine dicke Zigarre an.“
„Und zu welchen Anlässen stecken Sie sich eine an?“
Er ging das letzte Dutzend Zigarren durch – die ersten zehn hatten mit erfolgreich abgeschlossenen Aufträgen zu tun, über die er nicht reden wollte. Die jüngste hatte er sich gegönnt, nachdem er die ersten Worte mit Sonja gewechselt hatte – auch nicht das passende Beispiel für diese Unterhaltung. Also hielt er sich an Nummer elf.
„Eine habe ich geraucht, als die Einweihungsparty meines Buchladens so gut gelaufen war.“
Sie lächelte.
„Ja, das war ein schöner Abend, da haben Sie recht. Volle Bude, leckere Häppchen, kühles Bier und kräftiger Rotwein, Sie hatten keinen schlechten Einstand in Remslingen.“
„Finde ich auch.“
„Und wie läuft’s seither? Sind Sie zufrieden?“
„Ja, durchaus.“
Ihr kehliges Lachen ließ ihn den Kopf drehen.
„Na ja, als Kaufmann müssen Sie aber noch dazulernen“, sagte sie.
„Wieso das?“
„Kennen Sie nicht die erste Regel für einen erfolgreichen Kaufmann? ›Lerne klagen, ohne zu leiden.‹ …“
„Ich werd’s mir merken, aber ganz ehrlich, ich komme zurecht.“
„Freut mich. Eine Freundin von mir hatte eine Buchhandlung ein Stück das Remstal hinauf – vor drei Jahren hat sie aufgegeben.“
„Tut mir leid. Aber es stimmt natürlich, große Sprünge sind nicht drin, das Gehalt von Alfons kann ich mir gerade so leisten, und ich persönlich brauche nicht viel.“
Sonja zwinkerte ihm zu.
„Na, geht doch!“
„Was?“
„Das mit der Kaufmannsregel.“
Sie grinsten, dann wurden beide wieder ernst. Robert überlegte, wie er am besten auf das Thema zu sprechen kommen konnte, das ihn hierhergetrieben hatte. Ihm kam nichts Originelles in den Sinn, deswegen fiel er einfach mit der Tür ins Haus.
„Alfons hat mir erzählt, dass die Kripo Sie nach einem Alibi gefragt hat und dass der Kommissar seiner Meinung nach Sie für eine der Tatverdächtigen hält.“
Sonja nickte und blickte nun sehr betrübt drein.
„Aber da müssen Sie sich keine Sorgen machen, Sonja“, versuchte er, sie zu beruhigen. „Die Kripo hält anfangs doch erst einmal alle für verdächtig. Dem Kommissar muss eigentlich klar sein, dass er da auf dem Holzweg ist.“
„Eigentlich … so, wie Sie eigentlich nicht rauchen, Robert?“
Er räusperte sich, und sie fuhr nach einem tiefen Seufzer fort:
„Dem Kommissar habe ich wohl zu lange für meine Antwort gebraucht. Und dann kann halt auch niemand bezeugen, dass ich tatsächlich im Bett lag und schlief, als Helmut vor der Hintertür meines Ladens starb.“
„Helmut?“, platzte Robert heraus, und er bereute seine unbedachte Frage sofort.
Aber Sonja lächelte nur nachsichtig.
„Helmut Sichler, mein Lieferant, das Mordopfer. Wir kannten uns schon länger und früher mal auch etwas näher, wenn ich es mal so ausdrücken darf.“
„Entschuldigen Sie bitte“, fügte er schnell hinzu. „Das geht mich natürlich auch gar nichts an.“
„Kein Problem, Robert. Wir nennen uns ja auch beim Vornamen. Ich mach das mit allen so, mit denen ich regelmäßig zu tun habe.“
Wie sie das so leichthin aussprach, versetzte es ihm doch einen kleinen Stich, obwohl er als bloßer Nachbar, mit dem sie offenbar nichts weiter im Sinn hatte, natürlich keinerlei Rechte anmelden durfte.
