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Schöne Seelen und Komplizen Schöne Seelen und Komplizen Schöne Seelen und Komplizen - eBook-Ausgabe

Julia Schoch
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Roman

„Ein luzides, vielstimmiges Buch über die Politik im einzelnen Leben.“ - Berliner Zeitung

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Schöne Seelen und Komplizen — Inhalt

Der große literarische Roman des wiedervereinigten Deutschlands

Lydia, Alexander, Ruppert, Kati. Sie alle sind Schüler eines Elitegymnasiums der DDR. Während die einen mit glühendem Blick im „Reimanns“ subversive Gedanken diskutieren, sehen die anderen unschuldig einer sozialistischen Zukunft entgegen. Der Mauerfall trennt sie schlagartig von ihrer Vergangenheit. Schwankend zwischen Hass, Verweigerung und Euphorie hören sie die Beteuerungen ihrer Eltern, dass alles ganz normal sei. Dabei sieht jeder die Explosion 1989 mit anderen Augen. Dreißig Jahre später zieht jeder der Helden Bilanz. Und sieht sich vor große Fragen gestellt: Wie lange verfolgt uns die Vergangenheit, oder verfolgen wir sie? Wie viel sind ihre Erfahrungen wert? Damals sind sie davongekommen, aber sie alle jagen einer Freiheit nach, noch immer. Julia Schoch macht den historischen Umbruch in privaten Leben erfahrbar. Und schreibt damit einen beeindruckenden Gesellschaftsroman für unsere Zeit.

Von der Autorin des Bestsellers „Das Liebespaar des Jahrhunderts“

€ 20,00 [D], € 20,60 [A]
Erschienen am 01.02.2018
320 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-492-05773-8
Download Cover
€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 29.08.2024
320 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31547-0
Download Cover
€ 10,99 [D], € 10,99 [A]
Erschienen am 01.02.2018
352 Seiten
EAN 978-3-492-97772-2
Download Cover
„Ein luzides, vielstimmiges Buch über die Politik im einzelnen Leben.“
Berliner Zeitung
„Es sind die einschätzenden Kommentare, es ist die Klugheit des Blicks, das Julia Schochs Buch ›Schöne Seelen und Komplizen‹ über alle Ost-West Thematik hinweg zu einem präzisen, oft komischen, sehr lesenswerten Kommentar über das ganz normale Leben unserer Gegenwart macht.“
Deutschlandfunk Kultur "Buchkritik"
„Bereits die vorgeblich mündliche Geschichtsschreibung als Erzählprinzip des Romans ist ein künstlerisches Konstrukt. Die Autorin steuert sehr geschickt, wie sich die Erzählschichten ineinander schieben. Das liest sich verführerisch gut, weil es oft unerwartet geschieht.“
Berliner Zeitung
„Bar jeder Ostalgie geht Schoch ans Menschliche und findet bestechend schöne Worte und Bilder für Individuen und ihre Gefühle, für vergangene Zustände und gegenwärtige, für das, was war, und das, was geblieben ist. Bis heute.“
NDR Kultur "Neue Bücher"
„Julia Schoch ist eine Virtuosin des Erinnerungserzählens, konziser Lebensrückblicke, mit deren Hilfe sie auf ebenso leichte wie kluge Weise unsere Gesellschaft zu porträtieren versteht, ohne vom Privaten abzugehen.“
FAZ
„Elegant, anregend und einfach gut.“
RBB
„Eine Ahnung von diesem Verschwinden – der Zukunft von allem, was ist – zieht sich durch sämtliche Erinnerungsstücke. Die ostdeutsche Herkunft ist darin ebenso gelöst wie die Gegenwart mit all ihren Krisen in der Mitte des Lebens. Dieses Gefühl zu vermitteln in einem ganz und gar anschaulichen, ja szenischen Schreiben, ist die Kunst Julia Schochs.“
Süddeutsche Zeitung
„Es ist ein Vergnügen, Julia Schoch zu folgen. (…) Ihre Alltagskompetenz verblüfft. Ihre Fähigkeit, Distanz zu halten.“
Mitteldeutsche Zeitung
„Ein Buch ganz frei von dieser gefallsüchtigen Ostalgie. Es ist eines jener faszinierenden Bücher, das einen teilhaben lässt an einem Leben, das man vielleicht nicht selbst gelebt hat, aber so dass man sich ein bisschen besser in der Gegenwart einrichten kann und ein bisschen besser auskennt.“
WDR2 Buchtipp

Leseprobe zu „Schöne Seelen und Komplizen“

Teil Eins

1989–1992

It started out so nice.

Rodriguez

Im Ernst, wer will schon ein Pferd spielen. Ein Pferd! Ich war sofort dagegen. Ein Stück, in dem Tiere reden, Schweine und Hunde und Pferde. Bei jedem anderen hätte ich gewettet, dass es um Lacher geht, aber die Idee stammt von Rebekka. Sie hat das Stück ausgewählt. Eine Parabel auf die Zustände, wie sie uns mit wichtiger Miene mitteilte. Drunter geht’s bei ihr nicht. Rebekka ist der Ansicht, sie sei die einzig reife Person weit und breit. Tolle Sache, sagte ich, als abgestimmt wurde. Falk muhte aus der [...]

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Teil Eins

1989–1992

It started out so nice.

Rodriguez

Im Ernst, wer will schon ein Pferd spielen. Ein Pferd! Ich war sofort dagegen. Ein Stück, in dem Tiere reden, Schweine und Hunde und Pferde. Bei jedem anderen hätte ich gewettet, dass es um Lacher geht, aber die Idee stammt von Rebekka. Sie hat das Stück ausgewählt. Eine Parabel auf die Zustände, wie sie uns mit wichtiger Miene mitteilte. Drunter geht’s bei ihr nicht. Rebekka ist der Ansicht, sie sei die einzig reife Person weit und breit. Tolle Sache, sagte ich, als abgestimmt wurde. Falk muhte aus der letzten Reihe, hob dann aber natürlich wie wir alle den Arm. Was hätte Protest geholfen. Rebekka hatte sogar schon einen Regisseur aufgetrieben, und zwar einen richtigen, wie sie mindestens zehn Mal betonte. Es ist ihr enorm wichtig, dass alle wissen, dass sie die richtigen Leute kennt. Ehrlich gesagt, fragte ich mich, warum ein richtiger Regisseur mit einem Haufen Schüler wie uns ein Stück einstudieren sollte. Ich frage es mich immer noch. Auch wenn ich inzwischen andere Gründe habe, Arno wiederzusehen.

In der Straßenbahn auf dem Weg nach Babelsberg, wo er wohnt, schärfte uns Rebekka alle möglichen Anstandsregeln ein. Wir waren zu siebt, eine Gruppe Auserwählter, von ihr zusammengestellt, damit nicht gleich die gesamte Klasse bei ihm einfiel. Wir, die Barbaren. Vermutlich hatte sie Angst, sie müsse sich dann immerfort entschuldigen. Vor allem sollten wir ihm keine kindischen Fragen stellen. Ihre Ansprache sorgte dafür, dass ich Lust bekam, an der nächsten Haltestelle auszusteigen. Einfach raus. Aber ich bin nicht Ruppert. Ruppert traut sich, mitten im Unterricht aufzustehen und den Raum zu verlassen. Jedenfalls hat er das letzte Woche getan. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte zur Rehwald: Es wird immer immer schlimmer. Einfach so. Ein Wahnsinniger.

Aber selbst wenn ich mich getraut hätte. Auszusteigen wäre Unsinn gewesen, kein Mensch hätte es verstanden, schließlich habe ich den Vorschlag gemacht, zum Abschluss des Schuljahres ein Stück aufzuführen. Allerdings verfolgte ich gänzlich andere Absichten als Rebekka. Eigentlich ging es mir nur um einen einzigen Satz. Er steht in dem Stück, das ich ins Auge gefasst hatte. Es heißt Die Fliegen, ich hab’s aus dem Bücherregal meiner Mutter. Zugegeben, Fliegen sind auch Tiere, aber sie sprechen nicht in dem Stück. Es geht darum: Eine Frau überredet einen Fremden, ihre Eltern umzubringen. Was sie nicht weiß, ist, dass der fremde Mann in Wahrheit ihr Bruder ist, und er weiß es auch nicht. Zuerst sträubt er sich, den Mord zu begehen, und sie beginnt ihn regelrecht zu hassen, was sie natürlich nicht tun würde, wenn sie wüsste, wer er ist, und so weiter. Dieses Stück hätte ich liebend gern gespielt. Leider bin ich nicht rechtzeitig genug damit rausgerückt. Ich dachte, erst mal das eine, dann das andere. Ich hatte das Gefühl, die anderen würden mich durchschauen, wenn ich ihnen sofort mit diesem Stück komme. Dass sie dann wüssten, dass ich nur wegen Tomas auf die Bühne wollte. Ich hatte mir vorgestellt, ich würde die Schwester spielen. Dann hätte ich in Tomas’ Richtung schreien können: Geh, schöne Seele. Ich kann nichts anfangen mit schönen Seelen: einen Komplizen wollte ich. Im Buch steht nichts von schreien, aber ich stelle es mir so vor. Eigentlich kann ich nicht schreien. Es klingt schauerlich, ungefähr so, wie wenn Taubstumme brüllen. Das Verrückte ist, dass ich glaube, auf der Bühne könnte ich es. Manches ist leichter, wenn man es vor zweihundert Leuten tut.

Wie dem auch sei, es ist zu spät, Rebekka hat gewonnen. Nachdem wir aus der Straßenbahn ausgestiegen waren, musste unser Trupp noch ein ganzes Stück durch die Kälte bis zu dem Haus, in dem ihr Regisseur wohnte. Es sah aus, als würde es jeden Moment zusammenstürzen. Eigentlich sieht jedes Haus in diesem Viertel so aus, kein Wunder, dass es mich so gut wie nie dorthin verschlägt. Natürlich konnte Vivien sich nicht zurückhalten und fasste jede einzelne Katze an, die uns in dem räudigen Treppenhaus über den Weg lief. Damit wir nicht vergaßen, wer hier die Chefin war, ging Rebekka vor. Beim Reingehen umarmte sie Arno. Das Erste, was mir auffiel, waren seine Augen. Sie waren von Schatten umgeben, als würde er schlecht schlafen, und zwar seit Jahren. Wie ich vermutet hatte, war er ziemlich alt, mindestens dreißig. Obwohl es im Wohnzimmer ein Sofa und Stühle gab, ließen wir uns auf dem Fußboden nieder, wo schon eine Kanne mit Tee und japanische Schälchen standen. Überall waren Papierstapel, Bücher und Schallplatten verstreut, sogar im Schaukelstuhl lagen welche, trotzdem fand ich es gemütlich. An der Wand zwei Masken aus Holz. Bei Tomas hängt ein Plakat mit einem zähnefletschenden Hund, darunter steht Make my day. Während der Tee in die Schälchen plätscherte, versuchte jeder von uns, locker zu tun, erbärmlich. Nur Rebekka schaute ernst, die übliche Falte zwischen den Augenbrauen, als würde sie den bösen Blick üben.