„Und als er tot aufgefunden wurde, war ich auch noch nicht im Laden gewesen. Von meiner Wohnung in der Winnender Straße sind es mit dem Rad nur ein paar Minuten, da gehe ich selten früher als halb acht los. Als mich die Polizei verständigte, war ich noch gar nicht richtig wach. Ich bin sofort aus dem Bett gesprungen, bin ungeduscht in die Kleider geschlüpft, nicht mal für einen Kaffee hat es gereicht.“
Sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu.
„Ich hoffe, man merkt mir die fehlende Dusche nicht allzu sehr an …“
Robert schnupperte. Der blumige Duft, der sie sonst umwehte, fehlte – das war sonst wohl auf ihr Shampoo oder Duschgel zurückzuführen. Aber sie roch auch heute so unglaublich gut, dass Robert Mühe hatte, die Bilder vor seinem inneren Auge zu verscheuchen … die aus dem Bett schlüpfende nackte Frau, ihre anmutigen Bewegungen, ihr von der warmen Julinacht aufgeheizter Körper. Er räusperte sich erneut und rief sich in Gedanken zur Ordnung. Dann bemerkte er, dass Sonja ihn ansah, ein bisschen verwundert, ein bisschen amüsiert.
„Äh … nein, keine Sorge“, presste er hervor und hoffte inständig, dass er nicht so rot wurde, wie es sich in diesem Moment anfühlte.
Sie lächelte ihn an, und seine Wangen brannten noch eine Spur heißer.
„Aber was den Kaffee angeht, da kann ich helfen“, kam ihm schließlich die rettende Idee, und schon sprudelte er los: „Mit Milch? Etwas Zucker? Cappuccino, Latte macchiato, Espresso? Meine Maschine in der Buchhandlung kann alles. Ich kann Ihnen den Kaffee bringen, oder Sie kommen mit und machen es sich eine Zeit lang in unserer Leseecke bequem und …“
Sonjas belustigter Blick blieb noch kurz auf ihn gerichtet, dann stieß sie sich von der Hauswand ab.
„Wissen Sie, was, Robert? Ich nehme Ihr Angebot einfach an. Hier braucht mich einstweilen eh keiner.“
Sie ging die paar Schritte bis zu dem Kriminaltechniker, der ihr am nächsten war, und sagte ihm, wohin sie jetzt zu gehen gedenke. Der Mann sah sie irritiert an.
„Kollege Neher hat Ihre Handynummer?“, fragte er sie.
„Ja.“
„Dachte ich mir. Sie müssen sich nicht bei uns abmelden. Es wäre nur gut, wenn Sie für ihn erreichbar bleiben könnten.“
„Und Sie ziehen einfach die Haustür hinter sich zu, wenn Sie im Treppenhaus fertig sind, ja?“
„Ich fürchte, das wird noch ein Weilchen dauern.“
Claas Michelsen zitterte ein wenig, als er das Telefonat beendete. Ein vergifteter Apfel. Eine Leiche mitten in der Altstadt von Remslingen. Sofort reihten sich erste Assoziationen aneinander, vor seinem geistigen Auge nahmen Schlagzeilen Form an, und die ersten Sätze hatte er in Gedanken schon formuliert, noch bevor er überhaupt wusste, was genau geschehen war. Zwei Telefonate und eine halbstündige Internetrecherche später hatte er genug Details beisammen, um den Chefredakteur der Stuttgarter Ausgabe des Boulevardblatts anzurufen. Der hörte in seinem Büro mit Blick aufs Esslinger Neckarufer erst ruhig zu, bevor es ihm dann doch zu bunt wurde.
„Schneewittchen?“, donnerte Horst Günther in den Hörer, und Michelsen konnte fast vor sich sehen, wie Günthers Wampe vor Empörung zitterte. Wegen seiner stark untersetzten Figur wurde er hinter vorgehaltener Hand meist nur „Napoleon“ genannt – aber auch sein harscher Umgangston und seine rücksichtslose Art wurden dem Spitznamen gerecht. „Sind Sie jetzt vollends durchgeknallt, Michelsen? Schreiben Sie das meinetwegen in Ihrem schrägen Newsblog, aber so etwas kommt mir nicht in mein Blatt! Verstanden?“
Das Gespräch war schneller weggedrückt, als Michelsen zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Nun war guter Rat teuer. Er arbeitete seit vielen Jahren als freier Journalist, aber in einer seriösen Tageszeitung hatte er seit einigen Konzertberichten während seiner Schulzeit nichts mehr untergebracht. Zu Radio und Fernsehen hatte er keine Kontakte, und für seinen Blog, der bisher keinen einzigen Euro an Werbeeinnahmen eingespielt hatte, war ihm diese Geschichte zu schade. Also beschloss er, einstweilen weiterzurecherchieren. Vielleicht würde sich noch etwas ergeben, das ihm doch noch einen zahlenden Kunden bescherte.
„Napoleon“ ging unterdessen dem Hinweis des windigen freien Mitarbeiters nach. Der Kripobeamte, mit dem er sich gut verstand, fragte zwar erstaunt, woher Günther denn schon von der Geschichte wisse, aber letztlich bestätigte er ihm, dass heute am frühen Morgen unweit des Remslinger Marktplatzes eine männliche Leiche aufgefunden worden war. Mehr Details gab er nicht preis, wies aber darauf hin, dass Journalisten demnächst für vier Uhr zu einer Pressekonferenz im Gebäude der Kripodirektion am Alten Postplatz eingeladen würden. Er überprüfte, wer Zeit hatte, für sein Blatt dorthin zu gehen, aber bis auf zwei eher nicht so rührige Kollegen schien niemand verfügbar. Günther seufzte, dann brüllte er: „Sissi!“
Seine Sekretärin hatte ihn natürlich selbst durch die geschlossene Tür gehört, und an der Tatsache, dass er ihr denselben Rufnamen verpasst hatte wie all ihren Vorgängerinnen, störte sie sich längst nicht mehr.
„Rufen Sie diesen depperten Michelsen an“, befahl er, als sie in der halb geöffneten Tür stand. „Quetschen Sie ihn ein bisschen aus, und wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass er diesmal wirklich Ahnung von der Story hat, die er mir andrehen will, dann geben Sie ihm in Gottes Namen den Auftrag. Er soll um vier Uhr zur Pressekonferenz, Remslingen, Kripodirektion. Und zwei Stunden später will ich eine Geschichte im System haben, die knallt, verstanden?“
Pünktlich zum Ladenschluss trug Alfons den Käfig mit den beiden nervigen Kakadus Sherlock und Watson hinaus und setzte ihn auf den kleinen Bollerwagen, auf dem tagsüber ein Werbeaufsteller für das Buchthema des Monats montiert war – im Moment für Walter Scotts Ivanhoe, der vor zweihundert Jahren erschienen war. Den Bollerwagen hatte Alfons angeschafft, nachdem er seinen Chef überredet hatte, die Vögel während seiner Arbeitszeit in der Buchhandlung halten zu dürfen. Der Wagen hatte Gummireifen, aber selbst das Rumpeln metallbeschlagener Holzräder auf dem Marktplatzpflaster hätte niemand gehört: Die Kakadus krächzten und kreischten putzmunter in alle Richtungen, und der eine oder andere Passant, der die werktägliche Prozession des hageren Wuschelkopfs und seiner zwei Vögel schon kannte, machte sich einen Spaß daraus, den Vögeln Geräusche vorzumachen, die sie auch prompt mit großer Begeisterung (und noch größerer Lautstärke) nachahmten. Es dauerte jedes Mal fast zehn Minuten, bis die beiden von der Buchhandlung aus nicht mehr zu hören waren. Und wenn Robert sich ausmalte, wie Alfons seine zweischnäblige Geräuschmaschine die schmale Gasse zum Bädertörle auf die Remsauen hinunterzog und unterwegs die Gäste des spanischen Lokals und die Flaneure im Park beschallte, musste er schmunzeln.