Wie sich herausstellte, war Arno doch kein richtiger Regisseur, sondern Heizer in einer Schule in Werder. Das wunderte mich. Ich habe mir Heizer immer klobiger vorgestellt. Arno erklärte, das Stück sei in Wahrheit ein Roman. Die Theaterfassung hatte er selbst auf der Schreibmaschine getippt. Jeder von uns bekam einen Durchschlag. Leider konnte man so gut wie nichts entziffern von dem, was da stand, er hatte mindestens zwanzig Lagen Blaupapier dazwischen gelegt. Während er uns den Aufbau und alles erklärte, fuhr er sich ununterbrochen durch die Haare. Er sagte, das Stück würde wie ein Schraubenzieher funktionieren, der sich tiefer und tiefer hineinbohrt, und zwar in die Wahrheit. Ich hatte Mühe, mich zu konzentrieren. Keine Ahnung wieso, aber ich starrte auf seine Schlüsselbeine. Sie waren gut zu erkennen, weil das Hemd, das er trug, ziemlich weit geöffnet war. Die ganze Zeit über dachte ich, dass es schöne Schlüsselbeine sind. Plötzlich wollte Arno wissen, was wir von dem Stück hielten. Solche Fragen finde ich absurd. Was spielt es für eine Rolle, was man über eine Sache denkt, die längst beschlossen ist? Das Schreckliche war, dass er es wirklich wissen wollte, von jedem. Ich sagte, dass ich es mir noch nicht genau vorstellen könne, mit den Tieren und so weiter. Arno sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich wäre liebend gern gestorben. Wahrscheinlich konnte er es nicht fassen, dass ich bei diesem Projekt mit von der Partie war. Zum Glück übernahm Rebekka. Sie sagte, sie fände nicht nur das Stück unglaublich mutig, sondern auch ihn, Arno.

Später, nach der Verabschiedung, wir waren schon im Treppenhaus, rief er mich noch einmal zurück. Ich stieg wieder hinauf, und er schwenkte den Roman, die Vorlage für das Stück. Vielleicht käme ich damit besser zurecht, sagte er. Aber anstatt es mir zu geben, ging er mit dem Buch in die Wohnung zurück. Meine Hand wie festgeklebt daran, folgte ich ihm bis in die Küche, in der zu meiner Verwunderung eine Duschkabine stand, ein ziemliches Monstrum, das den halben Raum einnahm. Mindestens eine Stunde standen wir so da, jeder ein Ende des Büchleins in der Hand. Ich fing an zu lachen, vor Verlegenheit, versteht sich. In den meisten Fällen hilft es, in diesem hier leider nicht. Ganz langsam, fast in Zeitlupe, ließ Arno das Buch schließlich aus seinen Händen gleiten, und ich steckte es in meine Tasche. Das Ganze war ungeheuer peinlich. – Dir gefällt das Stück also nicht?, sagte er, nachdem wir noch einmal eine Stunde schweigend voreinander gestanden hatten. – Doch, doch, sagte ich. Arno: Warum nicht? Ich lachte wieder. – Ich finde es gut, wirklich! (Leider bin ich eine schlechte Lügnerin.) Arno gab einen wütenden Ton von sich, als wäre meine Antwort eine Zumutung. Ich dachte an die vielen Stunden, die er wegen uns über seiner Schreibmaschine zugebracht haben musste, fast tat er mir leid. – Na gut, ich finde es schrecklich, gab ich zu. Arno lehnte sich lächelnd an den Küchentisch, mit einem Gesicht, das auszudrücken schien: Schon besser. – Ich finde sprechende Tiere albern, ich meine, sprechende Tiere auf der Bühne. Das Publikum wird die ganze Zeit nur darauf achten, dass es Tiere sind. Ich versuchte, beim Reden die Schalter an der Duschkabine in den Blick zu bekommen. Arno schüttelte den Kopf. – Keine Angst, niemand wird mit einem Pferdekopf herumlaufen, im Gegenteil. – Trotzdem, sagte ich, die Tatsache, dass es Tiere sind, lenkt ganz einfach ab. – Wovon? (Versuchte er tatsächlich, eine Unterhaltung mit mir zu führen?) – Keine Ahnung, vom Text, sagte ich unwillig, jeder weiß doch, die Tiere sind bloß ein Vorwand, dass die eigentliche Geschichte darunter versteckt ist. Sie werden glauben, wir halten sie für beschränkt. Arno legte kurz den Kopf in den Nacken, als würde er über das, was ich gesagt hatte, nachdenken müssen. – Manchmal lassen sich die Dinge auf Umwegen besser ausdrücken, sagte er und schaute mich von unten her an, als wollte er mich trösten, genau das macht Orwell in seinem Buch. Er konnte es nicht direkt sagen, er musste es verschlüsseln, anders hätte er den Leuten die Wahrheit nicht zeigen können. – Das verstehe ich ja, sagte ich (ich verstand es wirklich), aber muss man für die Wahrheit unbedingt ins Theater? Arno nickte: Wenn es der einzige Ort ist, wo man zu den Menschen sprechen kann. (Dieses Gespräch brachte mich um, ich war wirklich am Ende.) – Versteh ich nicht, gab ich zurück, zu den Leuten sprechen lässt sich doch überall. Arno lachte schallend los. – Ist das dein Ernst? Er griff sich an den Kopf, anscheinend konnte er es nicht fassen, ganz schön naiv, murmelte er. Vermutlich sollte ich das als Beleidigung auffassen, aber es klang nicht so. Ich zuckte mit den Schultern. – Ich glaube, ich mache nicht mit, sagte ich matt. Plötzlich tat Arno einen Schritt auf mich zu und schob mich an der Duschkabine vorbei durch die Küche, bis ans Fenster. Seine Schlüsselbeine waren ungefähr zehn Zentimeter von mir entfernt. Mein Herz schlug wie wild. – Ich könnte dich zwingen, sagte Arno, ich bin der Regisseur. Ich wollte das Gesicht verziehen, um ihm zu demonstrieren, dass ich keine Ahnung hatte, was er meinte, aber da küsste er mich. Das heißt, er presste mich gegen das Fenster und rammte mir seinen geöffneten Mund auf die Lippen. Ich klammerte mich mit beiden Händen ans Fensterbrett hinter mir. Während Arno mich küsste, hielt er mein Kinn fest, als hätte er Angst, ich könnte den Kopf wegdrehen. Nach ungefähr einer Stunde lockerte er den Schraubstock. Er trat ein Stück zurück. Mein Gesicht puckerte. Ich hatte Lust, in Ohnmacht zu fallen, stattdessen fragte ich, na, immer noch naiv? Keine Ahnung, was in mich gefahren war. Arno kam mit seinem Gesicht noch einmal ganz nah an meins. – Muss ich erst noch rausfinden, sagte er. Ich bekam mein pochendes Herz kaum noch unter Kontrolle. Muss ich erst noch rausfinden! Als ich mich an ihm vorbeidrängte, stieß ich gegen die Duschkabine. Meine Tasche, unten auf dem Boden, erwischte ich erst beim zweiten Mal. Mir war wirklich furchtbar schwindlig. – Ich gehe jetzt, sagte ich und versuchte, den Reißverschluss meiner Jacke zuzubekommen. Das Seltsame war, dass Arno gar nichts mehr machte. Er stand einfach nur da und sah mir beim Gehen zu. Am liebsten wäre ich die Treppe hinunter gerast, aber ich wollte nicht, dass er denkt, ich würde flüchten.

Erst draußen fing ich zu rennen an. Ich weiß nicht, warum ich so rannte. Ich war erleichtert. Vor allem darüber, dass die anderen nicht auf mich gewartet hatten. Zuerst überlegte ich, den Straßenbahnschienen zu folgen, aber dann ging ich in Richtung Stadtautobahn, stieg die Böschung hoch und lief an der Leitplanke entlang. Ich bildete mir ein, diese gewagte Aktion würde Eindruck auf Arno machen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, er würde neben mir herfliegen und mich voller Bewunderung betrachten. So schizophren bin ich. Ich stellte mir sogar vor, auf der anderen Seite würde Tomas schweben. Die Erklärung dafür ist leicht. Tomas und ich haben uns auch geküsst. Es war nach dem Vortrag über Vietnam. Wir sollten die Stühle hochstellen und das Klassenzimmer fegen. Alle verdrückten sich, nur er und ich blieben übrig. Natürlich war das Absicht. Draußen wurde es immer dunkler, aber wir hatten keine Lust, Licht zu machen. Wir fegten ohnehin nicht, sondern alberten mit dem Besen herum. Als er mich küsste, tat er es dermaßen vorsichtig, dass ich das Gefühl bekam, ich würde ihn küssen. Wir sind ein Paar seitdem, aber was heißt das? Worin besteht es? Wir blicken uns verstohlen an, nichts geht voran. Ich verstehe nicht, wie man so etwas auf sich beruhen lassen kann. Was soll ein Kuss, der nicht wiederholt wird? Alles gerät in Vergessenheit, und man muss von vorn anfangen. Dagegen Arno. Die Sache heute Abend mit ihm war die Rache für Tomas’ Vorsicht. Diese Sicht der Dinge gefällt mir.