Eines Morgens vor etwa einem Jahr hatte der Käfig mit den Kakadus vor der Wohnungstür von Alfons gestanden. Niemand hatte gesehen, wer die Viecher dort abgestellt hatte, und angeblich wusste niemand, wem sie gehörten. Ebenso angeblich suchte Alfons händeringend nach dem Besitzer oder wenigstens nach einem Platz in einem geeigneten Tierheim – doch Robert wusste längst, dass Alfons sich an die beiden Vögel gewöhnt hatte und sie so schnell nicht wieder hergeben würde. Nicht ohne Grund hatte er den beiden Namen gegeben, die nur ein Krimifreak wie er für zwei Kakadus auswählen konnte. Ab und zu ermahnte Robert seinen Mitarbeiter, dass die lauten Vögel nicht für immer tagsüber im Buchladen bleiben konnten. Aber wann immer Alfons versprach, sich eine Lösung für das Problem zu überlegen, war es eine glatte Lüge.
Robert winkte noch zwei Bekannten zu, die gerade die Obere Sackgasse heraufschlenderten und offenbar wie gewohnt zu einem der drei italienischen Restaurants unterwegs waren, die an der nordöstlichen Ecke des Marktplatzes direkt nebeneinander um Gäste warben. Dann schloss er die Ladentür und räumte noch ein paar Bücher zurück in die Regale.
Schließlich ging er in die Wohnung hinauf, öffnete die Fenster, um vor der kommenden Nacht wenigstens einen Teil der Tageshitze aus den Räumen zu vertreiben. Anschließend duschte er, zog sich eine Jeans und ein ausgeleiertes Shirt an und verließ das Haus durch die Hintertür. Die meisten Kriminaltechniker waren gegangen, nur eine Frau und ein Mann sicherten noch immer unverdrossen Spuren. Sie schauten kurz auf, als er in einigen Metern Entfernung an ihnen vorbeiging. Er grüßte, doch die beiden hatten für ihn nur ein kurzes Nicken als stumme Erwiderung übrig und konzentrierten sich gleich wieder auf ihre Arbeit.
Die Luft war noch recht warm, und mehr als eine behäbige Brise strich nicht über den Marktplatz. Im Thai-Imbiss in der Kurzen Straße musste er gar nicht erst bestellen. Als die Wirtin ihn hereinkommen sah, verschwand sie sofort in ihrer engen Küchenecke, und bald darauf ließ er sich die große Schüssel Tom Yam Gung schmecken: Garnelen, Pilze, Galgant, Zitronengras in scharfer Brühe, dazu eiskalte Cola. Kühler war ihm danach nicht, als er wieder auf die Straße trat, aber nun hatte er die richtige Grundlage für seine nächste Station.
Richie McCafferty, der Wirt des Scottish Pub nahe des Beinsteiner Tors, blickte mürrisch drein, als sein neuer Gast die Tür hinter sich schloss. Doch Robert wusste ihn zu nehmen, und weil sich im Sommer der ganze Trubel auf die Terrasse konzentrierte, die Richie neben sein Haus gebaut hatte, waren sie an warmen Tagen wie diesem im schummrigen Gastraum meist unter sich. Nachdem die Bestellung für draußen erledigt war, füllte Richie zwei Glaskrüge mit schwarzem Bier. Robert sah ihm dabei gern zu. Richie stammte aus Dunfermline, und mehr noch als dem übrigen Schottland fühlte er sich dem „Kingdom of Fife“ verbunden, wie er die oberhalb von Edinburgh gelegene Region an der schottischen Westküste am liebsten nannte. Das hieß: Aus den Boxen krachte immer zur vollen Stunde ein Klassiker der Hardrockband Nazareth, die ebenfalls aus Dunfermline stammte – wobei Richie immer Unverständliches in seinen struppigen grauen Bart murmelte, wenn er danach gefragt wurde, ob er mit dem Nazareth-Sänger Dan McCafferty verwandt sei. Und das Bier, das er offen ausschenkte, stammte von einer dortigen Brauerei. Die hatte ihm sogar eine echte schottische Zapfanlage vermittelt, mit der er das Bier von Hand aus dem Fass ins Glas pumpte, was dem Getränk etwas weniger Kohlensäure mitgab als in Deutschland üblich.
„Was ist mit dir, Richie?“, fragte Robert, als sie beieinandersaßen und ihre Glaskrüge zur Hälfte geleert hatten.