Als ich durch die Auensiedlung auf unseren Wohnblock zulaufe, wird mir zum ersten Mal bewusst, warum ich diesen Ort verachte. Sand, Stein, Betonklötze, diese ganze Geometrie, die macht, dass es kein Geheimnis gibt, kein Drama, ich meine ein wirkliches Drama. Jetzt, wo es Arno gibt, ist es mir erst recht peinlich, dass ich hier wohne. Leute wie ihn gibt es in der Auensiedlung nicht. Und sie würden auch niemals hierherziehen. Für eine komfortable Zweizimmerwohnung in einem Neubaublock hätte er mit Sicherheit nur einen spöttischen Kommentar übrig. Ich stelle es mir romantisch vor, in der Küche zu duschen. Am liebsten würde ich mich unbemerkt in unsere Wohnung schleichen, aber meine Mutter macht abends ihre Übungen im Flur. Als ich hereinkomme, setzt sie, schon im Nachthemd, gerade zu einer Runde Hula-Hoop an. Es gibt einen ganz bestimmten Punkt, an dem man stehen muss, sonst schabt der Reifen an der Wand entlang. Zum Glück brennt nur das Schummerlicht. Ich habe das Gefühl, alles an mir ist auf schreckliche Weise verräterisch. Nachdem ich kurz Bericht erstattet habe, steigt meine Mutter aus dem Reifen, küsst mich auf die Wange, ein paar Zentimeter neben der Stelle, an der eben noch Arno gewesen ist, und sagt Gute Nacht.

Später, in meinem Zimmer, schaue ich mir im Spiegel mein Gesicht an. Der Anblick haut mich um. Meine Wangen glühen immer noch, mein feuerrotes Kinn. Ich frage mich, wie ein unsichtbarer Bart so etwas anrichten kann. Ich habe so viel gelesen und weiß nichts. Ich befühle meine brennende Haut, den Abdruck von Arno. Ich will, dass er bleibt. Ich will, dass er verschwindet. Ich wickle mir probehalber ein Tuch um den Hals. Natürlich werden morgen alle darauf starren. Es ist schön, den Verrat im Gesicht zu tragen. Ich glaube, mit Verrat fängt alles an.

 

Wir waren im Garten seiner Eltern, in der Laube. Irgendwann macht Michael Tee. Er gießt kochendes Wasser in die Kanne und hängt einen Teebeutel rein. Ich gucke stumm, und er fragt: Was ist? – Ein einziger Teebeutel für die ganze Kanne?, sage ich, und er: Ich verschwende doch hier nicht den ganzen Tee, Steffi! Die Art, wie er meinen Namen hinten dranhängt, das entnervte Seufzen, erinnert mich an meinen Vater. Merkwürdig, dass Stimmen länger leben als die Menschen selbst. Michael macht die Packung mit dem Früchtetee zu und stellt sie zurück in das Hängeschränkchen über der Spüle. Seine Eltern wissen, dass wir hierherkommen. Trotzdem tut er jedes Mal so, als wären wir Einbrecher. Nur keine Spuren hinterlassen. Sogar die gestrickten Kissen auf der Sofalehne knetet er hinterher durch und schlägt einen Keil oben rein, alles soll seinen gewohnten Anblick bieten. Zugegeben, das ist komisch, trotzdem machen mir solche Kleinigkeiten nichts aus. Jedenfalls rege ich mich nicht darüber auf. In der Liebe muss man verzeihen können. Glaube ich. Ich habe mich schließlich nicht in den Tee-Michael, sondern in den Gitarren-Michael verliebt. Am Anfang machte es mich ziemlich verlegen, wie feierlich er sich vor mich hinsetzte, wenn er mir etwas vorspielte, mit demselben Ernst wie beim Appell, als stünde der ganze Schulhof vor ihm. Inzwischen nicht mehr. Seitdem wir zusammen sind, hat er drei Lieder für mich geschrieben, Verfallen ist mein liebstes.

Wenn wir hierher, zur Laube seiner Eltern, fahren, weiß ich, dass wir versuchen werden, es zu machen. Ich nenne die Angelegenheit für mich immer nur es. Versuchen heißt nicht, dass es nicht klappen könnte. Es würde klappen. (Außerdem sorge ich seit drei Monaten dafür, dass nichts passieren kann, falls es passiert.) Aber aus irgendeinem Grund bleiben wir jedes Mal in der Mitte hängen. Was mich nicht stört, wir haben Zeit. Das heißt, eigentlich ist es mein Körper, der sich Zeit lässt. Fünf Wochen hat es gedauert, bis meine linke Brust aufgewacht ist, und noch mal zwei Wochen für die rechte. Als hätten sie kein Zutrauen gehabt.

Wir küssen uns, Michael beginnt mich auszuziehen, den Pulli hat er schon geschafft, inzwischen macht er sich an dem Knopf meiner Hose zu schaffen. Bevor er sie mir auszieht, legt er ein paar Zellstofftaschentücher auf das Sofatischchen. Plötzlich muss ich wieder an den Teebeutel denken, der einsam in dem vielen Wasser hängt. Trifft es mich doch, dass ich nicht zwei Teebeutel wert bin? Michael kann nichts dafür, denke ich, seine Mutter zählt die Vorräte durch. Sie hat ihn angesteckt mit ihrer Knausrigkeit. Letzte Woche im Reinholdts hat er mich mein Tonicwasser selbst bezahlen lassen. Es fiel ihm gar nicht auf, bis einer am Tisch anfing, ihn deshalb runterzumachen. Rebekka erklärte, im Reinholdts würden die Dinge anders laufen. Wir sind hier nicht in einem normalen Café, meinte sie, hier sind wir eine große Familie. Plötzlich regten sich alle auf. Wegen einem Tonicwasser! Ich gehe nie ins Reinholdts, Michael auch nicht. Alle da kommen sich wer weiß wie wichtig vor. Die meisten haben einen in der Krone. Kaffee, Bier und große Reden schwingen. Lauter Krakeeler, und immer zehn Mann an einem Tisch. Denen zuzuhören gibt mir gar nichts. Dazu die ekligen Tischdecken. Das Café Reinholdts liegt schräg gegenüber der Schule, gleich an der Ecke. Rebekka hat bestimmt, dass wir das Theaterstück dort durchgehen. Natürlich könnten wir es auch in der Schule besprechen, aber Rebekka denkt, dass ein Theaterstück nur im Reinholdts besprochen werden kann. Dann rauchen sie und tippen mit ungeheuer ernsthaften Gesichtern auf den Text. Nach spätestens fünf Minuten gibt jemand vom Nachbartisch seinen Senf dazu. Rebekka lässt sich jedes Mal auf ein Gespräch ein. Sie, Alexander und ein paar andere reden die Leute mit Spitznamen an. Klemmi, Schuppe, Sülze. Das machen sie extra. Damit ich kapiere, dass sie hier zu Hause sind und Leute wie ich oder Kati hier nichts zu suchen haben. Dabei will ich gar nicht dazugehören. (Kati auch nicht.) Ich mache mir nichts aus dieser verräucherten Laberbude. Ich bin ein Mensch, der Dinge bespricht und fertig. Ich kann nicht stundenlang reden, ohne zu wissen, worum es überhaupt geht. Für so was fehlt mir das Sitzfleisch. An dem Tag, als das mit dem Tonic passierte, hatte ich Michael zur Besprechung mitgenommen. – Können wir jetzt weitermachen?, fragte ich irgendwann, manche Leute haben noch was anderes vor. Inzwischen diskutierten sie nämlich über ein Stück, das mit unserem überhaupt nichts zu tun hatte, weil es irgendwann im Mittelalter geschrieben worden war. Irgendwer rief ständig, dass das wahre Paris hier sei. Das wahre Paris ist hier! Wirklich unbeschreiblich. Ich sagte also, ich hätte noch was anderes vor, da mischte sich der, der Sülze hieß, ein. – Was denn?, fragte er mich, etwa noch eine Wandzeitung basteln? Dummerweise fiel mir keine passende Antwort ein. Ich wäre gern schlagfertig, aber das gepfefferte Hin und Her von Diskussionen liegt mir nicht. Ich wollte nur weg, Michael auch, also zahlten wir. Jeder für sich. Da ging dieser Sülze ihn plötzlich an, und mit ihm das halbe Café. Natürlich verteidigte ich Michael. Wir stimmen in fast allem überein. Zwar ist er älter, aber wenn seine Zeit bei der Armee rum ist, habe ich wieder aufgeholt. Dann werden wir beide Lehrer. Vor der Armee hat er Angst, wegen seinen Haaren. Er sagt, vom Stahlhelmtragen würden die Haare ganz ausgehen, aber das finde ich nicht schlimm. Jedenfalls nicht so schlimm wie Mundgeruch oder hässliche Haut.

Als wir nach der Sache mit dem Tonic das Reinholdts verließen, kam Ruppert gerade rein, mit diesem seltsamen Käppi auf dem Kopf, wie der Kleine Trompeter, das hält er für witzig. Was die Theaterbesprechung anging, war er natürlich viel zu spät dran. Natürlich, weil Ruppert immer aus der Reihe tanzen muss. Keine Ahnung, wie er auf der Kollwitz landen konnte. Bei der Eignungsprüfung hat er das Käppi noch nicht getragen. Glaube ich jedenfalls, damals haben wir uns vor Aufregung ja alle nur von Weitem beäugt. Wenn ich gewusst hätte, wie leicht die Prüfung wird. Vielleicht hatte ich auch nur Glück mit dem Thema: Brieffreundschaft. Ich erzählte ihnen zehn Minuten lang von Julia in Swerdlowsk. Dann fragten sie mich nach meiner politischen Arbeit an der alten Schule, weiter nichts. Schwer zu glauben, dass Ruppert in der Hinsicht etwas vorzuweisen hatte. Manche Leute müssen immer dagegenhalten, alles stellt er infrage. Vor Kurzem bekamen wir die Deutschaufsätze zurück. Die Rehwald hatte seinen mit einer Fünf benotet. In der Pause empörten sich alle. Ehrlich gesagt, verstand ich die Aufregung nicht. Ich dachte nur, was hätte sie ihm denn sonst geben sollen? Natürlich sagte ich nichts. In dem Aufsatz ging es um das Buch, das wir im letzten Monat gelesen haben. Es spielt in einem KZ. Ein paar Häftlinge verstecken heimlich ein Kind, damit es nicht vergast wird. Dann verrät jemand die Sache. Das Thema, über das wir schreiben sollten, hieß Du bist ein Mensch, beweise es. Was tut Ruppert? Er sucht sich den Verräter aus. Dabei hatten wir in der Stunde vorher besprochen, dass nur der Held für den Beweis infrage kommt. Für mich war die Fünf gerecht. Als er die Arbeit zurückbekam, meldete er sich sofort. Er wollte wissen, wieso, vor der ganzen Klasse. Die Rehwald sagte, er hätte sich die falsche Figur gewählt. Ruppert hielt den Aufsatz in die Höhe und rief, er könne lesen. Offenbar stand der Satz genau so darunter. Jeder andere hätte die Sache auf sich beruhen lassen, aber Ruppert ließ nicht locker. Er fragte die Rehwald, ob Feigheit keine menschliche Eigenschaft sei. Es wurde ganz still im Raum. Die Rehwald guckte starr vor sich auf den Tisch. Mir klopfte das Herz wie wild, als hätte ich die Frage gestellt, dabei kapierte ich sie nicht mal. Frau Rehwald sagte, ein Verräter sei kein Held. Sie umklammerte das Klassenbuch. – Ein Verräter ist kein Held, sagte sie noch einmal, wie ein Automat. Es war dermaßen unangenehm, ich schwitzte richtig mit ihr mit. Ruppert kippelte und rief, vielleicht kein Held, aber ein Mensch.