„Was soll sein?“
„Du scheinst nicht besonders gut drauf zu sein.“
Der Wirt zuckte mit den Schultern.
„Ich bin müde. Seit ein paar Wochen schlafe ich schlecht, und dann stromere ich in der Wohnung rum, lehne stundenlang an der Fensterbank oder drehe auch mal eine Runde durch die Stadt. Ist echt Mist, wenn du todmüde bist und trotzdem nicht schlafen kannst!“
Er prostete Robert zu und leerte seinen Bierkrug.
„Warst du heute Nacht auch in der Stadt unterwegs?“, fragte Robert möglichst beiläufig und hob ebenfalls sein Glas, ließ Richie dabei aber nicht aus den Augen.
„Nein, heute Nacht nicht. Du fragst wegen der Sache gleich bei dir ums Eck, wegen der Leiche hinterm Obstladen, oder?“
„Ja. Schade, hätte ja sein können, dass du zufällig was beobachtet hast.“
„Hab ich auch, aber nichts Spannendes, leider.“
„Und was?“
„Ich stand eine Weile am Fenster und hab rausgeschaut. Ein Penner ist rübergeschlurft zur Storcheninsel. Zwei Besoffene haben sich eingesaut, als sie versucht haben, ans Beinsteiner Tor zu pinkeln. Und ein Lieferwagen ist durchs Tor gefahren und die Lange Straße hinaufgerumpelt.“
„Was für ein Lieferwagen?“
„So ein alter Göppel, den sehe ich immer wieder hier durchfahren. Überall verbeult, zieht eine ziemliche Abgaswolke hinter sich her, und rundum sind verblasste Zeichnungen von Obst und Gemüse auflackiert.“
„Könnte das der Wagen von Sonjas Lieferanten gewesen sein?“
„Von Sonja Fischer? Ach so … stimmt, ja“, brummte Richie und stutzte. „Der Tote im Hof war einer ihrer Lieferanten, oder?“
Robert nickte und trank sein Glas leer.
„Mann! Dann war ich womöglich der Letzte, der diesen Typen lebend gesehen hat!“
„Na ja, von seinem Mörder abgesehen – oder von seiner Mörderin …“
„Natürlich, klar. Aber … was meinst du mit ›Mörderin‹? Du hast das gerade so seltsam betont.“
„Die Kripo verdächtigt unter anderem auch Sonja.“
Richie riss die Augen auf, er starrte Robert an, und dann legte sich langsam ein breites Grinsen auf sein verwittertes Gesicht.
„Und das macht dir zu schaffen, weil du ein Auge auf die gut aussehende Obstverkäuferin geworfen hast, stimmt’s?“
Robert schwieg.
„Natürlich stimmt’s“, gab Richie sich die Antwort gleich selbst. „Glaubst du, ich habe vergessen, wie du mir hier vor ein paar Monaten am Ende eines durstigen Abends von dieser Frau vorgeschwärmt hast? Und auch wenn sie nicht ganz nach meinem Geschmack ist, weil ich es gern etwas fülliger mag, gebe ich zu, dass sie sehr gut aussieht, und nett ist sie obendrein. Das Einzige, was ich an der ganzen Sache nicht verstehe, ist, dass du es ihr noch nicht gesagt hast. Du siehst doch auch nicht schlecht aus, Mann, ihr wärt auf jeden Fall ein schönes Paar.“
Richie lachte heiser, ging mit den beiden leeren Gläsern zum Tresen und kehrte mit zwei gefüllten Krügen zurück.
„Trink, mein Freund. Vielleicht traust du dich dann sogar heute Abend noch, der schönen Sonja reinen Wein einzuschenken.“
Aus den Lautsprechern krähte Dan McCafferty Love hurts; es war punkt zehn.
„Oder vielleicht lieber morgen“, fügte Richie hinzu.
Sie stießen an und tranken. Richie wischte sich den Mund mit dem Ärmel seines fleckigen Shirts trocken. Danach musterte er seinen Gast eine kleine Weile.