Das meine ich, immer muss er provozieren. So was finde ich schade. Ich glaube, er hat absichtlich die falsche Person in dem Buch gewählt. Manche Menschen wollen falsch denken. Sogar wenn alles eindeutig ist, wie in dem Buch. Bücher, bei denen man ewig rätseln muss, worum es überhaupt geht, hasse ich. Vor so was habe ich richtig Angst. Glücklicherweise sitze ich in Deutsch neben Lydia. Obwohl es mich verrückt macht, wenn sie bei Aufsätzen sofort wie wild zu kritzeln beginnt. Sieben Seiten, einfach so. Einmal war ich bei ihr zu Hause. Sie schläft mit Büchern im Bett, an der Wand hing ein Zettel: Alle Fragen, die aus der Welt entstehen, werden auch in der Welt beantwortet. Oder so ähnlich. Ich sagte, ist doch logisch. Sie war beleidigt. Wahrscheinlich hatte es einen Hintersinn. Um die Sache geradezubiegen, fragte ich, ob sie sich den Satz ausgedacht habe. Sie tippte sich an die Stirn und zeigte auf das Foto, das über ihrem Schreibtisch hing. Ein Schriftsteller aus Frankreich, den Namen habe ich mir nicht gemerkt. Er war hässlich wie eine Kröte, ich weiß nicht, wieso man sich so was aufhängt. Sie behauptet, sie würde später nach Paris gehen. Überkandidelt. Zum Schluss gab sie mir ein Buch mit, Der Schaum der Tage. Sie sagte, ich müsse es unbedingt lesen. Allein der Titel, und dazu der trostlose schwarze Einband. Ich fühlte mich schon verloren, bevor ich es überhaupt aufgeklappt hatte. Es liegt immer noch bei mir. Wenigstens ist es nicht dick.

– Der will bloß Aufmerksamkeit, sagt Michael, als ich ihm das mit dem Aufsatz und Ruppert erzähle. Er findet es genauso unlogisch wie ich, nicht den Helden zu nehmen. So ist es mir am liebsten. Wir liegen aufeinander. Michael hat mir die Hose doch nicht ausgezogen, jedenfalls nicht ganz. Er hat es vor allem auf meine Brüste abgesehen. Das ist mir recht. Es ist schön, ausgepackt zu werden. Im BH kommen einem die eigenen Brüste wichtiger vor. Er steht auf und zieht sich eine frische Unterhose an, legt die nasse zusammen und verstaut sie in seiner Tasche. Dann schafft er die zerknüllten Taschentücher zum Komposthaufen. Als er zurückkommt, entdeckt er einen Fleck auf der Steppdecke. Offenbar ist das untergelegte Handtuch verrutscht. So was regt ihn auf. Ich schlage vor, die Decke einfach umzudrehen. – Davon wird der Fleck wohl kaum verschwinden, Steffi! Er fängt an, wie wild daran herumzureiben. – Bei dem Blumenmuster fällt er doch gar nicht auf, sage ich. Michael schweigt. Dann kriecht er zu mir und küsst mich. – Ich bin stolz auf dich, sagt er. Der Satz ist mir ein bisschen peinlich, trotzdem sage ich, ich auch, und küsse zurück. Dann wäscht er unsere zwei Teetassen aus, ich trockne sie ab, und er stellt sie in die kleine Schrankwand zurück.

Julia Schoch

Über Julia Schoch

Biografie

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, lebt nach Aufenthalten in Bukarest und Paris als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Potsdam. Für ihr von der Kritik hochgelobtes Erzähldebüt „Der Körper des Salamanders“ wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Förderpreis...

Pressestimmen
Berliner Zeitung

„Ein luzides, vielstimmiges Buch über die Politik im einzelnen Leben.“

Deutschlandfunk Kultur "Buchkritik"

„Es sind die einschätzenden Kommentare, es ist die Klugheit des Blicks, das Julia Schochs Buch ›Schöne Seelen und Komplizen‹ über alle Ost-West Thematik hinweg zu einem präzisen, oft komischen, sehr lesenswerten Kommentar über das ganz normale Leben unserer Gegenwart macht.“

Berliner Zeitung

„Bereits die vorgeblich mündliche Geschichtsschreibung als Erzählprinzip des Romans ist ein künstlerisches Konstrukt. Die Autorin steuert sehr geschickt, wie sich die Erzählschichten ineinander schieben. Das liest sich verführerisch gut, weil es oft unerwartet geschieht.“

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„Bar jeder Ostalgie geht Schoch ans Menschliche und findet bestechend schöne Worte und Bilder für Individuen und ihre Gefühle, für vergangene Zustände und gegenwärtige, für das, was war, und das, was geblieben ist. Bis heute.“

FAZ

„Julia Schoch ist eine Virtuosin des Erinnerungserzählens, konziser Lebensrückblicke, mit deren Hilfe sie auf ebenso leichte wie kluge Weise unsere Gesellschaft zu porträtieren versteht, ohne vom Privaten abzugehen.“

RBB

„Elegant, anregend und einfach gut.“

Süddeutsche Zeitung

„Eine Ahnung von diesem Verschwinden – der Zukunft von allem, was ist – zieht sich durch sämtliche Erinnerungsstücke. Die ostdeutsche Herkunft ist darin ebenso gelöst wie die Gegenwart mit all ihren Krisen in der Mitte des Lebens. Dieses Gefühl zu vermitteln in einem ganz und gar anschaulichen, ja szenischen Schreiben, ist die Kunst Julia Schochs.“

Mitteldeutsche Zeitung

„Es ist ein Vergnügen, Julia Schoch zu folgen. (…) Ihre Alltagskompetenz verblüfft. Ihre Fähigkeit, Distanz zu halten.“

WDR2 Buchtipp

„Ein Buch ganz frei von dieser gefallsüchtigen Ostalgie. Es ist eines jener faszinierenden Bücher, das einen teilhaben lässt an einem Leben, das man vielleicht nicht selbst gelebt hat, aber so dass man sich ein bisschen besser in der Gegenwart einrichten kann und ein bisschen besser auskennt.“

Iserlohner Kreisanzeiger

„Beeindruckender Roman.“

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Klug und spannend.“

Rhein-Neckar-Zeitung

„Gerade in der Beiläufigkeit, mit der sich die große Geschichte in diesen Berichten widerspiegelt, liegt die Qualität des Buchs. Da wirkt nichts zugespitzt oder dramatisiert.“

Frankfurter Rundschau

„Schoch hat Tragödien eingebaut und kleine Geheimnisse. ›Schöne Seelen und Komplizen‹ ist ein nicht zuletzt sehr unterhaltsamer Roman, der in einer anderen Welt beginnt, in einem Paralleluniversum.“

Berliner Zeitung

„Julia Schochs neuer Roman ›Schöne Seelen und Komplizen‹ ist schlicht und ergreifend ein wunderbares Buch!“

Rbb Fritz Buchtipp

„Der Roman Schöne Seelen und Komplizen zeichnet ein schwungvoll geschriebenes Bild über emotionale Zustände junger Menschen zwischen den Wendejahren, der Melancholie und dem leichten Fluch der Vergangenheit.“

Dresdner Kulturmagazin

„Julia Schoch ist ein lesenswertes Porträt der Generation der heutige Mittvierziger gelungen, unprätentiös, kurzweilig und bei aller Melancholie doch auch mit Humor.“

WDR 5 Bücher

„Lakonisch und subtil beschreibt Julia Schoch, wie das Jahr 1989 das Leben der Schüler durcheinandergewirbelt hat und wie sie später damit umgehen. Ein kluger Roman über die Wendezeit und das Leben im Allgemeinen.“

Wiener Zeitung

„Unpathetisch, aber mit radikaler erzählerischer Wucht hat die Autorin diese Prosa-Mosaiksteine arrangiert, die sich (bewusst) nicht zu einem harmonischen Ganzen fügen.“

BÜCHER

„Beeindruckender, berührender Roman über verlorene Jugendträume und die Sehnsucht nach Freiheit.“

Ö1 Ex-libris

„Julia Schoch ist keine Epikerin. Sie ist eine Lakonikerin, eine Analytikerin von einzigartiger Intelligenz, Unbestechlichkeit und Klarsicht. Sie hat einen scharfen Blick für Einzelheiten, für das sprechende Detail.“

B5 aktuell "Neues vom Buchmarkt"

„(…) ein großes, ein ergreifendes Werk. Ergeht einem wahrlich nicht häufig so bei deutscher Gegenwartsliteratur, aber im Falle von Julia Schochs Roman ›Schöne Seelen und Komplizen‹ kann man gar nicht anders als zu jubilieren.“

Kommentare zum Buch
Neid
Bernd Dangelmaier am 13.07.2014

Ich habe es mir gerade so schön gemütlich gemacht, um das Buch zu lesen. Allerdings packte mich schon bei den ersten Zeilen nicht die Spannung, sondern die Wut. Wie kann man nur so einen Mist "verzapfen"! Wenn ich von Berlin nach Westen fahre, dann kann mich am frühen Morgen nirgends die Sonne blenden, ausgenommen im Rückspiegel. Ich werde trotz Frust weiterlesen. Hoffentlich bleibt dieser Schwachsinn einmalig.

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