„Du siehst aus, als würdest du dir eher überlegen, wie du deiner Sonja helfen kannst. Als würdest du nach Infos suchen, die sie entlasten. Warst du früher mal Bulle oder so was?“
Robert blinzelte und sah ihn forschend an.
Richie winkte ab und lachte.
„Keine Angst, du hast mir hier im Pub niemals etwas in dieser Richtung erzählt, auch nicht an Abenden, an denen du mit ordentlicher Schlagseite hier raus bist.“
Der Wirt zwinkerte ihm zu.
„Muss ja ganz was Spannendes gewesen sein, wenn du so ein Geheimnis draus machst, Mann. Aber keine Sorge, ich bohre nicht nach, ich lass dich in Ruhe, und jetzt habe ich nur noch eine Frage. Magst du was essen? Ich habe heute ganz frisch Haggis gemacht. Und wenn du nur einen Snack magst, Schottische Eier habe ich auch.“
Robert lehnte mit gespieltem Bedauern ab. Er hatte vor Jahren einmal in einer kleinen Kneipe ein paar Kilometer von Richies Heimatstadt Dunfermline entfernt Haggis gegessen und das etwas seltsame Gericht durchaus gemocht. Aber Richie war ein so lausiger Koch, dass ihm sogar die Schottischen Eier jedes Mal missrieten. Dabei war es eigentlich keine große Kunst, hart gekochte Eier mit Wurstbrät zu umgeben, die so entstandene Kugel mit Brotkrümeln zu panieren und sie in der Fritteuse kurz auszubacken.
Durchs offene Fenster waren Rufe zu hören. Richie ging zum Tresen, zapfte ein paar Bier und trug sie auf die Terrasse hinaus. Den Rest des Abends saß Robert stumm und allein an seinem Tisch. Richie hatte zu tun, holte sich irgendwann zwischendurch einen gut gefüllten Teller zum Tresen – der Geruch, den das Essen darauf verströmte, bestätigte den schlechten Ruf des Wirtes als Koch sehr eindringlich. Um elf Uhr rockten Nazareth Hard Living, und als um Mitternacht Steamroller folgte, winkte Robert dem Wirt zu, dass er nun zahlen wolle.
„Wirklich schade, dass du heute Nacht weiter nichts gesehen hast“, sagte er.
„Andererseits bedeutet das für deine Sonja ja eher etwas Gutes“, versetzte Richie und steckte sein gut gefülltes Portemonnaie wieder weg. „Wann immer ich sie morgens zu ihrem Laden oder abends nach Hause radeln sehe, kommt sie hier an meinem Pub vorbei. Manchmal schneit sie auf ein, zwei Pint herein, manchmal winkt sie mir nur zu. Und wenn hier eine Band spielt, fehlt sie selten.“
„Sie wohnt in der Winnender Straße, da führt der direkte Weg mit dem Rad natürlich bei dir vorbei. Und heute früh hast du sie nicht gesehen?“
„Nein, heute nicht. Ich bin allerdings gegen halb sieben wieder ins Bett und hab tatsächlich noch zwei, drei Stunden schlafen können. Ob sie zu ihrer üblichen Zeit am Pub vorbeikam, kurz nach halb acht, weiß ich daher nicht.“
Robert wirkte enttäuscht, deshalb musste Richie deutlicher werden.
„Hast du mich denn nicht verstanden? Wenn ich gesehen habe, wie der Lieferant die Lange Straße entlanggefahren ist, aber Sonja weder in der Stunde davor noch in der danach hier vorbeikam, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass sie dort war, wo schließlich der tote Lieferant aufgefunden wurde, richtig?“
Robert dachte nach.
„Wann genau soll der Lieferant denn gestorben sein?“, hakte Richie nach.
„Das weiß ich nicht. Und weil Gift im Spiel war, ich aber keine Ahnung habe, um welches es sich handelt, weiß ich auch nicht, ob der Lieferant im Hof zwischen Sonjas Laden und meinem Haus vergiftet wurde oder ob das schon vorher passiert ist. Die Polizei fragt die Leute jedenfalls immer nach dem Zeitraum von drei bis fünf Uhr heute früh.“
„Leider habe ich nicht auf die Uhr geschaut, als der Lieferwagen vor meinem Haus vorbeigefahren ist, aber das müsste schon so ungefähr in dieser Zeit gewesen sein. Und wie gesagt, da war in der Langen Straße keine Sonja weit und breit zu sehen.“
„Sie könnte heute früh einen anderen Weg genommen haben.“
„Und warum sollte sie das tun? Jede andere Strecke wäre doch ein Umweg!“
„Vielleicht wollte sie nicht, dass du sie bemerkst. Sie weiß doch sicher, dass du sie oft vorbeifahren siehst.“
„Ja, natürlich weiß sie das. Ich stalke sie ja nicht, sondern sehe sie eben zufällig, wenn ich mal am Fenster stehe oder vor dem Haus zu tun habe oder den Pub lüfte.“
„Wenn sie unbemerkt zu ihrem Laden gelangen wollte, hätte sie durchaus einen Grund gehabt, einen Umweg in Kauf zu nehmen.“
„Sag mal, Robert, was bist du denn für ein schräger Verehrer? Du stehst auf die Frau, und jetzt suchst du Gründe, die sie noch verdächtiger machen würden?“
„Das sind nur Gedankenspiele, Richie. Ich halte sie für unschuldig, aber das kann ich nicht mit Vermutungen belegen, die mir jeder Kommissar ohne große Mühe um die Ohren hauen würde.“
„Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Reihenauftakt.“
„Mit seinem Buch ›Schneewittchen und die sieben Särge‹ beginnt Seibold eine neue witzige Krimireihe um Robert Mondrian, der Deutschlands geheimstem Geheimdienst den Rücken gekehrt und sich zur Ruhe gesetzt hat.“
„Ein gelungener Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Krimireihe. Ein wahrhaft märchenhafter Krimi, der spannend und humorvoll zugleich ist.“
"Als ich noch Märchen gelesen habe, dachte ich solche Dinge, könnten niemals passieren und hier bin ich nun und lebe mein eigenes." (Lewis Carroll) Als V-Mann beim Geheimdienst sein Leben lang zu arbeiten hat Robert Mondrian aufgegeben, er will sich nun endlich etwas mehr Ruhe gönnen. Darum hat er sich in Remslingen eine Buchhandlung gekauft, in dem er mit seinem Gehilfen Alfons, seine ganz speziellen Bücher verkauft. Jedoch wird eines Morgens ausgerechnet vor Sonjas Vitaminoase, der Lieferant mit einem Apfel vergiftet aufgefunden. Natürlich möchte Robert unbedingt den wahren Märchenmörder finden. Den schließlich will er seine heimliche Liebe Sonja entlasten, die man des Mordes verdächtigt. Dabei muss er nur aufpassen, dass sein altes Leben nicht entlarvt wird, den davon soll niemand etwas erfahren. Zusätzliche Hilfe bekommt er von seinem zerstreuten Gehilfen Alfons, seiner Stammkundin Marie und den beiden Kakadus Sherlock und Watson . Ob das mal gut geht! Meine Meinung: Das bunte, detaillierte Cover mit den beiden Kakadus Sherlock und Watson gibt schon ein wenig Einblick auf den Inhalt. Der Schreibstil ist im lockeren, unterhaltsamen Stil in mehrere Kapitel eingeteilt. Als Leser werde ich dabei auf humorvolle Art, auf Verbrecherjagd mitgenommen. Die neue Reihe mit dem Ex-Ermittler Robert Mondrian spielt in der idyllischen Stadt Waiblingen, die hier in diesem Buch als Remslingen tituliert wird. Der Autor hat sie sicher deshalb umbenannt, weil diese schöne Kreisstadt direkt an der Rems liegt. Dadurch das ich die Stadt sehr gut kenne, habe ich mich sofort wohlgefühlt und viele Locations aus dem Buch kamen mir natürlich bekannt vor. So sollte man diesen Krimi auch nicht allzu ernst nehmen. Den wie meist in Jürgen Seibolds Manier, hat er auch hier in seiner neuen Reihe wieder einiges an Humor mit eingebaut. Schon alleine sein Gehilfe Alfons mit seiner etwas schusseligen, einfältigen Art lässt mich oft schmunzeln. Die Spannung ist wie in vielen Regionalkrimis im Cosy Crime Stil abgeschwächt, hier spielt dann doch eher das Regionale und der Humor eine übergeordnete Rolle. Von daher sollte man jetzt keinen actiongeladenen Krimi erwarten, selbst wenn der Prolog am Anfang etwas anderes vermittelt. Besonders gefallen hat mir der nachbarschaftliche Zusammenhalt, bei dem es schon mal dazu kommt, dass die Nachbarin mit dem Fernglas am Fenster steht und Beobachtungen macht. Dagegen habe ich ein bisschen den schwäbischen Dialekt vermisst. Ich finde, dass dies einfach zu so einem Regionalkrimi dazugehört. Gerade zu so neugierigen Menschen wie Frau Heberle oder den Lokalbesitzer Richie hätte das sehr wahrscheinlich gut gepasst. Schade fand ich zudem, dass sehr wenig Märchenhaftes in dem Krimi vorkam. Außer dem vergifteten Apfel und den sieben Särgen hatte es so gar keinen Bezug zu dem Märchen Schneewittchen. Trotzdem hat mir der Einfall mit der Feinkosthändlerin, dem Lieferanten und dem vergifteten Apfel gut gefallen und so freue ich mich besonderes auf einen weiteren Fall aus dem schönen Remstal mit Robert Mondrian. Überzeugen konnten mich dagegen seine Charaktere. Der charmante, vitale Robert Mondrian, der es noch immer mit jedem Gegner aufnehmen kann. Ein liebenswerter, verpeilter Alfons, der ganz in seiner Rolle als Krimiheld aufgeht. Die durchtrainierte Dauerkundin und Alfons Liebe Marie, die es ebenfalls mit jedem Gegner aufnehmen kann. Der urige Lokalbesitzer Richie und der Puppenspieler Gustav Kruse. So wie die freundliche Obsthändlerin Sonja, in die Robert bis über beide Ohren verknallt ist, er jedoch zu schüchtern ist, um es ihr zu gestehen. Und als kleines Highlight dürfen die beiden Kakadus Sherlock und Watson ebenfalls nicht fehlen. Von mir gibt es für diesen Auftakt 4 1/2 von 5 Sterne, bei denen noch etwas Luft nach oben ist, für den nächsten Fall aus dieser Reihe.
Zugegeben, Lokalkrimis sind immer so eine Sache: zu seicht, zu albern, zu viel Dialekt, zu langweiliger Kriminalfall. Aber hier wurde ich doch mal neugierig, als ich vor allem das Cover und dann auch die Beschreibung gesehen habe. Und wurde positiv überrascht, wie gut 'Bookman' Robert Mondrian und sein Team mich unterhalten konnten. Der Humor lag einfach genau auf meiner Wellenlänge, und Seitenhiebe (z.B. auf die heutzutage übliche unsägliche Apostroph-Verwendung) brachten mich ein ums andere mal zum Schmunzeln. Die Glaubwürdigkeit sollte man zwar außen vor lassen, wer sich aber mit einem Augenzwinkern darauf einlassen kann wird ein paar äusserst amüsante Stunden in Remslingen verbringen können. In diesem Sinne kann ich nur zustimmen: Lesen auf eigene Gefahr! Bei mir ist es jedenfalls gut gegangen.
Der Titel lässt eine reißerische Geschichte vermuten. Insofern wird die Erwartungshaltung nicht erfüllt. Denn der Titel spiegelt sich nur in einer Zeitungsmeldung wieder; das ist etwas sehr flach. Ansonsten hat sich Jürgen Seibold nette Charakteren ausgedacht, die einem das Lesen leicht machen. Die Spannungskurven sind eher flach. Für eine kurzweilige Geschichte ausreichend, um gut unterhalten bis zum Ende lesen zu wollen. Mir hat Buch gefallen und ein zweiter Fall könnte dem Buchhändler Mondrian und seinem Umfeld ja noch etwas Profil verleihen.
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